p:^\c0 D i>P on iiENEffYÖRKBOTANICALGABPjf ARCHIV DEE PHARMACIE. Eine Zeitsclirift des aligemeinen deutschen Apotheker -Vereins, Abtheilung Norcldeutschland, Herausgegeben vom Directorium unter Redaction H. Ludwig. -XXI.^ JahF^Qg.''^ '• ^-*' ;, Im Selbstverlage des Vereins. In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S, 187L ARCHIV DER PHARMACIE. Zweite Reihe, OXLVII. Band. Der ganzen Folge CXCVII. Band. . ■ i i ■■' ■' Unter Mitwirkung der Herren 0. Christel, L. Enders, II. Euleuberg- , E. Hallier, E. Heiutz, II. Uöhu, M. Löhr, A. von Lösecke, Jul. Müller, E. Myliiis, E. Pleiffer, E. Keicluirdt, C. Schacht, B. Uiiger u. Herrn. Vohl, herausgegeben vom Directorium unter Redaction H. Ludwig. Im Selbstverläge des Vereins. In Commiäsion der IJuchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. 1871. M -fi \y :■ i.}f ■{ i^ ^ iS tT /T ¥■•% 17-/ ARCHIV DER P CXCVII. Bandes erstes Heft. A. Origiiialmittlieiluiigeii. I. Olieraie und Pliarinacie. ücber Mehlprüfimg. Von Dr. II er mann Ludwig, a. Prof. in Jena. Mehl (das Gemahlene sc. Getreide; farina, von far;) ist heutzutage ein bedeutender Handelsartikel geworden und desshalb häufig Gegenstand der Untersuchung auf Güte oder Ver- dorbenheit, Reinheit oder Verfälschtsein. Unter den verschie- denen Mehlarten sind für uns diejenigen des "Weizens und Roggens die wichtigsten und soll hier vorzugsweise auf sie näher eingegangen und von den übrigen nur dasjenige herbeigezogen werden, was zur Erkennung derselben in ihrem Gemenge mit den beiden Genannten dienen kann. In der neuesten Zeit sind die Proteins üb stanzen der Getrei- de arten einer gründlicheren Untersuchung unterworfen wor- den, deren Resultate hier berücksichtigt werden mussten. Die benutzten Schriften sind im Texte jederzeit angegeben worden , um dem tiefer eingehenden Leser die Mühen des Suchens zu ersparen. Doch verdienen besondere Erwähnung: Freih. v. Bibra, die Getreidearten und das Brot, Nürnberg 1860 und P. Bolley, Handbuch d. techn. ehem. Untersuchun- gen, 3. Aufi. 1865, die Jahresberichte von Liebig, Kop}) u. Will über Chemie, R, W a g n e r ' s Jahresb, f ehem. Tech- nologie und H. Ritthausens Untersuchungen über die stickstoffhaltigen Bestandtheile der Getreidearten im .Tournal für prakt. Chemie. ArrJi fl. I'liarrn. f.'XCVU. I'.flH. I. Ifft. l > ... j» £^ - .' ^ üeber Mehlprüfung. I. Weizenmehl. Die Bestandtheile des reifen Weizenkorns, wie es zur Mehlbereitung dient, sind: 1) Cellulosc; 2) Stärkemehl; 3) Gummi (Wei- zengummi, fällbar durch basisch essigsaures Bleioxyd, durch Jodwasser unveränd'erlich , ohne Ablenkungsvermögen auf polarisirtes Licht, ohne Wirkung auf Trommers' und Löwenthal's Probeflüssigkeit. Freiherr von Bibra, die Getreidearten und das Brod, S. 166); 4) Dex- trin (nach Peligot, Mitscherlich U.A., nicht nach Krocker und von Bibra). 5) Zucker. Nach F r e i h. v. B i b r a findet sich im besten frischen Weizenmehl, das, mit Wasser behandelt, diesem keine saure Beaction ertheilt, schon gäh- rungsfähiger sussschmeckender Zucker, welcher die Polarisa- tionsebene stark nach E, echt s dreht, Kupferoxyd stark redu- cirt, Löwenthal's Probe (Weinsäure, Eisenchlorid und kohlens. Natron; siehe Journ. f. prakt. Chem. 1858, Bd. 7.S, S. 71) tief braun färbt und bei Böttger's Probe das Wis- muthoxyd dunkelbraun bis schwarz färbt. Frh. v. Bibra schüesst aus seinen Versuchen (a.a.O. S. 163 — 166), dass der Zucker, welcher im Mehle des Weizens gefunden wird, nicht erst durch die Behandlung mit Wasser oder durch irgend einen Vorgang beim Mahlen erzeugt werde, sondern dass er bereits im Weizenkorne existire, Dass Krocker beim Ausziehen des Mehls mit Kalkwasser ihn nicht erhielt, erklärt v, Bibra daraus, dass der Kalk den vorhandenen Zucker weiter verändert babe. Ich erhielt aus frischen Weizenkörnern durch Ausziehen derselben mit Wein- geist im Auszuge neben Gliadin einen süssschmeckenden unkrystallisirbaren Syrup. 6) Fett, durch Aether ausgezogen, noch durch Farb- stoff gelb gefärbt und von dem eigenthümlichenMehl- gerucli, der sicherlich einem in geringer Menge vorhande- nen ätherischen Oele angehört. Das Weizenfett ist ölig, bei 15 ^E/. flüssig. Ueber Mehlpriifung. 3 Es besteht wohl zum grössten Theile aus Olein; ein seil wer es schmelzbares Fett ist demselben in geringer Menge beigemengt und scheidet sich auf der Oberfläche als erstarrter TJeberzug oder in krystallinischen Krusten ab. (F r. V. Bibra, a. a. 0. S. 222). Die Mengen des Fettes in den bei 40 bis 50^0. getrockneten Weizenkörnern betragen nach Versuchen von Bibra's in Weizen aus Deiitschland 1,40 bis 2,20 7o j in Weizen aus der Nähe von Edinburg 1,70 bis 2,25%, in solchem aus Russland 2,13 bis 2,30, in sol- chem aus Spanien 1,31 bis 2,70%, in solchem aus Algier 1,30 bis 2,40; in solchem aus Oberägypten 1,44 bis 1,80 und in solchem aus Australien 1,60%. Im Weizenmehle fand er 1,0 bis 1,4% Fett, in der Weizenkleie selten unter 37o> meist 3,6, 3,7, 3,8, ja bei Speltkleie 5,18% Fett (während Speltkörner aus Deutschland nur 1,3 bis 1,82% Fett lieferten). Der Keim ist mit diesem Oel reichlich durchdrungen ; ein Druck des Fingernagels auf einige abgelöste Keime, die auf weissem Papier liegen, genügt, um den Nagel fettig glänzend und im Papier einen Fettflecken zu machen. (R. Jacobi, Wagner's Jahresb. f. 1862 , S. 364). Dies kann ich bestäti- gen. (H. L.). Die Entfernung des ölhaltigen Keims vor dem V^ermahlen erscheint Jacobi unerlässlich. 7) Cholesterin, von Ritthausen zuerst in dem aus Aether auskrystallisirenden Theile des Fettes des Wei- zenklebcrs nachgewiesen (Journ. f. prakt. Chemie 88,145; H. Will's Jahresber. f. 1863, S. 544). 8) P f 1 a n z c n a 1 b u m i n (durch kaltes Wasser ausziehbar). 9) Glutenfibrin; 10) Gl utencasein; ]l)Gliadin (Pflanzenleim) und 12) Mucedin. Das Gemenge der vier zuletzt genannten stickstoffhaltigen, in kaltem Wasser unlösli- chen Proteinsubstanzen bildet den Wcizenklcber. (Vergl. Ri tth au scn, 'Journ. f. prakt. Chemie 99,462). Zu diesen organischen Bestandtheilcn kommen noch 13) die anorganischen Salze der Asche, im Gan- zen gegen 2% des lufttrocknen Weizens; darin vorzugsweise 1* 4 TJeber Mehlprüfung. P05,KO,MgO, mit kleinen Mengen v. NaO,CaO,Fe203,Si02, und SO 3; endlich 14) Wasser, gegen 14°/q des lufttrocknen Weizens. Mege Mourries entdeckte im Weizenkorn eine „em- bryonaire Membran" und eine lösliche Substanz, sein Cerealin, denen gleich der Diastase des Malzes die Fähig- keit zukommt, Stärkemehl in Dextrin und Zucker überzuführen. (Journ. d. pharm, et d. chim. mai 1860, tom. 37, pag. 336. Mit Abbildung eines vergrösserten Durchschnittes des Wei- zenkorns. Auch schon in Liebig - Kopp's Jahresb. f. 1853, S. 757; f. 1854, S. 794, f. 1856, S. 809. Wagner's Jahresb. über ehem. Technologie f. 1857, S. 238). Einen Ueberblick über das quantitative Verhältniss der Bestandtheile des Weizenkorns geben die folgenden Zah- len, welche das Mittel sind aus 14 von Pel iget angestellten Analysen (v. Bibra, S. 138): 1,7 Proc. Cellulose, Stärkemehl, lösliche stickstofffreie Substanzen (Gummi, Zucker), „ stickstoffhaltige Substanz (Pflanzenalbumin), in Wasser unlösl. stickstoffhalt. Substanzen (Kleber), fette Substanzen, Aschenbestandtheile, Wasser. 100,0 Peligot nimmt die Grenze der regelmässigen Schwan- kungen des Stickstoffgehaltes, ebenso wie von Bibra zwischen 1,7 bis 2,5 % an, welches 2,1^0 im Mittel giebt; Reiset nimmt 2,08 7o N im Mittel an. Oudemans fand in 100 Theilen der lufttrocknen Weizenkörner: (Mulder, Chemie des Bieres, 1858, p. 52. Wagner's Jahresb. d. ehem. Technologie 1858, S. 278) 59,7 » 7,2 }> 1,8 }} 12,8 )> 1,2 }} 1,6 » 14,0 )j 57,00 >} 4,50 >} 0,26 jj 1,55 }) 0,42 j) 9,27 !) 1,40 » 1,80 )} 1,70 }) 16,00 )} Ueber Mcblprüfuug. . 5 6,10 Proc. Zellenstoif, Stärkemehl, Dextrin (nach von Bibra's Ansicht Gummi), coagulirbares Eiweiss, zweier in Wasser löslicher, nicht coagulirbarer Eiweisssto ffe, Glutin, unlöslich in Wasser, lösl. in Weingeist, unlösliche Eiweissstoffe (Pflanzenfibrin), extractgebende und andere Stoffe, Fett, Aschenbestandtheile, Wasser. 100,00. Die bedeutende Differenz in den Angaben von Pel ig ot und Oudemans in Betreff der Zellstoffe und des Gummis iot davon abzuleiten, dass, wie ich mich überzeugt habe, die Hüllen des Weizenkorns eine durch Kalilauge zu Schleim aufsch wellende Substanz enthalten, welche bei Peligot als Gummi erscheint, bei Oudemans aber noch zu den Zellenstoffen gezählt wird. J. Reiset untersuchte 20 verschiedene Weizensorten auf ihren Gehalt an Wasser, Stickstoff, Kleber und Asche und fand in den lufttrocknen Körnern 12,81 bis 16,51 ^o Wasser, 1,71 bis 2,87% Stickstoff, 10,68 bis 17,937o Kleber und 1,61 bis 2,1 9 7o Asche (v. Bibra, a. a. 0. S. 227). W. Mayer (im Münchener Laboratorium 1857) fand in 100 Th. Weizen: höchstens, wenigstens, im Mittel Wasser 14,33 10,97 12,96 Proc. Stickstoff 2,02 1,65 1,92 „ Phosphorsäure 1,025 0,808 0,938 „ Dr. A. C. Oudemans jr. (über die chemische Zusam- mensetzung der Kleien, Donders' und Berlin's Arch. f. d. holländ. Beiträge zur Natur- und Heilkunde, Bd. 1, S. 405 — 414; daraus im Chem. Centralblatt 1858, S. 727 — 730) land in den W c i z e n k l c i c n : Ueber Mehlprütung. Kleien Kurzkleien Grieskleien (kort) (grind), Cellulose 30,80 27,21 25,980/o Stärkemehl 26,11 29,74 29,31 „ Dextrin 5,52 5,24 5,71 „ Eiweissstoffe 13,46 12,68 15,41 „ Fette 2,46 2,88 3,88 „ Aschenbestandtheile 6,52 6,26 4,99 „ Wasser 14,07 14,27 14,40 „ - Verlust 98,94 98,28 99,68 „ 1,06 1,72 0,32 „ 100,00 100,00 100,00 ., GesammtstickstofF 2,07 1,95 2,37 „ Die Beobachtung-, dass gegen die äussere Hülle des Kornes hin sich die Menge der stickstoffhaltigen Bestand theile vermehre ist von Payen zuerst gemacht worden (v. Bibra, a. a.O. S.149). Analysen von Weizenmehl, ausgeführt durch von Bibra (a. a. 0. S. 193). Feinstes Mehl Grobmehl Andere Sorte aus d. Wiss'schen ebendaher feinsten Mehles Kunstmühle Stärkemehl 63,642 61,794 65,337 Proc. Gummi 6,250 6,500 5,822 „ Zucker 2,335 2,350 2,307 „ Pflanzenalbumin 1,340 1,457 1,380 „ „ casein 0,370 0,280 0,420 „ „ fibrin 5,190 5,040 5,173 „ „ leim 0,760 0,470 0,873 „ Durch Kneten nicht ausscheidbare stick- stoffhaltige Substanz 3,503 6,601 3,070 „ Fett 1,070 1,258 1,173 „ Wasser und Asche 15,540 14,250 14,445 „ 100,000 100,000 10t),000 Totalstickstoffgehalt 1,730 2,045 1,692 Eiweissst. insgesammt 11,163 13,193 10,916 J. A. Barral (Wagners Jahresb. über ehem. Techn. f. 1863, S. 434) untersuchte Weizen und Weizenmehl auf den Stickstoff- und Klebergehalt. Während 100 Th. trock- ner Weizen über 2 Proc. Stickstoff oder über 12,5 Proc. Ucber Mchlpiüt'ung. 7 Kleber enthalten und das Minimum des Stickstotfgehaltes von mehr als 150 analysirten Sorten 1,54^/oN betrug, ent- hielten folgende Sorten Pariser Weizenmehl; N Kleber Bestes Mehl vom Bäcker gekauft 1,16 7,25 Procent Anderes gutes Mehl 1,11 1,42 1,74 1,96^0 N, entsprechend 6,96 8,88 10,87 12,25 7^ Kleber; ein Mehl: type Paris 1,61% N, entsprechend 10,06% Kleber und feinste Sorte Pastetenbäckermehl 1,87% N entspr. 11,69% Kleber. In vollständig ausgemahlenem Mehle fand sich nur eine Klei- nigkeit weniger als 2 % N. In allen M e h 1 s o r t e n des Handels findet man weniger Stickstoff und mehr Wasser als im Weizen; die Verminderung des Stick- stoffgehaltes beträgt über '/^, und da man in Frankreich nur 70 Proc. des Weizens an Mehl gewinnt, so kann man anneh- men, dass dabei die Hälfte der ]S^ährstoffe des Wei- zens dem Menschen verloren geht. — E. Monnier (J. H. Wagner's Jahresber. über ehem. Technologie 1858 S. 279) empfiehlt das übermangansaure Kali bei der Prüfung von Mehl. Dabei liegt dieselbe Reaction zu Grunde wie bei der Milch, dass nemlich d. stick- stoffhaltigen Substanzen, wie Albumin, Casein, Fibrin, Pflan- zenleim, das KOjMn^O'' zersetzen, während die stickstofffreien org. Substanzen wie Dextrin , Traubenzucker u. s. w. nicht darauf wirken. Ausserdem wird noch der Umstand benutzt, dass die stickstoffhaltigen Subst. sich in verdünnter Salzsäure auflösen. Man benutzt dabei eine gewisse Mehlsorte, in der man ein für allemal den N- Gehalt bestimmt u. d. man, vor Feuchtigkeit geschützt, in verschlossenen Glä- sern aufbewahrt, zum Vergleich. Man nimmt 0,.S Grm. die- ses Mehls, bringt es in einen Kolben, setzt verdünnte Salz- säure zu und kocht einige Minuten lang. Andi'erseits nimmt man (),'.i Grm. des zu prüfenden Mehles und unterwirft es derselben Behandlung. ^lan bestimmt sodann die Volume v und v' der Lösung dos übermangansauren Kalis, welche man den beiden Flüssigkeiten hinzufügen muss, um dieselbe röth- liche Farbe zu erhalten. Der Stickstoffgehalt x des M-ohlos 8 lieber Mehlpriifung. ergiebt sich dann, wenn a der Stickstoffgehalt des zum Ver- gleich dienenden Mehls bedeutet, aus der Proportion - — = Ol V Es ist angemessen, für beide Mehlsorten gleiche Volume Salz- säure anzuwenden und die beiden Proben gleich lange zu kochen. Aus dem gefundenen Stickstoff kann man die Menge der stickstoffhaltigen Substanzen, da deren Stickstoffgehalt ziemlich gleich ist, berechnen. Bestimmt man dann noch durch Austrocknen den procent. Wassergehalt des Meh- les und zieht denselben nebst dem procent. Gehalt der N hal- tigen Stoffe von 100 ab, so ergiebt der Eest den procent. Gehalt an Särke und den übrigen N freien Substanzen. Auch in den Hülsenfrüchten kann der Gehalt an Stickstoff halt. Körpern nach dem beschriebenen Verfahren bestimmt werden. Der Weizenkleber und seine Gemengtheile. J. B. Beccari (Prof. d. Med., Anatomie und Chemie am Institut zu Bologna, geb. 1682, gest. 1766) zerlegte zuerst das AVeizenmehl durch Kneten desselben mit kaltem Wasser in Stärkemehl und Kleber (Beccari's Gluten), frisch eine elastische trocken hornartigwerdende Masse , die von Taddei (1820) weiter in einen in Weingeist lösl. Theil (Gliadin) und in einen darin unlösl. Theil, das Zymom, geschieden wurde. Die weitere Untersuchung dieser Kleber- bestandtheile wurde von Saussure, Berzelius, Bous- singault, Dumas und Cahours, B. Günsberg und in neuster Zeit von H. Bitthausen vorgenommen.*) W. Mayer (Verhältnisse der Phosphorsäure zu dem Stickstoff in einigen Samen, Ann. Chem. Pharm, 1857, 101, 129 — 169) stellte durch zahlreiche Ana- lysen fest, dass die Existenz der Ei weis Stoffe in den *) McM bloss aus dem Mehle von Triticum sativum seu vul- gare erhält man Kleber, sondern auch aus Mehl von Triticum Spelta (Dinkel), Tr. durum, Tr. monococcum (Einkorn) und Tr. dicoccum; aber nicht aus Eoggen-, Gerste- und Hafermehl (Schwerdt- feger). üeber Mehlprül'uug. 9 Samen namentl. d. Weizen bedingt sei durch die Gegenwart der p h s p h or s. Salze. Zwischen beiden bestehen genau bestimmte Verhältnisse, so dass mit Zunahme der Menge der EiweissköqDer eine proportionale Zunahme der Menge der P0°, resp. der phosphors. Salze stattfindet. — Schon Y a u q u e 1 i n gab ein Verfahren an, Weizen- mehl zu analysiren. Zunächst wird dasselbe gesielbt, zur Absonderung der noch darin befindlichen Kleie; dai'auf wird der Wassergehalt durch gelindes Austrocknen be- stimmt. Den Gehalt an Kleber erfährt man, indem das Mehl mit ein wenig Wasser zum steifen Teige angemengt und dieser dann, in ein Tuch gebunden, unter einem feinen Wasserstrahle so lange geknetet wird, bis alles Stärkemehl ausgewaschen ist. Darauf trocknet und wiegt man den klebri- gen, fadenziehenden Eiickstand im Tuche. Wird der Kleber zuerst mit starkem, dann mit schwächerem Wein- geist ausgekocht, so bleibt ein Rückstand von Pflanzen- fibrin; die heisse weingeistige Flüssigkeit scheidet beim Erkalten Flocken von Pflanz encas ein aus und wenn sie nun filtrirt bis zur Syrupsdicke abgedampft und mit Wasser gemischt wird, so schlägt sich Mucin nieder, welchem noch ein butterartiges Fett beigemischt ist, das man mit Aether auszieht. Aus dem Wasser, welches zum Waschen des Weizen- teigs gedient hat, setzt sich in der Euhe das Stärkemehl ab ; die davon abgesonderte Flüssigkeit scheidet beim Erhitzen einen Schaum ab, gebildet aus Pflanzenei weiss. Die filtrirte Flüssigkeit enthält Gummi, Dextrin und Zucker gelöst, welche durch Abdampfen derselben erhalten w^erden. (Liebig, Poggendorff" und Wöhler's Handwörtcrb. d. reinen und angewandten Chemie. 5. Bd. 1851, S. 149, Artiivcl Mehl, bearb. von Weppen). Rivot (Profess. k l'ecole imper. d. Mines; Note sur l'examen des farines et des pains; Ann. chim. phys, 3.ser. tom.47, mai 1850, pag.50 — 93; Wagners Jahresb. üb. chemische Technologie f. 1857, S. 220) empfiehlt zur Prüfung des Wei- zenmehls ebenfalls eine mechanische Scheidung des 10 üeber Mehlprüiung. Weizenklebers. Gutes Weizenmehl giebt nach ihm schnell eine reichliche Menge elastischen Klebers, der getrocknet hornartig und ziemlich hellgefärbt erscheint. Seine Menge beträgt in den guten Weizenmehlsorten 9 bis 11 Proc, also im Mittel 10 Proc. vom Gewicht des lufttrockenen Mehles; der Wassergehalt des letzteren beträgt 13 bis 17, im Mittel also 15 Proc, wenn das Mehl bei 110"^ Gels, ausgetrocknet wird. Mehl, welches eine Gährung erlitten hat, lie- fert einen Kleber, der nicht elastisch ist, sondern in einzelne Kr iim eichen zerfällt und nach dem Trocknen viel dunkler gefärbt ist. Auf dem Stärkemehl gegohrener Mehlsorten schlägt sich ein gefärbter Absatz nieder, der viel leichter in Gährung übergeht, als der bei gutem Mehl gebildete. Zur Abscheidung verwendet man 100 Grm. Mehl, das man, in Leinwand gebunden, unter Wasser knetet. Das mil- chig ablaufende Wasser lässt man auf ein feines Haarsieb laufen, das in einer grossen Porzellanschale steht. Auf dem Siebe bleiben Kleie und fremdartige Stoffe, in der Leinwand der Kleber zurück, und aus dem Wasser setzt sich die Stärke ab. Einzelne Kleberth eilchen, die durch die Leinwand gedrückt wurden, liest man aus der Kleie im Siebe aus und vereinigt sie mit dem übrigen Kleber, der bei 115 bis 120^0. getrocknet wird.*) Vauquelin hatte aus Weizenmehl höchstens 14 bis 15 Proc. und wenig^^ens 8 bis 7 Proc. trocknen rohen Kleber erhalten, ja Barruel und Orfila nur 5,5 Proc; in Dumas' Analysen schwankt der Klebergehalt zwischen 8 bis 23 Proc Henry erhielt im Mittel von 30 Versuchen aus Weizenmehl 10,25 Proc. rohen Kleber, was mit ßivot's Angaben stimmt, Milien betrachtet es als einen nicht selten vorkommenden Fall, dass unverfälschtes Weizenmehl nur 9' bis 6 Proc. Kleber liefert. (Liebig - Kopp's Jahresb. für 1854 S. 790, wo auch eine An- zahl Weizenanalysen, von Milien ausgeführt, raitgetheilt sind). *) 100 Th. trockner We izenhülseu (nicht mit Cellulose zu verwechseln) entsprechen nach Wetzel u, Haas 200 Theilen gewöhnl. Weizenkleie. {Bolley). ücbcr Mchl])rütuiig. 11 H. ßitthausen's Untersuchung-en über die B estandtheile des Weizenklebers (Journ, f. prakt. Chemie. Bd. 85, S. 193; Bd. 86, S. 257; Bd. 88, S. 141 ; Bd. 91, 296; Bd. 99, S. 462; daraus in H. Will's Jahresb. über die Tortschr. d. Chemie Jahrg. 1862, 1863, 1864 und 1866) haben sehr viel zur näheren Kenntniss dieser Pflan- zenalbumide beigetragen. Nach Bitt hausen erhält man aus gutem Weizenmehl 7,7 Proc, trocknen Kleber. Die Zer- legung desselben in seine Bestandtheile gelingt am besten in folgender Weise: Man behandelt den frisch dargestell- ten, gut ausgewaschenen Kleber bei gewöhnlicher Tem- peratur mit einer 0,1 bis 0,15 procentigen Lösung von Kalihydrat (auf 100 Grm. Kleber nimmt man 3 bis 4 Grm. Kalihydrat) und versetzt die nach mehrtägiger Buhe von ■ den Celluloseresten und ungelöstem Stärkemehl abgegossene Lö- sung mit einem geringen Ueberschusse an Essigsäure. Der abgeschiedene und von der überstehenden Flüssigkeit getrennte Kleber wird nun ohne alle Erwärmung succes- sive mit 60 procentigem und 80 procentigem Wein- geist, dann mit absolutem Alkohol, schliesslich mit Aether erschöpft und im leeren Baume getrocknet. Die hierbei gewonnenen weingeistigen Lösungen enthalten (nach dem Abgiessen von dem in der Buhe sich absetzenden Stärkemehl) neben Pflanzenlei ra (Grliadin), noch Mucin (jetzt Mucedin genannt) und Pflanzenfibrin (jetzt Glu- tenfibrin genannt). Der im kalten Weingeist unlösliche Theil ist Paracasein (jetzt Glutencasein geheissen), das zur weiteren Beinigung in sehr verdünnter Kalilösung (auf 1 Th. Kleber 0,4 Th, Kali) zu lösen, aus der klar filtrir- ten Lösung mit Essigsäure zu fallen und mit Wasser und Weingeist zu waschen ist. — Zur Isolirung des Glutenfibrins destillirt man die in der Kälte erhaltenen weingeistigen Klebcrausziige bis auf die Hälfte ab und behandelt die nach dem Erkalten abge- schiedene bräunlichgelbe Masse mit absolutem Alkohol (der Pflanzenleim, Mucedin und etwas Eett aufnimmt), dann mit Aether. Die getrocknelc Substanz wird nun iu wenig 12 lieber Mehlprüfung. 60procent. heissen Weingeist gelöst, der beim Erkal- ten sich ausscheidende Theil von Neuem in Weingeist gelöst, die sich nun zuerst absetzenden Flocken von noch etwas vor- handenem Glutencasein abfiltrirt und das etwas concentrirte Filtrat stark abgekühlt, wo nach einigen Tagen das Gluten- fibrin sich als zähe bräunlichgelbe nach dem Trocknen horn- artige Masse abscheidet, die durch mehrmahges Lösen in 70 procent. Weingeist noch zu reinigen ist. — Die weingeistigen Mutterlaugen enthalten nun noch das Mucedin und Gliadin (den Pflanzenleim), neben Eesten von Glutenfibrin; beim Verdampfen hinterbleibt das Gemenge firnisartig. Man behandelt die trockne Masse mit Aether, löst das Hinterbleibende in 60 bis 70 procent. Weingeist, trennt die beim Erkalten sich bildende Ausscheidung (Rest von Glutenfibrin) und vermischt die Lösung mit sehr starkem Weingeist; es entsteht ein flockiger Niederschlag vonMucedin, während' das GHadin grösstentheils gelöst bleibt. Durch mehrmalige Wiederholung dieses Verfahrens wird das Mucedin gereinigt. Durch Eindunsten der weingeistigen Mutterlaugen erhält man das Gliadin, welches gewöhnlich noch etwas (gegen 0,26 °/o) Asche beim Verbrennen hinterlässt. Das Glutencasein bildet nach sorgfältigem Trocknen eine voluminöse weissgraue erdige Masse, die sich weder in kaltem, noch in siedendem Wasser löst, aber bei längerer Berührung damit, in der Siedehitze sogleich in eine unlösliche Modification übergeht, Weingeist oder verdünnte Essigsäure wirken beim Erwärmen ähnlich, unter theilweiser Lösung. In essigsaure- oder weinsäurehaltigem Weingeist ist es lösli- cher und wird durch Alkalien daraus wieder vollständig gefallt. Sehr verdünnte Alkalien lösen es ohne Zersetzung zu klaren bräunlichgelben, beim Stehen an der Luft sich trü- benden Flüssigkeiten, welche durch Salze der Schwermetalle flockig gefällt werden. Kupfervitriol erzeugt in diesen Lö- sungen einen blauen Niederschlag, der sich in überschüssigen Kali mit violettblauer Farbe löst. Die procentische Zusam- mensetzung des Glutencaseins : Ueber Mehlprüfung. 13 C51,0, H=:6,7, S = 16,l, = 25,4, S = 0,8%. Glutenfibrin, Eine im frischen Zustande zähe, bräun- lichgelbe, nach dem Trocknen hornartige Masse, unlöslich in Wasser. Durch Kochen damit wird es theil weise zersetzt oder in eine in "Weingeist, Essigsäure und Kali unlösliche Modification verwandelt. Aus der Lösung in heissem Wein- geist scheidet es sich beim Erkalten fast vollständig wieder ab und die Lösung in kaltem Weingeist sondert beim Ver- dunsten eine sich stets erneuernde weiche Haut ab; eine Eigenschaft, die weder dem Mucedin, noch dem Gliadin zu- kommt. Die klare bräunlichgelbe Lösung des Glutenfibrins in verdünnter Essigsäure wird durch Alkalien in weissen, beim Stehen zu einer zusammenhängenden Schicht sich ver- einigenden Flocken gefällt. Ebenso wird die Lösung in ver- dünnten Alkalien durch Säuren wie durch Metallsalze flockig gefällt. In Ammoniak quillt es zu einer durchsichtigen Gal- lerte auf. Elementai'zusammensetzung: = 54,31, H = 7,18, N = 16,89, 0= 20,61, S = 1,01. — Mucedin ist im frischen Zustande gelblichweiss, schlei- mig, seideglänzend, nach dem Trocknen rissig, bröcklich und spröde. Leicht löslich in 60 bis 70 proc. Weingeist und daraus durch 90 proc. Weingeist in Elocken fällbar. Auch in Säuren und Alkalien zu klaren Flüssigkeiten löslich, die beim Keutralisiren das Mucedin wieder fallen lassen. Im frischen Zustande lässt es sich mit Wasser zu einer trüben Flüssigkeit zertheilen, die sich in der Ruhe wieder klärt; in der Siedehitze trübt sich das Wasser milchig, in- dem das Mucedin nach und nach in ein unlösliches und ein lösliches Product zerfällt. Elementarzusammensetzung: = 54,11, II = 6,90, N = 16,63, = 11,48, S= 0,88.— Gl^adin (Pflanzenleim). Lässt man eine gesättigte weingeistige Lösung dess. in flachen Gefässen bei gew. Temp. über conc. Schwefelsäure verdunsten , so löst das hinterblei- bendc Gliadin sich in dünnen durchsichtigen Plättchen los. Die nur wenig Substanz enthaltende, kalte, wässrigc Lösung dess, wird durch Gerbsäure flockig gefällt. Bleiessig, llgOl u. ZnO, SO ^, HO wie AgO, IsO-' bewirken nur schwache Trübung. In der 14 Ueber Mehlprüfung. heiss gesättigten Lösung bewirken ZnO, SO^ und Hg^O^ISTO^ stäi-kere Trübung. In salzhaltigem Wasser ist das Gliadin schwerlöslich oder unlöslich. Mit Weinsäure und besonders mit Essigsäure, Kali und Natron (weniger mit Ammoniak), auch mit Kalk- und Barytwasser giebt es klare Lösungen. Die Lösung in Kali wird durch die meisten Metallsalze flockig gefällt; aus der essigs. Lösung wird durch Metallsalze unverändertes Glia- din abgeschieden; HgCl fallt nicht, wohl aber Hg^O, NO^. Alkohol. Gliadinlösung wird durch HgCl und Fe^Cl^ nur getrübt, durch IIg^O,NO^ jedoch gefällt. In conc. HCl löst sich das Gliadin in der Wärme zu einer klaren bläulich gefärbten Flüssigkeit. Verdünnte PO^ bildet in der Siedehitze eine trübe Lösung, aus welcher das GKadin sich beim Erkalten wieder abscheidet. Mit conc. HO, SO^ und Zucker entsteht vorübergehend eine gelbe und rothe und nach V4 bis ^/g Stunde eine violette Färbung, Eine solche ist nur beim Kochen einer heiss gesättigten essigs. Gliadinlösung mit Kali und wenig CuO,SO^ wahrnehmbar. Erhitzt man die Gliadinlösung mit (nahezu mit H^N neu- tralisirtem) schwefeis, Fe^O^, so entsteht wie mit thierischem Leim ein orangefarbiger oder bräunlicher l^iederschlag. Die Elementaranalyse des Gliadins ergab: C = 52,6, H = 7,0, 'N == 18,06, = 21,49, S = 0,85o/o. (H. Eitthausen). Auf die Zähigkeit und Elasticität des Klebers ist von dem Pariser Bäcker Boland ein Instrument, das Aleuro- meter (Mehlgütemesser) gegründet worden. Dasselbe besteht in einem 15 Centimeter langen, 2 — 3 Centimeter wei- ten Kupfer - (oder Messing -) Cylinder, der unten einen wegzu- nehmenden Boden, "oben einen durchbohrten Deckel hat, durch welchen ein senkrechter, in 25 Grad eingetheilter, leicht ver- schiebbarer Stab (ein leichtes Piston) geht, an dessen unte- rem Ende sich eine der Cylinderweite entsprechende Platte befindet. Zwischen dieser Platte und dem Boden des Cylin- ders ist ein hohler Eaum von der Höhe der Scala, zur Auf- nahme des Klebers bestimmt. Diese Vorrichtung hängt in Ueber Mehlprüfung. 15 einem mit Oel gefüllten, mit einer Weingeistflamme heizba- ren Gefasse, 30 Grm. Weizenmehl werden mit 15 Grm. Wasser in einer Untertasse gemengt, Y2 ^is eine Stunde stehen gelas- sen, damit der Kleber quelle, dann in der Hand geknetet und zu dem Teige wird gleichzeitig ein dünner Wasserstrahl fliessen gelassen, bis der Kleber sieh ausgeschieden hat, den man stark zwischen den Fingern presst, dann die noch feuchte Masse wiegt. (Guter Kleber kann beinahe doppelt so viel Wasser chemisch aufnehmen, als sein eigenes Gewicht im trocknen Zustande beträgt.) 7 Grm. desselben werden, zu einer Kugel geformt, in den unteren Theil des mit Oel aus- geriebenen Cylinders gebracht. Das Oel wird auf löO'^C. (bis 210<'C.) erhitzt, sodann der Mctallcylinder einhängt. Man erhitzt 10 Minuten lang und best dann den Grad an dem senkrechten Schieber ab , bis zu welchem dieser über den Deckel des Gefässes hinaufgeschoben worden ist. Ein Mehl, dessen Kleber sich dabei gar nicht bis zu der Schieberplatte aufbläht, taugt gar nicht zum Backen; je weiter aber der Schieber gehoben wird, desto besser ist das Mehl. Dui'ch die Verdunstung des Wassers aus dem eingeschlossenen feuchten Kleber wird dieser aufgebläht; die Vergrösserung beträgt das 2 — bis 6 fache des ursprüngl. Volums des Klebers und ist proportional der Qualität des entsprechenden Mehles. (Bolley, Handb. d. techn. ehem. Unters. 3. Aufl. 1865, S.467; Payen's Handb. d. techn. Chem. bearb. v. St oh mann und Engler, 1870, Bd. II, S. 1G4). Die Hygroskopie des Mehles hängt mit dem Kleber- gehalt desselben zusammen. Man untersucht dieselbe, indem man das Mehl 12 Stunden lang bei 30** trocknet, dann wägt und fünf Tage lang an einem feuchten, kühlen Orte aufbe- wahrt. Die Monge des absorbirten Wassers entspricht der Monge des Klebers und der Beschaffenheit desselben, Gutes Weizenmehl und die am besten gebeutelten Mehle sind die am meisten hygroscopischen. — Ein feuchtgewordenes Mehl untersuche man, ob es Spuren von Gährun g od er von Pilzen zeigt; findet 16 lieber Mehlprüfung. man ammoniakaliscLe Salze, so ist dies das Zeichen einer Zersetzung. (Martens, Gang der Mehlprüfung, Wag- ner's Jahresb. über ehem. Technologie f. 1856, S. 198). Ein verdorbenes Mehl zeigt einen stark verän- derten Geruch, scharfen unangenehmen Ge- schmack, oft eine ins Mattröthl iche ziehende Farbe, Veränderung des Klebers (die übrigens auch durch die beim Mahlen eingetretene Erhitzung des Mehles bewirkt worden sein kann) und Sporen von Pilzen. (Bolley). Bei der trocknen Destillation des Klebers, Albumins und Legumins erhält man ein alkalisches Destillat, bei derjenigen von Amylon, Cellulose u. a. stickstoff- freien Bestandth eilen des Mehles hingegen ein saures. Aus Gemengen beider Bestandtheile , wie es die Mehlsorten sind, wird man nun bald ein neutrales, oder alkalisches, bald ein saures Destillat erhalten, je mehr von den stickstoffhalti- gen ;oder im Gegentheil von den stickstofffreien Bestandthei- len darin vorkommen. (Rodriguez, Journ. f.' prakt. Chem. Bd. 49, S. 240). Prüfung auf Legumingehalt des verdächti- gen Mehles. Die vom Stärkemehl getrennten kaltbereite- ten wässrigen Mehlauszüge von der Kleberabscheidung wer- den nach Martens mit Essigsäure schwach angesäuert. Das Pflanzenalbumin des Weizenmehls wird hierdurch nicht gefallt, wohl aber das aus Bohnen-, Erbsen- und Linsenmehl aufgenommene Legumin. Das Wasser darf zu diesen kalten Auszügen nicht mit Ammoniak ver- mischt werden, weil es hierdurch zu schleimig wird und sich der Auszug nicht mehr filtriren lässt. (Zuviel Essigsäure löst das gefällte Legumin wieder auf). Um sich zu vergewissern, dass dieser Niederschlag aus Legumin bestehe, trocknet man nach Dumas denselben, zieht ihn mit wenig Ammoniakflüssigkeit aus, erhält die Lö- sung einige Zeit bei 90 bis lOO'^C., überhaupt so lange, bis sie ihren Ammoniakgeruch verloren hat, und vermischt die noch heisse Flüssigkeit mit Kalkwasser. Ist Legumin vorhanden, so entsteht selbst bei Abschluss der Luft eine Uebe'- Mehlprüfung. 17 weisse Trübung und ein ebensolcher Niederschlag von Legumin- kalk. Mit Bleiessig giebt jene Leguminlösung einen in Essigsäure löslichen Niederschlag. Nach L Guy et bildet das Legumin der Bohnen nach dem Trocknen auf dem Filtrum eine dünne, glänzende, durch- sichtige Haut, welche, nacheinander mitNü^- und H^N dämpfen behandelt, eine canaricngelbe Farbe annimmt. Dasselbe ist nach Martens auch mit dem Legumin des Buch- weizens der Fall. (Journ. f. prakt. Chemie 1850, Bd. 50, S. 363 — 375). Ueber Bevalenta arabica von Du Barry in London vergl. Wittstein's Taschenb. d. Geheimmittellehre 18G7, S. 143. (Mehl von Leguminosensamen). A. C, u d e ra a n s j r. Methode der Bestimmung von Cellulose, Amylum und Dextrin in den Wei- zenkleien. (Chem. Centralblatt f. 1858, S. 728). Man be- handelt Gerstenmalz fmit kaltem Wasser und filtrirt den Auszug; das Filtrat bringt man mit den Kleien zusammen, erwärmt auf 70''C. und liigt, nachdem das Amylum gänzlich oder doch zum grössten Theile verwandelt ist, zu 4 Theilen der Flüssigkeit 1 Theil einer Lösung, die aus 5 Th. Wasser und 1 Th. Aetzkali besteht. Man erwärmt nun während einiger Minuten und filtrirt. Die Umwandlung des Amylum ist meistens schon durch den Einfluss der Diastase zu Stande gekommen, und in dem Falle ist es zur Entfernung der Eiweiss- körper hinreichend, das unaufgelöst auf dem Filter Hinter- bliebene mit einer erwärmten verdünnten Kalilösung auszu- sjtülen; in einigen Fällen aber bietet ein kleiner Theil des in den Zellen enthaltenen Amylum der Umwandlung hart- näckigen Widerstand und wird erst durch nachfolgende Er- wärmung mit verdünntem Kali entfernt. Hat man nun durch Malzinfusum und Kalilösung Amy- lum, Dextrin und Eiweisskörper entfernt, so wird das Unge- löste auf ein Filter gebracht und hintereinander mit Essig- säure, kochendem Wasser, Act her und Alkohol behandelt, dann die hinterbleibende reine Cellulose bei massiger Arrh. d. Pbarm. OXCVII. r.iU, l. lUt. 2 18 Ueber Mehlprüfung. Temperatur getrocknet und endlich, in ein Eeagenzgläs- clien gebracht, bei 130*^C. getrocknet und gewogen. Die Amylum- und Dextrin-Menge wird nun wie folgt bestimmt: Ein Theil der Kleien wird mit kaltem Was- ser extrahirt, der wässrige Auszug während einer halben Stunde mit verd. Schwefelsäure gekocht, genau mit Kali gesättigt, durch Behandlung mi't etwas frischgeglühter Thier- kohle entfärbt, filtrirt und bis zu einem, bestimmten Volumen verdünnt, ifun bestimmt man die Zucker menge durch eine Kupfer - Probeflüssigkeit von bekanntem Gehalt und berechnet daraus die Dextrinmenge. Ein anderer Theil Kleien wird so lange mit verdünnter Schw^efelsäure gekocht, bis alles Amylum in Zucker verwan- delt ist und dann die Summe vom Amylum, Dextrin und der theilweise in Zucker verwandelten Cellulose bestimmt. Man suche nun die Menge der zurückgebliebenen Cel- lulose und des durch Verwandlung von Amylum, Dextrin und einer gewissen Menge Cellulose entstandenen Zuckers. Da nun Dextrin, Amylum und Cellulose dieselbe Formel haben, so kann man aus der gefundenen Zuckermenge berechnen, wie viel Amylum, Dextrin und Cellulose zu gleicher Zeit ver- wandelt ist. Man kennt nun schon aus dem vorhergehenden Theile der Untersuchung die Menge des Dextrins und der Cellulose, woraus sich die Menge der verwandelten Cellulose ergiebt. Das Amylum wird dalier nach Abzug der beiden in Zucker verwandelten Stoffe gefunden. — Das Stärkemehl des Weizens. Nach Schieiden sind die Körher des Weizenstärke- mehls, wie bei den 3 übrigen bei uns einheimischen Cerealien, charakteristisch ungleich in ihrer Grösse. Neben einer kleineren Anzahl grösserer, kreisrunder, linsenförmiger Körner (bei denen Schichten und Centralhöhle nicht erkenn- bar sind), kommt eine grosse Anzahl ausserordentl. klei- ner Körner vor, die etwa den 8. oder 10. Theil des Duroh- messers der grossen haben, ohne dass man viele Mittelstufen zwischen beiden findet. Die grossen Körner der Weizen- Ueber Mehlprüfung. 19 stärke liaben eine mittlere Grösse , d. h. die Durchmesser der grösseren einzelnen Körner der officinellen Stärkemehlsorten verhalten sich ungefähr wie folgt: Amylum Marantae indicae Tuss. = 2 gesetzt, sind die Körner von Amyl. Marantae arundinaceae L. und die grössern Amylumkörner der Triticum species = 3, und diejenigen der Kartoffelstärke und Curcumaspecies = 5. (Schleiden's Handb. d. botan. Pharmakognosie, 1857 S. 416; hier sind schöne Abbildungen von "Weizenstärke, Kartoffelstärke, Amylum Marantae indicae et arundina- ceae [westindisch. Arrow- root] und Amylum Curcumae [ostin- disch. Arrow- root]). Schon im Archiv der Pharmacia 1844, II. R. Bd. 37, S. 298, 310 und 392 hat Schieiden eine Eeihe von Stär- kemehlformen beschrieben und abbilden lassen, so neben den schon genannten Arten auch die Sagostärke, Amylum aus Mais, aus Erbsen, Bohnen u. s. w. Auch 0. C. B e r g ' s Abbildungen von Stärkemehlformen sind hier namhaft zu machen. Auf Taf. VII a. und b. seiner schönen Darstellung und Beschreibung officineller Gewächse, 1858 finden wir Amylumformen von Gerste, Weizen, Mais, Hafer, Reis, Wicken, Kartoffel, Sago, Arrow- root etc. In A. Payen's Handb. d. techn. Chemie, bearb. v. Stohmann und Engler 1870 Bd. II, S. 82, Taf. XXI, sind neben anderen Amylumarten auch die des Weizen's, des Mais, der Kartoffeln, Maranta arundinacea, des Sago, der Batate, von Panicum italicum, Panicum miliaceum (0,009 M. M. Durchmesser, polyedrisch, mit Cen- tralhöhle), der Rü bensamen (kuglige Körner, deren grössto nur 0,004 M. M. Durchmesser haben), endlich die Stärkekörn- chen der Samen von Chenopodium Quinoa, kuglig, von höchstens 0,002 M. M. Durchmesser, welche letzteren als die kleinsten unter den Amylonkörnern zu betrachten sind. Eine Beschreibung der Formen der Stärkekörnchen aus den Familien der Gramineen und Papilionaceen gab Dr. Seh werd tfegcr 1853 im 20. Bande d. Jahrb. f. prakt. Pharm. S. 10 — 17. • 2* 20 Ueber Mehlprüfung. Villars und Caventou geben (schon 1826) an, dass der mittlere Durchmesser der Kartoffelstärkekörnchen 3 mal grösser sei, als derjenige der Weizenstärkekörnchen. Payen, der nach Dumas (Chimie appliquee aux arts) zuerst zeigte, dass die Form der Stärkekörnchen verschiedener Pflanzen eine verschiedene sei, giebt als Maximader natürl. Länge des Stärkemehls des weissen Weizens 0,050 Millimeter, „ „ der verschiedenen Varietäten der Kartoffel 0,140 M. M. und „ „ d. grossen Knollen d.K.ohankartofFel 0,185 M.M. Raspail und Dumas empfehlen auf das Entschie- denste das Mikroskop zur Entdeckung des Kartoffelstärke- mehls im Weizenmehl. Martens dagegen und auch Donny bezweifeln noch die Anwendbarkeit desselben, weil die gröss- ten Weizenstärkekörnchen und die kleinsten KartofTelstärke- körnchen in ihrer Grrösse nicht viel von einander abweichen und auch die grösseren Kartoffelstärkekörnchen zerkleinert werden könnten, wenn die Kartoffelstärke mit dem Weizen- mehle zusammen gemahlen werde, was auch Dumas zugiebt. Nach Schieiden besteht die Kartoffelstärke aus Körnern von der verschiedensten Grösse, ziemlich gleichför- mig gemengt; die grösseren Körner sind etwas vorherrschend. Die kleinsten Körner sind immer regelmässig kugelig, die mittleren und grösseren meist regelmässig eiförmig bis eirund, die grössten häufig etwas unregelmässig. Die Centralhöhle ist deutl. erkennbar, liegt bei den kleinsten Körnern genau in der Mitte, bei den grösseren immer ganz nahe an dem einen Ende (am spitzen Pol). Die Schichtenbildung ist ausserordentl. deutlich; die Schichten, selbst an demselben Korn, bald brei- ter bald schmäler, bald dichter und daher glänzender, bald weniger dicht, die die einzelnen Schichten trennenden Linien bald feiner bald stärker. Zur Prüfung auf Kartoffelstärke nimmt Bo- land 20 Grm. des verdächtigen Mehles, trennt durch Kne- ten mit kaltem Wasser den Kleber, lässt durch ruhiges Stehen des milchigen Knetwassers in einem verkehrt- kegelförmigSn Glasgefässe (Champagnerglas) die Stärke sich Ueber Mehlprüt'ung. 21 ablagern und prüft vorzugsweise die unterste Schicht auf etwa vorhandene Kartoffelstärke nach Gay-Lussac's Methode. Gay-Lussac (Dumas' Chimie appliquee aux arts VI, 5630; Boussingault's Agriculturchemie Bd. I, S. 456) zer- reibt einige Gramme des verdächtigen Mehles in einem Achat- mörser unter Wasser und filtrirt. Wenn Kartoffelstärlce vor- handen ist, so wei'den eine Anzahl ihrer Körner, in Folge ihres grösseren Volumens, ihrer Form und ihres schlaffen Ge- webes zerrissen, so dass sie dem Wasser genug von ihrer Substanz abgeben, um im Filtrate durch Jodwasser durch die entstehende Bläuung sich erkennen zu lassen, während das reine Weizenmehl viel kleinere, glattere, festere Stärkekörn- chen enthält, die, ebenso behandelt, in solch geringer Menge durch das Filter gehen, dass Jodwasser dem Filtrate nur eine weinrothc Farbe ertheilt. Rivot (Ann. ehem. phys,, Mai 1856, p. 50, Wagner's Jahresb. über ehem. Techn. f. 1857, S. 220) empfiehlt eine sorgfältige mikroskopische Untersuchung der Stärke- körnchen des fraglichen Mehlos, theils im unveränderten Mehle, theils in dem durch Kneten mit Wasser vom Kleber getrennten und durch Schlämmen in wenig- stens drei Sorten geschiedenen Satzmehle: 1. Sorte, am schwersten, daher zuerst sich senkend: dahin Stärkemehl der Bohnen und Kartoffeln; 2. Sorte, mittelschwer, desshalb später sich senkend: dahin vorzugsweise das Maisamylum und die Buchvvcizenstärke, und 3. Sorte, am leichtesten, desshalb zuletzt sich senkend: Daliin Hafer- und Hirsenstärke; Boggen- und Weizen- Htärke. Rivot beschreibt das Verhalten dieser Stärkemehl- sorten bei mikroskopischer Beobachtung im polarisirten Lichte. Lc Canu's Methode, Kartoffelstärke im Wei- zenmehl nachzuweisen (Liebig - Kopp's Jahresb. f. 1849, S.! 699, aus (^ompt. rcndu 28, 264) ist ausführlich in Bol- ley's Handbuch der techn. ehem. Untersuchungen, 3. Aufl. 1865, S. 470 — 471 mitgetheilt. Sic beruht auf dem Schlämm- 22 XJeber Mehlprüfung. verfahren von B o 1 a n d und der Beobaclitung P a y e n ' s , dass sich Weizen- und Kartoflfelstärke gegen sehr verdünnte Aetz- kalilösung verschieden verhalten. In A. Payen's Handb. d. techn. Chemie 1870, Bd. II, S. 165 wird empfohlen, das ver- dächtige Mehl in dünner Schicht auf dem Objectträger auszu- breiten und mit einer Kalilösung von 1,75 bis 2 Proc. KO,HO zu befeuchten. Beobachtet man die Masse nun mittels einer stark vergrössernden Loupe oder mittels des Mikroskopes, so sieht man, wie die Kartoffelstärke-Körner stark quel- len, während die der Getreidearten kaum verändert werden. Die Quellung der ersteren nimmt mehr und mehr zu, bis nur noch die Conturen der Körner zu erkennen sind. Die Er- scheinung wird noch deutlicher, wenn man die Masse etwas eintrocknen lässt und dann mit Jodwasser befeuchtet. Auch beim Eoggenmehl und bei der Brodkrume ist dieses Verfah- ren anwendbar. Nach Payen vermehrt sich dabei die horizontale Projection des Kartoffelamylumkorns im Verhält- niss von 1 : 30. Donny empfiehlt diese Probe ebenfalls: „Eine einfache Loupe genügt, um die Kartoffelstärke in Eorm abgeplatteter Scheiben mit abgerundeten blaugefärbten Rändern zu erken- nen, umgeben von unzähligen kleinen Weizenstärkekörnchen." Le Canu wendet die verdünnte Kalilauge zur Prüfung der abgeschlämmten Stärkekörnchen an. Mehl von Hülsenfrüchten im Weizenmehle nachzuweisen. Bei Leguminosen, z.B. Pisum und Pha- se o 1 u s , finden sich einfache Stärkekörner, rundlich oder oval, mit länglicher Centralhöhle , im trocknen Zustande in den inneren Schichten einen sternförmigen Eiss zeigend. (Schiei- den, Arch. Pharm. 1844, IL E. Bd. 37. S. 308. Taf. IL Fig. 13. und 14), Abbildung von Bohnenstärkemehl in Payen's Handb. d. techn. Chemie, übersetzt v. Stohmann und Engler, 1870, Bd. IL Taf. XXI, 3. Wenn man nach Donny nacheinander Salpeter- säure und Ammoniak auf Weizenmehl einwirken lässt, so zeigt es keine besondere Earbe, Bohnen-, Linsen- oder Wickenmehl färben sich dabei tief roth. Behandelt man Ucbcr Mehlprüfiui}?. 23 bohnenmehl - haltiges Weizenmehl mit Kalilauge, so bleiben Fragmente vom Zellgewebe ungelöst und unter dem Mikroskop an ihrer netzförmigen Structur mit Geckigen Maschen deut- lich erkennbar, während reines Weizenmehl nichts der Art bietet. Dasselbe Verfahren beschreibt auch Mareska. (Lie- big- Kopp's Jahresb. f. 1847 u. 1848, S. 1103). Das Mehl von Bohnen, Linsen und Wicken, mit verdünnter Salzsäure erwärmt, hinterlässt weinroth ge- färbte Rückstände; das Mehl von Erbsen, Schminkbohnen und Weizen giebt dabei farblose Ilückstände. (Le Canu). Lassaignc benutzt eine Lösung von Eisenvitriol, welcher einen Aufguss von reinem Mehl gelblich, von Mehl mit Bohnen geialscht bouteillengrün färbt (ebend.). Verfälschung mit Reis- und Maismehl. Das verdächtige Mehl wird unter einem Wasserstrahle geknetet und die Flüssigkeit durch ein feines Seidensieb laufen gelassen. Das Stärkemehl wird gesammelt, gewaschen und mikrosko- pisch untersucht. Wenn die betrefifende Verfälschung vorliegt, so findet man leicht eckige Körner, die durch das Zu- sammenkleben und gegenseitigen Druck der strotzend erfüllten Zellen im Mais und Reis gebildet werden. (A. Payen's Handb. d. techn. Chera. 1870, IL Bd. S. 165. Taf. XVIIL Fig. 19 und Taf. XXL Fig. 13). Nach Donny bildet das Reisstärkemehl farblose, das Maismehl gelbgefärbte eckige Bruchstücke. Schon ^7 Reismehl, dem Brode zugesetzt, ertheilt ihm die Eigenschaft, viel Wasser zurückzuhalten. Maismehl, mit vei-d. NO^ behandelt, dann mit ver- dünnter Soda -Lösung übergössen, nimmt orangegelbe Färbung an, die auch in seiner Mischung mit Weizenmehl erkennbar bleibt. (Bolley). Erkennung des Buchweizenmehles im Wei- zenmehl nach Donny und Mareska. (Journ. f. prakt. Chem. 49. Bd. S. 2 CO). Den ausgewaschenen Weizenstärke- kömchen sind regelmässige polyedrischc Klümpchen beigemengt, welche aus den zusammengehäiiften kleinsten Ijiichweizcn- Stärkekörnchen bestehen. (l'ayen's Handb. der techn. (Jhcm. 1870, Bd. II, Taf. XVII, Fig. 20). 24 Ueber Mehlprüfung. Ueber Erkennung" des Leinsamenmehls im Roggen - lind Weizenmehl später. Durch unsauberes Vermählen des Weizens in das Mehl gelangte Unreinigkeiten, Staub, Sand, zermahlene kranke Körner, Schalenfrag- mente, thierische Excremente etc. Hier ist desBar- t e s an den der Anheftungsstelle des Keims entgegengesetzten Enden der Weizenkörner zu erwähnen, der bei gutgeleitetem Mahlprocess ebenfalls zu entfernen ist. Wie unter dem Mi- kroskop leicht zu erkennen, besteht derselbe aus feinen H a a r r ö h r c;h e n , von schmutzig weisser , grauer bis bräunli- cher Farbe, somit viel dunkler, als die Farbe des Mehles, dessen Farbe sie mithin verdunkeln. Auch die Kerbe des Weisenkorns ist ein sicherer Aufenthaltsort für allerlei staub- förmige ünreinigkeiten. Die Nothwendigkeit, die Körner möglichst vollständig rasirt zum Vermählen zu brin- gen , ist einleuchtend. Auch die Epidermis darf nicht an den zu vermählenden Körnern verbleiben, weil sie ebenfalls das Mehl verdunkeln würde. (R. Jacobi, Wagner's Jahresb. f. 1861, S. 346). Ifor maier Aschengehalt verschiedener Mehl- sorten nach Louyet. (Journ. £ prakt, Chem. 1850. 49. Bd. S. 256). 100 Th. der bei 100^ C. getrockneten Substanz lieferten Asche: 0,64 — 0,78 — 0,8 — 0,9 Proc, Weizenmehl aus Brüssel und Umgegend; das aschenärmste war Dampfmehl, das aschenreichste stammte von einem Brüsseler Bäcker. 1,20 — 1,30 Proc, Weizenmehl mit V^o Bohnen. 2,10 Proc, Weizenmehl mit der Kleie. 3,90 „ Die Kleie desselben, noch mehlhaltig. 1,00 — 1,10 Proc, Eoggenmehl ohne Kleien aus der Umge- gend von Brüssel, Wavre u. Löwen. (Der schwerste Eoggen ä 76 Kilogrm. das Hectolitre). 1,10 Proc, Mehl aus altem russischen Roggen. 2,00 — 2,10 Proc, Roggenmehl mit Kleien, aus Belgien und Russland. Ueber Mchlprüfung. 25 2,30 Proc, Gerstenmehl ohne Kleien 1 „ . ,,7 ' ' . > Umffesrend von Wavre. 3,00 „ „ mit „ ) ^ ^ 2,00 „ Hafermehl, gebeutelt. 3,10 — 3,20 Proc, Hafermehl, mit Kleien. 2,00 Proc, Maismehl, gebeutelt, Umgegend von Brüssel. 1,30 „ „ „ französisches. 2,20 „ „ „ mit Kleien. 0,40 „ ßeis , enthülst. (Die Asche enthielt noch etwas Kohle). 2,40 Proc, Buchweizenmehl, gebeutelt. 2,20 „ „ mit Kleien. 3,20 „ Bohnenmehl, gebeutelt. 3,00 „ „ mit Kleien. 3,00 „ Erbsenmehl, gebeutelt, 3,30 „ „ mit Kleien. 1,40 „ Kartoffelstärke. 2,60 „ Roggenbrod. 7,20 „ gemahlener Leinsamen (Leinmehl). 10,00 „ „ „ ohne Oel. 19,00 „ „ „ „ „ des Handels. Es enthalten also kurz zusammengefasst im Mittel Asche : Weizenmehl 0,8 7o, Boggenmehl l,07o- Bohnen- und Erbsenmehl 3%, ölfreics Leinsamenmehl IO'^/q. Mithin bewirken 10 Proc. Bohnenmehl im Weizen- mehl schon eine Verdoppelung der Asche. Die Asche von Bohnenmehl ist alkalisch. 5 Grm. Mehl genügen zu einer Aschenbestimmung. (Louyct). Nach Lieb ig enthält die normale Asche der Ce- realien keinen kolilensauren Kalk, auch die normale Bohnen- asche ist frei davon. Nach Fresenius bemerkt man die Beimischung von Mehl der Hülsenfrüchte zu Weizenmehl daran, dass die Asche des Gemisches zcrfli cssl ich ist u. auf Curcuma- papicr alkalisch reagirt; dass die Lösung, niil. einer Lösung von AgO, NO^ versetzt, einen Niederschlag erzeugt, der nach mehrtägiger Einwirkung des Lichtes sich bläut (Chlorsilber, 26 Ueber Mehlprüfung. von Chloralkalimetallen, die im Weizen fehlen, aber in den Hülsenfrüchten vorhanden sind, herrührend), während reine Weizenmehlasche körnig - sandig erscheint , mit Wasser ange- rührt, wohl das geröthete Lackmuspapier, nicht aber das Cur- cumapapier verändert und mit Silberlösung einen sich nicht verändernden weissen Niederschlag erzeugt. Der mit der Lösung der ßoggenmehlasche erfolgende AgO - Niederschlag wird zuweilen höchstens graulich, von kleinen Mengen nicht immer im Roggen vorkommender Chloride herrührend, (Bol- le y , a. a. 0. S. 474). Diese E-eactionen werden durch eine von Louyet entworfene Tabelle (S. 259 der oben citirten Abhandlung im Journ. f. prakt. Chemie, Bd. 49) sehr hübsch erläutert. Ueber die Menge des natürlichen Kupfers in verschiedenen Mehl Sorten berichtete E. Donny. (Compt. rend. vom 4. Oct. 1858, S. 562 — 565). Zur Analyse hatte er 15, 30 bis 150 Grm. Mehl auf einmal angewendet. Das- selbe wurde mit concentrirter Schwefelsäure macerirt, dann damit bis zur Verkohlung erhitzt. Die Kohle wurde im Por- zellantiegel eingeäschert, die Asche mit Salpetersäure behan- delt, diese bis auf wenig syrupartige Salzlösung verdampft, und letztere mit siedendem Wasser verdünnt. Der ungelöst gebliebene kohlige Rest wurde eingeäschert und auch diese Asche mit NO^ aufgenommen. Die Lösungen wurden beinahe zur Trockne verdampft, der Rückstand mit überschüssiger Schwefelsäure behandelt, .dann, mit Wasser verdünnt, in einen Platintiegel gegeben und hier vermittelst des durch ein Zinkblech eingeleiteten galvan. Stromes reducirt. Auf 1 Kilo grm. der betreffenden Mehlsorten wurden folgende Mengen Kupfer in Milligrammen erhalten. 1,65 Milligrm. Cu in Weizenmehl 1. Qualität. 1,11 „ „ „ „ 1. und 2. Qualität. 1,65 bis 2,08 „ „ „ „ 2. Qualität. 2,8 Milligrm. „ „ „ 2. und 3. Qualität. 1,8 „ „ „ „ 3. Qualität. 0,8 „ „ „ „ 3. Qualität mit einem Ge- halt an ßoggenmehl. Ueber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins. 27 3,18 bis 3,3 Milligr. Cu in Roggenmehl 2. Qualität. . 2,4 — 4,1 — 5,8 Milligrm. Kupfer in Weizenkleien. Also 1 bis 6 Milligrm. Kupfer in 1 Kilogrm. Mehl oder Kleien. Mit Kupfervitriol versetztes Brod enthielt pro Kilogramm 7 — 11 — 14 — 15 — 21 Milligrm. Kupfer. (Donny). In dieser Beziehung sind nachzulesen: Kuhlmann' s Bemerkungen über die Benutzung des seh w efels. Kupfer- oxyd s und anderer salzartiger Verbindungen beim Brot- backen. (Annalen d. Physik und Chemie von Poggendorff, 1831, Bd. 21, St. 3, S. 447 u. ff.). Besonders Alaun, Zink- vitriol, Magnesia alba, Kreide, Gyps, Pfeifen- thon und kohlen s. Alkalien dienen als solche betrüge- rische Zusätze. — Man vergleiche auch Orfila, Toxikologie, bearb. v. Krupp, 1852 S. 536, endlich Eulenberg und Vohl im Archiv d. Pharmacie 1870. Bd. 144. S. 250. (Schluss: Eoggen, Roggenmehl und Roggenkleien, im näch- sten Heft). Ueber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyos- cyamins. Von H. Hoehn und E. ßeichardt,*) H. Hoehn hat schon früher Untersuchungen über das Hyoscyamin als Assistent von H. Ludwig ausgeführt und im Arch. d. Pharmacie. Bd. 151, S. 215, 1870) veröffentlicht. Als nunmehriger Assistent bei E. Reich ar dt setzte Hoehn diese Untersuchungen weiter fort und es wurden folgende Resultate erhalten. Darstellung des Hyoscyamins. Zur Bearbeitung waren 20 Pfd. Bilsenkrautsamen aus Ungarn bezogen worden. Da bei der früheren Darstellung der bedeutende Oelgehalt die Gewinnung wesentlich hinderte, das Oel selbst auch alkaloidhaltig befunden worden war, so *) Von dem Verf. als Separatabdruck aus Arm. Ch. u. Pharm, erhal- ten ; im Auszüge. U. L. 28 Ueber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins. wurde der Samen zuerst mit Aether durch dreimalige Ex- traction vom Oel befreit; zur Bestimmung des Oelgehaltes diente eine kleinere Menge Material. 200 Grm. Samen gaben 52,0 fettes Oel = 26,0 pC. Da das schwefelsaure Hyoscyamin leicht in Weingeist löslich ist , wurde der entölte Samen mittelst 80 proc. Wein- geist, welcher mit Schwefelsäure schwach angesäuert war, wiederholt behandelt und nach längerer Einwirkung des zuerst verwendeten Weingeists auf die folgenden Partieen Samen diese völlig ausgelaugt. Die weingeistigen Flüssigkeiten trennte man zunächst durch Destillation vom Weingeist; der noch wenig Weingeist enthaltende Destillationsrückstand wurde sodann im Wasserbade vollständig davon befreit. Während der Destillation trübte sich allmählig der wässeriger werdende Rückstand durch sich abscheidende harzige Theile; endlich, nach völliger Entfernung des Weingeists, hinterblieb eine klare Flüssigkeit, welche filtrirt wurde, um die abgeschiede- nen harzigen Theile zu beseitigen. Um sodann das Alkaloid sofort möglichst rein zu erhalten, wurde die Fällung dessel- ben durch Gerbsäure ausgeführt. Das oben erhaltene schwefelsaure wässerige Filtrat wurde desshalb mit Natron fast neutralisirt , um das üebermass der Schwefelsäure zu beseitigen, und nun Gerbsäurelösung bis zur vollständigen Fällung zugefügt; jedoch ist ein starker Ueberschuss der Gerbsäure zu vermeiden. Der üsTiederschlag wurde hierauf abfiltrirt, gut ausgewaschen und auf porösen Thon- platten von der grössten Menge Wasser befreit, sodann der noch feuchte Rückstand mit einem Uebermaass von Kalkhy- drat vermengt der wiederholten Behandlung mit starkem Weingeist unterworfen , bis keine bemerkenswerthe Auf- nahme mehr stattfand. Die alkoholischen Flüssigkeiten wur- den nochmals mit Schwefelsäure schwach angesäuert, der Weingeist abdestillirt und der Rückstand zuerst noch sauer mit Aether wiederholt geschüttelt, um vorhandene fettige und färbende Theile zu beseitigen, endlich mit Natron im Ueber- maass versetzt und nunmehr durch erneutes Schütteln mit Aether — zwei- bis dreimal genügte — das Alkaloid in üeber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins. 29 Letzterem gelöst. Die ätherische Lösung wurde noch eini ge- niale mit Wasser geschüttelt und sodann getrennt der Destillation unterworfen; das Hyoscyamin hintei'blieb völlig rein als fast farblose ölartige Flüssigkeit, welche bei länge- rem Stehen über Schwefelsäure erstarrte. Die Menge betrug 2,8 Grm. Nach der früher erhaltenen Ausbeute war dies zu wenig und wurden desshalb die Filtrate vom gerbsauren Nieder- schlage verdunstet, bis auf wenig Rückstand, mit Alkali über- sättigt und sofort mit Aether ausgeschüttelt, wodurch noch fast 1,5 Grm. Alkaloid erhallen wurden. Das fette Oel enthielt nach früherer Erfahrung auch Al- kaloid; es wurde desshalb wiederholt mit schwefelsaurem Wasser geschüttelt, Letzteres ziemlich weit eingedunstet, dann mit Alkali übersättigt und ebenfalls durch Aether vom Alka- loid befreit. Die Ausbeute hierbei betrug circa 0,3 Grm. ; die hierauf vereinten Mengen Hyoscyamin wogen 4,53 Grm. = 0,0453 pC. des Samens. Die von Hoehn bei früheren Dar- stellungen erzielte Ausbeute betrug 0,046 bis 0,060 pC. etwas weniger reines Alkaloid. Die Anwendung der Gerbsäure als Fällungsmittel geschah, um möglichst reines Alkaloid zu erhalten, und namentlich auch, um mögliche Zersetzungen desselben zu verhindern. Die Reinheit des Productes liess Nichts zu wünschen übrig; dagegen war die Fällung durch Gerbsäure unvollständig, und es würde sich bei der Darstellung im Grossen vielleicht empfehlen, die ersten schwefelsäurelialtenden Destillations- rückstände von der directen Behandlung der Samen mit ange- säuertem Weingeist, nach Entfernung der sich abscheidenden harzigen Theile , mit Kalk oder Alkali nicht vollständig zu neutralisiren, dann fast zur Trockne zu verdunsten und dann, mit einem Ueberraaass von Kalk versetzt, sofort der Behand- bing mit Weingeist oder dircct mit Aetlier zu unterwerfen, die Anwendung der Gerbsäure aber zu unterlassen. ][yoscy amin. Nach Entfernung d(!R Aethers hinterblieb das Hyoscyamin aN eine ölig -dicke farblose Fliissigkeit, welche erst nach 30 lieber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins. längerem Stehen krystallinisch erstarrte. Das Alkaloi'd ist weich, wie Wachs , und zeigt warzenähnliche Krystallgruppen ; es schmilzt bei 90^ C. Es löst sich leicht in Weingeist, Aether, Chloroform, Benzin, sehr leicht in Wasser und erwei- tert sehr stark die Pupille des Auges. Die wässerige Lösung des Hyoscyamins reagirt stark alkalisch, giebt, in concentrirtem Zustande mit Alkalien gemischt, Niederschläge. Jodwasser bewirkt kermesbraune Fällung, Gerbsäure auch bei starker Verdünnung weissflockigen Nie- derschlag, Quecksilberchlorid weisse Fällung, Goldchlorid gelbbraune, im Uebermaass leicht löslich; bei längerem Stehen zersetzt sich der Goldniederschlag, denn es treten deutliche Krystalle der später zu beschreibenden Hyoscinsäure auf. Platinchlorid schlägt das Hyoscyamin nieder, der Niederschlag ballt sich sehr bald zu weicher Masse zusammen. Behandelt man aus ätherischer Lösung abgeschiedenes Hyoscyamin mit Benzin, so hinterbleibt immer ein Theil syrupartig, als ob vorhandene Feuchtigkeit der vollständigen Lösung in Benzin entgegenträte. Die Benzinlösung giebt auch in weit kürzerer Zeit nach dem Eindunsten festes Alkaloi'd , so dass die zuerst auftretende syrupartige Modi- fication des Hyoscyamins wohl ein Hydrat repräsentiren dürfte. Beim Erhitzen des Hyoscyamins tritt zuerst der eigen- thümliche, äusserst narcotische Geruch des Alkaloides auf, darauf sehr bald ein in kleinsten Mengen noch bemerkbarer deutlicher Geruch nach Benzoyl- oder Salicylverbindungen. Die Analyse ergab in den bei 80 bis 90° C. getrocknete Hyoscyamin : C = 67,4 67,5 67,80/o. H= 9,1 8,9 9,0%. N== 5,1 5,1. Die empirische Formel des Hyoscyamins würde demnach Q3ojj23]\^0^ sein. Diese verlangt C = 67,9 H = 8,7, N = 5,3, = 18,1%. Platinsalz. — Die salzsaure Lösung des Alkaloides giebt mit Platinchlorid einen sich sehr bald harzig zusammen- ballenden Niederschlag, welcher mit Wasser abgewaschen Ueber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins. 31 werden kann, in Weingeist sehi' leicht löslich ist und nach Verdunsten des letzteren und Trocknen bei 100° C. der Un- tersuchung unterworfen wurde. 21,1 gefunden Pt 20,9 Cl 22,65 c 38,3 H 5,3 N 2,98 berechnet Pt 20,95 C13 22,G0 C30 38,20 H24 5,09 N 2,97 06 10,19. Die Zusammensetzung des Platinsalzes = C^'^H^^NO*', HCl + PtCr^ bestätigt demnach die oben ei-haltene Formel des Alkaloides. Beim Glühen des Platinsalzes entwickelte sich stets der schon oben berührte charakteristische Geruch nach Benzoyl- oder Salicylverbindungen. Schwefelsaures Hyoscyamin, C3«H23NO«,HO,S03 + 4 HO. — Durch fast vollständige Neutralisation des Alka- loides mit Schwefelsäure erhalten krystallisirt die Verbin- dung nach längerem Stehen über Schwefelsäure oder aus alkoholischer Lösung in strahlig gruppirten weissen glänzen- den Nadeln, welche sich ohne Zersetzung bis 110° C. erhitzen lassen. Das über Schwefelsäure getrocknete Salz verlor bei dem Trocknen im Luftstrom bei 70° C. bis 110° C. 9,3 pC. Wasser. Die Formel C3°H23NO«, HO, SO^ + 4H0 verlangt für 4At. Wasser 10,28 pC, welche demnach bei 110° C. fast ohne Zersetzung entwichen waren; weitere Erhitzung ergab Zersetzungserscheinungen. Der Trockenverlust bei 70° C. beträgt 5,19 pC, bei 100 bis 105° C. 7,93 p(J. ; 2 Atome Wasser entsprechen bei ge- gebener Formel 5,14 pC, 3 Atome 7,81 pC, so dass man das Austreten dieser Wassermengen in äf^uivalenten Mengen sehr gut verfolgen kann. Der obige Trockenrückstand ergab bei der Bestimmung der Schwefelsäure 11,4 pf'. SO^, oder 12,57 pO. fiir das ent- wässert«; Sulz. 32 Ueber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins. C3oji24^TQ7^ S03 -f. 4H0 verlangt 11,43 pC. SO^ und C30H24NO7, S03 12,74 pC. 0,185 Grm. schwefelsaures Hyoscyamin gaben 0,0608 BaO, S03 = 11,28 pC. SO^. Salzsaures Hyoscyamin, CsoH^sNO^ HCl + 4H0. — Das salzsaure Hyoscyamin krystallisirt keineswegs so leicht, wie das schwefelsaure Salz; es wurde bei dem Eintrocknen mehr als salzähnliche Masse erhalten. 0,246 Grm. gaben 0,1048 AgCl = 10,54 pC. Cl. Die obige Formel mit 4 At. Wasser verlangt 10,52 pC. Diese übereinstimmenden Resultate geben für das Hyo- scyamin die Formel C^^H^^NO*", die früheren Untersuchungen von Hoehn führten zu C^^H^^N^O'', so dass wahrscheinlich noch ein anderer stickstoffreicherer Körper beigemengt war; das damals dargestellte Goldsalz des Hyoscyamins führte zu der Formel C^siisojsfoe, HCl, AuCP, jedenfalls also völlig verschieden von der zu gleicher Zeit erhaltenen Formel des noch unreinen Hyoscyamins. Bemerkt wurde in dieser Ar- beit schon oben, dass das Goldsalz, bei mikroskopischer Prü- fung leicht sichtbar, sich zersetzt und die strahligen Krystalle der Hyoscinsäure bald auftreten. Spaltung des Hyoscyamins. Dieselbe wurde von Hoehn gleichfalls schon früher aus- geführt und die dabei auftretende Säure einer Untersuchung unterworfen; jedoch war die Menge sehr gering und war damals zur Zersetzung starke Kalilauge verwendet worden, welche sehr leicht weitergreifende Umsetzung hervorrufen kann. Analog dem Verfahren von Kraut bei Zerlegung des Atropins wurde jetzt Barytwasser gebraucht, welches sich auch wegen der weit leichteren und vollständigen Beseitigung des Baryts empfiehlt. Circa 0,9 Grm. Hyoscyamin wurden mit gesättigtem Barytwasser mehre Stunden gekocht und das übergehende Destillat aufgefangen; dasselbe roch wenig nar- cotisch und reagirte schwach alkalisch. Bereits nach einer lieber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins. 33 Stunde war sämmtliches Hyoscyamin, welches zuerst ölig auf der Flüssigkeit schwamm, verschwunden. Der Baryt wurde nach dem Erkalten der Flüssigkeit durch Einleiten von Kohlensäure entfernt und das Filtrat vei*- dunstet, wobei eine amorphe, wenig gelblich gefärbte Masse hinterblieb. Dieselbe wurde mit wenig Wasser und etwas Salzsäure versetzt und mehrmals mit Aether ausgeschüttelt; nach dem Verdunsten des Aethers hinterblieb eine stai'k saure syrupdicke Flüssigkeit von intensivem, der Benzoe- säure ähnlichen, jedoch nicht völlig gleichen Geruch. Sehr bald trat über Schwefelsäure Ki-ystallisation ein, so dass die ganze Masse in langen, zu Büscheln gruppirten, stark glän- zenden Nadfiln erstarrte. Die Menge derselben betrug circa 0,5 Grrm. Die Spaltung geht also völlig analog der des Atro- pins vor sich und nennen wir die Producte Hj^oscin und Hyoscinsäure. Hyoscinsäure. Diese so eben der Gewinnung nach beschriebene Säure war von Hoehn schon früher erhalten worden und ergab damals einen Schmelzpunkt von 98 bis lOO^C, eine reinere Probe lOü bis 103"; die jetzt unmittelbar völlig rein gewon- nene besass einen Schmelzpunkt von 104 bis 105*^ C. Vor- sichtig erhitzt, lässt sich die Hyoscinsäure zum Theil unzer- setzt sublimiren, wobei dann der, roher Benzoesäiire ähnliche Geruch auftritt, welcher sich auch bei stärkerem Erhitzen des Hyoscyamins zeigt; die Dämpfe der Säure reizen zum Husten. In Weingeist und Aether ist die Hyoscinsäure leicht lös- lich, auch in heissem Wasser, scheidet sich jedoch beim Er- kalten grossentheils wieder aus. Die Analyse der Hyoscinsäure ergab: gefunden berenhnct C« 05,1 r} H'" 6,03 0« 28,84. Arcb. <1. Fbarui. CXCVII IMs. 1. llft. 3 ' I. ir. 65,1 65,1 H 0,4 0,5 84 Üeber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins. Durch Neutralisation mit Baryt wurden nach dem Ein- dunsten der Lösung' warzeucähnliche Büschel kleiner spiessi- ger Iviystalle erhalten. Das völhg neutrale bei 100*^ C. getrocknete "Salz ergab beim Erhitzen bis 150 bis 160*^ C. einen Verlust von 3,25 pC. Wasser und 30,3 pC. BaO. Die Formel BaO, CisH^O^ + 2 HO verlang-t 30,42 pC. BaO , und 2 At. Wasser entsprechen 3,32 pC. , welche dem- nach durch das Erhitzen des Salzes bis 160^ 0. ausgetrieben worden waren. Die Eormel der Säure würde demnach C^^IP^O*' oder nach dem Barytsalze HO, C^^H^O^ sein. Kraut fand für die Atropasäure die Zusammensetzung Qi8jj8()4^ isomer der Zimmtsäure; der Schmelzpunkt der Atropasäure wurde bei 106^,5 C. beobachtet. Die Hyoscinsäure schmilzt bei 104 bis 105^ C; sie ver- liert selbst bei 120 bis 130° C. nur wenig Feuchtigkeit, welche 1 bis 1,3 pC. betr"ägt und in den Analysen auch Ausdruck findet. Die Hyoscinsäure ist isomer der Phloretinsäure, welche nach Hlasiwetz erst bei 128 bis 130'' C. schmilzt und sodann wieder krystallinisch erstarrt. Die Phloretinsäure ist zweibasisch und beobachtete Hlasiwetz zwei Barytsalze, 2BaO,Ci8H804 4-5HO u. BaO,Ci8H90'^ = BaO,HO,Ci8H80^. Weitere Untersuchungen der Hyoscinsäure werden über das etwaige analoge Verhalten erst Aufschluss geben. Die Phloretinsäure löst sich weit leichter in Wasser und krystallisirt daraus in langen spröden Säulen (Hlasiwetz); die Hyoscinsäure verhält sich mehr ähnlich der Zimrat- und Atropasäure. Mit Ammoniak neutralisirt krystallisirt beim Verdunsten eine sauer reagirende Masse, in den Formen der reinen Hyo- scinsäure sehr ähnlich; wiederum analog den Beobachtungen von Kraut bei der Atropasäure. Essigsaures Bleioxyd fällt Hyoscinsäure grossflockig, weiss, in Essigsäure langsam löslich; salpetersaures Silber- oxyd giebt einen weissen flockigen Niederschlag. üebev Gewinnung und Zusaniniensetzung des llyosej-aniins. 35 H y s c i n. Das bei der Einwirkung von Barytwasser auf ITyoscy- aniin erhaltene Destillat reagirte schwach alkalisch ; es wurde mit wenig Salzsäure verdunstet, wobei ein geringer Rück- stand blieb, welcher, in Weingeist gelöst, mit l'latinchlorid Spuren von Platinsalmiak gab, das weingeistige Filtrat aber beim Verdunsten schone grosse Tafeln und Scäulenförmige Krystalle eines Platindoppelsalzes ansschied. Die Menge war zu gering und nnr ein Beweis , dass mit den Dämpfen ein kleiner Thcil der gebildeten Base übergegangen war. Die Ilyoscinsäurc war dem mit Salzsäure versetzten Rückstande der Einwirkung des Baryts auf Hyoscyamin durch Schütteln mit Aether entzogen worden; nunmehr wui'dc der in Aether imlösliche Theil in Wasser gelöst, die Salzsäure durch Schütteln mit frisch gefälltem Silberoxyd entfernt und das Filtrat verdunstet. Da sich hierbei noch etwas Baryt abschied (nach früherer Angabc durch Kohlensäure entfernt), wurde der Rückstand in Weingeist aufgenommen und durch nochmalige Einwirkung von Kohlensäure derselbe vollständig genillt. Nach Eindampfen des Filtrats hinterblieb eine stark narcotisch riechende ölige Flüssigkeit von starker alkalischer Reaction, über Schwefelsäure krystallinisch erstarrend : das Ilyoscin. Die Menge betrug circa 0,3 Grni. Mit Salzsäure neutralisirt wurde ein leicht zerflicssliches, in feinen Nadeln krystallisirendes Salz erhalten, welches be- hufs der weiteren Untersuchung sofort durch Platinchlorid in das Doppelsalz überführt wurde. Das Ilyoscinplatinchlorid ist -ehr leicht löslich in Wasser, auch in Weingeist löslich, fast unlöslich in absolutem Alkohol, und krystallisirt in schön aus- gebildeten rhombischen Tafeln. Seine Analyse ergab: gffundfn bcrccTinot. Pt 32,59 32,12 Pt 32,33 c 23,75 — 012 23,00 11 1,70 - JIM 4,59 N 4,61 4,50 N 4,58 Cl 35,05 34,81 CP« 34,90. 3* 36 Zur Chemie und Physiologie des Agaricus oreades Bolt, Demnach wäre die Formel des Hyoscinplatinchlorids = Ci^H'^l^, HCl + PtCl^, diejenige des Hyoscins = C^^His]^, Das salzsaure Hyoscin, gemäss diesen Formeln = C^^H*^N, HCl, verlangt 26,2 pC. Cl, gefunden wurden 26,02 pC. Genauere Ermittelungen der Eigenthümlichkeiten des Hyoscins müssen für später und für mehr Material vorbehal- ten bleiben. Erwärmt man salzsaures Hyoscinplatinchlorid mit concentrirter Kali- oder Nati'onlauge, so treten sehr bedeu- tend alkalisch i'eagirende Dämpfe auf. Die Abwesenheit des Sauerstoffs in dem Spaltungsproducte deutet nach den flüch- tigen destillirbaren Alkalo'iden hin. W. Lossen beobachtetete die ganz gleiche Spaltung des Atropins mit Salzsäure, wie mit Baryt, und die freiwillige Zerlegung des Goldsalzes vom Hyoscyamin, wo dann sehr deutlich die charakteristischen Krystalle der Hyoscinsäure beobachtet wurden, lässt auf gleiches Verhalten schliessen. Die Zerlegung des Hyoscyamins geht also nach folgen- der Gleichung vor sich: C30I£23J^O6=ClSH10O6+ C12H^3]V[ Hyoscyamin ==: Hyoscinsäure -}- Hyoscin, 0,9 Grm. Hyoscyamin müssten nach Rechnung 0,560 Grm. Hyoscinsäure und 0,34 Grm. Hyoscin liefern; erhalten wur- den circa 0,5 Grm. Säure und 0,3 Grm. Base. Bei der ersten Spaltung des Alkaloides erhielt Hoehn aus 0,4 Grm. 0,240 Grm. Säure , die Berechnung erfordert 0,249 Grm. Zur Chemie und Physiologie des Agaricus oreades Bolt. Am letzten Eegentage vor Mitte dieses Monats erhielt ich I^achmittags eine Schüssel voll sog. Suppenpilze , A g. oreades Bolt., cary ophyllaceus Schaff., (Oreaden- oder Nelken -Blatte rpilz, Herbstmusseron) und zwar nur Hüte ohne Stiele. Die Pilze, kleinere und grössere, Zur Chemie und Physiologie des Agaricus oieades IJolt. 37 doch keine ganz alte, sämmtlich frisch und ohne Würmer oder Käfer, waren Nachmittags zwischen feuchtem Grase auf einer Wiese gesammelt und darauf von den Stielen befreit worden; ihr Geruch war ein angenehmer, pilzartiger. Spät Abends bemerkte ich , zufallig durch das Zimmer gehend, in dem die Schüssel mit den Pilzen stand, einen durchdringenden Geruch nach Cyan wasserstoff- säure und entdeckte bald, dass die Pilze denselben aus- hauchten. Zur weiteren Prüfung gab ich gleich eine Hand- voll der Hüte in ein Cylinderglas und übergoss sie mit Was- ser, die übrigen bedeckte ich mit einer umgekehrten Schale, an deren inneren Bodenfläche befeuchtetes blaues Lackmus- papier befestigt war. Anderen Morgens war der Geruch nicht geringer und das Lackmuspapier geröthet. Ich stellte zur näheren Untersuchung auf obige Säure folgende Pro- ben an : Frisch bereitetes Guajakharz- Papier, mit sehr verdünn- ter Kupfervitriollösung befeuchtet, wurde über die Pilzhüte gehalten; es färbte sich rasch blau. Ein Theil des von den Pilzen abgegossenen und filtrir- ten Wassers wurde mit ein paar Tropfen Kalilösung und darauf mit ebensoviel einer Lösung von schwefelsaurem Eisen- oxydul und Eisenchlorid versetzt; es resultirte auf Zusatz von Chlorwasserstoffsäure eine schwach grünlich - gelbe Flüs- sigkeit. Ein anderer Theil des Pilzwassers wurde mit 1 Tropfen Aetzammoniak und etlichen Tropfen Schwefelammonium ver- setzt, vorsichtig auf dem Dampf bade eingedampft und der itückstand in wenig Wasser gelöst. Die filtrirte Lösung zeigte auf Zusatz von 1 Tropfen Eiscnchloridflüssigkeit eine schwache, aber nicht zu verkennende Rhodaneisenreaction. Um stärkere, das Vorhandensein von CyanwasserstoH- säure constatirendc Reactioncn zu erhalten, übergoss ich eincs- theils 200 Grm. (c. 80 Stück) Pilzhütc mit 50 Grm. Alkohol und 250 Grm. Wasser, so dass sie von der Flüssigkeit bedeckt wurden, anderntheiis ebensoviel mit Wasser, dem vorher 1 (irm. Kalihydrat zugesetzt war. Die Flüssigkeiten blieben einige 38 Zuv Chemie und Physiologie des Agaricus oreades Bolt. Stunden mit den Pilzhüten in Berülii'ung, wurden dann abge- gossen und filtrirt; sie zeigten deutlichen Blausäuregeruch, während die Hüte nach dem Abspülen mit Wasser wiederum reinen Pilzgeruch verbreiteten. Die Filti^ate wurden mit Kupfervitriollösung versetzt und geschüttelt, wonach der Blau- säuregeruch verschwunden war, während sich nach einiger Zeit Buhe in gelinder Wärme schmutziggraue Niederschläge abgesondert hatten, die nach dem Auswaschen getrennt und noch feucht der Destillation mit verdünnter Schwefelsäure unterworfen wnirden. An den Destillaten war Blausäurege- ruch sehr bemerklich und gaben sie die schönsten und deut- lichsten Beactionen, sowohl mit der Berlinerblau- als auch der Bhodan- und Silberprobe, zeigten auch ihrer Intensität nach etwa gleichen Gehalt der Säure an: Zur quantitativen Bestimmung war leider kein Material vorhanden, da der Best der Pilze zu eincui sehr wohlschmecken- den Gericht verwandt wurde, an dem nur eine feine und geübte Nase Spuren von Blausäure entdecken konnte, und welches weder mir, noch sonst Jemand, der davon genossen, Beschwerden bereitet hat. Nach einigen trocknen Tagen war es mir möglich, selbst von demselben Standorte auf der mit Kalkschutt bestreuten Wiese noch einige w' enige Exemplare des A g. oreades zu sammeln. Diese waren meist halb trocken und von Insecten zerfressen, besassen erst nur Pilzgeruch, entwickelten jedoch nach 2 Stunden unverkennbar Blausäure, welche Guajak-Kupfer- vitriolpapier bläuete u. feuchtes Lackmuspapier schwach röthete. Es ist hiernach zweifellos bewiesen, dass der Ag. oreades Blausäure aushaucht. Wenn ich Exemplare dieses Pilzes auch oft, zwar nie in grösseren Mengen, unter Händen hatte, sowohl solche, die bei trockner, als auch bei feuchter Witterung gesucht waren, so habe ich früher einen Blausäuregeruch an ihnen noch nicht wahrgenommen. Diese Erscheinung ist meines Wissens bis dahin noch nicht beobachtet worden, doch scheint eine Notiz Husemann's ein möglicherweise ähnliches Vorgekommen- sein vermuthen zu lassen. Zur Chemie und Physiolugiu des Agaricus ureudes liult. 39 H. schreibt in suiucn Anmerkungen zu der sehr enipfeh- lenswerthen üobersoizung des Werkes von E. lioudier. (Des Champignons au point de vuede leurs car ac- te res usu eis, chimiquesettoxicologiques. Memoire CDU renne etc.) auf pag. 151 unter f. Tribus Cailybia : „Hierzu gehört A g. d r y o p h i 1 u s Bull., von welchem 15 a d h a m behauptet, duss ein Gentleman seiner Eekanntüchaft ihn mit Ag. oreadesBolt. verwechselt habe und nach dem Genüsse sehr krank go\vorden sei. Zur Vermeidung der Verwechs- lung mit A. read es macht B. auf den brüchigen Hut und den hohen Stiel aufmciksam etc." Wenn demnach vor Verwechselungen des A. dryophi- lus mit A. read es, bei welchem letzteren, beiläufig be- merkt, die Lamellen weit von einander, während sie bei A. d. dicht stehen, gewarnt wird, so scheint es doch, dass man den A. oreades in England wenigstens für schädlich oder ver- dächtig hält, während 15, abenhorst, Lenz, Harzer, 8oll- maun etc. ihn seines gewürzigen Geschmackes und Geruches wegen gerade als Gewürzpilz für Suppen empfehlen, beim A. dry ophilus aber von Geniessbarkeitu. s. w. keine Ecde ist. Wie ans meinen Beobachtungen hervorgeht, trat der Blausäuregeruch erst nach einer gewissen Zeit auf; eine der- artige Bemerkung muss Lenz gemacht haben, wenn er sagt, dass der angenehme Geruch beim Trocknen stärker werde. Lenz hat jedoch nichts über die Natur dieses Geruchs geäussert. Ob die Bildung der Blausäure immer oder nur unter bestimmten Bedingungen und Verhältnissen auftritt, ob Re- gen erforderlich , die Jahreszeit von Einfluss ist und ob etwa vorher entstandene Salpetersäure, deren Auftreten nach Brof. Hai Her nicht unwahrscheinlich ist, wofür in diesem concre- Icn Falle die Bedingungen durch Kalk , Dünger und Luft gegeben sein möchten, durch ihre Einwirkung auf die zarte organische Substanz des l'ilzes von blausäurcbildendem Ein- flüsse ist, das näher zu erforschen, sowie auch Mengcnbestim- mimgen vornehmen zu können , werde ich lion'entlich später Gelegenheit haben. liildburghausen, Juni 1H71. A. v. Lösecke . 40 1 JI. Toxikologie. Ueber die yerscliiedenen Pfeilgifte. Yon Dr. M. Löhr, Apotheker in Cöln. Die Waffen der wilden, unkultivirten Völker, welche sie in ihren Kriegen und zu ihren Jagden anwenden, sind in der Regel der Bogen mit Pfeilen und Lanzen, deren Spitzen bei den meisten dieser Völkerstämme mit einer giftigen Substanz überzogen sind. Die verschiedene Natur der letztern ist meist von den, ihnen an ihren Wohnorten durch Zufall und Erfah- rung als giftig wirkende Stoffe des Naturreiches bekannt gewordenen Materialien abhängig. Die Herstellung jener Gifte zu diesem Zwecke wurde von Priestern und Häupt- lingen dieser Völkerstämme auf eine geheimnissvolle mystische Weise, die nur ihnen bekannt war, auf verschiedene aber sehr rohe Art ausgeführt. Sir Walther ßaleigh, der Eroberer Virginiens, war der Erste, der 1595 das geheimnissvolle Gift nach Europa brachte, womit die Indianer ihre Pfeile vergifteten, dessen Ursprung unbekannt und dessen schnell tödtende Wirkung mit grosser Scheu betrachtet wurde. Die Beobachtung, dass dieses heftig wirkende Gift, w^elches durch allgemeine Blut- vergiftung eine so schnelle und unabwendbare Wirkung her- vorbrachte, von den Indianern zugleich auch noch zur Jagd benutzt wurde und das, mit den vergifteten Pfeilen ei'legte Wild ohne alle Gefahr gegessen wurde, vermehrte das Wun- derbare dieses Giftes. Das sogenannte Pfeilgift wurde nun ein . besonderer Ge- genstand der Nachforschungen wissenschaftlicher Reisenden in Amerika, und da man auch ein eben so schnell tödten- des Pfeilgift in Asien, aber mit abweichenden Symtomen im üeber die vcrsohicdent'u Pl'eilgifte. 41 Verlaufe bis zum Tode antraf, so hatte man zwei ver- schiedene Gifte, und wenn diese fertig der Natur entnom- men, so konnten sie nur vegetabilische Gifte sein, welches auch später von den forschenden Beobachtern bestätiget wurde. Das Pfeilgift kann man nach den verschiedenen Welttheilen eintheilen und als amerikanisches, asiatisches und afrikanisches unterscheiden. Die Pflanzenarten, von wel- chen es gewonnen wird, gehören, soviel es bis jetzt wissen- schaftliche Forscher und Reisende ermittelt haben, zu ver- schiedenen Pflanzenfamilien der hcissen Zone , vorzugsweise zu den Sapindaceen, Menispermeen, Apocyneen und Strychnaceen; die Pfeilgifte stimmen aber in der Kegel darin überein , dass die giftigen Wirkungen viel hefti- ger und schneller sind , wenn jene Stoffe mit dem Blute des lebenden Organismus in Berührung kommen, als wenn sie in den unverletzten ]\Iagcn eingeführt werden. 1. Amerikanisches Pfeilgift. Der Gebrauch die- ses Giftes beschränkt sich besonders in Südamerika nur auf die Eingeborenen, welche zwischen dem Orinoco und dem Amazonenstrome leben, und man kannte früher dieses Gift nur von Pfeilen und Lanzenspitzen, welches, in diesen Gegenden unter den verschiöflenen Indianerstämmen unter den Namen Curare oder Curari, Urari oder Wurara, Ticunas oder Lama Pfeilgift bekannt war. Das Ti- cunas-Gift, welches am längsten in Europa eingeführt ist, wird aus einer Schlingpflanze Co ccul u s Amazon um berei- tet, sie gehört zu der Familie der Menispermeen und der giftige Stoff ist Pikrotoxin, nicht Curarin. Da früher die Quelle des heftigen Giftes noch im Dunkeln lag, so lenk- ten sich die Forschungen und Untersuchungen ganz besonders auf diesen Gegenstand; es überzeugten sich nun Schom- burgh u. Castelaun auf ihren Reisen in Südamerik, wo sie Gelegenheit hatten, einer Bereitung des Pfeilgiftos Curare beizuwohnen, dass dieses, von den Indianern Urari genannte Pfeilgift , aus der Rinde und dem Splint der jüngeren Triebe von Strychnos toxicaria bereitet werde, unter Zusatz ver- schiedener anderen Sub.stanzen, welche nicht wesentlich zu sein 42 lieber die verscliiedenen Pfeilgifte. schienen, aber auf eine geheimnissvolle Weise, durch Kochen und Eindampfen etc. durch Priester und Häuptlinge darge- stellt wurde. Alex, von Humboldt war ebenfalls bei einer Darstel- lung des Curare zugegen, welches von einem Ame de Curare, hauptsächlich durch Kochen der Rinde einer Liane, Strychnos gujanensis Mart. Kouhamea Klotzsch. bereitet wurde und durch die Untersuchungen von Alex. v. Humboldt ist das Curare - Pfeilgift auch zuerst in Europa bekannt worden. Bei der chemischen Untersuchung einer Partie Curare, welche Claude Bernard in Paris und Dr. P r e y e r (frü- her in Bonn) vorlag, um den wirksamen Bestandtheil , das Curarin, darzustellen, fand man darin die Fragmente einer Frucht, der Gattung Paullinia aus der Pflanzenfamilie der Sapindaceen, deren Mutterpflanze als Paullinia Curaru erkannt wurde. Bei den späteren Nachforschungen an Ort und Stelle bestätigten die Indianer selbst, dass diese Pflanze der wahre Ursprung des amerikanischen Pfeilgiftes sei und sie wird jetzt auch als Hauptquelle des Curare angesehen. Die Familie der Sapindaceen gehört der heissen Zone an und die darin aufgenommenen Gewächse enthalten theils heilkräftige, theils sehr giftige Stofie; zu den letzteren gehören Paul- linia Curaru, P. australis, Serjania lethalis etc., kletternde Sträucher in den Urwäldern Brasiliens und West- indiens, welche einen betäubenden, sehr scharfen Milchsaft haben, der durch Einschnitte aus dem Stamme gewonnen wird. Serjania lethalis liefert den Eingeborenen einen Saft, womit sie die Fische betäuben und der auch in sofern dem Menschen gefährlich ist, als die Lecheguana- Biene daraus ihren giftigen Honig zieht. — Mit einer starken Ab- kochung der Wurzel und der schwarzen Samen der Paul- linia pinnata vergiften die Neger Fische und auch ihre Feinde. Urari (Gif tpflanze) scheint in Südamerika der allge- meine Name für die verschiedenen Bezeichnungen der Indianer, ücber die verscliietleueii Pfeilgit'te. 43 Curare, A\'urara etc. zu sein; nach chemischer Untersuchung und physiologischen Beobachtungen sind alle diese Curare Gifte in allen ihren Namensorten nicht wesentlich verschieden und die zuweilen abweichenden Symptome bei der Anwen- dung scheinen mehr von den Zusätzen verwandter Ptianzen- stotte durch die verschiedenen Indianerstämrae und der Berei- tungsart herzurühren als von chemischer Verschiedenheit. Das Urari oder Macury kommt gewöhnlich in Cale- bassen (Kürbisschalen) im Handel vor und ist sehr gesucht; nach Schomburgh soll das unter dem Namen Curare im Handel vorkommende l'feilgift nicht in Calebassen, sondern in verschieden geformten irdenen Töpfchen versendet w^erden, aber beide Gifte scheinen sowohl in den Calebassen wie in den Töpfchen in Beziehung ihrer giftigen Bestandtheile iden- liseh zu sein; es ist ein ziemlich festes, bröckliches Extract von schwarzbrauner Farbe, welches mehr oder weniger fremde Htolfe und besonders erdige Theile beigemengt enthält. Wegen der eigonthümlichen Wirkung des Curare auf den lebenden Organismus hat man dasselbe schon seit längerer Zeit als Arzneimittel eingeführt und namentlich eine Lösung desselben zu subcutanen Einspritzungen benutzt. Da aber die Beobachtungen ergaben, fi'ie und mit welchen Mitteln eine solche heroische Substanz von den Indianern bereitet und aufbewahrt wurde, so musste ein gerechtfertigtes Misstraucn beim Gebrauche des Mittels vorherrschen, besonders, da num niemals sicher war, welchen Stärkegrad das rohe Curare hatte, denn nach den Untersuchungen von Claude Ber- nard verhielt sich das Gift unter gleichem Namen sehr ver- schieden, und das Curare vonPara verhielt sich gegen das von Venezuela in der Giftstärke wie 1 zu 5, ca konnte demnach weder über die Dosis noch über die physiologische Wirkungskraft, ohne eine jedesmalige vergleichende Unter- suchung, ein richtiges Urtheil abgegeben werden. Büussingault beschäfiigte sich zuerst damit, aus dem rohen (Jurarc auf chcMiiscliem Wege den wirksamen StolF abzuscheiden, und es gelang ihm, ein(! kry stall isirbare Sub- stanz, di(; er Curarin nannte, darzustellen. In neuerer Zeit 44 Ueber die verschiedenen Pfeilgifte. suchten Claude Bernard und Dr. Preyer das Alkaloid genauer festzustellen und die physiologischen Wirkungen zu begründen, sie haben nemlich den reinen Giftstoff dar- gestellt und analoge Versuche an Thieren gemacht; es ergab sich dabei, dass die Wirkungen des Curare auf den lebenden Organismus nur dem Alkaloide Curarin zuzu- schreiben seien. Besonders charakteristisch sind die physio- logischen Wirkungen des Curarins auf Frösche und grössere Thiere. Bernard (Comp. rend. T. 31. p. 533.). Pelikan, Bei- träge zur gerichtlichen Medicin. Würzburg 1858. Kölli- ken, Yirchow's Archiv. B. 10. p. 1. Bidder und Böh- lendorf, physiologische Untersuchungen des amerikanischen Pfeilgiftes. Inaug. Dissei't. Dorpat 1863. Dr. Preyer, Sitzungsbericht vom 25. Juli 186B der niederrhein. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn. Dr. Preyer und Dr. Marquart, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins 1867. 2. Hälfte p. 68 — 71. Cor- respondenzblatt. Dr. Hermann Klenke, das Pfeilgift, Gaea 5. Jahr- gang. 6. und 7. Heft. Köln »und Leipzig. Ueber die wichtigeren chemischen Eigenschaften des Cu- rarins theilt Dr. Preyer mit: es krystallisirt in vierseiti- gen, farblosen Prismen, ist sehr bitter und an der Luft sehr zerfliesslich , in Wasser und Alkohol in allen Verhältnissen löslich und die Lösung reagirt schwach alkalisch; auch Amyl- alkohol und Chloroform lösen es, aber in viel geringerem Maasse als Wasser und Weingeist. Unlöslich ist es in abso- lutem Alkohol, Aether, Benzin, Terpenthinöl ; es scheint sich in der Hitze zu zersetzen. Das Curarin färbt sich durch concentrirte Schwefelsäure blau, wodurch es sich von dem Strychnin unterscheidet, wel- ches ungefärbt bleibt; Salpetersäure färbt es purpurroth und doppelt chromsaures Kali, mit etwas Schwefelsäure angerieben, violett, doch sind beide letzteren Reactionen auch dem Strych- nin eigen. Heber die verschiedenen Pfeilgifte. 45 Schon eine sehr geringe Dosis einer Lösung des Cura- rins mit der Pr avatz'ischen Injectionsspritze unter die Haut (subcutan) eingefiihrt, lassen in kurzer Zeit die Lun- genthätigkeit vollständig aufhören, während die Pulsation des Herzens fortdauert, die Peristaltik (die wurmförmige Be- wegung des Darmes) bleibt und die Muskeln behauen die Em- pfindlichkeit für elektrische Reize. Claude Bernard zeigte 1865 (Revue des Cours scient. Paris), dass die Unwii'ksamkeit des in den Magen eingeführ- ten Curare auf langsamere Resorption zurückzuführen sei, so dass, wenn die zuletzt resorbirten Theile des Giftes in das Blut gelangen, die zuerst resorbirten Theile bereits durch die Nieren ausgeschieden sind ; es enthält dann in keinem Augen- blicke der Resorption das Blut eine zur Vergiftung hinrei- chende Menge Curare, dass aber auch nach Exstirpation der Nieren kleine Mengen des Giftes vom Magen aus giftig wir- ken, nur tritt hier die Wirkung wegen langsamerer Resorp- tion später ein, als nach subcutaner Injection unter die Haut in einen Muskel, in das Blut, in die Tracheen. Unabhängig von C 1. B e r n a r d hat Dr. L u d i m a r H e r m a n n in Berlin diese Erklärung durch einen ähnlichen Versuch bestätiget gefunden. (Reichert und du Bois-Reymond, Archiv f. Anatom, und Physiolog. Berlin 18G7). Uebrigens ist das Curare nicht die alleinige giftige Substanz, welche auf die motorischen Nerven wirkt und ohne Convulsionen tödtet, nach K ö 1 1 i k e r ' s Beobachtungen ist das C o n i i n von ähnlicher Wirkung und neuere Forschungen von A. Brown und Frä- ser haben ergeben, dass die Einfügung eines Atoms Methyl in die Verbindung mit Strychnin, Brucin oder Thebain, diese Alkaloide in Stoffe verwandelt, welche eine ähnliche Wirkung wie ('urare auf den lebenden Organismus haben. Kocht man ein kleines Stückchen Curare in Wasser oder Weingeist, so löst c« sich nicht vollständig auf, filtrirt man die wässrige Lösung, so bildet sich, der Luft ausgesetzt, bald ein Niederschlag, der abfiltrirt, ohne Wirkung ist-, schüttelt man eine wässerige Lösung mit einigen Tropfen Plienyl- säure, so wird dieselbe emulsionartig, worin auch alle gif- 46 Ueber die verschiedenen Pfeilgifte. tigen Stoffe suspendirt sind ; wird dann filtrirt und die Phenyl- säure durch Aether abgeschieden, so ist das Filtrat ganz wirkungslos, Nach Dr. Klenke findet wahrscheinlich ein ähn- liches Verhalten im Blute statt, denn ein Thier, welchem man eine grössere Q.uantität Phenylsäure beigebi*acht hatte, war für die Wirkung des Curare - Pfeilgiftes weniger em- pfänglich. — Aerzte und Naturforscher haben uns von ihrem Aufent- halte in den verschiedenen Indianerdistrikten sehr wichtige Berichte geliefert; sie bestätigen die Wiikungen des Pfeilgiftes, wie sie auch bei den physiologischen Versuchen in Europa bemerkt worden sind, nur fehlen noch die Berichte, ob die Grefahr des Todes mit künstlicher Unterhaltung der Respira- tion bei Verhütung der Abkühlung, abgewendet worden ist. üebrigens wiixl es immer darauf ankommen, wie viel Gift der Körper aufgenommen hat, denn wenn die Vergiftung mit einer starken Menge geschehen, so ist von der Kunst wenig Erfolg zu erwarten. Doch ist nach Dr. Klenke's Ansicht, wenn der vergiftete Pfeil eine Stelle getroffen, die sich absper- ren lässt, eine Ligatur geboten und Rettung möglich — während örtlich Schröpflköpfe , Scarificationen , Chlor, Brom, Phenylsäure und Auswaschungen nicht versäumt werden dür- fen. Deutsche, französische und englische Aerzte haben das Curare gegen Veitstanz , Gesichtsschmerzen , wie auch bei Vergiftungen durch Strychnin und Wuthgift in Anwendung gebracht und es scheint, dass das Verfehlen der richtigen Dosis die Hauptursache war, wesswegen es oft ohne Erfolge blieb. Man hatte anfangs eine Scheu, auf dem endermatischen Wege ein Milligramm Curare einzuführen und fürchtete sich, das Quantum von einem Centigramm zu übersteigen, was beson- ders beim Starrkrämpfe durch Zeitverlust in der Wirkung des Mittels den Erfolg vereitelte. Später haben Voisin und Lionville mit kühneren Versuchen dargethan, und in einer, von. dem französische Insti- tute belohnten Denkschrift ausgesprochen, dass man das Cu- rare in einer möglichst rigorosen Dosis geben kann, ohne den Heilzweck zu überschreiten und dass seine Energie geringer UeLcr die verschiedenen Pfeilgif'te. 47 ist, als die des Atropins, Morphins, Digitalins und anderer Gifte, die als Arzneimittel angewendet werden. Mit Recht hebt Bernard hervor (Dr. Preyer's Corresp. - ßl. p, 70), dass ausser der langsameren Eesorption noch zwei Momente bei Vergiftung mit Curare vom Magen aus in Betracht kommen: erstens die beschleunigte Ausscheidung — das Cu- rare erhöht nemlich die Thcätigkcit der Drüsen, insbesondere die der Nieren schon in sehr kleinen Dosen — zweitens die schwamraartig, jede Resorption hindernde oder verzögernde Wirkung des Chyraus auf das in den Magen gelangte Gift. Auf den letzteren Umstand ist die schon von Fontana gefundene Unschädlichkeit grosser Mengen Curare bei Ein- führung in den gefüllten Magen , gegenüber der Tödtlichkeit derselben Mengen, wenn sie im nüchternen Zustande in den Magen gelangen , zu erklären und ganz ebenso verhält sich auch das Curarin. Die amerikanischen Pfeil gifte unter den verschiede- nen Indianer -Namen, zeigen einen- allgemeinen Charakter des Unterschiedes, entgegen dem asiatischen (ostindischen) Pfcilgift, und zwar in der Wirkung, dass sie schneller als jenes die Muskeln lähmen, ohne so heftige Krämpfe, Durchfälle, in Begleitung des Todeskampfes hervorzurufen, wie dieses bei dem o'stindi sehen Pfeilgifte beobachtet worden ist. 2) In Asien hat man hauptsächlich zwei Pfeilgiftc, die beide Upas (die malayischc Bezeichnung für Gift) genannt werden; die Vergiftungen mit ostindischem Pfeilgift sind hier grösstentheils, auch in den verschiedensten Formen, nur reine oder modificirtc Strychn in Vergiftungen und der Widerspruch der amerikanischen und ostindischen Reisenden ist in ihren Schilderungen der Pfeilgiftwirkungen zu erklären, weil man das Pfeilgift beider Welttheilo für identisch hielt und in Südamerika den Tod durch Lähmung ohne Con- vulsionen, in Ostindien dagegen nach heftigen Starrkrämpfen und Convulsionen eintreten sah. Upas-Tieute, Upas- Rad ja (fürstliches Gift) auch Thcttik Gift genannt, ist das am meisten gefürchteto Gifl und wird auf den ostindischen Inseln von einer Schling- 48 lieber die verschiedenen Pfeilgifte, pflanze Strychnos Tieute Lechen. aus den jungen Wur- zeln und der E.inde älterer Wurzeln durch eine starke Ab- kochung, meistens mit einem Zusätze von Zwiebeln, Knob- lauch, Ingwer, Pfeffer, Samen von Capsicum fru- ticosum und G alanga- Wurzel gewonnen, abgedampft und das fertige Gift in Bambu:^stäben aufbewahrt. Es enthält nach den Untersuchungen von Pelletier und Ca- ventou hauptsächlich die Älkaloide Strychnin und Brucin. Die rothbraune, dickliche, sehr bittere Flüssigkeit wird von den Indianern des Festlandes und der Inseln des ost- indischen Archipels benutzt, um die nur lose auf dem Schaft befestigten Pfeilspitzen darin einzutauchen und darauf ein- trocknen zu lassen. Eben dieser nur lose aufgesetzten ver- gifteten Pfeilspitzen wegen bleibt dieselbe bei dem Zurück- ziehen des Schaftes in der Wunde stecken und das Gift ist nicht mehr zu entfernen. Das zweite asiatische Pfeilgift ist Upas An- tiar, welches man früher tür ein Schlangengift der Boa Upas gehalten hat; es wird hauptsächlich aus dem klebrigen, weissen oder gelblichen, schäumenden, bitteren Milchsafte bereitet, den man durch Einschnitte aus der Binde und dem Stamme von An tiaria toxicaria Lechen., Cestrum laurifolium L. in Ostindien, besonders auf Java, gewinnt; den reinen Milch- saft benutzen die Eingeborenen selbst als innerliches und äusserliches Heilmittel. Das Ant schar oder Ino-Gift hat nicht die heftige Wirkung in einer Wunde, wie Upas Tieute, der giftige Stoif dieses Pfeilgiftes ist als ein kry- stallisirbarer Körper Antiar in abgeschieden worden und unterscheidet sich wesentlich dadurch, dass er nicht stickstoff- haltig und folglich keine Basis ist , die mit Säuren Salze bildet. 3) Das afrikanische Pfeilgift ist wenig bekannt; man findet es nur bei den Buschmännern, Hottentotten und Kaffern, welche eine Amaryllis toxixjaria, so wie Eu- phorbia und Rh US-Arten zur Bereitung benutzen sollen. Die Untersuchung des afrikanischen Pfeilgiftes hat bis jetzt zu keinem Resultate in Auffindung eines Alkaloides geführt. 49 B. Monatsbericht. I. Pliysik Tind Clieinie ; Mineralogie und Greologie. Ueber die Bildung durchsichtiger, dem Steinsalze ähnlicher Salzwürfel; von Prof. A. Eu ebner in München.*) Es ist bekannt, class beim Eindampfen einer Auflösung von Chlornatrium unter den gewühnlichen Umständen dieses Salz nie in, dem natürlichen Steinsalze gleichartigen, durch- sichtigen Würfeln krystallisirt. Beim Salzsieden, auch wenn dieses noch so langsam geschieht, bilden sich an der Ober- fläche der Flüssigkeit kleine Würfel, welche sich während des Einsiedens, indem sich am Rande derselben neue Wür- felchen anlegen, zu weissen, undurchsichtigen, würfeligen Ivry- stallen von der bekannten Mühltrichterform vergrössern. Nicht anders ist es, wenn man eine Lösung von Kochsalz bei gewöhnlicher Temperatur an freier Luft verdampfen lässt; hat die Flüssigkeit den gehörigen Grad der Sättigung erreicht, 80 bilden sich ebenfalls an der Oberfläche der Flüssigkeit Gruppen von allmählig zu Boden fallenden undurchsichtigen kleinen Würfeln. Daraus folgt, dass das natürliche Steinsalz sich unter anderen Bedingungen gebildet haben musste, als das durch Eindampfen einer Salzlösung künstlich gewonnene Kochsalz. Fr. Mohr hat vor ein Paar Jahren durch einige Beobach- tungen , welche in Poggendorff"s Annalen der Physik und Chemie, 1868, Bd. 135, S. 6G7 in einem Aufsatze „lieber Steinsalzbiluung" beschrieben sind, die Bedingungen ausgemittelt, unter welchen das Kochsalz aus einer reinen Lösung in durchsichtigen Würfeln wie das Steinsalz zu krystallisiren vermag. Die Theorie der Steinsalzbildung besteht nach ihm darin, dass die Kochsalzlösung durch Verdunstung eine Uebcrsätti- gung annehmen kann, die aber in Berührung mit Kochsalz nicht bestehen zu bleiben vermag. An der Oberfläche findet durch Verdunstung die Uebersättigung statt, durch Diflüsion •) Aus den Sitzungsbcricbtcn «1. k. baycr. Akad. d. Wissen.sdi. 1871, Math. pby8. KlaHse, vom Hrn. VerfasHor als Separatabdriu'k filialteii. L. 11, Ar.b ,1. I'ljariii, CXCVII. IM . 1 Hfl. 4 50 Ueber die Bildung durchsichtiger , d. Steinsalze ähnlicher Salzwürfel. gelangt sie an den Boden der Flüssigkeit, wo die Steinsalz- krystalle liegen und der übersättigten Lösung ihren Ueber- schuss von Kochsalz wieder entziehen, wodurch diese leichter gewordene Flüssigkeit mit der oberen übersättigten wieder wechselt; dies findet so lange statt, als die Verdunstung dauert, und die Salzmenge, welche sich in der Flüssigkeit über den Sättigungspunkt ansammelt, wird ihr am Boden immer wieder durch Steinsalzbildung entzogen. Buchner hatte in letzter Zeit ebenfalls Grelegenheit, einige Beobachtungen über die Bildung regelmässiger, durch- sichtiger Salzwürfel zu machen. Während Mohr die Be- dingungen der Steinsalzbildung in reiner Kochsalzlösung aus- mittelte, sind Bu ebner 's Beobachtungen über die Entstehung durchsichtiger Krj'-stalle und zwar nicht nur von Chlornatrium, sondern auch von diesem isomorphen Chloriden mit Salzge- mischen gemacht worden. So beobachtete er, dass sich- sehr schöne Koch salzwür fei auf dem Boden eines Fasses gebildet hatten, in welchem ein Paar Jahre lang Salzmutterlauge von der Saline zu Berchtes- gaden im Laboratorium stehen geblieben war. Das Fass war, nachdem man den zur Analyse nöthigen Theil der Mut- terlauge herausgenommen hatte, wieder gut verschlossen wor- den, aber mit der Zeit sickerte ein Theil der Flüssigkeit am unteren Theile des Fasses heraus und kam hier zur Ver- dunstung, was durch das poröse Ziegelpflaster, auf welchem dass Fass stand, begünstiget wurde. Als man hierauf das schadhaft gewordene Fass öfinete und seines flüssigen Inhaltes entleerte, fand man auf dem Boden eine grosse Menge der regelmässigsten Salzwürfel, theils lose, theils zu Krusten vereiniget, wovon ein Fragment von Herrn v. Kobell als ein wahres Kabinetsstück zur Demonstration künstlicher Steinsalzbildung in der Mineralien- sammlung der k. Universität zu München aufbewahrt wird. Diese Salzwürfel, wovon einige eine ziemlich bedeutende Grösse haben, sind zwar nicht vollkommen klar, sondern wegen Einmengung ganz geringer Spuren von Schlammtheilchen schwach opalisirend, lassen aber in Beziehung auf Glanz, Glätte der Flächen und Schärfe der Kanten nichts zu wün- schen übrig. Diese Salzwürfel bildeten sich ganz unter den von Mohr ausgemittelten Bedingungen für die Steinsalzbildung. Eine Verdunstung nach Oben konnte in dem gut verschlossenen Fasse nicht stattfinden, mithin war auf der Oberfläche der gesättigten Salzlösung auch keine Krystallisation möglich. üeber die Bildung, durchsichtiger, d. Steinsalze ähnlicher Salzwürfel. 51 Diese erfolgte sehr langsam und ruliig in den untersten Schichten der Flüssigkeit, wo in Folge des Durchsickerns durch die Poren des Fasses Verdampfung und Uebersättigung der Salzlauge statt hatte. In dem Maasse, als das Salz heraus- krystallisirte und die Lauge wieder auf den früheren Grrad der Sättigung zurückkehrte, trat auch durch weiteres Durch- sickern und Verdunsten von Wasser wieder Uebersättigung der die Salzkrystälichen umgebenden Flüssigkeit ein; die Salzwürfel konnten hier mitten in einer lange auf ziemlich gleichem Grade der Concentration bleibenden Flüssigkeit langsam unter Bedingungen wachsen, welche zur Bildung regelmässiger Krystalle kaum günstiger gedacht werden können. Eine zweite Beobachtung der Bildung durchsichtiger Kochsalzwürfel machte Buch n er an einer Michung von flüssi- gem Eisenchlorid und Chlornatrium, welche er herstellte, um zu sehen, ob sich nicht durch langsame Verdampfung dersel- ben ein Doppelsalz in Krystallen erhalten lasse, welches als blutstillendes Mittel besser angewendet werden konnte, als das immer mehr oder weniger freie Säure enthaltende flüssige Eisenchlorid , w^elches auf den Wunden einen brennenden Schmerz verursacht. Nachdem die Mischung in der Wärme concentrirt worden war, schied sie in der Kälte ein Hauf- werk kleiner Kochsalzkrystalle ohne Eisenchlorid aus. Die davon abgegossene dicke Eisenflüssigkeit blieb dann bei ge- wöhnlicher Temperatur mehre Wochen lang in einer mit Papier bedeckten Schale stehen, und als sie hierauf in ein anderes Gefass gegossen wurde, fanden sich auf dem Boden der Schale ganz schöne kleine Kochsalzwürfel , welche nach dem Abpressen zwischen Fliesspapier vollkommen klar und farblos wie das reinste Steinsalz erschienen. Auch hier krystallisirte das Chlornatrium, welches dieser Beobachtung zufolge zum Eisenchlorid noch weniger Ver- wandtschaft zeigt, als das Chlorammonium, offenbar auf dem Boden und nicht an der Oberfläche der Flüssigkeit, wo nicht wohl eine Uebersättigung stattfinden konnte, weil im Gegen- theil hier Feuchtigkeit aus der Luft angezogen und die Lö- sung dünner wurde; denn es ist bekannt, dass eine concen- trirte Lösung von Eisenchlorid beim Stehen an der Luft noch viel Wasser aufnimmt und dadurch dünnflüssig wird. Buch- ner glaubt, dass gerade die Eigenschaft des ]<]isenchloride8, den es umgebenden Medien Wasser zu entziehen, in dem gegebenen Falle die Bildung regelmässiger Kochsalzkrystalle begünstiget habe. Hier befand sich eine gesättigte Lösung 4* 52 Ueber die Bildung durchsichtiger, d. Steinsalze ähnlicher Salzwürfel. von Eisenchlorid neben einer solchen von Kochsalz; indem die Theilchen der ersteren denjenigen der letzteren in den unteren Schichten der Mischung langsam Wasser entzogen, trat bei diesen eine allmählige Uebersättigung und mithin die Bedingung zu einer regelmässigen Krystallbildung ein. Auch andere zerfliessliche Salze scheinen aus derselben Ursache der Steinsalzbildung günstig zu sein. Bei der oben beschriebe- nen Bildung von schönen Steinsalzwürfeln in einer Salinen- mutterlauge befanden sich die Theilchen der gesättigten Koch- salzlösung in Berührung mit denjenigen einer concentrirten Lösung des Chlormagnesium, welches bekanntlich eines der hygroskopischsten Salze ist und desshalb der damit gemisch- ten Kochsalzlösung Wasser entziehen kann. Ebenso wie das Chlornatrium lässt sich nach Buchner's Erfahrung auch das Chlorkalium in ganz durchsichtigen Wür- feln erhalten, wenn man Sorge trägt, dass die Flüssigkeit sehr langsam verdunste und die Krystallisation am Boden stattfinde. Bei einer gerichtlichen Untersuchung hatte Buchner ein wässeriges, aus dem Blute einer mit Cyankalium vergif- teten Dame gewonnenes Destillat auf Blausäure zu prüfen, zu welchem Zwecke ein Theil der Flüssigkeit mit Kalilauge, dann mit wenigen Tropfen Eisenoxydoxydullösung vermischt und zuletzt mit Salzsäure angesäuert wurde, wobei wirklich die bekannte Berlinerblau - Bildung erfolgte. Diese Mischung blieb in einem mit Papier bedeckten Becherglase zufallig in einem Schranke mehre Monate lang stehen; als ihm das Glas wieder in die Hand kam, war der Inhalt desselben zu einer festen Masse eingetrocknet, in deren Mitte mehre kleine, aber vollkommen farblose und durchsichtige Würfel von Chlor- kalium, umgeben von Berlinerblau lagen; am Bande dieses Yerdampfungsrückstandes befand sich eine Efflorescenz einer eisenhaltigen Salzmasse. Auffallend war hier die scharfe Scheidung der in der Salzlösung suspendirten Theilchen des Berlinerblaues vo\i den herauskrystallisirenden Salzwürfeln, welche keine Spur Berlinerblau einschlössen. Auch die Stel- len des Glasbodens , an welchen die Salzwürfel lose adhärir- ten, waren fast vollkommen frei von Berlinerblau; sie stellten nach Herausnahme der Krystalle von Berlinerblau scharf umgränzte farblose Quadrate dar, die Flächen bezeichnend, womit die Würfel auf dem Glase lagen. Mit Theertheilen verunreinigten Salmiak hat man schon öfters in wohlausgebildeten braun gefärbten Würfeln krystal- Jisirt erhalten, aber aus einer reinen Auflösung krystallisirt Heber die Bildung durchsichtiger, d. Steinsalze ähnlicher Salzwürfel. 53 dieses Salz in der Eegel nicht deutlich. Grlasartig durchsich- tige, obwohl nicht vollkommen regelmässige Krystalle von Chlorammonium fand Buchner in einem Glase vor, in wel- chem viele Jahre lang eine Auflösung von Kupferchlorid und Salmiak, der sogenannte Köchlin'sche Kupferliquor , Li- quor Cupri ammoniato-muriatici, aufbewahrt worden war. Wegen nicht vollkommenen Verschlusses dieses Glases mit einem Glasstöpsel verdunstete nach und nach das Wasser der Flüssigkeit und die Salze blieben im krystallisirten Zu- stande zrück. Auch bei dieser Krystallisation fand theilweise eine scharfe Trennung der Salze statt. Die den grössten Theil des Bodens vom Glase bedeckenden Salmiakkrystalle erschienen nicht nur durchsichtig, sondern auch ganz farblos und kupferfrei; alles Kwpferchlorid war, mit einem Theile Chlorammonium zu Kupfersalmiak verbunden, an den Seiten als wohlausgebildete blaue oktaedrische Krystalle abgelagert. Die hier mitgetheilten Beobachtungen beweisen also, dass auch aus gemischten Salzlösungen dem Steinsalze ähnliche durchsichtige Salzwürfel krystallisiren können, wenn die Ver- dunstung des Wassers sehr langsam erfolgt und die Krystal- lisation des Salzes am Grunde der Flüssigkeit vor sich geht. Auch das natürliche Steinsalz hat sich aus einer gemischten Salzlösung abgelagert. Ja es scheint den oben beschriebenen Beobachtungen zufolge die Gegenwart gewisser anderer, besonders hygroskopischer Salze die Steinsalzbildung eher zu begünstigen, als zu hemmen. Das bei der Krystallisation aus gemischten Lösungen stattfindende gegenseitige Abstossen ungleichartiger Moleküle neben gleichzeitiger Anziehung der gleichartigen bringt, wie obige Fälle zeigen, manchmal eine scharfe Trennung der aus der Lösung krystallisirenden Salze hervor. Die Bildung sehr schöner zusammenhängender Kochsalz- würfel beobachtete ich bei Rectification der rohen Salzsäure über Kochsalz und langsamer Abkühlung des flüssigen Retor- tenrückstandes. Einen solchen Salzkuchen, wie er beim Zer- brechen der Retorte erhalten wurde, bewahre ich in der Sammlung des pharm. Instituts. Jena, den 30. April 1871. IL L. 54 Ueb. d. quantitative Bestimm, d. organ. Substanz u. d. Salpetersäure etc. lieber die quantitative Bestimmung der organischen Substanz und der Salpetersäure im Trinkwasser. Von G. C, Wittstein.*) Zum Zweck obiger beiden Bestimmungen verdampft Alex. Müller (Berichte d. deutsch, ehem. Gesellsch. 1870. Nr. 13) das Wasser mit einem üeberschusse von kohlensaurem Natron zur Trockne, digerirt den E-ückstand mit heissem Wasser, filtrirt und süsst den Filterinhalt gut aus. Derselbe enthält die erdartigen Bestandtheile des Wassers nebst Kieselsäure und Phosphorsäiire , aber nur Spuren organischer Materie, während die (nahezu) ganze Menge der letztern in das Fil- trat übergegangen ist. Das Filtrat wird mit Salzsäui'e genau neutralisirt , zur Trockne verdampft, der Rückstand bei 115 bis 120^ von dem Reste des anhängenden Wassers befreit, gewogen, durch Glühen für sich die organische Substanz zerstört, dann durch Zusatz von doppeltchromsaurem Kali und abermaliges Glühen die Salpetersäure ausgetrieben. Gegen diese Bestimmungsweise ist folgendes einzuwen- den. Soll der erste Glühverlust die Quantität der organischen Substanz richtig angeben, so darf das Wasser keine Salpeter- säure enthalten. Da aber kein oder fast kein Trinkwasser ganz frei von dieser Säure ist, so treten hier fast immer zwei Fehler auf. Je nach den gegenseitigen Mengen von organi- scher Substanz und Salpetersäure wird die erstere entweder total oder partiell durch den Sauerstoff der letztern verbrannt, und an die Stelle des salpetersauren Salzes tritt entweder kohlensaures oder salpetrigsaures Salz oder beide. Der erste Glühverlust liefert daher nicht bloss die Menge der organischen Substanz sondern auch die Gewichtsdifferenz zwischen dem salpetersauren Salze und dem (oder den) daraus entstandenen neuen Salze (oder Salzen), also zu viel organi- sche Substanz. Dafür bekommt man dann bei der zweiten Glühung (mit doppeltchromsaurem Kali) entsprechend weniger Salpetersäure, als das Wasser ursprünglich enthält. Zur Vermeidung dieser beiden Fehler habe ich nach- stehende Abänderung des Verfahrens getroffen und durch Herrn Semenoff aus St. Petersburg ausführen lassen. 1500 Grm. des in meinem Hause laufenden Quellwassers wurden mit 20 Grm. krystallisirten kohlensauren Natrons bis *) Als Separatabdruck aus d. Vierteljahrsschrift vom Hrn. Verfasser erhalten. S. L. TJeb. d. quantitative Bestimm, d. organ. Substanz u. d. Salpetersäure etc. 55 auf ein paar Unzen Eückstand verdunstet, filtrirt, gewaschen, das Filtrat eingetrocknet, die Salzmasse fein gerieben, bei 115 bis 120" entwcässert, gewogen, zum schwachen Glühen erhitzt und nach vollständiger Zerstörung der organischen Substanz wieder gewogen. Beim Beginn des stärkern Ei'hitzens nahm die Salzmasse eine bräunliche Farbe an, letztere verschwand jedoch so rasch wieder, dass daraus schon auf den verbrennenden Einfluss eines salpetersauren Salzes geschlossen werden konnte. Einen weiteren Beweis, dass ein solches Salz hier im Spiele war, lieferte die nunmehrige alkalische lieaction des Glührückstan- des. Der durch das Glühen entstandene Gewichtsverlust, 0,098 Grm., war mithin nicht der richtige Ausdruck für die Quantität der in 1^2 Liter des Wassers befindhchen organi- schen Haterie, sondern gab zu viel davon an. Man löste nun das geglühte Salz in Wasser, ersetzte durch genaue Neutralisation der Lösung mit reiner Salpeter- säure die durch Einwirkung der oi'ganischen Materie zerstörte Menge Salpetersäure, trocknete wieder ein, fügte etwa den dritten Theil des Gewichts des Salzes (genau gewogen) fei- nes Quarzpulver*) hinzu, entwässerte bei 120**, wog, glühte eine Viertelstunde lang und wog wieder. Der diesmalige Gewichtsverlust betrug 0,207 Grm. und zeigte die ganze Menge der in 1 ^2 Liter Wasser enthaltenen Salpetersäure an. Durch Abziehen des Gewichts des bei 120" getrockneten Gemenges von Salz und Quarzpulver (a) von dem Gewichte des zuerst bei 120" getrockneten Salzes (b) und des Quarz- pulvers (c) musstc der Best die richtige Menge der in 1^2 Li- ter betindlichen organischen Materie angeben: b (bei 120" getrocknetes Salz) 8,785 Grm. c (Quarzpulver) 2,345 „ Summa 11,130 „ davon ab a (Gemenge von Salz und Quarz) 11,045 „ Best 0,085 Das Wasser enthielt folglich in l^/g Liter: 0,085 Grm. organische Substanz und 0,207 „ Salpetersäure; oder in 1 Liter: 0,057 Grm. organische Substanz und 0,138 „ Salpetersäure. *) Man sehe Witts tein's Vicrteljahrcssclir. XII. 284. 56 Ueber das Einfrieren von Salzlösungen. lieber das Einfrieren Ton Salzlösungen. Von Demselben.*) Zu den Unannehmlichkeiten des Winters gehört in einem chemischen Laboratorium u. a. auch das Einfrieren gewisser Salz- und anderer Lösungen, welche in einem Räume auf- bewahrt werden, dessen Temperatur unter 0*^0 herabsinkt. Voraussagen lässt sich in dieser Beziehung nichts, d. h. man kann aus der Natur einer aufgelösten Verbindung keineswegs schliessen, ob dieselbe einfrieren werde oder nicht. Man sollte a priori vermuthen, je mehr Wasser zum Auflösen eines Salzes erforderlich sei, um so leichter müsste ihre Lösung einfrieren, allein man täuscht sich. Ferner sollte man vermuthen, dass mit der Leichtigkeit des Krystallisii^ens eines Salzes die Fähigkeit seiner Lösung, einzufrieren, glei- chen Schritt hielte ; allein man täuscht sich wiederum. Schein- bar tritt eine solche Erscheinung allerdings ein, jedoch nur vereinzelt, nicht durchgreifend, so dass an eine darauf sich gründende Eegel nicht zu denken ist. Ich setze dabei natür- lich stets voraus, dass die Solution, sobald sie einfriert, ihren ganzen Salzgehalt noch aufgelöst behalten, also nicht etwa schon Krystalle des Salzes abgesetzt hat, denn diese würden das Einfrieren der noch vorhandenen Solution wahrscheinlich in einigen Fällen befördern, ich sage in einigen, da auch ver- neinende vorliegen. Zum Glück kommt das Einfrieren von Salzlösungen weit seltener vor, als das Nichteinfrieren; um sich aber vollständig vor Schaden zu hüten, muss man auch jene seltenen Fälle kennen. Selbst erst durch Schaden klug geworden, will ich durch diese Notiz nur bezwecken, Andere davor zu bewahren , der nicht allein darin besteht , dass man durch das Einfrieren das Geföss, sondern häufig auch seinen Inhalt verliert. Das Zimmer, worin die Salzlösungen aufbewahrt werden, welche ich in grösserer Menge, als die Gläser des Reagen- tienschranks fassen, vorräthig halte, wird nie geheizt , daher die Temperatur desselben während des Winters, je nach des- sen Strenge, für Tage oder Wochen unter O*' steht. Im letz- ten Winter 1870/71 sank sie einmal bis — 6^ herab und stand bei — 3 bis 4*^ nahezu 3 Wochen lang. Während die- ser Periode blieben darin folgende Salz- und andere Lösungen *) Vom Hrn. Verfasser als Separatabdr. aus dessen Vierteljahrsscbrift eingesendet. j^f. L. üeber das Einfrieren von Salzlösungen. 57 vollständig klar und flüssig. Die in Klammer beigesetzten Zahlen bedeuten das Verhältniss des Salzes u. s. w. zum Wasser. Ammoniumchlorid (1:5); Antimonsaur. Kali (1 körniges Salz : 240); Barythydrat (1 : 19); Baryumchlorid (1:9); Calciumchlorid (1 : 9); Essigs. Baryt (1:9); Essigsaures Bleioxyd, neutrales (1:9); Essigsaures Bleioxyd, basisches (1:9); Kaliumeisencyanür (1:9); Kaliumeisencj^anid (1:9); Kaliumjodid (1 : 9); Kaliumsulfocyanid (1 : 9); Kieselfluorwasserstoff (1 : 16); Kohlensaures Ammmoniak (1 : ä); Kohlens. Kali (1:9); Kohlens. Natron (1 kryst. : 6); Molybdäns. Ammoniak (1 : 19); Oxals. Ammon. (1 : 29); Quecksilberchlorid (1 : 19); Salpeters. Baryt (1 : 19); Salpetersaures Bleioxyd (1 : 9); Salpetersaures Quecksilberoxydul (1 : 19); Schwefels. Eisenoxydul (1 : 4); Schwefels. Kali (1 : 14); Schwefels. Magnesia (1 : 9); Weinsäure (1 : 4); Zinnchlorür (1 : 9). Neben der antimonsauren Kalilösung stand ein Glas, wo- rin dieselbe Lösung, unter welcher aber noch ein starker Satz von körnigem Kaliantimoniat lagerte, und diese war voll- ständig eingefroren. Als Ursache davon sehe ich die Gegenwart eines festen lockeren Körpers an. Aus der schwefelsauren Kalilösung hatten sich ein paar wasserklare Krystalle geschieden, diese jedoch die Solution nicht zum Einfrieren zu veranlassen vermocht. Eingefroren waren hingegen nur: Oxalsäure (1 : 9); Phosphors. Natron (1 : 14); Salpeters. Silberoxyd (1 : 49); Schwefels. Kalk (1 : 400). Das Einfrieren erfolgte indessen sehr ungleich, zuerst beim phosphorsauren Natron , dann beim Gyps , hierauf beim Sil- bernitrat und zuletzt bei der Oxalsäure. Die Solutionen die- ser vier Verbindungen dürfen daher nicht an einem Orte aufbewahrt werden, wo die Temperatur den Gefrierpunkt des Wassers erreicht. 58 Ueber Verunreinigung des Jods mit Jodcyan. lieber Yerunreiniguiig des Jods mit Jodcyan, Yon Demselben.*) Eine in der Gewinnung des Jods aus den Meeralgen selbst begründete Verunreinigung des Jods mit Jodcyan (CyJ) beobachteten Scanlan (Journ, of the Chem. Soc, III. 321) und F, Meyer (Archiv der Pharm. LI, 29), dann auch Klobach (Archiv der Pharm. LX, 34). Der Letztere erhielt aus 80 Pfund- solchen Jods durch Zusammenreiben mit Queck- silber und Sublimiren neben Quecksilberjodid 12Unzen(15Proc.) Jodcyan in zolllangen Nadeln. Im vergangenen Sommer kam ich durch die Güte des Herrn J. C. Sticht, Fabrikant chemischer und pharmaceu- tischer Producte in Brooklyn bei New -York, bei seiner An- wesenheit in München in den Besitz einer Quantität ebenso verunreinigten Jods, welches von weissen Nadeln Jodcyans reichlich durchsetzt war. (a.) Herr Sticht hatte versucht, das Jodcyan vom Jod durch Sublimation annähernd zu trennen, allein ohne den gewünsch- ten Erfolg, denn es war dabei auch sehr viel Jod mit ent- wichen. Von diesem Sublimat erhielt ich ebenfalls eine Portion, (b.) Herr Semen off aus St. Petersburg übernahm die quan- titative Bestimmung des Jodcyans in diesen beiden Präpara- ten und verfuhr auf nachstehende Weise. Probe a. 10 Gran dieser Handelswaare wurden mit 16 Gran metallischen Quecksilbers unter Zusatz einiger Tropfen Wein- geist bis zur Bindung sämmtlichen freien Jods zusammenge- rieben, nach dem Verdunsten des Weingeists das grünliche Pulver in einem Cylinderglase mit etwa 1^2 Unzen Wasser angerührt, nach vollständigem Absetzen auf einem tarirten Filter gesammelt, gewaschen und bei 50° getrocknet. Es wog 23,125 Gran, mithin betrug der Verlust (Jodcyan) 26 — 23,125 = 2,875 Gran oder 28,75 Proc. der Waare! Die von dem grünlichen Pulver (Gemenge von Queck- silberjodür und Quecksilber) getrennte wässerige Flüssigkeit lieferte durch Verdunsten 2,500 Gran Jodcyan, folglich etwas weniger als die Gewichtsdifferenz ergeben hatte. Da aber bei dieser Verdunstung sehr leicht Jodcyan verloren gegan- gen sein konnte, so verdient die erst erhaltene Zahl den Vorzug. '^) Als Separatabdruck T. Hrn. Verf. erhalten, S. L, Ueber das Vorkommen von Baryt in Silikaten. 59 Probeb. 10 Gran mit 16 Gran Quecksilber verrieben, dann mit Wasser ausgesüsst und getrocknet, lieferten 20,3125 Gran grünlichen Pulvers. Folglich 26 — 20,3125 = 5,6875 Gran oder 56,875 Proc. Jodcyan. Herzog*) hat gefunden, dass jodcyanhaltiges Jod durch Behandeln mit metallischem Eisen und Wasser eine Flüssig- keit liefert, welche neben Eisenjodür auch Eisencyanür ent- hält, dass aber durch kohlensaures Kali der ganze Cyangehalt mit dem Eisen ausgefällt wird, wesshalb das in dieser Weise aus jodcyanhaltigem Jod bereitete Jodkalium frei von Cyan- kalium ist, — Diese Erfahrung Herzog's ist um so beach- tenswerther, weil selbst ein kleiner Gehalt des Jodkalium an Cyankalium bei der medicin. Anwendung von den traurigsten Folgen sein würde. Ueber das Vorkommen toii Baryt in Silikaten. Von Demselben.**) Wie S. 256 des X. Bandes meiner Vierteljahresschrift mitgetheilt worden ist, hat A. Mitscher lieh in mehren Feld.späthen einen bis zu 2^3 Procent steigenden Gehalt an Baryt nachgewiesen. Für das Jahr 1869/70 stellte die philosophische Fakultät der Universität München als Preisfrage: Die Prüfung einer Anzahl Silikate auf Baryt (und Mangan). Der Preisträger, Dr. Ludwig Raab, hat 50 Silikate , unter welchen auch einige Feldspäthe, auf Baryt untersucht, aber mit vollständig negativem Resultate. Da man hiernach versucht sein könnte, den Barytgehalt mancher Silikate, namentlich Feldspäthe, wieder in Zweifel zu ziehen, so sehe ich mich veranlasst, auch meine darüber gemachten Erfahrungen zur Veröffentlichung zu bringen. In den Jahren 1862 — 64 analysirte ich neralich in besonderem Auftrage gegen 50 Silikate aus der Oberpfalz und dem bayeri- schen Walde, worunter 10 Feldspäthe, von denen nicht weni- •) Archiv der Pharm. LXI, 129. *•) AIh Separutabdruck v. Um. Verf. erhalten. H. L, 60 Ueber eine neue Verunreinigung des Baryumchlorids etc. ger als 6 sich barythaltig erwiesen. Die pi'ocentisclie Zusam- mensetzung derselben ergab sich nemlich wie folgt: I. II. III. IV. V. VI. Kieselsäure 72,006 65,750 65,874 63,825 64,031 69,531 Thonerde 10,849 18,220 19,183 19,125 19,323 11,416 Eisenoxyd Eisenoxydul Kalk Baryt Natron Kali 99,900 99,706 99,901 99,733 99,883 99,875 Von den übrigen Mineralien, welche keine reinen Spe- cies, sondern Gemenge von Silikaten, Kiesen etc. waren, ent- hielten nur drei Baryt und diese auch nur in Spuren. ul — 0,300 0,134 0,262 0,092 ö,UYU 1,932 0,837 0,600 0,974 0,437 2,734 2,518 0,500 0,424 0,322 Spur Spur 1,758 3,774 2,836 1,775 2,350 1,142 10,837 10,325 10,850 13,450 13,650 11,988 lieber eine neue Verunreinigung des Baryumchlorids. Von Demselben.*) Unter den in meinem Laboratorium vorräthig gehaltenen Analysir - Proben befindet sich seit vielen Jahren ein (oft erneuertes) Gemenge von Quecksilberchlorid, Salpeters. Baryt, Strontium-, Calcium- und Ammoniumchlorid. Vor mehren — wenigstens fünf — Jahren wurde mir zum ersten Male auf die Frage, welche Säuren in dieser Probe seien, auch Schwefelsäure genannt. Ich musste eine solche Angabe natürlich als eine irrige abweisen, die Quelle auf nicht sorgfältig gereinigtes Beagensglas — wie das ja oft vorkommt — zurückführend. Als sich jene Angabe wiederholte, Hess ich mir die durch Baryumchlorid ei'haltene Beaction zeigen; sie bestand in einer sehr schwachen Trübung, fast Opalisirung, welche zwar nicht das Ansehen einer durch schwefelsauren Baryt entstandenen Trübung, sondern ein mehr flockiges besass, indessen vorläufig als eine Schwefelsäure - Beaction betrachtet werden musste, da sie durch Säuren nicht wieder verschwand. *) Als Separatabdruck aus dessen Vierteljahrsschrift vom Hrn. Verf. erhalten. S. L. Ueber eine neue Verunreinigung des Baryumchlorids etc. 61 Ich löste nun in einem mit destillirtem Wasser ausge- spühlten Glase von obigem Gemenge selbst etwas auf und fügte von der vorräthigen Baryumchloridlösung hinzu. Im ersten Momente blieb alles klar, aber nach kaum zwei Sekun- den stellte sich eine schwache Opalisirung ein, die allmählig etwas stärker wurde, und es kam binnen einer halben Stunde sogar zur Ausscheidung einiger dichten weissen, durch Salz- säure anscheinend nur wenig sich verändernden Flocken, Vorläufig war nun meine Weisheit zu Ende und ich nahm mir vor , der Sache gelegentlich ernst nachzuforschen , schob sie jedoch von einem Semester zum andern auf und hätte sie vielleicht ganz liegen lassen, wenn ich nicht neuerdings wie- derholt darüber interpellirt worden wäre. Anfangs wusste ich nicht, wie die Sache anzugreifen sei, prüfte auf's Gerathewohl ein Salz des Gemenges nach dem andern mit Baryum - Chlorid , und fand dabei , dass die Ur- sache der Trübung nur im Quecksilberchlorid liege. Sollte dieses Schwefelsäure enthalten ? Dann hätte es aber mit dem Baryt- und Strontiansalze des Gemenges keine klare Lösung geben können! Da nun das Quecksilberchlorid durch Baryumchlorid sich trübte, nicht aber durch (den in dem Gemenge befindlichen) salpetersauren Baryt, und letzteres Faktum sich bei Wieder- holung bestätigte, so musste in dem Baryumchlorid, resp. in einer Verunreinigung desselben, der Friedensstörer gesucht werden. Auf die Bereitung des Baryumchlorids zurückgehend, wurde es mir bald klar, dass, wenn das Schwefelbaryum nicht vollständig durch Salzsäure zerstört wird, der übrig- gebliebene Rest von Schwefelbaryum nach und nach in un- tersch wefeligsauren Baryt übergeht, und dieser mög- licherweise spurweise dem Baryumchloride anhaften bleibt, sofeme nicht umkrystallisirt wird. Enthielt daher mein Ba- ryumchlorid unterschwefligsaxiren Barj'-t, so musste es durch Einwirkung eines oxydirenden Agens von selbst trübe wer- den , und in der That ward es das auch , als ich seine Lösung mit Salpetersäure versetzt und einigemal aufgekocht hatte. Es stand mithin fest, dass mein Bar yumchlorid, seit Jahren aus ein und derselben Quelle bezogen, unter seh we- feligsauren Baryt enthielt, jedoch nur in Spuren, denn (|ueckfiilborchlorid wird schon von einer sehr verdünnten Lö- sung des unter seh wefeligsauren Natrons stark weiss gefällt. Ein Ueberscliuss von iinterschwefeligHaimim Natron macht 62 Ein neues Diatomeen -Lager in Schlesien. den Niederschlag erst gelb und bringt ihn dann bis auf eine geringe schwarze Ausscheidung von Schwefelquecksilber wie- der zum Verschwinden. Von einer Verunreinigung des Baryumchlorids mit unter- schwefligsaurem Baryt scheint man bisher keine Ahnung gehabt zu haben, wenigstens finde ich nirgends eine Andeu- tung darüber. H. L. Ein neues Diatomeen - Lager in Schlesien nach Dr. Bleisch in Strehlen und Prof. Cohn in Breslau. In Schlesien sind bis jetzt nur zwei derartige Lager, bei Gronowitz in Oberschlesien und bei Tillowifcz, entdeckt worden. Die hier in E,ede stehende, neue, sehr reichhaltige Ablagerung wurde bei Euppertsdorf (Peetsch) 7* Meile von Strehlen bei Gelegenheit eines Bohrversuches auf Braunkoh- len aufgefunden. Dieselbe ist diluvialen Ursprungs, in ebener Gegend 18 Fuss tief, enthält nach der mikroskopischen Ana- lyse von Bleisch 17 verschiedene Formen und besteht nach Prof. Kroker in 100 Thl. (lufttrocken) aus: Feuchtigkeit Organischen Stoßen Thonerde, Eisen- und etwas Manganoxyd Kalk Schwefelsäure Phosphorsäure Kohlensäure Kieselerde in Alkalien löslich, geringen Men- gen Magnesia und Alkalien Unlöslichem in Säuren (Thon und Sand) 100,00. Unter den fremdartigen Bestandtheilen dieses Diatomeen - Lagers fand Cohn ausser dem reichlichen Pollen von Pinus und Laubhölzern eine ungeheure Anzahl von schwar- zen mikroskopischen Krystallen und Splittern, deren chemischer Charakter bei ihrer Unlöslichkeit in Säuren, noch nicht bestimmt werden konnte und welche sich nicht bloss zwischen den Diatomeenschalen, sondern auch im Innern derselben befinden. Cohn schliesst hieraus, dass die Kry- stalle nicht ursprünglich in dem zum Mergel erhärteten 9,430/0. 11,52 „ 3,70 „ 38,07 „ 0,24 „ 0,14 „ 22,80 „ 12,36 „ 147 „ Üeb. d, Veränder., vr. d.stickstofili.Eestandth. etc. — D. Rinde v. Ailaiithus. 63 Schlamm enthalten waren, sondern nachträglich in der Sub- stanz auskrystallisirt sein müssen. {-Jahresbericht d. Schles. Geselhch. f. vaterl. Cultur 1869.). Hhg. Ueljer die YeräiKleruiigeii , welche die stickstoffhalti- gen Bestaiidtheile des Mehls der Cerealien hei länge- rer Aufbewahrung des letzteren erleiden, berichtet Professor P o 1 e c k in Breslau in der naturwissen- schaftlichen Section der Schlesischen Gesellschaft für yater- ländische Cultur. In der betr. Mittheilung wird auf Grund der Untersuchung von 5 Schwarzmehlsorten , wie solche zur Bereitung des preussischen Commissbrotes dienen, nachgewie- sen, dass bei den Sorten, welche den sogenannten Fass- geruch zeigten, der Kleber bis zur Hälfte der Gesammt- menge in den löslichen Zustand übergegangen war. Hierdurch verliert derselbe die Eigenschaft, in Wasser nur aufzuquellen, durch welche die Teigbildung des Mehles bedingt wird, und verhält sich solches Mehl gleich dem, welches aus ausge- wachsenem Getreide gewonnen wird. Bei Verpackung in Säcken findet eine solche A^eränderung des Mehls weniger leicht statt, als bei der in Fässern. Ii^9- Die Rinde Ton Ailanthus excelsa, einem indischen, zu den Simarubaceae gehörenden Baume, enthält nach Karajan-Dagi eine Säure, welche bei Dys- pepsie und torpiden Zuständen der Verdauungsorgane gute Dienste leistet. Sie bildet eine röthlich braune , fast geruchlose, stark bittere, zerfliessliche Masse von wachs- artiger Consistenz, ist sehr löslich in Wasser, weniger in Alkohol und Acthcr, gar nicht in Chloroform und Benzol. Man erhält sie aus dem Dococt der Rinde, nachdem der darin enthaltene Kalk durch Oxalsäure, Gummi und Farbstoff durch Bleiessig gefällt und das überschüssige Blei durch Schwefel- wasserstoff entfernt worden, durch Abdampfen im Wasser- bade, {lliarmac. .Tourti. and TramacL. TMrd. Scr. Part. IL A>. VI— IX. Aug. 1870. S. IM.). Wp. 64 Ueber d. Vorkommen v. Amygdalin. — Ueb. Liebig's Fleischextract. TJelber das Vorkommen Ton Amygdalin in den Wicken (Samen Ton Vicia sativa) und den Kirscli- blättern. Bei Gelegenheit der Darstellung von Legumin aus den Samen von Yicia sativa, welche Professor Körnicke aus Attica in Griechenland an H. Ritthausen und Cl. Kreusler gesendet, bemerkten die Letzteren (Journ. f. pract. Chem. 1870, 333), dass beim XJebergiessen des Pulvers mit kaltem destillirten Wasser augenblicklich der Geruch nach Bittermandelöl und Blausäure auftrat; hieraus musste auf einen Gehalt der Wicken an Amygdalin ge- schlossen werden. Der Versuch, das Amygdalin aus den Wickensamen rein und krystallisirt zu erhalten, gab ein negatives Eesultat, führte aber zur Auffindung einer, dem Asparagin ähnlichen Substanz. Nicht nur jene griechische, sondern auch einheimische Wicken entwickelten Blausäuregeruch. Von dem dünnen Brei der mit Wasser befeuchteten Wicken wurde die stark riechende Flüssigkeit abfiltrirt, das Le- gumin mit Schwefelsäure ausgefällt und das Filtrat destillirt. Das Destillat gab alle bekannten Beactionen auf Blausäure. In neuster Zeit hat auch Bochleder (Journ. f. prakt. Chem, 107, 385) in den Blättern von Cerasus acida Amygdalin gefunden und vermuthet es auch in denen von Cerasus dulcis. Aber auch aus den Kirschblättern konnte das Amygdalin nicht isolirt, sondern auf seine Anwesenheit nur aus dem Blausäuregehalt des über dieselben destillirten Wassers geschlossen werden. (Zeitschrift d. eiligem. Österreich. Apoth.- Vereins 1871, Nr. 2. S. 4:8). H. L. Ueber Liebig's Fleiscliextract. Bekanntlich hat in den letzten Jahren ein Nahrungsge- genstand, welcher gewöhnlich mit diesem Namen belegt wird, die allgemeinste Verbreitung gefunden und mit Recht knüpft sich jene Benennung an den Namen des grössten deutschen Chemikers. Denn Liebig war es zuerst, welcher in seinen bekannten „chemischen Briefen" bei Gelegenheit der Be- sprechung von vegetabilischen und animalischen Nahrungs- stoffen mit Nachdruck auf die hohe Wichtigkeit des Fleisch- Ueber Licbig's Flcisolioxtract. 65 extractes hingewiesen und seine Zusammensetzung' erläutert hat. Er wies dort nach , dass alles Thierfleisch ausser Fa- serstoff, Eiweiss, Leiraslotf und Ectt, gewisse andere Bestand- theile enthalte, die man leicht durch Einweichen, Filtriren und Verdunsten davon absondern könne,« wodurch eben jenes Fleischextract hergestellt wird. Schon früher hatten die Che- miker Parmentier und Proust dieses Fleischextract als Heilmittel für kranke und erschöpfte Organismen empfohlen und auf seinen hohen Werth für erschöpfte und verwundete Soldaten in Hospitälern und auf Schlachtfeldern hingewiesen, besonders mit einem Zusätze von etwas Wein. Aber seit Liebig's Empfehlung ist diese Verwendung des Flcisch- extractes eine viel allgemeinere geworden: es findet sich fast in allen Haushaltungen und wird nicht allein als treffliches Hülfsmittol in Armenhäusern und Hospitälern, sondern auch zur Kräftigung erschöpfter Zustände bei Bemittelten mit Er- folg verwendet. Die Erfahrung hat nach allen Richtungen hin in dieser Beziehung seine überaus wohlthätigen Wirkun- gen constatirt, so dass die Nachfrage nach dem Fleischextract allmählig mit der zunehmenden Production desselben gleichen Schritt hält. Die Wirkungen dieses Fabrikats haben nicht sowohl ihre Ursache darin , wie man gewöhnlich annimmt, dass es alle nährenden Stoffe des Fleisches in sich concentrirt enthalten soll, sondern .darin, dass diese Nährstoffe durch die Bereitung des Fleischextractes wesentlich modificirt und ver- ändert werden. Die im gewöhnlichen Rindfleisch enthaltenen, dem Körper Nahrung gebenden Stoffe, als Faserstoff, Eiweiss und Fett, sind neralich im Fleischextract nicht voi'handen , sondern das Fett ist ausgeschieden und es enthält das Extract neben Kreatin, Kreatinin, Inosinsäure, sogen. Osmazom u. s. w. über 20 Proc. gewisser mineralischer Stoffe, durch welche die vorzüglichen Wirkungen des Fleischextractes auf den menschlichen Körper wesentlich bedingt werden. Kreatin und Kreatinin haben sich als krystallisirbare , alkalisch wir- kende Körper ausgewiesen , welche ähnlich , wie Chinin, Morphin, Strychnin fähig sind, mit Säuren Salze zu bilden und einen grossen Einfluss auf das Nervensystem ausüben, ohne dass man recht wüsste, wie dieser Einfluss zu Stande kommt. Doch ist derselbe vorhanden und er erklärt hin- reichend die bedeutsamen Wirkungen des Fleischextractes auf den menschlichen Körper. Aehnlich verhält es sich mit der Inosinsäure, dem Sarkosin und dem Inosit, welche sich fiämmtlich im Fleischextract finden. Arch. d. Pharm. CXCVII. Bis. 1. Ilft. 5 66 Ueber Liebig's Fleischextrat. Durch eine E,eihe von Versuchen ist festgestellt, dass weder der Paserstoff des Fleisches, noch der Eiweisstoff, noch der Leimstoff für sich allein im Stande sind, das animale Le- ben zu erhalten; doch werden sie in Verbindung mit Fleisch- saft leicht verdauet u»d dem Körper angeeignet. Daraus ist wohl zu schliessen, dass die mineralischen und andern Stoffe im Fleischextract, wenn nicht bei der Ernährung des Körpers, doch bei der Zersetzung der Speisen eine wichtige E,olle spielen müssen. Vielleicht hilft ein analoges Beispiel aus der Erfahrung zur Erklärung über die Wirkung des Liebig'- schen Fleischextractes beim Verdauungsprozesse. Während dem Hungrigen trocknes Brot allein nicht munden will, so erleichtert ein Zusatz von kaltem , besser von warmem Wasser, und noch besser, wenn dieses mit etwas Thee oder Zucker versetzt ist, den Genuss des Brotes. Diese Sub- stanzen wirken offenbar auf den Magen wie Beizmittel, ahn lieh einer Zugabe von etwas Salz. Nimmt man aber etwas Suppe, die nichts ist, als eine Auflösung vom Fleischsaft, zu dem Brot, so können wir von letzterem vier bis fünf Mal so viel mit Geschmack geniessen , als bei blossem Zusatz von Wasser. Offenbar wurde auf die Nerven und den Drüsen- apparat des Magens eine Wirkung ausgeübt, die ihn befähigte, die zugeführte Speise in grösserer Menge als sonst zu zer- setzen. So erklärt sich die Wirkung des Fleischextractes auf den durch Krankheit oder sonst erschöpften Organismus in ähnlich wohlthätiger Weise, wie die von Thee, Kaffee, Cacao, Bier, Wein oder Spirituosen, nur dass letztere nach der Anregung der Magennerven zu gesteigerter Thätigkeit eine spätere niederschlagende und erschlaffende Wirkung her- vorbringen , die bei der Anwendung einer verdünnten Lösung von Fleischsaft nicht bemerkbar ist. Obschon ein eigentli- cher Beweis für die wohlthätigen Folgewirkungen der sich im Fleischextract findenden organischen Substanzen nicht zu führen ist, so mögen dieselben immerhin, wie beim Them und Chinin, darin bestehen, dass sie schnellen die Materialien für die Anfertigung der arbeitenden Muskeln und Nerven ersetzen, als dies durch das Blut erzielt werden kann. Prof. Agassiz hat neuerdings die Theorie, dass jene Salze die Nerven ernähren helfen, bestätigt und weil das Fleisch der Fische mehr Kreatin enthält als das der Säugethiere, es vor- herrschend den besonders mit dem Gehirn ■ arbeitenden Men- schen als Nahrung empfohlen. Wie dem auch sei, so kann doch kein Zweifel mehr herrschen über die wohlthätigen Wirkungen der in Liebig's üeber Liebieg's Fleischextract. 67 Fleischextract vorhandenen Mineralsubstanzen. Der mensch- liche Körper verlangt zu seiner Erhaltung, ausser dem von uns nach Bedürthiss den Speisen zugesetzten Kochsalz, in welchem sich Chlor und Natrium findet, auch noch manche andere Stoffe, wie Phosphorsäure, Kalk, Kali, Schwefel und Eisen und sie werden durch den Genuss der Suppe oder des Fleisch- saftes dem Körper zugeführt. Während nun 100 Pfund Rind- fleisch 5 Pfund an mineralischen Substanzen enthalten, so finden sich in dem gleichen Gewichte Lieb ig' sehen Fleisch- extractes davon 21 Ptund, von denen über 70 Proc. aus Phos- phorsäure und Kali, der Rest aber aus Kalk, Eisen, Schwefelsäure und Magnesia besteht. Auf dieser Zusammensetzung beruht viel- leicht die ernährende Wirkung des Fleischextractes , welches dadurch befähigt wird, solche Elemente den Nerven und Mus- keln zu ersetzen , welche beständig , vermöge der fortwirken- den Lebenskraft unseres Körpers, durch Veränderung in der Zusammensetzung seiner Gewebe denselben entzogen werden. Durch die Herstellung des Fleischextracts wird allerdings kein neues Product geschafi'en, sondern nur ein Inbegriff aller derjenigen Bestandtheile, welche sich für gewöhnlich im Fleisch der Thiere finden, nur mit dem Unterschiede, dass sie schon für den Gebrauch vollständig zubereitet sind. Eine Grund- lage für jede Art von Suppe kann durch Lösung eines Thee- löffel Extract in einer Flasche heissen Wassers innerhalb weniger Minuten bereitet werden, und Zusätze von Brot, Kartoffeln, Kräutern, Eiern, Fleisch oder irgend welcher schmack- haften Essenz geben dann die angenehmste Suppe, welche vollständig die sonst viel umständlicher herzustellende Tafel- suppe ersetzt und überall besonders willkommen sein dürfte, wo schleunigst eine warme Nahrung gewünscht wird. Ist der Magen schwach oder durch Thee- und Kaffeegenuss ver- dorben, so stellt eine ähnlich bereitete Suppe die Verdauung rasch wieder her und sie eignet sich am besten als tägliches Morgen- und Abendgetränk. Natürlich muss sie warm genossen werden, da sie, erkaltet, wie jede Fleischsuppe, ver- möge ihres Leimstoffs sich verdickt und durch die auf der Oberfläche treibenden Fettstücken schmierig gemacht wird. Da 1 Pfund Fleischextract ungefähr 30 Pfund Fleisch reprä- sentirt, so ist der Preis von 10 bis 12 sh. = Thlr. 3. 12 — Thlr. 4. 2 Sgr. für jenes ein verhältnissmässig billiger; er kann aber nur durch Fabriken in solchen Gegenden erzielt werden, wo Hornvieh und Schafe in Ueberfluss auf billiger Naturweide vorhanden sind, wie in Süd -Amerika und Austra- lien. Die verschiedenen von FrayBentos in Südamerika, 68 Pseud- Aconitin. von Caranca in iNeusüdwales, so wie von verschiedenen Pri- vatfabriken in Amerika und Europa in den Handel gebrachten Sorten Fleischextractes sind in ihrer chemischen Zusammen- setzung sich im Allgemeinen gleich, aber, wie beim Weine das Bouquet , so pflegt der Geschmack in dieser Beziehung die grössere Beliebtheit der einen oder der andei^n Sorte zu bedingen. (E. Lankester. Natiire, a weckly illustr. Journ. of Scie?ice. Nr. 30, 1870.). Br. Eseutl-Aconitm. Grroves hat aus den Wurzeln eines vom Nepaul nach* England importirten Aconitum (Ob Ac, ferox?) ein Alkaloid dargestellt, welches sich der von Elückiger „Pseuda- conitin" genannten Base ganz ähnlich verhält. Vermuth- lich ist dasselbe von Zeit zu Zeit unter dem Namen Aconi- tin, in den europäischen Handel gekommen; von diesem unterscheidet es sich wesentlich, wie Flückiger nachge- wiesen hat, und daher die verschiedenen Angaben über die Eigenschaften des Aconitins. {^The Pharmac. Journ. and Transact. Novbr. 1870). Wp. G9 II. jS'atiirgesoliiclite -and I^liarma- kognosie. Neues botanisches Untersclieidungszeiclicii zwischen Qiiercus Kohur und Q. pedunculata. Der Königl. Preuss. Oberförster C. W. Geyer giebt in seiner so eben erschienenen Schrift „die Erziehung der Eiche" Berlin, Springer, folgendes von ihm entdecktes neues con- stantes botanisches Kennzeichen dieser Eichenarten an. Von der Hauptader, welche in der Richtung des Blatt- stiels fortgeht und das Blatt in ziemlich gleiche Hälften thellt, laufen wechselständig die Hauptnebenadern nach den Blati- rändcrn aus. Bei der S tiel eiche Q. pedunculata nun treten diese Hauptnebenadern, sowohl in die abgerundeten Lappen als in die buchtigen Einschnitte, während solche bei der Trau ben- eiche Q. robur, immer regelmässig in den abgerundeten Lappen , dagegen n i e m a 1 s in den buchtigeu Einschnitten verlaufen. Bhg. Scilla Fraseri. Die Zwiebel dieser THanzc von 1 — 1^2 ^^o'^ Durchmesser dient an der nördlichen Kiiste des stillen Ücoans unter dem Namen ,, Camus" den Indianern als Nahrungsmittel. Die- selbe kommt dort in grosser Menge vor, hat einen milden Hchloiinigen Geschmack, wird tur' sehr nahrhaft gehalten und theils roh genossen, theils gekocht und dann getrocknet auf- bewahrt. (Aus (le?)i AcjriouUure licjjort 1868. IVa.shim/lon.). Jlhrf. 70 VerMschuug d. Fol. Rosmarini. — Verfölschung v. Eadix Senegae. Verfälschung der Fol. Kosmarini. Unter der Uebersclirift „ Kosmarinblätter und Studium der Botanik" macht Eadius auf eine Verfälschung der Fol. Eos- marini aufmerksam, welche mit Fol. Santolinae vorgenommen wird. Diese Blätter werden von Santolina rosmarini" folia L., einer Composite, Syngenesia polygam, aeq. L., gesammelt und über Triest eingeführt. Der Geruch der Fol. Rosmarin, und ihr Grehalt an Gerbsäure ist jedoch von denen der Santolinablätter wesentlich verschieden, wesshalb das ätherische Oel des ersteren auch viel lieblicher riecht. — Auch werden die Blätter von Santolina Chamae-Cy- parissus L. (Hayne, Bd. 6, Taf. 19), die denen der San- tolina rosmarinifolia gleichen, nur etwas breiter und gekerbt sind, gleich diesen als spanische Eosmarinblätter ausgeführt. (Leipziger Apotheker -Zeitung. Nr. 16 v. 20. April 1871.). C. Schulze. Verfälschung Ton Radix Senegae. Dass Eadix Senegae neuerdings verschiedenen Verfäl- schungen unterliegt, wird auch von Sandahl in Stockholm be- stätigt, der im Herbst 1868 bei der Apothekenvisitation in Stockholm eine Wurzel zwischen Ead. Senegae antraf, die durch das Fehlen der keilförmigen Leisten, durch ihre Länge und anatomische Struktur sich als unächt erwies. Es scheint dies dieselbe Wurzel zu sein, dieFlückiger 1868 gefunden hat, obschon sie nicht ganz der Wurzel von Oypripedium pubescens entspricht. Auch macht Sandahl auf eine zweite von ihm in mehren Apotheken vorgefundene Verfäl- schung aufmerksam, nemlich auf das Vorkommen grosser Mengen des Stengels und seiner Adnexe statt der blossen Wurzel, so dass das Präparat besser Hb. Senegae c. radi- cibus anstatt Ead. Senegae heissen sollte. Letzteres ist auch öfter in Deutschland beobachtet worden. (Nord, medic. ArUef. Bd. 2. Heft 2. p. 59. 1870 ; daraus im Jahrb. für Fharmacie. Bd. XXXV. Heß I. 1871.). G. Schulze. Einige neue oder wenig bekanute vegetabilische Producte. 71 Eiuigc neue oder wenig bekannte Ycgetabilische Producte. Herr James Collins, Curator des Museums der Lon- doner Pharmaceutischen Gesellschaft, theilt im 2. Heft des 11, Bandes des Pharmaceutical Journal einige Notizen über neue pflanzliche Producte mit, von denen wir das Folgende hervorheben : Die durch Humboldt und B o n p 1 a n d bekannt gewor- dene Chuquiraga insignis gilt bei den Indianern in Columbia als ein fieberwidriges Mittel. Man benutzt die Blätter und jungen Triebe. Die Pflanze wurde in neuerer Zeit versuchsweise in London eingeführt. Die gestreifte Ipecacuanha von Psychotria emetica Mutis ist auch in Deutschland bekannt genug. In letzter Zeit ist sie wieder häufiger in London eingeführt; sie wird aber der echten Ipecacuanha annulata von Cephaelis Ipecacuanha Rieh, weit nachgestellt. In Algerien soll sie jedoch vielfach angewendet werden. Unter dem Namen „vegetabilische Talg- Samen" wurden von Bombay die Cot3^1edonen vonBassia latifolia lloxb. eingeführt. Das daraus gewonnene Oel wird in Indien als Speiseöl wie als BrennÖl benutzt. Der Rückstand nach dem Auspressen des Oels dient als wirksames Emeticum, Unter dem Namen Nag-Kassar werden die getrock- neten Blüthenstände von Mcsua ferrea L. und Calysac- c i n 1 n g i f 1 i u m W i g h t in Indien feil geboten. Sie Werden theils wegen ihres Wohlgeruchs , theils als Farbe für Seide, theils endlich als Medicament benutzt. Was Herr Col- lins unter obigem Namen erhielt, gehörte indessen dem Cin- n a m m u m i n e r s N e e s ab. Es. an. Unter dem Namen „Tinten- Gallen von Natal" kamen Früchte einer Euphorbiacec auf den Londoner Markt. Dr. Müller in Genf erklärte die Früchte für diejenigen von Excoecaria reticulata Müll. Unter dem Namen „Palmete" kommt der rohrartige Stamm des palmenähnlichcn Prionium Palmita E. M. in den Handel. Die Pflanze wächst in den Strömen des südli- chen Afrika, oft in solcher Menge, dass sie dieselben zu stopfen droht. Die Samen der Tilfairia pedata Hock., welche mandelartig schmecken, kommen bisweilen aus Abyssinien nach London. Sie geben eine grosso Quantität vortrcffliciien 72 Welcli. Theil v. Conhim maculatum etc. — • D. mexik. Lignuni Aloesetc. ' Oels. Unter dem Namen „Gnidia-Rinde" kommt häufig aus dem südlichen Afrika eine Einde, welche derjenigen von Daphne mezereum äehr ähnlich ist und vielleicht von Gni- dia nodifolia abstammt. H. ■ Welcher Tlieil von Coniiiiu maculatum L. ist am wirksamsten ? Im Amerikanischen „Journal of Pharmaoy," Band 35 ist die Präge angeregt worden , warum das Extract von Conium von so sehr verschiedener Wirksamkeit sei. Es hat sich dui'ch vergleichende chemische Untersuchungen herausgestellt, dass die krautigen Theile der Pflanze in verschiedenen Perio- den und unter verschiedenen Lebensbedingungen verschieden reich an Alkaloid sind und dass die Früchte im Allgemeinen reicher daran sind als das Kraut. H. Das mexikanische Lignnm Aloes (die Lignaloe). Herr CoUins berichtet in Nr, 10 des 10. Bandes vom Londoner Pharmacoutischen Journal über dieses in Europa noch fast unbekannte Holz, welches vielleicht einer Amy- r i s a r t angehört. Der Name „Lignaloe" scheint zusam- mengezogen aus „Lignum" und „Aloe;'' es hat aber dieses Holz mit dem wohlbekannten Lignum Aloes der Bibel, welches von der asiatischen Aquilaria agallocha stammt, keine Yerwandtschaft. Das Holz und ein daraus gewonnenes Oel wurden von Vera- Cruz ausgeführt und der Baum selbst wächst in der Nähe von Colima. Das Holz ist bereits von Guibourt unter dem Namen „Bois de Citren de Me- xique" erwähnt worden. Der Reisende Heller bezieht es auf Amyris Teco- m a c a D C. und A. a m b r o s i a c a M o c. & S e s s., weil er diese Pflanzen im Herbarium des Botanischen Gartens in Mexico mit obigem Trivialnamen bezeichnet fand. Das Holz der Amyris ambrosiaca ist nach demselben Autor wohl- riechender, als das der erstgenannten Pflanze. Blätter der das Oel liefernden Pflanze, welche zur Identificirung derselben von Colima eingesendet wurden, Weinbeerkerne z. Verfälschung etc. — Ueber d. Anbau v. Mohn etc. 73 gehörten indessen keiner Amyris - Art , sondern einem Elaplirium, wahrscheinlich Elaphrium g-raveolens Kunth, an. H. TVeinbeerkeriic zur Yerfälsclmug- der CLokolade. Vorjährige getrocknete Weinbeerkerne wnrden in der Umgegend von Bingen per Centner mit 2 Ö. 20 xr. bezahlt. Ungefähr 500 Centner wurden auf einer Mühle bei Bingen sehr fein gemahlen; sie sollen in Chokolade- Fabriken ver- wendet werden. (Zeitschrift f. ä. landivirthsch. Vereine des Grossherzogt/i. Hessen. Nr. H. 1810). Hhy. Ueber den Anbau von Mohn zum Zweck der Opium - Crewinnung hat Dr. P. Sorauer (Versuchs - Station Dahme) im Jahre 1869 mit 4 Mohnsorten Anbauversuche angestellt, deren Re- sultate nach der Seite hin von noch besonderem Interesse sind, als aus denselben hervorgeht, dass die angeritzten Mohnkapseln bei gleichem Bruttogewicht mehr Net- togewicht an Samen als die unversehrten geben und dass eine stärkere Düngung dasselbe Resultat gegenüber der schwächeren zeigt. Dr. Sorauer sagt, dass sich diese unerwartete Erscheinung vielleicht dadurch erklären lasse, dass durch den Reiz, den die Vei'wundung auf den Mohn- kopf ausübt, ein stärkerer Saftzufluss zu demselben bedingt und eine kräftigere Ernährung der Placenten und des von ihnen getragenen Samens eingeleitet wiixl. Der Versuch im Ganzen bestätigt die Empfehlung, welche der Mohnbau, zum. Zwecke der Opium- Gewinnung bereits von vielen Seiten erfahren hat. Das Bedenken der praktischen Landwirthe, dass ein an Morphium armes Opium keinen Absatz finden werde, wird durch eine Anführung (aus den Annaion der Landwirthschaft) entkräftet, wonach Herr Apotheker Marggraf in Berlin sich erboten, Opium selbst mit l"/„ Morphium zu kaufen und lasse sich voraussetzen, dass auch andere Apothekenbesitzer ähnliche Ofl'erton machen werden. (Amll. Vcrcinsblall des Umdw. Provinzial - Vereins f. d. Mark Brandenburg u. Niederlausitz. Februar 1S71.). , Ilbfi. 74 IlT. Zoologie ^md ^Physiologie ; Medi- cin -and Pliarmacie. Die Absonderung- der Parotis I>eiin Maulesel, (Arbeiten der landwirthschaftl. Yersuchsstation Jena.) Mitgetheilt von Dr. Zürn.*) Wie so Vieles in der Physiologie noch nicht genügend bekannt, so auch nicht die wirkliche Quantität und die Be- schaffenheit verschiedener Speicheldrüsen- Absonderungen. Und doch ist zu wissen nöthig, wie viel Speichel bei den verschie- denen landwirthschaftlichen Hausthieren von den einzelnen Hauptdrüsen producirt wird und vom höchsten Interesse, genau kennen zu lernen, welche chemische Zusammensetzung der Speichel der diversen Drüsen hat, ferner wie derselbe unter dem Mikroskop sich darstellt. — Um ein Beispiel zu geben, wie unklar man über die Menge des bei einem Pferde in die Maulhöhle ergossenen Speichels ist, führe ich nur Folgen- des an: .Colin behauptet, dass bei einem Pferde innerhalb 24 Stun- den nicht weniger als 64 Pfd. Speichel secernirt werde. Gurlt bekam aus beiden Ohrspeicheldrüsen eines Pfer- des innerhalb 6 Stunden, während das Thier Hafer und Heu kaute, 38 Unzen Speichel. Man weiss nun mit Bestimmtheit, dass die beiden Ohrspeicheldrüsen eine etwas grössere Speichelmenge produciren, als die übrigen Speicheldrüsen zusammengenommen. Gesetzt aber die Unterkiefer- und die Unterzungendrüsen hätten ebenfalls in 6 Stunden 38 Un- zen Speichel geliefert, so hätte man in angegebener Zeit 76 Unzen Gesammtsecretion anzunehmen. Da bekannt, dass die meisten Drüsen (bestimmt die Parotiden) nur beim Kauen absondern, die tägliche Fressenszeit bei einem Pferde *) Als Separatabdriick aus der Wochenschrift für Viehzucht und Thierheilkunde Nr. 38 vom 22. September 1870 von dem Herrn Verf. durch H. Prof. Eeichardt erhalten. H. L. Die Absonderung der Parotis beim Maulesel. ,•» 75 aber auf 6 Stunden etwa zu veranschlagen sein dürfte, so könnte man die gesammte Speichelmenge, welche innerhalb 24 Stunden in die Maulhöhle des Pferdes ergossen wdrd, auf höchstens 5 — 6 Pfd. Civ. Gewicht annehmen. Gesetzt aber, die Speicheldrüsen secernirten in den übrigen 18 Stunden, in der Zeit also, wo kein Futter aufgenommen wird, ebensoviel wie in den 6 Stunden, wo gekaut wird, so würden in 1 Tag und 1 Nacht von einem Pferde im Ganzen höchsten 24 Pfd. Speichel abgesondert werden. 64 Pfd. Speichel repräsentirten bei einem kleineren Pferde (zu 600 Pfd. schwer gerechnet) über den 10. Theil des Ge- sammtkörpergewichtes ; die producirte Speichelmenge über- träfe dann die Menge des in 24 Stunden abgesonderten Harns (zu 20 Pfd. im ]\Iittel gerechnet) um das Dreifache, unter Umständen würde sogar mehr Speichel abgesondert sein, als Flüssigkeit aufgenommen worden ist. Es mag sein, dass die Absonderung der Speichelmengen bei verschiedenen Individuen (je nach Alter, Gesundheit, Nährzustand, Körpergewicht, genügender Ausbildung der ein- zelnen Drüsen) und je nach dem genossenen Futter (Hartfutter, Weichfutter) verschieden ist, und dass sich nur schwer eine Durchschnittsquantität aufstellen lässt, welche der Norm ent- spricht. Dennoch kann man nicht begreifen , dass die relativ leichten Experimente, welche beweisend für die in einer gewissen Zeit abgesonderte Speichelmenge einzelner und der gesammten Drüsen (in letzter Beziehung; Operation nach Colin, nemlich Durchschneidung der Speiseröhre in der Mitte des Halses, Auffangen der eingespeichelten Futterbissen in einer bestimmten Zeit, Vergleichung ihres Gewichtes mit dem Gewichte der verabreichten Futterstoffe) sind, nicht mehrfach gemacht wurden, um die so sehr widersprechenden Angaben in den Lehrbüchern der Physiologie ausmerzen zu hönnen. Folgende Mittheilung mag als ein kleiner Versuch ange- sehen werden, über die Menge und Beschaffenheit der Ohr- speicheldrüsen-Absonderung des Maulesels Autschluss zu geben. Einer ziemlich alten Mauleselstute wurde der Stenonische Gang der linken Ohrspeicheldrüse geöffnet, in den Ausfüh- ningsgang aber eine entsprechend starke, gut stumpf geschlif- fene Glasröhre eingebracht und genügend festgebunden. Die Glasröhre, welche aus dem durchschnittenen Duct. Stenonian, ungeffihrt IV2" hervorstand, wurde mit einem dünnen doch festen Gummischlauch in Verbindung gebracht, der in einen 76 Die Absonderung der Parotis beim Maulesel. — mit messingener und beliebig' verschliessbaren Kanüle ver- sehenen — Gummiballon mündete. Innerhalb der ersten 24 Stunden wurden 281,*^ Grm.l ent- „ „ zweiten 24 „ „ 200/ „ ( leert. Es trat dann eine entzündliche Schwellung der Parotis ein und die Absonderung war am 3. Tag nach der Operation sehr geringfügig, 100 Grm. des gewonnenen Ohrspeichels füllen fast genau den Raum von 100 Cub. -Centim. Das gewonnene Ohrspeicheldrüsensecret war sehr flüssig, von alka- lischer R,eaction. Fast die gesammte gewonnene "Menge wurde während des Kauens schubweise aus dem Stenonischen Gange herausbefördert, am reichlichsten wurde beim Haferkauen abgesondert. In der Zeit wo kein Futter aufgenommen wurde, lloss der Ohrspeichel nur zuweilen, namentlich bei Kopf- und Kieferbewegungen, tropfenweise ab. Es bestätigte sich also auch beim Maulesel das durch Experimente an anderen Hausthieren gefundene E-esultat: „dass die Parotiden während des Fressens reichlich ausscheiden und die Absonderungen in den Zwischen- räumen zwischen den Fütterungszeiten fast gänzlich aufhören." (Bernard). Unter dem Mikroskop untersucht, zeigte sich der, durch die künstlich angelegte Fistel entnommene, vollständig frische Ohrspeichel als vollkommen klare Flüssigkeit, in der — ausser- oinigen Epithelialzellen — durchaus nichts Geformtes befindlich war. Namentlich vermochte ich absolut nicht jene kleinen, kugelförmigen Zellen ohne Kern — die sog. Speichelkörper- er irische Speichel war eine klare, färb- und geruch- lose Flüssigkeit von stark alkalischer Reaction. Derselbe wurde mit Stärke sowohl direct, mit wenig Wasser angerührt, in Berührung gebracht, wie mit dünnem Kleister und nach kurzer Zeit auf Zucker geprüft, oder auch nach 12 und 24 Stunden; zwei Proben wurden durch gelinde Wärme unterstützt. Bei keinem Versuche konnte mittels Fehl ing'scher Lösung Zucker nachgewiesen werden, so dass der Mauleselspeichel ebenfalls als indifferent gegen Stärke zu bezeichnen wäre. 50 Cub, -Ctm. wurden mit Aether längere Zeit behan- delt, derselbe nahm jedoch nichts davon auf und so wurde, um wenigstens die eine wichtige Mischung zu erkennen , die Untersuchung der Aschenbestandtheile durch Herrn Assisten- ten Höhn ausgeführt. Bei llO'^C. getrocknet, hinterliessen 42,5 Grm. Speichel 0,411 Grm. trockenen Rückstand von durchscheinendem, leim- ähnlichen Ansehen = 0,97 Proc. Trockenrückstand. Beim Glühen in der offenen Schale entstand der pene- trante Geruch nach verbrennenden Eiweisskörpern; die Ver- brennung bei schwacher Glühhitze ging sehr langsam von statten und hinterblieben 0,234 Grm. Asche = 0,55 Proc. Der Trockenrückstand bestand demnach zu 56 Proc. aus unver- brennlichcn Theilen. Die Asche löste sich zum grössten Theile leicht in Was- ser auf, es hinterblieben nur 0,016 Grm. unlösliche Theile, welche aus vorwaltend kohlensaurem Kalk bestanden, nebst wenig schwefelsaurem Kalk. Die wässrige Lösung reagirte sehr stark alkalisch, ent- wickelte mit Säuren reichlich Kohlensäure und wurde in 2 Theilen auf die Bestandtheile geprüft und erhalten: AgCl = 0,1170 Grm. = 0,029 Grm. Cl x 2 = 0,058, BaO,S03 = 0,008 Grm. = 0,0027 SO» x 2 = 0,0054, 2 MgO,PO'^ = 0,0035 Grm. = 0,00224 PO^ x 2 =0,00448, Chloride der Alkalien = 0.1410 Grm., darin gefunden 0,1660 Grm. KCl -f- PtCP oder 0,032 KO x 2 =0,064 u. 0,0445 NaO X 2 = 0,089. Bei der Berechnung auf Salze, einfach kohlensaures Kali und Natron, crgiebt sich zunächst ein Ucberschuss, welcher in dem Freiwerden von Kali oder Natron beruht, hervorgeru- fen durch die langsame Verbrennung der Kohle bei dem 78 Die Absonderung der Parotis beim Maulesel. Grlühen; wird diese leicht erklärliehe und unter solchen Um- ständen stets auftretende Erscheinung durch Rechnung besei- tigt, so enthalten 100 Theile der Asche des Ohrspeichels vom Maulesel an Salzen: Schwefelsaures Kali 4,28 Phosphorsaures Kali (3K0, PO^^) 4,85 Chlornatrium 35,13 Kohlensaures Kali 26,23 „ Xatron 23,66 In Wasser unlöslich (CaO, CO^: ; CaO, SO 3; 3CaO, PO^) 5,85 100,00 öder an einzelnen Gemengtheilen : Kali 23,43 !N'atron 32,55 Chlor 21,24 Schwefelsäure 1,97 Phosphorsäure 1,63 Auf die gesammte Mischung des Speichels bezogen, ergiebt dies in 1000 Theilen desselben: Wasser bei llO'^C. entweichend 990,3 Trockenrückstand 9,7 1000,0 Organische Substanz 4,2 Asche 5,5 9,7 Die Asche enthält in Wasser ■ löslich 5,13 » >} unlöslich 0,37 5,50 . Die in Wasser löslichen Theile bestanden aus: Schwefelsaurem Kali 0,24 Phosphorsaurem Kali 0,26 Chloraatrium 1,91 Kohlensaurem Kali 1,29 Kohlensaurem Natron 1,43 5,13 oder enthalten: Kali 1,67 Xatron 1,20 Chlor 1,09 Schwefelsäure 0,10 Phosphorsäure 0,08 Mikroäkopiäche BlatanteTsachongen. — Ai^aageM der BlategeL 7d Bidder und Schmidt fanden im Parotidenspeichel des Hundes 0,47 Trockenrückstand, Lehmann beim Pferde 0,708 Proc,, die hier geftindene Menge beim Maulesel beträgt 0,97 Proc. Die anorganischen Bestandtheile Ton Speichel sind noch äusserst wenig und namentlich nicht eingehender untersucht worden. Bidder und Schmidt finden bei oben citirter Untersuchung des Hundeohrspeiehels 0,33 Proc. Salze, aus 0,21 Chlorkalium und Chlomatrium und 0,12 kohlensaurem Kalk bestehend. E n d e r 1 i n untersuchte die Asche vom ge- mischten Speichel des Menschen und fand darin 92,4 Proc. in Wasser lösliche Theile und 5,5 Proc. xmlösliche, ziemlich genau den obigen Verhältnissen entsprechend; merkwürdiger Weise giebt die Untersuchung Enderlins aber nur Chlo- ride in sehr grosser Menge, wenig schwefelsaure Salze und sr^ann phosphorsaure an, während die gewöhnliche, alkalische ßeaction des Speichels auf das Vorhandensein kohlensaurer Alkalien hindeutet Der Parotidenspeichel reagirt meist stär- ker alkalisch und sondert oft kohlensauren Kalk ab. Diese Erscheinungen lassen sich nach obiger Mischung der Asche leicht erklären, da dieselbe, neben Chlomatrium, vorwaltend kohlensaure Verbindunoren enthält." Mitroskopisehe Blutuntersuehuiigeii. Geelong bestätigt die Beobachtungen Xeu raanns, dass das Blut desMenschen von dem anderer Thiere unter dem Mikroskope beim Coaguliren zu unterscheiden sei durch das sich bildende kleinmustrige Netzwerk. Das Blut vom Kalbe, vom Schweine etc., gebe ein gröberes Netzwerk, coagnlire auch langsamer. Aber auch das Blut jeder einzelnen Thierspe- cies zeige seine be.sonderen Eigenthümlichkeiten. (77i/? Pharmac. Jrntm. and Tramact. Nr. VI— IX. Third. Ser. Pati. II. Aug. 1870. p. 125.). Wp. Um das .insauseu der Blnte^el zu befördern, soll man zuvor auf die betretfenden Stellen des Körpers ein Senf- pfla-ster legen. {The Pharmac. Journ. and Transad. Nr. XXIII — XXriL Third. Ser. Pari. VI Beehr. 1871. P. 508.). . 80 Pepsin.. — Pfefferminzöl. — Schwell. Säure etc. — Santonsauv. Natron. Pepsin befördert hauptsächlich die Verdauung' Stickstoff haltig-er Sub- stanzen, bei nicht stickstoifhaltigen schlägt es fehl. Man kann dem durch gleichzeitige Anwendung von Pankreatin abhelfen. (^The Pharmac. Journ. and Transad. Nnvbr. 1870.). Wp. Pfefferminzöl wird in China bei Gesichtsschmerz als Anaestheticum ange- wendet. Es soll auch Gichtschm erzen fast augenblicklich stillen. (^The Pharmac. Journ. and Transact. Novbr. 1870.). Wp. ScliTreflige Säure zur Desinfeetion. Kalter Alkohol absorbirt sein SOOfaches Ychmi schwef- liger Säure. Einige Tropfen einer solchen Solution sind hin- reichend , um eine ganze Kiste mit Kleidungsstücken zu des- inficii-en. (The Pharmac. Journ. and Transact. Nr. XXIII — XXVII Third.Ser. Part. VI. Part. VI Pech: 1871. P 465.). Wp. Santonsaures Natron. Harley empfiehlt als Wurmmittel eine Lösung von San tonin, 12 Gran, mit kohlensaurem Natron, 20 Gran in 3 Unzen Wasser, bereitet durch Erhitzen, da das Santonin in Substanz seiner Unlöslichkeit wegen öfters den Dienst ver-' sagt. (The Pharmac. Journ. and Tra)isact. Nr. XXXII — XXXV. Third. Ser. Part. VIII Fhr. 1871. P. 607). Wp. 81 IV. Technik. Raiisoine's künstliche Steine, Es ist dem Erfinder geglückt, nach einer wesentlichen Verbesserung seiner Methode ein Product zu erzielen , wel- ches in jeder Beziehung allen praktischen Forderungen genügt. Herr Ransome macht nach bestimmten Verhältnissen eine Mischung aus gewöhnlichem Sand, Portland Cement, gemahlenem kohlensauren Kalk und etwas Kieselerde, die leicht in kaustischem Natron löslich ist (Infusorienerde); und diese Materialien verwandelt er durch Zusatz von kieselsaurem Natron in eine plastische Masse. Die so gebildete Masse bleibt eine genügende lange Zeit plastisch, um ihr jede Form geben zu können, aber allmählig erhärtet sie und wird schliess- lich ganz und gar hart , und ohne irgend welche weitere Be- handlung zu einem harten Steine, welcher der Wärme und Kälte Widerstand leistet, für Feuchtigkeit ganz undurch- gängig ist, und soweit die jetzigen Erfahrungen reichen, noch immer härter wird. Durch Zusatz von entsprechenden Färbemitteln etc. zu den Materialien lässt sich der schönste künstUche Marmor darstellen, der erhärtete Stein nimmt die schönste Politur an. (Der Naturforschc)-). Hbg. Xylonit hat man ein dem Collodium ähnliches Präparat genannt, wel- ches mancherlei technische Anwendung findet. Zunächst be- reitet man sich aus irgend welcher Holzfaser (Abfall von Baumwolle oder Flachs, alten Seilen etc.) durch Eintauchen in ein Gemisch von Salpetersäure und Schwefelsäure, Xyloidin, welches gehörig ausgewaschen und durch starkes Pressen möglichst getrocknet wird. Dieses löst man alsdann entwe- der in flüchtigen Menstruen, Holzgeist, Alkohol, Aldehyd, PetroUjuranaphtha, Benzin etc., oder in fetten Gelen, Leinöl, Kicinusöl, am besten mit einem Zusatz von Campher. Die Arch. d. Pharm. OXCVri. Brl». 1. Hft. G 82 Einen Wachsfirniss. — Fette Oele. Auflösung wird durch Erwärmen und Kneten befördert. So erhält man einen mehr oder minder steifen Teig", von dem man die fliichtigen Lösungsmittel in geeigneten Apparaten durch Destillation grossentheils wieder gewinnen kann. Die- ser Teig wird in einer Klander zu dünnen Platten ausgerollt, die biegsam sind wie Maroquinleder, oder aber, wenn trock- nende Oele, wie Leinöl, dazu verwendet wurden, ganz hart werden, so dass sie sich wie Elfenbein, Hörn, Knochen, Schild- patt ■ verarbeiten lassen. Für Photographen eignen sie sich, da sie halbdurchsichtig sind, statt des gelben Glases zur Ab- haltung der chemischen Lichtstrahlen. Beliebige Earbe giebt man der Masse durch passende Pigmente, (^The Pharm. Joiirn. and Transact. Nr. XXVIII— XXXt Third. Ser. Jan. 1871. Part VII P.555.). Wp. Eiucii Waelisüriiiss erhält man durch Auflösung von Wachs in warmem Benzin oder noch besser in Schwefelkohlenstoff. Bei letzterem bedarf es der Erwärmung nicht. Ein solcher Firniss eignet sich zur Darstellung von Wachspapier, indem man ihn mittelst eines Schwammes aufträgt. Der unangenehme Geruch ist nach kurzer Zeit verschwunden. Auch lassen sich damit Gyps- statuen überziehen und Risse in Holz ausfüllen, bevor das- selbe polirt wird. Durch geeignete Zusätze lässt er sich far- big darstellen. (The Pharm. Jou?-n. and Transact. Nr. XXVIII — XXXI Third. Ser. Jan. 1871. Part. VII P. 546.). Wp. Fette Oele reinigt man nach Key er, indem man 100 Kilogr. mit einer Mischung von 600,0 Ammoniakflüssigkeit und ebensoviel Was- ser gehörig durchschüttelt und das Ganze drei Tage lang in einem verschlossenen Gefässe absetzen lässt, wonach das klare Oel abgezogen wird. Der Bodensatz dient zur Seife. {Anieric. Jour?i. of Pharm.. Vol. XLII Nr. VI Third. Ser. Novbr. 1870. ' Vol. XVIII Nr. VI p. 512. Aus Journ. de Chimie med. Aoid. 1870). Wp. 83 C. Literatur und Kritik. Zur Erinnerung an Gustav Magnus. Nach einem am 14. December 1870 in der General- Versammlung der Deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin gehaltenen Vortrage von Aug. Wilh. Hof mann. Mit Portrait und Facsimile. Berlin, Ferd. Dümmler's Ver- lagsbuchhandlung, Harrwitz und Gossmann. 1871. 112 Sei- ten gross Octav. — „ Die Geschichte eines Gelehrten ist die Geschichte dessen , was er gelehrt hat. Nur in wenigen Fällen berichtet sie von seltsam verwickel- ten Lebensschicksalen, von gewaltigen Begebnissen, welche die Phantasie mächtig bewegen. Je ernster ein Leben dem Dienste der Wissenschaft geweiht war, um so einfacher bat es sich auch in seinem äusseren Verlaufe gestaltet. Auch das Leben von Gustav Magnus, wie zahl- reich immer die Fäden, die es in mannigfaltigster Weise mit Menschen und Dingen verknüpfte, ist ein solches ruhig dahinfliessendes Gelehrten- leben gewesen." Heinrich Gustav Magnus wurde am 2. Mai 1802 in Berlin geboren, wo sein Vater, Johann Matthias, gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ein grosses Handlungsbaus begründet hatte. Gustav war der 4. von 6 Brüdern, von denen der älteste, Martin, ihm vor kaum Jahresfrist vorangegangen ist. Es war dies der durch seinen edlen Wohl- thätigkeitssinn ausgezeichnete Banquier von Magnus, der Vater des gegenwärtigen Chefs des Hauses, so wie auch des ehemaligen preussischen Gesandten in Mexiko, dessen edle Haltung in der Tragödie von Quere- taro noch frisch im Gedächtniss Aller lebt. Der einzige Bruder, welcher Gustav überlebt hat , ist der Maler Eduard Magnus. Nach einer von seiner Hand verfertigten „wunderbar ähnlichen" Bleistiftzeichnung desselben ist die photographischc Nachbildung (von Carl Günther) aufge- nommen, welche diese Erinnerungsblätter ziert. Dass in einer Familie , aus der solche Männer hervorgegangen sind, die reichen Mittel, welche zur Verfügung standen , mit liebevollster Sorg- falt für die körperliche und geistige Entwickelung der Kinder verwendet wurden, versteht sich von selbst. Glücklich, wie ihm die äusseren Ver- hältnisse des Lebens lagen, war Gustav über die Wahl des Berufes nicht lange zweifelhaft. Der Chemie und Physik, so wie der Tech- nologie, die ja eigentl. nichts anderes als die Vctwerthung ehem. und physik. Erfahrungen im Dienste des Lebens ist, sollte die ganze Kraft dieses lebhaften Geistes gewidmet sein. Nachdem er 1821 der allgem. Wehrpflicht als Freiwilliger in Berlin im Bataillon der Garde- schützen genügt, bezog er 1822 die Universität seiner Vaterstadt. Für ihn lag kein Grund vor, seine akadem. Studien zu übereilen und so sehen wir ihn während der nächsten !'> Jahre abwechselnd cliem., phys. u. mathem. Vorlesungen besuchen; nebenbei wird fleissig im Universitäts- Laboratorium 6* 84 Literatur und Kritik. gearbeitet und keine Gelegenheit versäumt, Erfahrungen auf dem Gebiete der Technik einzusammeln. Selbst die Ferien werden zu mineralogischen und technologischen Excursionen benutzt. Schon im Jahre 1825 veröifentlicht M a g n u s seine erste Abhandlung, eine Arbeit über Pyr o phor e, welche er unter Leitung von Mit s che r- 1 i c h ausgeführt hat. Zwei Jahre später sind weitere Versuche fertig, welche für die Doctordissertation, über das Tellur, benutzt werden können. , Die Promotion erfolgte am 14. Sept. 1827. Von der Wissenschaft!. Bewegung, die von Berzelius ausging, mächtig angezogen, sehen wir 1828 Magnus dem nordischen Gelehrten als Schüler zu Füssen sitzend. Welche Namen finden wir in jenem kleinen Schülerkreise? Chr. Gme- lin, Mitscherlich, Gustav u. H. Rose, Wöhler! Mit letzterem hatte Magnus schon frühzeitig einen Freundschaftsbund fürs Leben ge- schlossen, dessen Innigkeit die mitgetheilten Auszüge aus Magnus' und Wöhler's Briefen aufs lebhafteste bezeugen, so namentl. das beigegebene Facsimile eines Briefes vom 5. Oct. 1868 von Magnus „an seinen lie- ben Fritz." Unter Berzelius' Leitung führte Magnus die schöne Arbeit über das Verhalten des Ammoniaks zum Platinchlorür aus. Das daraus hervorgehende in schönen grünen Nadeln krystallisirende Salz , welches weder in Wasser, noch in Alkohol, noch auch in Salzsäure löslich ist, erweist sich bei der Analyse als eine directe Verbindung des Platinchlo- rürs mit den Elementen des Ammoniaks von der Zusammensetzung PtCl^, 2H3N. Die dankbare Wissenschaft hat dasselbe ihrem Entdecker zu Ehren mit dem Namen des „ Magnu s' sehen Salzes" bezeichnet; es ist der Ausgangspunkt einer Reihe der merkwürdigsten Untersuchungen geworden, an denen sich namentlich Gros, Reiset, Peyrone und Gerhardt betheiligt und deren Ergebnisse die Wissenschaft mit „den Platinbasen" der genannten Chemiker bereichert haben. Noch neuer- dings hat Odling die Geschichte derselben in einer meisterhaften Vor- lesung beleuchtet (on theammonia Compounds of platinum. Chera. News XXL 269 u. 289.). Im Jahre 1829 finden wir Magnus in Paris, wo er mit Eifer die Vorlesungen vonDulong, Thenard und Gay-Lussac u.a. Gelehr- ten besucht; mit besonderer Zuvorkommenheit wurde er von Gay-Lussac aufgenommen. Nach Berlin zurückgekehrt, beschäftigt sich Magnus besonders mit Arbeiten auf dem Gebiete der mineralogischen Chemie.*) Im Jahre 1831 erfolgt die schon seit längerer Zeit beabsichtigte Habilitation an der Berliner Universität für das Fach zunächst der Technologie , spä- ter auch der Physik ; und nunmehr beginnt jene unermüdliche hinge- bende Lehrthätigkeit , welche Magnus zum Frommen einer unüber- sehbaren Reihe von Schülern, zum Glänze der Berliner Hochschule, zu seinem eigenen unvergänglichen Ruhme , während eines Zeitraumes von fast vierzig Jahren geübt hat. Im Jahre 1835 machte Magnus mit Wöhler eine gemeinschaftl. Reise durch England; das Jahr vorher waren sie zusammen in Frankreich gewesen. In Paris war P e 1 o u z e ihr treuer Führer gewesen ; in London *) Schon 1826 analysirt er den Pikrosmin, 1828 den Brochan- tit, 1830 den Vesuvian, letzteren auch in Hinsicht der Verminderung seines spec. Gewicht's nach dem Schmelzen, Literatur und Kritik. 85 nahm sie Faraday aufs Liebenswürdigste auf und sie besuchten daselbst den schwerhörenden Prout, in Manchester den alten Dalton. ., Das Auge unseres Freundes, welches für alles Schöne geöffnet war, erfreute sich mit besonderer Vorliebe an den Wundern der Alpenwelt. Dort war es , wo er stets nach längerer Arbeit Erholung suchte." Im Jahre 1834 hatte er sich die ausscrordentl. Professur an der Universität Berlin erworben. In jene Zeit fallen die mit C. F. Ammer müller gemeinschaftl. ausgeführten Versuche über eine neue Oxydations- stufe des Jods (die Ueberjodsäure), die Untersuchungen über die Einwirkung der wasserfreien Schwefelsäure auf den Alkohol (über die Bildung des C ar byl sulf ats, der Aethionsäure imd Isäthion säure), die Temperaturbestimmungen in demEohr- loche von Pitzpuhl. (Er construirt hierzu sein Geothermome- ter. Mittelst dieses Instrumentes hat Magnus die Temperaturzunahnie in dem 655 Fuss tiefen Bohrloch von Rüdersdorf und in dem 457Fuss tiefen Bohrloch von Pitzbuhl gemessen. In beiden Fällen stieg die Temperatur regelmässig mit der wachsenden Tiefe: für je 100 Fuss betrug die Temperaturzunahme ungefähr 1" Eeaumur). Seine Arbeit über die Blutgase (1837) ist in mehr als einer Beziehung bahnbrechend gewe- sen ; er hat die Lehre von den Blutgasen und die Rolle, welche sie bei der Athmung spielen , so weit gefördert , wie es die damaligen Hülfsmittel erlaubten. Am 27. Januar 1840 erwählt ihn die Berliner Akademie d. Wissen- schaften zum ordentl. Mitgliede der phys. mathemat. Klasse. Am 27. Mai dess. Jahres knüpft er mit Bert ha üumblot das Band der Ehe. Sein Leben ist von nun an wie ein mächtiger , aber ruhig dahinfiiessender Strom, an dessen Ufern die Menschen gerne siedeln, der auf seinem Laufe überall erfrischt und befruchtet. Unter den grossen Forschungen, die die- sem langen Zeitabschnitte angehören, sind zu nennen : seine Versuche über die Ausdehnung der Gase (Ausdehnung der Luft und die Spannkraft des Was se r dampfs). Die Ergebnisse dieser Unter- suchungen gehören jedenfalls zu den schönsten Erfolgen des Verewigten, und würden allein hingereicht haben , ihm für alle Zeiten einen ehren- vollen Platz unter den Naturforschern dieses Jahrhunderts zu sichern. (Ueber die Ausdehnung der Gase durch die Wärme. Pogg. Ann. 54,601 und 55,1, 1841; über die Ausdehnung der Luft bei höheren Temperatu- ren, cbend. 57,177, 1842; Versuche üh^T die Spannkräfte d. Wasserdampfs, ebend. 61,225, 1844.) Seine Untersuchungen über die Abweichung der Geschosse fallen in den Anfang der 50gcr Jahre (1852). In die letzten 10 Jahre seines Lebens fällt die zweite lange Reihe von Forschungen auf dem Gebiete der Wärmelehre, (lieber die Verbreitung der Wärme in den Gasen, Pogg. Ann. 112,467, 1861; über die Diät her mansie trock- ner und feuchter Luft, ebend. 118,557, 1863; über die Verdichtung von Dämpfen an der Oberfläche fester Körper, ebend. 121,174, 1864; über den Einfluss der Vaporhäsion bei Versuchen über Absorption der Wärme, cbend. 130,207, 1867; über d. Einfluss d. Absorption d. Wärme auf die Bildung des Thaus, ebend. 127, 1866; über die Polarisation der Wärme, ebend. 1866 und 1868; über Di atherm an sie des Sylvins, 1868; über Emission, Absorption und Reflexion der bei niede- rer Temperatur ausgestrahlten Wärmcarten, cbend. 1860 und 1870; über Veränderung der Wärmestrahlung durch Rauheit der Oberfläche , ebend. 140,337, 1870.) In mitten der herrlichen Erfolge des Katurforsi:hers tritt die Aufgabe de« academ. Lehrers keinen Augenblick in den Hintergrund. Zwar hat 86 Literatur und Kritik. Magnus zeitweise noch andere Lehrämter bebleidet; so war er ganz im Anfang seiner Laufbahn einige Zeit lang an Stelle seines abwesenden Freundes "Wo hier an der Berliner Gewerbeschule als Lehrer der Chemie thätig, so hat er von 1832 — 1840 an der vereinigten Artillerie - und Ingenieurschule Physik und von 1850 — 1856 an dem Gewerbe- institute chemische Technologie vorgetragen, allein seine besten Kräfte sind stets dem Dienste der Universität gewidmet, wo er im Jahre 1845 als Ordinarius in die philosoph. Facultät getreten war. Es war Magnus, der nach dem Tode von Alex. v. Humboldt die erste Anregung zu der schönen Stiftung gab , welche den Namen des grossen Naturforschers trägt und die alljährlich über eine ansehnliche Summe verfügt, welche für die Förderung der JSTaturforschung im Hum- boldt'schen Sinne verwendet wird. Magnus war ein thätiges Mitglied des Vereins für die Beförderung des Gewerbüeisses in Preussen. — Zu Ende der 40ger Jahre wurde er zu den chemischen Berathungen des L and es Ökonomie -C olle gium hinzugezogen. Im Auftrage desselben erstattete er einen „Bericht über die Versuche, betreffend die Erschöpfung des Bo- dens." (Journ. f. prakt. Chem. 48,447, 1849), Bei den "VVelta ustellungen in London 1851 und 1862 und in Paris 1855 und 1867 war er als Mitglied der Beurtheilungscommissio- nen thätig; 1863 wurde er zum Mitglied des Curatorium der in Berlin begründeten Bergakademie ernannt; 1865 erhielt er den Auftrag, Preussen bei der in Frankfurt a/M. tagenden deutschen Maass- und Gewichts-Conferenz zu vertreten. Die Berathungen dieser Conferenz endeten in dem Vorschlage, das metrische System in Deutschland einzuführen, und es hat Magnus die Freude erlebt — allerdings erst, nachdem die schneidige Pflugschaar von 1866 den Boden durchfurcht hatte, die Saat, die er mit hatte aussäen helfen, zu gedeihlichem Wachs- thume sich entfalten zu sehen. 1869 wurde Magnus in deu für die Eeorganisation des Gewerbeinstituts ernannten Studienrath berufen. Eine der letzten grösseren Aufgaben , vielleicht die letzte , an der sich Mag- nus betheiligt hat, ist die Gründung .der Deutschen chemischen Gesell- schaft gewesen. — Wenige Universitätslehrer haben sich im höheren Maasse einer wohl- verdienten edlen Popularität erfreut, als Magnus. Auch hat sich die- selbe in mannichfaltiger Weise bekundet. Nur ein Beispiel soll hier Erwähnung finden. Während der politischen Wirren, welche 1848 den stürmischen Märztagen folgten, hatten sich die Berliner Studenten zu einer akademischen Legion vereinigt. Es war Magnus, den sie mit der mili- tärischen Organisation des Corps betrauten und den sie alsdann zu ihrem Befehlshaber erwählten, bei welcher Gelegenheit ihm die soldatischen Tra- ditionen seines Freiwilligenjahres trefflich zu Statten kamen. Dass ein Mann, dessen Interessen sich nach so mannichfaltigen Eich- tungen erstreckten , und bei dem überdies die höchste Begabung mit dem edelsten Charakter gesellt war, in persönlichen Verkehr zu vielen berühm- ten Männern seiner Zeit gestanden haben müsse , wer könnte daran zwei- feln ? Mitscherlich undEose, Wöhler und Liebig, Bunsen, Henle, Wilhelm Weber, Buff, Kopp, Kirchhoff, Helmholz, Faraday, Graham, TyndaU, Warren de laEue, Dumas, Pe- louze, Eegnault, Kuhlmann, Auguste de la Eive zählten zu seinen Freunden. Der Herbst des Jahres 1869 führt Magnus auf einer seiner gewöhnl. Ferienreisen wieder nach England. In London trifft er mit seinem alten Freunde Graham zusammen; wie wenig denken die beiden Männer, dass Literatur und Kritik. 87 ihnen kaum mehr als eine Spanne Zeit vergönnt ist , dem einen nach Wochen, dem anderen nach Monden bemessen ! Am 25. Februar 1870 liest Magnus zum letzten Male, am 4. April des Jahres ist das Ziel seiner Laufbahn erreicht, am 8. April wurde er auf dem Friedhofe der Dorotheenstadt zur Erde bestattet. „Wir fühlen unaussprechliche Trauer bei dem Gedanken, dass er heimgegangen ist an dem Vorabende dieser grossen deutschen Zeit, und dass es ihm, dessen Herz stets so warm für das Vaterland geschlagen, nicht mehr vergönnt war, die wunderbare Bewegung zu schauen, welche unser Volk von Sieg zu Sieg geführt bat und — jeder Zweifel ist jetzt geschwunden — den langgeträumten Traum eines grossen, freien und einigen Deutsch- lands endlich zur Erfüllung bringen wird." — Die vorliegende tretüiche Schrift von A. W. Hofmann sei hiermit den Lesern unseres Archivs aufs angelegentlichste empfohlen. Jena, den 27. Mai 1871. H. Ludwig. Professor Dr. Henkel. ' Waaren-Lexicon für Dro- g u i s t e n , Apotheker u n d K a u f 1 o u t e. Z w e i te A u s - gäbe. 1. und 2. Lieferung. Berlin 1871. 8. 176 Seiten. Die vorliegenden Hefte enthalten „ Droguen aus dem Pflanzen- und Thierreich," doch ist dieser Theil noch nicht vollständig, so dass sich über das Ganze noch kein vollgültiges ürtheil abgeben lässt. Wenn Avir indessen nicht irren, so ist diese „Ausgabe" nur ein völlig oder nahezu ujiverändertcr Abdruck der ersten. Zweckmässiger Weise hat Yerf. die bekannte Anordnung getroÖ'en, dass der eigentliche Text mit grösseren Lettern, die unwesentlicheren Zu- sätze mit kleinen Lettern gedruckt wurden. Die IJehandluug der einzelnen Artikel ist bezüglich der Ausführlich- keit, Vollständigkeit und Correctheit sehr verschieden gelungen. Bezüg- lich de.s Namens „Arrow-root" findet sich auf Seite 7 ein wunderlicher Irrthum, den aufzudecken Avir um so weniger unterlassen wollen , als er durch ein viel benutztes pharmakognostisches Werk verbreitet zu sein scheint. Es heisst nenilich in einer Anmerkung: „Der Name soll daher rühren, dass der Saft des Wurzelstocks als Gegenmittel gegen die durch ver- giftete Pfeile verursachten Wunden dienen soll." Die Sache verhält sich grade umgekehrt. Die Indianer benutzten lange vor der Anwendung un- seres Arrow-roots den Saft der höchst giftigen Jatropha manihot als Pfeilgift und stellten aus den Wurzeln ein Stärkemehl dar, welches daher den Namen Pfeilwurzelmehl erhielt. Erst später ist dieser Name auf die Stärke von Curcuma und Maranta übertragen worden. „ Wurzelstöckc " liefern überhaupt gar kein Arrow -root, sondern die knol- ligen Verdickungen der Wurzeln. Wer nicht Lust hat, die Hcrichtc der Ileisenden über diesen Gegenstand selbst nachzulesen, der findet das Nö- thigo in Schleidens „Pflanze und ihr Leben" in der Vorlesung „über den Milchsaft der Gewächse." Für die Abstammung des westindischen Arrow-roots wird irrigerweise bloss Maranta arundinacea L. genannt. Ucberhaupt ist die Abhandlung über das Arrow - root und seine verschie- denen Sorten sehr dürftig. W botanischer Hinsicht hat das Buch vielfach Irrthünicr aufzuweisen. So z. n. soll Pinus Cembra L. nur im östlichen und südlichen llussland vor- kommen. Oft ist die Quelle dieser Irrthünicr leicht in andereren Düchern 88 Literatur und Kritik. nachzuweisen, überhaupt erinnern manche Artitel gar zu sehr an die benutzten Werke , so z. B. der Artikel „ Caryophylli " aus dem gleichen Abschnitt in Bergs Pharmakognosie. Die Diagnosen der Droguen sind selbst für ein Lexicon zu kurz und oberflächlich. Wer z. B. die IJmbelli- ferenfrüchte noch nicht genau unterscheiden kann, der wird aus den hier gegebenen Kennzeichen die Unterscheidung zuverlässig nicht lernen. m Professor Dr. Henkel. "Waaren-Lexicon. Zweite Ausgabe. 3 — 6. Lieferung-. Berlin 1871. 8. Seite 17.7 — 478. Das Werk liegt uns nun vollständig vor und wir dürfen das ürtheil über das Ganze , welches wir bei Besprechung der ersten beiden Hefte zurückhalten mussten, ohne Scheu aussprechen. Es lautet ähnlich wie die Urtheile über die meisten Werke des immerhin zu früh der Wissenschaft entrissenen Herrn Verfassers : das Lexicon ist trotz allen Fleisses, welcher bei dessen Bearbeitung aufgewendet wurde, doch nicht frei von Flüchtig- keit und Uncorrectheit. Die Diagnosen der Droguen sind durchweg dürf- tig und für die Bestimmung ganz und gar unzureichend. Die nicht immer kritische Benutzung der Quellen giebt zu mancherlei Inconsequenzen An- lass. So z.B. wird im Artikel „Federharz" die Gattung Ficus zu den Artocarpeen, im Artikel „Feigen" dagegen zu den Moreen gerechnet. Inula Helenium soll „bei uns" an Bachufern vorkommen. Da das Lexicon offenbar für Deutschland bestimmt ist, so hätte das „bei ims" doch einer näheren Erläuterung bedurft. Bei „ Eadix Gentianae " wird Berg getadelt, dass er die weisse Niess- wurz (Rad. Veratri) als Verwechselung anführt. Verf. weiss also nicht, dass sehr häufig wegen des gleichen Standorts und der ähnlichen Blätter Eadix Veratri der Enzianwurzel beigemengt wird. Diese Beimengung muss aber der Droguist nothwendig kennen. Warum schreibt Verfasser „ Liguiritiae " statt „ Liquiritiae " ? Das russische Süssholz wird trotz der gerechten Bedenken, die man gegen diese Ableitung erhoben hat, auf Glycyrrhiza echinata bezogen. „ Radix Hellebori nigri " iund ihre Ver- wechselungen sind sehr mangelhaft beschrieben; abgesehen davon, dass es gar keine Wurzel, sondern ein Ehizom ist. Bei „Radix Ipeca- cuanhae" wird gesagt, man könne am Stärkegehalt der Holzzellen die Beimengung des Holzes zu feinem Pulver erkennen. Das ist in sofern ein Irrthum, als auch die Rindenzelleu Stärke enthalten. Verf. nimmt aus Bergs Pharmakognosie den längst widerlegten Irrthum auf, nach welchem die chinesische und russische Rhabarber morphologisch wesent- lich verschieden wären. Für die Sassaparille ist nicht einmal die klassische Schleiden'sche Arbeit zur Verwerthung gekommen und der Verf. sagt, Sassaparille - Sor- ten stimmten im Bau nahezu überein. Carex intermedia Good. und C. hirta L. sollen aus den Internodien ,, zwischen den Knoten" Wurzeln treiben. Die „ süssliche Flüssigkeit" an der Fruchtknotenbasis des Roggens soll „nach und nach zu einem flockigen weissen Gewebe" eintrocknen, der Sphacelia segetum Lev, Es geht aus der Darstellung über das Mut- Literatur und Kritik. 89 terkorn hervor, dass Verf. die Arbeit Tulasne's zwar im Auszuge gelesen, aber nicht überall richtig verstanden habe. Man sieht aus den genannten Proben zur Genüge , dass das „ Waa- ren - Lexicon " nur mit grosser Vorsicht zu benutzen ist. M. Utile cum dulci. Heft IX. Acotyledonische Mu- senklänge oder: Der Cryptogamen Liebesfreu- den und Familienleben. Eine blüthenlosc Erbauungs-, Zeitvertreibungs- und Repeti- tions-L ectür e von Franz Hagen. Breslau 1870. 88 Seiten. Ueher Format und Ausstattung, sowie üher die ganze Tendenz der unter obigem Titel erscheinenden Sammlung haben wir uns früher bereits zur Genüge ausgesprochen und können um so eher auf jene Besprechun- gen verweisen, als das 9. Heft sich ganz in demselben Sinne den früher erschienenen anreiht , nur dass es etwas sorgfältiger ausgearbeitet ist, als jene, und sich innerhalb der Grenzen des Anstandes hält. An einzelnen Unrichtigkeiten und üngenauigkeiten fehlt es auch in diesem Werkchen nicht. Wir heben nur einige Beispiele hervor. Auf Seite 13 wird von den Pilzen schlechtweg gesagt: ,, Indem beim Athmen sie der Luft den Sauorstoö' entziehen. " Jedenfalls entnehmen die Pilze ihren Sauerstoif nur unter besonderen Verhältnissen der atmosphärischen Luft direct, wie Pasteur das für Hefe- und Schimmelpilze schlagend nachgewiesen hat. Die einzelligen Pilzformen werden ganz unberücksich- tigt gelassen. Das Mycelium, dessen Bau nicht weiter beschrieben wird, als durch den Ausdruck „fasrig verzweigt," soll auch als "Wurzel gelten. Die Fruchtbehälter sollen „ Fungin sich nennen lassen." Ist das Liccntia poetica, so geht sie doch etwas weit. Die Sporenschläuche werden bald „Theca" und bald „Teca" geschrieben. Die Keimung der Pilze soll meist unbekannt sein (S. 15) und Verf. kommt gar auf die Vcrmuthung, die Spore werde „irgendwie auf unbe- kannten Wegen zuerst befruchtet." Der Polymorphie der Pilze wird nicht Erwähnung gethan, in Folge dessen steht auch die zu Grunde ge- legte Eintheilung in dem stärksten Widerspruch gegen die neueren Pilz- forschungen seit Tulasnes klassischen Arbeiten. Bei den „Basidiosporae," einer an sich schon unhaltbaren Pilzgruppc, sollen die Sporen meist zu Vieren stehen, eine Behauptung, die höchstens auf die Hymcnoniyceten passt und welche zeigt, dass Verf. die Pilze nur aus Büchern , nicht aber aus der Natur kennt. Der Seidenraupenpilz wird Botrytis Bassyana (statt Bassiana) genannt und zu den Schimmelpilzen gerechnet. Bekanntlich ist aber die gefürch- tete Gattine gar nicht diesem Pilz, sondern der Hefe von Pleospora her- barum Tul. zuzuschreiben. Statt Oidium Tuckcri schreibt Verf. : ,,0. Tuceri." üebrigen» weins man längst durch Tulasne, dass dieser Pilz einer Erysibc angehört. Die Peronospora wird in /o. Wäscht. man die mit Kalihydrat und Schwefelsäure behandelte Rinde, nachdem die ersten durchfiltrirten 50 CC. für sich nach der oben angegebenen Methode auf Basen verarbeitet sind, vollständig aus, d. h. bis die durchgehende Flüssigkeit farblos und geschmacklos ist, dampft dann die über ^2 Liter betragende Waschilüssigkeit bis auf einen kleinen Rest ein, filtrirt diesen nach dem Erkalten in den 50 CC. -Kolben, wäscht das Filter, bis der Kolben bis zur Marke gefüllt ist, setzt Kalihydrat und Amylalkohol hinzu und schüttelt tüch- tig durch, so erhält man ein Magnia, welches sich sehr schwer und immer nur unvollständig in zwei Schichten trennt. Auch ist die obere Schicht viel mehr gefärbt, als bei der Behand- lung der ersten 50 CC. in gleicher Weise. Man erhält durch Natronhydrat einen stark mit Farbstoff verunreinigten Nie- derschlag, in diesem Falle 0,320, also 6,4% für die ange- wandten 10 Grm. Rinde. Durch Wiederaufnehmen mit sehr vei'dünnter Schwefelsäure und sehr vorsichtigem Zusetzen von Ammoniak entfernte ich den grössten Theil des Farbstoffs und erhielt nun mit Natronhydrat 0,270 Grm. Basen. Hier- bei will ich hinzufügen, dass ich auch verschiedene Versuche über die Zweckmässigkeit des Ausfällens von Farbstoff mit Ammoniak angestellt habe und zu der Ueberzeugung gelangt bin, dass die Bestimmung der Basen mit Natronhydrat durch die in der Flüssigkeit befindlichen Ammoniaksalze entschieden an Schärfe verliert und dass, wenn nach dem Zusätze von Natronhydrat durch Erhitzen das freiwerdende Ammoniak entfernt wird, die Basen sich zusammenballen und stets stark gefärbt erhalten werden. Ob man berechtigt ist, die 50 ('C, welche zuerst ablaufen, als Maass für die ganze Masse zu nehmen, habe ich der Sicherheit wegen durch einen besondern Versuch nachgewiesen. Ich erhielt hierbei auf 10 Grm. Rinde 104 Ueber die Bestimmung des Alkaloidgehaltes der Chinarinden, berechnet 0,312, also 3,12^1^. Was nun die von Hager in Betreff der Herstellung einer schnell und leicht filtrirenden Chinaabkochung vorgeschlagene Verbesserung seiner zuerst angegebenen Methode anbetrifft, so kann ich nicht finden, dass die nach ihrem vollständigen Erkalten mit Bleizucker- lösung versetzte Abkochung (conf. Pharm. Centralhalle 1871 S. 204) schneller und klarer filtrirt, als die aus der Binde mit Kalihydrat und Schwefelsäure erhaltene. Auch kann man, wie ich später zeigen werde, das vollständige Erschöpfen der Chinarinde durch angesäuertes Wasser durch einen Zusatz von Glycerin zu der Extractionsflüssigkeit sehr beschleunigen. Bei der Behandlung einer solchen durch Hin- zufügen von Bleiacetat erhaltenen Chinaabkochung mit Kali- hydrat und Amylalkohol erhält man ebenfalls ein sehr uner- quickliches Magnia, welches sich schwer in zwei Schichten trennt, eine ziemlich gefärbte Amylalkoholschicht giebt und desshalb auch die Basen im stark gefärbten Zustande erhalten lässt. 100 CC. nur nach Hager's Angabe (conf. Pharm. Centralh. 1871 S. 205) erhaltene Elüssigkeit gaben 0,2245 Grm. Basen. Was nun endlich den Zusatz von Glycerin zu der sauern Extractionsflüssigkeit anbelangt, so habe ich eine grosse Anzahl von Versuchen angestellt, welche leider nur zum kleinsten Theile günstige Resultate lieferten. Zuerst musste ich mir die Frage beantworten, ob es zweckmässig sei, die Binde kalt oder heiss mit einer sauern glycerinhalti- gen Extractionsflüssigkeit zu behandeln. Ferner musste durch den Versuch festgestellt werden, wie weit mit dem Procent- gehalt der Extractionsflüssigkeit an Glycerin vorgegangen werden konnte, ohne der schnellen Ausführbarkeit der Me- thode Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Behandelt man Chinarinde zuerst mit einer verdünnten heissen Kalilauge, übersättigt darauf mit Schwefelsäure, setzt Glycerin hinzu und macerirt, so erhält man ein langsam filtrirendes Gemenge, das sich auch schwer bis zur Farblosigkeit auswaschen lässt. Auch wenn in der Kälte zuerst verdünnte Kalilauge (2% der officinellen enthaltend), darauf bei Anwendung von 10 Grm. üeber die Eesümmuiig des Alkaloülgeli altes der Chinarinden. 105 Rinde nach der Uebersättigung mit Schwefelsäure ein Gemisch von 100 Grm. Wasser und 50 Grm. Glycerin einwirkt, so erhält man zwar eine vollständig klare Flüssigkeit, welche leicht filtrirt und deren E-indenrückstand sich auch leicht bis zur Farblosigkeit auswaschen lässt, doch ist der bei der wei- teren Ausführung der Methode erhaltene Destillationsrück- stand durch das von dem Amylalkohol theilweise gelöste Glycerin ölig, auch stark gefärbt und giebt schliesslich beim Fällen mit Natronhydrat einen sich zwar gut abscheidenden, aber schwer durch Filtration von der Flüssigkeit zu trennen- den Niederschlag. 10 Grm. Einde gaben nur 0,210 Grm., also 2,1% Basen. Abstrahirt man dagegen von der Anwen- dung des Kalihydrats zur Aufschliessung der Bastfasern und lässt auf 10 Grm. Einde ein Gemisch von 2 Grm. Chlor- wasserstoffsäure V. spec. Gew. 1,12, 50 Grm. Glycerin Ph. B. und 100 Grm, destill. Wasser 12 Stunden lang in der Kälte einwirken, so resultirt nicht allein eine sehr schnell und klar filtrirende Flüssigkeit, sondern auch ein Eückstand, welcher sich in kurzer Zeit vollständig auswaschen lässt. Beim Eindampfen der gesammten Flüssigkeitsmenge bleibt dieselbe stets klar und giebt, mit Kalihydrat und Amylalkohol behandelt, zuerst ein wenig versprechendes Gemisch, welches sich aber doch in zwei Schichten trennt und dann ohne Schwie- rigkeit wiederholt mit Amylalkohol behandelt werden kann. 10 Grm. Einde gaben 0,341 Grm., also 3,41 ^^ Chinabasen. Weitere Versuche ergaben, dass es nicht gleichgültig ist, ob Schwefelsäure oder Chlorwasserstoffsäure zum Ansäuern .der glycerinhaltigen Extractionsflüssigkeit genommen wurde. 5 Grm. Königschinarinde, 25 Grm. Glycerin von spec. Gew. 1,23, 100 Grm. destillirtes Wasser und 1 Grm. Chlorwasserstoff- säure V. spec. Gew. 1,12 wurden ^4 Stunde im Sieden erhal- ten, dann 12 Stunden lang der Ruhe überlassen. Es rcsul- tirte eine schnell und klar filtrirende Flüssigkeit und ein leicht völlig auszuwaschender Rindenrückstand. Die gcsammte Flüs- rtigkeitsmcnge blieb beim Eindampfen völlig klar, schied sicli gut vom Amylalkohol und gab 0,186 Grm., also 3,72 ^'/^ Basen. Wendet man dagegen statt der Chlorwasserstoffsäure 106 üeber Mehlprüfung. Schwefelsäure an , so ist das Verhalten der Elüssigkeit ein ganz anderes, ungünstigeres. Dieselbe filtrirt so langsam und obendrein trübe, dass man zur weiteren Durchführung des Versuches den Muth verliert. Aus der oben erhaltenen chlorwasserstoffsauren glycerin- h altigen Chinaabkochung konnte ich leider nicht wegen der Löslichkeit der Pikrinate in freier Chlorwasserstoffsäure die Basen mit Pikrinsäure fällen und eine schwefelsäurehaltige derselben Art hatte ich nicht erhalten können. Schliesslich habe ich noch 50 CC. der nach Hager erhaltenen klaren Abkochung von bestimmtem Chinagehalt (conf. Pharm. Central- halle 1871 S. 205) mit Pikrinsäure gefällt und 50 CC. dersel- ben Abkochung mit Kali und Amylalkohol behandelt. Der erste Versuch ergab 0,210 Grm. Pikrinat, also 1,785% Basen und der zweite 0,0990 Grm. Basen, also l,987o- Was die Forderung der preussischen Pharmacopöe und die der Phar- macopoea Germaniae, dass die in den Apotheken vorräthig gehaltene Rinde mindestens SYg^o ^^ Alkalo'iden enthalten soll, anbetrifft, so schliesse ich mich der Ansicht Duflos an (conf Duflos, Handbuch der chemischen Analyse 1871, S. 123.). Berlin, Mitte Juni 1871. G. S. Uelber MeMprüfung'. Von Dr. H. Ludwig in Jena. (Schluss.) II. Uoggen, Roggenmehl und Roggenkleien. Die Bestandtheile des Roggens und seiner Zerkleinerungs- producte sind: 1) Cellulose; 2) Stärkemehl. Nach Schwertfe- ger (a. a. 0. S. 17) bilden die Körner der Roggenstärke Kreise mit kreuz- und sternförmigen Spalten, welche denen der Gerste und des Weizens abgehen. Die Stärkekörner der Gerste zeigen ganz reine und helle Plächen, ohne alle Risse und Zeichnungen. Ueber Mehlpiüfung. 107 3) Gummi (E, o g g e n g ii m m i , R o g g e n s ch 1 e i ra). Nach Freih. v. Bibra (die Getreidearten u. d. Brod, S. 292) ist dasselbe gewöhnlich dunkelgefärbt und seine Lösungen .sind tief dunkelbraun. Durch Behandlung mit Kohlp erhält man leidlich entfärbte Flüssigkeiten, bei der Fällung mit Alkohol aber erscheint das niedergeschlagene Gummi stets wieder rothbraun. Es hat, gleich dem des Weizens und der Wei- zenkleie, die Eigenschaft, obgleich es anfangs leicht und voll- kommen in Wasser löslich ist, bald unlöslich zu werden. Dies geschieht sowohl beim Eindampfen und wiederholtem Auflösen desselben, als auch nach einiger Zeit in offenen und verschlossenen Gefassen von selbst. Die Lösung trübt sich anfänglich und setzt dann eine dem Schleime ähnliche Substanz ab, die auf keinerlei Weise mehr im Wasser löslich ist. Diese Eigenschaft besitzt das Roggengummi in höherem Grade als das Weizengummi und verwandelt sich bereits nach einigen Tagen in jene unlös- liche Substanz. Die klare Lösung giebt mit Jodwasser nicht die geringste Reaction und die durch Kohle entfärbte Flüssig- keit lenkt die Polarisationsebene nicht ab. Neutrales und basisch essigs. Bleioxyd geben darin starke Niederschläge (v. Bibra). Dieses Verhalten nähert das Rog- gengummi den Adstringentien mit ihrer Neigung zu Bildung von Extractabsätzen. (H. L.). — Ein wässriger Auszug des Roggenmehles wird durch Bleiessig ebenso stark gefällt wie Gummischleim und Lcin- samen.schleim. (Donny und Mareska, Journ. f. prakt. Chem. 49. Bd. S. 260.). Nach Martens (Journ. f. prakt. Chem. 50. Bd. S. 363. Aug. 1850) wird ein kalt bereiteter wässriger Auszug von Roggenmehl durch Essigsäure nicht getrübt, enthält also keine leguminartige Substanz gelöst. Basisch essigs. B 1 e i X y d , diesem wässrigen Auszuge in kleiner Menge zugefügt, macht denselben seh lei m ig, gallertartig; beim Schütteln der Mischung bleiben die Luftblasen in der dick- lichen gummiartigen Masse zurück. Sie erscheint opalisirend und setzt keinen Niederschlag ab. Dieses Verhalten kann 108 Ueber Mehlpriit'ung. dazu dienen, das Roggenmehl von dem des Weizens, der Bohnen und des Leins zu unterscheiden. 4) Dextrin (wird als iJestandtheil der Eoggenkleien von u d e m a n s jr. aufgeführt). 5) Zucker. Nach Frh. v. Bibra hat die Lösung des Eoggenzuckers einen süsslichen, an getrocknetes Obst erin- nernden Geschmack und giebt mit den Proben von Tr om- ni er, Löwenthal und Böttger starke Zuckerreaction. Die Polarisationsebene wird durch die durch Kohle entfärbte Lösung abgelenkt, indess nur schwach). 6) Fett. Dasselbe verhält- sich nach Frh. v. Bibra ganz wie jenes des "Weizens. Man bemerkt bisweilen an dems. Spuren des eigenthümlichen Geruchs, den das Boggenmehl zeigt. 7) Cholesterin. Von Ritthausen nachgewiesen. (Journ. f. prakt. Chemie 1867, Nr. 22, S. 324; daraus im Arch. Pharm. 1869, Bd. 137, S. 259.) Von mir auch im Mutter- korn nachgewiesen. (Arch. Pharm. 1869, Jan. Febrheft.) 8) Pflanzenalbumin. 9) Glutencasein. Nach H. Bitthausen wird zu dessen Abscheidung feines Boggenschrot mit viel Wasser, welches in 500 Th. 1 Th. Kalihydrat enthält, wiederholt bei einer Temperatur von 1 bis 2^ C. macerirt und die klar abgezogene, wenn nöthig filtrirte Flüssigkeit mit Essigsäure schwach übersättigt. Die sich hierbei abscheidende, grau- weisse schleimig - flockige Substanz wird zuerst mit Weingeist, dann bis zur Entwässerung mit absolutem Alkohol, schliess- lich mit Aether behandelt und im leeren Baume über HO, SO^ möglichst rasch getrocknet. Es bildet dann eine lose zusam- menhängende, gelblich- oder bläulichgraue Masse von erdigem Bruch, deren Elementarzusammensetzung: C = 51,23, H = 6,70, N = 15,96, = 25,07, S = l,04Proc. (also fast dieselbe wie die des Weizenglutencase'ins). An der Luft ist das getrocknete Glutencasein völlig unveränderlich; mit Wasser befeuchtet, verwandelt es sich aber bald in eine dunkelbraune kornartige Masse. Es löst Ueber Mehlprüfung. 109 sieh weder in Wasser noch in Weingeist, wohl aber in alkal. Wasser zu einer bräunlichgelben Flüssigkeit, aus welcher es durch Säuren (die man bis zu sehr schwach saurer Reaction hinzutügt) unverändert wieder gelallt wird. In conc. Salz- säure quillt es zu schleimigen, schwarzbraunen Flocken auf und löst sich dann allmählig zu einer braunen Flüssigkeit, mit einem Stich ins Violette. In sehr verdünnter Essigsäure löst es sich in der Kälte theilweise, in der Siedehitze vollständiger zu einer trüben bräunlichgelben Flüssigkeit, welche durch KO, H^JS!', Ferro- und Ferridcyankalium gefällt wird. Eei längerem Kochen geht die Löslichkeit in Säuren und Alkalien verloren, wie sich überhaupt die frisch gefällte Substanz leich- ter und in grösserer Menge löst, als die getrocknete. Die Lösungen in alkalischem Wasser werden durch Metalloxyd- salze, beim Kochen auch durch Salmiak, Magnesia- und Kalk- salze gelallt. (H. Will's Jahresb. f. Chem. 1866, S. 716.) 10) Mueedin. Zu seiner Gewinnung nach H. Ritt- hausen wird das Roggenschrot 5 mal mit etwa dem glei- chen Gewicht 82procent. Weingeist ausgekockt und die Flüs- sigkeit jedesmal siedendheiss durch einen Spitzbeutel filtrirt. Der nach 24 Stunden aus der braun roth gefärbten Lösung sich absetzende Niederschlag wird nach einander mit absolu- tem Alkohol und Aether behandelt, dann in siedendem 80proc. AVeingeist gelöst und der beim Erkalten des Filtrates nieder- fallende , sanimt dem nach dem Abdestilliren des Weingeists sich abscheidende Thcil mit starkem Weingeist entwässert und über HO, SO^ im leeren Räume getrocknet. Man löst das Präparat nun in verdünnter Essigsäure, fallt mit Kalilösung einen Theil der Substanz sammt allem noch vor- handenen Gummi und dann durch völliges Neutralisiren das reine Mueedin. Das Mueedin scheidet sich als gelbliche, zähschleimigc, etwas ladonzieliondc Masse aus, welche nach dem Trocknen im leeren Räume fest, spröde und gelblichgrau wird. Es löst sich in Schwefelsäure, die mit dem gleichen Volumen Wasser venliinnt ist, naf.Ii kurzem Kochen mit blassrother uder seh \v ach rose n r t he r Farbe (lj(!i Anwesenheit von 110 Ueber Mehlprüfung, Gummi, Dextrin u, s. w. aber mit dunkelbrauner Farbe und unter Bildung schwarzer Flocken). Die Lösung in Essigsäure färbt sich auf Zusatz von wenig CuO, SO^ und Kali bei gelindem Erwärmen schön violettroth (bei Anwesenheit von Dextrin oder Zucker aber um so tiefer blau, je mehr von diesen vorhanden ist. Elementarzusammensetzung des Roggen mucedins: C = 53,61, H=6,79, 1^^ = 16,84, = 22,26, S =0,50 Procent (also annähernd dieselben Zahlen wie bei dem Weizenmucedin). Das Mucedin . des Roggens ist in heissem Wasser ziem- lich löslich; das Ungelöste vertheilt sich gleichmässig, so dass die Lösung milchig trübe erscheint, setzt sich aber beim Er- kalten ohne wesentliche Aenderung der Löslichkeitsverbält- nisse wieder ab. Anhaltendes Kochen bewirkt theilweise, zuletzt völlige Umwandlung in eine unlösliche Modi- fication.' Die heiss filtrirte wässrige Lösung trübt sich beim Erkalten durch Abscheidung zäher Elocken, wäh- rend ein anderer Theil gelöst bleibt. Weingeist von 30 Proc. löst in der Kälte nur wenig, stärkerer (bis zu etwa 60 Proc.) weit mehr; durch noch stärkeren Weingeist wird das Gelöste theilweise wieder ausgefällt. Die aus Weingeist abgeschiedene Substanz bildet meist eine röthlichgelbe, durchscheinende, gallertähnliche Masse, die in Berührung mit starkem Weingeist gelblich grau undurchsichtig, nach dem Trocknen hart wird. Ueber HO, SO^ eingetrocknet, liefert die weingeistige Lösung einen rothgel- ben bis bräunlichen durchsichtigen Rückstand. Die Löslichkeitsverhältnisse für Alkalien und für ver- dünnte organische Säuren sind dieselben, wie die des Muce- dins aus Weizen. Die sehr stark verdünnte Lösung in alkal. Wasser wird durch Säuren nicht gefällt. Die schwachsaure Lösung in Essigsäure giebt mit salpetersaurem Quecksilber- oxydul einen weissen flockigen Niederschlag. (H. Ritthau- sen, Journ. f. prakt. Chem. 99,439, daraus in Will's Jahresb. 1866, S. 716 — 718.) 11) Eine in Wassern. Alkohol unlösliche stick- stoffhaltige Substanz (Fr. v. Bibra). Die elementare Ueber Mehlprüfung. 111 Zusammensetzung dieser im Korne sowohl wie im Mehle „suspendirten" stickstoffhaltigen Substanz, welche dem Weizenfibrin entspricht und im Wasser und Alkohol wie jenes unlöslich ist, entspricht ohne Zweifel ebenfalls diesem Weizenfibrin. Allein die Eigenschaft geht ihm ab, bei der Behandlung mit Wasser, auf gleiche Weise wie jenes zusam- menhiängende , dem Blutfibrin ähnliche Massen zu bilden und somit kann beim Roggen so wenig wie bei irgend einer an- deren Getreideart (Weizen natürlich ausgenommen) der Kle- ber durch Kneten in der bekannten Form ausgeschieden wer- den, (v. Bibra, a. a. 0. S. 291.) 12) Farbstoff des Roggens. Das Mehl hat niemals die weisse Farbe des Weizenmehls, sondern ist dunkler und zwar mit ins Graue ziehendem Ton. Man hat die Ur- sache dieser Färbung den anhängenden Theilen der Hülse zugeschrieben, welche durch das Mahlen nicht so leicht vom inneren Theile des Kornes zu trennen ist. Gegen den Wei- zen gehalten, hat der Roggen stets eine graugelbe Farbe, während der Weizen hellgelb oder röthlichgelb gefärbt ist (v. Bibra). Mir erscheint der Farbenton des Roggens grau ins Bläuliche; durch verdünnte Säuren nimmt die Roggenhülse eine deutliche röthl ich e Färbung an. Auch das Roggenmehl, mit verdünntei" Schwefelsäure angerührt, giebt einen hellrosa gefärbten Brei, während Weizenmehl mit verdünnter Schwefelsäure nur einen gelblichweissen Brei liefert. (H. L.) 13) Das Geruchsprincip des Roggens ist noch nicht isolirt; das Roggenraehl hat einen kräftigen eigenthüm- lichen Geruch, durchaus verschieden von dem viel schwäche- ren milderen Weizenmehlgeruch; fast veilchenartig, besonders hervortretend beim Einteigen, (Karl Hennig, der wohl- unterrichtete Bäckermeister.) 14) Die Asche des Roggens beträgt für trockne Körner 2,1 Proc. (Fresenius und Will), 1,93 Proc. (Schulz- Kleeth) 2,425 Proc. (Bichon), 1,97 — 1,99 — 2,00 — 2,03 bis '^»•'^l'^/o (\'- liiljra). Die Asche des trocknen Roggenmehls 112 Ueber Mehlprüfung. 1,97%, die der trocknen Kleie 8,22% (v. Bibra). Die Haupt- bestandttieile der Asche sind P05_,K0 und MgO, in geringe- ren Mengen finden sieh NaO, CaO, Fe^O^SO^SiO^. 15) Wasser im Infttrocknen Eoggen gegen 14 Procemt Procentische Zusammensetzung des B, eggen s- Als Beispiel wähle ich eine Analyse von Poggiale (Liebig - Kopps Jahresb. f. 1856, S. 809). Der Wassergehalt wurde durch Trocknen bei 120^, das Fett durch Ausziehen mit Aether, die stickstoffhaltigen Substanzen (Albumide) unter der Annahme, dass sie 16% N enthalten, durch Ermittelung des Stickstoffgehaltes der Körner bestimmt. Die stärkemehl- artigen Substanzen wurden von der (Zellulose unter Anwen- dung von Diastase geschieden; 100 Th. lufttrockner Roggen enthalten: 6,4 Proc. Cellulose. 65,5 „ Stärkemehl und Dextrin. 8,8 „ stickstoffhaltige Substanzen 2,0 „ fette Stoffe. 1,8 „ Aschenbestandtheile. 15,5 „ Wasser, 100,0. A. C. Oudemansjun. (Chem. Centrbl. 1858, S. 730) fand in den Boggenkleien: 21,35 Proc. Cellulose, ] 38,19 „ Stärkemehl, 7,79 „ Dextrin, ! 14,50 „ Eiweisskörper, [■. Stickstoffgehalt 2,23%. 1,86 „ Fett, 3,35 „ Asche und 14,55 „ Wasser 101.59, Ueber Mehlprüfun?. 113 Freih. v. Bibra taml in den Rogg-enkleien: (a. a. 0. S. 293.): 28,53 Proc. Cellulose. 21,0g „ Stärkemehl. 10,40 „ Gummi. 1,86 ., Zucker. 4,72 „ Fett. 9,08 „ in Wa.sser und Substanz. G,ll „ Pflanzenleim \ . 0,75 „ Casein | 2,15 ,. Albumin. 15,32 „ Wasser. Weingeist nnlösl. stickstoffhalt, in Weingreist losl. Proteinsubstanzen. 100,00. Die stickstoffhaltigen Substanzen addirt, geben 18,09 Proc, Albumide = 2,80^0 N der Roggenkleie. Für das Mehl von drei Sorten Roggen, 2 dersel- ben aus Alittelfranken, die 3. aus Schwebheira in ünterfranken fand Freih. v. Bibra folgende procent. Zusammensetzung. (Wie beim Weizen liess Derselbe die 3. Roggensorte mit besonderer Sorgfalt einmahlen und verschaffte sich nebst der Kleie auch noch eine Quantität des eingemahlenen Roggens): Rogf^enraehl aus Mittelt'ranken 1 o ünterfranken 3. 1,00 Proc Cell u lose 1. 1,00 1,00 Stärkemehl G3,29 59,33 59,74 „ Gnmmi 4,10 6,32 7,26 „ Zucker 3,47 3,03 2,50 „ Fett 1,80 2,51 2,39 „ In Wasser und Alkohol u nlüsl. N- halt. Substanz 7,36 7,73 7,37 „ I'flanzencasein 0,90 0,92 0,81 „ Pflanzenleim 1,92 1,83 1,73 „ Pflanzenalhumln 1,56 2,80 2,80 „ WasHer 14,60 14,53 14,40 „ 100,00 100,00 100,00. Areb d. Pbarm C'XCTII. Kdn 1 j. im. 8 114 lieber Mehlprüfung. Freiherr v. Bibra hat bei Zusammenstellung dieser Analysen die Aschenbestandtheile unberücksichtigt gelassen. Für 16 Sorten deutschen Eoggens, Winter- und Som- merfrucht ergiebt sich als Mittel 2,1 2 '^/^ Stickstoff; für eng- lische und schottische Roggen für 5 Sorten im Mittel 1,90% N, für 2 Sorten aus Schweden 1,98 Proc. If (v. Bibra). Mayer fand für den getrockneten Roggen im Mittel 2,21 o/^, Feh- ling undFaist fanden 2,01 Proc. Sticks t off Der Rog- gen enthält sonach durchschnittlich ebensoviel Sticks toff als der Weizen. Freih. v. Bibra befolgte bei seiner Analyse des Rog- genmehls den Gang: Austrocknen einer gewissen Menge Mehls zur Wasserbestimmung ; Auskochen einer zweiten mit Aether zur Bestimm, d. Fettes und ferner Behandlung zweier weiteren Quantitäten mit Wasser und Alkohol, um die in diesen Flüssigkeiten lösl. Substanzen zu erhalten. Die im Alkohol lösl. stickstoffhaltigen Substanzen und das in Wasser lösl. Albumin, welche so direct erhalten und gewogen wurden, berechnete man auf Stickstoff" (15,5 Proc. N) und durch den Ueberschuss, welchen die directe Stickstoff"- bestimmung mittels Natronhydrat-Kalk ergab, wurde hierauf die Menge der in Wasser und Alkohol u n 1 ö s 1. stick- stoffhaltigen Albumidsubstanz gefunden. Die bereits vorher gefundenen Mengen Zucker wurden von dem zur Trockene gebrachten Auszuge abgerechnet und dieser vor dem Wägen mit Aether behandelt, um das an-, hängende Fett zu entfernen. Meyer fand (im Mittel aus XI Untersuchungen ver- schiedener Roggeusorten) in lufttrocknen Körnern: Mittleren Gehalt an 13,69 % 0,864,, 1,91 „ Für trocknen Roggen im Mittel 1,00 Phosphorsäure und 2,21 Proc. Stickstoff. Niedrigsten Gehalt. Höchsten Gehalt. Wasser 11,77 14,31 PO'^ ■ 0,779 0,938 N 1,65 2,05 üeber Mchlprüfiind.II, 8.168) spricht sich gegen dieses Verfahren aus: „Die geringste Veränderung 8* 116 lieber MeUprüfung. des Meliles, durch Keimen des Kornes, durch Gährung des fertig-en Products giebt sich sofort in den veränderten Eigen- schaften des Klebers kund; dieser verliert seine Zähigkeit, seine Elasticität und der Weizenkleber verhält sich dann genau wie Roggenkleber , er wäscht sich im Wasserstrome fort. Durch verschiedene Agentien lassen sich dem Weizen - kleber die verlorenen Eigenschaften wieder ertheilen. Knetet man Mehl von ausgewachsenem Getreide, gegohrenes Mehl mit Kochsalz, mit Kalkwasser, mit Alaun zusammen, so wird dem Kleber seine ursprüngliche Zähigkeit, seine Elasticität wiedergegeben. Ganz ähnlich verhält sich der Roggenkleber. Bildet man aus E.oggenmehl unter Zusatz einer geringen Menge von Kalkwasser einen Teig und wäscht diesen, so erhält man daraus einen Kleber, der ganz die Eigenschaften des Weizenklebers hat, höchstens etwas weni- ger elastisch ist. Wenn aber beide Kleberarten so wenig verschieden sind, dass die eine durch Feuchtigkeit und Gäh- rung so verändert wird, dass sie sich von der anderen nicht mehr unterscheiden lässt, wenn die andere sich durch eine geringe Menge von Kalk, welcher in den Bodenarten, in wel- chen die Pflanze wächst, dieser in reichlicher Menge zur Ver- fügung stehen kann, sich in jene umwandeln lässt, so kann man nicht länger die geringen Verschiedenheiten des Klebers der einen oder der anderen Pflanzenart als ein so charakte- ristisches Merkmal gelten lassen, um darauf hin ein wissen- schaftlicli feststehend^es und eidlich zu erhärtendes Gutachten" abgeben zu können." — Erkennung von Boggenmehl im Weizenmehl, Hierzu kann die von mir beobachtete Eigenschaft des B.og- genmehls, sich durch verdünnte Schwefelsäure röthlich zu färben (welche Eigenschaft den noch im Mehle befindlichen zerriebenen Boggen hülsenth eilchen zukommt) dienen; reines Weizenmehl bleibt dabei ungefärbt oder behält seine schwach gelbliche Färbung. {IL. Ludwig?) Nach Cailletet w^erden 20 Grm. des verdächtigen Mehls mit dem 2 fachen Vol. Aether geschüttelt, der abfiltrirte Aether wird in einer Porzella,nschale verdunstet, zu dem festen Üeber Mchlpiüfung 117 Rückstände 1 CC. einer Mischung- aus 3 Vol. Salpetersäure von 1,35 spec. Uew., 3 Vol. Wasser und 6 Vol. HO, 80^ von 1,84 gesetzt. Es lärbt sich hierbei das ausgezogene fette Gel des Weizens nur gelb, das des Koggens roth, ein (jemisch beider rothgelb. (Bolley a. a. 0.) Gorst enmehl im lloggenmehl und Roggen- brod wird nach Rummel durch Einäscherung an dem hohen Kieselerdcgehalt der Asche erkann t. Während der Kieselsäuregehalt der Roggenasche nur 0,49 IVoc. beträgt, steigt er in der Gerstenasche auf 28,G3 Proc. Gersten- brodc gaben Rummel stets einen Kieselerdcgehalt von 5 bis 8 pro MHlc, während Roggenbrod höchstens 0,3 bis 0,4 pro Mille Si02 lieierte' (Wagner's Jahresb. f. 1855, S. 179.) Zur Nach Weisung der Kartoffelstärke, des .L e g u m inosenmebls und Buchweizcnmehls im Rog- gen in c h 1 dienen die oben beim Weizenmehl angegebenen rriifungsmittel. lieber Mehl roth. (0. L. Erdmann, Eildung von Anilinfarben aus Proteinkörpern, Journ. f. prakt. Chem.. Bd. 99, 8. 385.) Erkennung des Mutterkorns im Roggen mehl (und gemischtem Weizenmehl). J. Laneau (Liebig - Kopp's Jahresb. f. 1855, S. 823) gründet auf die Löslichkeit des im Mutterkorn enthaltenen Farbstoffes in verdünntem Alkali, auf seine rosenrothe Färbung durch Säuren und auf die Wiederherstellung seiner Ursprung]. Farbe durch Alkalien ein Verfahren zur Nachwei- sung des Mutterkorns im Mehl. Man rührt das Mehl mit einer Lösung von 1 Th. Aetzkali in 200 Th. Wasser zu einem Teige an, setzt nach einigen Minuten so viel von einer Säure zu , dass die Masse schwach sauer reagirt und sättigt dann wieder mit dem alkalischen Wasser. Enthält das Mehl viel Mutterkorn, so wird es durch das Alkali dunkelfarbiger, geht durch die Säure in Rosen roth über und nimmt durch den Alkaiizusatz seine frühere Farbe wieder an. Zur richtigen lieurtheilun^ der P'arbenvcränderungcn sei es erforderlich, 118 üeber Mehlprüi'uug. Controlversuche mit Mehl anzustellen, welchem man etwas Mutterkorn zugefügt hat. Wie ich nachgewiesen habe (Archiv d. Pharm. 1870. Bd. 142. S. 202) röthet sich das Roggenkorn und auch das ßoggenmehl (siehe weiter oben) ebenfalls durch ver- dünnte Säuren. Wird Mutterkornpulver mit Weingeist, dem etwas verdünnte Schwefelsäure zugefügt ist, ausgekocht, so erhält man Auszüge, welche die intensive Farbe der salpeters. Kobaltoxydlösung zeigen. Nach Jaoobi färbt reines gepulvertes E-oggenmehl den schwefelsäurehaltigen Weingeist entweder gar nicht oder nur schwachgelblich. Zur Prüfung einer Mehlsorte auf Mutter- korn mittels einer Mischung aus 10 Th. Weingeist und 1 Th. verdünnter Schwefelsäure giebt Jacobi ein Verfahren, dessen Einzelnheiten man im Archiv d. Pharm. 1866, IL R.' Bd. 127. S. 281 nachlesen möge. — Wittstein (Vierteljahrsschrift f. prakt. Chemie. Bd. IV, S. 536-; Liebig -Kopps Jahresb. f. 1855, S. 823; Wagners Jahresb. f. 1856, S. 195) erkennt noch eine Beimischung von ^75 Mutterkorn im Mehl oder in dem daraus gebackehen Brod durch Aninihren desselben mit Kalilauge an dem sich entwickelnden Häringsgeruch. Eisner (Chem. techn. Mittheil. f. 1857 — 1858, daraus in Kopp -Will's Jahresb. f. 185.9, S. 732) will ausser der Entwickelung des Häringslakengeruchs durch Kalilauge auch die rehart ige Färbung beim Anrühren solchen mutterkorn- haltigen Mehles mit Wasser zu Brei beachtet wissen. L. Berlandt leitet die, aus mutterkornhaltigem Mehl mittels Kalilauge (1 Th. Kali causticum und 6 Th. destillirt. Wasser) entwickelten, alkalischen Dämpfe, nachdem sie durch CaCl getrocknet worden sind, durch eine glühende Glasröhre, in welcher das vorhandene Trimethylamin in Sumpfgas und Blau- säure zerfalle (C«H9I^ = 2 C^H* -f- C^J^H). Letztere wird in einem Liebig'schen Kugelapparate im Wasser aufgefangen und durch Ueberführung in Schwefelblausäure auf bekannte Ueber Mehlprüfung. 119 Weise (mittels »Schwefelammonium, Fe'^Cl-^etc.) erkannt. (Arch. Pharm. 1867, IL R. Ed. 132, 8. 282.) Der Reiclithum des Mutterkorns an fettem Gel ist tur Wiggers ein Erkennungszeichen für dessen Anwesenheit im Mehle und Brod. Man zieht dasselbe mit Aether aus. Da das Mutterkorn gegen ^/g seines Gewichtes fetten Oeles (also 33 Proc. Oel) enthält, während die Ce- realien arm daran sind, so hinterbleibt bei mutterkornhaltigem Mehl und Brod mehr fettes Oel beim Verdunsten des äther- haltigen Auszugs, als bei dem aus reinem Mehl und Brod. (Wiggers-Canstatt's Jahresb. f. 1855, S. 9.). Vergleichende Zusammenstellung des Fett- gehaltes verschiedener Getreidearten. Es liefern fettes Oel: Weizen: 1,3 bis 2,7%; Weizenmehl 1,0 bis 1,4; Wei- zenkleic 3 bis 3,8; Speltkleie 5,18% Fett (v. Bibra, siehe oben). Boggen 2%; Roggenkleie 1,86 bis 4,7%; Roggen- mehl 1,8 bis 2,5% Fett. (Oudemans und v. Bibra, siehe oben.) Das gelbe Oel, welches Roggenmehl an Aether abgiebt, wird, mit salpetriger Salpetersäure behandelt, ro til- ge Ib. (E. Marc band.) Kleiehaltiges Wtiizenmchl giebt ein Oel an Aether ab, welches sich ebenso verhält. (Märten s.) Gerste. L, Fettgehalt in -Procenten; II., auf die Menge von Producten berechnet, welche beim Malzen aus 100 Th. Gerste entstehen (nach Prof. Stein in Dresden): I. II. Gerste 100 Th. 3,556 Th. Fett. Luftmalz mit Keimen 3,072; 95 „ 2,918 „ „ ohne Keime 2,874; 92 „ 2,598 „ Darrmalz mit Kfiimen 3,475; 95 „ 3,301 „ „ „ ohne KfMrne 3,379; 92 „ 3,208 „ Keime 3,212; 3,5 „ 0,011 „ Treber v. Luftmalz 6,187; 92 „ 1,616 „ „ „ Darrmalz 5,451; 92 „ 1,424 „ „ Prof. Stein bestätigt . die schon von Mulderund O u- d e m a n s hervorgehobene Thatsache , d ass durch den 120 üeber Mchlprütüng. Keimprocess der Fettgehalt der Gerste eine Ver- minderung erleidet. Das Darrmalz enthält grössere Fett- menge als das Luftmalz. Sowohl Gersten- als Malzfett sind bei gewöhnl. Temp. schmierig, scheiden aber mit der Zeit ein festes körniges Fett aus (worin Prof. K. Lintner Cholesterin fand. Arch. Pharm. 1869, 137, 260.). Das körnige Fett ist im Malz reichlicher vorhanden als in der Gerste. Die Farbe dieser Fette ist bräunlichgelb, lichter bei Gerste, dunkler bei Malz; oft erscheint das Gerstenfett röth- lich, während das Malzfett grünlich-, bräunlich- bis rein gelb aussieht. Beide riechen ähnlich, eigenthümlich säuerlich, Malzfett stärker als Gei'stenfett. Grünmalz fett riecht fast betäu- bend. Der Geruch des Gerstenfettes erinnert beim Erwärmen mit Wasser an den eines Gerstenhaufens. An dem Malzfett beobachtete Prof Stein einmal auch den Geruch des But- teräthers. Auch das Gersten- und Malzfett enthält Stickstoff und Phosphor wie die Fette der Erbsen und das Eieröl. (Beneke fand in dem Fett der Erbsen und Bohnen Cho- lesterin, das auch im Eieröl vorkommt.) Die wichtigen Arbeiten über die Bestandtheile der Gerste und des Malzes von Prof. Stein, sind zusaYnmengestellt in Wagners Jahres- bericht der ehem. Technologie 1860 S. 389 — 405. Ich führe hier nur im Betreff des fraglichen Zuckergehaltes des Malzes Stein's Ausspruch an: „Man hat bei früheren Analysen von rohem Getreide häufig Zucker als Bestandtheil desselben auf- geführt. Spätere Untersuchungen haben jedoch erwiesen, dass kein fertiger Zucker im gesunden Getreide ent- halten ist. Auch im Gerstenmalze ist weder vor noch nach dem Trocknen und Darren Zucker enthalten. Der süsse Geschmack des Malzes erklärt sich auf analoge Weise wie der bittre Geschmack der bitteren Mandeln." Der Oel-(Fett-)Gehalt des Hafers beträgt: 6Proc. (Johns ton), 6,7 o/^ (Boussingault), 5,44 bis 7,38% (Norton), 6,41 — 6,97% (Fromberg), 6,1 7o (Poggiale). lieber Mehlprüfung. 121 Freiherr von Bibra fand im Hafermehl vom Spessart (wo in einigen Orten dasselbe wirklich noch zum Brodbacken verwendet wird) 5,7 bis 6,8% Fett. (a. a. 0. S. 324.) Fettgehalt des Mais: 6,7"/o (Poggiale). Im Mais- mehl fanden Freih. v. Bibra und Jul. Stepff 3,80^0 Fett, 3,71 7o Zucker und 3,057o Gummi. So wenig als bei den anderen Getreiden fand sich im Mais ein die Polari- sationsebene nach rechts dreliendes Gummi oder Dextrin, wenn zuvor der eingedampfte wässrige Auszug durch Alkohol vom Zucker befreit und nach wiederholter Auflösung im Wasser durch Alkohol wieder gelallt worden war. Der aus dem Mais erhaltene Zucker drehte hingegen die Polarisations- ebene nach rechts und verhielt sich gegen alle Zuckerproben wie Zucker. Das Maismehl giebt beim Kneten mit Wasser keinen Kleber. (Bei keinem anderen Getreide als beim Wei- zen hat sich bis jetzt eine durch Kneten ausscheidbare Stick- stoffsubstanz gefunden.) Die durch kochenden Alkohol aus dem Maismehl ausziehbare stickstoffiialtige Substanz aber ver- hält sich, wie Stepff gefunden hat, ebenso wie Pflanzenleim und Pttanzencasein und ergab 15,670 Stickstoff'. Das soge- nannte Zein von Gorham ist also weiter nichts als Pflan- zenleim und Pflanzencasein. (v. Bibra.) Fettgehalt der Hirse. Geschälte Hirse 7,43%» Hirsemehl 8,80''/o (v. Bibra); Korn der ägypt. Hirse 3,1%. CPolson.); der Mohrenhirse (Dhurra, Sorghum vulgare, Helens Sorghum, Guineakorn, Negerkorn): 3,9 "/o I'^^tt (von Bibra; der die untersuchten abyssinischen Dhurrakorner von den Herren Prof. Ried und Schieiden in Jena erhielt). Fettgehalt des Reises: im Reis von Piemont 0,2% Fett (Poggiale), im Reis von unbekannter Herkunft 0,8% Fett (Payen), im Mehl aus ostind. Reis 0,874 bis 0,900 7„ Fett. (v. Bibra.) Die Samen vonLolium temulentum enthalten neben anderen Bestandthoilen (vergl. H. Ludwig und L. Stahl, über den Taumel loch, Arcli. d. i'liarmac.ie J864, II. R. 122 lieber Mehlprüfung. 119. Bd. 8. 69) verschiedene, durch Aether ausziehbare Fette, theils von mildem, theils von stark kratzendem Geschmack und widerlichem ölig-ranzigen Geruch. — Im Buchweizengries fand Frh, v. Bibra 0,943 bis l,307o fettes Oel. Erkennung von Leinmehl im Roggen mehl nach D n n y und M a r e s k a. (Journ. f. prakt. Chem. 49. Bd. S. 260.) Leinmehl, mit AVasser gemengt, mit Kalilauge von 14*^ Beaume (= 1,104 spec. Gew.) behandelt, zeigt unter dem Mikroskope eine grosse Menge regelmässiger Bruchstücke von glasigem Ansehen, kleiner als die Stärkekörnchen, von röthlicher Farbe nnd quadratischer Form. Sie rühren von der Hülle des Leinsamens her, wo sie in farbloser Membran neben einander gelagert sind; auch in dem mit Leinmehl versetzten Brode lassen sich diese Fragmente noch entdecken, selbst wenn sie nur 1 Proc. betragen. Da die Oelkuchen des Leinsamens nicht völlig von Oel befreit sind, so kann man auch zur Entdeckung des Leinkuchenmehls in Boggen- und Weizenmehl das Mehl mit Aether ausziehen, den Auszug verdampfen und den öligen Bückstand mit rauchender Salpetersäure behandeln, wodurch das fette Oel des Roggens und Weizens in eine schön rothe feste Masse verwandelt wird. Man wäscht diese mit Wasser, kocht den Bückstand mit starkem Weingeist (von 36^ Beaume == 0,844 spec. Gew.), decantirt heiss und ver- dunstet den Weingeist; das Leinöl bleibt zurück. Die schleimige Beschaffenheit des Leinsamens kann nicht gut als Erkennungsmittel benutzt werden, weil auch der Boggen ähnliche schleimige Beschaffenheit zeigt; ein wässriger Auszug von Boggenmehl wird durch Bleiessig ebenso gut gefällt, wie Gummi- und Leinsamenschleim. Entdeckung der Kornraden (der Samen von Lychnis Githago) im Mehl, nach Legrip. (Journ, de chim. medicale, avril 1855, 210; daraus in Dingler's polyt. Journ. 2. Märzheft 1856, 455.) Wegen ihres Gehaltes an Saponin (Githagin) müssen die Kornraden als eine nachtheilige Beimengung des Getreides Ueber Mehlprül'iing. 123 betrachtet werden. Man entdeckt diese Beimengung- wie folgt: 1) Mit der Loupc erkennt man im Mehle die schwarzen, gekörnelt weichstachlig-en Trümmer der 8amenhaiit (des Epispermium) der Haden. 2) Der mit Wasser bereitete Brei des mit Raden gemeng- ten Mehles oder Brodes besitzt einen scharfen Geschmack. Bei ^/go E-aden, einem zuweilen vorkommenden Mengenver- hältniss , ist diese Schärfe noch mit Brennen und Reiz verbunden. 3) Behandelt man das radenhaltige Mehl oder Brod mit Aether, so wird derselbe iim so lebhafter gelb gefärbt, je mehr Raden darin waren. Das aus dem äther. Auszuge erhaltene Oel ist bei gew. Temp. immer flüssig, wenn nicht nebenbei auch Mutterkornöl vorhanden ist. Das gelbe Radenöl hat immer einige Schärfe und den unangenehmen Geschmack des Fettleders, während das Oel des reinen Getreides mild schmeckt und wenig gefärbt ist. i) Wird das mit Aether behandelte Mehl oder Brod mit AVeingeist ausgezogen, so erhält man bei Anwesenheit von Raden eine Flüssigkeit, deren Abdampfrückstand bei Yg^ Ra- den noch sehr scharf schmeckt, während bei reinem Mehl und Brod mild und süss schmeckende Extracte erhalten werden. Roggenmehl und Roggenbrod, durch die Sa- men von Rhinanthus buccalis Wallroth (Alectoro- lophus hirsutus) Reichenbach, sog. Glitscher, verun- reinigt, giobt an kochenden Weingeist, der mit etwas ver- dünnter Schwefelsäure versetzt ist, Zersotzungsproducte des Rhinanthins ab und nimmt in Folge dessen eine blaue ins Grünliche ziehende Färbung an (vergl. IT. Ludwig, über d. Rhinanthin, Arch. Diarm. 1870, IL R. Bd. 142. S. 191).). Ueber die Samen des Wachttsl weizen s (Melampy- nim arvensej, und dessen ffirbende Wirkung auf das Brod vergl. Gaspard's Ahhandhing in d. AnnaJen d. Pharmacie 1832. Bd. 11. S. los. 124 Ueber Mehlprüfung. Verunreinigung des Mehles durch den abgerie- benen Staub der Mühlsteine. Nach dem Baierischen Gewerbeblatt fand man in 10000 Theilen nachstehender Mehlsorten von 3 verschie- denen Müllern die folgenden Mengen von Steinstaub: 1. 2. 3. Mundmehl (bestes Mehl) 2,30 1,06 2,13 Thle. Semmelmehl (nächstbestes Mehl)| 1,79 3,58 2,69 „ Weizenmehl 1,60 2,13 1,79 „ Backmehl 0,90 1,12 3,02 „ (R. Fresenius, Lehrb, d, Chem. f. Landwirthe, Forst- männer und Cameralisten 1847, S. 580.) Nach Bresgen (Manuscript, 1868) giebt ein mit anor- ganischen Stoffen gemengtes Mehl, mit Chloroform geschüt- telt, eine Scheidung in Mehl, welches auf dem Chloroform schwimmt, und in Mineralstoffe, die darin untersinken. Zu der Mehlprüfung gehört als Schluss der Versuch, Brod aus demselben zu backen und dessen Eigenschaften zu prüfen. Ein wichtiges Kriterium der Güte des Brodes und auch des Mehles bleibt der gute Geschmack und kräf- tige, reine, appetitliche Geruch des frischen Bro- tes, seine Fähigkeit, nur langsam auszutrocknen, wie halt- bar zu sein, ohne zu schimmeln. Nach ßivot liefern 100 Theile Weizenmehl 113 bis 148 Th. Brod; bei runder Form 133, bei länglicher Form 125 — 130, bei langer Form oft, weniger als 120 Procent. Ausbeute an Mehl und Kleien. Nach Aufzeichungen des Bäckermeisters Albert Grell- mann in Jena (1861) von mir zusammengestellt. A. Aus Weizen. I. Am 29. Januar 1861 lieferte Ch. Beyer aus 16 Cent- ner 80 Pfund Weizen 12 Cntr. 71 Pfd. Mehl und 3 Cntr. 61 Pfd. Kleien. Ueber Mchlpviit'mig. 125 IL Am 21. Febr. 18G1 : J. Martens, Brückenmühle, uns 15 Ctr. 41 Pfd. Weizen 11 Ctr. 25 Pfd. Mehl und 333 Pfd. Kleien. III. Am 2. März 18G1: die Ziegelmühle aus IG Ctr. 79 Pfd. Weizen 12 Ctr. G7 Pfd. Mehl und 3 Ctr. G4 Pfd. Kleien. IV. Am 15. März 1801: J. Gottschalg aus 17 Ctnr. 9G Pfd. Weizen 12 Ctr. 90 Pfd. Mehl und 4 Ctr. 51 Pfd. Kleien. V. Am 28. Mai 1861: Derselbe aus 23 Ctr. 22 Pfd. Weizen 17 Ctr. 50 Pfd. Mehl und 4 Ctr. 87 Pfd. Kleien (also 85 Pfd. Abgang). VI. Am 5. Sept. 18G1: C. W. Stahl in Burgau aus 783 Va Pfd. Weizen 608 Pfd. Mehl und 143 Pfd. Kleien, Schalen und Spitzen. VII. Am 17. Sept. 18G1: Derselbe aus 1549 Pfd. Weizen ans dem Kammergut Burgau und 490 Pfd. Weizen aus Jena (zusammen aus 2039 Pfd. Weizen) 1551 l^fd. Meld und 43G Pfd. Kleien (sämmtlich inclus. Säcke). Die II Mehlsäcke wogen 22 Pfd., bleiben 1529 Pfd. Mehl. Die 6 Kleiensäcke 12 Pfd., bleiben 424 Kleien; vom Wei- zen gehen 15 Weizensäcke = 30 Pfd. ab, bleiben 2009 Pfd. Weizen. 100 Gew. -Theile Weizen lieferten also: I. II. III. IV. V. VI. VII. Weizenmehl 75,7 73,0 75,4 71,8 75,36 77,G 76,1 Weizenkleien 21,5 21,6 21,7 25,1 20,98 18,2 21,1 N'erlust 2,8 5,4 2,9 3,1 3,66 4,2 2,8 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Die bei Nr. V. erhaltenen 1750 Pfd. Mehl bestanden aus 1190 Pfd. woisfiem Mrihl und 50O Pfd. Mittelmehl; also JOO 'l'h. Wei/en lieferten: 126 Uebei' Mehlprüfung. 51,1 7o weisses Mehl. 24,1 „ Mittelmehl. 21,0 „ Kleien. 3,7 „ Verlust. 100,0. Bei Nr. VII. wurden erhalten: Weizenmehl erster Gang 548^3 Pfd. = 27,4 Proc. zweiter Gang: 334 7e „ =16,6 „ „ dritter Gj mg 336 „ =16,7 II. feiir 2762/3 „ =--13,7 in. „ 34 V3 „ = 1,7 Grieskleien 1877, „ = 9,3 Schaalkleien 200 „ =:10,0 Abspitzen 36 V^ „ = 1,8 Vei'lust 2,8 76,1 Proc ' Mehl. > 21,1 Proc 2,8 „ 100,0 100,0. B. Aus Roggen. I. Am 15. Januar 1861: Chr. Beyer aus 18 Ctr. 56 Pfd. Eoggen 13 Ctr. 65 Pfd. Mehl und 4 Ctr. 17 Pfd. Kleien. Tl. Am 21. Febr. 1861: Martens Brückenmühle, aus 3 Ctr. 10 Pfd. Eoggen 2 Ctr. 53 Pfd. Mehl. III. An dems. Tage ebendaselbst aus 4 Ctr. 40 Pfd. Spittelkorn 3 Ctr. 40 Pfd. Mehl. IV. Am 28. Febr. 1861: Chr. Beyer aus 13 Ctr. 62 Pfd. Boggen, 10 Ctr. 29 Pfd. Mehl und" 2 Ctr. 78 Pfd. Kleien. V. Am 18. April 1861: J. Martens Brückenmühle, aus 14 Ctr. 3 Pfd. Eoggen 10 Ctr. 74 Pfd. Mehl und 293 Pfd. Kleien. VI. An dems. Tage ebend. aus 6 Ctr. 60 Pfd. Spittel- korn 5 Ctr. 10 Pfd. Mehl. VII. Am 29. April 1861: Chr. Beyer aus 13 Ctr. 53 Pfd. Boggen 10 Ctr. 2 Pfd. Mehl und 2 Ctr. 97 Pfd. Kleien, Ueber Mehlprüfung. 127 VIII. Am 5. Sept. 1861: C. W. Stahl in Burgau aus 1381 Pfd. Roggen 1081,5 Pfd. Mehl und 244 Pfd. Kleien. 100 Gew.-Theile Roggen lieferten also: I. IL III. IV. V. VI VII. VIII. Roggcnmehl. 73,54 81,93 77,3 7.5,5 76,5 77,2 74,1 78,3 Roggenkleien 22,46 — — 20,4 20,8 — , 21,9 17,0 Verlust 4,00 — — 4,1 2,7 — 4,0 4,1 100,00 100 100 100,0 100,0 100 100,0 100,0 Nach Dr. Ch. H. Schmidt, das deutsche Bäcker- hand werk (1847), liefern 240 Pfd. Roggen 185 Pfd. Mehl und 50 Pfd. Kleien, also 100 Gew.-Th. Roggen 77 Proc. Mehl, 20,8 Proc. Kleien und 2,2 Proc. Verlust. Boussingault und Lebel erhielten aus 24 verschie- denen Weizensorton, welche in demselben Jahre im Jardin des plantes zn Paris geerntet worden waren, zwischen Gl, 5 bis 86,8 Proc. Mehl und zwischen 08,5 bis 1.3,2 Proc. Kleien; im Mittel lieferten 100 Gew.-Th. lufttrockne Weizenkürner : 78,7 Proc. Mehl und 21,3 Proc. Kleien. Sy rington erhielt 78, Lurzer 83 und Dombasle bis 85,5 Proc. Mehl aus dem Weizen. Auf französische Weise gemahlen (der Weizen wird anfangs zwischen entfernter gestellten Mühlsteinen ge- mahlen und hierdurch in feines Mehl, Grütze und grobe Kleien verwandelt; die Grütze kommt dann zwischen enger gestellte Steine, wobei abermals weisses Mehl und Grütze erhalten wird; letztere wird nochmals durch enger gestellte Steine laufen gelassen, wobei schwarzes Mehl und Kleien- gries erhalten werden) bekommt man aus 100 Gew.-Th. Weizen: 66 Proc. Mehl zu Weissbrod | _ , ,, ,, , , 8 „ Mehl zu bchwarzbrod J 23 „ grobe und feine Kleien. • » „ Verlust. 100. 128 üeber Mehlprüfung. Auf englische Weise gemahlen (der Weizen wird gleich anfangs zwischen sehr genäherten Steinen gemahlen) liefert der Weizen aus 100 Gew. -Th. Körnern: 58 Proc. Mehl zu Weisshrod , , , 72 Proc. Mehl. 14 „ „ „ fcichwarzbrod 26 „ grobe und feine Kleien und 2 „ Verlust. 100. Der Elsässer Weizen enthält zuweilen 16 bis 20 Proc. Wasser; es ist alsdann unmöglich, denselben in dicht- verschlossenen Gefässen ohne Zersetzung aufzubewahren. Da- mit solches geschehen könne, dürfte er nicht mehr als 8 bis 10 Proc. Peuchtigkeit enthalten, eine Menge, wie sie sich in den harten hornigen Weizensorten südlicher Länder findet. Das französische Weizenmehl enthält im Mittel gegen 16 Proc. Wasser, (B o u s s i n g a u 1 1.) W^ird das Getreide zu trocken vermählen, so werden die Kleien klein zerrieben, gehen mit durch den Beutel und vermischen sich mit dem Mehle, auch giebt es dann mehr Staubmehl. Ist es zu feucht, dann wird das Mehl rauh und grob und verdirbt leicht. Bei allzu raschem Mahlen wird das Mehl heiss, röthlich gefärbt, grob und die schlecht ausge- beutelten Kleien enthalten noch viel Mehl. Je wärmer das Mehl wird, desto mehr Abgang hat man. Es verliert seinen natürlich guten Geschmack und nimmt übelen brenzlichen Geschmack an. Gutes Weizenmehl ist hellgelblich weiss^ trocken und schwer; drückt man es in der Hand, so ballt es sich leicht zur Kugel ; es ist geruchlos und sein Geschmack fast wie frischer Leim. Frisches Mehl soll man nicht so gleich verbacken. Am besten bewahre man es auf kurze Zeit in Säcken. Eegeln für den Bäcker: 1) Bringe deinen Mehlvorrath nicht über Viehställe, nicht in die Nähe der Düngerstätte oder sonst an Orte, wo übler Geruch und schlechte Luft vorhanden ist. 2) Schaufle das Mehl zuweilen um, sonst erhitzt es sich und wird dumpfig. Nachtrag im TJetrelt' der Sanion ilcs "Wachtelweizens. 129 3) Verschliesse es g-ut an einem trocknen Orte. 4) Lasse das Mehl nicht zu alt werden, -weil es an Gewicht verliert. Das schwarze Mehl, w^clches viel Kleien enthält, ist schwer aufzuheben. Das Mittelmehl wird mit der Zeit bitter. Auch die Kleien lassen sich schwer auf- heben, erhitzen sich leicht und fangen sogar an zu brennen. Grobe Kleien lassen sich besser aufheben als feine, Roggen- kleien besser als Weizenkleien. (Karl Hennig-, der wohl- unterrichtete Bäckermeister, Mcissen 1843. S. 12 — 14.). — Naclitras? im Betroff der Samen des Waelitelweizeiis. (Melampyrum arvense L.). Die noch nicht ganz reifen Samen dieses lästigen Un- krautes geben, frisch zerrieben mit OOprocentigem Weingeist ausgekocht, einen gelblich gefärbten, beim Erkalten sich weiss- lich trübenden Auszug, der, mit verdünnter Salzsäure gekocht, sich rasch dunkel färbt (schmutzig bräunlich violett); die Färbung bleibt auch nach Zusatz von vielem Wasser noch sehr deutlich. Es enthalten sonach jene Samen ein ähnliches Chromo- gen, wie die Samen von Alecto rolop hu s (Rhinanthus) hirsutus. Ich werde versuchen, dasselbe zu isoliren. .Jena, den IG. .Tuli 1871. H. L. Arrh. ,600,000 bis 5,700,000 Morgen des besten Arkfirlaudes zur Kultur des Tabaks benutzt werden. Schon seit GO Jahren hat man sich mit der chemischen L'nterfluchung des Tabaks beschäftigt. Diese Untersuchun- gen wurden entweder angestellt, um die in der Tabaks- pflanze fertig gebildeten, also präexistirenrlm , wirksamen Bfjstandtlieile zu erforschen, oder aber dieselben halten die Aiiflindung der durch die Präparation oder die trockene ij-,: 132 lieber die phj'siologische Einwirkung des Tabaks etc. Destillation (beim Hauchen) ans den Bestandtheilen des Tabaks sich erzeugenden secundäi'en Producte sich zAir xVufgabe gestellt. Vauquelin beobachtete schon im Jahre 1809 zwei flüchtige Bestandtheile des Tabaks, einen indifferenten flüchtigen Körper, das Nicotianin, und ein alkalisches flüchtiges Princip, das Nicotin. Im Jahre 1820 wurden diese Bestandtheile des Tabaks von Hermbstädt und 1828 von Posselt und Pi,eimann näher untersucht. Letztere stellten das Nicotin aus den Blättern und Samen der Tabakspflanze rein dar. Henry und Boutron-Charlard erhielten dieses Alkalo'id auch aus den Wurzeln derselben. Keiner von diesen Chemikern hat jedoch die Elementarzusammensetzung dieses Körpers ermittelt, dagegen wurde schon von ihnen die giftige narkotische Wir- kung desselben auf den thierischen Organismus festgestellt. Nach ihnen enthält der französische Tabak 1 bis l,37o? der Maryland - Tabak nur 0,528 7o Nicotin, wenn er unpräpa- rirt ist; wohingegen sie in dem Schnupf- und Bauchtabak nicht über 0,4% Nicotin nachweisen konnten. (Journ. d. Pharm. XXII, p. 693. Berzelius' Jahresber. Bd. XXVII, p.266.) Erst im Jahre 1842 unterwarf Ortigosa unter Liebig's Leitung im Giessener Laboratium das Nicotin einer tiefergrei- fenden Untersuchung, ermittelte seine Zusammensetzung und seine sonstigen chemischen und physikalischen Eigenschaften, (Annal. d. Chemie und Pharm. Bd. XLI, p. 114; Berzelius' Jahresbericht, Bd. XXIII, Heft II, p. 364.) Er erkannte es als eine sauerstofffreie Basis und stellte es zur Gruppe des Anilins und Chinolins. Da das Nicotin sowohl aus frischen Blättern und Wur- zeln, wie auch aus fermen tirtem Tabak dargestellt wnirde, so kann es keinem Zweifel mehr unterliegen, dass dieses Alkalo'id ein Product der Pflanze selbst ist und in dem Tabak also präexistirt, so wie dass es durch die Eermentation nicht verändert, resp. erst erzeugt oder sogar zerstört wird. Ortigosa berechnete aus der gefundenen procentischen Zusammensetzung die Formel C'^H^^N^ (p = 12). Für das schwerlösliclie Plafmsalz fand er dieFormel Ci"Hi4N2+2(HCl) + Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. 133 2(PtCP); das mitSubliiiiut erzeugte Doppelsalz hatte die Formel: (jioHi^^-a _j_ 2 (HCl + HgCl). Den Siedpunkt des Nicotins fand er zwischen 248^ und 250*^0., sein specifisches Gewicht war bei 0*'C. == 1,048 (Wasser = 1,000). Ferner giebt er noch an, dass es weit unter seinem Siedpunkte verdampfe; ■wird es bis zum Sieden erhitzt, so destillirt nur ein Theil desselben unverändert über, der andere Theil erliegt einer Zersetzung unter Bildung von Ammoniak. Barral bestätigte die Angaben Ortigosa's vollständig. (Journ. f. prakt. Chemie, Bd. XXVI, p. 46 ; Berzelius' Jahresbcr. Bd. 23. Heft II, p. 366 und 367.) Er hebt besonders hervor, dass das Nicotin bei seinem Siedpunkte (-f- 250^ C.) sich unter Zurücklassung von Kohle zersetze, wesshalb man bei seiner Keindarstellung die Destillation, resp. Ilectification bei Abwe- senheit von freiem Sauers toft', d. h. in einer trocknen Wasser- stotfatmosphäre vornehmen müsse. Auch Schlösing (Annal. d. Chom. und Phys. XIX, p. 230) hat durch seine Untersuchungen die Angaben von Urtigosa und Barral bestätigt. Auf Grund der eben angezo- genen chemischen Untersuchungen schrieb man die narkotische Wirkung des Tabaks auf den Thierorganismus seinem Nicotin- gehalte allein zu. Im Jahre 1843 untersuchte Zeise zuerst die Producta der trockenen Destillation des Bauchtabaks. (Annal. d. Clicni. und Pharm. XL VIII, p. 212.) Er destillirte denselben (mehre Pfunde) in einer eisernen Betörte bei allmählig vorsichtig gesteigerter Hitze. Das erhaltene braune Destillat war ein (jemisch von einer wässerigen und einer theerartigen Flüssig- keit. Letztere enthielt ein flüchtiges neutrales Gel, W'el- ches mit leuchtender und russender Flamme verbrannte. Fer- ner fand Zeise in den Destillationsproducten freies Am- moniak, ein stickstoffhaltiges Gel, Buttersäure und wenig Essigsäure, jedoch k e i n e S p u r v o n N i c o t i n. Berzelius sagt in seinem -Jahresberichte (Bd. 24,p. 630) bezüglich der Zeise'scheu Untersuchung: „Es ist sonderbar, dass dieser so umsichtige ('hemiker dabei die bei der Destil- lation "stickstofniultiger Körper so gewöhnlichen öl ahn- 134 Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. liehen Basen und vor allem hier das ]!»ficotin ganz über- sehen hat." — Im weiteren Verlaufe dieser Abhandhmg Avird es sich ergeben, warum Zeise kein Mcotin erhielt und warum seine Angaben dennoch richtig sind. Ferner stellte Zeise folgenden Versuch an. Er stopfte eine Pfeife mit Tabak, zündete sie an und Hess mittels eines Aspirators langsam Luft hindurch saugen. Die Producte davon leitete er bei drei Versuchen zuerst durch verdünnte Schwefelsäure, dann durch Kalilauge und zuletzt durch ein mit Glasscherben ge- fülltes gut abgekühltes Glasrohr, Auch bei diesen Versuchen erhielt Zeise dieselben Producte, welche bei der directen trockenen Destillation aufgetreten' waren. Melsens wiederholte Zeise 's Versuche und zwar hauptsächlich in der Absicht, um das Nicotin in dem Ta- baksrauch zu entdecken. (Annal. de chimie et phys. IX, p. 465.) Er wiederholte den Versuch des künstlichen Eauchens, wozu er 4^2 Kilogrm, vir ginischen Tabak anwandte, sammelte die Producte, behandelte sie mit verdünnter Schwe- felsäure und zersetzte die durch Abdampfen concentrirte braune Lösung mit Aetzkali, wodurch sich eine braune, Ölähn- liche Schicht abschied. Er nahm dieselbe in Aether auf, destillirte denselben im Wasserbade ab und reinigte den ölartigen Rückstand durch Kectification über Kalihydrat. Melsens erhielt auf diese Weise 30 Grm. einer ölarti- gen Base, die er als Nicotin betrachtete, obgleich die Elemen- taranalyse durchaus nicht mit den Ergebnissen von Ortigosa, Barral n. A. übereinstimmen. Auch giebt er weder den Sied- punkt, noch die für das Nicotin so charakteristischen Eigen- schaften der Bildung des von Ortigosa beschriebenen Platin- d p p e 1 s a 1 z e s an. Auch ist die Angabe des spec. Gewichtes versäumt. B e r z e 1 i u s sagt bezüglich der Melsens' sehen Anga- ben (Berzelius' Jahresbericht, Bd. 24, p. 632.): „Aber es ist möglich, dass Melsens hierbei eine andere, von den durch Destillation gebildeten ölähnlichen Basen erhalten hat." — Ueber die physiologische ELiiwirkung des Tabaks etc. 135 Aus allen diesen Untersuchungen geht deutlich hervor, dass man ohne alle Berechtigung die Wirkung desTabaks beimRauchen lediglich einemGehalte an Nicotin im Tabaks rauche zugeschrieben hat. — In neuerer Zeit hat August Vogel d. J. in Gemein- schaft mit Reischauer in dem Tabaksrauche Schwefel- und Cy an-Wasserstoff, resp. Schwefel- und Cyan-Aimno- nium unzweifelhaft nachgewiesen. (Dingl. polyt. Journ. Bd. CXLVIII, p. 231.) Aber auch diesen beiden giftigen Ver- bindungen ist wegen der zu geringen Menge, in welcher sie im Tabaks rauche auftreten, keine besonders ausgesprochene Wirkung zuzuschreiben. In keiner Weise sind demnach die Acten bezüglich der Ursache der narkotischen Einwirkung des Tabaksrauches auf den Thierorganismus geschlossen und die nachfolgenden Untersuchungen sollen einen Beitrag zur Aufklärung des Sachverhältnisses liefern und auf andere im Tabaksrauche enthaltene Körper hinweisen, welche unter Um- ständen wohl befähigt sind, diejenigen nachtheiligen Einwir- kungen des Tabukrauchens, welche man bisher auf die Wir- kung des Nicotins geschoben hat, hervorzurufen. — I. Chemische Untersuchungen der im Handel vorkommenden Tabakspräparate. Die als Genussraittel im Handel vorkommenden Tabaks- präparate sind: 1) der Rauchtabak, 2) der Schnupf- abak, und 'S) der Kautabak. Der Nico tingehalt des Rauchtabaks ist gar nicht zu bezweifeln; dagegen ist derselbe beim Schnupf- und Kautabak in den meisten Fällen kaum nachgewiesen und sel- ten quantitativ bestimmt worden. Bei den nachfolgenden Untersuchungen wurden desshalb nur Schnupf- und Kautabak auf einen Nicotingehalt geprüft. 500 Grra. gewöhnlichen starken Schnupftabaks aus der Fabrik von Franz Fovcaux in Cöln wurden mit 3 Liter df;Htillirtem Wasser und und 10 Grm. concentrirter Schwefel- 'ure in einer geräumigen Glasretorte eine Stunde lang 136 TJeber die physiologisclie Einwirkung des Tabaks etc. gekocht und die Dämpfe in einem Liebig'schen Kühler con- densirt. Das Destillat reagirte stark sauer und enthielt neben Chlorwasserstoffsäure noch Essig-, Butter- und Metaceton- säure. Der E-etorteninhalt wurde filtrirt und der Rückstand aus- gepresst, Sämmtliche Flüssigkeiten wurden im Wasserbade eingeengt und schliesslich mit einem Ueberschuss von Aetz- kali der Destillation unterworfen. Das alkalisch reagirende Destillat wurde mit Oxalsäure gesättigt, im Wasserbade zur Trockene eingedampft und der Rückstand mit einer Mischung von Aether und Alkohol (auf 4 Eaumtheile Alkohol 1 Raumtheil Aether) ausgezogen. Die ätherweingeistige Lösung wurde nach Verjagung des Aethers und Weingeistes mit sehr starker Kalilauge (spec. Gew. = 1,G5) versetzt und mit Aether geschichtet. Die ätherische Lösung hinterliess nach Abdunstung des Aethers das Nicotin als eine hellgelbe ölartige Flüssigkeit. Die 500 Grm. Schnupftabak ergaben 0,311 Grm. = 0,062 Proc. Nicotin. Eine gleiche Quantität Schnupftabak aus der Fabrik von H. J. Dumont in Cöln von einer geringen Sorte ergab nur 0,196 Grm. = 0,0392 Proc. Nicotin. Durch die Elementaranalyse und die Platinbestimmung des Platindoppelsalzes wurde die Ileinheit des Nicotins nach- gewiesen. 500 Grm. der geringsten Qualität starken Kautabaks, sowie 500 Grm. einer bessern Sorte wurden ebenfalls auf einen Nicotingehalt nach der oben angeführten Methode geprüft. In der ersten Sorte konnte nicht einmal eine Spur die- ses Alkaloids nachgewiesen werden ; während die zweite Sorte nur zweifelhafte Spuren von Nicotin ergab. Aus dem verhältnissmässig geringen Nicotingehalt des Schnupftabaks und den verschwindend kleinen Mengen von Nicotin, welche in den stärkeren Kautabaken enthalten sind, ergiebt sich, dass sich beim Gebrauche dieser Tabakssorten lieber die physiologische Einwirkung- des Tabaks etc. 137 keine Xianklieitsersclieinuiigen ausbilden können, welche mit einer Nieottnvergiftung- Aehnliehkeit haben. Unseres Wissens sind auch in der Literatur keine Fälle bekannt gemacht worden , in welchen tödtliche Vergiftungen auf diese Weise herbeigeführt worden sind, wenn man von den absichtlichen oder unabsichtlichen Verfälschungen der Schnupftabake mit mineralischen Substanzen, namentlich mit Blei oder Auripigment absieht. Versuche, durch Zusatz von Schnupftabak zu Bier- Ver- giftungen zu bewirken, sind zwar mitgetheilt worden; über eine tödtliche Wirkung davon liegen aber keine bestimmten Thatsachen vor. Gewiss ist es, dass der Schnupf- und Kautabak in Folge der Präparation einen grossen Theil von Nicotin oder fast allen Nicotingehalt verliert. Wäre dies nicht der Fall, so würde bei dem ungeheuren Consum dieser Tabake die schädliche Wirkung gewiss sich bemerkbar machen. Ganz vereinzelt steht die Mittheilung von Blorin da, wonach man bei der Section eines langjährigen Sclinupfers in den Lungen und in der Leber Nicotin aufgefunden haben will. (Gaz. hebdom. 18G1. p. 52.) Man hat verschiedene Kehlkopfsleiden, namentlich ent- zündliche Aiiectionen der Schleimhaut und Ablagerungen in den Follikeln derselben auf den Missbrauch des Kautabaks geschoben. (Gibb, On diseases on thc throat. London 1860.) Wäre dieser Zusammenhang verbürgt, so würde doch jeden- falls nicht das Nicotin als die Ursache dieser Leiden beschul- digt werden können. Die Annahme liegt näher, solche Lei- den mit der reizenden Einwirkung des Tabakssaftes in Zusam- menhang' zu bringen. Nur beim Kauen des gewöhnlichen Kautabaks kann eine Nicotinoinwirkung stattfinden, wenn der betreffende Tabak nicotinreich ist und der damit imprägnirte Speichel herunter- gcscliluckt wird. So verhielt es sich in dem Falle, welcher in der Oppolzer'sclien Klinik zu Wien zur Beobachtung kam. (Wiener med. PresHe. Nr. 18. 18(;(;.) l'^in Bäckei-geselje iieuiiich, welcher Tabakskau(;r war, und mit einer zerkauten 138 Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. Cigarre im Munde einsclilief, war nach einer halben Stunde nicht mehr zu wecken und bot bläuliche Färbung- und völlig'e Starrheit der Lippen dar. Einzelne Muskeln fühlten sich här- ter als normal an , und zogen sich von Zeit zu Zeit wie mit einem elektrischen Schlage zusammen. Bei Beendigung der Coritraction geriethen sie in A^ibration. Die Extremitäten und die Wirbelsäule Hessen sich nicht beugen. Nach subcutanen Injectionen von Morphium trat die Bewegungsfähigkeit wie- der ein und nach einem Essigklystiere erfolgte Erbrechen von Tabaksblättern (Nicotiana rustica). Bekanntlich fand Wittstein in den lufttrockenen Blättern des Pfälzertabaks 1,5 bis 2,6 Proc. ISiicotin. (Vierteljahrsschrift für Pharm. 1862. p. 351.) II. Chemische Untersuchung der beim Verbren- nen des Tabaks, resp. beim Bauchen sich erzeu- genden chemischen Verbindungen. Um über den Gehalt des Tabaksrauches an Nicotin und andern Bestandtheilen , welchen man einen Einfluss auf den Organismus zuschreiben kann, genauere Aufklärung zu erhal- ten, wurden folgende Versuche angestellt. Es wurden hierzu die stärksten Pfälzer - Cigarren ver- wendet, weil dieselben ziemlich reich an Nicotin sind. Es w^ürde demgemäss auch beim Bauchen derselben Nicotin ver- hältnissmässig reichlich auftreten, wenn diese Base überhaupt als Educt bei der unterdrückten Verbrennung des Tabaks anzunehmen wäre. Eür den ersten Versuch wurden 30 Stück Cigarren ver- wendet. Bei einem spätem Versuche, welcher mehr den Zweck der Darstellung und Trennung der flüchtigen Basen des Tabaksrauches verfolgte, wurden 50 Stück Cigarren und 50 Stück davon aus einer Pfeife geraucht. Das Bauchen aus der Pfeife lieferte ungefähr 33 Proc. der öligen Bestand- -theile mehr. Die Sorte des Tabaks war in beiden Fällen gleich. Der Nicotingehalt dieses Tabakes wurde bei 3 übereinstimmenden Ermittelungen zu 4 Proc. gefunden. Ueber diu physiolygiscbe Eiiuviikuug des Tabaks etc. 139 Das Rauchen wurdu mittels eines Aspirators bewirkt und der JEtauck zuerst durch concentrirte Kalilauge und als- dann durch verdünnte Schwefelsäure gesaugt. Bei dem Ver- suche mit den 50 Cigarren wurden auch die sich entwickeln- den und nicht verdichtbaren Gase aufgefangen und untersucht. Die Kalilauge diente zur Aufnahme der auftretenden .Sauren, sowie des Cyans, wohingegen die verdünnte Schwe- felsäure die basischen Körper aufnahm. a) Untersuchung der Kalilauge, welche zur Absorption gedient hatte. Die Kalilange hatte während des Durchströmens des Ta- baksrauches eine dunkelbraune Farbe angenommen. Auf der Oberfläche derselben hatte sich eine ölartige , in der Kälte butterai'tig erstarrende, braune Substanz gesammelt. Der Geruch der Kalilauge war scharf ammoniakalisch und fast unerträglich nach Schmergel (Tabakssaft). Nachdem die Ocl- schicht durch einen Scheidetrichter von der Lauge getrennt worden war, wurde letztere zur Gewinnung der ihr beige- mischten basischen Körper der Destillation unter Ersatz des sich verflüchtigenden Wassers unterworfen und das alkalische Destillat der verdünnten Schwefelsäure, welche zur Bindung der Basen gedient hatte, beigegeben. Der Destillationsrück- stand wurde mit verdünnter Schwefelstiure unter guter Ab- kühhing gesättigt. Es fand hierbei ein starkes Aufbrausen statt. Die sich entbindenäen Gase enthielten ausser Kohlen- säure reichliche Mengen von Cyan- und Schwefel- Was- serstoff. Beide wurden auch direct in der Kalilauge nach- gewiesen , 80 dass über das Auftreten dieser beiden Verbin- dungen im Tabaksrauche kein Zweifel obwalten kann. Die Angaben von A. Vogel und Heise hau er finden dadurch eine vollständige Bestätigung. Bezüglich des Nach- weises von Cyan ist noch Folgendes zu bemerken. Hatte die Kalilauge längere Zeit zur Absorption gedient, so verschwand die Keaotion des (Jyans und die des Schwefelcyans trat an ihre Stelle. Ofl'enbar bildet sich hier durch die Einwirkung 140 Ueber die physiologisohe EiuwirkiLug dea Tabaks etc. von SchwelelM'asserstoff auf das gebildete Cyankalium in alka- lischer Lösung- Schwefelcyankalium (Rhodankalium). Aus diesem Grunde mag die neuerdings aufgetauchte Behauptung, dass der Tabaksrauch kein Cyan enthalte, entstanden sein. Die mit Schwefelsäure im Ueberschuss versetzte Kali- lauge, wurde nun bei guter Kühlung der Destillation unter- worfen und das stark sauer reagirende Destillat, worauf einige Oeltropfen schwammen, mit kohlensaurem l!^atron gesättigt. Die Salze der verschiedenen Säuren wurden durch Krystalli- bation und Darstellung der Silberoxydsalze nach der gebrauch liehen Methode von einander getrennt, (cf. Vohl, über die Destillationsproducte des leichten Moostorfs. [Ann. d. Chem. u. Pharm. CIX, p, 182]). Mit Bestimmtheit wurden nachge- wiesen : Essig-, Ameisen-, Metaceton-, Butter-, Baldrian- undCarbol-Säure und ausserdem noch Kreo- sot. Zweifelhaft blieb die Anwesenheit von Capron-, Capryl- und Bernstein - Säure. Das Vorkommen von Bernsteinsäure im Tabaksrauch gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, dass im Tabak äpfelsaure Salze präexistiren. Aus der Aepfelsäure bil- det sich aber durcli Gährung (bei der Fermentation des Tabaks) leicht Bernsteinsäure. (Dessaignes, Compt. rend. 38. 16.) Die butterähnlich erstarrte ölige Masse, welche sich über der Kalilauge angesammelt hatte , wurde zuerst mit Wasser; alsdann mit verdünnter Schwefelsäure, hierauf mit destillirtem Wasser gewaschen und schliesslich der Destillation mit ein- gesenktem Thermometer unterworfen. Schon unter 200*^ C. trat das Sieden ein; ein constanter Siedepunkt wurde jedoch nicht beobachtet. Er stieg zuletzt Viber 300^ und das nun erhaltene Destillat erstarrte beim Erkalten zu einer blättrigen Masse. Letztere wurde zwischen Filtrirpapier ausgepresst und mehrmals aus Aether umkrystallisirt. Die Substanz bildet nach dem Eeinigen perlmutterglänzende Schuppen, welche zwischen -]- 94° und 95*^0. schmelzen und einen höhe- reu Siedepunkt als das Q,uecRsilber haben. Sie verflüchtigen sich jedoch theilweise mit den Wasserdämpfen. Die Elemen- taranalyse ergab in 100 Gewichtstheilen: Ueber die physiologische Einwirkung dos Tabaks etc. 141 Kohlenstoff 92,188 92,346 92,366 92,299 Wasserstoff 7,801 7,599 7,G10 7,635 99,989 99,945 99,976 99,934 Verlust 0,011 0,055 0,024 0,066 100,00 100,00 100,00 100,00. Die äussere Beschaffenheit, der Schmelz - und Siedepunkt, sowie die procentische Zusammensetzung spi'echen für den von Knauss entdeckten, von Fehling untersuchten und später von Fritsche genauer betimmten Kohlenwasserstoff von der Formel C^^IP^ (cf. Fehling, Ann. d. Chem. u. Pharm. CVI, 388. Chemisches Centralbl. 1858, 543. Fritsche, Journ. f. prakt. Chemie 75, 281). (C = 12, = 16.) Zur Bestätigung wurde die von Fritsche entdeckte pikrin- saure Verbindung dieses Kohlenwasserstoffs dargestellt und analysirt. Die gefundene procentische Zusammensetzung die- ser Vei'bindung entsprach der Formel: C1SH18 ^ C«H-XN02)3 0. Die ffussigen ölartigen Kohlenwasserstoffe, welche zuerst iiberdestillirten, konnten wegen der zu geringen Menge nicht durch Fractionirung von einander geschieden werden. Nach mehrmaliger Behandlung mit verdünnter Kalilauge und 33 gradiger Schwefelsäure wurden sie durch Bectification farblcs erhalten. Sie reagirten vollständig neutral und brann- ten mit stark russender leuchtender Flamme. Die Elemon- taranalyse ergab in 100 Gewichtstheilcn: Kohlenstoff 92 und 93 Proc. Wasserstoff 8 und 7 „ 100 100. Dieses Gel ist demnach ein Gemisch verschiedener Koh- lenwasserstoffe aus der Reihe des Benzols oder seiner Homo- logen. Eine Trennung derselben war, wie schon bemerkt wnrde, wegen zu geringer Menge unmfiglich. Das speo. Gew. war geringer als da.s dos Wassers, zwischen 0,800 u. 0,870. Durch Behandeln mit Salpetersiuire konnten keine nitrir- ten Verl)indungen von boslimmt ansgosprochenem ('har.iktor hervorgerufen werden. 142 Lieber die physiologif3Clie Einwirkiuig des? Tabaks etc. Mit E-eductionsmitteln ergaben die nitrirten V.erbindungen keine Spur von Anilin, wesshalb man mit Bestimmtheit anneh- men kann, dass kein Benzol in dieser Flüssigkeit enthalten ist. Wegen des verhältnissmässig geringen Anftretens dieser Kohlenwasserstoffe kann auch ihre physiologische Wirkung nur eine untergeordnete sein. b) Untersuchung der verdünnten Sdiwc f eis äure, welche zur Absorption gedient hatte. Die verdünnte Schwefelsäure, w^elche zur Absorption der basischen Producte gedient hatte , war dunkelbraun gefärbt und dickflüssig geworden. Viel schwarzbraunes Harz hatte sich in derselben abgeschieden und wurde durch Filtration getrennt. Das starksaure Filtrat wurde nach Zufügung des alkalischen Destillats von der Kalilauge im Wasserbade bis zur Salzhaut abgedampft. Während des Abdampfens färbte sich die Flüssigkeit prächtig purpurroth in Folge der Bildung von E-osolsäure. Beim Erkalten der abgedampften Flüssig- keit schied sich eine reichliche Krystallisation von schwefel- saurem Ammoniak aus. IN'ach Beendigung dieser Ausscheidung wurde die Mut- terlauge unter guter Abkühlung mit Aetzkali übersättigt. Unter starker Entwickelung von ammoniakalischen Dämpfen bildete sich eine brauue ölige Schicht, welche sich auf der Oberfläche der Salzlauge ansammelte. Diese ölige Flüssigkeit besass einen starken, betäubenden, ammoniakalischen Geruch, der an den der rohen Pikolinbasen lebhaft erinnerte (Schmer- gelgeruch.) E'ach Abscheidung des neutralen schwefelsauren Kalis wurde die alkalische Flüssigkeit sammt den öligen Basen bei guter Kühlung der Destillation unterworfen. Die bei dieser Destillation auftretenden höchst flüchtigen und schwer verdichtbaren Körper wurden dadurch gewonnen, dass man das entströmende Gas zuletzt einen mit verdünnter Salzsäure gefüllten Horsford' sehen Stickstoff- Apparat pas- siren liess. Diese Vorsicht war nöthig, um das möglicher- weise auftretende Aethylamin zu gewinnen. t'eber die physiologische Einwirkung des Tabaks eto. 143 Die Destillation wurde bis zur vollständigen Trockenheit des Ptetorteninhalts fortgesetzt. Das Destillat trennte sich in zwei Schichten. Die auf der • wässerigen Schicht schwim- mende Oelschicht war schwach gelblich gefärbt und reagirte stark alkalisch, ihr Geruch war scharf, ätzend und be- täubend. Das Destillat wurde nun unter guter Abkühlung ror- sichtig mit geschmolzenem Aetzkali übersättigt, wobei sich die ölige Schicht bedeutend vermehrte, und alsdann abermals bei guter Kühlung und vorgelegtem Horsford'schen Apparat der Destillation unterworfen. Dies Destillat wurde mit ver- dünnter Schwefelsäure neutralisirt, von geringen Mengen eines unlöslichen Oeles durch Filtration getrennt und alsdann im Wasserbade zur Trockene verdampft. Die dem Horsford'schen Apparate entnommene verdünnte Schwefelsäure, welche die flüchtigsten Basen, unter denen möglicher Weise Aethylamin vorkommen konnte, aufgenom- men hatte, wurde im Wasserbade zur Trockene verdampft und der Rückstand zur Abscheidung des gebildeten Chlor- ammonium mit Aetheralkohol ausgezogen. Der Auszug wurde eingedampft, und die geringe Menge salzartigen Rückstandes abermals mit Aetheralkohol ausgezogen. Letzterer Auszug wurde mit einer Auflösung von Platinchlorid in Weingeist im Ueberschuss versetzt. Es entstand sofort ein hellgelber krystallinischer Nieder- schlag, welcher nach 24 Stunden von der Flüssigkeit durch Filtration getrennt und mit Aetheralkohol behandelt wurde. Der bei lOO^C. getrocknete krystallinische Niederschlag ergab einen Platingchalt von 40 Proc., war also Platinsalmiak. Das platinchloridhaltige Filtrat wurde der freiwilligen Ver- dunstung überlassen, wobei sich noch Spuren von Platinsal- niiak ausschieden. Die davon getrennte und weiter einge- dampfte Flüssigkeit zeigte nur Spuren von krystallinischen Blättchen, welche jedoch zu einer weitern Untersuchung nicht ausreichten. Ks lässt sich jedoch daraus schliesaen, dass nur Spuren von Aethylamin im Tabaksrauche vorkommen. 144 Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. Aethylamin ist übrigens auch ein Product der trockenen Destillation des Moostorfs, wesshalb sein Auftreten im Ta- baksranclie zu vermuthen war. Die oben erwähnten schwefelsauren Basen, welche beim Eindampfen im Wasserbade zurückgeblieben waren, wurden in einem hohen cylindrischen , unten mit einem Glashahn und oben mit einem gut schliessenden Stopfen versehenen Glas- gefässe, durch einen gläsernen Scheidetrichter mit sehr starker Kalilauge (spec. Gew. 1,65) bei guter Kühlung Übergossen und mit Aether geschichtet. Die von der Kalilauge getrennte braune ätherische Lö- sung der Basen wurde zur Entfernung des Aethers im Was- serbade destillirt. Der überdestillirte, stark alkalisch reagirende Aether enthielt nur Ammoniak, weder Aethyl- noch Methylamin. Die in der Retorte zurückbleibenden öHgen Basen wurden mit geschmolzenem Aetzkali entwässert und bei eingesenktem Thermometer einer Eractionirung unterworfen. Die erste Trennung bestand darin, dass der im Wasser leicht lösliche Theil von dem in demselben unlöslichen, resp. sehr schwer löslichen Theile getrennt wurde. Der bis zu 160^0. überdestillirte Theil dieser öhgen Basen war mit Wasser fast in allen Verhältnissen mischbar, wohingegen das bei höheren Siedepunkten erhaltene Destillat im Wasser fast unlöslich war, und wie ein Oel auf demselben schwamm. Das Destillat von 160^0. bis 240^0. wurde besonders gehalten und der Rest unter Einleitung von trocknem Was- serstoffgas bis zur Trockene abdestillirt , wobei alsdann ein geringer schwarzbrauner und harzartiger Rückstand blieb. Zur weitern Trennung und Bestimmung der Basen wurde nun neben der fractionirten Destillation nach der Methode von Williams (Journ. f. prakt. Chemie. LXIV, p. 53) auch noch die successive Krystallisation der Platindoppelsalze in Anwendung gebracht. Durch vielfache Destillationen, resp. Fractionirungen und successive Krystallisation en der Platindoppelsalze, aus welchen die Basen alsdann rein dargestellt wurden, erhielt man Ceber die physiologische Einwirkung des Tabalcs etc. 145 schliesslich die ganze Heihe der Picolin-, resp. Pyridiii- basen, welche den Anilinbasen homolog sind. Zuerst wurde ein höchst fluch tiger, wasserheller, basi- scher Körper bei dem constanten Siedepunkte zwischen 115" und 116"C. erhalten. Er hatte einen betäubenden Geruch, reagirte stark alkalisch und gab mit Salzsäure starke weisse Nebel. Er brannte mit ziemlich leuchtender Flamme und war mit Wasser mischbar. Die Elementaranalyse ergab im Mittel von 3 Analj'sen procentisch: Kohlenstoff 75,8896 Wasserstoff 6,4461 Stickstoff 17,2222 99,5579 Verlust 0,4421 ■ 100,0000. Mit Platinchlorid bildete er ein in goldgelben Schuppen krystallisirendes Salz. Das Platindoppelsalz hinterliess beim Glühen 34,600 Proc. Platin. Aus der procentischen Zusammenstellung und dem Pla- tingehalt des Doppelsalzes ergiebt sich die Eormel von Pyri- din = CSH^N. Der Siedepunkt von Pyridin liegt nach Williams bei 116,700. und nach Thenius bei 115«C. Diese Base findet sich am reichlichsten im Tabakrauch, wenn der Tabak aus Pfeifen geraucht wird. Die Formel von Pyridin verlangt in 100 Gewichtstheilen: Kohlenstoff 75,9493 Es wurde gefunden: 75,8896 Wasserstoff 6,3291 6,4461 Stickstoff 17,7216 17,2222 100,0000 99,5579. Das Pyridinplatindoppelsalz verlangt 34,6768 Proc. Platin. Es wtirden gefunden 34,600 l^roc. Platin. Der zweite Körper, welcher gewonnen wnrchi, hatte 'inen festen Siedepunkt zwischen 131" und 135"(!. Er war farblos, hatte ebenfalls einen sinrken belaubenden (ieruch Arcb. und IHH'^:., war unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Aclher. Das mit der salzsauren Verbindung «largcHlellte Platindoppelsalz hinterliess beim (ilühen 28,8997 Vr"c PU.ifti. 150 Ueber dit physiologische Einwirkimg- des Tabaks etc. Die Elementaranalyse ergab in 100 Gewich tstheilen: Kohlenstoff 79,9149 Wasserstoff 9,7114 " Stickstoff 10,2213 99,8477 Verlust 0,1523 100,0000. Dieser procentischen Zusammensetzung- entspricht die Formel von Parvolin = C^H^^J^, welches dem Cumidin iso- mer ist. Das Platindoppclsalz dieser Base enthält 28,9874 Proc. Platin und ihr Siedepunkt liegt bei 188'^ 0. Das Parvolin enthält in 100 Gewichtstheilen: Kohlenstoff 80,0000 Wasserstoff 9,6296 Stickstoff 10,3704 100,0000. Der Siedepunkt der noch vorhandenen öligen Basen stieg nun rasch, und es wurden nur höchst geringe Mengen erhal- ten, welche einen annähernd constanten Siedepunkt zeigten. Zwischen 208" und 212^0. stand der Siedepunkt ziemlich fest, wesshalb das Destillat separirt wurde. Dasselbe hatte eine ziemlich stark gelbe Farbe und war wegen der Verun- reinigung und der geringen Menge nicht zur Elementarana- lyse geeignet. Mit Salzsäure neutralisirt und alsdann mit Platinchlorid versetzt, entstand ein dunkel orangegelber, schwei'- löslicher Niederschlag, welcher 27,7965 Proc, Platin enthielt. Dieser Platingehalt entspricht dem von G. Thenius ent- deckten Coridin == C^^H^^N, welches einen Siedepunkt von 211 ''C. hat. Es bildet mit Platinchlorid ein orangerothes, schwerlösliches Doppelsalz, welches 27,8453 Proc. Platin enthält. Eine andere Portion ging zwischen 228" und 230" C. über und stellte eine gelbliche Flüssigkeit dar, welche wenig Geruch und ein höheres spec. Gewicht als Wasser zeigte. Uebcr die physioloj^ibchc Eiinvirkung des Tiibuks etc. 1[)1 Ilire salzsuure Lüsuug lieferte mit riatiiichluricl ein «cliwer- lüsliches, yelbes, pulverformiges Platinduppelsalz , welches 26,80 Proc. Tlatiu enthielt. Nach diesem Platingehalt des Salzes und dem Siedepunkt zu urtheilen, ist dieser Körper das von Thenius entdeckte Rubidin = C^^N^^N, dessen Siedepunkt bei 230'' C. liegt, und welches ein spec. Gewicht , von 1,017 hat. Der Platingchalt des Doppelsalzos ^^= 20,8169 Proc. N. Der Rest der öligen Busen hatte einen Öiede])unkt über 250° C. und gab nach der Neutralisation mit Salzsäure mit PtCl^ einen schmutzig grünlichbraunen Niederschlag, welcher in Wasser unlöslich war. Sein Platingehalt war = 25,6799 Proc. Thenius beschreibt eine Base, welche er Viridin nennt und ilire Formel mit C'^IP^N bezeichnet. Der Siede- punkt dieser Base ist 251 "C. und das Phitindoppelsalz der- selben enthält 25,8113 Proc. Platin. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass die zuletzt erhaltene Base des Tabaks - rauches Viridin ist. Obgleich bei dieser Untersuchung der Basen des Tabaks- lauches die grösste Vorsicht angewendet wurde, so konnte doch keine Spur von Nicotin nachgewiesen werden. Diejenigen Basen, deren Platinverbindungen einen, dem Nicotin - Doppelsalze entsprechenden Platingehalt zeigten, konnten gemäss der Elemenlaranalyse, des Siedepunktes und der son- stigen physikalischen Eigenschaften kein Nicotin sein. Bei denjenigen Basen dagegen, bei denen der Siedepunkt mehr dem des Nicotins entsprach, war der Platingelialt der (nit- sprechenden Doppclsalze viel zu gering und ergab die Ele- nientaranalysc eine ganz verscliiedone Zusammensetzung. Auch waren letztere in Wasser unlöslicli, wohingegen das Nicotin leicht löslieh in demselben ist. Aus diesen Untersuchungen geht unzweil'elhal't hervor, dasB die im Tabaksrauche vorhandenen iliiclitigen Basen mit Autsnahme von Ammoniak, sämmtlich zur Picolin-, resp. l'y rid in r eih e g(iliöi'en. Vielleicht sind auch noch ausser- dem die Py rrludbaseu in demselben vertreten. 152 üeber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. Um das Nicotin von den hochsiedenden Pyi'idinbasen zu unterscheiden^ resp. zu trennen, kann das Verhalten dieser Körper als salzsaure V^erbindungen zu einer weingeistigen Lösung von neutralem Zinkchlorid dienen. Das salzsaure Ni- cotin liefert nemlich mit neutralem Zinkchlorid ein in Wein- , geist schwerlösliches charakteristisches Doppelsalz, was bei den Pyridinbasen nicht der Fall ist. Die bisher noch nicht bekannte Zinkverbindung von Nicotin entsteht, wenn man weingeiötige Lösungen von neutralem , salzsauren Nicotin mit einer neutralen weingeistigen Zinkchloridlösung mischt. Sie scheidet sich in schönen, stark glänzenden, rhombischen Tafeln und Säulen aus, welche sich zu farrenkrautähnlichen Krystall- vegetationen gruppiren. Das neue Salz ist lüftbeständig, leicht löslich in siedendem Yfeingeist und Wasser, schwerlöslich in kaltem Weingeist und unlöslich in Aether. Es enthält Kry- stallwasser. Aus der procen tischen Zusammensetzung berech- net sich die Formel: C10H14K- _|_ 2HC1 + ZnCP + SH^O. Die Basen der Pyridinreihe liefern kein ähnliches Salz. Vermischt mau salzsaures Nicotin mit der salzsauren Verbin- dung irgend einer Pyridinbase, dampft, wenn eine wässerige Lösung zur Anwendung gekommen ist, das Salzgemisch im Wasserbade zur Trockene ab, löst die Salzmasse in sieden- dem Weingeist von 80 Proc. und setzt alsdann eine weingei- stige concentrirte Zinkchloridlösung zu, so krystallisirt beim Erkalten das Nicotindoppelsalz vollständig heraus. Es bleiben nur Spuren von Nicotin in Lösung, welche jedoch durch Ab- dampfen gewonnen werden können. Auf diese Weise kann das Nicotin von den Pyridinbasen getrennt werden. Auch nach dieser Methode konnte in den Basen des Tabaksrauches Nicotin nicht nachgewiesen werden. In den nicht verdichtbaren Gasen des Tabaksrauches wur- den ausser Sauerstoff und Stickstoff, Sumpfgas und Kohlenoxyd in sehr wechselnden und geringen Mengen angetroffen, wesshalb von einer Einwirkung des. Letzteren um so weniger die Rede sein kann, als es beim Rauchen durch Ausblasen des Rauches wieder entfernt .wird. Auch kann lieber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. 153 kein Symptom des Krankheitsbildes , welches nach zu vielem Rauchen oder nach dem Rauchen von zu starkem Tabak ein- zutreten pflegt, auf eine K o h 1 e n o x y d - Intoxication gescho- ben- werden. Die Thatsache, dass man sehr starken Tabak zu Cigar- ren verwenden kann, welchen man aus Pfeifen kaum rauchen könnte, erklärt sich aus dem reichlichei'en Auftreten des höchst flüchtigen und betäubenden Pyridins beim Pfeifenrauchen, wohingegen beim Cigarrenrauchen wenig Pyri- din aber viel Coli id in sich erzeugt. Ueberhaupt tre- ten beim Pfeifenrauchen die flüchtigen Basen in verhältnissmässig grösserer Quantität auf. 111. Physiologische Einwirkung der im Tabaks- rauche enthaltenen Basen. Die bekannten unangenehmen Erscheinungen, welche besonders von den Anfängern des Tabakrauchens empfunden werden , schob man bisher bekanntlich hauptsächlich auf die Einwirkung von Nicotin. Unter diesen Symptomen macht sich besonders ein grosses Angstgefühl, kalter Schweiss, Uebelkeit, Beklemmung, Schwindel, Herzklopfen und Ohnmacht geltend. In den Bereich der chronischen Nicotinvergiftungen hat man verschiedene Leiden, namentlich apoplectische Erschei- nungen, Haemoptöe, die verschiedensten Nervenleiden , Amau- rose, Manie und selbst Irresein mit allgemeiner Lähmung hineingezogen. Diese Erscheinungen hat man besonders bei Personen beobachtet, welche auf eine aussergewöhnliche Weise dem Genüsse des Tabakrauchens aus Pfeifen frohnten oder M;hr viele und starke Cigarren rauchten. Alle diese Fälle ;-:eben jedoch selten genaue Auskunft darüber, ob nicht hier- bei auch mehr oder weniger von dem sogenannten Tabaks- -'■hmergel verschluckt worden ist, welcher sich auch in ge- ringerem Grade an dem weichen, durch den Speichel erweicli- len Cigarrenende ausbilden kann. Viele Beobachtungen von Vergiftungen liegen vor, welche durch das zufällige oder absichtliche Verschlucken dieses 154 Ueljer die physiologische Eiuwirkuiig des Ttihiiks etu. Schmerg-els veranlasst worden sind, so dass kein Zweifel darüber obwalten kann, dass derselbe vorzugsweise die ver- giftenden Eigenschaften besitzt. Diese sind aber nicht durch den Gehalt des Schmergels an Nicotin, sundern an Picolin-, resp. Pyridinbasen bedingt. Der Geruch der hochsiedenden Picolinbasen , z. B. des Parvolins, so wie ihre mit dem Nicotin sehr ähnliche Einwir- kung auf den thierischen Organismus haben die bisher ver- tretene Ansicht hervorgerufen und unterstützt. Bei den nachfolgenden Versuchen wurden nicht die einzelnen Basen allein, sondern die leichter liüchtigen bis zu 160'^C. und die schwerer flüchtigen von 160 — 25000. zusammen in Anwendung gebracht. Da häufig Pflanzen als Stellvertreter des Tabaks geraucht werden, welche keine Spur eines narcotischen Körpers ent- halten, so wurden auch die in dem Rauche, resp. Producte der trockenen Destillation solcher Pflanzen vorkommenden Pyridinbasen' mit in den Bereich dieser Untersuchungen ge- zogen. 1. Einwirkung der a u s dem Ta baksrauch e fixir- ten leicht flüchtigen Picolin-, resp. Pyridinbasen (bis zu 160^0.) au. f den thierischen Organismus. Einer jungen Taube wurden 0,232 Grm. davon einge- flösst. Sofort fällt sie, auf die Erde gesetzt, auf die Seite, unter beschwerlicher und tiefer Respiration und bei sehr con- trahirter Pupille. Leichte Zuckungen und nach 1 Minute tetanisches Ausstrecken der Eüsse, dem sogleich heftige allge- meine Convulsionen folgen. Bei erweiterter Papille Zurück- ziehen des Kopfes in den Nacken, allgemeiner Tetanus, stockende Respiration und unregelmässiger Herzschlag. Nach 2 Mi- nuten ist sie tüdt, nachdem sich die Pupille wieder contra- hirt hat. Sectio Q nach 20 Stunden. Gehirnhäute massig blutreich. Plex. venös, spin. mit geronnenem Blute angefüllt. Pupille in mittler Contraction. Aus dem Schnabel war eine bräun- Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. 155 liehe Flüssigkeit gcHossen. Kropf mit Futter angefüllt. Un- ter der Schleimhaut des.selben zeigten sich stark angefüllte Venen. Luftröhrenschleimhaut geröthet. Beide Lungen sind am untern Dritttheil braunroth, sonst hellroth gefärbt. Diesen Stellen entsprechend ist auch das Parenchym gefärbt. Auf den Durchschnittsfläclien findet sich besonders an den dunk- ler gefiirbten Stellen geronnenes Blut und ein ganz feiner weisser Schaum. Das ganze Herz strotzt von schwarzem, stark coagulirten Blute. Dasselbe findet sich auch in allen grössern Venen. Der Herzmuskel selbst ist mit injicirten Gefiissen durchzogen. Leber von dunkelbraunrother Farbe. Auf den Durchschnittsflächen tritt etwas dickflüssiges ganz dunkles Blut hervor. Die Blutkügelchen sind normal. Die Serosa der Eingeweide enthält viele angefüllte Gcfässe. 2. Einwirkung der aus dem Tabaks rauch erhal- tenen schwer flüchtigen Pico 1 in-, resp. Byridin- basen (von IGO — 250»C). a) Einer grossen Taube wurden nur 0,04 Grm. davon eingeflösst. Auf die Erde gesetzt, fällt sie sogleich nach vorn auf die Brust, streckt die Beine nach hinten aus und zuckt mit den Flügeln, wobei die Pupille sehr verengt ist. Nach einer Minute stockt die Bespiration; der Kopf wird zurückgezogen und nur ein unregelmässigcr Herzschlag zeigt noch Leben an. Die Augen thränen. Nach l^/g Minuten vollständiger Tod, wobei die Pupille noch sehr verengt bleibt. Section nach 20 Stunden. Pupille in mittler Contraction. Die Knochen am Hinterhaupt sind mit Bhit infiltrirt. Gehirn- häute massig blutreich; Plex. ven. spin. stark angefüllt. Kropfhaut tnjcken. Unter derselben scheinen die stark ange- füllten Venen durch. Bechte Lunge hellroth, linke Lunge braunroth. Hier ist auch das Parenchym dunkelbraunroth. Auf den Durchschnittsflächen desselben treten, geronnene Blut- klüinpchen und ein feiner weisser Schaum zu Tage. Das ganze Herz strotzt von schwarzem stark geronnenen lilute und wenig dickflüssigem Blute. Sonst findet sich nur 156 üeber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. geronnenes Blut vor. Der Herzmuskel enthält stark injicirte Gefässe. Blutküg-elchen normal. Leber dunkelbraunroth und massig blutreich. Alle Ein- geweide sind mit injicirten Gelassen bedeckt. Der Geruch nach Picolinbasen giebt sich bei der Section deutlich kund. b) Einem starken Kaninchen v/urden 0,105 Grm. dieser Basen beigebracht. Es nimmt sogleich die Bauchlage ein, bekommt Zuckungen und respirirt sehr beschleunigt und ange- strengt. Unter klonischen und tonischen Krämpfen zieht der Kopf sich stark in den Nacken zurück. IS'ach 2 Minuten liegt es auf dem Bauche mit gespreizten Hinterbeinen. Nur mit dem Kopfe zuckt es , bis nach 3 Minuten bei contrahirter Pupille die heftigsten Convulsionen eintreten und die Bespira- tion nach einigen spai.tischen Inspirationen plötzlich stockt. Nur das Herz schlägt noch undeutlich' fort. Nach 4 Minu- ten vollständiger Tod. Beim Aufhoben der Leiche fliesst Urin ab. Section nach 20 Stunden. Leichenstarre verschwunden. Pupille noch stark contrahirt. Die innere Seite des Felles ist mit stark injicirten Gefässen bedeckt. Die Gehirnhäute sind sehr blutreich, ganz besonders in der Umgegend des Kleingehirns und der Medull. oblongata. Plex, venös, spin. von gewöhnlichem Blutgehalte, Die Schleimhaut des Oesophagus und Magens normal. Der mit Futter angefüllte Magen zeigte nur äusserlich ange- füllte Gefässe. Leber von normaler Farbe. Auf den Durch- schnittsflächen tritt etwas dickflüssiges, schwarzes Blut zu Tage. Milz von gewöhnlicher Beschaffenheit. Die Nieren zeigen sich nur in der Corticalsubstanz blutreich. Die SchleimJiaut der Trachea ist stark injicirt. Sie ist bis zum Kehlkopf hin mit viel weissem Schaum bedeckt. Oberhalb der Theilung der Trachea findet sich ein dünner Streifen von dickflüssigem Blute, Die rothbraun gefärbten Lungen zeigen nur einzelne hellrothe Stellen, Letztere finden sich besonders am rechten obern und mittleren Lappen. Das Parenchym ist der äussern Farbe entsprechend. Nur die hellrothen Stellen knistern deutlich. Sonst treten auf den üebcr die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. 157 Durchschnittsflächen kleine geronnene "Bhitklümpchen und viel weisser Schaum zu Tage. Das ganze Herz ist mit schwarzem, stark coagulirten Blute angefüllt. Während der Section hatte sich fast gar kein flüssiges Blut angesammelt. Es schien sich an der Luft kaum mehr zu röthen. Die Biutkügelchen verhielten sich normal. 3. Einwirkung der aus Taraxacnm officinale dargestellten Pyridinbasen auf den thierischen Organismus. Einer jungen Taube wurden 0,258 Grm. davon einge- flösst. Auf den Boden gelassen, bleibt sie stehen und lässt sich nicht zum Gehen antreiben. Nach 2 Minuten fällt sie beim Vorwärtsschieben vorn auf den Kopf, richtet sich aber wieder auf. Hie bleibt schwankend stehen und nimmt als- bald die Bauchlage ein. Sehr starkes Herzklopfen. Nach 3 Minuten fallt sie in die Seitenlage. Die Pupille ist massig erweitert und der ganze Körper fühlt sich schlaff an. Nach > Minuten unregelmässige und schwache Respiration, wobei ich der Schnabel ein wenig öffnet. Nach 7 Minuten 7 unregelmässige Inspirationen binnen ^!^■ Minute bei starkem und beschleunigten Herzschlag. Die flespiration wird immer schwächer; es treten Zuckungen in den Flügeln ein. Nach 10 Minuten erweiterte Pupille, tocken der Respiration und unter schneller Abnahme der Herzbewegung Tod. Section nach 8 Stunden. Mitten auf dem Gehirn liegt ' in dünnes flüssiges Blutextravasat. Die Gehirnhäute Selbst ind ziemlich stark injicirt. Die Knochen des Hinterhauptes i.lutig injicirt. Plex. ven. spin. von normalem Blutgchalt. Das Zellgewebe unter der Schleimhaut des Kropfes ent- hielt viel angefüllte Gefasse. Die Schleimhaut selbst ist blas«. Kbenso die Trachealschloimhaut. r)ie Lungen haben eine; blassrothc l'\irbo und enthalten • enig flüssiges Blut; dagegen strotzt das ganze Herz von 158 Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks ete. flüssigem dimkelrotlien und etwas geronnenen Blute. Er- steres färbt sich an der Luft in dünnen Lagen etwas rötber. Die Leber ist sehr reich an flüssigem dunkelrothen Bhite. Die Nieren normal. Die Oberfläche der Eingeweide ist mit injicirten Gefässen überzogen. 4. Einwirkung der aus Weidenholz dargestell- ten P y r i d i n b a s e n. Einer grossen Taube wird 1 Tropfen davon eingeflösst. Hofort wird sie betäubt, taumelt, stürzt auf den Kopf und verfällt in klonische und tonische Krämpfe, worauf sie nach 1 Minute in einem tetanischen Anfall bei sehr contrahirter Pupille stirbt. Section nach 15 Stunden. Leichenstarre ziemlich stark, Papille noch sehr verengt. Die Hinterhauptsknochen sind blu- tig infiltrirt. Gehirnhäute ziemlich blutreich; Plex. ven. spin. von gewöhnlichem Blutgehalte. Unter der Kropfschleimhaut bemerkt man stark angefüllte Gefässe. Die Schleimhaut der Lnftröhre ziemlich stark injicirt. Die linke Lunge ist von hellrother Farbe, wenig blutreich und knistert überall. Die rechte Lunge ist dunkel braunroth gefärbt. Dieselbe Farbe hat das Parenchym. Auf seinen Durchschnittsflächen tritt etwas flüssiges Blut und aus einem Bronchialästchen etwas weisser Schaum hervor. Das ganze Herz ist mit schwarzem geronnenen Blute angefüllt. Dasselbe findet sich auch in den grössern Venen. Leber von normaler Farbe, enthält wenig flüssiges Blut und ist von weicher Beschaffenheit. Ebenso weich sind die Nieren, welche nur an der Oberfläche injicirte Blutgefässe zeigen. Flüssiges Blut hat sich fast gar nicht angesammelt. Die Blutkügelchen sind normal. Die Muskeln röthen sich an der Luft unbedeutend. 5. Einwirkung der aus Datura Stramonium dargestellten Pyridinbasen auf den thierischen Organismus. Eine starke Taube erhielt innerlich 0,152 Grm. davon. Nach 3 Minuten starkes Schwanken nach hinten und häufige Ueber die phj'siologischc Einwirkung des Tabaks ote. 159 Bewegungen des Kopfes nach voi-n. 'Nach 5 Minuten tetani- >ches Strecken der Beine und Vornüberfallcn bei contrahirter i'upille. Sie bleibt alsdann vorn auf der Brust liegen und schiebt sich eine kurze Strecke vorwärts. Der Herzschlag ist sehr beschleunigt und nicht zählbar. Sie bleibt auf Brust und Bauch mit ausgestreckten Beinen liegen. Respiration sehr beschwerlich mit jedesmaligem Oeffnen des Schnabels. Nach 8 Minuten Pupille erweitert; Herzschlag noch immer sehr beschleunigt. 17 unregelmässige und angestrengte luspirat. binnen ^j^ Minute. Uach 10 Minuten liegt sie auf Kopf und Bauch gerade ausgestreckt. Zitternde Bewegung der Flügel, abwechselnd mit totanischem Strecken der Flügel. Hei'zschlag noch sehr beschleunigt. Nach 14 Minuten Zuckun- gen durch den ganzen Körper. Wohin man sie legt, bleibt sie wie todt liegen. Nach 18 Minuten 16 luspirat. binnen ^/^ Minute unter beständigen Zuckungen. Plötzlich stockt der Athem und nur das Herz bewegt sich noch 1 Minute lang undeutlich und wellenförmig. Section nach 8 Stunden. Gehirnhäute injicirt. Auf dem Kleingehirn liegt ein dünnes flüssiges ßlutextravasat, welches sich bis zur Medull. oblong, erstreckt und diese ganz umgiebt. Die Plex. ven. spin. sind stark mit flüssigem Blute bis zu den Brustwirbeln hin angelullt. Unter der Schleimhaut des Kropfes erstreckt sich ein dünnes flüssiges Blutextravasat an der vordem Seite des Halses vom Kopfe bis zur Brust. Die Schleimhaut ist graubräunlich gefärbt. Trachealschleimhaut blass. Lungen frischroth und ziem- lich reich an flüssigem Blute. Das ganze Herz strotzt von flüssigem, dunkelrothen Blute, welches- an der Luft sich nur in dünnen 'Lagen etwas heller röthet und ziemlich rasch ge- rinnt. Leber sehr reich an demselben Blute. Nieren massig blutreich. Die Oberfläche der Eingeweide mit injicirten CJe- (iissen überzogen. Aus allen Köri)crtheilnn dringt ein starker Geruch nach Picolin hervor. — Die Picolinbasen treten so mannigfaltig auf, dass man sich über ihr l-lntslfslien beim Tabakrauchen niciit wun- dern kann. Sie entwickeln sich in grosser Menge bei dfu 160 Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. trocknen Destillation des Pleisches, des Horns, der Haare, des Knorpels, des Caseins, Albumins, Legumins, des Klebers und aller derjenigen organischen Substanzen, welche diese Gebilde enthalten. Ebenso erhält man sie bei der trocknen Destillation der Linsen, Erbsen, Bohnen, der Blätter der Laub- und Nadelhölzer, des Krautes von Wermuth und Bainfarn, des Weizens, des Holzes, Torfes, der Braunkohle, der Blät- ter- und Bogheadkohle , des Posidonienschiefers , des bitumi- nösen Mergelschiefers, des Petroleum und der Steinkohle jüngster Formation. Bei letzterer kommen sie aber nur in geringer Menge vor. Beines Picolin , welches aus den Destillationsproducten der Bogheadkohle gewonnen worden war, wurde einem mittel- grossen Kaninchen subcutan injicirt, um den Unterschied in der Wii-kung des reinen Picolins von der Mischung der Pyri- dinbasen zu ermitteln. 6. Einwirkung des reinen Picolins auf den thie- rischen Organismus. Nach einer subcutanen Injection von 30 Tropfen des reinen Picolins beschleunigte sich schon nach 2 Minuten bei einem Kaninchen die Bespiration bedeutend nnd wurde nach 10 Minuten ganz unregelmässig bei sichtbarer Anschwellung der Ohrgefässe. Bewegung gestört. Nach 12 Minuten halbe Seitenlage mit gespreizten Beinen, nichtzählbare Inspiratio- nen. Im Meat. audit. ext. Temperatur von 36^0. Nach 20 Minuten Respiration bald vermehrt, bald verlangsamt. Nach 43 Minuten convulsivische Zuckungen in den Extremi- täten. Nach 47 Minuten 39^0. im Meat. aud. ext. Der Athem riecht nach Picolin. Nach 56 Minuten beschwerliches Bespi- riren. Leises Berühren des Bückgrats ruft Zuckungen her- vor. Die Bespiration verlangsamt sich immer mehr. Ob- gleich die Ohren sich kalt anfühlen und ein bläuliches Ansehen haben, so beträgt die Temperatur im Meat. aud. ext. doch noch 35^0. Ueber die physiologisclie Einwirkung- des Tabaks etc. 161 Ifach 1 Stunde 40 Minuten allgemeines Zittern, nach 1 Stunde 59 Minuten krampfhaftes und unregelmässiges Respirii-en. Tod nach 2 Stunden mit Aufhören des Herzschlags. Section nach 15 Stunden. Pupille erweitert; Gehirn- häute stark injicirt; am hintern untern Eande der Hemisphäre ein erbsengrosses Blutcoagulum unter der Dura mater. Auf der Basis des Schädels etwas flüssiges Blut. Am obern Rande beider Lungen linsengrosse Erweiterungen der Lungenzellen, In den Lungenvenen schwarzes geronnenes Blut. Auf der Tra- chealschleimhaut ganz schwache Lagen von flüssigem Blute. Das rechte Herz ist mit schwarzem, geronnenen, das linke mit geronnenem und flüssigen Blute angefüllt. Leber dunkelbraun und massig blutreich. In den grössern Venen viel geronne- nes Blut. Bei der Eröö'nung der Brust- und Bauchhöhle fiel ein starker Geruch nach Picolin auf. Das wenig flüssige Blut war dunkel kirschroth und wurde an der Luft nur wenig heller. Die Blutkügelchen waren ungleich, eckig oder gekerbt. X, Wirkung der Dämpfe von Pyridinbasen auf den thierischen Organismus, Eine starke Taube sitzt in einem kleinen Zinkkasten, welcher vorn und hinten mit Glasscheiben versehen ist und ungefähr ^/^ Fuss im Quadrat hat. 5 Grm. Picolin wurden in einem Kölbchen ausserhalb des Kastens erwärmt und die sich entwickelnden Dämpfe durch Blasen in den Kasten getrie- ben. Sogleich wird die Taube unruhig, putzt die Augen und kratzt sich mit dem Fusse am Kopfe. Is'ach 6 Minuten star- kes Schwanken bei angestrengter Inspiration mit jedesmali- gem Oeö"nen des Schnabels. Nach 13 Minuten bei neuer Zufuhr der Dämpfe starkes Schütteln, pfeifende Respiration mit starkem Oeffncn des Schnabels. Nach 28 Minuten kaum bemerkbare Inspirationen und Anlehnen an die Wand. Beim Erheben des Kastens fällt sie auf die Seite und bleibt in der Seitenlage mit aufgehobenem Kopfe. Nach 20 Minuten Her- ausnahme. Die Taube bleibt in der Seitcnlage mit angezo- genen Beinen. Beschwerliche Respiration mit reicher Exspi- ration und häufigem schleimigen Aufhusten. 6 Inspirationen Arcb. U. l'harni. CXCVII. 1J<1h. SJ. Ilft. H 162 Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. binnen ^4 Minute bei sehr vermehrter Herzaction und erweiter- ter Pupille. Starker Ehonchus sibilans. Der Körper bläht sich auf bei schwachen convulsivischen Erschütterungen. Die Respiration nimmt immer mehr ab und hört nach 12 Minu- ten auf, während noch 2 Minuten lang schwache undulirende Herzbewegungen hörbar sind. Section nach 20 Stunden. Erweiterte Pupille. Gehirn- häute ziemlich blutreich; die Plex. ven. spin. enthalten nur geronnenes Blut. Auf den Durchschnittsflächen der braun- roth marmorirten Lungen beim Zusammendrücken ein blutiger Schaum und an einzelnen Stellen ein geronnenes Blutklümp- chen. Die Schleimhaut der Trachea schwach geröthet und an verschiedenen Stellen mit einem zähen Schleim bedeckt. Das ganze Herz strotzt von schwarzem geronnenen Blute; nur im linken Herzen findet sich ausserdem noch etwas flüssiges Blut. Die Leber ist reich an flüssigem dunkelkirschrothen Blute, welches sich an der Luft etwas heller färbt. Der Geruch nach Picolin ist besonders bei der Eröfihung der Brusthöhle bemerkbar. — Aus diesen Versuchen geht hervor, dass allePicolin- basen sehr giftiger Natur sind; sie unterscheiden sich nur durch die Schnelligkeit und Intensität ihrer Wirkung. Auch die Art und Weise der Vergiftung scheint von Einfluss zu sein, da sie bei der subcutanen Application des Giftes am längsten dauert, und die Erscheinungen nicht so rasch und heftig auftraten, wie bei der innern Aufnahme. Selbstver- ständlich ist hierbei auch auf die Thierspecies Bücksicht zu nehmen. Tauben oder Vögel sind bekanntlich gegen die meisten Gifte empfindlicher, als Säugethiere. Die reizende Einwirkung der Pyridinbasen auf die Schleimhäute gab sich besonders bei den Dämpfen derselben kund. Ausser dem Husten und der entschieden ausgesprochenen Bronchialreizung wurde hauptsächlich eine schwache B.öthung und ein Thränen der Augen bemerkt. Bekannt ist es, dass Arbeiter, welche diesen Dämpfen häufig ausgesetzt sind, an Doppelsehen leiden. Ob auch die Einwirkung tiefer greift und den Nervenappa- rat des Auges anzugreifen vermag, ist noch durch keine Üeber die physiologische Eiuwiikuug des Tabaks etc. 163 Beobachtmig festgestellt worden. Alle Picolinbasen machen sich besonders durch ihren feindlichen Eingriff auf die Ath- mungsorgane bemerkbar. Die ersten und auffallendsten Sym- ptome sind mit einer Alteration der Respiration verbunden. Die Respiration ward bei der inneren Application derselben in sehr kurzer Zeit beschwerlich und angestrengt, oder sie wird beschleunigt, unregelmässig und bisweilen tritt der Tod unter plötzlicher Stockung derselben ein. Das Herz wird anfangs übermässig erregt, erlahmt aber mit der Abnahme der Respiration immer mehr, obgleich in allen Fällen die Respirationsthätigkeit eher erlosch als die Herzbewegung. Der feine Schaum oder Gischt, welcher bei der Section in den feinsten Rronchialverzweigungen ange- troffen wird, kommt bekanntlich bei den meisten Giften vor, welche sich durch eine specifische Beziehung zu den Respi- rationsorganen oder deren Nervenapparat auszeichnen. In den Lungen selbst trifft man meistens Blutanschoppungen an, welche in naher Beziehung zur Wirkung der Picolinbasen auf das Blut stehen, da fast in allen Fällen nicht bloss im Her- zen, sondern auch in den Venen coagulirtes Blut gefunden wurde, iSur bei den aus Taraxacum officinale dargestellten und zur Einwirkung gelangenden Picolinbasen waltete das flüssige Blut vor. Klonische und tonische Krämpfe werden bei den aus dem Tabaksrauche und dem Weidenholze darge- stellten Picolinbasen im stärksten Grade beobachtet. Auch zeichnen sich dieselben durch ihre Wirkung auf die Pupille aus, indem sie eine sehr ausgeprägte Mydriasis hervorrufen. Es fehlte die Contraction der Pupille bei den übrigen Picolin- basen und beim reinen Picolin, welches im Allgemeinen schwä- cher als jene Basen wirkte. Blutextravasation auf dem Gehirn wurde nur zweimal beobachtet und zwar bei zwei Tauben, wovon die eine durch Picolinbasen aus Taraxacum officinale und die andere durch Picolinbasen aus Datura Stramonium umgekommen war. Am wenigsten zeigten sich krampfliaftc Bewegungen bei der subcutanen Injcction des Picolins und bei der Einwirkung der Dämpfe der Picolinbasen. 11* 164 Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. Die Annahme ist wohl gerechtfertigt, dass selbst beim Rauchen von Opium nicht die unveränderten Basen desselben die heftige Einwirkung auf den Organismus hervorrufen und das der Unterschied zwischen Opium - und Tabak -ßauchen nur in der Verschiedenheit der sich erzeugenden Easen zu suchen ist. Diese Annahme gewinnt um so mehr an Wahrschein- lichkeit, als auch im Rauche von Datura Stramonium sich nicht eine Spur von Daturin nachweisen lässt, während aus Salix Pyridinbasen erhalten wurden, welche ebenso heftig wie die aus dem Tabaksrauche wirkten. Beim Tabakrauchen kommt das Nicotin wegen seiner geringen Elüchtigkeit und leichten Zersetzbarkeit nicht zur Wirkung. Man kann mit Bestimmtheit annehmen, dass Nico- tin bei der hohen Temperatur, welcher es beim Rauchen aus- gesetzt ist, eine Zersetzung erleidet, deren Endproducte zur Gruppe der Picolinbasen gehören. Reines Nicotin wirkt furchtbar heftig und fast ebenso blitzähnlich schnell, wie Blausäure. Die Krämpfe treten schon ein, ehe das Gift in den Magen gelangt ist. So wie der heftigste Tetanus den Körper ergreift, stockt auch die Respi- ration sfähigkeit und kehrt nicht wieder zurück, wohingegen die Herzthätigkeit sich anfangs beschleunigt, alsbald aber unregelmässig wird und erlischt, wie sich aus folgendem Yersuche ergiebt. XI. Einwirkung von Nicotin auf den thierischen Organismus. Einer Taube wurden drei nadelkopfgrosse Tröpfchen von chemisch reinem und wasserfreien Nicotin eingeflösst. Kaum sind dieselben verschluckt, als ein heftiger Tetanus den gan- zen Körper ergreift, und plötzlich die Respiration stockt. Der Kopf wird in den Nacken zurückgezogen und die Eusszehen sind steif, gestreckt und cyanotisch gefärbt. Die Pupillen sind sehr stark contrahirt; die Flügel und der Oberkörper erzittern. Der Herzschlag ist sehr beschleunigt, nicht zähl- bar; schnell verlangsamt sich derselbe aber, wird unregel- Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. 1B5 massig- und hört nach 50 Secunden auf, ohne dass sich eine einzige Respirationsbewegung gezeigt hat. Die Augen sind mit Thränen gefüllt; die Wärme nimmt nach 10 Minuten stark ab. Section nach 20 Stunden. Die Pupillen sind erweitert, Gehirnhäute und Gehirn nicht blutreich. Die Plex. ven. spin. strotzen von Blut. Die Venen des Kropfes stark ausgedehnt, wie injicirt. Die Schleimhaut der Trachea schwach injicirt. Die Lungen sind nur an den untern Lappen rothbraun, sonst überall hellroth gefärbt. Auf den Durchschnittsfiächen treten flüssige Blutpunkte und beim Zusammendrücken weisser Schaum zu Tage. Das ganze Herz ist mit schwarzem, geron- nenen Blute angefüllt, aus welchem beim Liegen an der Luft w;enig flüssiges hellrothes Blut austritt. In den grössern Venen findet sich nur geronnenes Blut. Die Blutkügelchen sind von normaler Gestalt; nur die Kerne zeigen vielfältig eine punktförmige Contour. Die Leber fühlt sich etwas weich an und ist reich an flüssigem, braunrothen Blute, welches sich an der Luft heller röthet. Die Nieren sind nicht blut- reich. Die Gedärme nebst Magen bieten nichts Besonders dar. Aus diesem Versuche geht hervor, dass Nicotin schon in den kleinsten Gaben die heftigsten Erscheinungen hervor- ruft. Stocken der Respiration, Cyanose, Mydriasis und der heftigste Tetanus treten sofort und fast in demselben Augen- blick ein. Nur die stürmische Herzbewegung zeigt noch einen kurzen Todeskampf, bis in ganz kurzer Zeit auch das Herz stille steht und hiermit jeder Lebensfunken erloschen ist. Bei der Section findet sich ebenfalls der feine, weisse Schaum oder Gischt in den Lungen und das ganze Herz ist mit schwarzem, geronnenen Blute angetüllt. Das geronnene Blut waltet aber nicht so bedeutend vor, wie bei den aus dem Tabaksrauch dargestellten Picolinbasen. Im Allgemeinen ist jedoch die Aehnlichkeit der Wirkung der Picolinbasen mit der des Nicotins nicht zu verkennen. Die heftigere und schnellere Einwirkung desselben hängt mit seiner Flüchtig- keit zusammen. Desshalb verdunstet es auch bei der techni- schen Bearbeitung des Tabaks leicht und vermag nur in 166 Ueber die physiologische Einwirkung des Tabaks etc. geschlossenen Eäumen seine Wirkung zu entfalten. In Ta- baksfabriken wird jedenfalls der Tabaksstaub nachtheiliger, als das Nicotin einwirken. Bekannt sind viele Yergiftungsfalle, welche bei der Innern und äussern Anwendung des Tabaks zu therapeutischen Zwecken sich ereignet haben. Die üblen Polgen der Tabaks- rauchklystiere wird man nicht mehr auf l^icotin, sondern auf die giftige Wirkung der Picolinbasen zurückführen. Bekanntlich ist die Empfänglichkeit für verschiedene Gifte eine sehr verschiedene. Der Eine wird ganz gewaltig afficirt, während der Andere kaum von der Einwirkung eines Giftes berührt scheint. So haben wir in der letzten Zeit auch bezüg- lich der Picolinbasen eine merkwürdige Immunität bei einem kräftigen Manne wahrgenommen, welcher den in den Pfeifen angesammelten Tabaksschmergel wie eine Delicatesse ver- schluckte. Diese Ausnahme hebt aber die Eegel nicht auf, dass die Picolinbasen eine höchst energische Einwirkung auf den Or- ganismus äussern, welcher bisweilen auch bei geübten Eau- chern beim Rauchen von starkem Tabak sich plötzlich noch geltend macht, gewöhnlich aber erst allmählig durch mannig- faltige Alterationen des Bluts und Nervensystems in die Er- scheinung tritt. Weitere Forschungen und Beobachtungen werden diese Thatsache noch bestätigen. Mit Bezugnahme auf die im Tabaksrauch enthaltenen chemischen Verbindungen kann der Tabak unzweifelhaft durch Blätter und Binden ver- schiedener Pflanzen ersetzt werden und es wird auch in der Wirkung auf den thierischen Organismus kein erheblicher Unterschied stattfinden. Ob diese Surrogate mehr oder weni- ger dem Geschmack des Eauchers entsprechen, dieses hängt lediglich von der Art und Weise der Präparation der betref- fenden Blätter etc. ab. Während der Continentalsperre durch Napoleon I. wur- den eine grosse Menge Blätter und Binden verschiedener Pflanzen als Tabaks - Surrogate benutzt. So wurden z. B. hier am Rheine an der Mosel und Ahr die Blätter und die Rinde des Weinstocks von der unbemittelten Klasse statt des lieber organische Gifte. 167 Tabaks geraucht und zwar unbekümmert darum, welcher Duft dadurch in einem geschlossenen Eaum verbreitet wurde. Auch werden noch jetzt jährlich bedeutende Quantitäten der Blätter der Runkelrübe (Beta vulgaris und Beta Cicla) als Tabakssurrogal verwendet. Um diesen Blättern das Aroma des Tabaks so viel als möglich mitzutheilen, werden dieselben nach dem Trocknen bei dem sogenannten „Aufstocken oder Brühhaufen- setzen" bündelweise mit echten Tabaksbunden in Haufen gesetzt und hierdurch während der vorsichtig zu leitenden Gäbrung mehr oder minder mit dem Tabaks - Aroma geschwän- gert; nachherige Beizen und Parbbäder müssen dann das üebrige thun. Auch in den andern Welttheilen hat man Surrogate für; den Tabak. So rauchen z. B. die Hottentotten in Er- mangelung des Tabaks das Dachakraut aus Böhrenknochen die Jakuten vermengen den Tabak, um das Vergnügen des Rauchens zu verlängern mit feinen „Holz sp ahnen.'' In Tibet raucht man Bhabarberblätter und in Sikkim raucht man ein Kraut, welches dort zu Lande Purphiak genannt ^vird und von einer Tupistra stammt. lieber organische Oifte. Von Prof. Gr. Dragendorff's Beiträgen zur ge- richtlichen Chemie einzelner organischer Grifte (vergl. dieses Archiv. Maiheft 1871 S. 179) ist jetzt ein 2. Heft erschienen (Petersburg 1871). Wir finden darin Un- tersuchungen über die Alkaloidc des Sabadillsamens , über das Cinchonin, über die wichtigeren üpiumalkaloide, über Opium selbst, oftic. Opiumpräparate und Nebenproducte der- selben über Capita Papaveris und über Curare. H. L. 168 B. Monatsbericht. I, Oliemie "and iPliarmacie. üelbergang des Santoiiins in den Harn. Eekanntlich hat der Gebraucli von Santonin öfters die "Wirkung, dass alle Gegenstände darnach gelb erscheinen. Nach Walter Smith färbt sich aber anch der TJrin dadurch entweder roth, wenn er alkalisch ist, oder gelblich grün, wenn er sauer ist. Im letztern Ealle wird die rothe Farbe durch ein wenig Alkali hervorgerufen. Schon 4 Minuten nach dem Einnehmen des Santonins zeigt sich diese Heaction und kann bei Dosen von 3 — 6 Gran noch nach 2 Tagen wahrgenom- men werden. Der von Santonin grünlich gefärbte Urin rea- girt gegen Salpetersäure und concentrirte Schwefelsäure ähn- lich wie der gallige Urin der Gelbsüchtigen. Wenn man den nach einer Dose von 3 Gran Santonin erfolgten Urin mit essigsaurem Bleiosyd fällt, filtrirt, mit kohlensaurem Kali neutra- lisirt und nun Bleiessig zusetzt, so geht der FarbstoiF in den (gelben) Niederschlag ein und kann daraus durch Schwefel- säure abgeschieden und in Alkohol aufgenommen werden, der sich dann durch kohlensaures Kali (nic^t durch Ammo- niak) roth färbt. {The Fharmao. Journ. and Tränsact. Nr. XXllI—XXVIL Third. Ser. lart VI Decbr. mO. y. 528.). Wp. Unterscheidung Ton Chloral - Hyclrat und Alkoliolat. Das Chloralhydrat ist unlöslich in kaltem Chloroform, Chlor- kohlenstofP, Terpenthinöl und Schwefelkohlenstoff, erst beim Erhitzen tritt Lösung ein. Dagegen ist es löslich in kaltem Wassei*, Aether und absolutem Alkohol. Aus heissen Lösun- gen krystallisirt es beim Erkalten. Das Alkoholat ist völlig Chloralhydratetc. — Z. innerl. Anwend. d. CUorof. — Salpetr. Amyloxyd. 169 löslich in Chloroform, Chlorkohlenstoff, absolutem Alkohol, Terpenthinöl und Schwefelkohlenstoff und scheidet sich aus den heiss bereiteten Lösungen beim Erkalten nicht in Krystal- len ab. In kaltem Wasser ist dagegen das Alkoholat fast unlöslich. Wenn daher 20 Gran einer zu prüfenden Chloralverbin- dung in 30 Minims kaltem Chloroform löslich sind, so kann man annehmen, dass es nicht das Hydrat sei; ist dagegen dieselbe Quantität in Chloroform unlöslich, so darf man anneh- men, dass man das Hydrat vor sich habe. {Americ. Journ. of Pharm. Vol. XLIIL Nr. IIL Fourth. Ser. March. 1871. Vol. I. Nr. Ul p. 115.). Wp. Chloralhydrat wird als 3Iittel gegen Seekrankheit empfohlen. Man nimmt e#wa 50 Gran vor Beginn der üebel- keit und legt sich zu Bett. (The Fharmac. Journ. and Tr ansäet. Nr. XXIII- XXVII. Third. Ser. Part. VI Beehr. 1871. jp. 465.). Wp. Znr innerlichen Anwendung des Chloroforms wird eine Mischung von 1 Th. desselben mit 2 Theilen Glycerin, durch allmähligen Zusatz unter Reiben gewonnen, empfohlen. Diese Mischung lässt sich mit Wasser verdünnen, ohne Chlo- roform auszuscheiden. (The Pharmac. Journ. and Tr ansäet. Nr. XIV— XVIII Third. Ser. Part. IV Octbr. 1870. p.307.). Wp. Das sali)etrlgsaure Amyloxyd empfiehlt Guthrie als Belebungsmittel bei Ertrunkenen, Erstickten oder Ohnmächtigen. Die Dämpfe von 8 Tropfen des Mittels sind hinreichend, den Herzschlag bedeutend zu beschleunigen. Vielleicht würde man es auch mit Vortheil bei der durch Chloroform bewirkten Byncope gebrauchen kön- nen, (Americ. Journ. of Pharm. Vol. XLII Nr. V Third. Ser. Septh. 1870. Vol. X VIII. p. 408.). Wp. 170 11, Botanik ixad [Pliarmaoognosie. Ein neuer Fundort für Färl)eflecliten. Wie die N. fr. Presse mittheilt, ging Anfang d. J. ein Zug von etwa 300 Männern, Frauen und Kindern, darunter viele Deutsche, von !New-York nach Unter-Kalifornien ab, wo sie sich anzusiedeln und hauptsächlich mit dem Ein- sammeln von Orchilla zu beschäftigen denken, welche vor Kurzem dort entdeckt worden ist. Sie eignet sich vorzüglich zum Färben von Seiden- und Wollstoffen, liefert eine zarte, haltbare, violette Farbe und wird mit 300 Dollar pr. Tonne (20 Centner) bezahlt. Man findet sie in grosser Menge an den Meeresküsten auf steinigem, ziemlich dürren Boden und eine einzelne Person soll im Stande sein , in einem Tage V4 Tonne davon einzuheimsen. Im verflossenen Jahre wurden für 14900 Dollars Orchilla und für 4700 Dollar daraus ge- wonnener Tinctur in den Verein. Staaten eingeführt. Nähe- res über die Art dieser Orseilleflechte ist nicht angegeben. {BläMer f. Gewerbe, Techn. u. Industrie 1871. Nr. 8, S. 134.). B. L. Exidia Auricula Judae. Das bekannte Judasohr, Exidia s. Hirneola Judae, ein auf alten Fliederstämmen vorkommender Pilz, findet sich nicht bloss bei uns, sondern auch in den Verein. Staaten und auf den Südseeinseln, Tahiti etc. Dort wird er in ungeheuren Quantitäten geerntet und nach China importirt, wo man ihn zu Suppen gebraucht. {The Fharmac. Journ. and Transact. Nr. XXXII— XXXV. Third. Ser. Part. VIII. Febr. 1871. f. 681). Wp. Eiesenh. Agaricus. — Verf. d. Safrans. — Coriaria ruscif. — Arachis. 171 Riesenhafter Agaricus. "\Vel witsch envähnt, dass er bei seinen Reisen in Afrika in einem Calungenibo genannten Districte einen bis jetzt unbekannten Agaricus von ungeheurer Grösse ange- troffen habe. Der Hut desselben hatte 3 Fuss im Umkreise und 20 Mann hatten eine Mahlzeit daran, {The Pkarmac. Joum. and Transact Aug. 1870). Wp. Verfälscliimg des Safrans. Hanbury macht auf eine Verfälschung des Sa- frans mit kohlensaurem Kalk aufmerksam. Durchfeuch- tet man einen solchen Safran, so bekommt man statt eines klaren Auszugs eine trübe Flüssigkeit, aus der sich das Kalk- salz alsbald absetzt, (The Pkarmac. Joum. and Transact Aug. 1870.). Wp. Coriaria ruscifolia (Tiitupflanze). Skey hat in dem Samen der auf Neuseeland einheimi- schen, sehr giftigen Tutupflanze (Coriaria ruscifolia) ver- gebens nach einem Alkaloid gesucht, vielmehr glaubt er das wirksame Princip in einem Oele gefunden zu haben, welches er erhielt, indem aus den zuvor mit Wasser und verdünn- ter Säure behandelten Samen ein Alkoholextract bereitet wurde, das er mit Aether auszog. Dabei blieb ein Harz zurück, das Ocl ging in Lösung und blieb beim Verdunsten des Aethers zurück. (The Fkarmac. Joum. and Transact. Nr. XXVIII— XXXI Third. Ser. Jan. 1871. Part. VII p. 565). Wp. Die Hülsen der Früchte von Arachis hypogaca (Monkey - nuts) werden, fein zerrieben und in Kuchen geformt, in Amerika als Surrogat der Chocolade gebraucht. (The Pkarmac. Joum. and Transact. Nr. XXIII — XXVII. T/drd. Ser. Part. VI Beehr. 1870. p. 488.). Wp. 172 Starkr. Pflanzen. — Salatkräut. in England. — Verfälsch, v. Fructus Anisi. Starkriechende Pflanzen als Schutzmittel gegen ansteckende Krankheiten. Schon von alten Aerzten wurden starkriechende Pflan- zen als Schutzmittel gegen Pest und andere ansteckende Krankheiten empfohlen. Mantegazza erklärt diess durch die Annahme, dass solche Pflanzen zur Ozonbildung Anlass geben und empfiehlt neuerdings die Cultivirung von Lavendel, Kirschlorbeer etc. in Marschgegenden und an Plätzen, welche thierisehen Emanationen ausgesetzt sind. {^The Fharmac. Joiirn. and Transact Aug. 1870.). Wp. Salatkräuter in England. Als solche nennt C. J. Robinson (in den Pharm. Journ, and Transact. Aug. 1870, pag. 116): Rumex acetosa, Oxalis Acetosella, Anthriscus Cerefolium, Apium graveolens, Smyr- nium Olusastrum , Geum urbanum , Silene inflata , Humulus Lupulus, Nasturtium officinale, Erysimum Alliaria, Capsella bursa pastoris , Cardamine pratensis, Eedia olitoria, Cichorium Intybus, Allium schoenoprasum , Sedum reflexum. (Neues Jahrb. f. Fharmacie Mai, Juni 1871, S. 333.), H. L. Yerfälschung Ton Fructus Anisi. Im holländ. Handel befindliche Fructus Anisi enthielten 5 Proc. Pruct. Foeniculi und 3?/o Fructus Conii ma- culati. Eine weitere Verfälschung des Anis ist die gelbe Varietät vom Sem. Nigellae. (N, Jahrb. f. Pharm. Jan. 1871 ; Zeitschr. d. Österreich. A. V. Nr. 12. S. 314.). H. L. 173 C. Literatur. Oataloo- der Bibliothek des Norddeutschen Apotheker- Yereins, welche im ehem. pharm. Institute zu Jena aufgestellt ist. A. Berichte über academisehe Vereine, Büeherverzeiehnisse, buchhändlei^ische Mittheüungen , Chrestomathien , Wörterbücher. 1 Erster Jahresbericht d. akad. Lesevereins an d. k. k. Universität zu Graz 1868. 2 Jahresbericht d. Lese- und Redehalle d. deutschen Studenten zu Prag 1870. 3 E. Steiger, Xew-York, das Copyright Law der vereinigten Staa- ten. Mein Yerhältniss zum Verlagsbuchhandel in Deutschland. 4 E. Steiger, literar. Monatsbericht Xov. Dec. 1869. 5 Verzeichniss sämmtHcher von d. k. k. Akademie der Wissen- schaften zu AVien seit ihrer Gründung bis letzten Oetober 1868 veröffentlichten Druckschriften. Wien 1869. 6 Ph. Hanke, latein. Chrestomathie für Pharmaceuten, mit eiuem voUständ. Wörterbuche. Berlia 1842- 7 Cliristoph Hellwig, vollkommenes deutsch - lateinisches, physik. medicin. Wörterbuch. 1710. (Siehe auch unter F. Medicin.) 8 Heyse, Fremdwörterbuch. 9. Aufl. 1844. 9 Opel, vollständiges Wörterbuch zur 2. Ausgabe der Pharmacopoea Ger- maniae. 1868. 10 Walther, Manuale georgico-latino-gerraanicum. (Lateinisch - deutsches u. deutsch -latein. landwirthschaftl. Handwörterbuch.) 1822. 11 Theodor Heinsius, volksthümliches Wörterbuch der deutschen Sprache, 1819. b Lande. 12 Adolph Büchting, Bibliotheca pharmaceutica. 1869. (Siehe unter J., Pharmacie a) Allgemeines. Nr. 9). B. Geschichte , Staatskunde , Statistik. 1 Adressbuch der Provinz Westphalen 1858. 2 Hannover, statistisch beschrieben von Fr. von Reden. 2 Bände. 3 J. Conrad Kühl zu Butzbach , Klagen gegen d. Grosshrzogl. Hessi- snhf-n Staatsmini stf-r Freiherrn du Thil. Darmstadt 1844. 4 Orossherzogl. Mecklenb. Schwerin'SCher Staatskalender 1844. 5 Grossherz o(jl. Mecklenb. Strelitz'SCher Staatskaknder 1844. C Preuss. Rentenversicherungsanstalt in Berlin. 1. Rechenschaftsbe- richt f. 1839. 7 Statuten derselben 1840. * 174 Literatur. 8 "Widerlegung d. von d. Hrn. Dr. C. Kröncke gegen die Preuss. Ren- tenanstalt herausgegebene Schrift, betitelt „über Eentenanstalten," von Theodor Eüffer. Leipzig 1840. 9 Eechenschaftsberieht über d. Thätigkeit des Rettung sverein s in Eernburg im Jahre 1866. Bernburg 1867. 10 Societe de Secours des Amis des Sciences, son but et ses oeuvres. 11 Verfassung des deutschen Reiciis 1849. C. a) Naturgeschichte im Allgemeinen, Mathematik; Mechanik; Geographie; Biographien und Abbildungen von Naturforschern. 1 Kiesewetter, Anfangsgründe der reinen Mathematik, nebst Erläuterun- gen. 3 Bände. 2 Teilkampf, Mathematische Geographie 1824. 3 Abbildungen ausgezeichneter Aerzte , Apotheker , Chemiker und Natur- forscher. 4 K. Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathematisch - Natur- wissenschaftliche Classe, Sitzungsberichte. Jahrg. 1864 und 1865 (beide unvollständig). 5 Budge, Verhandl. d. Naturhistor. Vereins d. Preuss. Rheinlande und Westphalens. 7. Jahrg. 1850. 6 Casseler Verein f. Naturkunde. 14. Bericht 1862—1864- 7 Central- Akademie freie, für das deutsche Reich. 1850. 8 Dictionnaire d'histoire naturelle, ou Manuel du Naturaliste 1794. 2 Bände. 9 Christian Gottfried Ehrenberg , on his fiftieth anniversary as Doctor of Medicine, tributes from the United States of Amerika. Novbr. 5. 1868. 10 Emdener Naturforschende Gesellschaft. 52. Jahresb. 1866. 11 Darstellung d. Verrichtungen u. d. Zustandes d. naturforschenden Ge- sellschaft zu Emden für das Jahr 1826. 12 a Naturforschende Gesellschaft zu Emden 1835, 1836. Gesetze der- selben 1837. 12 b Fresenius, Philipp, das Grammengewicht. 1869. 13 Gehlen, Adolph Ferdinand, Denkmal. 1820. 14 Handbuch der Naturgeschichte: a) Mineralogie, von Schubert; b) Geognosie und Bergbaukunde, von dems. ; c) Zoologie 1. u. 2. Abth., von Goldfuss; d) Botanik (2 Bände) von Nees von Esenbeck; e) Kosmologie, von Schubert. 15 Alex. V, Humboldt, Rede bei d. Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Berlin. 1828. 16 Isis, Sitzungsberichte der Naturwiss. Gesellschaft Isis zu Dresden. Jahrg. 1867 (unvollständig); 1868 und 1869. 17 Lippe. Statuten des Naturwiss. Vereins des F. Lippe. 1842. 18 Der Naturforscher, 1. Heft. Januar 1868. 19 Naturgeschichte der 3 Reiche: a) Allgemeine Einleitung, von Leuckart; b) Blum, Lehrb. d. Oryktognosie; c) Derselbe, Lithur- gik; d) C. V. Leonhard, Geognosie und Geologie; e) Bischoff, Lehrb. d. Botanik, 3 Bände und mehre Lieferungen; f) Voigt, Lehrb. d. Zoologie. 6 Bde.; g) Bronn, Geschichte der Natur; h) Abbil- dungen. (Botanik, Geologie, Zoologie. 3 Hefte.) 20 Nordamerikan. Monatsschrift f. Natur- und Heilkunde von W. Kel- ler u. -H. Tiedemann, Philadelphia 1852. 4. Band. Literatur. 175 21 Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, Giessen, Berichte: 3 — 5 (1853 — 1855) und 7 (1859). Dariu C. Hey er 's Phanerogamenflora der Provinz Oberhessen (unvollständig). 22 Report of the Commissioner of Patents for the year 1853 (1 Vo- lums 1854 (2 Vol.), 1855 (3 Vol.), 1856 (4 Vol.), 1857 (4 Vol.), 1859 (2 Vol.) , 1860 (2 Vol.), 1861 (1 Vol.). 23 Schwelgger, Bericht aus den Jahren 1825 und 1826 über d. Verein zur Verbreituna: von Xaturkenntnissen und höherer Wahrheit. 24 Smithsonian ^Institution. Annual Reports 8 — 24 (1853 — 1869); 25 Smithsonian Contributions to Knowledge: a) Gibbs and Genth, Amnionia Cobalt bases; 1856. b) "\V. Mitchell and Morehouse, Anatomie and Physiologie of Respiration in the Chclonia; 1863. c) John Dean, Grey substance of the meduUa oblongata and trapezium ; 1869. 26 Spiess, G. A., über die Grenzen der Natxirwissenschaft. 1863. 27 Th. van Swinderen, S. Stratingh es geschetzt in eene openlyke Ver- gadering von het genootensehapter bevordering der naturkundige \Ve- tenschappen to Groningen op de 3. Maart 1841. 28 TractatuS de herbis, animalibus et lapidibus. 29 Vauquelin, Louis Nicolas, Xotice historiquc sur lui, parChevallier et K o b i n e t. Paris 1830. 30 Wetterauische Gesellschaft d. gesaramten Naturkunde für 1850 — 51; 1851 — 53; 1853—55; 1855 — 57; 1858 — 59; 1859 — 60; 1861 — 63. 31 Wetterau; Naturhistorische Abhandlungen aus dem Gebiete der Wet- terau. 1858. C. b) Mineralogie nebst Krystallhmde, Geognosie u. Geologie, Süttenkunde. 1 Agricolae, Georg!!, de re metallica libr. XII. Basileae 1556. 2 Cartheuser, F. A., Mineralog. Abhandlungen. 1771. 3 Karsten, kurzer Entwurf d. Naturwissenschaften, vornehmlich ihres chymisch - mineralogischen Theiles. 1785. 4 Kirwan , Anfangsgründe der Mineralogie. 5 Marck , W. von der, die Diluvial- und Alluvial - Ablagerungen im In- nern des Kreidebeckens von Münster. 1858. 6 Marx, Geschichte der Krystallkunde. 7 Meinecke und Keferstein , Mineralogisches Taschenbuch für Deutsch- land. 1820. 8 Owen, Dale, second Report of a Geological Reconnaissance of de middle and south counties of Arkansas, made during the years 1859 and 1860. Philadelphia 1860. 9 Ruchte, Repetitorium d. Mineralogie. 1863. 10 Scacohi, A., Polycdric der Krystallflächcn. 1862. 11 R. A. Vogel, Practisehes Mineralsystem. 1762. 12 Karte zur gcognostischen Beschreibung der Preussischen Oberlausitz, von Ernst Friedrich Glocker. C o) Botanik. 1 Bauhardt, Einlegen der Pflanzen. 1823. 2 Bisohoff, G. W., die l)otaniRchc Kunstspraoho in Umrissen. 3 Bock, Hieronimus, Kreuterbuch. 1.572. 4 Bonplandia, .Jahrg. 7—10 (1859 — 1861). 5 Botan. Verein am Mittel- und Nieder-Rhein, 2. Jahresbericht. 1839. 176 Literatur. 6 Botanische Zeitung, herausgegeben V. Hugo von Mehl u. L. v, S chlechtendal, später von H. v, Mohl u. A. de Bary, 1. bis 28. Jahrg. (1843 - 1870). 7 Brefeld, Oscar, Dictyostelium mucoroides. 1869. 8 Choniel, Abrege de l'histoire des plantes usuelles. 3 Bde. 9 De Candolle u. K. Sprengel, Grundzüge der wissenschaftl. Pflanzen- kunde. 1820. 10 Dietrich, David, Deutschland's kryptogamische Gewächse. 1843. 11 Dietrich. Synopsis plantarum, Sectio quinta, Class. XX — XXIII. 1852. 12 Eschweiler, Systema Lichenum. 1824. 13 Esenbeck, Nees ab, Amoenitates botanicae bonnenses. Fascic. I.: De Cinnamomo. 14 Desselben Handbuch der Botanik. 2 Bde. 1820 u. 1821. 15 Dess. Pteris serrulata. 16 Flora oder botanische Zeitung (Regensburg). Jahrgänge 1821 — 1854. (76 Bände, unvollständig). 17 Flora francica. (1736). 18 Franck, A. B., Pflanzentabellen zur Bestimmung der höheren Ge- wächse Deutschlands. 1869. 19 Fuchsii, Leonharti, Historia stirpium. Basileae 3542. 20 Graf, Siegmund, Vegetationsverhältnisse des Herzogth. Krain. 1837. 21 Hager, H., Botan. Unterricht in 150 Lectionen. 1869. 22 Hallier, Ernst, Rechtfertigung gegen die Angriffe des Herrn Prof. Dr. de Bary. 1869. 23 Hergt, Flora von Hadamar. 1822. 24 Hacker, 6. R., Lübeckische Flora. 1844. 25 Humboldt, A. V,, Ideen zu einer Geographie der Pflanzen. 1811. 26 Karsten, H., Entwickelungserscheinungen der organischen Zelle. 1863. 27 Koch's Synopsis der deutschen- u. der Schweitzer Flora. 1838- 28 Koch u. Ziz, Catalogus plantarum, quas in ditione florae Palati- n a t u s legerunt. 1814. 29 Kreutzer, Blüthenkalender der Pflanzen des mittleren Europa's. 1840. 30 Lindley, Hauptkennzeichen der natürl. Pflanzenfamilien, übersetzt von Beilschmied. 1833. 31 Linne, Caroli a, Systema vegetabilium. 1797. 32 LÖhr, M., Flora von Gobi enz. 1838. 33 ^ Flora von Trier. 1839. 34 , Notizen u. Nachträge zur Flora von Trier. 1839. 35 Pasquier, V., Monographie du Madie cultive. 1845. 36 Preuss , Pilze Deutschlands, 25. u. 26. Heft. 1848. 37 — , Pilze aus der Umgegend von Hoyerswerda. 1851. 38 Rabenhorst, Ludwig, Flora europaea Algarum. Sect. I. 1864; Seet. III. 1868. 39 j Kryptogamenflora von Sachsen, der Oberlausitz, Thüringen und Nordböhmen. 2. Abth. 2. Hälfte, die Flecli,ten. 1870. 40 Ratzeburg, J., Observationes ad peloriarum indolem definiendam spectantes. Berlin. 41 Rohling, Deutschland's Flora, fortgesetzt von Koch. 5. Bds. 1. Ab- theilung. 1839. 42 Schnitzlein, Adalbert. Botanik als Gegenstand allgemeiner Bil- dung. 1868. 43 Schulz, Franz, botan. Kalender für Nord -Deutschland. 1869. 44 Seubert, Moritz, Lehrbuch der gesammten Pflanzenkunde: a) 4. Aufl. 1866. b) 5. Aufl. 1870. 45 Strohecker, Anleitnng zu botan. Excursionen. 1869. Literatur. 177 46 Strohecker, Eepetitorium der allgemeinen Botanik. 18G8. 47 — , Eepetitoriuna der System, medicin. JJotanik. 1868. 48 TilesiuS, Musa paradisiaca. 17'.'2. 49 Utile cum dulci, Hefte 4, 7, 8 und 9. 50 Wächter, K. , Reproductionskraft der Gewächse, besonders der Holz- pflanzen. 1840. 51 Wagner, Hermann, deutsche Flora, 1. u. 2. Liefr. 1869. 52 Weise, Deutschlands Pflanzen- Blütben- Kalender. Bd. 1 — 3 (in 2 Bände gebunden). 1831. 53 Wendiand, H., Index Palmarum, Cyclantbearum, Pandanearum, Cyca- dearum. 1854. 54 Wenderoth, Lehrbuch der Botanik. 1821. 55 Wickström, Joh. Emm., Jahresbericht über die Fortschritte der Bota- nik, übersetzt von B ei 1 schmid t für 1820 — 1824 ; 1826 — 27: 1830- 1833; 18;;5; 1836 und 1837; 1838; 1839 — 1842. 56 A. F. Wiegmann, Bastarderzeugnisse im Pflanzenreiche. 1828. 57 Zwinger, Theod., Neu vollkommen Kräuterbuch. 58 Hortus sanitatis, de ghenocblike gharde d'suntheit. Lübeck 1492. C. d) Zoologie. 1 Artedi, Petri, Ichthyologia, edidit Carolus Linnaeus. 1738. 2 Brandt u. Ratzeburg, getreue Darstellung und Beschreibung der Thiere, die in der Arzneimittellehre in Betracht kommen. 1827. (unvollständig.) 3 LeuniS, J., Synopsis der 3 Naturreiche. 1. Th. Zoologie. 1844. 4 Ochsenheimer u. Treitschke, die Schmetterlinge von Europa; nachge- zeichnet von Ferdinand Günther. 5 Oken's Isis. 1843. 6 Ruchte, Repetitorium der Zoologie. 1860. D. Physik. 1 Agthe, Leitfaden beim Unterrichte in d. Naturlehre. 1838. 2 Fischer, G., Lehrb. d. mechan. Naturlehre. 1827. 3 Fresenius, Ph., das Grammengewicht und seine Anwendung in der ärztl. Praxis. Frankf. a/i\I. 2. Aufl. 1869. (Siehe C.,a 12 b). 4 GrotthuSS, physisch -chemische Forschungen. 1820. 5 Hager, H., d. Mikroskop und seine Anwendung. 1870. 6 Hauy, Traite elömentaire de physique. 2 Vol. 7 HugginS, William, Ergebnisse der Spectralanalyse in Anwendung auf die Himmelskörper; deutsch mit Zusätzen von W. Klinker- fues. 1869. 8 Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt am Main f. 1853 -54, 1^.09 — 60, 1863 — 64, 1868-69. 9 Kästner, Abraham Gotthelf, d. k. Schwedischen Akademie d. Wissen- schaften Abhandlungen aus d. Naturlehrc, Haushaltungskunst und Mechanik. 34 Bände nebst Register (1768 — 1774). 10 Kastner, Archiv f. d. gesamnite Naturlehre. Bd. 1 — 13; 14 und 15 (unvollständig); 16, 17 u. 18 (unvollständig) 19 u. 20. 11 Kastner, Grundriss d. Experimentalphysik. 2 Bde. 12 — , Grundzüge d. Physik u. Chemie. 1821. 13 — , Handbuch d. Meteorologie. 14 — , Observationes de Electromagnetismo. 1821. 15 Knobloch, dir Galvanismus. 1842. 16 Kries, Frledr, Lehrb.d. Physik. 2. Aufl. 1816. Arcb. d. Pharm. CXCVII. IM«, "i. Hft. 12 178 Literatur. 17 Krönig, Journ. f. Physik ii. physik. Cliemie. Bd. I. u. IL 1851. 18 Langenbucher, Jacob, Beschreibung- einer verbesserten Electrisir- maschine. 1780. 19 Mussenbroek, Pierre van, Cours de physique experimentale et mathe- matique. 4 Vol., le 4. avec figures. 20 PoggendorfF'S Annalen der Physik und Chemie. Bde. 21 (1831) bis 24 (1832). Bd. 25 (nur 1, 3. u. 4. Stück). Bd. 26, 27, 28, 29 (1832 u. 1833); von Bd. 27 nur 1. u. 2. Stück. Jahrg. 1836 (unvollständig). 21 Relnsch, Paul, das Mikroskop. 1867. 22 Richter, Adam Daniel, Lehrbuch einer für Schulen fasslichen Natur- lehre. 2. Aufl. 1771. 23 Scholz, Benjamin, Anfangsgründe der Physik. 1816. 24 Stratingh, S., Bericht wegen einige proeven met het inagnetisch elec- trische Werktuig van Faraday. 1833. 25 Trommsdorff, B., Grundriss d. Physik. 1817. 26 TÜnnermann, Versuch über die physikal. chemischen Bewegungen u. Veränderungen der Materie. 1827. E. Chemie. 1 Annalen der Chemie und Pharmacie. (Anfangs Annalen der Pharma- cie): Bde. 1 — 123; 125 — 127; Heft 1 von Bd. 128; Bde. 129 — 137; Heft. 1 u. 2. vom 138. Bd.; Bde. 139 — 154 (1866 — 1870), Bd. 155 u. 156(1870). Supplementbände 1—6. Zwei Bände Register. Zur Voll- ständigkeit fehlen noch: der Band 124, die Hefte Novbr. und December vom Bde. 128 und das Juniheft vom 138. Bde. 2 Annalen der Chemie und Pharmacie (nur vereinzelte Bände, nemlich Bd. 1 — 4; 33 — 35; 47 u. 48, 51 u. 52; 61 — 68; 73 — 76; 81 — 87. ßegister zu Bd. 1 — 40). 3 Annales de Chimie et de physique. a) Troisieme Serie: Von Tome X (1844) bis Tome LXIX (1863); es fehlen nur Juliheft von Tome XI, Decbrheft von Tome XII und Septbrheft von Tome XXIV. b) Qua- trieme Serie: Tome I— XIX (1864—1870). 4 Arendt, Rudolph, Lehrb. d. anorgan. Chemie. 1868. 5 Becker, der geheime Weingeist der Adepten. 1862. 6 Bercelius, Jacob, Jahresbericht über die Fortschritte der physischen V^issenschaften. Bd. 12; 15 — 20; 22 — 24 nebst Register. Svan- berg's Fortsetzung Bd. 28 — 30. 7 Dasselbe Werk, aber nur die Bände 18 — 26. 8 BerzeliuS, Anwendung des Löthrohrs in der Chemie. 1821. 9 Beschorner, Verfälschung äther. u. fetter Oele vermittelst Jod, Brom, Kalium und verschiedener anderer Eeagentien zu erkennen. 1840. 10 Bidtel, Jul., Vorkommen der Alkaloi'de in der Rinde der Cinchona lancifolia Mutis. Berlin 1854. 11 Birnbaum, K., Leitfaden zur chemischen Analyse. 1864. 12 Bischof, G., Lehrb. d. Stöchiometrie. 13 Bley, L. Fr,, Fortschritte und neue Entdeckungen im Gebiete der Chemie und Pharmacie. 2 Bde. 1834. 14 Derselbe, Zuckerbereitung aus Runkelrüben. 1836. 15 BÖrhaave, Hermann, Anfangsgründe der Chemie. 1 Bd. (1755). 1 Bd. (1762). 16 Böttcher, Carl, Zucker aus Runkelrüben zu fertigen. 1836. 17 Brandes, Monographie des Ammoniaks. 1826. 18 Buchner, Betrachtungen über die isomeren Körper. 1836, Literatur. 179 19 Buff, H. L., über das Studium d. Chemie. 1868. ^0 , kurzes Lehrbuch der anorganischen Chemie, entsprechend den neueren Ansichten. 18G8. 21 Büttner, Rudolph, Hülfstabellen f. den praktischen Cursus in der qua- litativen chemischen Analyse. 1847. 22 Casselmann, W., Leitfaden f. d. wissenschaftl. Unterricht in der Che- mie. 1, Cursus, 3. Aufl. 1869. 2. Cursus, 2. Aufl. 1869. (Cassel- mann, Analyse des Harns, siehe A^r. 129.) 23 Chaptal, Agriculturchemie. 1824. 24 — , Anfangsgründe d. Chemie. 4 Bde. (1791—1805). 25 Chemisches (früher pharmaceutisches) Centralblatt, Jahrg. 1833 — 1839; 1843— 1S70. [Es fehlen noch die Jahrg. 1840 — 1842 sowie die Jahrg. 1830 — 1832.) 26 Gramer, J. A., Anfangsgründe der Probierkunst, bearbeitet von Gel- iert. 17ü6. 27 Deicke, H,, Sammlung von Aufgaben aus der Chemie. 1861. 28 Deutsche chemische Gesellschaft In Berlin, Berichte. 1868. Nr 1 — 3; 1870. 29 Dumas, Philosophie der Chemie. 1839. 30 Dumenil, Aug., Chemische Analyse anorgan. Körper. 1823. 31a , Chem. Forschungen im Gebiete d. anorgan. Natur. 1825. 31b , Geschichtl. wissensch. Darstell, d. Stöchiometrie und Electro- chemie. 1824. 32 Dyk, C. M. van, Beschrybing van het Decol orimeter von Paycn. 1825. 33 Dessen, Jets over het Cyanuretum Jodii. 1824. 34 Dessen Verhandeling over het gebruik der plantaardige en dierlvke Kool, 1824. 35 Erlenmeyer, Emil, Lehrb. d. organ. Chemie. 1. u. 2. Lieferung. 1868 36 Fahre jeune, M. D. , Memoires sur les alterations franduleuses de la garance. 1800. 37 Fourcroy, chemische Philosophie. 1796. 38 — , System der chem. Kenntnisse. 4 Bände 1801 — 1803. 39 Fremy, ehem. Untersuch, über d. Reifen der Früchte, über Pektose, Pektase etc. ; deutsch v. G rag er. 1851. 40 Fresenius, Rem., Zeitschrift f. analyt. Chemie. Jahrg. 1868 (unvoll- ständig). Jahrg. 18G9 und 1870. 41 Glauber, Joh. Rud., Werke. 3 Bde. 42 Gmelin, Leopold, Handb. d, Chemie. 4. Aufl. VIT. Bds. 1. 2. und .3. Abth. (1862— 1870). Supplementband. 1. u. 2. Abth. 1867 — 1868- Register 1870. 43 Gräger, Nie, die Maasanalyse. 1866. 44 Grotthuss , Th. von, Chemische Aequivalententafel des unorganischen Reiches. 1«21. 45 Hagen'S Grundriss der Experimcntalchemic. 1786. 46 Hartung-Schwarzkopf, über d. Morphium. 1842. 47 Hess, L. Chr., Allgemeines Verfahren zur (jualitativcn Analyse. 1849. 48 Hirzel, H., das Opium u. seine Bestandtheile. 1851. 49a Hofmann, Aug. Wilhelm, Gedächtnissrede auf Thomas Graham. 1869. 49b — — , Zur Erinnerung an Gustav Magnus. 1871. .'>0 Jahresbericht über d. Fortschritte der Chemie, von Liebig, Kopp, Will und Strecker, für 1847 — 1848, 1849—1866; für 1868; 2 Bde. Register; vom Jahrg. 1867 nur die Hefte I. und II. 12* 180 Literatui*. 51 John, Joh. Friedr., ehem. Tabellen d. Pflanzenanalysen. 1814. 52 Journal f. prakt. Chemie, Bd. 1 — 108 (1834 — 1869) und 2 Bände Eegister. (Vollständig.) 53 Journal f. prakt. Chemie, Bd. 1, 2; 5, 6; 10—13; 16; 20—24; 28 — 45; 47, 48; 50 — 60; 82. Dazu noch die unvollständigen Bände 3, 4 und 15. 54 Journ. f. prakt. Chemie. Nur die Bände 6, 30, 34, 35, 37, 38, 40, 42, 43, 45 und 51. 55 Journal für prakt. Chemie, neue Folge, Bd. 1 u. 2 (1870). 56 Journal für techn. u. Ökonom. Chemie, Bände 10 — 18 (1831 — 1833). 57 Kasteleyn, P. J., Chemische Oefeningen. 3 Th. Amsteldam 1785 — 1788. 58 Kastner, vergleichende Uebersicht der Systeme der Chemie. 1825. 59 — , Beiträge z. Begründung einer -wissenschaftl. Chemie. 1. Bd. 1806. 60 Kekule, Aug., Chemie der Benzolderivate. 1867. 61 , Lehrb. d. organ. Chemie. 2. Bds. 1. u. 2. Liefr. 1863—64. 62 Knop, W., Verhalten einiger Wasserpflanzen zu Gasen. 1853. 63 Kritische Zeitschrift f. Chemie. 1 — 7. Jahrg. (1858—1864). 1867. Heft I. 64 Kromayer , August, die Bitterstoffe und kratzendschmeckenden Sub- stanzen des Pflanzenreichs. Erlangen 1861. 65 Kühn, 0. B., Anleitung zu qualitat. ehem. Untersuchungen. Leipz. 1830. 66 Lampadius, der Schwefelalkohol. 1826. 67 Langbein, G., die Genussmittel. 1869. 68 Lavoisier, A. L., Traite elementaire de chimie, presente dans un ordre nouveau et d'apres les decouvertes modernes. Tome I et II (1793). 69 Le Canu, Louis Rene, Etudes chimiques sur le sang humain. 1837. 70 Lehmann, physiologische Chemie. Bd. I. 1842. 71 Lemery, Nicolas, het philosoph. Laboratorium, of der chimisten Stook - huis. t' Amsterdam 1683. 72 , Cours de Chimie. Aufl. v. 1698 und von 1705. 73 Le Wort, Jacobi, Chymia. 1688. 74 Leroy, Recherches sur la nature de l'acide, qui se forme pendant la maturite des fruits des especes du genre Corylus, acide qui reside principalement dansla cupule. 75 Leroy, Examen chimique des turions du houblon. 1839. 76 Liebig, J., chemische Briefe. 2. Abdr. 1845. 77 Lohmann, Darst. d. Zuckers aus Eunkelrüben. 1837. 78 Macquer'S Elemens de chymie theorique. 1749. 79 Maroet, Alex., Untersuchungen über die Harnsteine. 1820. 80 Marchand, Eugene, Compositions des cendres vegetales. 1866. 81 Marquart, Dr. L. Clamor, die Farben der Blüthen. 1835. 82 Meitzen , Dr. E., Plan einer chemischen Lehrmethode für Indu- strielle. 1867. 83 Meyer, Joh. Friedr., chymische Versuche zur näheren Erkenntniss des ungelöschten Kalks. 1764. 84 MitSCherlich, Alexander, Beiträge zur analytischen Chemie. 85 Mohr, Friedr., Lehrb. d. ehem. analyt. Titrirmethode. 2. Aufl. 1862. 86 Montpellier, der hohen Schule daselbst, chymische Lehrsätze. 1755- 87 Muider, Claas, Proeven en Opmerkingen over den invloed van den in verschillenen stofFen gewikkelte metallen op metalloplosingen. 1826. 88 Neubauer, C, Analyse des Harns. 5. Aufl. 1867. 89 Nickles, M. J., Eecherches sur la diffusion du Fluor. 1858. 90 II nuovo Cimento, Tom. I. (Gennajo e Febrajo, 1855). Literatur. 181 91 Payen, A., Handbuch der technischen Chemie, übersetzt von Eng 1er und Stob mann. I. Bd. 1. Liefr. 1870. 1>2 Pfaff, C. H., über d. Newraann'schen Apparat. 1819. 93 Pharmacist and Chemical Record, Chicago, Jul., Aug., üctbr., Deebr. l^;()i). 94 Rothe, Gottfried, Anleitung zur Chemie. 3. Aufl. (1727). 6. Aufl. 95 Ruchte, Kepetitorium d. Chemie. 1863. 96 Santen, von u. Lisch, ehemische Analysen antiker Metalle, aus heid- nischen Gräbern Mecklenburgs. 1844. 97 Scherer, A. N., Grundzüge d. neuen ehem. Theorie. 1795. 98 , Nachträge zu denselben. 1796. 99 Schrön , Ludwig , de analysi mixtionum chemicarum quarum partes nulla sint ratione stoechiometrica conjunctae , neque dum analysis adhi- betur, dissolvuntur. 1838. 100 Schulze, Joh. Heinr., chemische Versuche. 1745. 101 Schweigger's Journal f. Chemie u. Physik (auch Jahrbuch für Ch. u. Ph.). Bde. 31 — 39 (1821 — 1823); 42 — 52 (1821 — 1828); Bd.54, 1828 (unvollständig); 55-09 (1829 — 1833); llegist. z. sämmtl. Bänden. 102 Simon, Franz, Beiträge zur patbologiscben und physiologischen Chemie. 1843. 103 StÖCkhardt, Ad., der ehem. Ackersmann. Nr. 3. 1868. 104 Stratingh, Sibrand, microchemischc Eeageertöstel. 1836. 105 Desselben Morphine u. andere Opium - Bestandtheile. 1823. 106 — Oratio de chemiae recentioris incrementis atque prae- stantia 1825 107 DeSS. , Oratio de continua et admiranda r e r u m m e t a m o r p h o s i chemica. 1832. 108 Dess. , Scheikundig Handboek vor Essay eurs, goud cn Zilver- smeden. 1821. 109 Dess. Stoechiometrie. 1827. 110 Tillmann, a new chemical nomenclature, 1866. 111 Vogel. R. A., Institutioues chemiae. 1762. 112 Westra, J. J., Abhandl. v, Spicssglanze. 1802. 113a Wiegleb, Joh. Christ., Ilandb. d. allgemein. Chemie. 2 Bde. 1786. 113 b Dessen Haudb. d. allgem. Chemie. Bd. 1. Th. 1 u. 2. Bd. II. Th. I. u. II. 1781. In 4 Volume gebunden, mit handschriftl. Be- merkungen. 114 Dessen Anmerkungen zum Handb. d. allgem. Chemie nach der 3. Aufl. 1796. (Manuscript.) 115 Dessen Grundsätze der physik. Chemie. (Manuscript.) 116 Dessen Manuscripte über verschiedene chemische Gegenstände. 117 Wilbrand, J. U. F., Leitfaden f. d. ersten Ucbungen im chemischen Laboratorium. 1867. 118 Wild, J. R., Versuch einer Charakteristik des Ver li ältnissc s der Alclicmic zur Magic, Astrologie etc., mit besonderer Berück- sichtigung der alche mis ti sehen Zeichen. Casscl 1H41. 119 Will, H., Anleitung zur ehem. Analyse. 8- Aufl. 1869. 120 , Tafeln zur ([Ualit. ehem. Analyse. 1869. 121 Wittstein, G. C, Anleitung zur chemischen Analyse von Pflanzen und PHiiiiz.ntbeilcn. li^68. 122 Dessen Grundriss der Chemie. 2. Aufl. 186«. 123 Dessen Widerlegung der chemischen Typcnlehre. 1862. 124 WÖhler, Fr., Grundriss der organ. Chemie. 7. Aufl. bearb. v. Dr. R. Fittig. 1868. 182 Literatur. 125 Wolff, Emil Th. , kurze AnleituDg zur qualitat. ehem. Untersuch, anorg^an, Stotie. 1867. 126 Dessen Quellenliteratur d. theoret. organ. Chemie. 1845. 127 Zeller, Stadien über die ätherischen Oele. 1850. 128 Zettnow. Emil, Anleitung z>:r qualitativen ehem. Analyse ohne An- wendung Ton Schwefelwasserstoff und S chwef elam mo - nium. 1867. 129 Casselmann, Analyse des Harns. 1868. F. Medicin, Chirurgie, Anatomie und Physiologie. 1 Analecta medica, Confluentihus , 1839; Ton Settegast, Ulrich, C. Mohr, Fr. Mohr. Finke. Merke und ^Vegeler. 2 Anhalt- Bernburgische Medicinalordnung. 1820. 3 Archiv d. deutschen Medicinalgesetzgebung und ötfentl. Gesundheits- pflege, Ton E. Müller u A. Ziurek. 2." Jahrg. 1858. 4 Archives de la medicine helge, puhliees par Lequine. Jahrg. 1840 u. 1842 (unTollständig'; 1841- 5 Beissenhlrtz. Fr. Aug., de arsenici efncacia periculis illustrata. 1823. 6 Boerhaave, Hermann, Aphorismi de cognoscendis et curandis morbis. 1747. 7 Dessen geneeskundige Yerhandeling von de Venus - Ziekte. 1741. 6 Dessen Korthondige Spreuken wegen de Ziektens, te kennen en te ge- neizen. 1741. 9 Dessen Tractatus de ririhus medicamentorum. 1740. 10 Bouchardat, Archiv de Physiologie, de therapeutique et d'hygiene. Janvier 1854. Memoire sur la Digitaline et la digitale, par E. Homolle et Quevenne. Oct. 1854. Sur les Ferrugineux par Quevenne. 11 Brandt. J. Friedr. , Obserrationes anatomicae de instrumento vocis mammalium. 1826- 12 Catlin, George, Geschlossener Mund erhält gesund, 1870. 13 Diruf, Oscar, über das Chinoidin in chem.j pharmaceut. u. therap. Beziehung. 1851. 14 L'Echo medical, Tome III (1869) bis Tome V (1861) (unvollständig). 15 Forke , physiolog. und therapeut. Untersuchungen über das Vera- trin. 1837. 16a Froriep. L. Fr. von, Xotizen aus dem Gebiete der Natur- u. Heil- kunde. 4. u. 5. Bd. (1823); 6 — 15. Bd. (1824 — 1826); 16, 19 — 21. Bd. 1827 u. 1828); 36 — 50. Bd. (1833 — 1836) u. die Jahrgänge 1837 und 1838. 16b Froriep, R., Heilwirkungen der Eleetricität. 1843. 17 Gouzee, de rophthalmie qui regne dans l'armce helge. 1842- 18 Gubler. Adolphe, Commentaires therapeutiques du Codex medicamen- tarius. Paris 1868- 19 Hamilton, David, Geneeskonst-oeffeninge; Gierst - koors ; geschied- gevallen etc. 1713. - 20 Hannover. Königreich, Grundzüge d. MedicLnalordn, f. dasselbe. 1850. 21 Harless, Chr. Fr., de Arsenici usu in Medicina. 1817. 22 Heilkunde, die, u. das Apotheker gewerbe. Friedrichshafen 1859. 2oa Heister, Laurentius, practica! geneeskundig. Handboek 1762. 23b Hellwig, phvs. mediein. Lesicou (siehe unter A. Xr. 7). 24 Holscher, Hannover' sehe Annalen f. d. gesammte Heilkunde, neue Folge. 1 — 3. Jahrg. (1841— 1843). Literatur. 183 25 Homoeopathic medical Society of the State of New- York. Trans- actions for 1863 — 1865. 26 Horner, medical topography of Brasil and Urugay. Philadelphia. 1845. 27 Loeseken'S Therapia specialis interna, oder gründl. Anweisung zur Erkennung u. Cur der innerlichen Krankheiten des menschl. Körpers, 1761 — 1763. 4 Theile in 3 Einbänden. 28 Luther, de arscnico albo. 1843. 29 Medicinisch- chirurgische Monatshefte, von E. Friedrich u. Al- fred Vogel: 1. u. 2. Jkl. (1857); 4—11. Bd. (1858 — 1862); 13. u. 14. Bd. (1S64\ Es fehlen die Bände 3 und 12. 30 IMedicinisches Correspondenzbiatt bayerischer Aerzte. 1843. 31 Mühry. Yergleichung der Medicin in Frankreich, England u. Deutsch- land. 183G. 32 Ordnung Friedrich II. f. d. Collegium medicum zu Cassel. 33 Piderit U. Theopold, ärztlicher Rath im Betreff d. Nervenfiebers. 1841. 34 Plenck, Jos. Jac, Art, den mit der Lustseuche angesteckten Kranken das Quecksilber zu geben. 1773. 35 , körte lecrsteUingen d. allgemeenen oefi'uenden Heclkunde. 1776. 36a Richter, Christ. Friedr., Erkenntniss des Menschen nach dem Leibe u. d. natilrl. Leben; Unterricht v. d. Gesundheit u. deren Erhaltung. Haus-, Eeise- und Feld -Apotheken. 1725. 36 b Rollfink, Guerneri, Epitome etc. (siehe unter J, Nr. 54; dieses Werk ist mit Hoffmanni Clavis S chroederiana zusammengebunden). 37 Sammlung von Natur- u. Medicin -Geschichten; von einigen Bress- lauer Aerzten. 1717 u. 1719. 38 Schneider, Joseph, die heilige Pflicht der Mütter, ihre Kinder selbst zu stillen. Ic23. 3U Dessen Schrift über Systemsucht , Mode und Sectcngeist unter den Aerzten; nebst einem Anhang über Arrow -Eoot und Crotonöl. 1823. 40 Schuster, medic. chym. Lexikon. 1756. 41 Schwarzbuch über die dänische Missregierung im Herzogth. SuhUswig. Einleitung: das Medi cinal wesen. Kiel 1864. 42 Sturm. Adolph, de erysipelate reccns iiatorum. 1842. 43a Surgeon General's Office, Washington, Cataloguc of thc Army me- dical Museum. Jan. 1. 1863. 43 b Dess. Report on Barraks and Hospitals. 44 Dess. Report of amputation at the Hip- Joint in Military Surgery l>^67. Circular Nr. 7. War Department. 45 Dess. Report of epidemic Cholera in the Army of thc United Staates, During the year 1866- Circular Nr. 5. War Department. 46 Dess. Report on the extent and naturc of thc matcrials availables for the preparation of a medical and surgical history of the Re- bellion. 1865. Circular Nr. 6. War Department. 47 Dess. Report of Excision of the Head of Fcmur for Gunshot injury. Circular Nr. 2. War Department. Jan. 2. 1869. •iS Dess. Sickncss an Mortality of the Army during thc first year of the War. Circular Nr. 15- Sept. 8. 1863. 49 Taxe für Medicinalpersonen; Hannoversche Gesetzsamndung. 1835. 50 ThÜSSink, Th. A. , Abhandlung üb. die Masern u. über das schwefeis. (,'hiiiiu. l-.'H. '>l Tilesius, Tbioric der flechtcnartigen Ausschläge. 1802. b'J Transactions of thc «täte medical socicty, Albany. 1856. 184 Literatur. G. Toxikologie , gerichtliche Chemie, Hygiene , Nahrung s- tmd Genussmittel- kunde, polizeilich- chemische Untersuchungen. 1 Berend, Nicol., zur Chloroformcasuistik. 1850; 1852. 2 Bonnewyn, Empoisonnement ä la suite de Temploi de l'jodure de po- tassium. 3 Cailletet, Cyrille, Essai et dosages des huües, des savons et de la farine de Lle. 1859. 4 Duflos, Adolph, die Prüfung chemischer Gifte. 1867. 5 , die wichtigsten Lebensbedürfnisse, ihre Aechtheit u. Güte. 1846. 6 Gille, Norbert, Falsiflcations d. substances alimentaires. Bruxell. 1853. 7 Gmelin, Ch. G., Versuche über die Wirkung des Earyts, Strontians, Chroms, Molybdäns, Wolframs, Tellurs, Titans, Osmium, Platins, Iri- dium, Rhodium, Palladium, Nickels, Kobalts, Urans, Cers, Eisens und Mangans auf den thierischen Organismus. 1824. 8 Herberger, über Anwendung der Marsh'schen Probe bei gerichtl. ehem. Untersuchungen. 1840. 9 Kreutzer, Oesterreichs Giftgewächse. 1838. 10 Otto, Julius , Anleitung zur Ausmittelung der Gifte. 2. Aufl. 1857. 11 Orfila, Toxikologie, übersetzt von Hermbstädt. 4 Thl. in 2 Bänden. 12 Riedel , Rückblicke auf die Fortschritte in der Pharmakologie u. To- xikologie. 1850. 13 Tschutli, J. J. von, die Kokkelskörner u. d. Pikrotoxin. 1847. 14 Voget, Giftpflanzen. 1880. 15 Witting, Ernst, Erfahrungen im Felde der Toxikologie, mit einer Vorrede von Friedrich Stromeyer. 1827. H. Balneologie. 1 Allgemeine ibalneologische Zeitung. 1. Jahrg. (1867). 2. Jahrgang Nr. 1 — 4 und Nr. 10 — 12. 1868. 2 Archiv f. Balneologie. Bd. 1 (1862 in 2 Abth.). Bd. 4 (1865). 3 Balneologisohe Zeitung von Spengler. Bd. 1 — 8 (1855 — 1859). 4 Bley, L. Fr., Taschenbuch für Aerzte, Chemiker u. Badereisende. 1831. 5 Bentheimer Schwefelbrunnen, analysirt von Wilmans. 1819. 6 BÖgner, J,, die Entstehung der Quellen, namentl. der Mineralquel- len. 1843. 7 Eilsen'S (Eilzen's) Schwefelwässer, von Du Menil. 8 — Heilquellen, von Heineken. 1808. 9 Eger- Franzensbad, von Köstler. 1855- 10 Emser Thermen, von L. Spengler. 1859. 11 Genth, A., Wassertrinken und Stoffwechsel. 1856. 12 Giesshübeler Sauerbrunnen (König Otto's Quelle) von Lösch- ner. 1855. 13 Gleichenberg'S Mineralquelle, von Siegmund. 1840. 14 Heilbrunner Adelheidsquelle in Bayern, jod- und bromhaltig, von Wetzler. 1839. 15 Lippspringer warme Quellen, nach Meyer und Schmied. 16 Marienbader Kreuz- und Ferdinandsbrunnen. 1826. 17a Meinberg'S Mineralquellen und Schwefel- Schlammbäder , von R. Brandes. 1832. 17b MÜhry, Adolph, medicin. Fragmente: a) Seebaden und Seebäder; b) Kuh- u. Menschenpocken. 1841. 18 Neumann, K. G., Deutschlands Heilquellen. 1845. 19 Norderney, Seebad; von Bluhm. 1824. Literatur. 185 20 Norderney, Seebad; nach W. von Halem. 1822. 21 — von C. Mühry. 1836. 22 Nordseebad Dangast, von Schüssler. 1868. 23 Osann , E., Uebersicht der wichtigsten Heilquellen im Königreiche Preussen. 1827. 24 Pyrmont'S Mineralquellen, von Menke. 1818. 25 Saidschitzer Bitterwasser, von ßeuss. 18ii8 u. 1886. 26 Renseignement sur les eaux ameres de Saidschitz. 27 Seebäder, medicin. Fragmente über dieselben, von Mühry (siehe Xr. 17b I. 28 Soden und seine Heilquellen, von Küster. 182). 29 Tatenhausen, Grafschaft Ravensberg, seine Mineralquellen und Miue- ralschlammbäder, von ß. Brandes u. K. Tegeler. 1830. 30 Wetzler, Gesundbrunnen u. Bäder im Über - Mainkreise des Königrei- ches Bayern. 1823. I. FJuirmacie. a) .Allgemeine pharmaceutische Verhältnisse und Angelegen- heiten, Apothekergesetze, Arzneitaxen, Phar maco pö en. 1 Anhalt'sche Arzneitaxe. 1832. 2 Bayern, Sammlung d. Gesetze u. Verordnungen über d. Apothekerwe- seu iu Bayern u. der Pfalz, von C. Hoffmann. 1848. 3 ßillige Preise der Apotheker waaren; eine Preisschrift. 1795. 4a Bley, L. Fr., Nothwendigkeit der Vertretung d. Pharmacie bei den Medicinalbehürden. 1838. 4 b , Wünsche und Hoffnungen für die Pharmacie. 5 Denkschrift über d. derzeitigen Standpunkt und d. Verhältnisse djer Pharmacie in Deutschland, entworfen vom Directorium des Nord- deutschen Apothekervcrtins 1845. 6 L. F. Bley u. W. Hartmann, der Apotheker u. das Publikum. 1848. 7a L. F. Bley u. Walz, neue Denkschrift über d. nothwendigen Eeformen der pharmaceut. Verhältnisse in Deutschland. 1851. 7b Bodart, Projet d'organisation de la pharmacie. 1866. 8 Braunschweig, Gesetz über d. Handel mit Arzneiwaaren , Farbwaaren u. Giften v. 21. März 1843. 9 BUchtIng, Adolph, Bibliotheca pharmaceutica. Nordhausen 1869. 10 Calsse generale de province et des retraites des pharmaciens de France. IIa Compte rendu des rc^unions genörales du cercle pharmaceutique du Haut- Rh in. C'olmar 1869.*) 12 Congres des societcs de pharmacie de France. 8. Session ä Strass- b o u r g. 1864. 13 Ehrmann , Erörterungen über pharmaceut. Zustände in Oesterreich. Olmiitz. 1845. 14 Geiger, Rh. L., Ideen über eine Apothekertaxe. 1819. 15 Hänie, l-lntwurf rincr allfrcmeinfn u. beständigen Apothekertaxe. 1818. 16 Hannoverische Apothekerverordnung. 1821. 17 — Arzneitaxen 1814 (Oct.), 1846 (April u. Octbr.). 18 — Gesetzsammlung, Stücke derselben mit Taxen f. Aerzte, und Apo- theker aus den Jahren 1833, 1835, 1837 und 1841. *j Hb Compte rendu des congrrjs pbarmaceutiques , röunies en Au- gust 1867 ä l'Ecoic Buperieure de Pharmacie de Paris. 1868. 186 Literatur. 19 Hartmann, Dr. G., Handverkaufstaxe f. Apotheker. 1869. 20 Hessische (Grossherzogl.), Instruction f. Apotheker. 21 Hessisches (Grossherzogl.), Eegierungsblatt. Nr. 15, vom 6. Juni 1821 mit Giftgesetz. Nr. 28, vom 2. Oct. 1822 mit der Medicinal- ordnung. 22 Hessen, Grossherzogthum, Medicinalwesen, v. Fr. v. Ritgen. 2 Bde. 23 Kittel, M. B., Entwurf und Vorschlag zu einer Apotheker - Ord- nung. 1830. 24 Kurhessische Medicinalordnung. 25 — Apothekertaxe. 1842. 26 Macher, Matthias, Apothekergesetze in Oesterreich. 1857. 27 , Apotheker wesen in d. Österreich. Staaten. 1840. 28 Maisch, John, Report of Legislation, regulating the practica of Phar- macy in the United States. 1868. 29 Maisch, John, Draft of a Law, to regulate de practice of Pharmacy, Philadelphia. 1869. 30 Martius, System einer Arzneitaxe nach Procenten. 1826. 31 Meciclenb. Schwerin , die gegenwärtige Stellung der Apotheker da- selbst. 1838. 32 , Medicinalordnung. 1815. 33 ■, Medicinalpolizei, von Dornblüth. 1834, 1840. 34 Meyer, was fordern die Medicinalordnungen von d. Apothekern. 1803. 35 Müller, Joseph, das Apothekerwesen. 1844. 36 Pharmaceut. Polizei, Beiträge zur Verbesserung derselben. 37 Plan zur Reform der Pharmacie in dem Oesterreichi sehen Kai- serstaate, V. Fr. Abi 1851. 38 Oldenburg- Jeversche Arzneitaxe. 1842; 1859. 39 Pharmaceutical Society of Great Britain, founted 1841. London 1863. 40 Preussische Arzneitaxe, von Ziurek. 1853. 41 Preussisches Apothekerwesen, Gesetze und Verordnungen, in Bezug auf dasselbe; von Lindes. 1836. 42 Protokolle über Apotheker -Conferenzen v. 20. Januar bis I.Februar 1845 in Berlin. 43 Reichard, Beiträge zur Geschichte der Apotheken. 1825. 44 Sachsen -Gothaische Apotheker- Ordnung. 1694; 1718. 45 Schmidt , D. P. H., Entstehung der Apotheken in Schleswig, Holstein und den dänischen Provinzen. 3 Bändchen. 1822. 46 Schmidt, der Aeltere, Enstehung der Apotheken in Dänemark und Schleswig - Holstein - Lauenburg. 1835. 47 Wald , H. , Schutz des Gemeinwohls und nicht 'Willkühr der Arznei- verkäufer. 1863. 48 Westrumb, über Arzneitaxen. 1797. 49 WÜrtembergische Medicinalpolizei. 1840. a) Dispensatorien und Pharmacopöen. 1 Dispensatorium Augustanum. 1716. 2 • — pharmaceut. Austriaco - Vieunense. 1729, 1737. 3 ■ — ■ borusso-brandenhurgicum. 1734. 4 — galeno - chymicum, mit a) Johauni Renodaei (Jeau de Renou) Institution, pharmaceut. und b) Josephi Quercetani (Jos. du Chesne) Pharmacopoea. 5 — hamburgense, 1716. . Literatur. 187 6a The Dispensatory of de royal College of physicians, London, trans- lated into english bei II. Pemberton, 2. edition. 17-18. 6 b Dispensatorium Pragense 1739. 7 a Pharmacopoea Augustana restituta. 1673. 7b Riegel, Emil, Pharmacopoea medicaminuni, quae in Pharmaco- poea badensi non recepta sunt. 1854. (Siehe unter J, b. Nr. 82.). 8 Pharmacopoea Bateana. 1691. 9 — borussica, erläutert von Dulk. 2. Th. 4. Aufl. 10 — borussica, von Zier. 1828. IIa — danica. 1840. IIb — extemporanea, von Füller. 12 — harlemensis. 1741. 13 a — Hassiae electoralis. 1827. 13 b Kurhessische Pharmacopöe, deutsche Uebersetzung. 1827. 14 Pharmacopoea leidensis. 1732. 15 — londinensis. 16 — Oesterreichs, mit Anmerkungen von J. B. Trommsdorff. 1821. 17 — der Oestenrykischen Staaten. 1780. 18 — parisiensis, seu Codex medicamentarius parisiensis. 19 a — persica. 1681. 19b Pharmacia rationalis, Cassellis 1779. (Siehe J, b. Nr. 76.) 20 Pharmacopoea rotterodameusis. 1728. 21 — sleswico-holsatica, 1831; mit Nachträgen bis 1843. 22 — der vereinigten Staaten von Nord- Amerika. 1842. 23 — universalis von Geiger. Pars I. 1835. 24 a — universalis d. i. allgemeiner medic. chymischer Arzneischatz von Johann Schröder. 1746. 24 b — "Wirterabergica. 1754. 25 Zweifer, Johann, Pharmacopoea regia. 1675. b) Pharmaceutische Journale, pharm. Lehrbücher, auch solche chemischen Inhaltes. 1 Abi, Friedr., Revisions- Protokoll (gekrönte Preisschrift). 2 American Journal of Pharmacy, editcd by William Procter. 3. Se- ries. Vol. I (1853), Vol. III (1855) und Vol. XVI — XVIII (1868 — 1870). Ein Stück, Sept. 18-58. 3 American pharmaceutical association, Proccedings at the annuals mee- tiugs held in Philadelphia (1857) , AVashington (1858), Philadelphia (1862), Baltimore (1863) , Cindnnati (1864), Boston (1865), Detroit (1866), New -York City (1867), Philadelphia (186S) u. Chicago (1869). 4 Annual Report of the Progrcss of Pharmacy, by Frederic Hoff mann, Philadelphia 1869. 5 Apotheker, der, Jahrg. 1 und 2; 4; 7—10 (1861 — 1870). Es feh- len die Jahrgänge III, V und VI. 6 Apothekerzeitung, Leipzig, Jahrg. 1868 und 1869. 7 Archiv der Pharmacie, M. 1 — 39 (1822—1831), Bd. 51 — 194 (1835— 1870k Ergänzungsheft zu 1855 — 1857. liegister zu den Jahrgängen 1822—18.57. 8 Artus, pharmaceut. Zeitschrift. 1. Heft 1843. (Ist mit Witting's iJoiträgdi f. 2, unvollständig); Vol. 16a; 16b (dieses unvollständig); 17 n. 18 (18.08 u. 1859). .Scries II. Vol. 1 (1860). Vol. 2a (unvoll- ständig), 2b; ;}— 9. SericB III. Part. 1—5. 74 Pharmaceutische Post, Wien. Jahrg 1868, 1869. 190 Literatur. 75 Pharmaceut. Zeitschrift f. Russland. Jahrg. 1 — 3 (1862 — 1865). Jahrg. 5-9 (1866 — 18(0). 76 Pharmacia rationalis, Cassellis, 1776 (vergleiche J. a, a, 19 b). 77 Pharmacia centrale de France, Compt. rendu de l'assemblee g^n6- rale du 14. Aout 1858. 78 Philadelphia College of Pharmacy, 5. annual Report of the Alumni Association. 1869. 79 Quarterly Journal and Transactions of the pharmaeeutieal Society of Victoria, Melbourne, 1858. Vol. I (Nr. 1—4); Vol. II. (JSTr. 5). 80 Riecke, die neueren Arzneimittel. 1837. 81 Riegel, E. A, Emil, Anleitung zur Kenntniss und Prüfung der Arznei- mittel. Trier 1842. 82 Riegel, Emil, Pharmacopoea medicaminum , quae in Pharmacopoea baden si non recepta sunt, 1854 (vergleiche J, a, a, 7b). 83 Röhr U. Hoffmann , Notizen aus der prakt. Pharmacia. Bde. 17, 19, 20 (1853 — 1856). Dieselben, später von Kühtze. Bde. 21 — 26 (1857 — 1862). Es fehlt Bd. 25. 84 RolofF, Anleitung zur Prüfung der Arzneikörper. 1820. 85 Sande, von dem u. Samuel Hahnemann, die Kennzeichen der Güte und Verfälschung der Arzneimittel. 1787. 86 Schweizerische Wochenschr. f. Pharmac. Jahrg. 1—8 (1863—1870). 87 Schweizerische Zeitschr. f. Pharm. Jahrg. 1 — 7 (1856—1862). 88 Sembenini, Annuario delle Scienze chimiche, farmaceutiche e medico- legali 1842 und Nr. 3 vom Jahrg. 1843. 89 Spina, DavidiS de, Manuale siveLexiconpharmaceutico-chymicum. 1702. 90 Taschenbuch f. Scheidekünstler u. Apotheker, f. 1780, 1781, 1803, 1828. 91 Trommsdorff, J. B,, Allgemeines pharmaceut. ehem. Wör- terbuch, 4 Bände. Dazu noch 2 Suppleraentbände. 92 Dessen Apothekerschule. 1810. 93 — Journal der Pharmacie, Bd. 1 (1794) bis Bd. 8 (1800) Bd. 23 — 26 (1814, 1817). Register (1817). 94 Dessen Neues Journal der Pharmacie. Bd. 1' — 18 (1817 — 1829). Bd. 20 — 27 (1830 — 1834). 95 Dessen Taschenbuch f. Chemiker u. Apotheker. 1828. 96 L'Union pharmaceutique, Janvier, Mars, Mai 1865. 97 Varnhagen, Pharmaceutische Monatsblätter. 1. Bd. 1821. 9S — , Versuch einer tabellar. Uebersicht der Nomenclaturen. 99 Wackenroder, H., Protokollnetze zum Gebrauche bei Apotheken-Vi- sitationen. Jena 1836. 100 Weber, Jos., Nestor d. k. k. Feld-Apoth.-Branche. Nekrol. Prag 1853. 101 Wild, R., Bereitung u. Prüfung der seit dem Erscheinen der Kurhes- sischen Pharmacopöe neu aufgenommenen Arzneimittel. 1842. 102 Witting, E. , Beiträge f. d. pharmaceutische und analytische Chemie 1. u. 2. Heft 1821. (Ist mit Artus' pharmaceut. Zeitschrift 1. Hft. ' 1843 zusammengebunden; vergl. J, b, Nr. 8.) 103 Witting U. Varnhagen, Lexicon d. ehem. u. pharm. Nomenclatur. 1822. 104 Wittstein, G. C. , Viereljahrsschrift für praktische Phar- macie. Bd. 1 — 19 (1852-1870). 105 Wurzer, Medic. pharmaceutische Receptirkunde. 1839. 106 Würtembergischer Apotheker- Verein, Correspondenzblatt desselben. 3. 5. u. 7. Jahrg. (1835, 1837, 1339). 107 Würtemberg. pharmac. Verein, Verhandlung. Nr. lu.2. Nr. 6(1833). 108 Zapp, Ed., Anweisung zur Prüfung und Aufbewahrung der Arznei- mittel. Köln 1853. 109 Zeitschr. d.allgem. Österreich. Apothekerver. Jahrg. 1 — 8 (1863—1870). Literatur. 191 c) P h a r m a c o g n s i e und M a t c r i a m e d i c a. 1 Batka, Joh. B., Abstammunj^ der S eniie sblätter (aus dem 7. Jahrg. d. botaii. Zeitung besonders abgedruckt). 2 Dessen, Monographie der Cassiengruppe Senna. 18G6. 3 Benites, Jose M., Principios para la uiateria niedica del pais; secunda edicion por A. Ernst. Caracas 18G9. 4 Berg, Otto, Pharmaceut. Waarenkunde. 4. Aufl., bearb. von August Garcke. 1869. 5 Bergen, Heinrich von, Versuch einer Monographie der China. 1. P>d. Text. 2. Bd. Abbildungen. 6 Capaun , Gedächtnisstafcln für die vegetabilische Rohwaarenkunde in pharmaceut. Beziehung. 1842. 7 Cartheuser, Friedr.. Fundamenta matcriac medicae. Bd. I. u. 11. 8 DioSCOrides, Pedanii Anazarbei, de mediciuali materia libri sex. 1549. 9 Dasselbe Werit. ]5asileae 1,539. 10 Ehrmann, M. S., Handbuch d. Pharmacognosie. 1854. 11 Engerer, Karl, inländisches Opium anzufertigen. 1819. 12 FlÜCkiger, F. A., Lehrb. d. Pharmacognosie d. Pflanzenreichs. 18G7. 13 Garten der Gesundheit (Ilortus sanitatis): Hie hevet an de lustighe unde genochligke Gaerde d'suntheit. Lübeck 1492. 14 6eoffroy, Stephan Franz, Abhandlungen von der Materia medioa. 8 Theile (in 7 Einbänden). L5 Graf, Siegmund, die Fieberrinden. 1824. IG Guibourt, pharmaceut. Waarenkunde, übersetzt von G. W. Bise hoff. 1. Abtb. 1828. 17 Howard, John Eliot, Examination of Pavou's Collection of Peruvian Barks, contained in the British Museum. London 1853- 18 Jobst, Ausstellung v. Droguen, 1834, m. Beitrag, f. d. Pharmacognosie, 19 Lemery, Nie, vollständiges Materialien -Lexicon. 20 Martius, C, Monographie der Sennesblätter. 1857. 21 Martius, Th. W., Grundr. d. Pharmacognosie d. Pflanzenreichs. 1832. 22 Dessen ostindische Rohwaarensammlung in Erlangen. 1853. 23 Menke, de leguminibus veterum. 1814. 24 Peckolt, Th. , Apoth. in Cantagallo, Brasilien, Explicat^'öes sobre a colle(;:1o de Pharmacognosia. 1861. 25 PhÖbuS, Fb., d. Belondre- Bouchardat'schen Chinarinden. 1864. 26 Rhode, ^^onographiae Cinchonae gcneris tentamen. 1804. 27 Schroff, C. D. , Ritter von, Lehrbuch der Pharmacognosie. 2. Aufl. Wien 1869. 28 Spielmann, Reinbold, Instilutioncs matcriac medicae. 1774. 29 Trommsdorff, J. B., Handb. d. pharmac. Waarenkunde. 3. Ausg. 1822. 30 Weidinger, G., Waarenlexikon der chemischen Industrie und d. Phar- macie 1868—1869. 31 Wiessner, J., die technisch verwendeten Gummiarten, Ilarze und Bal- same. 1869. 32 Wigand, A., Desorganisation der Pflanzcnzelle , insbesondere über die physiolog. Bedeutung von Gummi und Harz. K. Handel und Gewerbe. Allgemeine Waarenkunde. Inditslrichlältcr, pobjfechniHche Journale, {techniHche Chemie und chcmiitche Technologie), Nationalökonomie, landwirthnch. fiehriffen, gemeinnützige If^i.s.senschaßcn. 1 Artus' Viortcljalirfischrift f. technische Chemie. 3. u. 4. Jalirg. (1861, 1H«;2). 5. Jahrg. (18G3, unvollständig). 192 Literatui*, 2 Böttger, Rudolph, poli technisclies Notizblatt. Jahrg. 1 — 25 (1846 — 1870) uebst Eegister über Bde. 1—20, vollständig. 3 Dingler'S polytechniscbes Journal. Bd. 143. (Hette 1 und 2, 5 u. 6. 1857). Bde. 144 — 146. (1857). 4 Eisner, L., chemiseb-technische Mittheilungen für 1848 — 1850 und für 1868 — 1869. 5 Erhart, Balthasar, Pflanzenhistorie. 1 — 12. Bd. (in 4 Einbänden). 6 Gewerbverelnsblatt d. Provinz Preussen. 4. Jahrg. (1849). 6— 9. Jahrg. (1851-1854). 13. Jahrg. (1858). Jahrg. 1861. Eegister zu Jahrg. 1846—1860. 7 Glocker, E, Fr., Karte von den land- und forstwissenscbaftl. Boden- classen der Königl. Preussischen Oberlausitz. 8 Hager -Jacobsen'S Industrieblätter. Jahrg. 1867 (unvollständig). Jahrg. 1868—1870. 9 Henkel, die Natm-producte und Industrie - Erzeugnisse im Welthan- del. Bd. 1 u. 2 (1868—1869). 10 Dessen allgemeine "Waarenkunde. 1. u. 2. Liefrung. 1870. 11 Dessen Waarenlexikon. 2. Ausg. 6. Liefr. 1871. 12 Hergt, Anleitung, trockene Hülsenfrüchte und andere Gartengewächse ■weich u. schmackhaft zuzubereiten. 1802. 13 Jahrbücher der Königl. Akademie gemeinnütziger Wissen- schaften zu Erfurt. Neue Folge. Jahrg. 1860. 14 Karmarsch, die höhere Gewerbsschule zu Hannover. 2. Aufl. 1844. 15 Leipziger Blätter f. Gewerbe, Technik u. Industrie. 1. Bd. 1867 (unvollständig). 2 — 4. Bd. (1868—1870). 16 Leutniann, Vulcanus famulans, oder sonderbare Feuernutzung. 1723. 17 Liebig'S Justus von, naturwissenschaftl. Briefe über d. moderne Land- wirthschaft. 1859. 18 Miscellaneen zur Unterhaltung in müssigen Stunden. Hadamar 1859. 19 Nürnbergisches Magazin zum Nutzen und Vergnügen. 1. Heft. 20 Polytechnisches Centralblatt für 1840. 21 Polytechnischer Verein zu Würzburg, in den ersten 50 Jahren seines Bestehens. Bei-icbt von Chemnitz. Würzburg 1856. 22 Poppe, Moritz, Noth- u. Hülfs - Lexicon. 3 Bände. (1811 — 1815). 23 Die Speiseanstalt v. Georg Egestorff in Linden b. Hannover. 1855. 24 Süss , C. F. , Ofeneinricbtung für Braunkohlen. 1835. 25 Stöckhardt, Ad., chemischer Ackersmann. 1868. Nr. 3. 26 a Statuten der Westphälischen Gesellschaft z. Beförderung vaterlän- discher Cultur. 1840. Verzeichniss der Mitglieder dieser Gesellschaft. 26b Wagner, Job. Rud,, die ehem. Technologie. 7. Aufl. 1868. 27 Würzburger gemeinnützige Wochenschrift des polytechnischen Vereins daselbst. Jahrg. 1851 — 1870. 1—20. Jahrgang. Vollständig. 28 Zeitschrift des landwirthschaftl. Centralvereins der Preussischen Provinz Sachsen. Jahrg. 1870. Jena, den 20. Juli 1871. Dr. H. Ludwig, a. Prof. Halle Buchdiuckerel des Waisenhauses. ARCHIV DER PHARMACIE. CXCVII. Bandes drittes Heft. A. Origiiialuiittlieiluiigeii. I. ClieiTiie "and Pharmacie. Beiträge zur Keimtiiiss des Aiitiiiioiis ; von B. ü n g e r. (Aus dem Laboratorium von E. deHaen&Co., ehem. Fabrik Linden vor Hannover.) In Folgendem finden sich solche Beobachtungen aufge- zeichnet, welche bei Gelegenheit der Dai'stellung von Gold- schwefel gemacht wurden; sie beziehen sich auf die Theorie der Bildung des Schlippe 'sehen Salzes und nehmen desshalb ein wissenschaftliches Interesse in Anspruch. Die bekannten Vorschriften zur Darstellung dieser, durch ihre grosse luy- stallisationsfähigkeit so ausgezeichneten Verbindung weichen in einem auffallenden Grade von einander ab, und es lässt sich nicht leugnen, dass die Arbeiten mit dem Antimon in dem Grade von Schwierigkeiten heimgesucht sind , dass das eingehendste Studium noth wendig ist, um sich gegen Täu- schungen zu wahren. Xach analytischer Erörterung dreier Antimonverbindungen soll das Für und Wider eines hypothetischen Körpers geprüft werden, ohne dessen Annahme eine Erklärung der Vorgänge nicht wohl möglich erscheint; daran wird Theoretisches sich knüpfen, und zum Schluss einer neuen Vorbindung Erwäh- nung geschehen. Natriumsulfantimoniat. Bei Berechnung der Vcrsuchszahhsn war es nirht gleich- gültig, wie gross das Aequivalent des Antimons angenommen Ari'b. d. i'barui. ÜXCVII. liih. :'.. Hfl. 1.'; 194 Beiträge zur Kenutniss des Antimons. würde, ob zu 129 wie früher, oder niedriger, vielleicht zu 120, wofür neuere Bestimmungen sprechen. Es wurde dess- halb reines S chlippe'sches Salz von hellweingelber Farbe durch Umkrystallisiren von grossen Tetraedern erhalten, durch eine Säure 'zersetzt, und zwar wurde die heisse wässrige Lö- sung des Salzes in verdünnte siedende Salzsäure gegossen, damit sich nicht durch Einwirkung von Luft auf den ent- weichenden Schwefelwasserstoff Schwefel ausschiede und dem Goldschwefel beimengte. Dieser wurde nach dem Auswaschen gepresst, bei lOO^C, getrocknet, und gewogen; er ist als ein Körper, welcher durch Reiben stark elektrisch wird, kaiim hygroskopisch. Der wenige im Filter haftende Goldschwefel wurde mit etwas verdünnter Kalilauge ausgezogen , nach Zu- satz von Säure durch Schwefelwasserstoffgas gefällt, auf ein kleines gewogenes Filter gebracht, gewaschen, getrocknet und gewogen. Andererseits wurde das salzsaure Filtrat abge- dampft, der Rückstand in schwefelsaures Natron verwandelt, geglüht und gewogen; dies erwies sich frei von Chlornatrium und neutral. 7,347 Grm. S chlippe'sches Salz gaben 3,084 Grm. Goldschwefel und 3,291 Grm, schwefelsaures Natron. Der Goldschwefel trat an Weinsäure 0,0145 Grm, Antimonoxyd ab, welches beim Trocknen durch Wasserzersetzung gebildet war, und enthielt folglich (nach SbS^ -\- 3 HO = SbO^ + 3HS + 2S) auch noch 0,0032 Grm, Schwefel beigemengt; danach sind die 3,084 Grm. Goldschwefel = 3,0864 Grm. SbS5. Die 3,291 Grm. schwefeis. Natron entsprechen 1,8077 Grm. NaS (Na = 23, S = 16), und das Aequivalent des Antimons berechnet sich zu 119,76. In naher TJebereinstimmung damit ist allen Berechnungen die Zahl 120 zu Grunde gelegt. bereclinet gefunden SbSß 200 41,76 42,01 3 NaS 117 24,43 24,60 18 HO 162 33,81 Differenz 33,39 479 100 100. Beiträge zur Kenutniss des Antimons. 195 Offenbar hatte das Salz, als es zur Analyse angewandt wurde, bereits etwas Wasser verloren, obgleich man ihm dies nicht ansehen konnte, denn die Krystalle waren vollkommen klar; bekanntlich verwittern sie an der Luft, leichter noch über Schwefelsäure, aber es geht nur ein Theil des Wassers freiwillig fort, 7,347 Grm. feingepulvert, hatten nach 17tägi- gem Stehen über Schwefelsäure 1,7875 Grm. Wasser verloren = 24,33% oder 13 Aequivalente, welche der Rechnung nach 24,42% ausmachen. Hieimach besteht über Schwefelsäure getrocknetes Schlip- pe'sches Salz aus 3]S^aS,SbSö -[- 5H0. Antimonsaures Natron. Eesonders in Betracht kommt bei Darstellung des Schlip- pe' sehen Salzes das antimonsaure Natron, da es in beträcht- licher Menge auftritt. Dieses Salz hat eine verschiedene Zusammensetzung je nach seiner Darstellung und die Ver- schiedenheit erstreckt sich nicht nur auf den Wassergehalt, sondern auch auf das Verhältniss zwischen Basis und Säure. Analysirt wurde es theils durch Erhitzung mit Salmiak, theils nach einer neuen Methode, welche den Vortheil hat, dass man auch das Antimon in wägbarer Form erhält. Sie grün- det sich auf die Eigenschaft antimonsaurer Salze, beim Er- hitzen mit Schwefel üreifachschwefelantimon und schwefel- saures Salz zu geben, so dass ans antimonsaurem Natron ein Gemenge von Dreifachschwefelantimon mit schwefelsau- rem Natron entsteht, aus welchem das Letztere durch Wasser leicht entfernt werden kann. Es sind nicht die antimonsau- ren Salze allein, welche durch Schwefel so vollständig iimgc- wandelt werden, sondern auch die gesammtcn Oxydationa- stufen; die Antimonsäure fiir sich, sowie das Antituonoxyd werden auf diese Weise zu Dreifachschwcfelantimon. Dieselbe Methode wurde auch mit viel Zcitcrsparniss gebraucht, um den Gehalt der verschiedenen Schwefelantimone an Metall zu erfah- ren , indem man stets Dreifachschwcfelantimon erhält. Es ist eine sehr schwache Eriiitzung zu dieser Umwandlung nöthig, 13* 196 Beiträge zur Kenntnlss des Antimons. eine schwächere, als das rothe amorphe Dreifachschwefelaii- timon für sich ohne freien Schwefel verträgt, um in schwarzes krystallinisches verwandelt zu werden. Im Zusammenhange damit steht, dass reines Fünffachschwefelantimon *) eine stärkere Erhitzung, ohne sich zu schwärzen, verträgt, als wenn es mit Schwefel gemengt ist; ebenso, dass Antimonoxyd oder Antimonsäure, wenn sie dem Groldschwefel beigemischt sind, beim Erhitzen rascher Schwärzung veranlassen, als bei rei- nem Goldschwefel, indem der loser gebundene Schwefel im Fünffachschwefelantimon schon bei gelinder Erhitzung aus den Oxyden schwarzes Schwefelantimon erzeugt. Hierin liegt die Erklärung für die scheinbar paradoxe Thatsache , dass beim Vulkanisiren von Kautschuk mit Goldschwefel, wie es im Grossen stattfindet, dieser von den gedachten Verunreini- gungen frei sein muss, wenn nicht bei der Temperatur, welche sich als zweckmässig für dies Verfahren herausgestellt hat, Missfärbung eintreten soll. Der bei diesen Bestimmun- gen eingeschlagene Weg bestand darin, die Substanz in einem Porzellan tiegel mit Schwefel zu mengen , diesen bedeckt in einen grösseren Tiegel (der Wärmeleitung wegen am besten von Platin) mit Deckel zu stellen, auf dessen Boden sich etwas Schwefel befand, und Alles über der Lampe so gelinde zu erhitzen, dass sich am Deckelrande nur stets ein schwaches blaues Flämmchen zeigte. Sobald dieses erlosch, wmrde die Lampe entfernt, und nachdem die im Tiegel befindliche schweflige Säure gegen Luft ausgetauscht wai-, derselbe gewo- gen. Hat man nicht stärker, als nöthig, erhitzt und die Lampe *) Aus der Thatsache, dass Schwefelkohlenstoff aus Goldschwefel Schwefel auszieht, hat man gefolgert, Goldschwefel müsse ein Gemenge von Dreifachschwefelantimon mit Schwefel sein. Wurde wirklieh reiner Goldschwefel genommen, so betrug der Schwefelyerlust jedoch nie mehr als 5,66%. Diese Constanz zeigt uns, dass Goldschwefel nicht ein Ge- menge, sondern vielmehr eine Verbindung ist; denn aus dem Gemenge würde Schwefelkohlenstoff den sämmtlichen freien Schwefel ausziehen. Es ist wohl möglich, dass 3 SbS^ durch Schwefelkohlenstoff disponirt werden SbS3 -|- 2 SbS^ zu bilden , in diesem Falle müsste der Verlust an Schwe- fel 5,33% betragen. Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 197 rechtzeitig entfernt, so hat der Tiegelinhalt völlig die Farbe von Sjjiessglanz , ist krystallinisch , und es findet sich nichts sublimirt. Durch Fällung des Products der Einwirkung von Kali- lauge auf Spiessglanz mittels Natronlauge erhjilt man die bisher stets beobachtete Verbindung NaO, SbO^ -J- 7 HO , a; durch Kochen des Filtrats von dieser Verbindung mit Schwe- fel erhält man NaO, SbO^ -j- 6 HO , b; durch Kochen von Spiessglanz mit Kalilauge und Schwefel und Fällung der Auflösung mittels Natronlauge erhält man GNaO, 5SbO^ + 38 HO , c; dieselbe Verbindung erhält man, wenn man die salzsaure Auflösung von antimonsaurera Natron, welches sich bei Darstellung von Schlippe' scher Lauge ausschied, mit AVeinsäure versetzt, mit Wasser verdünnt, und mittels kau- stischer Natronlauge im Ueberschuss fällt, d. berechnet nach NaO, SbOe-f-VHO a) 5,675 Gr. Verl, durch Glüh. 1, 398 Gr.=24,547oHO,-24,80»/o HO, 3,678 „ „ „ „ 0,907 „ =24,66 „ „ b)5,843 „ „ „ „ 1,32 „ =22,59 „ „ 2,6745, „ „ „ 0,602 „ =22,51 „ „ Der Kost, mit Schwefel erhitzt, lieferte 1,818 Grm. SbS^ und 0,775 Grm. NaO, S0=^ oder 1,7314 Grm. SbO-"^ und 0,3384 Grm. NaO ; gefunden berechnet nach NaO, SbO'' -{- 6 HO NaO 12,65 12,65 Sb05 64,74 65,31 HO 22,51 J2>04 99,9"~ fOÖ." c) 4,138 Grm. verlor, durch Glühen 1,066 Grm. = 25,76% HO, d) 4,078 „ „ „ „ 1,055 „ - 25,87 „ „ . Der Rest hinterliess nach dem Glühen mit Salmiak 1,054 Grm. NaCl, welche 2,5495 Grm. AgCl gaben = 0,5512 Grm. NaO; gefunden bor. nach 6 NaO, 5 SbO'^' + 38 HO NaO SbO-"^ HO 13,51 2.5,87 14,00 60,24 2.5,76 100. 198 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. Dieses Salz verlor über der Lampe bei sehr schwacher Hitze, so lange noch eine Glasplatte beschlug, 17,52% = 26 Aeq. HO; ber. 17,627o- Es ist wahrscheinlich die Ver- bindung, welche den Eückstand der Kochungen von Schlip- p e ' scher Lauge ausmacht ; doch ist statt ihrer künftig der Einfachheit wegen und weil dadurch kein wesentlicher Fehler bedingt wird, nur stets die neutrale Verbindung in die For- meln aufgenommen. Die Auflösung lässt Lackmus fast unver- ändert, doch erscheint auffallenderweise durch sie ein empfind- liches blaues Papier etwas geröthet, sobald es wieder trocken geworden. Das Salz ist in reinem Wasser schwerlöslich; eine Auflösung, durch langsames Auswaschen auf dem Filter erhalten, hielt in 100 Grm. 0,085 Grm, Salz. Seine Lösung, bei freiem Luftzutritt verdampft, giebt einen Rückstand, wel- cher nebenbei etwas kohlensaures Natron enthält. Das ge- glühte Salz tritt an Wasser kaustisches Natron ab, jedoch nicht so viel, dass das neutrale NaO, SbO^ zurückbliebe; 4,523 Grm. geglühtes Salz treten an Wasser ein Quantum kaustisches Natron ab, welches, in kohlensaures verwandelt, 0,037 Grm. wog = 0,0216 Grm. NaO. Da die geglühte Ver- bindung 18, 86^0 NaO enthält, von diesen jedoch nur 0,48^0 frei geworden waren, so erkennt man, dass die durchs Glühen bewirkte Spaltung eine nur oberflächliche ist. Crocus Antimonii. Die dritte der in Betracht kommenden Antimonverbin- dungen ist Spiessglanzsafran , der bekannte cit rongelbe Körper, welcher sich gleich im Anfang durch Einwirkung von kaustischer Lauge auf Dreifachschwefelantimon bildet. Er ist völlig amorph, nach dem Trocknen in gelinder Wärme von bräunlicher Ocherfarbe, entwickelt im Kölbchen über der Lampe Wasser und schmilzt unter Schäumen zum Glase, welches in der Hitze braun, in der Kälte gelb ist, ohne dass Schwefelantimon sublimirt wird. Er lässt sich nicht so aus- waschen, dass das Waschwasser ein empfindliches rothes Lackmuspapier nicht mehr bläute, doch sind es nur Spuren einer löslichen basischen Verbindung, welche sich bilden. Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 199 1,627 Grm. wurden mit Weinsäure behandelt, es schied sich schön rothes Schwefelantimon aus = 0,423 Grm,, welche, mit Schwefel erhitzt, 0,4025 Grm. SbS^ gaben. Das Filtrat lieferte, mit Schwefelwasserstoff behandelt, 1,1342 Grm. Schwefelantimon, welches, mit Schwefel erhitzt, 1,118 Grm. SbS^ gab, entsprechend 0,9582 Grm. SbO^. Das letzte Filtrat gab, auf ein kleines Volum eingeengt und mit Salzsäure, Platinchlorid und Alkohol versetzt, 1,251 Grm. Kaliumplatinchlorid = 0,2416 Grm. KO, berechnet nach 3 (SbS3,H0) -f gefunden 6(KO,Sb03) + SbS3 0,4025 24,74 25,63 Sb03 0,9582 58,89 58,59 KO 0,2416 14,85 14,43 Diflerenz 0,0247 1,52 HO 1,35 1,627 100 100. Ob jedoch Crocus von einer frischen Darstellung dieselbe Zusammensetzung zeigt, oder ob diejenigen Recht haben, welche sie als schwankend bezeichnen, muss dahingestellt bleiben; ebenso, ob der ISJ'atroncrocus analog zusammen- gesetzt ist, eine Frage, die sich desshalb vielleicht nicht ent- scheiden lässt, weil bei Einwirkung von Natronlauge auf Spiessglanz auch antimonsaures K^atron auftritt, welches sich dem Crocus beimengt und w^ohl nicht von ihm getrennt wer- den kann. Wenn der Kalicrocus , sei es Antimonoxyd oder Anti- monoxydkali beigemengt enthalten hätte, so würde man darin mikroskopische Krystalle entdeckt haben ; da sich solche nicht vorfanden, so ist es wahrscheinlich, dass Crocus kein Gemenge, sondern von bestimmter atomistischer Zusammensetzung ist. Betrachtungen. Behandelt man Dreifachschwefelantimon mit kaustischer Natronlauge, so erhält man, wenn dies bei gewöhnlicher Tem- peratur geschieht, nebst Crocus und antirnonsaurem Natron, welche zu Boden fallen, eine fast ungefärbte Flüssigkeit, 200 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. nicht gelb, sondern gelbgrün wie Chlorgas, nur dass sie noch schwächer gefärbt ist. Aus dieser fällen Säuren Dreifach- schwefelantimon, dessen Schwefelgehalt man etwas höher findet, als er dem Dreifachschwefelantimon zukommt; es ent- weicht zugleich Schwefelwasserstoffgas und in der Flüssigkeit findet man kein Antimon weiter. Da sich Crocus mit seinem bedeutenden Antimonoxyd- gehalt bildet, welcher offenbar durch Umsetzung mit Natron entsteht (SbS^ + 3NaO = SbO^ + 3NaS), und da mithin durch die Erzeugung von Schwefelnatrium ein Lösungsmittel für angewandtes Schwefelantimou gegeben ist, so leuchtet es ein, dass Säuren daraus wieder Dreifachschwefelantimon fäl- len müssen; aber das gleichzeitig in erheblichem Maasse auf- tretende antimonsaure l!*[atron beweist, dass diese Erklärung auf eine gewisse und zwar die grösste Menge des ange- wandten Schwefelantimons nicht passt. Da nemlich der Sauerstoff dieses Körpers nur vom Natron herstammen kann, denn Wasserstoffgasentwicklung findet nicht statt, so ist e"s klar, dass Dreifachschwefelantimon einen Theil seines Schwe- fels hergegeben haben muss, um an das Natrium zu treten, welches seines Sauerstoffs beraubt wurde, nach der Gleichung: 3SbS3 + 6NaO =NaO, SbO^ + 5NaS Spiessglanz + Natron = antimons. Natron + Schwefelnatrium + 2SbS^ -f Z weifach-Schw^efelantimon. Schon Earaday sprach die Vermuthung aus, es müsse ein Zweifachschwefelantimon existiren; dargestellt ist es noch von Niemandem. Dreifachschwefelantimon wurde mit Natronlauge behandelt: das Filtrat wurde mit Salzsäure ver- setzt; die ersten Flocken hatten die Farbe des Goldschwefels, die letzten waren nussbraun, die ganze Fällung war roth- braun, wie Kerraes; dabei nahm die Flüssigkeit den intensiven Geruch des Schwefelwasserstoffs an. Der Nieder- schlag wurde mit Wasser gewaschen, dann mit absolutem Alkohol, darauf bei 80*^0. getrocknet: er war braunroth, fast schwarz und gab beim Feinreiben ein helles Pulver, dem Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 201 Goldschwefel recht ähnlich, nur etwas brauner; durch Druck wurde er halbmetaHisch- graphitfarbig. 2,385 Grm. verloren bei II60C. 0,018 Grra. = 0,760/0. Von dem Erhitzten gaben 1,369 Grm. bei Behandlung mit Schwefel 1,3325 Grm. SbS^; und 0,998 Grm, nach Extraction mit Wein- und Salzscäure 0,989 Grm. ÖbS^ und 0,009 Grm. SbO^; die Zusammensetzung ist: 96,17 SbS3 1,00 Sb03 2,83 S 100. Wiederholte Versuche gaben ähnliche Zahlen. Ist somit erwiesen, dass auf diesem Wege nicht Zweifach-, sondern Dreifachschwefelantimon erhalten wird, so entsteht die Frage, ob nicht dennoch Zweifachschwefelantimon in der Flüssigkeit präexistire, aber in Gegenwart von Körpern, welche es im Augenblicke der Fällung in Dreifachschwefelantimon umwan- deln. Diese Frage scheint aus zwei Gründen verneint wer- den zu müssen: es können • nur solche Körper in Betracht kommen, welche Schwefel abzugeben im Stande sind, nemlich Mehrfach - Schwefelnatrium und unterschwefligsaures Natron ; ersteres ist schon der Farbe nach zu urtheilen nicht in der Flüssigkeit enthalten, welche nahezu farblos ist, während die Polysulfurete intensiv färben; dann aber kann Mehrfachschwc- felnatrium sich primär auch desshalb nicht bilden , weil man nicht mit Natrium operirt, sondern mit Natron, denn 2SbS3 + Na= 2SbS2 + NaS^; von secundären Reactionen und dem spurenweisen Auftreten von Körpern muss bei dieser Betrachtung abstrahirt werden. Unterschwefligsaures Natron könnte, als die Elemente von schwefligsaurem Salz und Schwefel enthaltend, geeignet erscheinen, um Zweifachschwefelantimon im Moment der Aus- scheidung höher zu bch\N'efeln: man findet es bei verschiede- nen Darstellungen in der Flüssigkeit in verschiedenen Men- gen, doch nicht in Quantitäten, welche die Annahme gestatten, daws es hier wesentlich sei; ein Quantum Spiessglanz mit 202 Beiträge zur Keiintniss des Antimons. einem Schwefelgehalt von 1,33 Grm. gab eine Flüssigkeit, deren unterschwefligsaures Natron einem Gehalte von 0,0268 Grm. Schwefel entsprach, d. i. 2^0 von sämmtlichem Schwe- fel, ein anderes Mal waren 14% Schwefel zu unterschwef- ligsaurem Salze verwandt: sein Vorkommen gehört nicht dem Prozess an, sondern ist secundärer ]^atm\ Es kann auch nicht wohl anders sein, denn die Bildung von unterschwef- ligsaurem Salze neben Zweifachschwefelantimon setzt die Ab- scheidung von Natrium voraus: 2SbS3+ 3NaO = 2SbS2-f NaO,S2 02 + Na. SauerstofFabsorption aus der Luft findet im ganzen Verlaufe des Schlippe' sehen Prozesses nicht statt, oder -richtiger gesagt: Schlippe' sehe Lauge lässt sich auch bei Luftab- schluss darstellen. Es möge vergönnt sein, die Reactionen, welche die am Schlippe'schen Process betheiligten Körper auf einander ausüben, vor Augen zu führen: besonders haben wir die des Schwefelnatrium zu betrachten, da dieses in vorwiegen- der Menge auftritt und leicht an der Schwefelwasserstoffent- wicklung durch Säuren erkannt werden kann. Das zu den folgenden Eeactionen benutzte Schwefelnatrium war durch Sättigen eines Volums von starker kaustischer Natronlauge mit Schwefelwasserstoffgas und darauffolgende Zugabe des nemlichen Volums derselben Lauge bereitet;- es war farb- und geruchlos. Wurde es mit der kleinsten Menge Schwefel ei'wärmt, so färbte es sich gelb und lieferte so den Beweis der Abwesenheit von Polysulfuret in farblosen Flüssigkeiten. Die E,eactionen damit sind folgende-: 1) Antimonoxyd löst sich in Schwefelnatriumlauge leicht zu einer Flüssigkeit von der Farbe des Chlorgases; Salzsäure schlägt daraus orangefarbiges Schwefelantimon nie- der, eine spätere Trübung durch ausgeschiedenen Schwefel findet nicht statt. Mithin bildet sich Dreifachschwefelantimon. 2) Antimonsaures Natron löst sich langsam in Schwefelnatriumlösung, selbst beim Erwärmen, doch sättigt sie sich, wenn man ihr Zeit lässt, reichlich damit. Aus der fast farblosen Lösung schlagen Säuren Goldschwefel nieder, Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 203 ohne dass demselben freier Schwefel beigemengt wäre. Es bildet sich also Natriumsulfantimoniat. 3) Eeibt man sehr fein gepulvertes schwarzes Drei- fachschwefelantimon mit wenig starker Schwefelnatrium- lauge zusammen und erwärmt auf 20 bis 30*', so entsteht ein Brei von dem schönen Ansehn f ei nzertheilten me tallischen Kupfers. Paihrt man die Masse in vielem Wasser auf, so schillert sie lebhaft und lässt zuerst ein Pul- ver vom Ansehn des Spiessglanzes fallen, später den kupfer- farbig schillernden Körper, welcher, trocken vom Filter genommen, wie frisches galvanoplastisches Kupfer aussieht; beide lassen sich wegen des grossen Unterschieds in ihrem specifischen Gewichte durch wiederholtes Schlämmen völlig trennen. Das kaum gefärbte, gelbliche Filtrat setzt beim Con- centriren durch Abdampfen eine tief braune Substanz ab, und wenn man diese durchs Pilter entfernt und das Filtrat weiter verdampft, so bekommt man noch mehr von derselben Substanz. Aus der Mutterlauge schiessen spärliche sehr kleine Krystalle von tetraedrischer Form an; fügt man aber zur Mutterlauge noch Schwefel natrium, so erhält man Schlippe'- sches Salz in erheblicher 3Ienge; auch wenn man die ausge- schiedene*tief braune Substanz in Schwefelnatrium löst, so bildet sich in der fast farblosen Lösung eine reichliche Menge von Seh lippe'schem Salz. Es wurde umkrystallisirt , in Wasser gelöst und mit Säure zersetzt; von dem erhaltenen Goldschwefel gaben 2,5515 Grm., mit Schwefel erhitzt, 2,1495 Grm. SbS^ (die Rechnung verlangt 2,1432 Grm. SbS^); mit- hin war Fünffachschwefelantimon gebildet. Der feste Körper vom Ansehn des Spiessglanzes war unangegriffenes Dreifachschwefelantimon; denn 1,9435 Grm. desselben gaben, mit Schwefel erhitzt, wieder 1,9435 Grm. SbS^ Würde man jedoch, um das sämmtliche Schwefelanti- mon umzuwandeln , die Menge des Schwefelnatrium erheblich vermehren, so erhielte man weniger von dem kupferfarbigen Körper; dasselbe scheint stattzufinden, wenn man die Sub^ stanzen, auch wenn sie im geeigneten Veriiältniss gemischt 204 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. sind, viele Stunden auf einander einwirken lässt, indem dann das schöne brouceartige Ansehn einem hellen glanzlosen Zie- g-elroth weicht: ein gutes Verhältniss ist dasjenige gleicher Aequivalente ; der Versuch war in der Absicht angestellt, zu erfahren, ob SSbS^ + Sl^aS geben würden , 3NaS, SbS^ + 2SbS2. Der kupferfarbige Körper hält, bei 1 00 ** getrocknet, Wasser zurück; er enthält ausserdem Schwefelnatrium, Eine damit vorgenommene Analyse führte zur Formel NaS, SbS5, 2H0 + SSbS^. "Wenn jedoch der Körper durch eine Säure zersetzt wird, so resultirt der Analyse nach Dreifachschwefelantimon; 1,644 Grm. des bei 135° getrockneten durch Säure ausgeschiedenen Schwefelantimons von einer anderen Darstellung des kupfer- fai'bigen Körpers wogen nach dem Erhitzen mit Schwefel 1,641 Grm. , während sie hätten 1,683 Grm. wiegen müssen, wenn aus SbS^ -j- 3SbS^ geworden wären 4SbS^ Der kupferfarbige Körper wird vielmehr im Zustande der Reinheit, was seine Antimonschwefelungsstufe angeht, aus SbS^ + 2SbS^ bestehen, denn nur aus einer solchen Vermischung kann SbS^ hervorgehen ; ausserdem wird er unter dem Einfluss des vie- len Waschwassers einen Theii seines ursprünglichen Schwe- felnatrium eingebüsst haben. Dass der Körper nicht wasser- und schwefelnatriumhaltiges Dreifachschwefelantimon sei, folgt aus dem Auftreten des vielen Fünffachschwefelantimons ; dieses lässt nur zwei Annahmen zu: entweder spaltet sich Dreifach- schwefelantimon in Fünffach- und Zweifachschwefelantimon, oder das Fünffachschwefelantimon empfängt einen Theil seines Schwefels vom Schwefelnatrium; in diesem Falle müsste es Halbschwefelnatrium Na^ S geben. Erwärmt man schwarzes Dreifachschwefelantimon mit Schwefelnatriumlösung, von welcher man nach und nach soviel zusetzt, bis Alles klar aufgelöst ist, so findet man, dass dazu ungefähr soviel Schwefelnatrium nöthig ist, als der Gleichung SbS3 + 4ms = SbS^ + 2Na2S entspricht; dieser Versuch wurde in der Absicht gemacht, um zu erfahren, ob eine Säure aus der Auflösung Fünffach schwefelantimon fällte, d. h. ob Beiträge zur Kenntuiss des Antimons. 205 Schwefelnatrium Schwefel an das Dreifachschwefelantimon abträte. Der nach dem Trocknen kermesbraune Körper zeigte jedoch die Zusammensetzung- des Dreifachschwefelantimons.*') Dieser Versuch hat indessen keine Beweiskraft; denn gesetzt, in der Flüssigkeit befanden sich wirklich SbS^ + 2Na^S, so würden Säuren, falls nicht auch H^S existirte, doch wieder Dreifachschwefelantimon fällen. Wird die Flüssigkeit mit Alkohol versetzt, so fallen farblose Krystaile zu Boden, darüber befindet sich eine ölar- tige Schicht, und obenauf eine leichtbewegliche. Letztere enthält eine geringfügige Menge von Einfachschwefelnatrium nebst Spuren einer Antimonverbindung; in der ölartigen Schicht sowohl, als in der Auflösung der farblosen Krystaile entstehen beim freiwilligen Verdunsten Tetraeder von Schlip- p e ' schem Salz, die sich auf Zusatz von Schwefelnatrium noch vei'mehren; die Auflösung enthält zugleich ein federförmig wie Salmiak anschiessendcs ungefärbtes Schwefelantimonsalz. Da nun, wenn die Reaction nach Maassgabe des obigen Schemas stattgefunden hätte, nur Fünffachschwefelantimon ge- bildet sein würde, was jedoch nur zu einem Theile geschah, so dürfen wir annehmen, dass eine Spaltung des Dreifach- schwefelantimons stattfand, dass aber das Schwefelnatrium keinen Schwefel zur Bildung des Fünffachschwefelantimons hergab. Wäre übrigens die Alternative, uns für einen der hypothetischen Körper, entweder für Zweifachschwefel- antimon oder für Halbschwefelnatrium zu entscheiden, so dürften wir gewiss nicht zweifelhaft sein; kennen wir doch beim Arsen, welches dem Antimon in seinen Verbindungsver- hältnissen mehr gleicht, als irgend ein anderer Körper, im Realgar das Zwcifachschwcfelarscn und finden so eine Stütze mehr für die Ansicht, dass auch Antimon im Stande sein werde, dieselbe Schwefelungsstufc zu bilden. •) Genau so war es freilich nicht, denn 2,9005 Gr0i., bei 1.35» ge- trocknet, gaben, mit Schwefel erhitzt, 2,89C Grni. RbS", wonach die Ziisam- nif.nHctzung S<),'2r>'\'„ SbS" und 19,7r)"/„ Sl) S'"' wiirc. lU\m Erhilzon im Külbchen über der Lampe sublimirte wirklich Schwefel. 206 Beiträge zur Kenntnis s des Antimons. Man wird vergeblich versuchen , den Schlippe' sehen Process im Einklang mit allen Erfahrungen in Formeln aus- zudrücken, wenn man von dem hypothetischen Zweifach- schwefelantimon abstrahirt, während sich im Gegentheil Alles klar darlegen lässt, sobald man es als existirend be- trachtet. Soviel ist gewiss, dass , wenn wir künftig zu einer richtigen Einsicht über den Körper gelangen, die Haltung der Formeln dadurch nicht alterirt werden wird; die Formeln drücken Thatsachen aus, während ihre Deutung auf unsrer Anschauung beruht: so hat er ein Eecht wenigstens auf unsere Duldung. Theorie. Um Einsicht in die Veränderungen zu erlangen, welche der Spiessglanz durchmacht, wenn er der Einwirkung von kaustischer Lauge und Schwefel ausgesetzt wird, wurde zuerst untersucht, welche Producte sich bilden, wenn kausti- sche Lauge auf Dreifachschwefelantimon einwirkt, und darauf ermittelt, in welcher Weise der Schwefel auf diese Producte reagirt. Es wurde hierzu aber nicht Natronlauge genommen, weil sie Unklarheit in die Erscheinungen bringt, indem sich das schwerlösliche antimonsaure Natron mit anderen festen Körpern mengt, von denen es nicht wohl zu trennen ist; son- dern Kalilauge, und es unterliegt gewiss keinem Zweifel, dass die Bildungsverhältnisse beim Kalium- und Natriumsulf- antimoniat analog sind. 4,656 Grm, schwarzes Dreifachschwefelantimon, aufs feinste gepulvert, wurden bei gewöhnlicher Temperatur mit über- schüssiger starker Kalilauge zusammengerührt, wodurch sofort Crocus entstand; nach Zugabe von Wasser und nach kurzer Digestion wurde der Crocus abfiltrirt, gewaschen und in gelin-- der Wärme getrocknet; er wog 1,796 Grm. und enthielt 1,1988 Grm. Sb; es war der Crocus, mit dem die obige Analyse ausgeführt ist. Das Filti%t, so lange mit Salzsäure versetzt, bis sich die rothen Flocken nur träge lösten, dann mit Manganclilorürlö- sung behandelt, und am folgenden Tage filtrirt, gab eine Beiträge zur Kenntiiiss des Antimons. 207 Flüssigkeit, aus welcher durch Schwefelwasserstoff und Salz- säure sich nach längerem Stehen etwas Schwefel von röthli- cher Farbe aussonderte, dieser wog getrocknet 0,0537 Grm,, und die Hälfte davon oder 0,0268 Grm. giebt zufolge der Reaction XaO,S202 -f 2HS + HCl = NaCl + 3 HO + 4S die Quantität Schwefel an, welche im unterschwefligsauren Salze enthalten sein musste. Der rothbraune Niederschlag, von dem das unterschwef- ligsaure Salz abfiltrirt war, wurde mit Salzsäure zersetzt und damit digerirt, es Hess sich Schwefelwasserstoff durch den Geruch wahrnehmen; es wurden 3,288 Grm. Schwefelantimon erhalten, diese gaben, mit Schwefel erhitzt, 2,966 Grm. SbS^, worin 2,1185 Grm. Sb. Gefunden wurden einerseits 1,1988 Grm. Sb im Crocus 2,1185 „ „ „ rothen Schwefelantimon 3,3173 Grm. Sb statt 3,3257 Grm. Sb , welche sich in dem angewandten Spiessglanz befanden; andrerseits 0,3168 Grm. S im Crocus 0,8475 „ „ „ rothen Schwefelantimon 0,0268 „ „ „ unterschwefligsauren Salze 1,1911 Grm. S statt 1,33 Grm. S, welche 'im Spiess- glanz vorhanden waren. Der Schwefelgehalt des unterschwefligsauren Salzes be- trägt nur 2% von sämmtlichem vorhandenen Schwefel und er.scheint daher für dieses Stadium des Processes irrelevant. Es wurden bei ähnlichen Versuchen andere Quantitäten unterschwefligsauren Salzes gefunden, so z. B. mit einem Schwefelgehalt, welcher darthat, dass der siebente Theil von sämmtlichem Schwefel zu seiner Bildung gedient hatte; allein es wurde in der Folge beobachtet, dass das unterschweflig- saure Salz namentlich beim Erwärmen entsteht, und erkannt, dass seine Bildung den Process der Schi ippe' sehen Lauge in diesem Stadium überhaupt nichts angehen kann, wie diöses bereits oben dargethan ist. * Zur Bildung dos C'rocus wurde der dritte Theil von KKiiuntli( h(iiii Antituon verwandt, aber auch sie ist für den 208 Beiträge zur tenntniss des Antimons. Process von keiner Bedeutung. Crocus ist aus Antimonoxyd und Scliwefelantimon zusammeng'esetzt und wir haben gese- hen, dass Ersteres sich in einer Flüssigkeit, welche Schwefel- natiium enthält, in Schwefelantimon verwandelt. Im Einklänge damit lieferte ein neuer Versuch', bei welchem die kaustische Lauge viel länger eingewirkt hatte , eine Quantität Crocus, dessen Antimongehalt nur den dreizehnten Theil vom gesamm- ten Antimon ausmachte. Sein gänzliches Verschwinden wurde ebenfalls noch beobachtet, wovon etwas später ein Beispiel augeführt werden wird. Was das rothe Schwefelantimon anlangt, welches durch Säure gefällt war, und wesentlich aus Dreifach seh wefelantimon bestand, so ist bereits gesagt, dass es als solches an dem Process keinen Theil haben kann: der Grund hierfiir liegt in dem Auftreten der Antimonsäure , wovon der folgende Ver- such handelt. 17,75 Grm. schwarzes Dreifachsehwefelantimon wurden mit Kalilauge digerirt : die vom Crocus durch Filtration getrennte Flüssigkeit wurde mit !Natronlauge gefällt : im anti- monsauren Natron fanden sich 3,122 Grm. Sb. Da die angewandte Substanz 12,67 Grm. Sb enthielt, so war der vierte Theil vom Antimon zu antimonsaurem Na- tron geworden. Hätte auch der Crocus durch Umwandlung in Schwefelantimon seinen Antheil an antimonsaurem Salze geliefert, so wäre mehr als der vierte Theil des Antimons in antimonsaures Natron verwandelt worden. Bildet sicli antimonsaures Natron aus Dreifachsehwefel- antimon und Natron, so kann es nur geschehen, indem das Schwefelantimon Schwefel verliert, denn 3SbS3+ 6NaO =NaO, SbO^-f 2SbS2 -{- 5NaS. Wird die erhaltene Flüssigkeit mit Schwefel gekocht, so löst dieser sich auf, und es bildet sich von neuem antimon- saures Alkali. IJm zu erfahren, wie sich die beiden Quantitäten von antimonsaurem Alkali zu einander verhalten, wurde ein unge- wogenes Quantum von Spiessglanz mit Kalilauge zersetzt. Beiträge znr Kenntniss des Antimons. 209 Aus dem Filti'ate wurde durch Natronlauge antimonsaures Natron geschieden, es wog 20,1 Grm. und enthielt nach vorgenom- mener Analyse eines Theils davon durch Erhitzen mit Schwe- fel 9,495 Grm Sb. Das Filtrat vom antimonsauren Natron wurde mit Schwefel gekocht; das neuerdings entstandene antimonsaure Natron wog 13,15 Grm. und zeigte, wie das vorige behandelt, 6,44 Grm. Sb an. Das Verhaltniss ist wie 3 : 2,03 oder es wurden bei der ersten Operation 3. bei der andern 2 Th. Antimon in antimonsaures Salz umgewandelt. 3Sb S3 4- 6NaO hatten gegeben NaO, SbO^ + Spiessglanz -f- Natron = antimons. Natron -j- 2SbS2 -f 5NaS, Zweifachschwefelantimon -J- Schwefelnatrium oder, was dasselbe ist, 98bS3-|- 18NaO = 3(NaO,Sb05) + GSbS^-j- l5NaS; das antimonsaure Natron scheidet sich grossentheils aus, das im Schwefelnatrium gelöste Zweifachscliwefelantimon wird durch den nöthigen Schwefel und die noch fehlende Lauge in neue Producta verwandelt, deren eins, das antimonsaure Natron, zweidrittelmal mehr wiegt, als die zuerst gebildete Menge ; danach werden 6SbS2 + 15NaS -j- 12NaO -|- 188 = Zweifachschwefelantimon Schwefelnatrium die noch fehlende Lauge nebst Schwefel 2(NaO,SbO^) -1- 4(3NaS, SbS^) -|- 13NaS antimons. Natron Schlippe'sches Salz + Schwefelnatr. oder 9SbS3 -I- 30 NaO -I- 18S liefern 5(NaO, SbO^) -j- _ Spiessglanz kaust. Natron Schwefel antimons, Natron 4(3NaS, SbS^) + 13NaS. Schlippe'sches Salz Schwefelnatrium. Die Ausbeute an Schlippe'schem Salz ist aber bekannt- lich in Wirklichkeit grösser und die Menge des Schwefel- natrium geringer; erwärmt man Schwefolnatrium mit antimon- saurem Natron, so entstehen, wie früher gezeigt worden ist, Natron und Schlippe' «ches Salz: Arrb A. Pbarui. fJXCVIl. B(1h. .i. Hfl. 14 210 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. smS + NaO, SbO^ = 6NaO + 3NaS, ShS^ Nach dem Schema sind 13 Aequivalente freies Schwefel- natrium vorhanden, welche einen so grossen Ueberschuss von antimonsaurem Natron vorfinden, dass sie vollständig in Schlipp e'sches Salz übergeführt werden können. Der Ein- fachheit wegen wollen wir die Aeq. des Schemas in Gewichts- mengen ausdrücken: 1512 Th. Spiessglanz SbS^ 930 „ Natron NaO " 288 „ Schwefel S 2730 Th. geben 955 Th. antimons. Natron NaO, SbO^ 1268 „ Schlippe'sches Salz 3NaS, SbS^ 507 „ Schwefelnatrium NaS 2730 Th. Da nun 312 Thl. Schwefelnatrium d. i. 8 Aeq. mit 191 „ antimons. Natron d. i. 1 Aeq. oder 503 Th. im Stande sind 186 Th. Natron d. i. 6 Aeq. und 317 „ Schlippe'sches Salz d. i. 1 Aeq. oder 503 Th. zu bilden; so werden die disponibeln 507 Th. Schwefelnatrium sich mit 310,37 Th. antimonsaurem Natron zu 302,25 Th. Natron und 515,12 Th. Schli ppe'schem Salz umsetzen. Es bilden sich aus 1512 Th, Spiessglanz SbS^ 930 „ Natron NaO 288 „ Schwefel S 2730 Th. Eohmaterial 644,63 Th. antimons. Natron NaO, SbO^ 1783,12 „ Schlippe'sches Salz 3NaS, SbS^ 302,25 „ Natron NaO 2730,00 Th. Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 211 Da aber das letzte Glied, Natron, auf das Schlippe'- sche Salz so einwirkt, dass antimonsaures Natron entsteht, so muss dieses Natron durch Zusatz von Schwefel in unwii'k- sames Schwefelnatriuni übergeführt werden. Nach 3NaO + 4S = 2NaS + NaO S^O^ sind für 302,25 Th. Natron 208 Th. Schwefel nöthig, diese geben 253,5 Th. Schwefelnatrium und 256,75 Th. unterschwefiigsaures Natron. Die erforderlichen Quantitäten sind also: 1512 Th. Spiessglanz SbS^ 930 „ Natron NaO 496 „ Schwefel S 2938 Th.; sie geben: 644,63 Th. antimons. Natron NaO, SbO^ 1783,12 „ Schlippe'sches Salz 3NaS, SbS-' 253,50 „ Schwefelnatrium NaS 256,75 „ unterschwefligs. Natron NaO, S^O^ 2938,00 Th. Vergleichen wir einige Versuchszahlen mit den wichtige- ren Forderungen, welche die Theorie stellt, nemlich mit der Ausbeute an antimonsaurem Natron und Schlippe'schem Salz. 4,478 Grm. reines Dreifachschwefelantimon, worin 3,198Grm. Sb, mit den berechneten Mengen von Natronlauge, dann von Schwefel 1 Stunde gekocht, gaben einen Rückstand, welcher aus reinem antimonsauren Natron bestand im Gewicht von 2,731 Grm., von denen 1,821 Grm. durch Erhitzen mit Schwe- fel in 0,508 Grm. schwefelsaures Natron = 0,2218 Grm. NaO, und 1,249 Grm. Dreifachschwefelantimon = 1,1895 Grm. SbO^ verwandelt wurden: gefunden bcrechn. nach NaO, SbOS-J-GHO Natron 12,18 12,65 Antimonsäure 65,32 65,31 Wasser 22,49 22,0 4 100 100. Die erhaltenen 2,731 Grm. antimons. Natron enthielten 1,3379. Grm. Sit, welche sich zu den angewandten 3,198 Grm. 14* 212 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. Sb verhalten = 1 : 2,39; die Theorie verlangt 1 : 2,66. Der Eest des Antimons war in Schlipp e'sches Salz übergeführt oder 1,8601 Grm. Sb in 4,9137 Grm. 3¥aS, SbSs, d. h. 1 Th. Spiessglanz hatte 1,097 Th. Natriumsulfantimoniat gege- ben; die Theorie verlangt 1,179 Th. Bekannt ist die auffallend grosse Verschiedenheit der Vorschi'iften zu Schlippe' scher Lauge; die Vorschrift von Hager, welche häufig benutzt wird, diene zur Vergleichung ; man sieht, dass sie auf 75 procentigen Spiessglanz sehr an- wendbar ist: Hager Theorie Sb S3 36 Th. 36 NaO 16,35 „ 22,14 S 9 „ 11,8, Die Verhältnisse der Materialien zur Schlippe' sehen Lauge lassen sich auch durch Probiren feststellen: man kann, um die nöthige Menge des Natrons zu erfahren, so lange mit dem Zusatz von kaustischer Lauge zum Spiessglanz fort- fahren, bis das ausgeschiedene antimonsaure Natron schwer und dicht am Boden liegt ohne eine schlammige Beimengung eines rothbraunen Körpers zu verrathen, oder bis eine abfil- trirte und ausgewaschene Probe des Eückstandes kein Anti- mon mehr an kaustische Lauge abgiebt; ist dieser Punkt erreicht, so kocht man unter Zusatz von Schwefel weiter und es wird hierbei vorausgesetzt, dass man durch Probiren be- reits der richtigen Schwefelmenge ziemlich nahe gekommen sei, dass aber doch noch etwas daran fehle. Wird nun die rohe Schlippe 'sehe Lauge verdampft und nach Entfernung der Tetraeder von neuem so lange verdampft, bis sich auf dem zuletzt angeschossenen Schlippe 'sehen Salze fremde Kry stalle, z. B. von unter schweflig s. Natron aufgewachsen finden, so zeigt der Umstand, dass aus der Mutterlauge durch Säuren noch merklich Schwefelantimon gefällt wird, an, dass es an Schwefel fehlte, um alles Antimon in Fünffachschwefelanti- mon überzuführen. Der hierzu noch nöthige Schwefel, zu demjenigen addirt, mit welchem die Kochung stattfand, giebt das Gewicht des zum. völligen Gelingen der Operation nöthigen Beiträge zur Keimüiiss des Antimons. 213 Schwefels an. Kann man die Flüssig-keit bis auf etwa lU*' abkühlen, also im Winter, so lässt sich das Antimon in Form von Schlipi^e'schem Salz so vollständig entfernen, dass Säure in der Mutterlauge nur einen Niederschlag von Schwe- fel erzeugt. Die Gewichtsmengen des nöthigen Eohraaterials, welche man auf diese tastende und zeitraubende Weise erfährt, sind nun mit denen, welche die Theorie verlangt, identisch; ja es zeigte sich, dass der Natronbedarf den theo- retischen um dasjenige Quantum übersteigt, welches zur Eil- dung von 6NaO, 5SbO^ erfordert wird, statt des antiraon- sauren Natrons aus gleichen Aequivalenten, welches die Theorie der Einfachheit wegen annahm. Bezüglich des Grades der Verdünnung mit Wasser und der Verunreinigung der rohen Lauge durch unterschwef- ligsaures Salz mögen einige Bemerkungen folgen. Dass es zweckmässig sei, die Natronlauge möglichst kaustisch zu nehmen, ist selbstverständlich, und da diejenige von 1,06 spec. Gew., sobald es bei der Kaustizirung nur nicht an Kalk fehlte, so gut wie Kohlensäure — frei ist, so thut man wohl daran, solche zu gebrauchen. Die fertige rohe Schlippe' - sehe Lauge hat dann etwa 1,15 spec. Gew. und es ist mehr als das erforderliche Quantum Wasser vorhanden , um dem Natriumsulfantimoniat die zum Krystallisiren nothwendigen 18 Aeq. Wasser zu bieten. Die ausserordentliche Neigung des Schlipp e' sehen Salzes, zu krystallisiren und die Leicht- löslichkeit der beiden Begleiter erklären, wesshalb dasselbe so vollständig anschiesst; es überrascht, wenn man findet, dass 100 Th. Mutterlauge nur etwa noch 0,5 Th. Schlippe'- sches Salz enthalten. Daher kommt es auch , dass sich die Ausbeute an Goldschwefel der theoretischen Forderung so sehr nähert; nach dieser müssten 100 Th. reines Dreifach- fichwefelantimon 74,4 Th. Goldschwefel geben: die wirkliche Ausbeute schwankt um 72 Th. Unterschwefligsaurcß Natron schliesst sich, wie wir sahen, in secundärer Weise dem Procosse an und es ist eben keine bedeutende Mcsnge, welche bei rationellem Ver- fahren resultirt. Doch lässt sie sich leicht ins Uobertriebene 214 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. steigern, man braucht nur zuerst die Lauge mit dem 8chwe- fel zu kochen, bevor man den Spiessglanz hinzufügt. Dann geht nach bekannter Reaction die völlige Hälfte des Schwe- fels in unterschwefligsaures Salz über. Man hat desshalb den umgekehrten Gang zu befolgen. Neue Verbindung. Es scheint bisher nicht beobachtet zu sein, dass rohe Schlippe' sehe Lauge, welche viel unterschwefligsaures Na- tron enthält, gern ein Salz in grossen Krystallen anschiessen lässt, welches aus Natriumsulfantimoniat und unter- schwefligsaurem Natron besteht. Würde man dieses Salz mit Säure zersetzen, so erhielte man ein Gemenge von Goldschwefel mit so viel freiem Schwefel , dass das Gewicht des letztern ein Drittel vom Gewicht der ganzen Fällung aus- machen könnte. Auch verdient bemerkt zu werden, dass die- ses Salz arsenhaltig ist, wenn der Spiessglanz arsenhaltig war. Desshalb muss man wohl darauf achten, ob den Schlippe' sehen Krystallen von dieser Verbindung beige- mengt sei. Sie ist nicht schwer zu erkennen, da ihre Porm vom Tetraeder abweicht. Die Krystalle bestehen aus sechs- seitigen ziemlich spitzen Pyramiden mit Scheitel- winkeln von ungefähr 14^ über die Flächen gemessen; das System scheint das rhombische zu sein und die Krystalle haben in ihrer Form Aehnlichkeit mit denen des schwefelsau- ren KaHs, bei dem die Scheitelwinkel jedoch stumpfer sind. Mitunter sind die Pyramiden abgestumpft, selten sind sie an beiden Seiten ausgebildet, in diesem Falle ist meistens die eine weniger spitz , wie denn überhaupt Flächen von stumpfe- ren Pyramiden öfter vorkommen; am häufigsten finden sich die Krystalle an ihrer sechsseitigen Basis aufgewachsen. Sie sind schwach gefärbt, etwa wie Chlorgas; ihr Ge- schmack ist hepatisch und zugleich etwas kühl ; sie verwittern nicht eben rasch; wenn sie zerrieben sind, verlieren sie aber schon während der Wägung bemerkbar; sie werden mit der Zeit undurchsichtig und braun. Aus ihrer gesättigten heissen Lösung schiessen zuerst Tetraeder von Schlipp e'schem Beiträge zur Kiiiutiiiss des Aiitimüiis. 215 Salz an , später unterschwefligsaures Natron , und man kann sie durch Umkrystallisircn bequem zerlegen. Sie schmelzen beim Erwärmen und sind vielleicht diejenige anorganische Verbindung, bei welcher die grösste Anzahl von Wasserato- men beobachtet ist. Zur Anal)"se wurde das 8alz in Wasser gelöst und mit neutraler Manganchlorürlösung versetzt; nach wenigen Augen- blicken beginnt die Ausscheidung von Mangansulfantimoniat ; ist diese nach einiger Zeit sicher beendigt, so filtrirt man und wäscht aus; man zersetzt den Inhalt des Filters mit Salzsäure und erhält G oldschwefel , den man wäscht, trocknet und wägt. Aus dem ersten Filtrate, welches das überschüs- sig zugesetzte Manganchlorür enthält, fällt man mit kohlensau- rem Ammoniak das meiste Mangan ; das Filtrat verdampft man und verwandelt den Rückstand in möglichst neutrale schwefelsaure Salze, welche man wägt; sie bestehen aus schwefelsaurem Natron und wenig schwefelsaurem Mangan- oxydul; letzteres wird mit kohlensaurem Natron gefällt, in Oxyduloxyd verwandelt, gewogen und, auf schwefelsaures Salz berechnet, in Abzug gebracht. So erfährt man den Ge- sammt - Natriumgehalt der Verbindung. Um ihren Gehalt an Schwefel natrium zu bestimmen, benutzt man die saure Flüssigkeit, welche von der Zersetzung des Mangansulfantimoniats herrührt; man fällt sie mit koh- lensaurem Natron, verwandelt das kohlensaure Manganoxydul durch Glühen in Oxydoxydul und berechnet den Gehalt an Schwefelnatrium nach der Formel 3NaS, SbS5 4- 3MnCl = 3MnS, SbS^ -|- 3NaCl, weil die Manganverbindung dem Schlippe'schcn Salze ana- log zusammengesetzt ist. Der Gesammtschwefelgchalt der Verbindung wurde durch Glühen mit Natronhydrat und salpetersaurem Natron, Ab- filtriren des Ungelösten, und Fällung der mit Salzsäure übersättigten Lösung durch (Jhlorbaryum unter Zusatz von Weinsäure bestimmt; der so erhaltene schwefelsaure Baryt enthält etwas antimonsauren , welcher sich nach dem Glühen 216 Beiträge zur Kemitniss des Antimons. nicht völlig ausziehen lässt, und der berechnete Schwefelgehalt fallt desshalb zu hoch aus.*) 2,969 Grm. der Verbindung gaben 0,715 Grm. Gold- schwefel und 1,3182 Grm. schwefelsaures Natron, nemlich 1,44 Grm. schwefelsaure Salze von Natrium und Mangan, abzüghch 0,1218 Grm. schwefelsaures Manganoxydul (gefan- den 0,062 Grm. Mn^O^). Ferner wurden erhalten 0,4033 Grm, Mn^O*, entsprechend 0,2399 Grm. Na, welches in der Form von NaS vorhan- den war. Endlich gaben 1,575 Grm. der Verbindung 2,867 Grm. schwefelsauren Baryt. berechnet nach gefunden 3NaS,SbS5-l- 2(NaO,S202)-f 40HO SbS^ 24,08"/o 23,95 7o. Na insgesammt 14,38 „ 13,77 „ Na an S gebunden 8,08 „ 8,26 „ S insgesammt 24,97 „ 23,00 „ Die Verbindung verliert einen Theil ihres Wassers über Schwefelsäure, den Eest im W^asserbade : 2,969 Grm. verlo- ren über Schwefelsäure 0,734 Grm. Wasser = 24,72^0 ; '^^r Verlust im Wasserbade betrug im Ganzen 1,298 Grm. = 43,720/,; DGrGcImofi n.9jOli gefunden 3 NaS, Sbgs -f- 2 (NaO, S^O^) -j- 40 HO Wasser 43,72% 43,1 2 «/o- Der Verlust über Schwefelsäure von 24,72% entspricht 23 Aequivalenten , die Rechnung verlangt 24,79%; wahr- scheinlicher ist es jedoch, dass 24 Aeq. weggehen, einem Ver- lust von 25,87% entsprechend. Man kann sich nemlich vorstellen, die Verbindung be- stände aus 1 Aeq. Schi ippe' sehen Salzes mit seinen 18 Aeq. Wasser und aus unterschwefligsaurem Natron mit dem Reste oder 22 Aeq. Wasser, und obgleich letzteres Salz mit so grossem Wassergehalt noch nicht beobachtet ist (die Formel *) Es wurde nachträglich erkannt, dass das Natron etwas Schwefel- wasserstoffgas ahsorbirt gehabt hatte. Beiträge zur Keiuitniss des Autiiuoiib. 217 des gewöhnlichen ist NaO, S^O^-föHO), so spricht doch ein Umstand für die Annahme, dass es sich mit mehr Was- ser zu verbinden vermöge. Löst man nemlich die Doppelver- bindung in Wasser und lässt kr3^stallisiren , so schiessen zuerst Tetraeder von Schlippe' schem Salz an ; auf diesen befinden sich Krystallisationen farbloser, sehr zerbrechlicher rhombischer Säulen, welche, aus der Mutterlauge entfernt, rasch verwittern und zu weissem Mehle zerfallen; löst man diese und lässt krystallisiren , so bekommt man untei'schwef- ligsaures Katron von gewöhnlicher Form, welches nicht mehr verwittert. In der Doppelverbindung befände sich hiernach NaO, S ^0 2 + 11 HO und in der über Schwefelsäure entwäs- serten KaO, S^O^ -{- 6 HO, wenn man annimmt, es seien 24,79% Wasser verschwunden; aber die gewöhnliche Verbin- dung NaO, S ^0 ^ + 5 HO bei Annahme eines Verlustes von 26,87 ^|^) über Schwefelsäure. Letztere Annahme wird der Wahrheit entsprechen, denn es ist ein Grund nicht ersicht- lich, warum bei vermehrter Tension ein Wasserrest über die gewöhnliche Verbindung hinaus zurückbleiben sollte. Man könnte einwenden, dass die Doppelverbindung möglicherweise nicht 40, sondern 41 Aeq. Wasser enthielte, was mit der Zahl, welche der Versuch gab, genau übereinstimmte, sich aber bei der Verwitterbarkeit, der Oxydirbarkeit und der hohen Atomzahl analytisch schwer nachweisen Hesse ; hier- gegen lässt sich indessen darthun , dass die Wasser -Aequi- valente in grader Zahl vorhanden sein müssen, weil die eine Componente, das Schlipp e' sehe Salz, 18 Wasseratome hält, und weil die andei-e, das unterschwefligsaure Natron, also zweimal 5 stärker- und zweimal entweder 5 oder 6 oder 7 schwächer gebundene Wasseratome halten muss, denn 18 oder 18 oder 18 und 2(5 -f 5) = 20 2(5 -I- 6) = 22 2(5 -}- 7) = 24 bind zusammen 38 oder 40 oder 42 Aequi- valente Wasser; es sind demnach 40 Aequivalcntc als die richtige Zahl anzunehmen. 218 Weiteres über Quecksilberchlorid -Chlornatrium. Weiteres über ^Quecksilberchlorid - Cliloriiatriuin. Von Julius Müller, Apotheker in Breslau. (Vorgetragen in der Schlesischen Gesellschaft für yaterländische Cultur ; Medicinische Section den 7. Juli 1871.) Am 1. Juli vorig-en Jahres empfahl ich in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Stern das Quecksilberchlorid- Chlornatrium mit üeberschuss von Chlornatrium zur therapeutischen An- wendang. — Heute veranlassen mich die mir vom Herrn Prof. Dr. Förster und Herrn Privatdocent Dr. Eöbner mitgetheilten darüber gemachten Erfahrungen, sowie ein Auf- satz in der letzten Nummer des Archivs der Pharmacie darauf zurückzukommen. Herr C. Schering in Berlin, Besitzer einer der grössten chemischen Fabriken in Deutschland , empfiehlt darin das von ihm in Folge der von Herrn Dr. Stern und mir in dieser Zeitschrift veröfifentlichten Abhandlung darge- stellte Präparat „ Hydrargyro ~ Natrium chloratum." Ehe ich näher darauf eingehe, will ich ganz kurz noch einmal die Gründe angeben, die mich namentlich bewogen, das Queck- silberchlorid-Chlornatrium mit überschüssigem Chlornatrium zu empfehlen. Das metallische Quecksilber löst sich durch Schütteln mit Chlornatriumlösung in der erwähnten Form auf. Aus- gehend von dem chemischen Grundsatz „corpora non agunt, nisi soluta " zog ich daraus den Schluss, dass bei der Schmier- kur das Quecksilber durch den namentlich an Chlornatrium so reichen Schweiss zu dieser Verbindung gelöst und in die- ser Form die antisyphilitische Wirkung ausübe. Ferner fand ich, dass alle Quecksilberpräparate mit einziger Ausnahme des absolut unlöslichen Schwefelquecksilbers durch Chlorna- trium, also gewiss auch durch die an Chloriden so reichen thierischen Flüssigkeiten in einer Form gelöst werden, die Eiweiss nicht fällt, eine Eigenschaft, die eben das Quecksil- berchlorid - Chlornatrium durch einen Zusatz von mindestens 10 Theilen Chlornatrium ebenfalls erlangt und die meiner Ansicht nach von grosser Wichtigkeit ist. Ich sagte damals, dass in dieser Form alles Quecksilberchlorid im Organismus, Weiteres über Quecksilberchlorid -(JhloiiJcitriuni. 219 ohne Störungen zu veranlassen , sofort zur Wirkung kommen müsse, wogegen bei Anwendung von Quecksilberchlorid ohne Chlornatrium sicher ein grosser Theil des Sublimats durch das Eiweiss des Organismus geföllt, also augenblicklich ge- wiss unwirksam gemacht und hierdurch die mannichfachen Störungen im Organismus beim Sublimatgebrauch veranlasst werden. — Ich schlug ferner in Folge der im Ganzen gewiss sehr geringen Menge vermittels des Chlornatrium im Schweiss gelösten Quecksilbers bei Anwendung der Schmierkur vor, sehr kleine Mengen Sublimat in der erwähnten Verbindung zum Innern Gebrauch zu benutzen. — Heut nach Ablauf eines Jahres gehört das Mittel glück- licher Weise noch nicht zu den vielen ad acta gelegten. Im hiesigen Allerheiligen -Hospital ist auf der syphilitischen Sta- tion das Mittel bis vor Kurzem ausschliesslich angewandt worden und zwar so, dass der Patient von einer Mixtur, die in 180 Grm. 6 Grm. Chlornatrium und 0,03 Grm. Sublimat enthielt, zweistündlich einen Esslöffel, also pro die 0,015 Sublimat bekam. Das Mittel wurde sehr gut vertragen, nur zeigte siehj dass die Kur langsamer als bei Anwendung der Schmierkur verlief; vor Allem war dies bei schweren Fällen zu constatiren. Ich fühle mich in Folge dessen genöthigt, den einen gezogenen Schluss,. dass abnorm kleine Mengen von Sublimat in der erwähnten Verbindung heilend wirken möchten, fallen zu lassen, kann aber wohl aufrecht halten, dass das Queck- silberchlorid in dieser Verbindung weit besser als reines Sublimat vertragen wird. Die Herren Prof. Dr. Förster und Privatdocent Dr. Röbner, die die Freundlichkeit hatten, sich ebenfalls für das Mittel zu interessiren , hatten so günstige Erfahrungen, wie sie mir Herr Sanitätsrath Dr. Her dann aus dem Aller- heiligen-Hospital mitgetheilt, nicht gemacht, erwähnten aber gleichzeitig, dass, da ja nach meinen Untersuchungen schon die zehnfache Menge dos (^iiloiualriums genüge, um die Fäll- barkeit des Eiweiss aufzuheben, sie eine bei Weitem geringere 220 Weifceres über Quecksilberchlorid - Chloruatrium. Menge Chlornatrium, wie sie im Hospital angewandt wurde, zugesetzt hätten. — Die Erfahrungen standen sich also gewisser Maassen im Widerspruch; es musste dies sicher am Mittel selbst liegen und dies stellte sich in der That bald heraus. — Es ist rich- tig, dass, M^enn man zu einem Theil in möglichst wenig Wasser gelösten Quecksilberchlorids zehn Theile Chlornatrium zufügt, Eiweisslösung von dieser Flüssigkeit nicht gefällt wird; verdünnt man aber solche Lösung mit viel Wasser, so erlangt diese so verdünnte Flüssigkeit wieder die Eigenschaft, die Eiweisslösung zu trüben. Ich löste beispielsweise 1 Grm, Chlornatrium in 10 Grrm. Wasser und fügte hierzu 0,1 Grm. Quecksilberchlorid. Diese concentrirte Lösung fällt Eiweiss- lösung nicht, verdünnte ich diese Flüssigkeit aber bis zu 180 Grm., so wurde davon Eiweiss getrübt; es ging also daraus hervor, dass in dieser Verdünnung die Menge des Chlornatrium nicht hinreichend war, dass also gewiss da, wo das Mittel dieselben unangenehmen ^Nebenwirkungen wie Sublimat ohne Chlornatrium erzeugt, die Menge des zuge- fügten Chlornatrium eine zu geringe gewesen sein mag. — Als ich nach dieser Erfahrung in dem Archiv der Phar- macie den erwähnten Aufsatz von Schering las und fand, dass das von ihm dargestellte Hydrargyro-Natrium chloratum auf 1 Aequivalent Quecksilberchlorid nur 1 Aequivalent Chlorna- trium, d. i. nach Gewichtstheilen noch nicht ganz die Hälfte enthielt, sagte ich mir bald, dass, da dieses Präparat sicher in Folge der geringen Menge Chlornatrium Eiweisslösung trü- ben würde, es dem von mir empfohlenen Mittel mehr schaden wie nützen müsse, d. h. dass es vor dem Gebrauch des reinen Sublimats keinerlei Vorzug haben könne. Eine von Sche- ring bezogene Probe überzeugte mich von der Eichtigkeit meiner Voraussetzung. Dieses Salz, gelöst in Wasser, trübt Eiweisslösung sofort, wogegen das von mir nach einer gleich zu erwähnenden Vorschrift bereitete Salz Eiweiss völlig klar lässt. Ja es verhält sich auch gegen chemische Reagentien ganz anders: wenn das Schering' sehe Präparat mit dem geringen Chlornatriumgehalt bei Zusatz von Kalilauge einen Weiteres über Quccksilberclilorid - Clilornatriuni. 221 gelbrothen Niederschlag giebt, so erzeugt Kalilauge in dem von mir dargestellten Salz einen weissen. Es ist also die reine von Schering dargestellte che- mische Verbindung von Quecksilberchlorid -Chlornatrium ohne vermehrten Zusatz von Chlornatrium mit meinem Vorschlage in keinem Zusammenhang zu bringen. Um nun den Aerzten ein — gewiss Vortheile vor dem reinen Sublimat bietendes Präparat zu liefern und eine leichte Verschreibweise zu ermög- lichen, stellte ich das Hydrarg, bichlor. cum Natrio chlorato dar. Es enthält auf 1 Theil Quecksilber- chlorid 100 Theile Chlornatrium, in jedem Gramme also 0,01 Grm. Sublimat und löst sich in wenig Wasser leicht auf. Man stellt es dar, indem man 100 Theile Chlornatrium und 1 Theil Quecksilberchlorid in destillirtem Wasser löst und die filtrirte Lösung bis zur Trockene eindampft. Im Allerheiligen - Hospital wird es seit Kurzem verordnet und zwar so, dass 6 Grm. des Salzes in 180 Grm. Wasser ge- löst und hiervon der Patient zweistündlich einen Esslöffel erhält, pro die also 0,03 Grm. Sublimat nimmt. — Ich bin überzeugt, dass es auch in dieser grösseren Do- sis, wie es bisher angewandt, gut vertragen wird und hoffe, dass, da die längere Dauer der Kur sicher nur in der zu geringen Dosis lag, auch dieser Vorwurf fallen wird. — Denn ist man überzeugt, dass bei der Schmierkur das Queck- silber, um die antisyphilitische Wirkung auszuüben, sich lösen muss, so kann es kaum in einer anderen als in der von mir erwähnten Form sein und es ist gewiss rationeller, das zur Heilung nöthige Quecksilber in der am leichtesten assimi- lirbaren Form und in der nur unbedingt erforderlichen Menge dem Organismus zuzuführen, als eine nicht zu bestimmende Menge Quecksilber vermittels der Schmierkur in den Kör- per zu bringen. 222 Ueber Ferrum sesquichloratum solutum. — Ueber Opium. Uelber Ferrum sesquichloratuin solutum. Von E. Heintz, Apoth. in Duisburg. Im Archivheft vom Mai d. J. habe ich einige l!i[otizen aus dem Laboratorium mitgetheilt. Bei Ferr. pulverat, fiude ich einen unrichtigen Satz, der nicht von mir stammt. Ich rieth gegen Ende der Gasentwickelung bei der Bereitung des Eisenchlorürs (um dann später hieraus Eisenchlorid herzustellen) etwas Ferrum sulfuratum zuzusetzen, um das etwa vorhandene Cu zu fällen. Die Redaction fügt hinzu: Wodurch aber wieder etwas Eisenchlorid zu Chlorür reducirt wird. Da aber in der zuerst gewonnenen Lösung sich nur Chlorür bildet und bilden soll, so kann von einer Reduci- rung nicht die Rede sein.*) Da es mir sonderbar vorkam, dass bei überschüssigem metallischen Eisen in saurer Lösung Kupfer mit aufgelöst werden könne, man doch im Gegentheil Kupfer so ausfällen kann, so nahm ich Eisenpulver, setzte Salzsäure und ein Stückchen Kupfer zu und erhitzte. Eisen- pulver blieb ungelöst im Ueberschuss, das Kupfer war dem Ansehen nach gar nicht angegriffen, dennoch gab das Filtrat, mit Ammoniak gefällt, eine blaue Lösung, in der man ange- säuert deutlich das Kupfer mit Kaliumeisencyanür nachweisen konnte. Nun erst schloss ich, dass Liq. Ferri sesquichl. Kupfer enthalten, und man dies vermeiden könne, durch Zu- satz von Schwefeleisen zur Gewinnung der Eisen chlor ür- Lösung. — Uelber Opium; von Demselben. Vor einigen Tagen erhielt ich Opium, in welches eine Anzahl Steine eingedrückt waren. *) Bei Bereitung des Ferrum sesquichloratum solutum soll das an- fangs gebildete EisencUorür durcli Chlor gas in Eisenchlorid verwandelt werden. Ich bezog die Worte des Herrn CoUegen Heintz „gegen Ende der Gas-Entwickelung" auf diese Chlorgasentwickeluug, während Derselbe die Wasserstoffgas entwickelung bei der Auf- lösung des Eisens meinte. So erklärt sich einfach mein Zusatz. H. Ludwig. Bemerkung;en über Kohlensäure. 223 Beiuerkungeii über Kolilensäure. Von Dr. Emil Pfeiffer ans Jena. a) Vorschlag zur Eeinigung der aus gewöhnli- chen Kalksteinen entwickelten Kohlensäure. Bei dem in der letzten Zeit so ungeheuer zugenommenen Yerbi'auch kohlens. Getränke ist der, gewöhnlich für die CO^entwickelung angewandte Magnesit ein sehr gesuchter Artikel geworden und wiegt das dabei abfallende Bittersalz, besonders seit der Auffindung anderweitiger, sehr ergiebiger Quellen, kaum noch die Kosten auf. So ist denn vielfach der Wunsch laut geworden, gewöhn- liche Kalksteine an seiner Stelle zu verwenden; aber immer ist man hierbei an dem, der CO^ hartnäckig anhängenden Greruch gescheitert, trotz Waschflaschen mit Chamäleon, conc. SO* und sogar verd. Königswasser, die in letzter Zeit in Vorschlag gekommen sind. Ich möchte hierzu ein milderes Mittel empfehlen, eine Waschung mit Olivenöl, dem man durch eingelegte Bimsteinstückchen möglichst viel Berührungspunkte mit dem durchstreichenden Gase abgewinnen könnte, da im Klei- nen doch eine mechanische Kührvorrichtung nicht gut anzu- bringen ist. Dieses Mittel leistet in der von Mall et in der Pariser Gasanstalt eingeführten direkten Bereitung gesättigter Ammo- niakflüssigkeit aus Theerwasser sehr wesentliche Dienste zur Absorption der Kohlenwasserstoff'e und empyreumatischen Oele; auch kann sein Preis hierbei nicht sehr in die Wage fallen, da es durch Erhitzen immer wieder leicht von den flüchtigen Geruchsprincipicn befreit werden kann und schliesslich immer noch zur Fabrikation von Wichse oder Schmiere tauglich bleibt. Anschliessend, möchte ich auf eine Verunreinigung des Bittersalzes mit freier Schwefelsäure aufmerksam machen, die ich sehr verwundert war, in einer deutschen Apotheke anzutreflen. 224 Bemerkungen über Kohlensäure. Die freie Säure hatte das sonst sehr elegante, mit der Firma der Apotheke bedruckte Papiersäckchen stellenweise ganz zerfressen, wodurch ich auf die Verunreinigung auf- merksam wurde. b) Technische Verwendung der bei alkohol. Gäh- rung entwickelten Kohlensäure, deren Menge «ngefähr der des gebildeten Alkohols an Grewicht gleichkommt. In Band 1869 des Jahresber. von J. E. Wagner ist in einem der deutschen Industriezeitung entlehnten Artikel der fromme Wunsch ausgesprochen , dass diese reiche Quelle von CO ^ technisch verwendbar gemacht wei^den möge. Dieses Problem ist schon längst gelöst und findet die so entwickelte Kohlensäure in Frankreich schon seit Jahren eine industrielle Anwendung zu verschiedenen Zwecken. Es wird dies durch einfache Ueberdeckung der Gäh- rungsbottiche mit 8 bis 10 Qentimeter starken Bohlen ermög- licht, die nur eben nach der vordem Seite zu eine 1 Meter im Quadrat betragende, und durch einen Deckel fast luftdicht schliessende Oeffnung zum Einsteigen der Beinigung halber frei lassen. In Mitten dieses Deckels schliesst sich auf ein rundes Loch eine Schiebervorrichtung zum Verschliessen und an diese das eisenblecherne Leitungsrohr an, das mit einem einge- schalteten Eeservoir und von diesem aus mit einer kräftigen Aspirationspumpe, die zugleich als bewegende Kraft dienen kann, in Verbindung steht. Jedoch findet hierbei etwas Essigbildung aus dem gleich- falls mit aspirirtem Alkohol statt, auch darf man im Durch- schnitt auf kaum mehr als einen Gehalt von 20 bis 25 Proc. der aspirirten Luft an Kohlensäure rechnen. Ueber eisenhaltigen Zucker. — Classifkation iler Gerüche 225 Ueber eisenhaltigen Zucker. Von Demselben. Man hat von England aus den deutschen Z uckern den Vorwurf gemacht, eisenhaltig zu sein, und Scheib- 1er hat diesen Eisengehalt als der Wirkung freien Aetzkalks auf das Eisen der Apparate beim Eindampfen entstammend erklärt. Diese Erklärung scheint mir ein wenig gewagt, da der freie Aetzkalk durch das Austreiben des Ammoniaks in dieser Beziehung eher ein conservirendes Princip enthält. Es ist hierbei nicht angegeben, ob dieser Eisengehalt direkt oder erst nach vorläufiger Calcination des Zuckers, behufs der Aschenbestimmung , aufgefunden worden sei ; doch vermuthe ich eher das Letztere, da ja heutzutage für die aufgefundene Aschenmenge eine gewisse Werthernicdrigiing des betreffenden Zuckers statt hat. Auf solche Weise gefundenes Eisen könnte aber ebenso gut aus dem besonders in dem kleinern Betriebe der deut- schen Zuckerraffinerien dem Hutzucker oft in sehr reichlicher Menge zugesetzten Berliner Blau herrühren. Aus meiner frühern pharmaccut. Laufbahn erinnere ich mich, dass ich oft über die nicht unbedeutenden Mengen von Berliner Blau erschrocken bin, die sich nach längcrem Stehen aus den Syrupen absetzten und zu meiner Beruhigung bald von einer Kruste krystallisirt. Zuckers eingeschlossen wurden.*) Classification der Oerttche, vornehmlich zum Zwecke der Vorprüfung bei gerichtlich chemi- schen Untersuchungen. (Vortrag, gehalten in der Apotheker- Versammlung zu Jena am 5. Juni 1871.) Von Dr. Hermann Ludwig, n. Prof. an der Universität Jena Der Lateiner sagt: „de gustibus non est dispu- t and um," über den Geschmack lässt sich nicht streiten, *) Da« aus dem Zuckcrsyriipe sich absclzcndt lilanc Pulver kann auch au8 Ultramarin bcHtelien. JI. L. Are»). <1. I'lianii. CXCVIJ IM«, :J Hft. 25 226 Classification der Gerüclie. Jeder hat seinen eigenen Geschmack; dasselbe Sprüchwort überträgt man auch auf die Gerüche. Aber die Dinge haben jedes seine specifischen Eigenschaften und zu diesen gehört ihre grössere oder geringere Flüchtigkeit und in Folge deren ihre specifische Wirkung auf unsere Geruchsnerven. Um sich über irgend einen Geruch klar zu werden, muss man ihn auf einen schon bekannten beziehen und ihn entweder als einen gleichen oder ähnlichen oder als einen davon verschiedenen zu erkennen suchen. So definirt der gemeine Mann den S c h w e f e 1 w a s s e r - stoff-Geruch ganz treffend als den Geruch nach faulen Eiern, und geleitet durch diesen ersten Eindruck greift nun der Chemiker zum Bleizuckerpapier, welches durch die Wir- kung dieses Gases geschwärzt wird. Unsere Urgrossväter sprachen vom Schwefelwasserstoff - Wasser wegen dieser fern- hinwirkenden Eigenschaft als von einer „Aqua" magne- tica e longinquo agens. " lieber die Bedeutung der Gerüche für die gerichtlich chemische Untersuchung belehrt uns ein Ausspruch des Meisters Berzelius bei Gelegenheit eines Berichtes von Eegnault über die Marsh' sehe Ar- senikprobe, (Ann. Ch. Phys. IT. 159 ; Berzelius' Jahresbericht 22. Jahrgang, Tübingen 1843, S. 179). Er sagt hier: Als Kennzeichen des Arseniks werden angegeben, dass es sich sublimiren lässt; dass es in einem, an beiden Enden offenen und in einem Winkel von einigen Graden in die Flamme einer Spirituslampe gehaltenen Eohre erhitzt, sich oxydirt und ein weisses Sublimat von arseniger Säure giebt; dass es, in ein wenig Königswasser gelöst und die Lösung zur Trockne verdunstet, sich wieder in Was- ser löst; dass diese Lösung, mit einigen Tropfen von einer Lösung des neutralen salpetersauren Silberoxyds vermischt, einen ziegelrothen Niederschlag von arsenik- saurem Silberoxyd giebt , und dass die so erhaltene Arseniksäure in einer kleinen Proberöhre mit schwarzem Fluss wieder zu metallischem sublimirten Arsenik redu- cirt werden kanu. Classification der Gerüche. §27 Berzelius fahrt nun fort: „Ich bemerke dazu als eine Sonderbarkeit, dass der ausgezeichnetste von den Characteren des Arseniks, der für sich alle anderen überflüs- sig macht, nemlich der Geruch, welchen dieses Metall, auf diese Weise befreit von organischen Einmischungen, beim Erhitzen giebt, gar nicht angeführt wird. Dies ist jedoch so wesentlich, dass, wenn auch alle anderen Eigenschaften mit denen des Arseniks übereinstimmen, aber der Geruch beim Erhitzen bis zur Verflüchtigung mangeln würde, man -das Untersuchte nicht für Arsenik würde erklären können." 1) D e r K n b l a u c h g e r u c h (a r s e n i k a l i s ch e, phos- phorige Geruch). Der Geruch des an der gewöhnlichen atmosph. Luft verdampfenden Arsens wii'd von L, G m e l i n als knoblauchartig, ähnlich dem Phosphor bezeich- net. Der farblose Dampf der arsenigen Säure zeigt kei- nen Knoblauch geruch; nur wenn diese Säure auf desoxydiren- den Körpern, namentlich auf Kohle erhitzt wird, entwickelt sie Knoblauch geruch. Das Arsenwasserstoffgas H^As riecht nach L. Gmelin sehr widerlich, ekelerregend; es ist nach Eilhard Mitscherlich von eigenthümlichem, dem Arsenik ähnli- chen Geruch. Der Phosphor riecht an der Luft knoblauchartig (L. Gmelin), Der Geruch des Knoblauchs (der Zwiebel von AlHum sativum) rührt nach Wertheim's Untersuchungen (1844) von Schwefelallyl CH^S (ätherischem Knob- lauch öl von Cadet) her. Die Blätter vonErysimum Alliaria (Alliaria officinalis) liefern bei der Destillation mit Wasser nur Knoblauchöl, die Wurzeln und die Samen liefern nur Senföl == Schwefelcyanallyl, namentlich der Samen von sonnigen Orten; anderer Samen lieferte 90°/q Senföl und 107o Knoblauchöl. Thlaspi arvcnse, Kraut und Samen lieferten ein Gemisch von 'JO^o Knoblauchöl und lO^/^ Senföl, Auch Kraut und Samen von Ibcris amara liefern ein Ge- miBch beider Oele und sehr geringe Mengen desselben giebt der Samen von Capsella Bursa pastoris, liaphanus 15* 228 Classification der Gerüclie. ßaphanistrum und Sisymbrium Nasturtium, (Pless. L. Gmelin's Handb. V, 91.) Das ätherische Senföl, Schwefelcyanallyl, zerlegt sich in wässriger Lösung beim Kochen mit Aetzkali- lauge in Kohlensäure, Schwefelkalium, Ammoniak und Schwefelallyl (Knoblauchöl), welches letztere sich noch in unglaublich geringen Mengen durch den Geruch deutlich erkennen lässt, während das freie Ammoniak durch Bläuung des rothen Lackmuspapieres und das Schwefel kalium durch die Purpurfärbung des eingetröpfelten Nitroprussid- natrium erkennbar ist (Dr. Pincus in Insterburg, Casper's Viertelj. Sehr. f. gerichtl. u. öffentl. Medicin. 16. Bd. H. 1. 1859. S. 143 — 146). 2) Ueber den Geruch des Antimons beim Verbrennen sind die Angaben der Chemiker schwankend.' Hält dasselbe nur eine Spur Arsen, so verbrennt es unter Verbreitung von Knoblauchgeruch; ist es rein, so zeigt es nach Lieb ig und Capitaine keinen Geruch, nach Pfaff, Wöhler und Mar- tins einen vom Knoblauchgeruch ganz verschiedenen, eigen- thümlichen, welchen Martins mit dem des Scheidewassers vergleicht (L. Gmelin, II, 735). Das Antimon wasserstoffgas riecht eigenthümlich, nach Thompson dem Ars an wasserst offgas ähnlich; nach Pfaff riecht es eigenthümlich, aber nicht knoblauch- artig; nach Lassaigne ist es ekelerrend, riecht schwach nach Schwefelwasserstoff, ohne auf Bleisalz zu wirken; nach Capitaine ist es geruchlos. 3) Der widrige Zinngeruch kommt dem Zinne an und für sich nicht zu, sondern entwickelt sich erst bei seiner Ein- wirkung auf thierische Theile, wie PingeT, mit denen es in Berührung kommt (L. Gmelin). Vielleicht wird er durch Wasserstoffgas, dem Spuren von Zinnchlorür- oder Zinnchlo rid dampf beigemengt sind, veranlasst; letztere entstanden bei Einwirkung des sauren chlornatriumhaltigen Schweisses auf das Zinn. Der chemische Laie bezeichnet diesen Geruch als einen metallischen. Classification der G«rüche. 229 4) Der Rettigger uch. Nicht der Dampf des Selens riecht nach Rettig, sondei-n der des beim Verbrennen dessel- ben neben seleniger Säure sich bildenden Selenoxj^ds. y^^ Gran Selen reicht hin, durch Verbrennen ein Zimmer mit dem Ret- tiggenich zu füllen. (L. Gmelin.) Wurzel und Samen des Rettigs (Gartenrettig, Raphanus sativus L.) geben nach P 1 c s s ein schwefelhaltiges äthe- risches Oel. 5) Merrettig- oder Senfgeruch. Dem Schwefel- cyanallyl C^H^C^NS^ zukommend. In folgenden Pflanzen ist Senföl oder Rh od anal lyl sicher nachgewiesen: im schwar- zen Senf, Sinapis nigra, im Merrettig, Armoracia sa- tiva Hell., im Hederich, Raphanus Rai)hanis trum (Ackerrettig), Bauernsenf, Iberis amara, Taeschelkraut Caps e IIa barsa pastoris, Thlaspi arvense, Erysi- mum Alliaria (siehe oben) Sisymbrium officinale, C a r d a m i n c amara. Löffelkrau t öl (von Cochlcaria officinalis L.) ist schwe- felhaltig. Kressenöl, aus Lepidium sativum campestre und ru- derale ist ebenfalls schwefelhaltig. Das ätherische Senföl hat einen durchdringend scharfen Geruch und reizt zu Thränen. ß) Schwefel-Geruch und schweflige Gerüche. Der orangenfarbene Dampf des Schwefels besitzt schwachen eigenthü milchen Geruch. (L. Gmelin.) Die Schwefelsalben (z. B. Unguentum sulfuratum) vorbreiten besonders bei zu langer Aufbewahrung einen widrigen Schwefelgeruch. Die schweflige Säure besitzt einen stechend sauren, erstickenden Geruch. Der Schwefelkohlenstoff riecht eigenthümlich stark durchdringend (Lamjtadius), unangenehm gewürzhaft (L. Gmelin), an Schwefelwasserstoff erinnernd (II. Kopp) , höchst unangenehm (E. Mitschcriich), eigenthümlich widrig (Otto), eigenthümlich (Wühler), er ist von eigentliümlichem, dem HS entfernt ähnlichen, widrigen Schwefelgeruch (Berzelius), er 230 Classification der Gerüche. riecht eigenthümlich unangenehm (Marquart), er ist von eigen- thümlichem durchdringend stinkenden Geruch. (Geiger.) Das Leuchtgas verdankt dem beigemengten Schwefel- kohlenstoffdampf, Benzoldampf, IsTaphthalindampf und Acetylen- gas seinen spec, Geruch. (Berthelot.) Ueber Schwefelwasserstoff wurde schon oben ge- sprochen. Hier möge noch erwähnt werden, dass in reiner, conc. Form gerochen der HS täuschend der Blausäure ähnlich riecht, diese letztere selbstverständlich in officineller verdünnter Lösung geprüft. Asa foetida (Teufelsdreck); das Oel desselben C^^H^^S und C^^H^^S^ besitzt den höchst widrigen knoblaucb- artigen Geruch dieses Harzes des Scorodosma foetidum Bunge im höchsten Grade und entwickelt gleich der Asa foetida fort und fort HS gas. Die widrigen Gerüche der Gruppe des Schwefels, Selens, Arsens und Phosphors sind zu vervollständigen durch 7) den Geruch nach faulen Fischen, welcher dem Phosphorwasserstoffgase zukommt. Nach L. Gmelin (Bd. I, S. 590) entwickelt sich in der That beim Faulen der Fische dieses Gas und es scheint sich in der Natur zuweilen als Ursache der Irrwische und ähnlicher Leuchterscheinun- gen vorzufinden (a. a. 0. S. 587; ferner in Gilbert's Ann. 70, 225). 8) Ozon gern eh. Das Ozon ist besonders ausgezeicb- net durch seinen eigenthümlichen Geruch, der sich an der Electrisirmas chine, so wie nach Blitzschlägen bemerklich macht; Luft, welche nur 1 Milliontel Ozon enthält, soll den Geruch noch im merklichen Grade zeigen. Daraus ergiebt sich, wie wenig Ozon unsere Atmosphäre enthält. Wird ozonhaltige Luft auf 250 — 300** erhitzt, so wird das Ozon vollständig zerstört und aller Ozongeruch verschwindet. (Liebig - Pogg. - Wöhler's Handwörterb. d. Chemie. Bd. V, 1851, S. 847.) Nach Wöhler (Grundriss d. Chemie. 13. Aufl. 1863, S. 114) besitzt das Ozongas einen eigenthümlichen, an den des Phosphors erinnernden Geruch und reizt die Respira- Classification der Gerüche. 231 tionsorgane. Das sogenannte Antozongas (es entsteht gleichzeitig- mit dem Ozongas bei der Einwirkung starker elektrischer Ströme auf trocknes Sauei'stofFgas und kann in diesem Falle von dem Ozon durch eine conc. Lösung von Jodkalium, von dem das Ozon zerstört wird, getrennt werden) riecht dem Ozongas ähnlich, jedoch merklich davon verschieden und ekelerregend (Wöhler a, a. 0.). Nach Strecker (kurzes Lehrb. d. auorg. Chem. 1866) wird das Ozon schon in einer Hitze unter 200'^ C, zerstört; es ist nach ihm sehr zweifelhaft, ob zwei Ozonarten existircn, wahr- scheinlich enthält das sogen. Antozon Wasserstoffhyperoxyd. 9) Salpetrige Gerüche, (nitröse Gerüche). Das reine Stickgas ist geruchlos; Stickoxydulgas zeigt einen schwachen angenehmen Geruch, einen süssen angeneh- men Geschmack, lässt sich höchstens 4 Minuten lang einath- men, wobei es aulTallendc, meistens berauschende Wirkung hervorbringt. Thiere verfallen in diesem Gase nach einiger Zeit in Eastlosigkeit und sterben bei längerem Verweilen (L. Gmelin, Ed. I. S. 805). Das Stickoxydgas kommt nie rein zu dem Geruchs- organ, da seine hervorstechendste Eigenschaft, mit Sauerstoff öder atmosphärischer Luft in Berührung, augenbhcklich dicke rothgelbe, die ßespirationswerkzeuge stark angreifende Dämpfe von üntersalpetersäurc oder sogen, salpetrige Dämpfe zu bilden, es daran hindert, rein und unverändert zur Geruchsentwicke- lung zu gelangen. (Handw. d. Chemie VIII, S. 289.) Die salpetrige Säure NO^, rein eine dunkelblaue, höchst flüchtige Flüssigkeit, bildet ein tief gelbrothes Gas von eigenem, heftigen Geruch. (Wöhler's Grund- nss d. Chemie. 13. Aufl. S. 68.) Das Stickoxyd, rein eingeathmet wirkt tödtlich. (L, Gmelin L 807.) Die üntersalpetersäurc NO* krystallisirt bei — 20" in farblosen Säulen, schmilzt bei — 9"; bei 0° ist die flüssige Säure blassgelb, bei -\- 1 5 "^ pomeranzengelb. Siedet bei 22 bis 28°C. und 0,76 Meter Luftdruck. Bildet einen dunkel- gelbrothen Dampf, den man früher für lufthaltig hielt, sofern 232 Classification der Gerüche. er, mit anderen Gasen gemengt, der Verdichtung durch Er- kältung widersteht. Riecht cigenthümlich süsslich und scharf, schmeckt sauer, röthet Lackmus, wirkt einge- athmet sehr nachtheihg, färbt thierische Stoffe gelb. (L. Gme- Hn a. a. 0. S. 814.) Die reine Salpetersäure, das Hydrat HO,NO^, hat einen schwachen eigen thümlich en Geruch. Das Gemisch aus Salpetersäure, Untersalpetersäure, sal- petriger Säure und Stickoxyd, welches als salpetrige Dämpfe bezeichnet wird, zeigt einen heftigen, erstickenden, stechenden, sauren Geruch, den salpetrigen Geruch. Beim Königswasser kommen neben dem Chlorgeruch auch die Gerüche der chlorsalpetrigeu Säure und Chlorunter- salpetersäure NO^CP zur Wirkung und zur Perception. HO, NO -"^ + 3 (HCl, G HO) = 22 HO -f Cl + NO ^CP (Gay-Lussac). 10) Chlorgeruch und chlorige Gerüche. Das Chlor riecht sehr stechend und erstickend, erregt, schon in geringer Menge eingeathmet, Schnupfen, Husten und Erstickungszufällo, bei öfterem Einathmen Blutspeien und Schwindsucht. (L. Gmelin I, 730.) Athmet man Stick- st o 1' i'g a s oder W a s s e r s t o f f g a s ein , so hört das Leben auf, nicht weil diese Gasarten tödtlich sind, sondern weil in den Lungen alsdann der chemisclie Proccss, welcher durch den Sauerstoff nur hervorgebracht werden kann, und der zur Erhaltung des thierischen Lebens eine nothwendige Bedingung ist, nicht Statt finden kann. Das Chlor dagegen tödtet, wenn es in grösserer Masse eingeathmet wird, als ein Giftj in kleinen Mengen eingeathmet, bringt es ein Gefühl von Trockenheit in der Nase, Husten und Beklem- mung hervor. Diese Symptome gehen leicht in Schnupfen, der mit Kopfweh und einem gelinden Eieber verbunden ist, über. (Mitscherlich's Lehrb. d. Chemie 1844. Bd. I, 74.) Nach Berzelius hat das Chlor einen eigenthümlichen erstickenden Geruch, welcher ein Gefühl von Trockenheit in der Nase und einen Beiz zum Husten in der Luftröhre, mit Druck auf der Brust hervorbringt; die Symptome gehen leicht in Schnupfen mit Kopfweh und gelindes Fieber über. Bei- Classification der Gerüche . 233 nes Chlorgas ist beim Einathraen absolut tödtlich. — Wegen des Gelühls von Trockenheit in der Nase, welches das Chlou beim Anriechen bewirkt, könnte man ilmi einen stechenden, schrumpfenden u. erstickenden Geruch beilegen (II. L.). Die unterchlorige Säure besitzt einen sehr starken Geruch, welcher dem des Chlors ähnlicher ist als dem d(7i- Unterchlorsäure, aber von beiden verschieden (Baiard). Die unterchlorigsauren Salze des Kalis (Eau de Ja- velle), Natrons (Liqueur de Labarraccjue) und des Kalks (der Bleichkalk) verbreiten den speciiischen Geruch der unter- chlorigen Säure deutlich. — In Berührung mit organischen Materien entwickeln sie einen eigcnthüralichcn faden Geruch. (Gmelin.) Das Gas aus chlor sau rem Kali und Salzsäure, II. D a V y ' s E u c h 1 o r i n c (welches man als ein G emengc von ünterchlorsäure mit Chlor betrachtet) riecht stark nach Chlor und zugleich nach gebranntem Zucker. Die chlorige Säure CIO ^ riecht sehr stechend und reizt die Athmungswerkzeuge wie die Unterchlorsäure. Die Ünterchlorsäure CIO* (auch Chloroxyd genannt) riecht nach Stadion nicht so erstickend wie Chlor; nach II. Davy riecht sie gewürzhaft, dem gebrannten Zucker ähnlich, ohne allen Nebengeruch nach Chlor. Die concentrirte Chlorsäure riecht besonders beim Erwärmen stechend, der Salpetersäure ähnlich ; die verdünnte kalte Säure ist geruchlos. Die U e b e r c h 1 r s ä u r c ist geruchlos. Die überchlorsaure chlorige Säure CIO-'', 2C10' raucht an feuchter Luft ungemein stark und erfüllt die Räume mit weissem Nebel. Die Gerüche der CIO, ClO^ und CIO* lassen sich als chlorige Gerüche zusammenfassen, sie reizen sänmitlich die Athmungswerkzeuge heftig; der Beigeruch nach gebrann- tem Zucker fehlt dem reinen Chlorgas und der unterchlorigen Säure, der mehr schrumpfend ist. Der Geruch des Königswassers wurde bei den sal- [»ctrigcn Gerüchen erwähnt. 234 Classification der Gerüche, Der Halbchlor Schwefel S^C\ riecht unangenehm erstickend zugleich nach Seekräutern und reizt die Augen zu Thränen. Der Einfachchlorschwefel SCI riecht ähnlich, aber deutlicher nach Chlor. Der Chlorstickstoff riecht eigenthümlich durchdrin- gend, die Augen schmerzhaft, die Eespirationsorgane weniger als Chlorgas angreifend. Chloralhydrat u. Chloral; dieses riecht nach Liebig eigen- thümlich durchdringend und reizt die Augen zum Thränen. M onochlor essigsaure riecht in der Kälte kaum, beim Verdampfen reizend und erstickend (HofFmann). 11) Osmiumsäure OsO^ (flüchtiges Osmiumoxyd). Sie siiblimirt sich im Aufbewahrungsgefässe bei geringer Tenipe- raturdifferenz von einer Stelle zur anderen (Wöhler); sie riecht unerträglich stechend, dem Chlor und Jod ähnlich. Luft, welche den Dampf der Osmiumsäiire enthält, greift beim Einathmen die Lungen an, bewirkt langwierige Schleimabsonderung und erregt im Auge brennenden Schmerz. (Berzelius.) Schon äusserst kleine Mengen des Dampfes wirken auf Augen und Lunge. (Wöhler). Als Mittel gegen die schädliche Wirkung der Osmiumsäure emj)fiehlt Claus, sogleich HSgas einzuathmen. (Watt, inGmelin'sHandb. L843.) 12) Brom. Von sehr starkem und widrigen, dem der Unter chlor säure etwas ähnlichen Gerüche, der sich an Gegenstände, die der Dampf durchdringt, auf einige Tage befestigt. Es wirkt, als Dampf eingeathmet, minder schäd- lich als Chlorgas und lässt sich, mit viel Luft gemengt, ohne alle Beschwerde einathmen; doch verursachen grössere Men- gen Beklemmung, Husten, Schwindel, Nasenbluten, vermehrte Secretion der Schleimhäute und zuletzt Kopfweh, welche Zu- fälle höchstens 6 Stunden dauern und durch Ammoniak und Weingeist, nicht durch Schwefelwasserstoff gemildert werden. (Low ig, Gmelin's Handb. I. 714.) ISTach Berzelius hat das Brom einen sehr starken, dem des Chlors ähnlichen Geruch und einen scharfen, zusam- menschrumpf end en Geschmack, Classification der Gerüche. 235 Das Brom ist ebenso, wie das Chlor, ein Gift und hat einen eigenthümlich unangenehmen Geruch, von dem man ihm den Namen gegeben hat, denn 6 ßQWf.iog heisst der üble Geruch (Mitscherlich), der Gestank (Gmelin). Nach Geiger riecht das Brom höchst unangenehm, durchdringend, in Masse dem Chloroxyd, in verdünntem Zu- stande einigermaassen der Blausäure ähnlich. 13) Jodgeruch. Das "Jod verbreitet einen dem des Chlors sehr ähnlichen Geruch, welcher aber doch viel Eigen- thümiiches hat, so dass man beide auch an dem Gerüche unterscheiden kann. Auf die Zunge 'gelegt, erregt das Jod einen scharfen, dem Geruch analogen Geschmack, welcher lange anhält. (Berzelius.) Nach L. Gmelin schmeckt es herb und scharf, riecht dem Chlor, Chlorschwefel und dem Osmiumoxyd (der Osmiumsäure) ähnlich. Nach Yar rentrapp (Handwörterb. d. Chemie von Liebig, Pog- gendorff, "Wöhler, IV, S. 71) erinnert der Geruch des Jods an Chlor und Safran. Nach Graham-Otto riecht das Jod eigenthümlich, an unterchlorige Säure erinnernd; nach Turner riecht es wie ein verdünntes Chlor. Auch der Kropfschwamm hat den Jodgeruch. Das Jodoform riecht gewürzhaft, safranänlich. (Se- rullas, Scanlan.) Jodcyan riecht höchst durchdringend und stechend, zugleich nach Jod und Cyan, reizt die Augen stark zu Thränen und schmeckt äusserst beissend. (Serullas.) 1-4) Cyan-, Blausäure-Bittermandelöl- Geruch. Das Cyan gas riecht der Blausäure etwas ähnlich, zugleich sehr stechend. (L. Gmelin.) Nach Wöhler riecht es ganz eigenthümlich heftig und reizt in hohem Grade Nase und Augen. Die Blausäure, derCyanwasserstoff, besitzt einen sehr starken bitter mandelartigen Geruch, erregt beim Einathmen des Dampfes Husten, Schwindel, Kopfweh und bewirkt von allen narkotischen Giften am schnellsten den Tod, wozu um so kleinere Mengen von wirklicher Säure hinreichen, je weniger dieselbe mit Wasser verdünnt ist. 236 Classification der Gerüche. Sie schmeckt anfangs frisch, dann bitter und reizend. (L. Gmelin.) Nach Wo hl er hat die Blausäure einen eigen thümlichen, betäubenden, bittermandelartigen Geruch. Der- selbe stumpft die Geruchsnerven ab. (Dessen Hand- wörterbuch d. Chemie.) Der Geruch des blausäurefreien Bittermandel- öls ist von dem des rohen blausäurehaltigen Oeles wenig ver- schieden, (Wo hier, im Handwörterb. d. Chem. I, 748.) Bittermandelwasser, Kirschlorbeerwasser und Kirschlorbeeröl, Pfirsichblätteröl, Traubenkirschenöl verdanken ihren Geruch dem blausäurehaltigen Benzoylwasserstoff, Bittermandelölartig riechen: salicylige Säure (die Blüthen von Spiraea ulmaria hauchen solche aus) = Qi4HG0'i. ferner Furfurol = C^m^O^ (es riecht nach Doebereiner und Fownes wie ein Gemisch aus Bittermandelöl und Zimmtöl); endlich das Nitrobenzol C^^II-^O^ (es riecht nach Mitscherlich dem Bittermandelöl und Zimmtöl ähnlich und schmeckt lebhaft süss). 15) Die sauren Gerüche: a) Stark und rein sauer riechen (stechend sauer): Der Chlorwasserstoff oder das salzsaure Gas: CS riecht eigenthümlich sauer, erstickend, ist nicht athembar, macht Entzündung und Jucken der Haut (L. Gmelin); es hat einen scharfen und erstickend sauren Gei'uch und raucht stark an der Luft, was davon herrührt, dass es in der Luft Wasser gas condensirt und sich damit in eine feinzer- theilte was sr ige Chlorwasserstoffsäure verwandelt, welche den sichtbaren Bauch bildet. (Berzelius.) Die Brom wasserstoffsäure riecht wie das Chlor- wasserstoffsäuregas. (Berzelius.) Die Jodwasserstoffsäure desgl. (Berzelius.) Die Fluorwasserstoffsäure (Flusssäure) riecht stechend sauer; wirkt sehr nachtheilig auf die Respirations- Classification der Gerüche. 237 Organe; schon der Dampf macht Schmerzen unter den Nägeln; kleine Tropfen machen auf der Haut weisse heftig schmer- zende Flecken , die sich in eine Eiterblase erheben , oft bis zum Wundfieber. Aetzlauge oder Aetzammoniak , dann er- weichende Umschläge und Oeffnen der Eiterblasen sind hier- bei dienlich. (L. Gmclin.) Ausführlich bespricht Berzelius (Chemie, 5. Aufl. Bd. I, 8.798 — 799) diese Wirkungen des HF auf die Haut. Das Borfluorid BF^ besitzt einen scharfen ersticken- den Geruch. Das Fluorsilicium zeigt einen stechend sauren Geruch. Dreifach Chlorphosphor PCI'' riecht heftig, der Salzsäure ähnlich, ebenso das Phosphoroxychlorid PO^Cl^. b) Stech endsau er mit eigenthümlichem Bei- ge r uch: Die Essigsäure. (Der Eisessig riecht und schmeckt durchdringend sauer und ist ein ätzendes Gift. L, Gmelin.) Essiggeruch. Die Ameisensäure riecht noch in verdünntem Zustande eigenthümlich stechend sauer. Ein Tropfen der conc. Säure bringt auf einer weichen Stelle der Haut unerträgliche Schmerzen und weisse Färbung der Stelle, dann unter Zu- sammenziehung derselben ein schmerzhaftes Geschwür hervor. (Liebig.) Die Buttersäure riecht (nach Pelouzc und Gclis) durchdringend nach ranziger Butter und Essigsäure ; siegreift die Haut an wie die stärksten Säuren. (Buttergeruch, Buttersäuregeruch.) Die Valeriansäurc (Baldriansäure) riecht nach Chevrcul's Beschreibung gewürzhaft nach Butter- säure, Essigsäure und altem Delphinöl, der letztere widrige Geruch haftet an dem damit befeuchteten Zeug; nach Dumas und Stas xiecht sie anhaltend nach Baldrian; nach Grote riecht sie etwas verschieden vom Haldrianöl und reizt, besonders beim Erwärmen, stark zum Husten; nach Nickles und nach Wittstein riecht sie unangonclimer als 238 Classification der Gerüche Baldrian und zugleich nach faulem Käse. (Käsege- ruch, Baldriangeruch.) — Die Capronsäure = C^^H^^O* riecht essigsäuerlich und wie Schweiss (Ohevreul); auch die Caprylsäure Q16JJ16Q4 riecht nach Schweiss, beim Erwärmen die Augen stark reizend. (Lerch, Redtenbacher, Fehling.) Die Capr in säure C^^H^'^0* riecht der Capronsäure ähnlich und zugleich nach Bock. (Ohevreul, G ö r g e y.) Diese drei Säuren sind die Grundlagen des Schweiss- geruchs. — Den ranzigen Geruch verdorbener Oele und Fette erklärt man aus der Bildung acrolein- artiger Zersetzungsproducte des Glycerins. (Handw. d. Ch. Bd. III, S. 96.) Ueber den Geruch des Acroleins oder Acrols vergl. L. Gmelin's Handb. V, S. 85: „wenige Tropfen Acrol, in einem Zimmer verdunstend, bringen eine ganze Ge- sellschaft zum Thränen, welches mit heftigem Brennen und Röthung der Augen und mit einem Gefühle von Mattigkeit, das sich bei grösseren Mengen zur Ohnmacht steigern kann, verbunden ist, aber keine weiteren Folgen hinterlässt. Das Acrol hat einen brennenden Geschmack." (Redtenbacher.) c) S c h w e f 1 i g s a ur e r G e r u c h (siehe weiter oben). Er- stickend schwefligsauer. d) Salpetersaurer und salpetrigsaurer Geruch (siehe weiter oben). e) Prickelnd säuerlich: Kohlensäuregeruch. Schwach stechend. Sie bewirkt für sich und auch mit einer ziemlich grossen Menge Luft vermengt beim Einathmen Asphyxie und Tod. (L. Gmelin.) Das Kohlenoxydgas besitzt nur einen schwachen eigenthümlichen Geruch. Ist viel giftiger als Koh- lensäuregas (ebend.) (Kohlendampf, Kohlendunst gehört hierher, brenzlicher Geruch). 16) Die alkalischen Gerüche (ammoniäkalische, urinöse Gerüche). a) Reinammoniakalisch: Aetzammoniak und kohlens. Ammoniak. Classification der Gei-üche. 239 Das Ammoniak riecht sehr stechend, reizend, erweckend. (L. Gmclin.) Es erstickt die Thiere (Berzelius); von höchst stechendem Geruch (Otto), riecht stechend urinös, in geringer Menge erweckend, in grösserer Mengen erstickend. (Geiger.) 1)) Amnion iakalisch mit Beimengungen: Geruch nach Pferdestall, Kuhstall, Schweinestall etc. Blut- geruch. c) Häringsgeruch: Trimethylamin, auch Methyl- amin (stark ammoniakalisfh und zugleich fischartig. Würz); Mutterkorn, besonders beim Anreiben mit Kalilauge. d) Schier lings gern ch: Co nun, riecht nach Geiger höchst durchdringend, widrig eigeuthümlich , stechend, dem Tabak ähnlich, dem Schierling zwar ähnlich, doch ab- weichend, in der Ferne in geringer Menge mäuseartig, in der Nähe den Kopf stark einnehmend, zu Thränen reizend. Schmeckt höchst scharf, widrig, tabakähnlich, lange anhal- tend. Wirkt äusserst giftig, in kleinen Dosen schnell tödtend, Starrkrampf erregend. Reagirt stark alkalisch, doch nur bei Gegenwart vom Wasser; die alkalische Eeaction verschwindet nach Blyth auf Lackmus allmählig, auf Curcumapapier beim Erwärmen. (L. Gmelin, Bd. VI, S. 523.) Nach Berzelius riecht das ('oniin durchdringend, unangenehm, betäubend, reizt in der Nähe die Augen und nimmt den Kopf ein, in der Entfernung riecht es wie die Pflanze selbst, nach Mäuse- urin. Schlossberger giebt an, Coniin rieche nach Mäu- sekoth. Es besitzt nach D ragende rff verdünnt einen entfernt an Mäuseharn erinnernden Geruch. Das Coniin besitzt einen lange haftenden, durchdringend ekelhaften Geruch, welcher entfernt dem des Hatte nurins ähnlich ist und dem des Schierlings gleicht, (Mar- j II art- Ludwig.) Nach Ilirzel riecht Coniin nach Schierling oder Mäusekoth. Nach Orfila besitzen die Däm])f(! des Co- niins einen starken Geruch nach Sellerie mit AI äu se- il am. 240 Classification der Gerüelie. Greiger vergleicht den Geruch des Krautes von Co- niiim maculatum mit dem des Katzenurins und dem der Canthariden. Cicuta virosa L. Aus ihrer verwundeten Wurzel fliesst ein an der Luft schnell gelb werdender Milchsaft', der bald einen widerlichen Geruch bereitet; sonst riecht die Wurzel selbst angenehm aromatisch. (Geiger, Pharm. Bo- tanik S. 1307.) D ragender ff (Beiträge zur gerichtl, Chemie einzelner organischer Gifte 1871, S. 9) äussert im Betreff des Coniin- geruchs, den die Bückstände seiner Petroleumätheraus- schüttelungen (welche reines oder salzs. Coniin enthielten) zeigten, dass derselbe nicht mit dem Geruch nach Mäuse- harn zu identificiren sei, den man mitunter am Herba Conii wahrnimmt. Letzteren habe er auch beim Verdunsten von Petroleumäther -Ausschüttelungen aus Herba Conii bemerkt, in denen kein Alkaloid vorlag. Der Geruch scheine einem Zers etzungsproducte des Coniins zuzu- kommen. Nach Dragendorff besitzt auch die Ausathmungs- luft der mit Coniin vergifteten Thiere Coniingeruch , selbst wenn das Gift direct durch die Schlundsonde oder in Gallert- umhüllung in den Magen gebracht wurde. Zur forensisch - ehem. Untersuchung eignen sich Magen und sein Inhalt, Blut, Harn, auch Leber und Lunge. e) Tabaksgeruch. Im Tabak sind mehre Geruchs- principien vorhanden, von denen nur 2 genauer bekannt sind: Nicotin, das flüchtige Alkaloid und Nico tianin, der nicht basische Tabakscampher von Hermbstädt a) Nicotin. Nach Posselt und Eeimann riecht es besonders beim Erwärmen unangenehm stechend, dem trocke- nen Tabak ähnlich; nach Otto verdünnt ätherartig; nach Barral scharf, wenig nach Tabak und schmeckt brennend. Nach Henry und Boutron schmeckt es auch verdünnt äusserst scharf und ätzend mit Erstarrung im Gaumen. Tödtet nach Posselt u. Bei mann Kaninchen zu 74 Tropfen, Hunde zu 1 Tropfen. Beagirt stark alkalisch, (L. Gmelin.) Classification der Gerüche. 241 ß) Das X i CO tianin erscheint in weissen blättrigen Krystal- len, die in der Wärme schmelzen und in offenen Gefässen bei Mittelwärme nach einigen Wochen verdnnsten. Riecht nach Hermbstädt wie feiner Tabak, nach Pos seit und Reimann nach Tabak und Hollunderblüthen, stär- ker beim Erwärmen, ohne zum Niesen zu reizen ; nach Hermb- städt bewirkt es, in die Nase gebracht, Niesen. Schmeckt auf der Zunge und im Schlund Tabaksdampf- ähnlich (Hermbstädt), durchaus nicht scharf, aber warm und bitterlich gewürzhaft. (Rosselt und Reimann.) Bringt, eingenommen, P^kol und Schwindel hervor (H.), bewirkt, zu 2 Gran eingenommen, keine besonderen Zufälle. (P. u. R.) Reagirt neutral. ;') Das brenzlicheOel des Tabaks, bei der trocknen Destillation erhalten, ist von Zeise untersucht worden (L. Gmelin's Handb. Bd. VII, S. 221). lieber den Geruch desselben findet sieh nichts angegeben. f) Narkotische Gerüche. Sehr bezeichneijd ist, was Heinrich Heine (Atta Troll, Kap. X\'II und Kap. XXI, Vers 19) über dieselben äussert: ,, Officiell treibt die Uraka Ein Geschäft, das sehr honnett, Denn sie handelt mit Bcrgkrüutern Und mit aiisgcstopftcn Vögeln. Voll von solchen Naturalien War die Hütte. Schrecklich rochen Bilsenkraut und Kukuksblumcn, Pissewurz und Todtonflieder. War's der Duft der tollen Pflanzen, Der betäubend mir zu Kopf stieg? Wundersam war mir zu Muthe, Uci dem Anblick dieser Vögel, Sind vielleicht verwünschte Menschen? Wie der Kräuterduft im Zimmer Mich gepeinigt! Schmerzlich grübelnd Sann ich nach, wo ich dergleichen Schon gerochen? — — Sann vergebens!" a) l>er riechende Eos tand tlieil des Opium ist noch nicht isolirt. Atpia Opii l'liarm. Saxoniae Arrh. (I. Phnrm, C'Xf.'Vfl Bauer verfährt, wenn er sich sein Flie- doniiuHs oder dergl, herstellt, d. h. wir dami)fon einen wässri- gen Auszug, bc/w. einen Presssaft einfach zur Extractcon- 246 Notizen zur Pliarniacopöe. bistenz ab. Während die mannichfachsten Versuche gemacht werden, um Nahrungsmittel aller Art möglichst haltbar herzustellen, bleiben Arzneimittel von dieser Wohlthat ausgeschlossen, welche doch so leicht zu erreichen wäre, z. B. durch Anwendung einer bekannten und in die Pharma- copöen längst aufgenommenen Bereitungsart. Die wässrigen Extracte sind, wie jeder Apotheker weiss, bei aller Sorgfalt nur schwer vor Gährung , Schimmel oder Austrooknung zu bewahren, während wässrig- weingeistige (z, B. die narkoti- schen) diese unangenehmen Neigungen nicht zeigen. Auf der andern Seite ist es bekannt, dass die wirksamen Bestandtheile vieler , z. B. der bitteren Vegetabilien , in Weingeist löslich sind, sodass dessen Anwendung der Wirkung des Präparates keinen Eintrag thut. — Man wird mir erwidern, dass die medicinische Verwendung der Extracte von Tag zu Tage geringer wird; da wir dieselben indessen einmal vorräthig halten müssen, so ist es gewiss besser, ein haltbares Präpa- rat zu besitzen , welches sich auch in weingeistigen Flüssig- keiten löst. — Eine passende Methode zur Darstellung die- ser M'ässrig- weingeistigen Extracte ist folgende: Der wäss- rige Auszug wird mit seinem doppelten Gewichte Spir. Vin. rectificatiss. gemischt, nach mehrstündigem Stehen colirt, der auf dem Tuche bleibende Eückstand mit Spir. Vini rectificat. nachgewaschen, die gesammte Golatur filtrirt, der Weingeist abdestillirt, und der Rückstand zur Extractconsistenz gebracht. — Auf diese Weise wären zu bereiten: Extr. Absynthii, Card, bened., Centaur., Gentian., Quassiae, Bhei, Trifol. fibrin. — Wünschenswerth wäre es, wenn einige Collegen die Me- thode prüfen und ihre Resultate veröffentlichen wollten. Lei- der werden derartige Vorschläge an maassgebender Stelle zu selten beachtet und noch seltener geprüft, als dass man hoffen könnte, die vegetabilischen Extracte wenigstens nicht stief- mütterlicher in der Eeichspharmacopöe behandelt zu sehen, als z. B. die Ochsengalle. b) Tinct. Ehei aquosa. Ich bemerke zuvörderst, dass ich in Nachfolgendem nicht elwa die Erfindung einer „jahrelang haltbaren Tinctur" ver- Notizeu zur Pliarmacopöc, 2i7 künden, oder irgend eine alte Vorschrift aufwärmen will. Herr Professor L u d w i g hat uns im Archiv gezeigt, an wel- chen Mängeln die meisten Vorschriften leiden und welche Bubstanzen aus der Tinctur zu entfernen seien, um ihr eine grössere Haltbarkeit zu verschaffen und hat hierbei ein Aus- ziehen der Rhabarber mit "Weingeist, Abdampfen etc. vorge- schlagen. Nach einer ähnlichen Methode habe ich gearbeitet und anstatt die Rhabarber mit Weingeist, mit Wasser ausge- zogen, den Auszug im Wasserbade abgedampft und nun durch Weingeist die Pectinstoffe, Stärke u. s. f. abgeschieden, ganz so wie ich es oben bei Besprechung der Extracte beschrieb. Ein so bereitetes Extract hält sich als Extractum spissum unverändert, ohne zu schimmeln oder auszutrocknen, es löst sich sehr leicht in Wasser und giebt auf Zusatz der erforder- lichen Menge von kohlensaurem Alkali eine Tinct. Ehei aq., welche keiner Filtration bedarf und jederzeit in wenigen Minuten ex tempore hergestellt werden kann. Anstatt des Kali carbon, würde ich dem kr3^stallisirten kohlensauren Na- tron den Vorzug geben, die württemberger Pharmacopöe hat ja dasselbe auch schon lange aufgenommen. Die ßhabarbcr giebt, auf obige Weise behandelt, ca. 40 Proc. Extract; fol- gende Vorschrift giebt eine brauchbare Tinctur: Extr. Rhei spir-aq. 5 Gew.-Th. Aq. Cinnam simpl. 92 „ „ Kali carbon. pur. 3 „ „ c) Dextrin reinige ich in ähnlicher Weise, wie Jassoy, entferne jedoch den in Weingeist löslichen Theil des rohen Dextrins vor der Filtration, um letztere docii einigermaassen zu erleichtern. Käufliches Dextrin wird mit destillirtem Wasser zu einem dicken Brei angerührt, sodann hinlänglich Weingeist zugesetzt, das Ausgeschiedene durch Kneten mit Weingeist gut ausge- waschen, dann in kaltem Wasser gelöst, filtrirt und einge- dampft. 248 Vergleichung zwischen den Vorschriften zu Extractum Äbsynthii etc. Vergieichimg- zwischen den Yorscliriften zu Extrac- tiim Albsynthii der Pliaruiticopoea borussica, cd. VII. und der Pliarmacopoea Grcrmaniae. Von E. Mylius, Apotheker in Soldin. "Wenn es auch , nachdem Prof. Ludwig die interessan- ten Versuche Kromayer's über den Bitterstoff des Wermuth veröffentlicht hatte, anzunehmen war, dass die in der Pharmac. borussic. gegebene Vorschlaft zur Bereitung des Extractum Äbsynthii nicht sachgemäss wäre, weil erstens ein in Wasser sehr wenig löslicher Körper durch dieses Extractionsmittel dem Kraute entzogen werden soll , z-vveitens eine Entfernung des während des Abdampfens gebildeten Absatzes und end- lich die Klarlöslichkeit des fertigen Präparates in "Wasser verlangt wird: so möchte es dennoch, zumal wir einer neuen Pharmacopöe entgegensehen, nicht uninteressant sein, die Richtigkeit der obigen Annahme durch den Versuch bestätigt zu finden. Es wurden zur Vergleichung der in der preussi- schen Pharmacopöe und der in der Pharmacopoea Germaniae gegebenen Vorschriften folgende Versuche angestellt: I. Extractum Äbsynthii Pharm, borussic. Herba Äbsynthii giebt nach verschiedenen Schriftstellern sehr verschiedene Mengen Extract, wie dies bei einem Prä- parate auf dessen Wohlgelingen ausser vielen andern Zufäl- ligkeiten auch die Beschaffenheit des Materials einwirkt, ein Umstand, welcher nicht immer von der Willkür des Arbeiters abhängt, natürlich ist. Hager giebt die Ausbeute zu 22,5^0 , Dulk zu fast 33,3 7o, Mohr zu 15 — 20% an. Ich selbst habe meist 15 — 19% erhalten. Behufs der anzustellenden Vergleichung wurden 4000,0 Herba Äbsynthii nach Vorschrift der Pharmacopöe behandelt und dadurch 750,0 Extract = 18,7% erhalten. Von diesem Extract wurden 107,2 bei 70 " getrocknet, sodass 86,0 hinterblieben, welche zerrieben wur- den und deren Wassergehalt man bestimmte: 1,3135 wurden im Luftbade bei llO^C. getrocknet, bis das G-ewicht constant 1,28 blieb. Es entsprechen demnach 750,0 Extract spissum, Vergleichiuig zwisuUcn duu Vorschriften zu Extrautuni Absyuthii etc. '249 oder 601,0 siccum, bei 70" getrocknet, 586,2 bei 110^ getrock- neten Extractes. Es isind dies 14,6 7o vom angewendeten Wermuth, Von dem bei 70° getrockneten Extracte wurden 10,0 mit erneuten Mengen Weingeist solange ausgezogen, bis die Tincturen nicht mehr bitter schmeckten. Die vereinigten Auszüge wurden mit Bleiessig gefällt, der Niederschlag abfil- trirt und solange mit verdünntem Weingeist gewaschen, bis die Waschflüssigkeit nur noch wenig bitter schmeckte, aus dem Filtrate das Blei mit Schwefelwasserstoff entfernt, das 8chwefelblei gut ausgewaschen, das Filtrat verdunstet, aus der Abdampfschale der Rückstand mit Hülfe von wenig Wein- geist in eine Flasche gespült, Wasser zugegeben und solange mit Aetlier ausgeschüttelt , als dieser noch etwas aufnahm. Die gesammten ätherischen Flüssigkeiten wurden in einem tarirten Becherglase verdunstet, der Bückstand des Absyn- thiin's, anfangs bei 70*^, endlich bei 110° getrocknet, bis das Gewicht constant 0,246 betrug. In der Gesammtmenge von 750,0 Extract. spiss. waren demnach enthalten 14,799 Absyn- thiin = 1,97% vom Extract == 0,369% von dem angewen- deten Kraut. Aus den gewonnenen 750,0 Extract hatten sich 72,0 (lufttrocken gewogen) unlösliche Substanzen ausgeschieden. Behufs Bestimmung des Trockengehaltes wurden 1,4155 bei HO*' getrocknet. Es blieben 1,303. Demnach hatte der Ab- satz ein Gewicht von 66,2 = 1,65% des Herba Absyuthii. Von dem gepulverten lufttrocknen Absatz wurden 10,0 in derselben Weise behandelt, wie vorher das Extract,. um da» darin enthaltene Absynthiin zu gewinnen. Es wur- den 0,491 gewonnen, woraus sich für die Gesammtmenge des Absatzes 3,535 = 0,088% vom Wernmth berechnen las- sen. Zählt man das vorher gewonnene Absynthiin hinzu, so erhält man als Summe 18,334 aus dem Wermuth durcli Wasser ausgezogenen Bitterstoff, d. h. 0,458%. 11. Extractum Absyntliii l'harmac. (Jlernian. 400,0 Ilerba Absynthii liefei'tcn, nach der Voisclaift der riiarm. (jerman, behandelt, 79,5 = 19,8% Extract von grün- 250 Vergleichung zwischeu den Vurschrifteu zu ExtraoUim Absyiitliii ete. brauner Farbe, während das Kraut vollkommen gesclimacklos wurde. Bei einem Trockenversuche ergeben 0,794 Extract 0,6435 bei 110° getrockneten Paickstand. 79,5 entsprechen demnach 64,4 trocknem Extract = 16,01*^/0 vom angewendeten Wermuth. Von dem eingedickten Extract wurden 10,0 mit Wein- geist erschöpft und aus der grünen Tinctur in der oben ange- gebenen Weise 0,4315 Absynthiin gewonnen, woraus sich für die Gesammtmenge des Extractes 3,43 = 0,857^0 vom angewendeten A¥ermuth ergaben. Stellt man nun die so gewonnenen Resultate zusammen, so geben 100 Theile Herba Absynthii. Nach Pharm, borussic. Xach Pharmac. Germaniae. 14,6 trocknes Extract enthaltend 0,369 Absynthiin, 1,65 Absatz enthaltend 0,088 Absynthiin. 16,25 Extr. etc. 0,457 „ 16,01 trocknes Extract 0,859 Absynthiin. Nach den so erhaltenen Eesultaten dürfte es nicht zwei- felhaft sein, welcher von beiden Vorschriften der Vorrang eingeräumt werden muss. Die Ursache, wesshalb der Unter- schied in der Ausbeute an Absynthiin nach den beiden Vor- schriften ein so grosser ist, liegt nicht allein in der mangel- haften Erschöpfung des Materials durch Wasser, sondern die Verschiedenheit ist zum grossen Theil auch dadurch bedingt, dass der grösste Theil des weingeistigen Auszuges weit schneller und bei niederer Temperatur concentrirt werden kann, als der wässrige xiuszug. Das Absynthiin aber ist so veränderlich, dass durch längeres Eindampfen der Auszüge bei höherer Temperatur die Ausbeute an Bitterstoff, also auch die Güte des Extractes bedeutend verringert wird. Man kann sich hiervon leicht überzeugen, wenn man eine reine Absynthiinlösung in der Wärme eindampft: das zurückblei- bende Wermuthbitter ist nicht mehr vollständig in Aether Bemerkuuj"' zu der vorhtrgchcudcu Mittheilung. 251 löslich und die weing-eistige Lösung wird durch Bleiessig gelallt. Um die Zeit des Eindampfens abzukürzen, ist übrigens das einfachste Mittel, jeden der beiden Auszüge besonders zu conceutriren und nach der Concentration zu mischen. In dieser Weise vertahren auch in der That viele Defectare zum Vortheile des Präparates, obgleich der Text der Phar- macopöe den Sinn hat, dass der erste gehaltreiche Auszug durch den z\Yeiten, doch nur als Waschtiüssigkeit anzusehen- den vor dem Eindampfen verdünnt werden soll — Bemerkimg' zu der Torlierg eilenden Mittheilung. Indem ich mich ganz damit einverstanden erkläre, dass die Bereitung des genannten Extractes in der eben erörterten Weise geändert, resp. verbessert werde, möchte ich beson- ders noch darauf aufmerksam machen, wie nothwendig für Ext r actum Digitalis eine Behandlung auch des ausge- pressten Krautes mit Weingeist zur Gewinnung eines wirk- samen Extractes sei und verweise in dieser Beziehung auf meine Mittheilungen über die Bestandtheile von Digitalis pur- purea in diesem Archive. H. Ludwig. 252 JI. IPflanzenpliysiologie Miid Toxi- kologie. Uelber die Eiiiwirkuiig von Säure - I)ämi)fen , insbe- soiidcrc der Salzsäure auf die Vegetation. Von G. Christel, Apotheker iu Lippstadt. Die scliädliche Einwirkung- der bei dem Betriebe von manchen chemischen Fabriken und industriellen Etablissements auftretenden Gase auf die Vegetation der TJmgeg-end ist eine bekannte und vielfach beobachtete Thatsache. Sehr häufig ist es die bei verschiedenen Processen, z. B. bei dem E-östen von Erzen (Schwefelmetallen) in nicht geschlossenen Oefen auftretende und entweichende schweflige Säure, die wie- derholt zum Gegenstande genauer Untersuchungen gemacht wurde, welche die schädlichen Wirkungen dieses Gases, resp. der daraus durch Oxydation entstandenen Schwefelsäure auf die Pflanzen ausser allen Zweifel stellten. Dass auch die Dämpfe der Salzsäure eine ähnliche Wirkung haben, und zu fortdauernden Klagen und Protesten Seitens der Adjacen- ten solcher Fabriken, welche Sulfat, Soda, Chlorkalk und einschlägige Artikel anfertigen, A^eranlassung geben, ist den Fabrikanten derselben nicht unbekannt, und ein schwer zu beseitigender Uebelstand. Während des vergangenen Sommers hatte ich Gelegen- heit, von den Verwüstungen, die ein Etablissement der zuletzt genannten Kategorie anrichtete, mich persönlich zu überzeu- gen. Wenngleich ich annehmen darf, dass manchem Leser dieser Zeitschrift die anzuführenden Beobachtungen bekannte Thatsachen sind, so möge es mir doch bei der Wichtigkeit des Gegenstandes und dem wissenschaftlichen Interesse, wel- ches derselbe bietet, gestattet sein, aus der Fülle des mir Ueber d. Einwirkung v. Säure - Dum pt'en, iusbesond. d. Salzsäure etc. 253 vorliegenden Materials einzelne intei'essante Erscheinungen hervorzuheben. Die genannte Fabrik ist auf die Darstellung von Sulfat, Soda, Chlorkalk, Schwefelstäure — letztere nur für den eige- nen Bedarf — eingerichtet. Die Methode der Sodadarstel- lung ist bekanntlich noch heute im Principe dieselbe, wie Ivicolas Leblanc sie vor nahezu 80 Jahren lehrte. Der wechselseitigen Zersetzung von Glaubersalz mit kohlensaurem Kalk unter Zusatz von Kohle geht die Zerlegung dos Chlor- natrium mittels Schwefelsäure , und die Herstellung des was- serfreien schwefelsauren Natrons, des sogenannten Sulfats voraus. Die bei dieser Operation massenhaft auftretenden salzsauren Dämpfe werden theils zur Gewinnung der rohen Salzsäure, grösstentheils aber wohl nur desshalb, um nicht die ganze Vegetation der Umgegend zu zerstören, möglichst condensirt. Diese Condensation geschieht nach der altern Einrichtung und in kleineren Etablisseiiionts dieser Art mit- tels Durchleiten des salzsauren Gases durch halb mit Was- ser gefüllte thönerne Flaschen, sogen. Bombonnes, oder, zumal in grösseren Fabriken durch Coaksthürme, die zuerst von Gossagc in England eingofülirt, und jetzt wohl in allen grösseren Sodafabriken im Gebrauch sind, oder end- lich durch eine Combination beider Systeme. Es schien in- dessen, dass die in Rede stehende Fabrik nicht mit zweck- mässigen Apparaten versehen war; andererseits dürfte aber auch eine vollständige Condensation der Salzsäure unaus- führbar sein , da während des Zersctzungsprocesses verschie- dene Momente, als das Ueberschöpfen der breiförmigen , aus 2 fach schwefelsaurem Natron und unzersetztem Chlornatrium bestehenden Masse in den Calcinirraum , ferner das Durch- schwitzen der Condensations-Gefasse oder Zerspringen dcr- Bclben , eintreten oder eintreten können , um den Salzsäuren Dämpfen in Masse den Ausweg zu gestatten. Praktische Fabrikanten haben mir die Versicherung gegeben, dass eine voll« tändige Condensation auch bei zweckmässigsloi- liin- rif'hlung unmöglich sei. Dasp. bei unzurcidionder Erneuerung des C((nd(;n't!li). Die Fruchtknoten scheinen oben 250 Ueber d. Einwirkung v. Säure - Dämpfen, insbesond. d. Salzsäure ete. befruchtet, da die Antherenfächer z. Th. noch geöffnet sind. Die Glumae haben das Aussehen, als ob das Feld der Aernte nahe; sie sind vielfach strohgelb und trocken, oder weiss- gelb, wie gebleicht, oder wenn noch grün, doch gelb an der Spitze und am B-ande. Ich habe sehr bedauert, dass eine fernere Beobachtung dieses "Feldes aus den unten angegebe- nen Gründen mir nicht möglich wai-. Dem Vernehmen nach ist indessen der Körnertrag desselben ganz oder fast Null geblieben. Das Weizenfeld ist von der Fabrik etwa 150 Meter entfernt, und macht den Eindruck, als ob die Frucht der Reife nahe. Die beobachteten Pflanzen sind Tritic. vul- gare Vill. var. aestivum und hibernum, die in hiesi- ger Gegend allgemein gebaut werden. Die Aehren- waren gelb bis bräunlich, und insbesondere nach der der Fabrik zugewendeten Seite auffallend bräunlich gefärbt, als wenn sie in der Nähe eines Feuers gewesen wären, von dessen sengender Hitze sie oberflächlich gelitten hätten, — die Grannen der Var. aestivum weit ausgespreizt. Das Feld hatte wahrschein- lich vor etwa 3 Wochen geblüht; die untersuchten Aehrchen waren 3 bis 4blüthig, das 4. Blüthchen nicht entwickelt, die Fruchtknoten der beiden seitlichen besser entwickelt, die mitt- lei-e Blüthe vielfach verkümmert. Aehnlich den Boggen- früchten waren auch die Fruchtknoten des Weizens ausgebildet. Sie enthielten innerhalb einer schlauchartigen Hülle — den Saraenhäutcn — den Eiweisskörper ; dieser war klein, die Zellenmasse desselben schien resorbirt oder in ihrer Ent- wickelung gestört und war von den schlauch artigen Samen- häuten wie mit einem weiten Mantel umgeben. Es schien mir keinen Augenblick zweifelhaft zu sein, dass auch betrefl's des Körnerertrages dieses Feldes von einer normalen Aernte keine Bede sein könne. Nicht minder charakteristisch wie die Cerealien waren auch sonstige Feldgewächse afficirt. Besonders war dies der Fall bei dem Lein — Linum usitatissimum L. — fer- ner bei Faba vulgaris Var. m. und Pisum arvense L. An allen diesen Gewächsen waren die Blätter mehr oder Ueber d. Einwirkung v. Siiure - Dämpfen, insl)csond. il. Salzsäure etc. 257 weniger gefleckt oder ganz schwarz und trocken, von den noch zarten Leinpflänzchen ganze Strecken abgestorben. Nur die Kartoffelpflanzen schienen widerstandsfähiger zu sein, da an den Stauden nichts Auffallendes bemerkt wurde. Aber nicht nur an solchen Gewächsen, die als einjährige Pflanzen mit zarteren Organen versehen sind, sondern auch an kräftigen r o b u s t e n B a u m e n waren die Wirkungen unverkennbar. In einer Entfernung von mehr als 500 Metern liegt das Gehöft eines Landwirths im Schatten hoher Lin- den und Eichen. Ausser diesen befinden sich Kastanien und Eschen auf dem Hofe ; neben dem Hause liegen ein Obst- und Blumengarten. Es war im Hochsommer, Anfangs Juli. Beim Betreten des Hofes glaubte man sich aber in den Spätherbst versetzt; das Laub lag so massenhaft unter den Bäumen , dass es zu Haufen zusammengekehrt werden konnte. Soviel sich bei hohen Bäumen von dem Standpunkte eines Beobachters beurtheilen Hess, waren sämmthche Blätter der Tilia platyphyllos und T. ulmifolia Sc, mehr oder weniger braun berandet. Die Blattsubstanz war an die- sen Stellen ganz abgestorben; eine grosse Anzahl Blätter waren schon abgefallen. Aehnliche Erscheinungen waren an den pjichen — Quercus pedunculata Ehrh. — sicht- bar. Hier war auch die Blattfläche vielfach corrodirt, so dass die Blätter auf den ersten Blick ganz bunt erschienen, ähn- lich manchen in neuerer Zeit erzeugten Spielarten mit weiss gefleckten Blättern. Dass auch die in dem anstossenden Obst- garten befindlichen Bäume von der Wirkung der sauren Dämpfe nicht verschont geblieben und an den Laubkronen habituell den Eindruck des Sicchthums machten, konnte nichts Befremdliches haben. Sogar in dem Blumengarten waren an sämmtlichen Gewächsen, die über die Einfriedigung em- porragten und den Luftströmungen ausgesetzt gewesen, an den Himbeeren, Johannisbeeren etc. ganz ähnliche Erscheinungen wahrzunehmen. Die grossartigen Zerstörungen der Vegetation lassen sich in Berücksichtigung dos Umstandos, dass während UKihrer Monate die Kichtutig der Luftströuningen eine ziemlich con- Arch. li. I'hanii, (:XC\'\1, Hdn. :t llft, 17 258 üeber d. Einwirkung v. Säure - Dämpfen, insbesond. d. Salzsäure etc. stante war, leicht erklären. Die Intensität der Wirkungen verminderte sich mit der Entfernung von den Fabrikgebäu- den, und stand zu dieser ungefähr in umgekehrtem Verhält- niss. Was die Grrösse der Entfernung anlangt, so habe ich noch in einer Distanz von mehr als 1000 Metern an den Blättern des Crataegus sehr auffallende, mit der Ein- wirkung saurer Dämpfe unzweifelhaft zusammenhängende Erscheinungen beobachtet. Bemerk enswerth war, dass hier eine Laube von Ampelopsis heder acea var. um die Mitte Juli ganz roth war, und manche Blätter bereits abfie- len, eine Erscheinung, die bei der genannten Pflege im Spät- herbst in den Monaten October und November regelmässig eintritt, und auf einer chemischen Veränderung des Chloro- phylls zu beruhen scheint. lieber den ursächlichen Zusam- menhang dieser auffallenden Thatsache mit den von der Fabrik exhalirten Gasen habe ich bis jetzt eigene Versuche noch nicht anstellen können. Aber auch an den Feldfriichten, dem Boggen etc. waren in derselben Entfernung an Blättern und Körnern die Wirkungen unverkennbar. Dieselben sollen sogar, dem Vernehmen nach bis zu einer Entfernung von Y4 Meile beobachtet worden sein. Unter dem Mikroskop erwiesen sich die corrodirten Blatt- flächen als saftleeres Parenchym. Das Chlorophyll derselben war zerstört. Von Pilzbildungen war nirgends eine Spur bemerkbar. TJeber die Art der von der Fabrik exhalirten Dämpfe konnte kaum ein Zweifel sein. Wie bereits erörtert, sind es die Dämpfe der Chlorwasserstoffsäure, welche bei der Sodafabrikation sich massenhaft entwickeln, und den Fabrikanten Verlegenheiten bereiten , da jene Säure einestheils ganz oder fast werthlos ist, anderntheils die Dämpfe dersel- ben schwierig vollständig verdichtet werden können. Die bei der Schwefelsäurebereitung möglicherweise entweichende schwe- felige Säure , sowie die durch die Desoxydation der Salpeter- säure entstehenden Stickstoflfverbindungen — sogenannte Sal- p et er gase — sind theils zu werthvoll, um dieselben bei rationellem Betriebe entweichen zu lassen, anderntheils konnten lieber d. Einwirkung v. Säiu-e- Dämpfen, insbesoml. d. Salzsäure etc. 259 dieselben im schlimmsten Falle bei dem geringen , nur dem eigenen Bedarfe genügenden Fabrikationsquantum der Schwe- felsäure kaum in Betracht kommen. Zudem waren die den Kaminen entströmenden Rauchwolken deutlich und weithin sichtbar, und Hessen sich auch durch das Geruchsorgan als Salzsäure - Dämpfe mit grösster Wahrscheinlichkeit erkennen. Ein Versuch, den nächtlichen Thau in früher Morgenstunde von den Vegetabilien abzuspülen, ergab negative Resultate, wenngleich ich die Ueberzeugung habe, dass eine derartige !Nachweisung unter günstigen .Umständen sehr wohl möglich ist. Es wurde desshalb versucht, vermittels eines Aspii'a- tors und Durchleiten der Luft durch reines destillirtes Was- ser die Dämpfe zu fixiren. Bei ziemlich starker Luftströmung und hochziehenden Dämpfen war es unmöglich, ein günstiges Resultat zu erzielen, und nach dem Durchleiten von mehr als 100 Litern Luft resultirte eine Flüssigkeit, die mit Sil- bersalzen nur eine sehr schwache Reaction gab. Es mussten daher fernere Versuche so lange verschoben werden, bis schwache Luftströmungen und niedrig ziehende Dämpfe bes- sere Erfolge in Aussicht stellten, — als in Folge des plötz- lich ausgebrochenen Krieges die Suspension jeden Privatver- kehrs auf den Eisenbahnen fernere Arbeiten unmöglich machte. Zu meinem grossen Bedauern wurde ich dadurch auch genö- tbigt, von der ferneren Beobachtung der Entwickelung der bereits erwähnten Vegetation Abstand zu nehmen. Um mein Urtheil über die Schädlichkeit des salzsauren Gases zu vervollständigen, habe ich eine Anzahl von Ver- suchen gemacht, deren wesentlichste Resultate ich nachstehend wiedergebe. Der von der Bereitung der reinen Chlorwasser- stoffsäure bleibende Rückstand, im Wesentlichen aus Natron- liisulfat bestehend, und noch salzsaures Gas cxhalirend, wurde auf einem tragbaren, schwach geheizten Windofen am Abend in den Garten gestellt, in einiger Entfernung von Bäumen lind Sträuchern, jedoch so, dass sich dieselben in der über den Kf)lb(;n mit dem genannten Inhalte hinziehenden Luft- strömung bel'anden. Am folgenden Morgen waren die Blätter der Prunus a r m e n i a c a L. weissgeficckt und weiss 17* 260 lieber d. Einwirkung v. Säure - Dämpfen, insbesond. d. Salzsäure etc. berandet. Mit dem Einfluss des Sonnenlichts steigerten sich die Erscheinungen; die Blattränder nebst den Flecken der Fläche wurden vollständig trocken , und schon nach einigen Tagen fielen die meisten ab. Aehnliche Erscheinungen be- merkte ich an der Syringa vulgaris L., deren Blätter an den Bändern schwarz -bräunlich erschienen. Der Wein- stock schien am wenigsten Widerstandsfähigkeit zu besitzen; denn als eine erwärmte und schwachrauchende Mischung von Chlornatrium und verdünnter Schwefelsäure in die Nähe des- selben gebracht wurde, fingeir die Blätter sehr bald an zu trauern, und hatten nach Verlauf von wenigen Stunden schon derartig zu functioniren aufgehört, dass nur noch im Centrum des Blattes ein grüner Fleck vorhanden, in welchem das Chlorophyll noch nicht zerstört war. Um die fernere Lebens- thätigkeit der Pflanzen nicht vollständig in Frage zu stellen, musste ich diese Versuche abbrechen. Zu wei teilen Versuchen wählte ich R o g g e n p f 1 a n z e n, die im ;Freien erzogen und überwintert, ca. 5 — 6 Monate alt waren. Dieselben befanden sich in kleinen Töpfen, und wurden mit w^echselnden Mengen von Salzsäure unter eine Glasglocke gebracht. Der räumliche Inhalt der Glocke mit Abzug von Thermometer, Pflanzentopf etc. betrug 1856 Cu- bikcentimeter- Volume. Die Beobachtungstemperatur betrug durchschnittlich 10 — 12 « Cels. 1) 0,04 Grm, reine, officinelle 25procentige Salzsäure wur- den auf einem Platinblech unter die Glocke gebracht, und durch eine schwach erwärmte Unterlage langsam verdunstet. Die Temperatur unter der Glocke stieg Anfangs bis zu 25 ^C, sank aber allmählig wieder auf 12". Die verdunstete Säure bildete in der Glocke deutliche Nebel, die sich an der Glas- wandung zu feinen Tröpfchen verdichteten. Nach Verlauf von 48 Stunden konnten an der Pflanze keine besondern Erscheinungen wahrgenommen werden. Um die an der Glaswandung verdichtete wässrige Säure zu ent- fernen, und damit der Dampf der entwässerten Säure den Raum gleichmässiger erfülle, wurde ein Schälchen mit conc. Schwefelsäure unter die Glocke gebracht. Nach kurzer Zeit üeber d. Einwirkung v. Säure -Dämpfen, insbcsond. d. Salzsäure etc. 261" vermiftderten sich die Tröpfchen und verschwanden bald voll- ständig; schon nach Verlauf von 6 Stunden erschien die Pflanze krank. Die Blätter hingen schlaff herab; sie waren an den Rändern eingerollt und theilweise gefleckt. Die Pflanze machte den Eindruck eines Gewächses, dem die Wur- zel genommen, und welches zu vertrocknen beginnt. An die Luft gebracht, erholte sich dieselbe nicht wieder vollständig; sie behielt noch lange Zeit hindurch ein krankhaftes Ausse- hen, während die Blätter theilweise oder ganz abstarben. 2. Versuch. Derselbe wurde in ähnlicher Art ange- stellt und zwar mit 0,02 derselben Säure. Um jede andere Säure fern zu halten, wählte ich statt der Schwefelsäure ge- schmolzenes Chlorcalcium, welches gleichzeitig mit der Pflanze unter die Glocke gebracht wurde. Die Wirkungen waren ähnlich, wenngleich später bemerkbar; nach 8 Stunden fingen die Blätter an, an den Bändern sich einzurollen, und die Spitzen erschienen gelblich. Nach 18 Stunden waren alle Erscheinungen intensiver, und nach Verlauf von 24 Stunden die Blätter bis zu einem Drittel ihrer Länge gelb, z. Th. gedreht und welk. 3. Versuch, in derselben Art angestellt mit 0,01 Salz- säure. Nach 6 — 8 Stunden zeigten sich an den beiden ober- sten Blättern deutliche Spuren der Einwirkung. Am folgen- den Tage hingen dieselben schlaff" herab; auf der Blattfläche waren missfarbene Stellen von ca. 1 Centim. Ausdehnung bemerkbar, die später trocken wurden und abstarben. 4. Versuch mit 0,005 der Säure, sonst wie oben. Nach 3 Tagen war die Pflanze noch frisch und grün ; nur an dem obersten Blatte waren sehr kleine, weisse Fleckchen bemerkbar. Aus der Glocke entfernt, konnte ich auch wochen- lang nachher keine Krankheitssymptome an derselben wahr- nehmen. Die Grenze der Säuremenge, welche hinreichend war, eine erhebliche Störung der vitalen Functionen einzelner Or- gane der Pflanze zu bewirken, lag off"enbar zwischen den Zahlen 0,01 und 0,005. Es scheint mir jedoch unzweifelhaft, dasB die sauren Dämpfe auf die zartwandigeren Zellen der 262 Ueber d. Einv/irkung v. Säui-e -Dämpfen, insbesond. d. Salzsäure etc. BllUhenoi'gane ungleich wesentlichere, und für die Fruchtbil- dung gefährliche Wirkungen auszuüben vermögen. Das procentische Verhältniss, bis zu welchem bei Ver- such 3 das Chlorwasserstoffgas unter der Glocke verdünnt gewesen, ergiebt sich aus nachfolgender Eechnung: 1 C. C. atmosphär. Luft bei 10*^ C. und 760""'. Barometerstand wiegt = 1,252 Milligrm. Die in der Glocke vorhandenen 1856 0. C. wiegen demnach = 1,252 x 1856 Milligrm. ;= 2324 Milligrm. Auf dieses Gewicht Luft kommen 2,5 Milligrm. wasserleeres Chlorwasserstoffgas. Folglich kommen auf 100 Gewichtstheile 1 00 'i^ 2 'S Luft ^2:. G.-Th. = 0,108 HCl, oder nahezu Vio ^roc. 2324 Erwägt man, dass bei demselben Versuche, nachdem die Pflanze aus der Glocke entfernt, an den Wänden derselben noch deutlich das Vorhandensein von Salzsäure sich nach- weisen Hess, mithin nicht alle Säure zur Zerstörung der Pflan- zenorgane verwandt war, so muss die devastirende Kraft der dampfförmigen Säure geradezu ausserordentlich erscheinen. Der Entscheidung der Frage, worin die Wirkung derselben besteht, ob in einer chemischen Zersetzung der Zellenwandung und des Zelleninhalts, will ich nicht präjudiciren, wenngleich mir beides wahrscheinlich ist. Mit Gewissheit lässt sich wohl nur behaupten, dass das Chlorophyll eine Veränderung erleidet, welche schon durch die in die Augen fallende Far- benveränderung angedeutet wird. Es ist nicht zu übersehen, dass die Wirkung der Säure - Dämpfe bei den vorstehenden Versuchen dadurch wesentlich modificirt werden konnte, dass dieselben in mehr oder weni- ger entwässertem Zustande zur Action gelangten. Es ge- winnt jedoch dadurch die Vermuthung an Wahrscheinlichkeit, dass die Wirkungen der Dämpfe auf die Vegetation bei grosser Trockenheit der Luft verderblicher sind, als bei einem grössern Wassergehalte der letztern. Bekanntlich hat das wasserfreie Chlorwasserstoffgas ein grosses Bestreben, sich mit Wasser zu vereinigen, worauf das Bauchen in wasserhaltiger Luft teruht. Trifi't dasselbe nun auf seinem durch die Windrioh- bung bestimmten Wege bei warmem und trockenen Wetter Zur Nac'hwcisuug des Phosphors. 263 griine Pflanzentheile , insbesondere eine Anzahl von Blatt- flächen, aus deren SpaltöflFnungen fortwährend eine grosse Meng'o Wasser verdunstet, so ^Yird es von demselben rasch absorbirt und zu einer mehr oder minder concentrirten flüssi- gen Säure, die den Blättern und vorzugsweise deren Rändern adhärirt, und jene Erscheinungen zur Folge hat, die den Laubkronen der Waldbäume ein ganz buntscheckiges Anse- hen geben. Während die Blätter aber zu den Organen der Ernährung gehöliren, und in ihnen namentlich die Assimila- tion des rohen Nahrungssaftes stattfindet, unterliegt es kei- nem Zweifel, dass durch eine andauernde Störung ihrer phy- siologischen Functionen die Lebensfähigkeit des betreffenden Individuum in Frage gestellt wird. Auf diese Weise erklärt sich auch das Kränkeln von Obst- und Waldbäumen, wel- ches zuletzt mit dem allmähligen Absterben derselben sein Ende "erreicht. Es ist der chemischen Industrie nicht minder, wie jedem Zweige gewerblichen Schaffens ein kräftiges Aufblühen und Gedeihen zu wünschen. Möge sie aber da ihre Thätigkeit entfalten, wo sie nicht mit den Interessen der Landwirth- schaft in Collision geräth und die Adjacenten financiell ruinirt. Ich glaube zu dem Schlüsse berechtigt zu sein, dass insbe- sondere die Dämpfe der Salzsäure die verderblichste Wirkung auf die Vegetation äussern, und schon in sehr geringen Men- gen ein heftiges Gift sind, welches unter gewissen ungünsti- gen Umständen den Vegetationsprocess der Pflanze ernstlich gefährden und den endlichen Tod derselben zur Folge haben kann. Zur Xachweisung des Phosphors. Von JJr. Lcvin EjuIcis, Apotheker in Crcuzbuig. \^jr einiger Zeit hatte ich gekautes Brot auf Phosphor zu prüfen; da es mir augenblicklich an einem gläsernen Kühlapparate gebrach, die Prüfung jedoch Eile hatte, so 264 Zur Nachweisung des Phosphors. bediente ich mich statt des v. Hager in der Centralhalle empfoh- lenen Glasrohres mit 2 Kugeln eines gewöhnlichen Chlorcal- ciumrohres mit langer Spitze, welche ich in ein Bechergläs- chen mit wenigen Cubikcentimetern destillirten Wassers tauchen Hess. In dem vorliegenden Falle konnte ich das Leuchten der Dämpfe sehr schön und deutlich beobachten; selbstver- ständlich ist das Licht der Weingeistlampe durch ein vorzu- setzendes grosses Stück Pappe abzuhalten. Ein Zurücksteigen bringt keine Gefahr, da das wenige vorgelegte Wasser hier- bei in der Kugel Raum genug findet und die gebildete phosphorige Säure vollständig aufnimmt. 265 B. Monatsbericht. I. Clieraie \ind Pliarmacie. Kernen Sauerstoff zu Inhalationen erhält man nach Eliot, indem man ein Gemisch von gleichen Theilen Bleihyperoxyd und Baryum- hyperoxyd in einer Entwicklungsflasche mit verdünnter Sal- petersäure übergiesst, wonach sogleich ein Aufbrausen statt findet. {The Pharm. Journ. and Transaci April 1871. p.SlS.). Wp. W.asscrstoffgas. Nach Tessie duMothay und Marechal erhält man sehr billig "Wasscrstoffgas durch Glühen von Kalk- (Kali -Natron - Baryt-) Hydrat mit Kohle in Retorten. Der Rückstand ist Aetzkalk, den man durch Wasser wieder in Hydrat verwan- delt und von Neuem zur Wasserstoffdarstellung verwendet. (The Pharm. Jourji. and TramacL Nr. XXVIII—XXXI. Third. Ser. Jan. 1871. Part. VII. p. 566. Aus Journ. of the Society of A/ts.). Wp. Wüssrigc schweflige Säure zersetzt sich nach Low, in zugeschmolzenen Glasröhren dem Sonnenlichte monatelang ausgesetzt, in .Schwefel und Schwe- felsäure. (Americ. Journ. of Pharm. Juli 1870.). " Wp. 266 Verbindung v. Zucker mit Salzen. — Künstl. Darstellung v. Manna. Verbindiiiigen toii Zucker mit Salzen. Bekanntlich giebt der Rohrzucker mit Chlornatrium kry- stallisirbare Verbindungen. Gill hat derartige Verbindungen mit andern Salzen darzustellen versucht, nemlich mit den Chloriden, Bromiden und Jodiden des Kalium, IS'atrium, Li- thium und Ammonium. Von jedem der Salze wurden 4 Solu- tionen bereitet, in denen je 1, 2, 3, 4 Molecüle derselben auf 2 Moleküle Zucker kamen. Die Kaliumsalze gaben überhaupt keine Verbindung von fester Zusammensetzung. Mit Chlornatrium gelang es, aus der schwächsten Solution, nachdem erst reiner Zucker auskrystallisirt war, nach weiterem Concentriren die schon von Peligot darge- stellte Verbindung I^aCl, C^m'^^O^'^ zu erhalten. Sie kry- stallisirt in Prismen mit pyramidaler Zuspitzung, ist sehr leicht in Wasser löslich, weniger in Weingeist. Wenn zu einer Lösung derselben in Weingeist von 75" Aether hinzugefügt wird, so bildet sich eine ölige Schicht am Boden des Gefässes, in der Krystalle entstehen von der Zusammensetzung NaCl, C 2^2 2 20 22^ 4 HO. Mit Bromnatrium wurde aus der Solution Nr. 3, nach Monaten eine kleine Menge verwirrter Krystalle erhalten, die, über Schwefelsäure getrocknet, die Zusammensetzung IS'aBr,C 2^11 2 20^2,3 HO zeigten, im reinen Zustande aber wahr- scheinlich der Chlornatriumverbindung gleich sein würden. Jodnatrium geht mit Zucker sehr leicht eine gut krystallisirte Verbindung von fester Zusammensetzung = 3NaJ, 2 02-iH22022^ 6H0 ein, welche sich ohne Zersetzung beliebig umkrystallisiren lässt. Mit den Lithiumsalzen scheint sich der Zucker nicht zu verbinden. Die Ammoniumsalze geben gleichfalls keine feste Verbindung. Nur mit Chlorammonium scheint eine wasser- freie Verbindung zu bestehen, welche mit Zucker selber iso- morph ist und leicht zerfliesst. (The Pharm. Journ. and Transact. Third. Ser. Part X. Nr.XL — XLIV. Aprill87L p. 872.). Wp. Kttnstliclie Darstelluug toii Manna wurde von Hirsch folgendermaassen versucht: Stärke wurde auf die bekannte Weise in Traubenzucker verwandelt, sodass Destillat, d. Glycerins. — Ueb. d. Säuren d. Sameu d. gelb. Lupine. 267 etwa noch 10 I'roc. Dextrin blieben. Diese Flüssigkeit wurde auf 100" Fht. erwärmt und mit 5 Proc. Weizenmehl und ebensoviel brauner Melasse und Biercssig drei Tage lang der Gähi'ung überlassen und dann concentrirt. Das Product hatte jetzt den eigenthümlichen Geruch und Geschmack der Manna, Alkohol nahm Mannit daraus auf mit Hinterlassung von Dex- trin und sonstigen Unreinigkeiteu. Die medicinische Wirkung war wie von natürlicher Manna. {The Vharm. Journ. and Transact. April 1871. p. 804.). Wp. Destillation des Crlyccrins ohne Zersetzung desselben lässt sich nach Th. Bolus dadurch bewerkstelligen, dass man die Vorlage mit einer Luftpumpe verbindet, mit der man den Druck im Innern des Apparats vermindert. Unter einem Druck von 50 mm. destillirt das Glycerin bei 210** C. (The Pharm. Joum. and Tratisad. April 1871. p. 79i.). Wp. lieber die Säuren der Samen der gelben Lupine (Lupinus luteus), ^ liei Untersuchung des in den gelben Lupinen enthaltenen l'roteinkürpers, von H. Ritthausen Conglutin genannt, ergab sich, dass diese Samen sehr stark sauer sind. Es war der Zusatz einer namhaften Menge Kali nöthig, um eine bleibende schwach alkalische Beaction hervor und grosse Mengen des Conglutins in Lösung zu bringen, wenn die gepulverten Samen zu diesem Zwecke mit viel Wasser behan- delt wurden. Die Flüssigkeiten w^urden nach Abscheidung des Con- glutins weiter untersucht und optisch inactive Acpf Öl- säure, so ,wie Oxalsäure als Bestandtheile des Samens gefunden. Kitt hausen nimmt als höchst wahrscheinlich an, dass beide Säuren nicht an Kalk, sondern wenigstens zum Theil an die alkaloidi sehen Substanzen, welche Eichhorn und Siebert als Bestandtheile der Lupinen nachgewiesen haben, gebunden sind. (Joiirn. f. pr. Ch. 1870. 2. Bd. S. 339 —3i7.). B. E. 268 N. Quelle f, Citronensäure. — Werthbestiniinuiig d. Oelsamen. ■ Neue Quelle für Citroiiensäurc. Silvester in Catania giebt als solche die Frucht von Cyphomandra betacea, einer in Peru einheimischen, in Sicilien verwilderten Solan ee an. {The Vharm. Journ. and Transact Aug. 1870). Wp. WertliTbestimmuiig der Oelsamen; Ton Dr. Herrn. Vohl in Colli.*) Der Preis einer Waare, resp. eines Rohproductes richtet sich in den meisten Fällen nach dem Gehalt eines oder meh- rer ihrer Bestandtheile, und es ist desshalb eine genaue quan- titative Bestimmung der werthgebenden Substanzen in den meisten Fällen von der grössten Wichtigkeit. Bei den Rohproducten des Mineralreiches, z. B. bei den Erzen etc. ist die Werthbestimraung durch eine genaue quan- titative chemische Analyse überall eingeführt. Auch bei dem Verkauf der künstlichen Düngemittel ist die chemische Analyse allein maassgebend für die Werthbestimmung, resp. den Kaufpreis. Bei vielen Producten aus dem Pflanzenreiche, z. B. bei den Samen-, resp. Körnerfrüchten, sowie auch bei den Knol- lengewächsen (Kartoffeln, Eunkelrüben etc.), hat man auch eine Werthbestimmung durch die chemische Analyse ange- strebt, leider jedoch diese Methode als zu umständlich in den meisten Fällen von der Hand gewiesen, so dass nur die Jah- resergiebigkeit, das Bedürfniss and die momentane Zufuhr die Höhe des Preises dieser Naturproducte bestimmen, ohne dass dem eigentlichen Werth mehr wie durch blosse äussere Anschauung Bechnung getragen wird. Es ist leicht ersicht- lich, dass gerade in den Jahren, wo eine Missernte statt- fand und auch die Qualität der Frucht häufig eine geringere, dagegen durch diesen JMinderertrag und eine beschränkte Zu- fuhr der Preis ein hoher ist, die Werthbestimmung der Frucht alsdann um so mehr angezeigt und erheischt wird. Bei Nicht- beachtung, resp. bei Nichtbestimmung des eigentlichen Wer- thes der Waare läuft man in diesen Jahren Gefahr, trotz des enorm hohen Pi-eises eine Waare zu erstehen, welche den gewünschten Effect bei ihrer Verwendung nicht erzielt. Besonders findet das Ebengesagte seine volle Gültigkeit bei den ölgebenden Samen der Brassica - Arten : Brassica *) Als Separatabdruck aus Dingler's polyt. Journal, Bd. CG. 1871 Tom Hrn. Verfasser erhalten. S. L. Werthbestimniimg der Oelsamen. 269 iiapus oleifera (Winterrübsen), Brassica praecox oleifera (Som- merrübsen), Brassica campestris oleifera (Kohlraps). Bekanntlich influiren Klima, Standort und Düngung be- deutend bezüglich der Bildung von Zucker, Säuren, Stärke- mehl u. s. w. bei den Pflanzen. Wie sehr diese Einflüsse zu beachten sind, erkennt man z. B. bei der Wein- und Eunkel- rübencultur; aber nicht minder sind die ölgebenden Grewächse und besonders die Brassica - Arten auch bezüglich der Oel- production den klimatischen und sonstigen Einflüssen unter- worfen und der Oelgehalt der betreffenden Samen kann bedeu- tenden Schwankungen in den verschiedenen Jahrgängen, sogar bis zu 10 Proc, unterliegen. Seit dem Jahre 1865 bis jetzt habe ich eine grosse An- zahl von Oelsamenproben untersucht und dadurch die so bedeutenden Schwankungen im Oelgehalte derselben erkannt. Leider waren nicht mit Bestimmtheit der Jahrgang, die kli- matischen Verhältnisse des Standortes, sowie die Düngeweise zu ermitteln , um dadurch die Wirkung eines jeden dieser Einflüsse auf di^ Oelproduction der Pflanzen festzustellen. Aus dieser grossen Anzahl der Versuchsergebnisse will ich nur nachfolgende mittheilen , w'eil sie eben diese bedeutenden Schwankungen im Oelgehalt der Oelsamen constatiren. Hun- dert Gewichtstheile der unten bezeichneten verschiedenen Oelsamen ergaben mit dem Oleoraeter nachfolgenden Oel- gehalt. Brassica praecox: 31,4 — 33,5 — 34,8—35,5 — 36,7 — 38,1 — 38,7—39,5 — 40,0 — 41,5. Brassica n a p u s : 32,4—33,4—34,7 — 34,9 — 35,2 — 36,1- 37,8-38,3-39,5 — 42,6. »Brassica campestris: 37,9 — 38,6 — 39,5-40,6—42.7-43,1 — 44,0 — 44,4 — 44,6 — 45,1. Der Oelgehalt der Brassica praecox variirt demnach zwi- schen 31,4 und 41,5, also um 10,1 Proc, und man kann aus diesen zehn Bestimmungen im Mittel 36,97 Proc. Oel bei einem guten Samen dieser Gattung annehmen. Bei Brassica napus war der niedrigste Gehalt 32,4 und der höchste 42,6 Proc. an Oel. Der Gehalt variirt also um 10,2 Proc. ; im Mittel wird folglich ein guter Same dieser (Gattung 36,49 Proc. Oel enthalten. 270 Wertlibestimmung der Oelsamen. Der Same von Brassica campestris enthält zwischen 37,9 und 45,1 Proc. Oel. Der Unterschied beträgt also 7,2 Proc; ein guter Kohlrapssamen wird demnach durch- schnittlich 42,06 Proc. Oel enthalten. Mit Zugrundelegung des eben angeführten Durchschnitts- gehaltes der Samen an' Oel und dem Tagespreise, welcher als ein normaler für diesen Oelgehalt angenommen werden muss, lässt sich mit Leichtigkeit der Werth eines Oelsamens bestimmen, mag er nun höher oder niedriger als der ange- nommene Normalgehalt sein. Nehmen wir an, dass hundert Pfund Zollgevv^icht von Brassica praecox bei einem Durchschnitts- gehalt von 36,97 Proc. Oel 5 Thaler kosten , so wii"d ein Same der nur 31,4 Proc. Oelgehalt hat, weniger und zwar ' = 4 Thlr. 7 Sgr. 4—5 Pf. werth sein, oder 36,97 ^ ' einen Minderwerth haben von 22 Sgr. 8 Pf. Selbstverständlich ist hier nur der Oelgehalt und ' nicht der Futterwerth des Samenrückstandes in Betracht gezogen; die Werthbestimmung des Letzteren wird bekanntlich schon durch eine chemische Analyse festgestellt. Co In, im April 1871. Beschreibung und Anwendung von Dr. Vohl's Oleometer zur Werthbestimmung der Oelsamen. Der ganze Apparat, in nachstehender Figur im dritten Theile der natürlichen Grösse dargestellt, ist aus Glas ange- fertigt und besteht aus vier Haupttheilen, nemlich A dem Extractor, B dem Siedkolben C dem Helm, und D dem Kühler. Der Extractor besteht aus der weiten Eöhre c,c, in wel- cher die engere Eöhre b eingeblasen ist. Letztere steht ver- mittelst der Eöhre e mit dem Siedkolben B in Verbindung. Die Eöhre c,c ist seitlich am unteren Ende mit einem Tubu- lus d versehen, in welchem vermittelst eines Korkes die Eöhre o eingefügt ist. Letztere mündet am Boden des Kol- bens B, so dass sie stets mit Flüssigkeit gesperrt ist. Die weite Eöhre c, c hat oben seitlich einen Tubulus f; an welchem sich die zu einer feinen Oeffnung ausgezogene Eöhre g befindet. Werthbcstimnmng der Otlsamen. 271 Der Helm C steht vermittelst der Eöhre h mit der Röhre b und durch die Röhre i mit dem Tubulus f, resp, mit der weiten Röhre c, c des Extractors in Ver- bindung-, Der Helm steht ferner durch die Röhre k mit der Röhre I des Kühlapparates D in Verbindung; m, m ist oben ofien. Die Röhre I ist bei n auf ein Drittel ihres lichten Durchmessers verjüngt. Der Apparat wird in folgender Weise in Anwendung gebracht. Der Extractor A wird bei d mit einem Pfropfen reiner Baumwolle lose verschlos- fi sen, und alsdann die R,Öhre o vermittelst eines Korkes eingefügt. Alsdann bringt man den abgewogenen und gemahlenen, resp. geknirschten Samen durch den Tu- bulus f in die weite Röhre c, c. Die Substanz muss gleichförmig in dem Spatium vertheilt werden und darf nur 7s desselben ausfüllen. So gefüllt, wird der Extractor ver- mittelst der Röhren e und o mit dem Siedkolben B verbunden. Man giesst nun durch den Tubulus f ^ so lange C a n a d o 1 auf die Substanz , bis sich in B eine Flüssigkeitsschicht von circa ^l^ Zoll angesammelt hat, setzt dann den Helm C mit dem Kühler D auf, und füllt die Röhre m,m mit kaltem Wasser oder, wenn es zu haben ist, mit Eis, Der Apparat wird vermittelst eines kräftigen Retortenhalters aufgestellt; zweck- inässig benutzt man den Retortenhaltor njit doppelter Klemme, um sowohl A, wie auch D zu befestigen. So vorgerichtet, erhitzt man die Flüssigkeit in B zum Si(>,- dfjn. Die Dämpfe steigen durch die Rühre nach b und fliesscn condensirt so lange Miioh B zurück, bis der Inhalt in c, e die iV^mperatur des siedenden Canadols er- l;ingt hat. Ist dieses geschehen, so stei- y;<:n die Dämpfe durch h nach dem Helm (J 272 Werthbestimmung der Oelsamen. und werden hier anfangs vollständig condensirt, später jedoch, wenn der Helm sich stark erhitzt hat, treten die Dämpfe durch k nach I, wo sie vollständig durch das kalte Wasser, resp. Eis verdichtet werden und durch die seitlich gebogene Röhre k nach dem Helme zurückfliessen. Die verdichteten Canadoldämpfe fliessen durch i und den Tubulus f nach A, und gelangen zuletzt durch die Röhre o nach B zurück. Die Röhre g dient zum Aus- und Einlassen der atmosphärischen Luft beim Temperaturwechsel. Auf diese Weise ist es mög- lich, mit verhältnissmässig geringen Mengen Canadol ziemlich erhebliche Quantitäten Samen zu entölen. Wenn bei o die Flüssigkeit farblos und klar abfliesst, kann man annehmen, dass der Same vollständig entölt ist. Das mit den fetten Oelen geschwängerte Canadol wird nun durch Destillation von dem fetten Oele getrennt und letzteres gewogen. Das Canadol, welches man zum Auszie- hen anwendet, darf nur ein spec. Gewicht von 0,66 bis. 0,68 und einen Siedepunkt von 50 bis 80" C. haben. Eine derartige Bestimmung kann bei einiger üebung bequem in 1^2 bis 2 Stunden gemacht werden. Anmerkung. Die Glasbläserei für chemische und phy- sikalische Geräthschaften von Ph. Goldfinger in Cöln lie- fert das Oleometer nebst Stativ etc. preiswürdig. Wertlilbestimiiiuiig der Oelsamen; von Dem- selben.*) Im Anschluss an obige Arbeiten über die Werthbestim- mung der Oelsamen der Brassica -Arten habe ich eine Reihe von Versuchen mit denjenigen Samen angestellt, welche bezüglich der Oelgewinnung wichtige Handelsartikel bilden. Ausserdem habe ich auch die Traubenkerne (Vitis vinifera) auf ihren Oelgehalt geprüft, weil sie bezüglich der Darstel- lung eines guten Speiseöles gewiss einer Beachtung w^erth zu halten sind. *) Als Sepavatabdruck aus Dingler's polyt. Journ. Bd. CG. Heft 5 vom Hrn. Verf. erhalten, H, L, . üebcr die Wevthbestimmunff der Oelsamen. 273 Von den nachfolgenden Pflanzensamen wurde der Oelge- halt vermittelst des Oleometers bestimmt: von Lein (Linum usitatissimum), Hanf (Cannabis sativa), Mohn (Papaver somniferum), Wallnuss (luglans regia), Mandeln (Amyg- dalus communis) und T r au henk er neu (Vitis vinifera). 100 Gewichtstheile dieser verschiedenen Samen ergaben Oel: an I. II. III. IV. V. VI. VII. vm. IX. X. Lein 25,6G66 26,0498 26,8889 25,9999 27,3470 28,0453 27,8914 27,7731 28,1403 27,7314 Hanf 25,1145 25,6834 25,9341 26,0433 25,8711 25,7633 25,8114 25,9114 26,2214 26,3994 Mohn AYallnüsse Mandeln 48,3368 48,9888 48,9103 49,1233 49,6032 49,9833 50,0123 50,1223 49,6123 49,3378 49,3304 48,9876 49,9146 50,3306 51,4403 50,6680 50,3128 50,1406 50,1391 49,3360 43,3684 50,3360 52,0014 54,3320 54,3160 52,9876 54,8888 55,3688 54,3991 52,1681 Trauben- kerne 16,9934 18,1460 17,3331 17,3691 17,8891 19,0231 18,2268 17,9988 18,2360 18,3460 Demnach haben diese sechs Samen einen durclischnittli- chen Oelgehalt von 27,15337 25,87533 49,40304 50,06000 52,41652 17,95614 Pr. Das spec. Gewicht der sechs reinen Gele wurde bei -\- 15'' C. durchschnittlich gefunden: 0,9347 0,9276 0,9247 0,9264 0,9180 0,9222. Das Traubcnkernöl ist in neuester Zeit von A.Fitz genauer untersucht worden (man s. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 8, S. 442). Nach ihm besteht dasselbe grösstentheils aus den Glycerin Verbin- dungen von Palmitinsäure, Stearinsäure und Ei'ucasäure. Die beiden ersten sind in sehr geringer Menge vorhanden, dage- gen macht die Erucasäure fast die Hälfte des Säuregemen- ges aus. Das Traubenkornöl ist von mildem und angenehmen Ge- schmack, und eignet sich zu Speiseöl. Bei allen von mir mitgntheilten Untersuchungen wurde das fette Oel von dem Lösungsmitt(d durch Destillation, resp. Abdampfen getrennt und die Menge desselben direct durch das (iewicht bestimmt. Anh. h;inii:icf'iif iseh - medicinischcn Fachbildung würdig einnimmt. 284 Anzeigen. ,, Wenn nun aucli die pharmakognostisehe Literatur in Sclirift und Eild den Weg zur eingehenderen Kenntniss der hierher gehörigen Arz- neistoffe zeigt, so muss doch immer in erster Linie die KothAvendigkeit der praktischen handgreiflichen Vertrautheit mit den Drogen hetont wer- den. Der Lernende, ganz besonders der auf das Selbststudium Angewie- sene, thut wohl daran , sich die äusseren zunächst in die Augen fallenden Merkmale einzuprägen. Dazu aber gehört die Gelegenheit. Dem Phar- maceuten wird sie durch seinen Beruf freilich geboten, doch nicht immer in genügendem Grade und auch nur so lange er in der Praxis weilt. Schwieriger ist es für den Mediciner, sich eine gründliche Anschauung der arzneilichen Eohstoffe zu erwerben, denn gute akademische Sammlungen sind nicht überall vorhanden und können jedenfalls nicht unbedingt zu- gänglich sein. Auch sind dergleichen Sammlungen in der Eegel zu umfangreich, sofern sie dem akademischen Unterrichte dienen sollen. „Es ist hiernach einleuchtend, dass pharmakognostische Sammlungen, welche sich in Betreff der Auswahl und der Grösse der Stücke auf das nothwendige Maass beschränken , für Pharmaceuten und Mediciner ein werthvoUes Hülfsmittel zum Studium abgeben , wenn sie zu billigen Prei- sen angeschafft werden können. Dieser Aufgabe hat Herr Grüner sieh mit Sorgfalt und Vorliebe zugewendet und dieselbe mit Geschick gelöst. Seine Sammlungen enthalten in sehr massigem Umfange die wichtigeren Drogen in solcher Grösse und Menge, dass ihre Merkmale zu erkennen sind, so weit dies nur irgend unter diesen Voraussetzungen möglich ist. „Sicherlich wird durch weite Verbreitung der Grüner' sehen Samm- Iiuigen die genauere Bekanntschaft mit den betrefifenden Stoffen mächtig gefördert werden. Der angehende Arzt sollte doch unumgänglich diese Dinge , mit denen er seine Zwecke zu erreichen gedenkt , aus eigenster Anschauung genau gegenwärtig haben, geschweige denn der Apotheker. „ Somit seien denn diese eben so lehrreichen als ziei'lichen und preis- würdigen Sammlungen den weitesten Kreisen empfohlen." Bern, April 1871. Dr. Flückiger, Professor an der Hochschule, Im cliemiscli - pliarmaeeutisclieii Institute zu Jena beginnt am 16. October der Wintercursus. Anzeigeji und Anmeldungen wolle man richten an den unterzeichneten Director Jena im Septbr. 1871. Dr. Hermann Ludwig, a. Prof. an der Universität daselbst. HalJe j Bnclidnickerei des AVaisenhauses ARCHIV DER PHARMACIE. Eine Zeitsclirift des allgemeinen deutschen Apotheker -Vereins, Abtheilung Norddeutschland, Herausgegeben vom Directorium unter Redaction H. Ludwig. XXI. Jahrgang. Im Selbstverlage des Vereins. In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. 1871. ARCHIV DEB PHARMACIE. Zweite Reihe, CXLVIII. Band. Der ganzen Folge CXCVIII. Band. Unter Mitwirkung der Herren G. H. Barkhausen, Aug. Burg-emeister, Ed. Fischer, Adelb. Oelieeb, Osw. Hesse, F. Kostka, K. Kraut, 31. Löhr, R. Mirus, E. ölylius, W. Steiu, B. ünger, H. Vobl u. A. VoUrath herausgegeben vom Directorium unter Redaction H. Ludwig. Im Selbstverläge des Vereins. In Conimission der Buclihandlung des Waisenhauses in Halle a/S, 1871. AKCHIV DER PHARMACIE. CXOVIII. Bandes erstes Heft. A. Origlnalmittheiluiigeii. I. ClierQie rind Pharmacie. Beiträge zur Keiiiitiiiss des Antiiiioiis. Von Bodo U n g e r. (Aus dem Laboratorinni von E. de Haen & Co., ehem. Fabrik List vor Hannover.) (Schluss). Wir haben im ersten Theil dieser Beiträge (im Septmber- Hefte d. A.) gesehn, dass die Vorgänge, welche sich bei Bil- dung des Schlippe'schen Salzes zeigen, zu der Annahme auffordern, dass ans der Einwirkung von kaustischer Lauge auf Dreifachschwefelantimon eine niedrigere Schwefelungsstufe des Antimons hervorgehe; die bei dieser Reaction auftre- tende Quantität von antimonsanrem Alkali wies dai'auf hin, dass es Z weifachschwcfelan timon sein werde. Dieses wurde jedoch nicht beobachtet, weder in isolirter Form, noch auch in beweisender Art als Bestandtheil einer Verbindung, und es musste demnach neues Material zu weiteren Auf- schlüssen herbeigeschafft werden. Wenn auch in dem Schlippe' sehen Processe ursprüng- lich kaustisches Natron die Reaction einleitet, so wissen wir doch , dass es durch Hergäbe seines Sauerstoffs zur Bildung von antimonsaurem Natron dient, nnd dass ein anderer Theil durdi Aufnahme .von Schwefel aus dem Scliwefelantimon zu Schwefelnatrium wird, und es ist klar, dass es die Boaction zwischen diesen beiden letzteren ist, der sich unsere Betrach- tung zuwenden muss. Indem es sich wesentlich um den Beweis handelte, ob Zweifachschwofelan timon in der Tliat existirte, so war Arrb. d. l'Lann. CXCVIII. IM». I liU. 1 2 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. für die Versuche folgende Ueberlegung maassgebend : Sollte es sich zeigen, dass Schwefelnatrium auf Dreifachschwefelan- timon eine solche Wirkung ausübte, dass ein höheres Schwe- felantimon entstände, in welchem das Antimon einen bestimm- ten einfachen Bruchtheil vom angewandten ausmachte; und sollte sich darthun lassen , dass dabei das Schwefelnatrium keinen Schwefel an das Dreifachschwefelantimon abgäbe: so müsste es für bewiesen angesehn werden, dass das Dreifach- schwefelantimon eine solche Spaltung erfahren hätte, dass daraus eine höhere und eine niedrigere Schwefelungsstufe des Antimons hervorgingen. Die Yersuche waren für Annahme der Spaltung ent- scheidend und bestätigten die Existenz des Zweifachschwefel- antimons; an ihre Darstellung reiht sich die Frage vom Kermes. l) Dreifachschwefelantimon durch Schwefel- natrium gespalten. Die Erscheinungen bei Vermischung von Dreifachschwe- felantimon mit Schwefelnatriumlauge sind je nach den ange- wandten relativen Gewichtsmengen verschieden: eine kleine Menge der letzteren und in concentrirter Form bewirkt die Bildung des kupferfarbigen, metallisch glänzenden Körpers, auf den bereits früher aufmerksam gemacht wurde; 4 Th. Dreifachschwefelantimon und 5 Th. Schwefelnatriumlösung, welche 1,3 Th. NaS enthalten oder gleiche Aequivalente von beiden, liefern ihn in grosser Menge, wenn sie bei Abschluss der Luft längere Zeit mit einander erwärmt werden; es wer- den dadurch ^/^ vom angewandten Schwefelantimon in die Verbindung verwandelt, welche indessen bisher nicht frei erhalten wurde von einem beigemengten rothen, amorphen Körper, welcher Fünffachschwefelantimon zu enthalten scheint. Wird dagegen Dreifachschwefelantimon mit viel Schwe- felnatriumlauge Übergossen, so findet völlige Auflösung statt und man erhält eine Flüssigkeit von weingelber Farbe. Giesst man dieselbe in absoluten Alkohol, so schlägt sich hel- les Salz nieder, gemengt mit einem wie The er aussehenden Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 3 Körper; durch Zusatz von mehr Alkohol erhärtet auch diesei-, wiewohl langsam, und ist in dünnen Schichten undurchsichtig, theils blut-, theils zinnoberroth. Darüber befindet sich eine farblose Auflösung von Schwefelnatrium in Alkohol, welche nur Spuren von Antimon hält. Entfernt man letztere durch Decantiren und Abspülen, übergiesst den Rückstand mit we- nig "Wasser, worin er sich sofort zu einer sclnvach gelben Flüssigkeit löst, und verdampft im Wasserbade, so scheidet sich während des Ab dampfen s ein dunkelbrauner Körper in Flocken aus, welche den Rand der Schale mit einem dich- ten, schwarzen, leicht zerreiblichen TJeberzuge bekleiden, der sich gut auswaschen lässt. Hat man bis zur Trockniss ver- dampft, mit kaltem Wasser das Lösliche ausgezogen, abfiltrirt und wieder bis auf ein kleines Volum verdampft, so schicssen beim Erkalten Tetraeder an. Es scheidet sich auch bei dem zweiten Abdampfen von dem dunklen Körper aus, aber viel weniger als das erste Mal und nicht mehr so schwarz, son- dern von rötherer Farbe. Filtrirt man wieder und verdampft die Lösung, so ist die Ausscheidung noch geringer und heller, während das Filtrat reichliche Tetraeder liefert, die sich als Schlippe'sches Salz ausweisen. Löst man noch einmal und verdampft, so zeigen sich nur noch wenige Flocken des unlöslichen Körpers und das Filtrat giebt gelbliche Tetraeder, gemengt mit einer geringen Menge einer leicht verwitternden Masse, welche meist aus kohlensaurem Natron besteht. Eine gleichzeitige Beobachtung am metallischen An- 1. iraon wäes darauf hin, dass das Schlippe 'sehe Salz auf Kosten der Luft gebildet sein könnte; denn als sehr fein gepulvertes Antimon zwei Tage hindurch in ofl'ener Schale bei 60 — 8C mit ziemlich concentrirter Lauge, worin sich die fünffaclie Menge Schwefelnatrium befand, digerirt worden, war alles- Antimon in Lösung übergegangen und es krystallisirten bei allmähligem Verdunsten sehr reichlich Tetraeder von Schlippe'schem Salz. Als hingegen derselbe Versuch in verschlossener Flasche unter häufiger Erwärmung bis etwa 90" angestellt wurde, liatte sicli im V<'.rlaufc von 10 Tagen keine dentlich nachweisbare Menge jenes Salzes gebildet. 1* 4 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. Es wurden desslialb 4,276 Grm. rothes Dreifachschwefel- antimon, worin 3,054 Grm, Sb, welches aus Brechweinstein dargestellt und bei 125^ getrocknet war, in einem Kölbchen mit 34 O.e. Natriumsulfhydratlauge , worin sich 5,98 Grm. NaS befanden, oder 1 Aeq, SbS^ mit 6 Aeq. !N"aS,HS Über- gossen und in der Wärme gelöst, während das Kölbchen mit Cautschucstöpsel wohlverschlossen war. Das Sulfhydrat wurde desswegen statt des Schwefelnatrium angewandt, weil da- durch die Gegenwart von sauerstoffhaltigem l^atron um so sicherer vermieden wurde; doch geschah dies erst, nachdem die Ueberzeugung erlangt war, dass sich das Sulfhydrat gegen Schwefelantimon ebenso verhielte, wie Schwefelnatrium. Der Haum im Kölbchen, welchen die Luft einnahm, betrug 26 0. C, der Sauerstoff derselben wog mithin 0,0075 Grm. und konnte möglicherweise Schwefelantimon in Schlippe'sches Salz überführen, dessen Gewicht dann 0,225 Grm. betragen würde. Beim Oeffnen des Kölbchens fand ein kaum merkbares Ein- saugen von Luft statt; dabei war eine Aenderung seines Gewichtes nicht eingetreten. Der Inhalt wurde in absoluten Alkohol gegossen, das dadurch Gefällte rasch mit Alkohol abgespült, und von anhängender Flüssigkeit in einem Strome von Wasserstoffgas befreit; während das nemliche Gas den Zutritt der Luft abhielt, wurde die feste Masse in der klein- sten Menge von heissem, luftfreien Wasser gelöst. Am andern Tage zeigten sich in der mit Wasserstoff gefüllten, wohlver- schlossenen Flasche deutliche Tetraeder und, obwohl sie aus der soviel fremdartiges Schwefelsalz enthaltenden Lauge schwierig anschössen, doch augenscheinlich beträchtlicher an Gewicht als 0,225 Grm., welche durch den Sauerstoff der Luft hätten gebildet werden können. Es sei hier erwähnt, dass, wo irgend bei Versuchen mit Antimonschwefelverbin- dungen Tetraeder auftraten, diese sich ohne Ausnahme als Schlippe'sches Salz auswiesen; übrigens würde es sich im weiteren Verlauf dieses Versuchs auch herausgestellt haben, wenn sie irrthümlich dafür angesehn worden wären. Da, wenn alles gebildete Schlippe 'sehe Salz unter Ausschluss der atmosphärischen Luft dargestellt werden sollte^ Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 5 auch die unumgänglichen Filtrationen in WasserstpfFgas vor- genommen wei'den mussten, dies jedoch eine sehr umständ- liche und dabei vielleicht nicht einmal völlig beweisende Arbeit wäre, so wurde die Masse, in welcher die Tetraeder entstanden waren, mit Wasser übergössen und im Wasser- bade so oft zur Trockniss verdampft, bis die dunklen Aus- scheidungen aufhörten. Die aus der Flüssigkeit durch Ab- dampfen und schliesslich durch freies Verdunsten erhaltenen Tetraeder, beiläufig 5,286 Grm., -wurden in Wasser gelöst und mit Chlorbaryumlösung versetzt; dadurch fielen zunächst kohlensaurer und schwefelsaurer Baryt und später etwas roth- braune Substanz, wahrscheinlich das dem Schlippe 'sehen correspondirende Baryt -Salz. Nachdem letzteres mit Ammoniak ausgezogen war, wurde es mit dem Filtrate vereinigt, welches das Schlippe' sehe Salz enthielt und mit diesem durch Salz- säure zersetzt: der erhaltene Groldschwefel wog getrocknet 1,9388 Grm. Davon wurden 1,888 Grm. mit Schwefel erhitzt und lieferten 1,464 Grm., welche an Wasser 0,012 Grm. ab- traten, also 1,452 Grm. Sb S^ oder, auf das Gesammtgewicht von 1,9388 Grm. berechnet, 1,491 Grm. SbS^, welche 1,065 Grm. Sb enthalten. Dies ist nahezu Ya "^om angewandten Anti- mon, welches der Rechnung nach 1,018 Grm. beträgt. Die bei dem wiederholten Abdampfen gewonnenen dunk- len, amorphen Massen wogen beiläufig 3,37 Grm. und enthiel- ten 1,988 Grm. Sb, während ^/g vom angewandten Antimon der Rechnung nach 2,036 Grm. betragen. Aus der Analyse dieser Ausscheidungen ergab sich, wie etwas später gezeigt werden soll, dass sie unter Mitwirkung der atmosphärischen Ijuft gebildet sein mussten, und dass, da sie sauerstoff- t'rci sind, der Sauerstoff der Luft in der Art eingewirkt haben musste, dass er einen Theil des Natrium entzog, wel- cher der Verbindung zuvor angehörte; durch diesen Vorgang war aus einem in Wasser höchst leichtlöslichen Körper ein neuer, wasserfreier, unlöslicher entstanden. Das Natrium, welches ihm durch die Luft entzogen war, befindet sich bei den Tetraedern als kohlensaures und zum Theil als schwefel- saure» Natron; beide wurden in Form von schwefelsaurem 6 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. Baryt ge^vogen : das kohlensaure Natron lieferte 1,246 Grm. schwefelsauren Baryt, und das schwefelsaure 0,552 Grm. zusammen 1,798 Grm. schwefelsauren Baryt, welchen 0,3547 Grm. Na entsprechen. Bevor diese Zahlen einer Kritik unterworfen werden, ist es nöthig, von der Zusammensetzung der beim Abdampfen erzeugten dunklen Ausscheidungen zu reden. Obgleich die, welche man zuerst erhält, dunkler gefärbt sind, als die späte- ren, so scheint ein wesentlicher Unterschied zwischen ihnen doch nicht zu bestehen; es scheint vielmehr, dass die dunk- len nur dichter sind, als die hellen. Von einer gleich wie im vorhergehenden Versuch dargestellten Portion, welche bei Zimmerwärme getrocknet war, hatten 1,355 Grm. nach zwei- tägigem Stehen über Schwefelsäure 0,0025 Grm. verloren oder 0,187o; nach dem Trocknen bei 130^0. war der Ver- lust 0,004 Grm, oder 0,3 ^o ; der Körper ist demnach fast nicht hygryskopisch. Es wurden von der trocknen Substanz 0,302 Grm. mit kaustischem und salpetersauren Natron geschmolzen,*) mit Salzsäure und Weinsäure versetzt und mit Chlorbaryum gefällt, und es wurden erhalten 0,678 Grm. schwefelsaurer Baryt oder 30,807^ Schwefel. Dann wurden 1,049 Grm. Substanz mit Essigsäure zersetzt und aus dem verdampften Eiltrate durch Glühen 0,2105 Grm. kohlensaures Natron gewonnen, welche durch Glühen mit Salmiak 0,2325 Grm, Na Ol oder 8,73 7o ^9- lieferten. Das ausgeschiedene Schwefelantimon wog trocken 0,924 Grm. ; davon wurden 0,8947 Grm. mit Schwefel erhitzt und gaben 0,903 Grm.; diese wurden zerrieben, mit Essigsäure digerirt, wobei Schwefehvasserstoff entwich, und ausgewaschen. Das Fil- trat gab, mit Salmiak geglüht, 0,064 Grm. NaCl, aufs *) Bei jeder Schwefelbestimmung wurde der Schwefelgehalt des kau- stischen Natrons, das salpetersaure war rein, in Abzug gebracht. Der schwefelsaure Baryt wurde nach dem Glühen mit concentrirter Salzsäure digerirt, wodurch er wieder in Pulver zerfällt, mit schwefelsäurefreier Weinsäure Übergossen, gewaschen, geglüht und gewogen. Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 7 Ganze berechnet 0,0661 Grm. NaCl oder 2,487o Na. Das Schwefelantimon wog 0,8411 Grm., aufs Ganze berechnet 0,8686 Grm. 8b S3 oder 59,14% Sb. gefunden berechnet nach Na Sb S* Antimon 59,14 57,97 Schwefel 30,80 30,91 Natrium 11,21 11,11 101,15 100. Der Körper hat demnach die Zusammensetzung wie NaS -f SbS^ und Säuren scheiden daraus SbS^, obgleich er sich aus einer Verbindung von Schwefelnatrium mit Zwei- fachschwefelantiraon gebildet haben muss, weil der dritte Theil vom angewandten Dreifachschwefelantimon zu Schlip- pe' schem Salze wurde, die übrigen zwei Drittel also Zwei- fachschwcfelantimon bilden mussten, indem, wie wir später sehen werden, das Schwefelnatrium keinen Schwefel an das Antimon abgiebt. Entstand nun der Körper aus Schwefelnatrium und Zwei- fachschwefelantiraon , so mussten auf die Verbindung dieser beiden beim Abdampfen die Gase der Atmosphäre eingewirkt haben, und man wird soviel kohlensaures Natron finden, als dem aus der Verbindung eliminirten Natrium entspricht; dass hierbei ein Theil desselben sich in schwefelsaures Salz ver- wandelt vorfindet, dürfte von partiellen Zersetzungen herrüh- ren. Das aus den Earytsalzen berechnete Natrium, welches also ursprünglich mit dem braunen Körper verbunden gewe- sen sein musste, betrug, wie erwähnt, 0,3547 Grm. und dieses ist nahezu ebensoviel, als in den erhaltenen 3,37 Grm. des braunen Körpers enthalten ist, nemlich 0,374 Grm. Na. Be- stand nun aber die eine Verbindung ursprünglich, wie es einleuchtet, aus 2(Na2SbS''), und die andern, das Schlip- pe' sehe Salz, aus Na^ Sb S*, so fand folgende Reaction statt: 3 8b 83 + 7Na8 = 2(2 NaS, 8b S^) -|- 3NaS, SbS^ Dies findet durch folgenden Versuch seine Bestätigung. Erwärmt man ein Gemisch von Dreifachschwefelantimon mit etwas Wasser und setzt allmählig Schwefelnatriumlauge hinzu, 8 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. SO findet die Auflösung von sämmfclicliem Soliwefelantimon in dem Augenblick statt, wo das angegebene Mischungsvevhält- niss vorhanden ist. Eothes und schwarzes Dreifachschwefel- antimon erfordern dieselbe Quantität Lauge, nur wird das rothe rascher gelöst. 5,6375 Grm. rothes Dreifachschwefelantimon, worin 4,0268 Grrm. Sb, mit 15 Grm. Wasser erwärmt, brauchten zur Lösung der anfänglich schwarz, dann breiartig werdenden Masse 24,1 C. 0. Schwefelnatriumlauge, worin 3,044 Grm, NaS. Die Rechnung verlangt für den Fall, dass zur Auf- lösung von 3 Aeq. Schw^efelantimon 7 Aeq. Schwefelnatrium nöthig.sind, 3,053 Grm. Die Lösung hat die Farbe des Chlor- gases und setzt beim Verdunsten bis auf ein geringes Volum verworrene Tetraeder ab. Bei fünfmaligem Auflösen und Abdampfen bis zur Trockniss wurden 4,262 Grm. der Ver- bindung Na SbS^ erhalten, worin 2,47 Grm. Sb; % ^^^ ange- wandten Antimons sind 2,684 Grm. Die Tetraeder von Schlippe'schem Salze waren mit kohlensaurem und etwas schwefelsauren Natron gemengt. Ihre Lösung, in zwei gleiche Hälften getheilt, wurde theils mit Chlorbaryum, theils mit Manganchlorür gefällt. Das Ge- menge von Mangansulfantimoniat und kohlensaurem Mangan- oxydul wurde, nachdem es gewaschen, mit Salzsäure zerlegt: der Goldschwefel wog 1,2703 Grm.; davon gaben 1,256 Grm., mit Schwefel erhitzt, 1,023 oder aufs Ganze 2,069 Grm. SbS^ = 1,478 Grm. Sb; ^3 ^^^ angewandten ist = 1,342 Grm. Die vom Goldschwefel abfiltrirte Manganlösung wurde mit kohlensaurem Kali gefällt und lieferte 1,0984 oder aufs Ganze berechnet 2,1968 Grm. Mn^ 0^, denen 2,2159 Grm. NaS entsprechen. Da die gefundenen 1,478 Grm. Sb als Schlippe'sches Salz mit 1,441 Grm. NaS verbunden waren, so waren mithin 2,2159 — 1,441 = 0,7749 Grm. NaS in koh- lensaures Natron umgewandelt worden. Die Fällung mit Chlorbaryum lieferte andrerseits 0,085 Grm., aufs Ganze 0,17 Grm. schwefelsauren Baryt als An- theil desjenigen Schwefelnatrium, welches in schwefelsaures Beiträge zur Kenutniss des Antimons. 9 Natron verwandelt war, und es wurde bei dieser Gelegenheit festgestellt, dass ausser kohlensaurem und schwefelsauren Natron weder schweflig- noch unterschwefligsaures Salz ge- genwärtig waren. Den gefundenen 0,17 Grm. BaO, SO^ ent- sprechen 0,0569 Grm. NaS; im Ganzen hatten sich also 0,8318 Grm. Schwefelnatrium auf Kosten der Luft beim Ab- dampfen oxydirt, welche ursprünglich als Zweifachschwefel- antimonnatrium vorhanden gewesen sein mussten. Da von der Verbindung Na 8b S* 4,262 Grm. erhalten wurden, worin Einfachschwefelnatrium 0,8029 Grm. wiegt, und da die oxy- dirten 0,8318 Grm. ohne Zweifel dieselbe Quantität repräsen- tiren: so erhellt, dass die Verbindung Na Sb S* ursprünglich Na- Sb S'* oder 2NaS, Sb S^ gewesen sein muss, von wel- cher durch Sauerstoflaufnahme 1 Aeq. Natrium eliminirt wurde: 3SbS^ -}- 7NaS = Na^SbS^ (wasserfreies Schlippe'sches Salz) + 2(2NaS, SbS2), und durch Oxydation an der Luft Na^SbSS-f 2(2NaS, SbS2) + 20 =Na3SbS8 -f 2(NaSbS*) + 2NaO. Um für das schwarze Dreifachschwefelantimon die zur Lösung nöthige Menge Schwefelnatrium zu finden, w^urden davon 7,3644 Grm. mit 54 C. C. Schwefelnatriumlauge, welche 3,93 Grm. NaS enthielt, im Kolben mit Gaslcitungsrohr ge- kocht; das ungelöst gebliebene, welches unangegrifFenes Schwe- felantimon war, wurde abfiltrirt, gewaschen, gewogen. Es waren 0,0666 Grm.; also hatten 7,2978 Grm. SbS^ 3,93 Grm. NaS zur Auflösung gebraucht: es verhalten sich aber 3SbS3 : 7 NaS = 7,2978 : 3,953 statt der gefundenen 3,93 Grm. Das Gasleitungsrohr tauchte in Salzsäure, denn es war beim rothcn Schwcfelantimon wahrgenommen worden, dass es während des Titrirens Ammoniak ausgab; das schwarze verhielt sich ähnlich. Nun war das rothe, aus Brech- weinstein bereitet, bei 120*^0. getrocknet gewesen, das schwarze bei 103"; das letztere, wenig Stunden vorher mit Salzsäure und Weinsäure gekocht, lieferte freilich nur ein paar Milligramme I'Iatinsalmiak: man sieht aber, wie gross die 10 Beiträge zur Kenntiüss des Antimons. Absorptionsfähigkeit sein muss. Uebrigens ist diese Abgabe von Ammoniak schon vor sehr vielen Jahren beobachtet worden. Mit der Lösung, welche der letzte Versuch gab, wurde ermittelt, dass man fast alles gebildete Schlippe'sche Salz durch partielle Fällung mit Alkohol erhält, wenn man nur ungefähr die Hälfte der Salze ausfällt. Es wird freilich von Anfang an ein Theil der leicht oxydirbaren Zweifachschwefel- antimonverbindung mit niedergerissen, von welcher der grössere Theil jedoch in Lösung bleibt. Verdunstet man den Alkohol von der partiellen Fällung und löst den Rückstand in Was- ser, so zeigt sich in der Schlippe' sehen Lauge auch der kupferfarbige, krystallinische Körper, dessen öfter Erwähnung geschehen ist. Um einen Anhaltspunkt über die Geschwindigkeit zu haben, mit welcher die Schwefelantimonlauge den Sauerstoff anzieht, wurde 1 CO. einer nach dem Verhältniss von 3SbS^ zu 7NaS frisch dargestellten Lauge zu 12 CO. Luft über Quecksilber treten gelassen: nach 72 Stunde war von der Luft 1 C. C. verschluckt, nach 3 Stunden 1,9 CO., während der Sauerstoff im angewandten Luftvolum 2,4 0. 0. ausmachte. Da das Eohr nur 12 MM. inneren Durchmesser hatte, so ist die Absorption eine rasche zu nennen. Schwefelnatrium- lauge absorbirte in Y2 Stunde 0,1 0,0. und in 12 Stunden 1 0.0. von 12 0.0, Luft. Indem wir uns nun zu der für unsere Betrachtung wich- tigen Frage wenden , ob das Schwefelnatrium bei Ausschluss der Luft Schwefel an das Dreifachschwefelantimon abgiebt, sei zunächst der Merkmale des Niederschlages, welchen Säu- ren mit der Auflösung erzeugen, gedacht. Während sowohl Fünfachschwefelantimon, welches durch Eingiessen von Schlippe' scher Lauge in überschüssige Säure dargestellt, als auch Dreifachschwefelantimon, welches aus dem Ohloride oder Brechweinstein durch Schwefelwasserstoff- gas niedergeschlagen ist, die bekannte schön gelbrothe Farbe Beiträge zur Keuutiiiss des Autimons. 11 zeigen, hat die Fällung, welche eine Auflösung von Dreifach- schvvefelautimon in Schwefelnatrium beim Eingiessen in Säu- ren hervorbringt, die Farbe des Eisenoxydhydrats oder desKermes, Sie ist sehr voluminös und gallertar- tig, wenn sie in der Kälte bewirkt wurde; die heisse Fällung giebt einen dichteren, doch aber noch recht voluminösen Nie- derschlag , und so nimmt die trockene, gepulverte Masse auch noch einen bedeutenden Eaum ein. Wasser scheint sie trotz- dem nicht chemisch gebunden zu halten ; einmal trocken , ist sie gleich den übrigen Schwefelantimonen fast nicht hygrosko- pisch. Ein Präparat, bei 80— 90° getrocknet, verlor bei lOö«* 0,9% und darauf bei 138° noch 0,2 7^ ; ein anderes, bei 80 — 90° getrocknet, verlor bei 135° 1,7%, und es ist wahr- scheinlich, dass die in höheren Temperaturen so langsam auf- tretenden Verluste weniger das Wasser, als vielmehr absor- birtes Ammoniak angehen. Die kerme sfarbige Fällung hat das Besondere, dass sie Schwefelnatrium in einem durch Säuren ungewöhnlich schwer zerlegbaren Zustande ent- hält: während halbstündigen Kochens mit viel ziemlich starker Säure steigen aus dem Niederschlage am Boden fort- während Blasen von Schwefelwasserstoß" auf, und beim Aus- waschen kommt ein Zeitpunkt, wo die saure Reaction des Wasch Wassers einer alkalischen weicht, daran kenntlich, d^iss ein empfindliches, rothes Lackmuspapier, mit dem Wasch- wasser genetzt, beim Eintrocknen blau wird. Etwas Schwe- telnatrium findet man stets in dem wohlgewaschenen Prä- parate. Die Lösung von rothem Dreifachschwefelantimon in Na- triurasulfhydratlauge wurde in siedende verdünnte Phosphor- säure gegossen und damit länger gekocht; dann wurde die Flüssigkeit abgegossen und der Niederschlag mit Weinsäure gekocht, welche indessen nichts auflöste. Von dem erhalte- nen kermesfarbigen Körper wurden, nachdem er gewaschen und bei 138" getrocknet war, 1,7177 Grm. mit Schwefel »erhitzt; aus den erljaltenen 1,(1847 Grm. zog Essigsäure unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff" Natronsalz aus, welches, 12 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. mit Salmiak geglüht, 0,0107 Grm. Ohlornatrium gab == 0,245 7o ^^- ^^^ ausgewaschene Schwefelantimon wog 1,6745 Grm. = 69,635 o/^ Sb. Perner geben 1,103 Grm. Substanz, mit kaustischem und salpetersaurem Natron ge- schmolzen und mit Baryt gefällt, 2,4191 Grm. schwefelsauren Earyt = 30,095% S. gefunden berechnet Antimon 69,635 SbS^ 97,489 Schwefel 30,095 NaS 0,415 Natrium 0,245 S 2,071 99,975 • 99,975. Eine andere Fällung, aber mit Schwefelnatriumlauge und zwar im Verhältniss von 3SbS^ zu 7NaS dargestellt, gab auf dieselbe Art analysirt gefunden berechnet Antimon 69,69 SbS3 97,57 Schwefel 29,75 NaS 0,57 Natrium 0,34 S 1,64 99,78 99,78. Die Präge, wieviel freies Fünffachschwefelantimon zuge- gen sein konnte, wurde in folgender Weise beantwortet: 5,37 Grm. des kermesfarbigen Körpers wurden durch starke Salzsäure zersetzt und aus dem geringen Rückstände der ausgeschiedene Schwefel mit Schwefelkohlenstoff extrahirt; dieser war nach Verdunsten des letztern rein gelb, rhombisch, und wog 0,087 Grm, Hierbei zeigte sich die Eigenthümlich- keit, dass solcher Schwefel bei vorsichtigem Destilliren einen mitunter bedeutenden, im vorliegenden Falle nur geringfügi- gen graphitfarbigen Rückstand lässt, welcher, da Schwefel- natrium Schwefel daraus extrahirt und der zurückgebliebene schwarze Rückstand beim Glühen spurlos verschwindet, aus Kohle und Schwefel bestehn muss, also ein an Kohle reiche- rer Schwefelkohlenstoff ist, als der bekannte. Es geht daraus zugleich hervor, dass mehr Schwefel gefunden wurde, als dem in Freiheit gesetzten entspricht, denn der feste Schwefelkoh- lenstoff war mit als Schwefel gewogen worden. Dagegen Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 13 ergab der Gewichtsunterschied des Schwefelantimons vor und nach der Behandlung mit Schwefelkohlenstoff 0,0855 Grm. = 1,59% Schwefel; dies ist sowohl der freie Schwefel, als auch der durch Abgabe zweier Aequivalente aus dem Fünf- fachschwefalantimon entstandene, und berechnet sich mit- hin zu 2,50/0 SbSS worin S ^5 =0,4, und l,197o freier Schwefel. Dann wurden 2,524 Grm. des kermesfarbigen Körpers mit Schwefelkohlenstoff ausgezogen und dadurch 0,026 Grm. Schwefel erhalten; dagegen wog die Substanz nach Extraction des Schwefels 2,5007 Grm., und die Differenz oder 0,92^0 Schwefel giebt diejenige Quantität an, welche frei war und zugleich die, welche das Fünffachschwefelantimon abtrat; und da Fünffachschwefelantimon grade ^7 seines Schwefelgehalts durch Schwefelkohlenstoff einbüsst, so ergiebt die Rechnung 2,5% SbS^ worin S % =0,143, und 0,777 7o freien Schwefel. Endlich wurden noch 3,658 Grm. kermesbraunes Schwe- felantimon mit Schwefelnatriumlösung titrirt und brauchten zur Auflösung, welche mit den Erscheinungen des Dreifach- schwefelantimon vor sich ging, 1,936 Grm. NaS, während 1,98 Grm. NaS nöthig gewesen wären, wenn der Körper Dreifachschwefelantimon war. Hieraus lässt sich berechnen, das» der kermesbraune Körper 97,7% SbS^ enthielt. Halten wir alle diese Resultate zusammen , so ist es klar, dass das kermesbraune Schwefelantimon Schwefel aus dem Schwefelnatrium nicht aufgenommen haben konnte; denn, wenn wir sogar den ungünstigsten Fall annehmen , welcher aber zweifellos nicht eintritt, dass aller Schwefel, der mehr gefunden wurde, als zur Constitution von SbS^ nothwendig ist, als F ünffachsch wefelantimon vorhanden gewesen wäre, dass also der Körper die Zusammensetzung SbS3 88,96 ShS""' 10,25 NaS 0,57 99,78 14 Beiträge zur Kenntniss des Antimons. gehabt hätte: so konnten doch nur höchstens 1,64 % Schwe- fel oder 2 Aeq. yon den 5 Aeq. des Fünffachschwefelanti- mons aus dem Schwefelnatrium stammen und diese würden von den darin angewandten etwa 22^0 nur den dreizehnten Theil betragen. Das ist aber mit einer einfachen Reaction in keinen Einklang zu bringen. Wir sind demnach zu dem Schlüsse berechtigt, dass die kleine Verunreinigung durch Pünffachschwefelantimon von dem Mangel des Vollständigen Luftabschlusses bei Darstellung der Lauge herrührt, und dass der freie Schwefel sich bei der Zersetzung durch Säure aus dem Schwefelwasserstoff durch den Sauerstoff der Luft ausschied. Steht es nun fest, dass das kermesfarbige Schwefelanti- mon wesentlich aus 3 Aeq. Schwefel auf 1 Aeq. Antimon zusammengesetzt ist, so fragt sich, da es sich aus einer Mi- schung von Schlippe' schem Salz mit Zweifachschwefel- antimonnatrium ausschied, indem das Schwefelnatrium durch die Säure einfach zersetzt wurde, ob die Verbindung nicht vielmehr SbS^ -f 2SbS2 ist? Dass sie das Fünffachschwefelantimon nicht im freien Zustande enthält, folgt aus dem Verhalten gegen Schwefel- kohlenstoff, welcher in dem Falle das Vielfache derjenigen Menge Schwefel hätte ausziehen müssen, welche er wirklich auszog; auch daraus, dass Salzsäure ebenfalls viel weniger Schwefel frei machte, als die Rechnung erfordert: gegen beide Reagentien verhält sich der Körper vielmehr dem Dreifach- schwefelantimon vollkommen gleich. Auch darin gleicht er diesem, dass er zur Auflösung dieselbe Quantität Schwefel- natrium nöthig hat. Was trotzdem auf eine andere Lagerung der Atome als im Dreifachschwefelantimon schliessen lässt, ist eigentlich nur die braune Farbe, und es lässt sich nicht leugnen, dass etwas Auffaljendes darin liegt, dass wenn man den Körper durch wiederholtes und lange fortgesetztes Kochen mit Säure von allem Schwefelnatrium befreit hat, er doch nicht roth ist, wie Dreifachschwefelantimon. Ganz am Schlüsse dieser Arbeit ist noch ein Argument angeführt, welches Bedenken erregt, ohne weiteres das braune Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 15 und rothe Schwefelantimon für identisch zu erklären. Es könnte auch sein, dass die Verbindung SbS-'' + 2SbS2 wohl existirte, aber leicht zu 3SbS^ würde. 2. K e r m e s. Die Existenz eines wie Kermes aussehenden Schwefel- antimons fordert zu näherer Betrachtung des wirklichen Ker- raes auf. Wenige Körper haben eine so ausgedehnte Litera- tur; dennoch ist noch manche Unklarheit da, und auch die vorliegenden Zeilen schliessen mit einer unbeantworteten Frage. Sucht man die Quantität von kohlensaurem Kali zu be- stimmen, welche zur Auflösung von Dreifachschwefelantimon nothwendig ist, dadurch dass man nach und nach eine Lösung des ersteren von bekanntem Gehalt zu siedendem Wasser fügt, in welchem das Schwefelantimon aufgerührt ist, so braucht man je nach der Quantität Wasser, welche man anwendet, sehr ungleiche Mengen von kohlensaurem Kali: während man z. B. bei dem Verhältniss von 200 Th. Wasser auf 1 Th. Schwefelantimon für 1 Aeq. desselben ungefähr 14 Aeq. kohlensaures Kali zur Auflösung nöthig hat, sind bei dem Verhältniss von 500 Th. Wasser auf 1 Th. Schwe- felantimon nur etwa 6 Aeq. Alkali erforderlich. Wendet man aber sehr viel Wasser an, z. B. lOOÖ Th, auf 1 Th. Schwe- felantimon, so braucht man zum Auflösen constantere Mengen von kohlensaurem Kali, doch ist der Endpunkt der Reaction bei der äusserst trägen Auflösung der letzten Antheile nicht leicht zu erkennen. 0,498 Grm. rothes Dreifachschwefelantimon in 500 Grra. siedenden Wassers brauchten bis zur fast völligen Lösung 0,Gl.'i Grm. KO, CO^ oder 3 Aequivalente, aber bis zur völli- gen 0,816 Grm. oder fast 4 Aequivalente. Femer brauchten 0,498 Grm. Schwefelantimon zur völ- ligen Lösung 0,844 Grm. KO, CO^ oder etwas über 4 Aequi- valente. Nach dem , was wir über den S c li 1 i p p e ' sehen Process wissen, liegt die V'crmuthung nahe, dass bei der Kermes- 16 Beiträge zur Keniitniss des Antimons. bildung dieselbe Reaction statt habe, wie bei jenem; dann würden 3 Aeq, Schwefelantimon auf 6 Aeq. Alkali wirken : da jedoch Kohlensäure im Spiele ist, und da sich bei der Dar- stellung des Kermes Bicarbonat bildet, so könnte die Eeaction folgende sein: 3SbS3 + 12(K0, C02) = KO, SbO^ + 2SbS2 + 5KS + 6(K0, 2C02). Der Theil der Gleichung, welcher das antimonsaure Kali, das Zweifachschwefelantimon und das Schwefelkalium angeht, ist bereits beim Schlippe' sehen Processe erörtert worden; die gebrauchte Menge des kohlensauren Kalis spricht zu Gimsten dieser Eeaction, welche 4 Aeq. kohlensaures Kali auf 1 Aeq. Schwefelantimon verlangt. Wie im Schlippe'schen Process der Sauerstoff des Alkalis dazu dient, um antimonsaures Salz zu bilden, so lässt sich auch in der Kermesflüssigkeit antimonsaures Kali nach- weisen; dagegen glückte es nicht, in ihr oder im Kermes Antimonoxyd aufzufinden. Kermes trat an ein Gemisch von verdünnter Salzsäure und Weinsäure im Kochen antimonsaiires Kali ab. 1,238 Grm. des bei 130° getrockneten Rückstandes Hessen, mit Schwefel erhitzt, 1,229 Grm., welche an Wasser 0,013 Grm. schwefel- saures Kali (darin 0,0048 Grm. Sauerstoff) abgaben; ausser- dem lieferten 1,089 Grm. Rückstand 2,285 Grm. schwefel- sauren Baryt. Mit Säure behandelter Kermes gefunden berechnet Antimon 70,15 SbS3 89,35 Schwefel 28,78 SbS5 8,13 Kalium 1 0,47 0,58 K0,Sb05 2,50 Sauerstoff' 99,98; 99,98 *) 0,0048 X 8/2 = 0,0072 Grm. 0, weil KO, SbOs -[-58 = KO, 80=* -f- Sb S3 -j- SO2, Beiträge zur Kenntniss des Antimons. 17 es geben der Rechnung nach 89,35 8b S 3 b. Erhitzen mit Schwefel 89,35 SbS^ 8,13 8bS5„ „ „ „ 6,83 „ 2,50KO,SbO5 „ „ „ 2,03 „ n. l,05KOSO3; oder die angewandten 1,238 Grm. geben berechnet gefunden SbS3 1,216 Grm. 1,216 Grm. K0,S03 0,013 „ 0,013 „ es wurde auch constatirt, dass die 0,013 Grm. wirklich schwe- felsaures Kali waren, weil daraus folgt, dass das Kalium als antimonsaures Salz, und nicht als Schwefelkalium in dem Rückstande war. Um zu erkennen, ob dieselben Reactionen wie zu Anfang im Schlippe' sehen Processe stattfänden , wurde ermittelt, theils wieviel Schwefel vom Sclnvefelantimon an das Alkali- metall träte, und in welcher Form er mit diesem verbunden erschiene; dann, welcher Theil vom angewandten Antimon eliminirt würde, so dass er zur Constitution des Kermes nichts beitrüge. 1) Das Filtrat von einem Kermes , zu dessen Bereitung 1,912 Grm. SbS^ verbraucht waren, wurde unter Zusatz von chlorsaurem Kali verdunstet; der Rückstand, geglüht, mit Salzsäure und Weinsäure versetzt und mit Chlorbaryum ge- fällt, gab 1,275 Grm. BaO, SO^ = 0,175 Grm. Schwefel. Da das Schwefelantimon 0,546 Grm. Schwefel enthielt, so fand sich der dritte Theil vom gesammten Schwefel (berechnet 0,182 Grm.) in dem Filtrate.*) 2) Das Filtrat von einem Kermes, zu dessen Bereitung 0,G266 Grm. SbS^ verbraucht waren, gab, angesäuert mit Schwefelwasserstoff, 0,141 8 Grm. Goldschwefel =- 0,0851 Grm. Sb. Der Kermes, über 100" getrocknet, wog 0,5197 Crni.; 'lavon wogen 0,5137 Grm. nach Erhitzung mit Schwefel ',5197 Grm.; diese traten an verdünnte Essigsäure ohne ■') l)(r zu wenig gcfunilene Schwefel ist wahrselieinlirh dif kleine i'arthie, welclie den Ooldaeliwefel lieferte, von dem in der folgenden An- merkung die Ked«' ist. Arob. j » ^ » 0000 j) ») J-" j> 68 Ueb. d. Nachweis freier Säure in d. sckwefelsaur. Thonerde ete, Flüssigkeit auf die Mitte des Papierstücks gebracht und bei den zu erwähnenden quantitativen Versuchen mit einem Uhr- glas überdeckt, um Verdunstung zu verhüten. Zuerst wurde vollkommen neutraler Thonerdealaun her- gestellt und die Gewissheit erlangt, dass die Lösung dessel- ben, selbst beim Eintrocknen auf dem Papiere', dessen Farbe nicht veränderte. Sodann prüfte man Schwefelsäure von ver- schiedenem Verdünnungsgrade und fand bei 1 Th. wasserfr. Säure in 125 Th. augenblickliche Entfärbung. ^ » }} )> •^ » J> » •'■ )■) >} » Die letzte Verdünnung wirkte übrigens auf das dunklere Papier nicht mehr ein. — ]N^eutrale schwefelsaure Thonerde suchte man auf die Weise darzustellen, dass man die con- centrirte Lösung einer sehr reinen käuflichen in absoluten Alkohol goss, filtrirte, durch Aspiration auf dem Filter ab- trocknete, wieder in "Wasser löste und fällte, und dies zum dritten Male wiederholte. Die Lösung dieser schwefelsauren Thonerde bleichte das blasse Ultramarinpapier erst nach halb- stündiger Berührung, sie gab aber auch mit dem Erlen- meyer ' sehen Mittel noch freie Säure zu erkennen. Desshalb wurde ihre Lösung nun mit frisch gefälltem Thonerdehydrat zusammengerührt, erwärmt und einige Stunden stehen gelas- sen. Nach dieser Zeit wurde Ultramarinpapier nicht mehr davon verändert und das Erlenmeyer' sehe Mittel zeigte keine freie Säure mehr an. Dieser Versuch beweist, dass blasses Ultramarinpapier dem letzteren an Empfindlichkeit nicht nachsteht. Bei dieser Gelegenheit wurden auch einige Versuche mit Zucker angestellt, der bekanntlich zur Ermittlung freier Schwe- felsäure im Essig sehr brauchbar ist. Es fand sich jedoch, dass er auch durch neutrale schwefelsaure Thonerde beim Abdampfen bis zur Trockne braungelb gefärbt wird. Ist nun diese Färbung auch etwas verschieden von der durch freie Säure bewirkten, so kann sie doch zu Täuschung veranlassen und desshalb der Zucker für den vorliegenden Fall nicht empfohlen werden. Den besprochenen Thonerdesalzen gleich verhielten sich vollkommen neutrales schwefelsaures Eisenoxydul, Mangan- oxydul, Zinkoxyd und Kupferoxyd. Die Versuche mit schwe- felsauren Monoxydsalzen noch weiter auszudehnen, schien Ueb. Erkenn, freien Alkalis in d. Seifen u, and. alkal. reagir. Salzen. 69 hiernach überflüssig. Dagegen wurde noch salpetersaures Bleioxyd und Brechweinstein geprüft, die sich den vorher- gehenden in ihrem Verhalten anschliessen , während schwefel- saures Eisenoxyd, wie auch Eisenchlorid, deren Lösung durch Zusatz von Ammoniak bis zu bleibender Fällung vollständig neutral gemacht worden war, das Ultramarinpapier bleichten. Das Eisenoxyd, bez. Chlorid scheint demnach als solches den blautarbenden Bestandtheil des Ultramarins zu zersetzen. Weit schwächer als Schwefelsäure wirkten Salpetersäure und Salzsäure auf das Ultramarinpapier. Erstere war nem- lich bei einer Verdünnung von 1 : 4000, letztere bei einer solchen von 1 : 1000 nicht mehr wirksam. Schliesslich wurde auch das Cyanin in Form von blass- blauem Papiere auf sein Verhalten geprüft und gefunden, dass es sich dem Lackmus analog verhält. Das Papier wurde nemlich von der Lösung neutralen Alauns, Zink- und Eisen- vitriols gebleicht. Die Lösungen waren mit frisch ausgekoch- tem, destillirtem Wasser dargestellt, doch bleibt dessenunge- achtet bei der ausserordentlichen Empfindlichkeit des Cyanins zweifelhaft, ob die Wirkung den neutralen Salzen als solchen zukommt, oder von einer durch andere Mittel nicht nachweis- baren Säurespur herrührte. lieber Erkennung freien Alkalis in den Seifen und andern alkalisch reagirenden Salzen. Von Demselben.*) Zur Erkennung freien Alkalis in den gewöhnlichen Sei- fen schlug meines Wissens Stas zuerst das Calorael vor, welclies, mit der Lösung einer solchen zusammengerieben, bei Gegenwart von freiem Alkali so zersetzt wird, dass sich schwarzes Quecksilberoxydul abscheidet. Die Anwendung von Quecksilberchlorid anstatt des Calomels habe ich in mehr- facher Beziehung bequemer gefunden. Zunächst lässt sich dasselbe in Lösung verwenden, und wenn man will, kann man die Seife, ohne sie zu lösen, prüfen, indem man sie auf einem frischen Schnitte mit jener Lösung befeuchtet. •) Als Sf'paratabdruck aus Fresenius' Zeitschrift f. analyt. Chemie, vom Hrn. Verfasser erhalten. S, L, 70 Ueber die Zersctzbarkeit des Schwefelkohlenstoffes in der Hitze. Auch essigsaure Alkalien, phosphorsaures Natron und im Allgemeinen wohl alle Salze, deren Säure mit Quecksilber- oxyd nicht ein gefärbtes unlösliches Salz bildet, lassen sich auf freies Alkali mit Quecksilberchlorid prüfen. Die Empfind- lichkeit desselben ist jedoch nicht sehr bedeutend, denn eine Kalilösung, welche in 1666 Theilen 1 Theil KO enthielt, wirkte darauf nicht mehr ein; ebenso vei'hielt sich eine Lö- sung von kohlensaurem Natron, welche in 1200 Theilen einen Theil wasserfreies Salz enthielt. Die Gegenwart sehr grosser Mengen von Chlorkalium bewirkt, dass anstatt eines rothen ein weisser Niederschlag, bez. Trübung entsteht. x4.uch zur Auffindung freien Alkalis in der Harzseife, wie sie von den Papierfabriken benutzt wird, eignet es sich nicht, Für diesen Fall hat aber Herr Naschold, Assistent am polytechn. La- boratorium, das neutrale salpetersaure Quecksilberoxydul als anwendbar erkannt und dieses ist sogar weit empfindlicher als das Quecksilberchlorid. In einer Kalilösung, welche in 3332 Theilen einen Theil wasserfreies Kali enthielt, brachte es noch einen sehr deutlich wahrnehmbaren Niederschlag von Quecksilberoxydul hervor. Dagegen erwies es sich unbrauch- bar bei phosphorsaurem Natron und bei Gegenwart von sehr grossen Mengen von Chlorkalium. Uelber die Zersctzbarkeit des Schwefelkohlenstoffes in der Hitze. Von Demselben.*) Um über die näheren Bestandtheile des Ultramarins ins Klare zu kommen, machte sich die Darstellung von Schwefel- aluminium nöthig, welche auf verschiedene, u. A. auch nach der von Fremy angegebenen Weise, jedoch unter Anwen- dung von Porzellan Schiffchen, versucht wurde. Hierbei zeigte sich, dass das bei Hellrothglühhitze erhaltene Präparat, wel- ches wenig zusammengesintert und von kokesähnlichem Aus- sehen war, reichlich freien Kohlenstoff enthielt. Auch hatte sich während der Arbeit in der Röhre, welche die Glühröhre von Porzellan mit einem Kühler zur Verdichtung des Schwefel- *) Als Separatabdruck vom Hrn. Verfasser erhalten. H. L. XJeber die Zeisetzburkeit des Scliwefclkohlcnstoifes in der Hitzo. 71 kohlenstofFdampfes verband, viel Schwefel abgeschieden; ebenso war das Destillat von aufgelöstem Schwefel gelb gefärbt. Da die, wie es scheint, allgemein angenommene Voraus- setzung, dass der Schwefelkohlenstoff durch Glühhitze nicht zersetzt werde, weil er sich bei einer solchen Temperatur bildet, mit diesen Beobachtungen im Widerspruche stand, so wurde der zu den Versuchen benutzte Schwefelkohlenstoff zuerst sorgfältig gereinigt, und dann das specifische Gewicht, der Siedepunkt und die Zusammensetzung unter der Leitung des Hrn. Assistenten N a s c h o 1 d von dem Polytechniker Hrn. Pfund bestimmt. Specifisches Gewicht bei + 17 °C. 1,2684, Siedepunkt 46,5^0. Die Schwefelbestimmung war nach Carius auf die Weise ausgeführt worden, dass man den in Glaskü geloben einge- schlossenen Schwefelkohlenstoff mit doppeltchromsaurem Kali und Salpetersäure von 1,4 specifischem Gewicht in zugeschmol- zener Röhre auf 160 bis 170° erhitzte. 1) 0,1093 Schwefelkohlenstoff lieferte 0,670 schwefelsauren Baryt, entsprechend 84,18 Proc. Schwefel. 2) 0,1102 Schwefelkohlenstoff lieferte 0,6755 schwefelsau- ren Eai-yt, entsprechend 84,17 Proc. Schwefel. Von diesem Schwefelkohlenstoff, welcher, wie aus dem Angeführten ersichtlich ist, vollkommen rein war, wurde nun 1) der Dampf durch eine mit Meissener Porzellanscherben gefüllte böhmische Köhre geleitet, bis die Luft verdrängt war, diese alsdann mittels Bunsen 'scher Brenner zum angehen- den Rothglühen erhitzt und längere Zeit bei dieser Tempera- tur eriialten. Nach Beendigung des Versuchs hatte sich we- der Kohlenstoff auf dem Porzellan abgelagert, noch Schwefel abgeschieden, 2) Der vorhergehende Versuch wurde wiederholt, die Röhre jedoch in einem Verbrennungsofen mit Kohlen bis zur Hcllrothgluth erhitzt, wobei sie erweichte. Diesmal war die Oberfläche der Porzellanscherben mit Kohlenstoff bedeckt, und sowohl in der Verbindungsröhrc, als in dem Destillate war Schwefel vorhanden. Ausser bei diesen, mit specieller Absicht angestellten Versuchen, ist bei der Darstellung von Schwefelalurainium die Abscheidung von Kohlenstoff und Schwefel aus dem Schwefel- kohlenstoff so oft von uns beobachtet worden, dass über die Zersetzbarkeit desselben bei llellrotligliUihitze kein Zweifel bestehen kann. Wenn diese R<;sultate mit den Versuchen von Berthelot (Will, Jahroabor. 1859 S. 83) und Play- 72 üeber die Zersetzbarkeit des Schwefelkohlenstoffes in der Hitze. fair (Ebend, 1860 S. 82) im Widerspruche zu stehen schei- nen, so Hesse sich dies allenfalls aus einem Rückhalte an Luft in dem von Beiden angewendeten Bimstein oder einer nicht genügend hohen Temperatur erklären. Anders verhält sich der Schvyefelkohlenstoffdampf allerdings gegen glühende Kohle. 3) Holzkohle in haselnussgrossen Stücken wurde in einer böhmischen Bohre zuerst im Wasserstoffstrome vollständig ausgeglüht, der Wasserstoff dann durch Schwefelkohlenstoff- dampf verdrängt, und endlich zum hellen Bothglühen erhitzt, wobei die Bohre wieder erweichte. Da eine Abscheidung von Schwefel in der Verbindungsröhre nicht bemerkbar war, so wurde der verdichtete Schwefelkohlenstoff bei möglichst niedriger Temperatur vollständig abdestillirt. Hierbei blieb eine sehr geringe Menge Schwefel zurück, und es hatte sonach eine, allerdings nur sehr unbedeutende Zersetzung des Schwefelkohlenstoffes auch hier stattgefunden. Der letzte Versuch zeigt, dass der Schwefelkohlenstoff in Gegenwart von glühenden Kohlen nicht zersetzt wird, oder, was wahrscheinlicher ist, sich immer wieder neu bildet. Be- dingung ist dabei allerdings, dass der ganze glühende Baum, durch welchen der Dampf passirt, mit Kohlen gefüllt ist. Wenn nemlich die Darstellung von Schwefelaluminium unter Anwendung von Kohlenschiffchen, wie Fremy es beschreibt, ausgeführt wurde, so fand die Zersetzung zwar an der Stelle des Schiffchens nur unbedeutend statt, denn das gebildete Schwefelaluminium enthielt nur wenig freien Kohlenstoff; im übrigen Theil der Bohre aber wurde der Schwefelkohlenstoff zerlegt, denn in der Verbindungsröhre und im Destillate war reichlich Schwefel enthalten. Für die Praxis der Schwefelkohlenstoffbereitung dürften die vorstehenden Beobachtungen insofern einiges Interesse haben, als sich daraus ergiebt, dass Verluste an Schwefelkoh- lenstoff entstehen, wenn der Apparat nicht fortwährend mit Kohlen gefüllt erhalten wird. üeber die Erkennung und Unterscheidung der Krappfarbstofife etc. 73 lieber die Erkennung und Untersclieidung der Krapp- farlbstoffe für sich und auf Oewelben. Von Demselben.*) Wenn man mit Krapp gefärbte oder gedruckte Stoffe in einer concentrirten Lösung von schwefelsaurer Thonei'de kurze Zeit kocht, so erhält man eine im durchgehenden Lichte -roth, mit einem mehr oder weniger deutlichen Stich ins Blaue, gefärbte Flüssigkeit, welche mit einem goldgrünen Reflex fluorescirt. Ursache der Fluorescenz ist, wie man sich leicht überzeugen kann, nur der eine der Krapp färb stoffe, das Purpurin. Das Alizarin bringt sie nicht, wenigstens nicht in einem mit blossem Auge bemerkbaren Grade hervor. Nur wenn ich mit Hilfe einer Loupe ein Strahlenbündel in die Flüssigkeit treten liess, konnte ich auch bei der bloss Alizarin enthaltenden Flüssigkeit eine Andeutung von Fluores- cenz beobachten , welche jedoch höchst wahrscheinlich von einer vielleicht während des x\ufiarbens erzeugten spurweisen Beimischung von Purpui'in herrührte. Ausserdem färbte Ali- zarin die schwefelsaure Thonerde weniger lebhaft, als Pur- purin, und nach ca. 12stündigem Stehen hatte es sich aus der Lösung wieder abgeschieden, während letzteres nach mehren Tagen noch gelöst war. Mit Hilfe der schwefelsauren Thonerde kann man sonach Alizarin und Purpurin sicher von einander unterscheiden und die Gegenwart des letzteren im Krapp und dessen Präparaten leicht nachweisen. Mir ist bis jetzt weder eine Krappsorte noch ein Krapppräparat vorgekommen, welche es nicht enthalten hät- ten. Da es nun, wie mich Versuche gelehrt haben, sich schneller mit der Faser verbindet, als das Alizarin, so muss es selbst- verständlich auf jedem mit Krapp gefärbten Zeuge sich vorfin- den, d.h. das Krapproth ist durch sein Verhalten gegen schwefelsaure Thonerde von allen anderen rothen Zeug färben sicher zu unterscheiden. Neben dem Purpurin lässt sich die Gegenwart des Ali- zarins im gewöhnlichen Krapproth, wie im Türkischroth, unter Benutzung der Beobachtung von Schunk ohne Schwierig- keit erkennen, indem man mit einer Lösung von kohlensau- rem Kali wiederholt und jedenfalls so lange, bis die Flüssigkeit nicht merklich mehr gefiirbt erscheint, auskocht, und auf *) Gleich den vorigen Artikeln als Separatabdruck vom iirn. Verf. (Dresden, 14. Sept. 1871) erhalten. U. L. 74 Bereitung von Oelfarben. diese Weise die Purpurin - Thonerde abzieht. Der Rückstand wird mit Wasser kochend gespült und dann mit Barytwasser erwärmt. Das Alizarin giebt sich schon dadurch zu erkennen, dass der Stoff nach dem Auskochen mit kohlensaurem Kali nicht gebleicht erscheint; andererseits wird seine Anwesen- heit bestätigt, wenn die rückständige Farbe des Stoffes durch Erwärmung mit Barytwasser in Violett übergegangen ist. üebrigens lässt sich das Alizarin auch mit Hülfe von salz- saurem Alkohol (weingeistiger Salzsäurelösung) leicht abziehen lind weiter untersuchen. Bereitung Ton Oelfarlbeii nach Hugolin. Die Oelanstreichfarben werden mit Wasser zu einem Teig angerieben, dieser stark mit Wasser verdünnt, durch ein seidnes Sieb passirt, auf welchem die gröberen Theile zurückbleiben und die Flüssigkeit durch Absetzenlassen ge- klärt. Das über dem Farbestoff stehende Wasser wird abge- gossen oder abgezogen und dann die zur Bildung einer con- sistenten Farbe erforderliche Menge Oel, eher zu wenig als zu viel, hinzugegossen und umgerührt; Farbestoff und Oel verbinden sich hierbei zu einer krümligen Masse, welche dann so lange geknetet wird , bis alles Wasser ausgeschie- den worden ist. Den erhaltenen Farbecorpus verdünnt man vor dem Grebrauch mit der entsprechenden Menge Firniss oder Siccativ. — Dies Verfahren ist anwendbar für alle Farbestoffe, welche wie Bleiweiss , Zinkweiss , Mennige, Kien- russ, so wie Chromgelb, innige G-emische mit trocknenden Oelen bilden. Kienruss muss vor dem Anrühren mit Was- ser angemessen mit Alkohol durchfeuchtet werden. — Durch dies Verfahren kann ein Arbeiter in zwei Stunden ca. 2 Cent- ner Farbe präpariren. (Dasselbe wird übrigens schon seit vielen Jahren mit Erfolg in Bleiweissfabriken angewendet, um die Arbeiter vor der schädlichen Wirkung des Staubes zu schützen. Das fertige Bleiweiss wird nemlich dort stets nur mit Wasser vermischt verarbeitet und nach dem Trock- nen sofort in Fässer verpackt, der wässrige Brei aber durch mechanische Vorrichtungen mit Oel durchgeknetet und die so erhaltene Farbepasta in den Handel gebracht. {Wagner's Jährest.). Hirschherg. Aafert. V. vegetab. Pergam. — Rosal'. Papiersoiten. — Kiinstl. Kautschuk. 75 Anfertigung roii yegetabiliseliem Pergament. Campbell taucht das Papier zuerst in eine starke Alaunlös ung-, trocknet und zieht es dann durch concen- trirte Schwefelsäure; der Alaun dient hierbei als Decke gegen die zu starke Einwirkung der Schwefelsäure. Nach gehöri- gem Auswaschen wird es langsam getrocknet. Dieses Ver- fahren leidet nicht an den ITebelständen der bisherigen Me- thode, deren Gelingen von der grössten Sorgfalt in der Zeit- dauer der Eintauchung, sowie von der Stärke der SO^ abhängig ist. {Ind.-Bl 1871, 23; Folytechn. J. 200, 506; Chem. Centr.-Bl. 1871, Nr. 31.). H. L. Rosafarbige Papier Sorten fand H. Yohl zu wiederholten Malen arsenhaltig. Die- selben waren jedenfalls durch arsenikalische Fuchsinfarben- rückstände gefärbt. (Folytechn. Journ. 200, 506; Chem. Cen- tral -Blatt Nr. 31, 1871). Auch Dr. Wilhelm Hall wachs in Darmstadt macht auf den Arsengehalt rother Tapeten aufmerksam (beson- ders solche mit leuchtenden dunkelrothen , pompejanischrothen Farben). Der Arsengehalt derselben ist ein ganz enormer. (Gewerbeblatt f. Hessen ; Industrieblätter. Nr. 32. 1871.). H. L. Künstliches Kautschuk, oder vielmehr eine demselben ganz ähnliche elastische Masse erhält man nach Sonnenschein durch Vorbindung von Wolframsäure mit gewissen oi'ganischen Substanzen. Wenn man ncmlich wolframsaures Natron und nach- her Salzsäure einer Leimlösung hinzufügt, so er- hält man als Niederschlag eine Verbindung, die bei 30^ ~ 40''C. 80 elastisch ist, dass sie sich in die feinsten Fäden ausziehen lässt. Beim Erkalten wird die Masso hart und spröde. (The Vharm. Journ. and Transact. March 1871. p. 704.). Wp. 76 Product.- u. Consumt.-Verhältn. d. Anilinfarb. — Auilös. d. Seide in Salzs. Productions - und Consumtions - Yerliältnisse der Anilinfarben. Von Anilinöl wurden consumirt: 1867 1,500,000 Pfund 1868 2,000,000 „ 1869 3 — 3,500,000 „ Mithin werden gegenwärtig täglich 100 Centner Ani- linöl verarbeitet. Von obigen Mengen verbrauchte Deutsch- land 2 Millionen Pfund, der E,est vertheilte sich auf die Schweiz , auf England und Frankreich. Producirt wurden in Deutschland kaum 1 Million Pfund Anilinöl, der Rest wurde von Frankreich eingeführt, welches jährlich mehr als 1^2 Millionen Pfund desselben producirt. — Der Gesammt- werth der im Jahre 1869 producirten Anilinfarben dürfte sich auf 4 — 4^2 Millionen Thaler belaufen. Bei der Fabrikation von Jod grün hat sich im Jahre 1869 durch die ausgezeichneten Untersuchungen von A. W. Hoffmann in der Weise eine Umwandlung vollzogen, als "zu denselben statt wie bisher Jodaethyl, jetzt Jodmethyl ver- wendet wird und etwa 60 Proc. des angewandten Jods wie- der gewonnen werden. In Summa wurden pro 1869 an eng- lischem und französischen Jod in den Farbefabriken consumirt ca. 90,000 Pfund. Hievon kommen auf Norddeutschland (hauptsächlich Eheiuprovinz) 65,000 Pfund, der Rest auf Frankreich, England und die Schweiz. Diese Zahlen zeigen ziemlich genau die Stellung, welche die Deutsche Fabrikation in der Anilinfarbenfabrikation überhaupt einnimmt. Die Ver- suche auf Vorschlag von A. W. Hoff mann, das Brom- amyl in diese Farben - Fabrikation einzuführen und solcher- art das Jod durch das billigere Brom zu ersetzen, haben ein zufriedenstellendes Ergebniss bis hieher nicht gehabt. (R. Wagner's Jahresb.). Sbg- Auflösung der Seide in Salzsäure. Im Laufe einer Untersuchung verschiedener gemischter Fasergewebe machte J. Spiller in London die Entdeckung, dass von allen zu Geweben benutzten Faserstoffen Seide allein in concentrirter Chlorwasserstoffsäure löslich ist. Die ehem. Eigenschaften der so gewonnenen Seidenlösung empfeh- Chinesischer Kitt. — Wasserglas als Verbandmittel. 77 len dieselbe ganz vorzüglich zur Anwendung für die Photo- graphie. Spill er hat dieses neue organische Chlorid in krystallisirteni Zustande dargestellt und bereits zur Darstel- lung von Photographien benutzt. {Photo graph Krone, Ms, Od., Nov., Bec. 1870, S. 211). H. L. CMnesisclier Kitt. Unter den von Hofrath Dr. von Scherzer aus Peking eingesandten Rohstoffen für die Industrie befand sich auch ein unter dem K"amen Schio - liao bekannter Kitt, der im Nor- den Chinas als Anstrich von Holzgegenständen aller Art Verwendung findet und die Eigenschaft besitzt, diese Gegen- stände nach innen und aussen wasserdicht zu machen. So- gar aus Sti'oh geflochtene Körbe, die zum Transport von Oel dienen, werden durch diesen Anstrich für den erwähnten Zweck vollkommen tauglich. Pappendeckel gewinnt dadurch das Ansehen und die Festigkeit von Holz. Die meisten öffent- lichen Holzbauten sind mit Schio -liao bestrichen und erhal- ten dadurch ein röthliches, unschönes Ansehen, gewinnen aber an Dauerhaftigkeit. Der Kitt wurde in der Versuchsstation des österreichischen Ackerbauministeriums untersucht, und es wurden die darüber von Dr. v. Scherz er gemachten Mit- theilungen vollkommen bestätigt gefunden. Auch durch den Wiener Gewerbeverein wurden Versuche damit angestellt. — Wenn man in 3 Theilen frischen, geschlagenen (defibrinirtcn) Blutes 4 Theile zu Staub gelöschten Kalks und etwas Alaun zerrührt, so erhält man eine dünnklebrige Masse, welche sofort verwendet werden kann. Gegenstände, welche ganz besonders wasserdicht werden sollen, werden von den Chine- sen zwei-, höchstens dreimal bestrichen. {Arbeitgeber. Bier- brauer, August 1871). R. Wasserglas als Verliandmittel. Man umhüllt das zerbrochene Glied mit Watte und um- wickelt es alsdann mit Musselinstreifcn, die mit Wasserglas getränkt sind. Nach längerer oder kürzerer Dauer findet eine Erhärtung statt. {T/ic riiarmac. Journ. and Transact. Aug. 1870.). Wj). 78 XXI. Botanik. Wann stirbt die durch Frost getödtete Pflanze, zur Zeit des Grefrierens , oder im Momente des Auf- tliauens ? Diese Frage wurde vom Geh. -Rath Prof. Dr. Gröppert in der botanischen Section der Schles. Gesellschaft für vater- ländische Kultur des Weiteren erörtert und bringt die Schles. Zeitung den nachstehenden Wortlaut des Vortrages. „Meine zahlreichen, bereits 1829 — 30, so wie in diesem Winter wiederholten Versuche sprechen für die Zeit des Ge- frierens und des Gefrorenseins, die Anderer für den Moment des Aufthauens. Gärtner fürchten bei Frühjahrsfrösten vor allem das schnelle Aufthauen und meinen durch Verhinde- rung desselben die Gefahr des vorangegangenen Erstarrens verhindern zu können. Das Verhalten der Natur, welches doch in solchen Fällen immer in Betracht zu ziehen ist, spricht nicht dafür. Was würde nur , da ja jähe Temperaturwechsel so oft vorkommen, aus unserer Baum- und Strauchvegetation geworden sein, wenn sie auf einen so engen Kreis der Wi- derstandsfähigkeit beschränkt wäre. Um aber einen entschei- denden Beweis zu liefern, bedurfte es Pflanzen, welche schon im gefrornen Zustand e die Zeichen des erfolgten Todes erkennen lassen, dergleichen man aber bisher nicht kannte, da man es ihnen in der Begel nicht ansieht, ob sie nach dem Aufthauen noch lebend sein werden oder nicht. Endlich glückte es, dergleichen nachzuweisen. Nach Clamor Marquart, bestätigt von Löwig, enthalten mehre subtro- pische und tropische, keinen Frost ertragende Orchideen (Ca- lanthe veratrifolia und Phajus- Arten), Indigo, der aber bekanntlich in der lebenden Püanze nicht als solcher, sondern nur in ungefärbtem Zustande (als Indigweiss, Indican nach S c h u n k) vorkommt und erst in der getödteten und dem ausgepre'ssten Safte durch Oxydation gebildet wird. Als Zur Kenntniss der Hefe. 79 ich die milcliweiss gefärbten Blüthen der erstgenannten ge- frieren Hess, wurden sie blau, und ebenso alle anderen Theile der Pflanze mit alleiniger Ausnahme der zarten Pol- lenraassen, und ebenso verhielten sich die grossen weiss, braun und rosenroth gefärbten Blüthen Ton Phajus gran- diflorus und die weiss, braun und orangefarbenen Blüthen von Phajus Wallichii, ebenfalls mit Ausschluss der Pol- lenmassen. Das Leben oder die Lebenskraft wurde demnach hier schon während des Erstarrens vernichtet, in Folge des- sen alsbald die chemische Wirkung, die Bildung des Indigos eintrat, folglich also der Beweis geliefert, dass die durch Frost getödteten Pflanzen schon während des Gefrierens und nicht erst während des Aufthau- ens sterben, also somit zur Bettung gefrorener Pflanzen durch Verla ngsamung des Aufthauungs- prozesses keine Hilfe zu erwarten ist. Man kann daher mit einiger Buhe dem unnöthigerweise befürchteten schnellen Aufthauen unter obigen Umständen entgegensehen in der Ueberzeugung , dass man die einmal wirklich einge- tretenen schädlichen Folgen des Frostes doch nicht zu ver- hindern vermöchte. Die ünveränderlichkeit der Pollenmasse zeigt, dass sie keinen Indigostolf enthält. Die Kälte wirkt hier als Reagens von ungemeiner Feinheit. Da die Tempe- ratur der Atmosphäre an dem Vortragsabend — 7 Gr. be- trug, bot sich die erwünschte Gelegenheit dar, das in Bede stehende Experiment mit den Blüthen der ('alanthe zu zei- gen." h.hg. Zur Keimtiiiss der Hefe. Die grosse Widerstandsfähigkeit niederer Pilzformen (Spo- ren der gewöhnlichen Schimmelpilze und der Hefe) gegen hohe Temperaturen und gegen Wasser entziehende Mittel wurde durch die Untersuchungen von Hofmann in Giessen und Wiesner in Wien dargethan. Seitdem hat Melsens der Pariser Akademie ein Memoire über die Vitalität der Hefe (Presshefc und Bierhefe diente zu den Versuchen) über- geben, welches die Besultate von Versuchen enthielt, die der genannte Chemiker über den Einfluss hoher und niederer Temperaturen und des Druckes auf die Lebensfähigkeit der Hefczellen anstellte. 80 Zur Kenntniss der Hefe. Melsens giebt an, gefunden zu haben, dass Gährung bei der Temperatur des schmelzenden Eises möglich sei, dass die Hefe nicht getödtet wird, wenn sie dem Gefrieren ausge- setzt war und dass selbst die niedrigsten Temperaturen, die man erzeugen kann, nemlich einige Grade unter — 100, die Hefe nicht gänzlich zu tödten vermögen. Nach Melsens soll die Alkohol -Gährung innerhalb eines yerschlossenen Ge- lasses erst aufgehoben werden, wenn die entwichene Kohlen- säure unter einem Drucke von 25 Atmosphären steht. Hin- gegen soll die Hefe noch einem weitaus höheren Drucke (von 8000 Atmosphären!) zu widerstehen im Stande sein. Diese Ergebnisse müssen wohl noch mit Vorsicht aufge- nommen werden, da sie, abgesehen von ihrer geringen Wahr- scheinlichkeit, in mehrfacher Beziehung anfechtbar sind. Es darf nemlich nicht unerwähnt bleiben, dass Melsens die Kohlensäure -Entwicklung aus einer zuckerhaltigen Elüssigkeit schon als Kennzeichen für das Leben der Hefe nimmt, was nach den heutigen Erfahrungen nicht mehr erlaubt ist. Es soll hiebei gar nicht auf den heute noch immer nicht beige- legten Liebig -Pas teur' sehen Streit aufmerksam gemacht werden, worin es sich um die Frage handelt, ob die Alkohol- gährung, also die Spaltung des Zuckers in Kohlensäure, Al- kohol und einige andere Gährungsproducte, eine Lebensäusse- rung der Hefe oder ein von den Lebensthätigkeiten der Hefe unabhängiger chemischer Process ist. Wohl aber muss man , angesichts der Melsens' sehen Behauptungen, der Erscheinung gedenken, dass die Hefe unter häufig vorkommenden Verhältnissen selbst in schon getödte- tem Zustande Kohlensäure absorbirt enthält und weiterhin abzugeben im Stande ist. In diesen Fällen ist die Kohlen- säure-Entwicklung aus zuckerhaltigen, eine derartige Hefe enthaltenden Flüssigkeiten kein Anzeichen des Lebens der Hefe. Auch hat Melsens verabsäumt, die den niedrigen Temperaturen und dem hohen Drucke ausgesetzt gewesene und als lebend angenommene Hefe mikroskopisch zu unter- suchen. Die morphologischen Verhältnisse der Hefezellen hätten ihm sehr sichere Anhaltspunkte zur Lösung der Frage, ob die Hefe noch lebend oder schon getödtet war, gegeben. Die endgiltige Entscheidung der vom physiologischen Gesichts- punkte aus höchst wichtigen Frage über den Einfluss niedri- ger Temperatur und hohen Druckes auf die Lebensfähigkeit der Hefezellen bleibt mithin noch zukünftigen Untersuchungen vorbehalten. (Neiie freie Presse, November 1870). R. 81 IV. Toxikologie. Magnesia in Verbindung mit Zucker bei Vergif- tungen. Carl es hat versucht, die "Wirksamkeit der Magnesia als Antidot der arsenigen Säure durch einen Zusatz von Zucker zu erhöhen, indem er glaubte, dass die Magnesia dadurch löslich werde; allein es fand sich, dass die arsenig- saure Magnesia in Zucker löslich sei und dass sonach der Zucker, statt vortheilhaft, nur schädlich wirke. Hingegen bei Blei-, Kupfer-, Quecksilber und Antimon - Salzen ist der Zuckerzusatz zur Magnesia entschieden vortheilhaft, indem er die Zersetzung derselben beschleunigt und erleichtert, ohne eine Verbindung damit einzugehen, und in einigen Fällen wirkt der Zucker an sich, indem er die Oxyde reducirt. Wo dieses stattfindet, würde Honig dem Zucker noch vorzuziehen sein. (^Americ. Journ. of Pharm. Vol. XLTI. Nr. VI. Third. S^r. Novhr. 1870. Vol. XVIII Nr. VI. p. 510. Aus Beper^ toire de Pharm. Aont 1870.). Wp. Arrb. d. Hhurm. OXOVIll. B'l«. 1. Hfl. 82 C. Literatur und Kritik. Materialien zu einer Monographie des Inulins von Dr. Gr. Dragendorff, ord. Professor d. Pharmacie' an d. Univereitcät Dorpat. St. Petersburg 1870, Verlag d. Kaiserl. Hofbuchhandlung H. Schmitzdorff (Karl Eöttger). (Separatabdruck aus der pharmaceut. Zeitschrift f. Kuss- land). 9 Bogen gross Octav, 141 Druckseiten. In der Einleitung giebt uns der Herr Verfasser eine Geschichte des Inulins. Der Entdecker desselben ist Valentin Hose; er fand es 1804 in der "Wurzel von Inula Heleniuni und beschreibt es „als einen weissen, pulverförmigen Körper, welcher viel Aehnlichkeit mit dem Stärke- mehl hat, von diesem aber in seinem Verhalten gegen andere Körper sehr verschieden ist." Den Namen „Inulin" ertheilte 1811 Thomson diesem Körper. John findet (1813) in der AlantAVurzel 3Q,7°jo Inulin und mindestens 407o dess. in der Bertramwurzel (Anacyclus officinarum Hayne). Gaultier de Claubry (1815) zeigt, dass das Inulin durch Jod nicht gebläut werde. Braconnot fand es (1821) in den Wurzelknollcn von Helianthus tuberosus; Payen (1823) in denen von Dahlia variabilis. Beide beobach- teten dessen Umwandlung in Zucker durch Säuren. Waltl fand es in der Wurzel von Taraxacum officinale Wiggers und Cichorium Intybus L. , bestätigte dessen Vorkommen in Dahlia, He- lianthus und Anacyclus offic. und den von Gauthier (1818) erwähnten Gehalt des Anacyclus Pyrethrum Schrader an Inulin. Waltl durfte damals mit Recht behaupten, dass das Inulin mit Sicherheit nur in Eepräsentanten der Syngenesistenfamilie dargethan sei, ein Aus- spruch, den Dragendorff auch heute noch aufrecht erhält. Die Uebereinstimmimg in der Zusammensetzung des Inulins und Stär- kemehls wurde 1840 von Payen ermittelt. Biot und Persoz fanden (1847) die heiss bereitete wässrige Inu- lin- Lösung link s drehend. Seite 6 — 34 wird das Vorkommen des Inulins besprochen: Nach Dragendorff findet sich Inulin nur in solchen Pflanzen der Syngenesistenfamilie, welche zwei- oder mehrjährig sind und zwar nur in den unterirdischen Theilen derselben. Er fand in älteren Wurzehi von Inula Helenium (Rad. Enulae aus Dorpater Apotheken 22,30/0, iu Jüngern Wurzeln Ende Sept. 1868 aus dem Dorpater bot. Garten 44,3"/o vom Gewicht d. bei 100" C. getrockneten Substanz; das 29 Anril Filtrat war frei von Zucker. Dagegen am „ . 1869 bei ähnlichen Wurzeln von derselben Localität nur 27,5Vn Inulin neben 21,4% Zucker und einer Substanz, welche die Mitte zwischem ihm und dem Inulin zu halten scheint; reebiiete man auch diese auf Inulin über, so erhält mau Literatur und Kritik. 83 etwa 19,3"/,, des letzteren. Aelterc "Wurzelästc derselben Pflanze lieferten nur 5,44"/,, Inulin und 44,6% Zucker plus jenem Mittelglied. Neben dem Inulin kam hier reichlich eine durch Alkoliol fiillbarc, schleimige Substanz (Synantheren schleim) vor, die durch ein Gemisch von Wasser mit 1 Promille Schwefelsäure bei 80" C. nach 12 Stunden nicht in Zucker überführbar war. Trockensubstanz jüngerer Wurzeln 28,4"/n, «älte- rer = 29,8'% vom Gewicht der frischen. Inula media M. B. enthält nach Dragendorff im Herbste kein Inulin. Es werden die Verhältnisse von Taraxacum officinale Wig- gers, Cichorium Intybus Waltl, Anacyclus officinarum Hayne u. A. P y r c t h r u m Schrader, üelianthus tuberosus, Hclianthus annuus, Ilelianthus strumosus, Dahlia variabilis eingehend bespro- chen ; der Inulingehalt v. Achillea stricta Schleicher ; Rad. Lardanae enthält 45",',,, Kad. Carlinae acaulis 21,9"/f, Inulin. Auch die cultivirte Rad. Scorzonerae hispanicac enthält nach Dragendorff Inulin. Rhi- zom und Wurzeln von Arnica montana enthalten trocken 9,7"/n desselben. Auch im Parenchym des Rhizoms von Tussilago Farfara, in den Wurzeln von Lactuca Scariola (nicht in Lactuca sativa), von Onopordon illyricum, Calendula officinalis, Ilieracium scabrum Aix, Apargia hispida Willd., Ce- phalaria procera F. u. L. fand Dragendorff dasselbe. Ilingegen suchte er vergebens nach Inulin in Matricaria Chamomilla, Bellis perennis, Cni- cus bcnedictus, Centaurea Jacea, Sonclius arvensis und vielen andern Syn- genesisten und in Pflanzen anderer Familien. Dragendorff zweifelt an dem Vorkommen des Inulins in anderen Familien als den Syngenesisten (weder Stipites Dulcamarao , noch Colchicumzwiebeln , weder Menyanth. trifoliata, Rad. Senegae, noch Rad. Cynoglossi enthalten solches, ebenso wenig die Möhren, die Flechten und Pilze). Link und Meyen sprechen (1837 und 1838) zuerst bestimmt aus, dass das Inulin im Alant und in der Dahlia nicht in Körnern vor- komme, sondern ^delmehr im Zellsafte dieser Wurzeln und Knollen ge- löst sei. Schieiden und Andere bestritten anfangs diese Angaben, ersterer erkennt aber (in seiner mcdic. pharm. Botanik, 1852) den richti- gen Sachverhalt an, auch Hugo vonMohl iind II. Schacht (1858). Zuletzt erledigte Sachs die Sache ein für allemal zu Gunsten von Link und Meycn. Seiten 34 — 44 handeln über die Darstellung dos Inulins. „Aus dem Gesagten geht hervor, dass 1) das beste Material zur Darstellung weissen Inulins der im Ilcrbstc bereitet e Saft der Dahlien ist; das billigste, wenn e« nicht auf völlig weisses Inulin ankommt, die käufliche getrocknete Ci- chorien- und Taraxacum -Wurzel. 2) Nimmt man das Pulver der getrockneten Wurzeln zur Darstellung, so wird dieses durch '/^ bis 1 stündige Digestion mit Wasser von etwa 90" Geis, hinreichend cxtrahirt. Voraufgehende Dohandlung mit kaltem Wasser lässt viel fremde Stoffe beseitigen, aber auch etwas Inulin cin- hÜBsen. Behandlung des Pulvers mit Weingeist ist namentlich für Enula cmpfehlenswerth. 3) Das Inulin wird ans seinen Losungen durch Abkühlung nicht voll- Btdndig und in Gemeinschaft mit Salzen und stickstoffhaltigen Stoffen nbge- «ehiedcn, die durch vorheriges Aufkochen mit kohlcns. Kalk, Kohle, Am- moniak und drgl. nicht völlig zu beseitigen sind. Alkohol fallt zwar das Inulin vollständiger aus dessen wässriger Lösung, wenn man diese mit 3 Vol. desHelhen mischt, aber, falls die Lösung auch Synanthercn- • chleim enthält (wie bei Enula, Taraxacum und Cichorium), so geht 6* 84 Literatur und Kritik. auch, dieser mit in den Niederschlag. Gleiches gilt für den H o 1 z - g e i s t. 4) Vorherige Behandlung mit kaltem "Wasser schafft den S y n a n - therenschleim nicht völlig fort. Fractionirte Fällung mit Alkohol, durch welchen jener Schleim leichter gefällt wird', lässt ihn namentl. heim Dahliensafte, der im Herbste nur wenig davon enthält, ziemlich vollstän- dig und in Gemeinschaft mit Alburainaten etc. beseitigen. Das beste Mittel, ihn fortzuschaffen, ist die von Wosskressensky vorgeschlagene Fällung durch Bleiessig, die allerdings, weil jdie Flüssigkeit langsam filtrirt, die Darstellung erschwert. Zusammensetzung des Inulins (S. 44 — 48). Man kann nach den vorliegenden Versuchen mit M u 1 d e r nicht mehr daran zweifeln , dass das Inulin isomer mit dem Stärkemehl ist und dass demnach die Formel CßHioOs oder deren Multipla die wahre Zu- sammensetzung angeben und dass das aus verschiedenen Pflanzen gewon- nene Material gleiche Zusammensetzung hat. Dragendorff führt die Ergebnisse der von Mulder (1830), von Payen (1840), von Parnell (1840), von Crookewitt (1842) und Dubrunfaut (1856) angestellten Inulinanalysen auf, welche ebenso wie seine eigene Analysen am besten mit der Formel C^HiuO'' passen. Wo sskr essen sky's abweichende Ana- lysen vermag er nicht zu erklären. Nach Dragendorff existirt ein wasserhaltiges Inulin = C^E.^'^0^ + mo. Sonstige Eigenschaften des Inulins (S. 48 — 129). Hier bespricht Drg. zunächst die Inulin körnchen und Inulin- kugeln, die Umlagerung des gummösen Inulins unter Wasser in sehr . kleine weisse Körnchen, das diosmotische Verhalten des Inulins und kommt zu dem Schlüsse, dass zwei verschiedene Mo dificati onen des Inulins existiren: eine kry stallinisch e schwerlösliche uiad eine amorphe leichtlösliche. Letztere komme durchweg in den Pflan- zen vor und bilde sich heim Erwärmen des krystallinischen Inulins mit Wasser auf 50 — 55" C. Durch Zumischen von Wasser, Alkohol, Glyce- rin, so wie durch Berührung mit Eis, Staub (Pilzkeimen) wrerde sie in die krystallinische Modification zurückverwandelt. Die Annahme dieser 2 Modificationen genüge, um alle bisher für das Inulin ermittelten Er- scheinungen unterzubringen. Löslichkeit des kryst. Inulins in Wasser: 100 Th. Was- ser lösen bei IS" C. 0,221 Th. desselben (Dragendorff). So schwer bei gewöhnl. Temp. das feste Inulin vom Wasser aufge- nommen wird, so leicht geht es bei erhöhter Temperatur mit diesem in Lösung. Es handelt sich aber hier nicht um ein bei zunehmender Tem- peratur allmählig gesteigertes Lösungsvermögen des Wassers für Inulin, sondern das veränderte Verhalten des Wassers tritt bei 50 bis 55" C. plötzlich ein (wegen Uebergang d. Inulins in die lösliche Modification). Löslichkeit in Weingeist: Inulin ist nicht unlöslich in Weingeist; es löst sich besonders in der Wärme um so reichlicher, je wässriger derselben ist. Weingeist von 0,954 (circa 38% Tralles) hatte beim Kochen so viel Inulin aufgenom- men, dass die erkaltete und 48 Stunden aufbewahrte Masse umgekehrt werden konnte, ohne dass Weingeist ausgeflossen wäre. Literatur und Kritik. 85 Fällbarkeit des Inulins aus wässriger Lösung durch Weingeist. Man wird sich nicht zu sehr von der Wahrheit entfernen, wenn man für je 100 C. C. eines Gemisches aus 1 Yol. Lraliulösung und 3 Vol. Weingeist von 88 bis OC^/,, Tralles (nicht für den Waschspiritus) nach 48stündigeni Stehen noch 0,1 Grm. Inulin als gelöst geblieben in Rechnung bringt. Besser als die Weingeistfällung dürfte sich bei quantit. Bestimmun- gen diejenige mit einem Gemisch aus 1 Vol. Aether und 4 Vol. Wein- geist von 88"/,, benutzen lassen. 100 CG. eines solchen halten nur 0,042 Grm. Inulin gelöst zurück. Auch Holzgeist wird in manchen Fällen den Alkohol ersetzen können. Inulin wird aus wässr. Lösung durch Glycerin gefällt. Die wässrigcn Lösungen des Inulins besitzen Circularpolarisation nach links; nach Dubrunfaut [f(]j = — 44",9 für das wasserfreie Inulin. Das spec. Gew. des wasserfreien Inulins findet Dr. = 1,470. Spec. Gew. wässriger Inulinlösungen bei 20" C. und 762,3 M. M. Barom. 1,03967 eine Lösung mit 10"/o Inulin. 1,01991 „ „ „ 5„ „ 1,01014 „ „ „ 2,5 „ 1,00811 „ „ „ 2„ „ 1,00408 „ „ „ 1 „ „ Verhalten des Inulins in der Wärme (S. 72 — 80). Keines trockenes Inulin kann stundenlang auf 100" C. erwärmt wer- den, ohne dass es sich verändert; es schmilzt bei 165" zu gummiartiger Masse , die weder an Weingeist Zucker , noch an Wasser etwas Dex- trinartiges abgiebt. Nach ciustündigcm Sieden des Inulins mit Wasser lässt sich etwas gebildeter Zucker nachweisen. Ungleich leichter vollen- det sich nach Dragendorff der Uebergaug des gelösten Inulins in Zucker bei Zuhülfenahme verstärkten Druckes , z. B. beim Erhitzen wässr. Inulinlösung in zugeschmolzenen Glasröhren 8 bis 40 Stunden lang bei 100" C. Dragendorfif hält den angezeigten Weg für sehr empfehlenswerth, um reinen Fruchtzucker herzustellen. Dass es sich hier wirklich um Fruchtzucker handelt, lässt sich aus dessen starkem Rotations vermö- gen nach Links, aus der Unkrystallisirbarkeit , der Leichtlöslichkeit in Alkohol, seiner grossen Neigung, mit Kalk körnige schwcrlösl. Verbindung einzugchen, seiner Fähigkeit Fchling'sche Solution schon in der Kälte zu rcduciren und darau.s erkennen , dass er direct und leicht durch liefe in alkohol. Gährung versetzt werden kann. Neben dem in Alkohol löslichen Fruchtzucker entsteht bei diesem Proccssc eine zweite, in starkem Weingeist unlösliche Substanz, welche nach Dragendorff identisch ist mit der von Ville und Joulio, so wie von Dubrunfaut in der Topinambur zuerst aufgefundenen Sub- ßtauz, welche erstcrc Autoren Lacvulin nennen. Dragendorff ist ferner noch auf einen dritten Stolf aufmerksam geworden , der bei dieser Metamorpho.se des Inulins auftritt und den er Metin ulin nennt; er fin- det sich bei kürzerem Erhitzen der wässrigcn Inulinlösung in dersel- ben und wird durch verdüiniten Weingeist neben unzersetztem Inulin gefällt. Das Metinulin reducirt etwas leichter, al.s das Inulin beim Erwär- men die Fchling'sche Solution. Wir dürfen diesen Stoü mit dem Amidulin oder Amy logen in Parallele Btellen, dieser bei Verwandlung des Aniyluni durcli Diastase oder 86 Literatur und Kritik. verdünnte Säuren zuerst auftretenden Substanz, die mit Wasser nicht mehr Kleister biklet, mit Jod sich aber noch tief bläut. Es entspräche dann das Inulin dem Amylum, „ Metinulin „ Amidulin, „ Laevulin „ Dextrin und der Fruchtzucker „ Traubenzucker. Dragendorff bekennt sich als Gegner jener Ansicht, welche das Amylum und Amidulin sich bei Einwirkiing von Säuren sofort in je ein Atom Dextrin und Traubenzucker spalten lässt. Nach ihm muss, bevor aus dem Amidulin Traubenzucker wird, alles Material der Umwandlung in Dextrin unterlegen sein. Gewöhnliches Imilin enthält bei der Umwandlung durch heisses Was- ser unter Druck allen beigemengten Synan th ere nschleim unverän- dert; dieser kann durch Weingeist gefällt werden; er wird auch (abwei- chend vom Inulin) durch Eleizucker und J3Ieiessig gelatinös gefällt. Das durch absoluten Alkohol aus der von Synantherenschleim getrennten Lö- sung gefällte Laevulin ballt sich sehr schnell harzig zusammen und hängt fest an den GefässAvandungen. In kaltem Wasser löst es sich leicht zu einer nicht schleimigen neutralen Flüssigkeit. Warmes, rascher kochendes Wasser, führen das Laevulin leicht in linksdrehenden Zucker über. Das Laevulin selbst ist optisch indifferent; es ist geschmack- los, reducirt anfangs beim Kochen die Fehling'sche Lösung nicht, aber schon nach 1 — 2 Minuten des Kochens beginnt die Ecduction des Kupfer- oxyduls. Beim Verdunsten bleibt das Laevulin als gummöser, stark hygroskop. Rückstand. Verd. Säuren wandeln es schnell in Fruchtzucker um (linksdrehend), seine wässrige Lösung wird nicht gefällt: durch Bleizucker, Eleiessig, HgCl, schwefeis. Salze der Al-O», des Fe^O^, des ZnO. Barytvvasser lie- fert Niederschlag. Laevulin ist mit dem Gelis'schen Laevulosan nicht identisch. Da dieses Lae vulin in der Topinambur zur Frühjahrszeit vorkommt, so ist es ersichtlich, dass das Inulin in den Pflanzen ähnlichen Zersetzun- gen unterliegt wie in kochenden Wasser bei starkem Druck. Die Darstellung des Laevulins wird am besten mit Hülfe der Zersetzung, welche das Inulin mit Wasser in zxigeschmolzenen Glasröhren bei 100" C. erfährt, geschehen. Ein 40— 50 stündiges Erhitzen mit 4 Th. Wasser wird hinreichen, den grössern Theil des Inulins umzuwandeln. Man trennt das Metinulin und unzersetzte Inulin durch Zumischung von 3 Vol. Weingeist von 85" — 88", filtrirt nach 24 — 48 Stunden, de- stillirt allen Weingeist und etwa die Hälfte des ursprüngl. zugegebenen Wassers ab', digerirt den Rückstand mit Kohle , filtrirt nach einiger Zeit imd mischt das Filtrat mit dem 5 — G fachen Vol. absol. Alkohols. Das gefällte Rohlävulin muss zur Beseitigung des eingeschlossenen Zuckers in möglichst wenig Wasser gelöst und aufs Neue durch absoluten Alkohol gefällt werden. Letzteres wird mehrmals wiederholt und das Präparat zuletzt getrocknet. Es ist nicht gut, dasselbe in Wasser zu lösen und diese Lösung einzudampfen, weil dann wieder ein Theil des Lävulins in Zucker übergeht. In reiner Form bildet das Laevulin eine weisse krüm- lige Masse. In der Topinambur findet sich nach Dragendorff kein Rohr- zucker, sondern ein rechtsdrehender unkrystallisirbarer Zucker, der durch Säuren ebenso stark linksdrehend wird , als er früher rechts- Literatur und Kritik. 87 dreheud war; das Uuiwandluugsproduct hält Drg. für Invertzucker und den ursprüngl. süssen Stoff nennt er Topiuambu rzucker. Die Frage: ob in den iuulinhaltigen Pflanzen ein fermentartiger Stoff vorkomme, der die Umwandlung des Inulins zu Laevulin und Zuoker bedinge, ferner die Wirkung der Diastase, der Hefe, des Emulsius, des Myrosins, der Fäulnias auf Inulin wird auf S. 87 bis 96 behandelt. Diastase wandelt Inulin nicht in gährungsfähigen Zucker um; auch eine üeberführung in Laevulin geschieht dadurch nur äusserst langsam. Die Hefe äusserst nur eine geringe Einwirkung auf Inulin; die Gährung schreitet (nach Payen) nur sehr langsam fort und bleibt sehr unvollstän- dig. Die liefe, wenn sie in einer Flüssigkeit anderen Stoßen begegnet, die leichter zu Alkohol und Kohlensäure verwandelt werden, afficirt das Inulin nicht. Will mau Topinambur zur Spiritusfabrikation benutzen, so ist anzurathen , vor der Einleitung der Gährung das vorhandene Inulin und Laevulin erst durch verdünnte Säure in gährungsfähigen Zucker um- zuwandeln. Dann aber wird die Topinambur ein sehr schatzens- werthes Material für die liranntw einbrennerei, da auch der erzielte IJrauutweiu nach Erfahrungen von Lauter und Siemens vcr- hältnissmässig rein von Fusel ist und höchstens etwas nach Merrettig und Sellerie riecht, welcher Beigeruch ihm durch Aetzkali (nach Will er s- dörfer) entzogen werden kann. — Eei Einwirkung von Eraulsin und Myrosin auf Inulin beobach- tete Dragendortf eine geringe Rcaction, bei welcher durch Emulsin reichlicher Zucker, durch Myrosin mehr Laevulin entsteht. Ein Versuch mit frischem Dahliensafte, den Drageudorff anstellte, um eine Inulinlösung in Gährung zu bringen, widersprach der Annahme, dass der aus DahlicnknoUen im Frühjahr ausgepresste Saft einen ferment- artigen Stoff enthalte, der Analoges beim Inulin bewirken könne, Avie die Diastase es beim Amylum vermag. Die Versuche in dieser Rich- tung können noch nicht als abgeschlossen angesehen werden. — Dragendorff erwähnt (S. 9G) einer auch von Smith unterstützten Angabe Frickliingers, nach welcher das Decoct der im Herbste gesammelten Löwenzahn wurzcl bei der Gährung Mannit und Milchsäure liefere, die F rickhing er als aus dem Inulin, Smith aus diesem oder aus Zucker entstehend annehmen und von denen Dragen- dorff vermuthet, dass sie aus Laevulin und Zucker entstehen. Inulin und Laevulin widerstehen gewissen Fä ul n issp r occssen , denen die dieselben beherbergenden Pllanzentheile ujitcrliegen, ziemlich burtnäckig, Verhalten des Inulins thierischen Fermenten gegen- über (S. 97 — lOÜj. Ea muss dem Speichel eine geringe Wirkung auf Inulin (Zucker- und Milchsäurebildung) zuerkannt werden, namentl. wenn er durch eine Tenip. nahe der IHutwärnie unterstützt wird. Wenn der AuHzug unsen, Fittig, Frese- nius, V. Gorup-Be sancz, Ilofmann, Kekul6, Kolbe, Kopp, Strecker, Wichelhaus u. a. Gelehrten bearbeitet und redigirt von Dr. Hermann v. Fehling, Profe.s.sor der Chemie in Stuttgart. Mit in den Text eingedruckten Holzstichen. Royal -8. geh. Der Umfang des Werkes ist auf sechs Bände berechnet, von welchen ein jeder in 10 bis 12 Lieferungen erscheinen wird. Der Preis jeder Liefe- rung beträgt 24 Sgr. Erschienen ist: Ersten Bandes erste Lieferung. Preis 24 Sgr. 8chorl«innH^r , Carl, Lehrlmch der KohlendoffverUndungcn oder der organischen Chemie. Zugleich als zweiter Band von ItoHcoe'H kurzem Lehrbuch der Chemie. Mit in den Text einge- druckten Ifolzsliclicn. 8. geh. Erste Hälfte. Preis 1 Thlr, !<• S"r. 96 Anzeigen. In Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung (Harrwitz und Gossmann) ist erschienen : TI/\aiTifa/>"flATl Tabelle im Auftrage der Deutschen Che- JJGSlJlIüC'tlUU« mischen Gesellschaft zu Berlin ausge- arbeitet, zu beziehen durch alle Buchhandlungen zum Preise von 3 Sgr., direct von der Verlagsbuchhandlung in Berlin das Dutzend Exemplare (franco unter Kreuzband) bei Franco - Einsendung von einem Thaler. Verlag der Buchhandlung- des Waisenhauses in Halle: Drechsler, GrUStaV, Dr, j a. Profess. der Landwirthschaft an der Universität Göttingen. Der landwiHhschaftUche PachtveHrag, vom land-wirthschaftl. Central - Verein der Provinz Sachsen gekrönte Preisschrift. 1871. 2 Bde. geh. 36 Bog. 2 Thlr. 20 Sgr. Ergänzungen zu der Physiographie der Braunkohle von C. F. Zincken. Mit 6 lithographirten Tafeln. 1871. I6V2 Bogen. Lex. 8. geh. 2 ßthlr. 15 Sgr. Die Rinderpest. Im Auftrage des Herzogl. Anhaltischen Staatsministeriums verfasst von Dr. Fr. Roloff, Prof. in Halle. 1871. 3 Bogen, gr. 8. geh. 5 Sgr. Mttheilungen aus dem physiologischen und chemischen Laboratorium des landwirthschaftlichen Institutes der Universität Halle. Herausgegeben von Professor Dr. Julius Kühn. 1. Heft. ca. 6 Bogen gr. 8. (Unter der Presse.) SaUe, Buchdruckerei des Waieenhauseäj ARCHIV DER PHARMACIE. CXOVIII. Bandes zweites Heft. A. Originalmittlieiluiigen. I. Clieinie imd t*liariXLacie. Haben sich die Apotheker an der Entwiclieliing der Naturwissenschaften, namentlich der Cliemie wesent- lich hetheiligt? Von Dr. Hermann Ludwig, a. Prof. in Jena. (Grundlage eines Vortrags in der Versammlung der Apotheker in Dresden am 1.5. Septbr. 1871.) Während des langen Zeitraumes seit dem Aufkommen der Chemie bis zur Begründung der phlogistischen Theorie durch Stahl sehen wir vornehmlich Aerzte als Chemiker (Jatrochemiker) thätig. Mit dem Ende des 17. und dem Be- ginn des 18. Jahrhunderts mehrt sich die Zahl der Apotheker, die über Chemie schreiben und die Kenntniss chemischer Thatsachen bereichem. Gegen Ende des 18. Jahrb., wo La- voisier sein antiphlogistisches System begründet, sind es vorzugsweise Apotheker, welche die Bausteine zu demselben herbeigeschafft und den fertigen Bau wohnlich gemacht haben. Aus der Zahl jener ehrwürdigen Meister des 17. Jahr- hunderts hebe ich hervor: Nicolas Lcmery, geb. 1645 zu Iloucn, Apotheker daselbst, seit 1672 Apotheker zu Paris. „Sein Hauptwerk, das ihn vorzüglich berühmt gemacht, ist das Lehrbuch der Chemie, welches er unter dem Titel Cours de chimie zuerst 1675 publicirte, ein Buch, welches alle seiner Zeit bekannten chemischen Wahrnehmungen umfasste und durch einen inneren Zusammenhang zu verknüpfen suchte. Lemery's Arch. d. Phanii. CXCVIM. IMh. 2. im. 7 '' 98 Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. Cours de chimie war viele Jahre hindurch das beste Lehr- buch der Chemie." (H. Kopp, Geschichte d. Chemie I, 185.) Lemery starb 1715; von seinem Buche erschien noch 1763 eine neue (italienische) Auflage. . Johann Kunckel von Löwenstj ern, (geb. 1638, zu Hütten bei Rendsburg, gest. 1703 auf seinem Landgute bei Pernau). Erst Pharmaceut, zuletzt k. schwed. Bergrath und geadelt. Kunckel entdeckte den Phosphor zum 2. Male. Lavoisier (Traite elementaire de chimie 1793, tome I, p. 223) sagt darüber: „O'est *en 1667 que la decouverte du phosphore fut faite par Brandt, qui fit mystere de son procede: bien- tot apres Kunckel decouvrit le secret de Brandt; il le pu- blia et le nom de phosphore de Kunckel qui lui a ete conserve jusque ä nos jours, prouve que la reconnaissance publique se porte sur celui qui public pKitot que sur celui qui decouvre, quand il fait mystere de sa decouverte." Kunckel erfand auch das Bubin- und Goldglas.*) Aus dem 18. Jahrhunderte nenne ich: Kaspar Neu- mann, (geb. 1683 in ZüUichau, gest. 1737 in Berlin). Hof- apotheker daselbst, Aufseher aller Apotheken des preuss. Staats und Prof. der pract. Chemie b. Collegium medico- chirurgicum. Durch das Lesen von Neumann's Chemie (gründ- liehe und mit Experimenten bewiesene medic. Chemie, 4 Bde. 1749 — 55; herausgegeben V. Ch. H. Kessel) bekam Scheele Lust, selbst chemische Versuche anzustellen. Andreas Sigismund Marggraf, (geb. 1709, gest. 1782), ein Sohn des kÖnigl. Hofapothekers Henning Christian Marggraf in Berlin. Kirwan nennt Marggraf den Anführer der gereinigten und philosophischen Chemie. Er ist der Entdecker der Magnesia und der Thonerde. Ihm verdanken wir auch die Auffindung des Bübenzuckers. *) Johann Friedrich Böttger (Lehrling des Apoth. Zorn in Berlin, anfangs Alchymist, befleissigte sich auf von Tschirnhausens Rath der Porzellanfabrikation und erfand 1704 das braune, 1709 das weisse Porzellan. — Was wäre der Mensch ohne Phosphor (ohne ihn kein Gedanke), was wäre der Chemiker ohne Glas und Porzellan! Haben sich d. Apotheker an d. Eutwickl. d. Naturwissenschaften etc. 99 Als ein Steru erster Grösse leuchtet: Karl Wilhelm Scheele, (geb. 9. Dec. 1742 zu Stral- sund, gestorben d. 21. Mai 1786 zu Köping). Nachdem er in Grothenburg die Apothekerkunst erlernt und daselbst noch 2 Jahre verweilt, war er Gehülfe in Malmöe, Stockholm und Upsala, dann Provisor, endlich Besitzer der Apotheke in Kö- ping, unweit des Mälarsees bei Westeräs - Län. Er entdeckte (unabhängig von Priestley und Lavoisier) den Sauerstoff und den Stickstoff der atmosphär. Luft, die Flusssäure, den Baryt, das Mangan, die Arsensäure, das Arsenwasserstoffgas, die Blausäre, Harnsäure, Milchsäure, Milchzuckersäure (oder Schleimsäure) die Oxalsäure, Citronensäure, Aepfelsäure, Wein- säure, Gallussäure, die Molybdänsäure und Wolframsäure. Die beiden Rouelle: Guillaume Francois Rouelle, genannt d. Ael- tere, (geb. 1703, zu Matthieu bei Caen), Inspector der Apo- theke des Hotel Dieu, Demonstrator d. Chemie am Jardin des plantes von 1742 — 1768. Rouelle war Lehrer von Lavoisier. Er starb 1770 zu Passy bei Paris. Sein Bruder Hilaire Marin Rouelle, genannt der Jüngere, war Apotheker des Herzogs von Orleans; er stellte mit Darcet Verbrennungsversuche mit Diamanten an. (Lebte von 1718 bis 1779). Aus dem Ende des 18. und aus dem 19. Jahrhunderte, seit Begründung der antiphlogistischen Theorie durch La- voisier, führe ich folgende Franzosen auf, die sich um die Förderung der Chemie hohe Verdienste erworben haben. Die Namen Fourcroy und Vauquelin sind innig durch gemeinschaftl. Arbeiten ihrer Träger mit einander ver- knüpft. Fourcroy, Antoine Francois de, der Verfasser de» Systeme des connaissances chimique (11 Vol., 1801), an »einem Todestage (16. Dec. 1809) von Napoleon zum Reichtjgrafen ernannt, war Sohn eines Apothekers; Vauque- lin, Louis Nicolas (geb. 1763, St. Andre d'Hebertot, gest. 1829 daselbst), war selbst längere Zeit Apotheker (am Miii- 100 Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. tairhospitale zu Melun); später Director der Ecole speciale de Pharmacie und Prof. d. Chemie am Jardin des plautes. Vau- quelin muss als Begründer der qualitativen Analyse pflanzl. und thierischer Substanzen angesehen werden. Das Verzeich- niss seiner Abhandlungen in PoggendorfFs biograph. literar. Handwörterbuch nimmt 7 Ya Columnen ein, Vauquelin ist Ent- decker des Chroms und d. Beryllerde. Chevallier und Bobinet, (I^otice historique sur N. L. Vauquelin, Paris 1830, pag. 32) sagen von ihm: „II se servait peu de la loupe, et dedaignait presque le microscope; avec ces modestes balances, qui servent ä peser les pieces d'or, il faisait des analyses dont l'exactitude a etonne les plus habiles experimentateurs. Ses meilleurs reactifs etaient ses yeux et son goüt exerce. Le voyez - vous d'une main lente , mais süre , saisir cet objet inconnu? Son oeil l'a tout d'abord penetre jusqu'au centre; en le soulevant il a juge son poids; son ongle a votre insu a determine sa consistance; il recueille avec soin l'odeur qui s'en exhale; mais sa langue le toucbe et l'analyse estfaite!" Baiard, Antoine Jerome, geb. 1802 zu Montpellier, Entdecker des Broms (1826). Baume, Antoine, geb. 1728 zu Senlis, gest. 1804 zu Paris. Durch sein Aräometer ist uns hauptsächlich sein !N^ame erbalten geblieben. Boudet, Jean Pierre, geb. z. Eheims, gest. 1828 zu Paris. Mitstifter der pharmaceut. Geseilschaft in Paris. Jean Pierre Boudet, ebenf. Apoth. in Paris, Neffe des Vorigen, Mitbegründer des Journals der Pharmacie (geb. 1778, gest. 1849). Felix Henri Boudet, Sohn des Vorigen, geb. 1806. Wirkung der Untersalpetersäure auf die Eette. Bouillon la Grange, Mitherausgeber d. Annales de chimie und d. Journal de pharmacie. Boullay, Vater und Sohn, Versuche über Aether, letztere mit Dumas; der jüngere Boullay starb 1835 an den Folgen einer Verbrennung mit Aether, Haben sich d. Apotheker au d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. 101 Bouriat, Denis Placide, Mitstifter der Societe d'Encou- ragement pour l'Industrie nationale. Boutron-Charlard, Antoine Fran9ois, Arbeiten über Bittermandelöl, schwarzen und weissen Senf. Braconnot, Henri, zu Nancy, Entdecker der Equi- setsäure, der Pyrogallussäure , des Leucins, Xyloidins, Popu- lins, der Verwandlung des Holzes in Zucker. Einer der fleissigsten Arbeiter auf dem Gebiete der Pflanzenchemie. Brogniart, Antoine Louis, Apotheker Ludwig XVL Ist Oheim von Alexandre Brogniart, dem Mineralogen und Geologen. Der Sohn des letzteren ist der bedeutende Botaniker Adolphe Theodore Brogniart.*) Cadet de Gassicourt (gest. 1799) hat der arsenik- haltigen rauchenden Flüssigkeit seinen Namen geben müssen. Sein Sohn Charles Louis war Apoth. d. Kaiser Na- poleon in dem Feldzuge von 1809. Der Bruder dess., Cadet- de Yaux, Antoine Ale- xis ist Gründer des Journal de Paris. Caventou, Jean Baptiste (mit Pelletier sur la fabrica- tion du Sulfate de quinine), Entd. d. Strychnins und Brucins. Chaptal, Jean Antoine Claude, Graf von Chan- t e 1 u p , Pair von Frankreich. Bedeutender techn. Chemiker und Agriculturchemiker. Sohn eines Apothekers. C h 6 V a 1 1 i e r , Jean Baptiste Alphons. Schrieb m. R i c h a r d Dictionnaire d. drogues simples et composes. Courtois, Bernard. Entdeckte das Jod 1812. Curaudau, Frangois Eene. Dampf bleicherei, Derosne, Charles, Entdecker des Narkotins. Sein Bruder Bernard schrieb über die Producte der Destillation des Grünspans (1807). Decroizilles, Apotheker in Dieppe (gest. 1788), Sein Sohn Franc; ois Antoine Henri (gest. 1825) Prof. d. Che- mie in Rouen u, Director einer BerthoUet'schcn Bleicherei zu •) iJusBy, Antoine Alex. Urutus (geb. 1794, Marseille); Magnesium (1831), Magnesia b. Arwcnik- Vergiftung (1839), Seiifölbildung (mit Ko- biquct, 1839). 102 Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. Lescure bei Rouen, arbeitete und schrieb über Alkalimetrie u, Areometrie; er fing behufs des Bleichens, zuerst das Chlor Kalkmilch auf; er zeigte zuerst, dass der Alaun ein Dop- in pelsalz sei. Desmarets, Apoth. zu Chalons sur Marne. Traite des falsifications 1827. Deyeux, Nicolas, Pharm, d. Kaiser Napoleon: Arbeiten mit Vauquelin (Pflanzenanalyse). Arbeiten mit Parmentier (Analyse der Milch). D i z e , Michel Jean Jacques, Apotheker und Affineur des Monnais in Paris. Untersuchung griechischer und römischer Münzen (1799). lieber die Umwandlung des Kochsalzes in Soda (1810). Dubuisson, Apoth. in Nantes, Conservator des öff'ent- lichen (früher ihm gehörigen) naturhistor. Museum daselbst. Duhamel, Omer Bertin Joseph, Apoth. in Lille, Des- infection des Wassers.*) Fi guier, Apotheker in Montpellier (gest. 1817), Prof. an d. pharm. Schule daselbst. Fällung des Goldoxyds durch Kali (1816). Figuier, Pierre Oscar, Apoth. in Montpellier; über Goldcyanür (1836). Figuier, Louis Guillaume, Neff'e des Vorigen, geb. 1819 zu Montpellier. Arbeiten über Oxyde des Goldes, über Cas- sius' Goldpurpur, Knallgold, Alchemie und Alchymisten. Fordos, Mathurin Joseph, mit Gelis Arbeiten über Säuren des Schwefels; Fremy, Edmond (geb. 1814, Versailles. Prof. d. Ch. ä l'ecole polyt.), Ueb, die Pectinstoffe, üb. die Eier, die Knochen. Gannal, Jean Nicolas. Erhielt für sein Einbalsa- mirungs - Verfahren 1836 einen Preis von 8000 Francs. *) Dumas, Jean Baptiste (geb. 1800, Juli 15, Alais, Dep. Gard). Einer d. bedeutendsten Chemiker unserer Zeit; erst Pharmaceut in Genf, jetzt seit 1821 in Paris Prof. d. Chemie am Athenee, der Ecole centrale d. arts et manufactures u. an d. Sorbonne (Faculte d. sciences). Begründer der Typenlehre. Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Natui-wissenschuften etc. 103 Gaul ti er de Claubry, Henri Fran^ois. Aufsuchung" des Jods im Meerwasser (1815), über die Substanzen, welche Jod enthalten (1820). Mit Persoz über die Farbstoffe des Krapps (1831). Guibourt, K^icolas Jean Baptiste Gaston. Pharmacopee raisonne (mit Henry). Histoire abregee des drogues simples. Henry, Xoel Etienne: Manuel d'analyse chimique des eaux minerales (mit seinem Sohne), 1825, Julia- Fontenelle, Mitbegründer des Journal de chi- mie medicale. Labarracque, Apoth. in Paris (Chlorure d'oxyde de sodium, 1822). Langlois, Charles, (Sur un nouvel oxacide du soufre, 1842). Lapostolle, Apoth. zu Amiens, Meteorologie electri- que (1821). Lau gier. Andre, Mitdirector d. Ecole de Pharmacie. Bildung d. Schleimsäure. Sein Sohn Paul Aug. Ernest L a u g i e r ist Astronom. Lebeaud, Traite de distillation en general. 3. edit. 1830. Le Canu, Louis Bene, Blutuntersuchungen. Lecoq, Henri, Apoth. in Clermont Ferrand. Chem., botan. geolog. und phys. geograph. Schriften. Malaguti, Faustino Jovita, geb. z. Bologna, Sohn eines Apothekers, kam als polit. Flüchtl. n. Paris; zuletzt Prof. d. allg. Chem. an der Facultät d. Wiss. in Bennes. Viele chem. Arbeiten mit Durocher. Mialhe, Louis (geb. 1807, Vabre, Tarn). Physiolo- gische Chemie. (1855). Milien, Nicolas Aug. Eugene (geb. 1812, Chalons sur Marne). Ueber Quecksilber und seine Verbindungen. Menier, Mitarbeiter am Journ. d. pharmacie. Monnet, Ant. Grimoald, Hydrologie, mineralog. Schrif- ten, Mineralanalysen. , Mons, van, Jean Baptiste (Apotheker in Brüssel, Prof. d. Chem. u. Agronomie in Löwen). Fleissiger chem. Schrift- steller und Pharmacopöen- Verfasser. 104 Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. Morel ot, Simon, Manuel d. pharmacien - chimiste 1803. Morin, Antoine, Apotheker in Genf; physiolog. ehem. Versuche mit Prevost und allein. Morin, Pyrame Louis, Neffe des Vorigen, Apothe- ker in Genf seit 1840. Untersuchung d, Digitalis, Opoix, Christophe, Mineralwasseranalysen,*) Parmentier, Antoine Augustin, Apotheker in Montdi- dier, dann in Paris (gest. 1813), führte den Kartoffelbau in Prankreich ein. Untersuchungen mit Deyeux über die Milch, Pelletier, Bertrand (Sohn eines Apothekers in Bayonne), Apoth. in Paris, Prof. d. Chemie an d. polyt. Schule, (gest. 1797). üeb. phosphorige Phosphorsäure, üb. Aether etc. Pelletier, P. Josephe, 2. Sohn d. Vorigen, (geb. 1788, gest. 1842), Apotheker in Paris, Unterdirector d. Ecole d. Pharmacie. Die Pariser Academie belohnte seine Ent- deckung der Chinabasen mit einem Preise von 10,000 Francs (im J. 1827). Pelouze, Theophile Jules, (geb. 1807, Valognes, Dep. la Manche, gest. in Paris; ungemein fleissiger Chemiker). Peschier, Jacques, Apoth. in Genf. Einfluss d. Gypses auf die Vegetation; über Salicin. Planche, Louis Antoine, war Mitstifter d. Anstalt für künstl. Mineralwässer in Paris. Plisson, Aug. Arthur, mit Henri Arbeiten über Chi- nin, Cinchonin und Chinasäure. Poggiale, A. P., (geb. z. Valle, Corsica, 1808). Titrir- untersuchungen. Poutet, Jean Jos. Etienne, Marseille. Erkennung d. Ver- fälschung des Olivenöls (1819). Proust, Jos. Louis, (geb. 1755 zu Angers, gest. das. 1826). Prof. d. Chemie zu Segovia und Madrid. Entdeckte 1799 d. Traubenzucker. *) Op permann, Karl Friedr., (geb. 1805, Strassburg), Apoth". 1. Classe. Directeur d. Ecol. superieure de Pharm, das. Aufsuch, des Phosphors bei Vergiftungen. Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. 105 Quesneville, Gustave Augastin, (geb. 1810, Paris). Eau oxygenee comme medicament. Rivet, Berichte über Mineralwässer Frankreichs. R ob inet, Stephan; Dictionnaire des menages; mit Ma- dam Gacou-Dufour. (1822). Robiquet, Pierre Jean, (gest. 1840), über Senföl, Canthariden etc. Sa CO, Frederic, (geb. 1819, Neufchatel). Unters, über das Leinöl. Sage, Balthazar George, (gest. 1824). Arbeiten mit Macquer, Lavoisier, mit Baume und Cadet. S er Ullas, Georg Simon, Entdecker d. Jodoforms (starb 1832 an der Cholera in Paris, wie viele andere Apotheker). So üb ei ran, Eugene, (geb. 1797 Paris, gest. 1858). Pharmaceutische Handbücher; Mineral wasserfabrikation. Ueber Chloroform; mit Capitaine Arbeiten über äth. Oele. Antheil am Codex, Pharmacopee fran9aise. Tingry, Pierre Fran9ois, Apoth. in Genf, (gest. 1821). Unters, v. Mineralwässern. Valmont de Bomare, Dictionnaire raisonne univer- sal d'histoire naturelle. Edit. V. 15 Vol. 1800. Virey, Julien Joseph, Mitbegründer d. Journal de pharm. Histoire naturelle des medicaments, des aliments et des poi- sons tires des trois regnes de la nature; 1820. Die Reihe der englischen Chemiker, welche zugleich Apotheker waren, oder doch anfangs der Pharmacie sich ge- widmet hatten, eröffne ich mit Sir Humphry Davy, dem Entdecker der Alkalimetalle, (geb. 1778 zu Penzance, Cornwallis, Sohn eines Holzschnitzers; 1795 war er Lehrling eines Chirurgen, der zugleich Apothe- ker war, dann 1798 Chemiker an d. pneumatic Institu- tion des Dr. Beddoes zu Clifton, bei Bristol, darauf Hülfs- lehrer u. 1802 Prof d. Chemie a. d. Royal Institution zu London). Ihm reihe ich an: William Babington, London, (gest. 1833), war Prä- sident und Mitstifter d. goolog. Gesellschaft in London. Nach ihm benannte Lewy 1824 den Babingtonit. 106 Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. William Thomas Brande, (deutscher Abkunft), Dic- tionary of Pharmacy and Materia medica 1816. Sir David Brewster, (geb. 1781, gest. 1868). ürsprüngl. Pharmaceut, Prof. d. Physik an d. Univers. z. St. Andrews. Mitglied d. Lond. u. Edinburgher Eoy. So- ciety, auch lange Secretair der letzteren Gesellschaft. Erfin- der des Kaleidoscops (auf welches er 1817 ein Patent nahm). Donavan, Michael, (geb. 1790, Dublin), Apoth. das. Sorbic acid. (reine Aepfelsäure in d. Vogelbeeren gefund.). Er ist Erfinder einer neuen Gasbeleuchtung, einer Tafellampe und eines Hygrometers. Thomas Eowler, erst Apoth. in York (1760 — 1774), zuletzt Arzt am Irrenhause in York, (geb. 1736, gest. 1801). Medical report on the eff"ects of arsenik in the eure of agues (Fieber), London 1786. Henry Hennel, Chemiker an der Apothecary - Hall in London , (gest. 1842 zu London bei Versuchen mit einer Art von Bomben oder Granaten, die für d. Afghanenkrieg bestimmt waren). Untersuchung über die Wechselwirkung des Alkohols und d. Schwefelsäure bei der Aetherbildung (1816, 1825). Thomas Henry, Apoth. zu Manchester, (gest. 1816). Versuche über Magnesia alba. William Henry, Sohn d. Vorigen, (gest. 1836), Dr. Medic. The elements of experimental chemistry. 11. Aufl. 1829. Absorption der Gase durch Wasser bei versch. Temp. und Druck (1830). William Charles Henry, Dr. Med. Sohn des Vori- gen, verfasste die Biographie seines Vaters. Luke Howard, Begründer pharmac. Laboratorien in Stratford, Essex, zu Pleiston u. z. Tottenham - Green bei Lon- don, (geb. 1772). Meteorologische Schriften. Timothy Lane, Apoth. in London, (gest. 1807). Lös- lichkeit des Eisens in kohlens. haltig. Wasser (1769). Jonathan Pereira, (geb. 1804, gest. 1853, London). Prof. d. Materia medica bei d. pharm. Gesellschaft zu London (1843). Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. 107 Redwood, Theophilus, (geb. 1808, Boverton) Suppl. z. Lond. Pharmacopeia. 1856. Deutsche Apotheker. Eine interessante Erscheinung unserer vaterländischen Pharmacie, die gewissermaassen mit dem alten Innungswesen zusammenhängt, ist, dass in gewissen Familien die bedeuten- den Männer nicht aussterben und der wissenschaftliche Ruhm vom Vater auf den Sohn, von den Söhnen auf die Enkel, ja Urenkel forterbt. A ehnlich wie Basel seine Bernoulli's, Bern seine Brunn er, hat die deutsche Pharmacie ihre Buch- ner, Bucholze, Ebermaier, Erdmanne, Ficinus , Gärtner, Gme- line, Hagen, Linck, Martins, Pettenkofer, Ratzeburg, Rose, Struve, TrommsdorfF, Zeise u. s. w. aufzuweisen. — Eine gewal- tige Arbeitskraft auf dem Gebiete der Mineralchemie ent- wickelte Martin Heinrich Klaproth, (geb. 1T43 zu Wer- nigerode am Harz, gestorben zu Berlin 1817). Er begann die pharmaceutische Laufbahn in Quedlinburg, war dann Ge- hülfe daselbst, später in Hannover, Berlin und Danzig; von 1771 — 80 finden wir ihn als Provisor der Rose'schen Apotheke in Berlin, dann als eigenen A potheker daselbst bis 1800. Seit 1782 als Assessor d. Pharmacie beim Ober- CoUegium medicum und bei Gründung der Berliner Universi- tät (1810) als Prof. ord. d. Chemie an derselben. Die 6 Bände, seiner Beiträge zur ehem. Kenntniss der Mineralkörper (1795 — 1815) enthalten die Sammlung seiner Arbeiten. Klap- roth entdeckte das Uran, die Zirkonerde, das Cerium (gleich- zeitig mit Berzelius); er bestätigte die Eigenthümlichkeit der Strontianerde, des Titans und Tellurs. Die Familie Rose. Valentin Rose, Vater, Apotheker in Berlin, Schüler von Marggraf, seit 1770 Assessor des Ober - Collegium mcdi- cura, (geb. 1736 in Neu-Ruppin, gest. 1771 in Berlin). Ihm verdanken wir das Rose'sche Metall (in einer nach sei- nem Tode 1772 im ßtralsunder Magazin veröfFcntl. Abhand- 108 Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. lung von der Vermischung einiger Metalle, welche im kochen- den Wasser die laufende Gestalt des Quecksilbers annehmen). Valentin Rose, Sohn, (geb. 1762, gest. 1807 in Berlin). Seit 1792 Apotheker in Eerlin, seit 1797 Assessor d. Ober - Collegium medicum. Er lieferte den Beweis, dass der durch Schwefelsäure bereitete Aether keine Schwefelsäure enthält (1800). lieber die Verhältnissmengen der Bestand- theile des schwefeis. Baryts (1807). Er ist der Vater des grossen analytischen Chemikers Heinrich Eose und des bedeutenden Mineralogen Grustav Rose, (geb. 1798), Heinrich Rose, (geb. 1795, gestorben 1864), war anfangs Pharmaceut und bildete sich bei Berzelius (1819 — 1821) zum Chemiker aus. Sein Hand- buch der analyt. Chemie erschien zuerst 1829. Vettern von Heinrich Rose sind: Ferdinand Rose, (geb. 1809 zu Wismar, gest. das. 1861). Dr. Med., pract. Arzt und Stadtphysikus in Wismar. Dissertatio de albumine ejusque cum oxydis metallorum con- nubio (1833), (Ferd. E. war auch Schwager von H, Rose.) Adolph Rose, (geb. 1811, Wismar), ursprüngl. Phar- maceut; von 1841 — 1856 Chemiker in der Herraann'schen Fabrik zu Schönebeck, dann Dirigent der ehem. Fabrik zu Schöningen im Herzogthum Braunschweig. An die Rosen reihe ich die Familie der Hagen („Als Kaiser Karl der Grosse ins Land kam, sassen die Hagen schon drinnen," lautet ein thüringisches Sprichwort). Joh. Heinrich Hagen, (geb. 1738 zu Schippenbeil in Ostpreussen, gest. 1775 zu Königsberg), seit 1768 Apo- theker zu Königsberg in Ostpreussen; Beisitzer des medicini- schen Collegiums daselbst. Er schrieb über den Torf, über .vegetabil. Laugensalz, über Bier, über das schreckliche Gift in den Gewächsen. Sein jüngerer Bruder Karl Gottfried Hagen, (geb. 1749, gest. 2. März 1829 in Königsberg), ist der ehrwürdige Verfasser des Lehr- buchs der Apothekerkunst 1778, dessen 8. Aufl. 1829 erschien. Haben sich die Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. 109 Er war zuletzt Prof. d. Chemie, Physik und Naturgeschichte bei d. philos. Facultät der Universitcät zu Königsberg. Sein Neffe Gottfried Heinrich Ludwig Hagen, (geb. 1797, Königsberg), wurde 1837 Geh. Ober-Baurath in Berlin. Ein Enkel von Carl Gottfried ist Robert Hermann Heinrich Hagen, (geb. 1815, Königsberg), seit 1843 Lehrer der Chemie am CöUnischen Real -Gymnasium zu Berlin. Untersuchte das äth. Oel aus den Nadeln von Pinus sylvestris (1844), die Schleimsäure u. ihre Salze (1847), den Oligoklas, Petalit und Spodumen. Gehen wir nun in unser gesegnetes Thüringen, so finden wir darin die Familie Bucholz heimisch. Wilhelm Heinrich Sebastian Bucholz, (geb. 1734 zu Bernburg, gest. 1798 zu Weimar), Dr. Med., pract. Arzt und Apotheker zu Weimar, Hofmedicus, Physikus und Bergrath. Er schrieb über die Trinkbarmachung ' des fau- len Wassers (1792), über ätherische Oele, über Entfärbung durch Kohle (1790). Sein Neffe Christian Friedrich Bucholz, (geb. 19. Sept. 1770 zu Eisleben, gest. 9. Juni 1818 zu Erfurt), Dr. Med., Apotheker und Prof. zu Erfurt, ist der berühmte Verfasser der „Theorie und Praxis der pharmaceutisch chemi- schen Arbeiten" (2 Bde. 1812; 2. Aufl. 1818). An die Bucholze schliesst» sich die Erfurter Familie Tromms- dorff. Wilhelm Bernhard Trommsdorff, (geb. 1738, gest. 1782 zu Erfurt), Dr. Med. und Apotheker zu Erfurt seit 1768, auch Prof. ordin. d. Med. an der Universität das. Wir besitzen von ihm ein Programm „de sale mirabili Glau- ben" 1771 und eine Dissert. de oleis vegetabilium essentiali-^ bu8 eorumque partibus constitutivis 1765. Sein Sohn ist .Johann Bartholomäus Trommsdorff, (geb. den 8. Mai 1770, gest. d. 8. März 1837 zu Erfurt). Dr. d. Phil., Apotheker in Erfurt und Gründer und Inhaber eines be- rühmten pharmaceutischen Instituts (von 1796 bis 1828). IIÜ Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. Er war Prof. d. Chem. an der Universität daselbst von 1795 bis zu deren Auflösung 1816. Mitglied (1792), Vicedirector (1818) und Director (1828) der Acad. gemeinnütziger Wis- senschaften zu Erfurt. Durch dieses sein Institut, durch seine ungemein zahlreichen Schriften, Journale und Uebersetzungen ist Trommsdorfl' der Vater der neuen M^issenschaftl. deutschen Pharmacie geworden. Beim Schluss seines Instituts weist Trommsdorjff auf die pharmaceut. Lehranstalten von Schweig ger-Seidel in Halle, von H. Wackenroder in Jena und. von Justus Liebig in Giessen hin. Sein Sohn Christian Wilhelm Hermann Trommsdorff, (geb. 1811, Erfurt) ist Apotheker und Besitzer einer berühm- ten chem. Fabrik in Erfurt. Wir besitzen von ihm Arbei- ten über Santonin (1834), Sylvinsäure (1835), Gentianin (1837), Amygdalin (1838), Stramonin (1839) u. s. w. Ein Sohn des letzteren Hugo Trommsdorff schrieb 1869 eine Statistik des Wassers und d. Gewässer und Anleitung zur maassanalyti- schen Bestimmung der organ. Stoffe, so wie der mineralischen Bestandtheile in dem gewöhnlichen Wasser. Von Thüringen nach Sachsen übergehend, finden wir in Dresden die Familie Struve. Friedrich Adolph August Struve, (geb. 1781 in Neustadt bei Stolpen, gest. 1840, Berlin). Dr. Medic, pract. Arzt in Neustadt bei Stolpen, dann seit 1805 Apotheker in Dresden. Gründete 1820 die Anstalt f. künstl. Mineralwäs- ser in Dresden, bald darauf eine 2. in Leipzig, 1823 eine 3. in Berlin und 1825 eine 4. in England (Boyal German Spaa in Brighton), denen bald die Errichtung ähnlicher Anstalten in Königsberg, Warschau, Moskau, St. Petersburg, Kiew u. s. w. folgten. — Sein Sohn Gustav Adolph Struve, (geb. 1811, Dresden), Dr. Phil, seit 1840 Apotheker und Besitzer der Anstalt f. künstl. Habea sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. 111 Mineralwässer in Dresden, schrieb: de silicia in plantis non- nuUis (Berol. 1835). Nach Bayern vordringend, finden wir in München die Familie Buchner. Johann Andreas Buchner, (geb. 1783, d. 6. April, gest. d. 5. Juni 1852 in München). Dr. phil. u. medic, Prof. der Pharmacie an d. Univers. München und Vorstand des pharmaceut. Instituts daselbst. Sein vollständiger Inbegriff d. Pharmacie und sein Repertorium der Pharmacie sichern ihm ein bleibendes Andenken. Sein Sohn Ludwig Andreas Buchner, (geb. 1813), Dr. d. Phil, u. Med., ist Prof. d. Pharmacie in München und setzt das Repertorium fort. — Es ist hier der Platz, um des langjähri- gen Assistenten am pharmac. Institute zu München, des Dr. Wittstein, (Georg Christ.) zu gedenken, (geb. 1810, Hannöv. Münden), der seit 1852 die Vierteljahrsschrift für pract. Pharmacie heraus giebt. Es reiht sich an: die Familie Pettenkofer. Franz Xaver Pettenkofer, (geb. 1783, Pobenhau- sen, gest. 1850 München), Dr. Phil. (1809), von 1811 — 1815 Feldapotheker bei d. bayerischen Truppen in Russland und Frankreich, seit 1822 Medicinalassessor und Kön. Leib- und Hofapotheker in München. Wir haben von ihm Arbeiten über Calomel, Mutterkorn, Morphin, Pikrotoxin , Strychnin etc. Sein Neffe Max Pettenkofer, (geb. 1818 in Lichtenheim) , Dr. Med., Prof. in d. med. Facult. d. Univ. München, seit 1850 auch Vorstand d. Königl. Leib- u. Hof- Apotheke daselbst. Seine Bemühungen um Verhütung der Cholera sind allbe- • kannt, sein berühmter Respiration«- und Per8pirationsap})arat, seine Gallenprobe, sein Leuchtgas aus Holz, seine Kohlen- säurebestimmung desgl. Da wir nun einmal in München sind, müssen wir uns, von den Familienbanden losreissend, zu einem einzigen 112 Haben sich d. Apotheker an d. Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. Manne wenden, dessen erste Schritte auf dem ehem. Gebiete ebenfalls in einer Apotheke gethan wurden, ich meine zu dem Freiherrn Justus von Liebig, (geb. den 13. Mai 1803, in Darmstadt). Seine Geschichte erzählt Her- mann Kopp und fügt den Bildern von Lavoisier, H. Davy und Berzelius, dasjenige Liebig's bei. Der Name Liebig ist innig verknüpft mit demjenigen Wöhler's, den die Fran- zosen „l'illustre successeur de Berzelius" nennen. Die Familie Martius hat uns Apotheker, Botaniker und Pharmacognosten ersten Banges geliefert; Ernst Wilhelm Martius, (geb. 1756, Weissenstadt am Fichtelgebirge, gest. 1849, Erlangen). Dr. Phil, und Med. von 1791 bis 1824 Hof- und Universitätsapotheker in Er- langen. Auch Doc. an der Universität daselbst. Schrieb Mineralog. Wanderungen durch einen Theil von Franken und Thüringen (1795). Erinnerungen aus meinem 90 jäh- rigen Leben (1847). Seine Söhne sind Karl Friedrich Philipp von Martius, (geb. 1794, Erlangen), Prof. der Botanik an d. Universität München und Director des bot. Gartens, ist der berühmte Pteisende in Bra- silien. (Schrieb mit Spix: Reise in Brasilien, auf Befehl S. Maj. d. Königs Max Joseph von Bayern gemacht in d. J. 1817 bis ;i820. 3 Bde. nebst Atlas, München 1824—31.) Theodor Wilhelm Christian Martius, (geb. 1796, Erlangen, gest. 1867), Apotheker in Erlangen, Prof. extr. d. Pharmacie u. Pharmacognosie an d. Universität das. Schrieb 1832 Grundriss d. Pharmacognosie d. Pflanzenreichs u. 1838 Lehrb. d. pharm. Zoologie.*) *) Ratz 6 bürg, Christian, (geb. 1758, gest. 1808 zu Berlin), Apotheker u. Lehrer an d. Thierarzneischule zu Berlin. Schrieb: Handb. d. Zoopharmakologie. 2 Bde. (1801—3); Neue Aufl. v. E. L. Schubart 1821. Ratzeburg, Jul. Theod. Christian, Sohn des Vorigen, (geb. 1801 Berlin), Dr. Med., Prof. d. Nat. - Gesch. an d. Forstacad. zu Neustadt - Eberswalde. Mineralogisches, Botan. und Zoologisches, Ilabeu sich d. Apotheker an d, Entwickl. d. Naturwissenschaften etc. 113 Wiirtemberg gab uns Schiller und die Familie der Gmeline. Wir gehen zurück bis auf Johann Georg Gmelin, (geb. 1674, gest. 1728 zu Tübingen), Apotheker daselbst und „ein in der Schule von ürban Hjärne in Stockholm gebildeter, f. seine Zeit ganz tüchtiger Chemiker." ^J. 'F. Gmelin's Geschichte d. Chemie II, 639.) Vater der 3 Folgenden: Joh. Conrad Gmelin, (geb. 1702 etwa, gest. 1759), Apotheker und practischer Arzt in Tübingen. Ebenfalls ein fleissiger Chemiker. Joh. Georg Gmelin, (geb. 1709, gest. 1755 zu Tü- bingen), Dr. med.; Reise durch Sibirien von 1733 — 1743 auf Kaiserl. Russ. Befehl; 1749 ord. Prof. d. Med. in Tübingen. Schrieb: De augmento ponderis, quod capiunt quaedam Cor- pora, dum igne calcinantur (1738). Philipp Friedrich Gmelin, (geb. 1721, gest. 1768, Tübingen) , Dr. med. , Prof. d. Medicin , dann d. Botanik und Chemie daselbst. Ein Sohn von Johann Conrad ist Samuel Gottlieb Gmelin, (geb. 1743, Tübingen, gest. 1774 zu Achmet kent, Krimm, bei einer seit 1767 aui Kaiserl. Kosten mit Pallas, Guldens tädt und Lepechin unternommenen Reise ins südl. Russland u. d. üferländer d. Kaspischen Meeres). Dr. med. u. Prof d. Nalurgesch. b. der Acad. d, Wiss. zu St. Petersburg. Ein Sohn von Philipp Friedrich ist Johann Friedrich Gmelin, (geb. 1748 zu Tübin- gen, gest. 1804 zu Göttingen). Dr. med. u. phil., zuletzt Prof, d. Med. u. Chemie an der Universität zu Göttingen, Schrieb neben vielem andern Chemischen eine Geschichte der Che- mie. (3. Bd. 1797—1799.) Ein Sohn desselben ist Leopold Gmelin, (geb. 1788, Göttingen, gest. 1853, Heidelberg), Prof. d, Medicin u. Chemie daselbst. Der be- rühmte Verfasser des Handbuchs der theoret. Chemie, einen Denkmals deutschen Flcisses u. deutscher Gründlichkeit. Arch. a. Pbanu, CXCVIII. H 146 lieber die vermeintliche Unfähigkeit des Kali zur ültraraarinbildung. Kalifritte dagegen färbte das Walser schnell gelb und ent- wickelte beim Erwärmen lebhaft Schwefelwasserstoff. Es war also Schwefelaluminium und zwar in solcher Menge gebildet worden, dass es die Masse schwarz färbte. Sie erweichte dabei schneller und vollständiger als die Natron- fritte und hinterliess endlich einen stellenweise farblosen, in der Hauptmasse aber schmutzig grünlichen Eückstand, wäh- rend die Natronfritte ihre ursprüngliche Farbe unverändert behielt. Dieser Versuch beweist nicht bloss, dass das Kali sich gegenüber der Thonerde dem Natron gleich verhält, er zeigt auch, was für den vorliegenden Eail noch viel wichtiger ist, dass das Kalithonerdesilikat vom Wasser stark angegriffen wird und darum nicht fähig ist, das von ihm eingeschlossene Schwefelaluminium vor der Zersetzung zu schützen. Da er indessen nicht unter den bei der ültramarinbereitung obwal- tenden Umständen angestellt war, so wurde auch noch 1 Th. Meissner Thon mit 2 Th. Schwefelkalium innig gemengt und, wie ein gewöhnlicher Ultramarinsatz erhitzt. Die an einzel- nen Stellen deutlich grün gefärbte Fritte wurde zur Hälfte mit Wasser, zur Hälfte mit Weingeist von 80 p.C. warm aus- gewaschen. Von ersterer verblieb ein schon im feuchten Zustande ungefärbter Rückstand; der von der zweiten Hälfte war feucht blaugrün, verlor jedoch seine Farbe beim Trock- nen in massiger Wärme. Der Weingeist war aus dem G-runde angewendet worden, weil er das Schwefelaluminium weniger rasch zersetzt und es auf diese Weise möglich wurde zu constatiren, ob Ultramarin sich überhaupt gebildet hatte. Das Verhalten des Kalithonerdesilikates im vorliegenden Falle stimmt mit den Erfahrungen überein, welche über die Hygroskopicität des Kaliwasserglases, sowie kalireicher Glä- ser überhaupt bekannt sind und es erklärt sich daraus das abweichende Verhalten des Kali bei der Ultramarinbereitung anf eine einfache Weise, Der Kobaltultramarin, ein weiterer Beitrag zur Eenntniss etc. 147 Der Kol>altiiltramariii , ein weiterer Beitrag zur Keiiiitniss von der Entstehung* der Körperfarbe. Von Demselben. (Separatabdruck aus dem Journal für practische Chemie. Band 3. S. 428. Jahrgang 1871.)*) Wie ich am Thonerde - Ultramarin nachgewiesen habe, kann eine blaue Körperfarbe entstehen durch das Zusammen- wirken innig gemischter schwarzer und weisser Moleküle, d. h. derselben optischen Elemente, welche, nur mechanisch gemengt, das Grau erzeugen. Nennt man letztere Mischung eine körperliche, so kann man erstere eine molekulare nennen und sich vorstellen, dass man im Grau, Schwarz neben Weiss, im Blau Schwarz durch Weiss hindurch sieht. Die atomistische Mischung, d. h. die chemische Verbindung in der strengsten Bedeutung des Wortes , wird in vielen Fällen die gleiche optische Wirkung wie die molekulare hervorbringen; es würde jedoch zur Zeit noch zu früh sein , allgemeine Schlüsse in dieser Richtung machen zu wollen, da manche Erscheinungen vorkommen, die sich auf so einfache Weise nicht erklären lassen. Ich habe desshalb als zweites Beispiel für meinen oben aufgestellten Satz den Kobaltultramarin gewählt, der, ähnlich wie Lösungen, Legirungen u. m. a. in die Kategorie derjenigen Vereinigungen gehört, welche auf der Grenze zwischen kör- perlicher und atomistischer Mischung stehen oder einen Mit- telzustand beider darstellen , und die ich als molekulare be- zeichnet habe. Das Kobaltoxydul (CoO) ist im reinen Zustande „oliven- grün," das Kobaltoxyd (Co^O^) schwarzgrau. Beim schwa- chen Glühen an der Luft gehen beide in schwarzes Einfach - Oxyduloxyd (CoO, Co^O^) und bei starkem Glühen in Vierfach -Oxyduloxyd (4 CoO, Co^O^), welches gleichfalls schwarz ist, oder nach Ramme Isberg in ein Gemisch von beiden über. Wenn demnach Kobaltoxydul als Aluminat in einem Ultramarin vorkäme, wie von Manchen angenommen wird, •) Vom Hm. Verfa«». erhalten, DroHden d. in, Heptbr. 1871. // lU* 148 Der Kobaltultramarin, ein weiterer Beitrag zur Kenntniss etc. SO müsste dieser sich durch eine blaugrüne oder grünblaue Farbe auszeichnen. Man braucht jedoch nur an das Verhal- ten des reinen und salpetersauren Oxyduls beim Glühen unter Luftzutritt und an die bekannte Löthr ohrprobe zu den- ken, um ein solches Vorkommen für sehr unwahrscheinlich zu halten. Durch die folgenden Versuche, welche theils mein As- sistent, Herr Dr. v. G ehren, theils der Stud. ehem. Herr Sim o n ausführte, beabsichtigte ich, positive Beweise für die Natur des im Kobaltultramarin enthaltenen Oxydes beizubringen. Es wurde dazu eine, schon seit länger als 20 Jahren in der Sammlung des Dresdner Polytechnikum befindliche Probe Ultramarin verwendet, welcher sich frei von Arsen erwies, aber ausser den Hauptbestandtheilen Kieselerde und merk- würdigerweise nur Spuren von Phosphorsäure enthielt.*) Zuerst wurde versucht, die Anwesenheit eines höheren Kobaltoxydes durch das Auftreten von Chlor bei Behandlung des Ultramarins mit Salzsäure nachzuweisen. Es zeigte sich jedoch, dass derselbe weder durch kochende Salzsäure noch durch Glühen in salzsaurem Gase verändert wurde. Nicht einmal concentrirte Schwefelsäure wirkte beim Kochen merk- lich darauf ein. Eine Eeduction durch "Wasserstoff zur Ermittelung der Sauerstoffmenge gelang erst bei der Hitze eines Mitscher- 1 ich 'sehen Kohlenröhrenofens. 0,891 zuvor ausgeglühter Ultramarin verloren dadurch schliesslich 0,060 = 6,78 p.C. Sauerstoff. Der Glührückstand hatte eine schwarze Farbe angenommen. Auf trocknem Wege lässt sich der Kobaltultramarin zwar durch Schmelzen mit kohlensaurem oder doppeltschwefelsau- ren Natron aufschliessen ; viel leichter jedoch und ohne dass Glühhitze nöthig wäre, erfolgt dies durch Kalihydrat, welches *) Da ich voraussetzen zu dürfen glaubte, dass entweder keine, oder mehr Phosphorsäure vorhanden sein müsse , so wurde der Versuch mehr- mals mit dem phosphorsäurefreien Molybdänreagenz, jedoch stets mit gleichem Resultate wiederholt. Der Kobaltultramarin , ein weiterer Beitrag zur Kenntniss etc. 119 man im Silbertiegel mit wenig Wasser und dem Ultramarin schmilzt und im Flusse erhält, bis die blaue Farbe des letz- teren in eine schwarze oder braunschwarze übergegangen ist. Bei stärkerem und längerem Erhitzen bildet sich eine kry- stallinische Kaliverbindung, indem wahrscheinlich die soge- nannte Kobaltsäure (Co^O^) entsteht. Durch Behandlung der Schmelze mit Wasser geht alle Thonerde in Lösung, die man auf diese Weise zugleich am leichtesten und vollständigsten vom Kobalt trennen kann. Das auf dem Filter gesammelte Kobaltoxyd wird auf bekannte Weise als Kobaltmetall vom Kali befreit und nach nochmaliger Beduction als Metall ge- wogen. Auf diese Art wurde, unter Anwendung eines durch Alkohol gereinigten, von Kieselerde und Thonerde freien Kahs, aus 0,976 Grm. frisch geglühten ültramarins erhalten: I. Kieselerde 0,039 Grm. = 4,00 p.C. Thonerde 0,668 „ = 68,45 „ Kobaltmetall 0,203 „ = 20,80 „ Sauerstoff 0,066 „ = 6,75 „ Die in diesem Versuche und durch Glühen in Wasser- stoff ermittelten Sauerstoffmengen stimmen sehr gut überein. Für Thonerde und Kobalt wurden in einem anderen Ver- suche durch Aufschliessen mit kohlensaurem Natronkali und Trennung der Thonerde vom Kobaltoxydul mittelst essigsau- ren Xatrons ebenfalls wohl übereinstimmende Zahlen erhalten, nemlich II. Thonerde 68,52 p.C. Kobalt 20,66 „ deren Abweichung von den ersteren sich dadurch erklärt, dass die Thonerde etwas kobalthaltig geblieben war. 20,8 Kobalt verlangen nun 1) um überzugehen in CoO 5,64 Sauerstoff 2) „ „ „ Co^O« 8,46 3) „ „ „ CoO,Co203. 7,52 4) „ „ „ 4 CoO, Co 20 -l 6,58 Hieraus ist ersichtlich , das* in dem untersuchten Ultra- marin ein Gemenge der Oxyde 3 und 4 (ziemlich genau vier 150 Ueb. eine neue Prüfungsmethode d. Opium auf sein. Morphiumgehalt. Theile des letzteren auf einen Theil des erstem) enthalten ist, wie es durch Glühen des Kobaltoxyduls an der Luft ebenfalls erhalten wird. Es findet die erwähnte chemische Widerstandsfähigkeit des Ultramarins ihre Erklärung in den bekannten Eigenschaften dieses Oxyds, ohne dass es nöthig wäre, die Annahme einer chemischen Verbindung zu machen, die keinenfalls wahrscheinlich ist. Die Annahme einer nur molekularen Mischung wird übrigens durch einen synthetischen Versuch unterstützt, der sehr leicht gelingt. Herr Simon erhielt nemlich durch Glühen eines Gemenges von schwarzem käuflichen Kobalt- oxyd und reiner Thonerde blauen Ultramarin. Zu beachten ist bei Ausführung des Versuchs nur, dass die Thonerde ganz locker, die Mischung sehr innig ist und die Erhitzung lange genug und bei lebhafter ßothglühhitze stattfindet. Ueber eine neue Prüfnngsmethode des Opium auf seinen Morpliiumgehalt, Von Demselben.*) Das Opium ist ein so bedeutender Gegenstand des Han- dels und der chemischen Industrie, sein Preis ist so hoch und seine Wirkung als Heilmittel so unentbehrlich und wich- tig, dass geradezu alle Stände der menschlichen Gesellschaft ein Interesse an der Beschaffenheit desselben haben. In frühe- rer Zeit dienten ausschliesslich pharmakognostische Merkmale zur Beurtheilung derselben, und sie genügten, so lange diese nur nach den klimatischen und Bodenverhältnissen, sowie allenfalls nach localen Gewohnheiten der verschiedenen Ur- sprungsgegenden verschieden waren. Heutzutage verändern ganz andere Factoren die Beschafienheit des Opium jedweder *) Als Separatabdruck vom »Hrn. Verfasser erhalten, Dresden den 15. Sept. 1871, H. L. Ueb. eine neue Prüfungsmethode d. Opium auf sein. Morphiumgehalt. 151 Abstammung so häufig, dass nur noch die chemische Unter- suchung sichern Aufschluss darüber geben kann. Unter den zahlreichen eigenartigen Bestandtheilen des Opium nimmt das Morphium die erste Stelle ein; der Gehalt an diesem ist daher der Werthmesser für jenes. Zur Ermit- telung dieses Gehaltes besitzen wir nun zwar Methoden in reicher Auswahl, und darunter solche, welche in einzelnen Fällen wenig zu wünschen übrig lassen; in anderen Pällen dagegen liefern sie weniger befriedigende Resultate. Dies rührt, so weit meine Erfahrung reicht, von der verschiedenen Beschaffenheit der extractiven Bestandtheile verschiedener Opiumsorten her und erklärt, wesshalb da und dort das Be- dürfniss nach einer neuen Methode entstand und noch immer sich fühlbar macht. Auch die Methode, welche ich im Fol- genden mittheile, verdankt ihre Entstehung einem besonderen Bedürfnisse, dem Bedürfnisse nemlich, eine Morphiumbestim- mung in möglichst kurzer Zeit auszuführen, und es ist meiner- seits damit zunächst nur auf eine annähernde Werthermittelung abgesehen. Man kann sie eine colorimetrische nennen, und sie wird nur desshalb zur genauen Ermittelung der Mor- phiummenge vielleicht nicht Jedem gleichmässig dienen kön- nen, weil nicht eines Jeden Auge gleich scharf Farbenunter- schiede zu fixiren im Stande ist. Als Grundlage für diese Methode dient mir die bekannte Eigenschaft des Morphium, aus der Jodsäure das Jod abzuscheiden, in Verbindung mit der Färbung , welche letzteres dem Chloroform ertheilt. *) Macht man eine reine Morphiumlösung von bestimmtem Ge- halte und verdünnt diese nach und nach mit bestimmten Wasserraengen immer mehr, so gelangt man endlich zu einem Verdünnungsgrade, bei welchem das aus der Jodsäure frei gemachte Jod das mit der Lösung geschüttelte Chloroform *) Die Färbung, welche das frei gewordene Jod für sich allein schon der Flüssigkeit mittheilt, ist zwar von Andern schon als sehr empfindlich l>ezeichn»!t worden, und auch ich habe mich davon überzeugt; sie setzt aber eine ungefärbte Lösung voraus und konnte desshalb von mir nicht benutzt werden. 152 Ueb. eine neue Priifuugsmothode d. Opium auf sein, Morphiumgehalt. SO wenig- färbt, daas man die Färbung" nur mit Mühe noch erkennen kann; das ist die Empfindlichkeitsgrenze der ßeaction. Piir mein Auge fand ich dieselbe bei 1 Morphium in 20000 Wasser.*) Bei Ausmittelung dieser Grenze, die Jeder, welcher sich der Methode bedienen will, vorzunehmen haben wird, kommt in Betracht, dass Alkohol, Essigsäure, Salzsäure, Ammoniak und fixe Alkalien, sowie Erwärmung das Erscheinen der Earbe verhindern, oder abschwächen. Erwärmung vor dem Zusatz des Chloro- forms beschleunigt dagegen die Beaction. Vor dem Zusätze des Chloroforms lässt man dann die Elüssigkeit wieder abküh- len. Will man nicht erwärmen, so muss man wenigstens eine halbe Stunde stehen lassen, ehe man Chloroform zusetzt oder doch urtheilt. Denn, wenn auch die Wirkung der Jod- säure bei starker Verdünnung schon nach einigen Minuten beginnt, so ist sie doch zuletzt sehr langsam. Das Schütteln mit Chloroform muss öfter in Zwischenräumen von ca. 5 Mi- nuten wiederholt werden. Die ursprüngliche Earbe der Mor- phiumlösung ist, sofern sie nur nicht an das Chloroform übergeht, nicht von störendem Einflüsse; auch eine verdünnte Schwefelsäure von 1 : 4 äusserte keine nachtheilige Wirkung; freie Schwefelsäure ist sogar zur Beschleunigung der Jod- säurewirkung anzuwenden. Ich wende stets einige Tropfen davon an, nachdem ich mich überzeugt habe, dass in einer solchen Mischung ohne die Gegenwart von Morphium kein Jod frei wird. Dupre hat gefunden, dass ein Zusatz von Ammoniak die Jodfärbung an und für sich sowohl, als mit Stärke, erhöht, und dies fand ich auch mit Kücksicht auf Chloroform bestätigt, jedoch nur bei einem sehr geringen Ammoniakzusatze. Ein grösserer Zusatz zerstörte sie, indem das Jod in Jodammonium überging. Ich fand ferner, dass selbst bei Anwendung gleicher Baumtheile Probeflüssigkeit und Chloroform nach dem gehörigen Zusammenschütteln von *) Die Empfindlichkeit der Stärkereaction fand ich weit geringer, wie auch die Versuche von A. Dupre schon dargethan haben (Will 's Jahresbericht, 1863, S, 704). Leb. i'iue neue Prüfungsmcthodb d. Opium auf sein. Morphiumgehalt. 153 ersterer immer noch etwas Jod zurückgehalten wird. Da jedoch vorausgesetzt werden darf, dass die Menge desselben im Verhältniss zur Menge des vorhandenen Wassers stehen werde, so schadet dies der Genauigkeit der Methode nicht, vorausgesetzt, dass man in allen Fällen gleich grosse Volu- mina der Probeflüssigkeit anwendet. Es ist dies ohnehin schon aus dem Grunde nothwendig, weil ja, bei gleicher Con- centration der Morphiumlösung und genügendem Zusätze von Jodsäure, die ausgeschiedene und an das Chloroform über- tragene Jodmenge proportional dem angewendeten Volumen der Lösung ist. Die Intensität der Färbung aber ändert sich selbstverständlich mit der Menge des in das Chloroform über- gegangenen Jods. Ebenso ändert sie sich umgekehrt bei gleich bleibender Jodmenge, wenn verschiedene Mengen von Chloroform angewendet werden. Desshalb ist es unerlässlich, das.s man stets nicht bloss gleich grosse Volumina Morphium- lösung, sondern auch gleich grosse Volumina Chloroform bei der Ausführung der Methode anwendet. Ich nehme auf je zwei Volumina der ersteren ein Volumen des letzteren. Auch die Dicke der Chloroformschicht muss berücksichtigt werden und muss in allen Versuchen gleich sein. Nach dem Angeführten ist klar, dass man den Mor- phiumgehalt einer gegebenen Lösung, wenn deren Gewicht bekannt ist, finden kann, wenn man dieselbe mit bekannten Wassermengen so lange verdünnt, bis die Grenze der obigen Reaction erreicht ist. Man könnte aber auch eine Farbenscala mit Hülfe von reinem Morphium auf die oben angegebene Weise in Form von in Glasröhren eingeschlossener Jodchlo- roformflüssigkeit herstellen, wovon jeder Ton einem bestimm- ten Morphiumgehalt entspräche, und damit die mit einer gegebenen Lösung erhaltene Farbe vergleichen. Ich habe diesen Weg bis jetzt nicht eingeschlagen, weil ich es für sicherer halte, das Verschwinden einer Farbe, als die Gleich- heit zweier Farben zu beurtheilen. Will man nach dieser Methode (Jpium auf seinen Mor- phiumgehalt i)rüfen, ohne das Morphium rein abzuscheiden, wie ich mir vorgesetzt hatte, so ist zu bedenken, dass ein 154 üeb. eine neue Prüfungsmethode d. Opium auf sein. Morpliiumgehalt. Opiumauszug nicht eine reine Morphiumlösung ist, und es sind wenigstens diejenigen Bestandtheile zu entfernen, welche auf die Jodsäure ähnlich wirken, wie das Morphium. Die genauer bekannten unter diesen (Mekonin und Mekonsäure eingeschlossen), und insbesondere Narkotin, sind nicht störend. Dass aber solche vorhanden sind, welche sich dem Morphium ähnlich verhalten , erkennt man leicht , wenn man Opiumpul- ver mit Wasser, welchem etwas kohlensaures Natron zuge- setzt ist, kalt auszieht. Diese Flüssigkeit, mit verdünnter Schwefelsäure sauer gemacht, mit Jodsäure erwärmt und nach dem Erkalten mit Chloroform geschüttelt, giebt Jod an letz- teres ab. Ein Mittel, diese Stoffe zu beseitigen, habe ich in den Kupferoxydsalzen gefunden, auf deren Anwendung ich zuerst durch die von de Vry angegebene Methode der Tren- nung des Narkotins und Morphins geführt worden bin. Ich mischte Opiumpulver mit dem gleichen Gewichte schwefel- sauren Kupferoxyds und extrahirte dann mit Wasser und einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure kochend, filtrirte und prüfte einen Theil des Filtrats mit Jodsäure, wie ange- geben, um sicher zu sein, dass sich das Morphium in der Lösung befand. Sodann fällte ich aus einem anderen Theile des Filtrates das Morphium durch Ammoniak aus, filtrirte nach 12 stündigem Stehen, säuerte mit verdünnter Schwe- felsäure an und prüfte wieder. Die Jodreaction trat nun nicht ein. Die im Vorstehenden begründete Methode wende ich in folgender Weise an: 0,1 Grm. Opiumpulver und ebenso viel oder das doppelte Gewicht schwefelsaures oder essigsaures Kupfer- oxyd*) werden in einem Kochkölbchen mit einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure eben durchfeuchtet, dann mit 100 Grm. destillirten Wassers bis zum Kochen erhitzt, und ^4 bis ^4 Stunde stehen gelassen. Nach dieser Zeit wird filtrirt, *) Die Menge des Kupfersalzes ist dann genügend, wenn in dem Filtrate noch deutlich die Gegenwart desselben erkannt werden kann; doch ist ein grosser üeberschuss aus dem in der zweiten Anmerkung angeführten Grunde zu vermeiden. üeb. eine neue Prüfiingsmethode d. Opium auf sein. Morphiumgehalt. 155 es werden 6 Cubikcentim. des Filtrates mit ca. 6 Centigrm. Jodsäure*) und 2 bis 3 Tropfen rectificirter Schwefelsäure zusammen gebracht, und wenn die Jodsäure gelöst ist, 3 Cu- bikeentimeter alkoholfreies Chloroform zugegeben. Nach während einer Viertelstunde mehrmals wiederholtem Schüt- teln wird endlich stehen gelassen, um nach erfolgter Schei- dung der Flüssigkeitsschichten die Färbung des Chloroforms zu beurtheilen. Wenn das geprüfte Opium 10 Proc. Morphium enthalten hätte, so würde in der angewendeten Menge 1 Centigrm. davon vorhanden gewesen sein, und dieses wäre bei Anwen- dung von 100 Grm. Wasser in 10000 Theilen des letzteren gelöst. Da dies die halbe von mir noch erkennbare Ver- dünnung ist, so entspräche eine kaum bemerkbare Färbung des Chloroforms einem Gehalte von 5 Proc. Morphium. Ist die Färbung dagegen sehr deutlich, so werden 3 Cubikcentim. des genannten Filtrates mit 3 Cubikcentim. destillirten Was- sers gemischt und ebenso behandelt, wie vorher. Zeigt sich nun die Grenzfärbung, so enthält das Opium 10 Proc. Mor- phium; bleibt das Chloroform farblos, so liegt der Gehalt zwischen 5 und 10 Proc. und kann durch entsprechende Mi- schung des Filtrates mit Wasser noch näher ermittelt wer- den, wenn man sich nicht, wie es in den meisten Fällen beim Einkauf von Opium ausreichen wird, begnügt, zu wissen, dass 10 Proc. Morphium eben nicht vorhanden sind. *) Wie gross die Menge von Jodsäure gegenüber der von reinem Morphium sein müsse , habe ich dadurch zu ermittehi gesucht , dass ich gleiche Mengen von Morphium und Jodsäure, in dem 100 fachen Gewichte Wasser gelöst, unter Zusatz von einigen Tropfen Schwefelsäure schüttelte und durch wiederholtes Schütteln mit Chloroform das frei gewordene Jod entfernte. Die abgehobene wässerige Flüssigkeit theilte ich dann in zwei Theile und setzte dem einen Jodsäure und dem andern Morphium zu. Beim Schütteln mit Chloroform färbte sich letzteres nur mit der Mor- phium enthaltenden Portion. Eine der Morphiummenge gleiche Monge Jodsäure ist daher vollkommen genügend. Ein Ucberschuss schadet zwar in der Begcl nicht; doch kann sich bei gleichzeitig vorhandenem Ueber- schuase an Kupfersalz jodsaures Eupferoxyd abscheiden. 156 Schwefelcyanallyl, ein Bestaudth. d. Wurzel v. Keseda odorata. Alle Operationen lassen sich bei Ausführung dieser Me- thode im Verlaufe von einer Stunde beendigen, der Gehalt des Opium an Narkotin und anderen Basen macht das Re- sultat nicht unrichtig, und darin liegt, wie ich glaube, der Vorzug dieser Methode, besonders für alle Diejenigen, welche bei der Prüfung hauptsächlich den Zweck im Auge haben, schnell zu erfahren, ob ein Opium einen gewissen bestimmten Gehalt an Morphium habe oder nicht. Schwefelcyaiiallyl, ein Bestandtlieil der Wurzel von Reseda odorata. Von Dr. A. Vollrath, Assistenten an der agricultur - chemisclien Ver- suchsstation zu Augsburg.*) 36 Grm. Reseda wurzel wurden zerschnitten, mit 100 C. C. "Wasser einige Stunden macerirt und von dem der Destillation unterworfenen Gemisch etwa 75 CG. abdestillirt ; das erhal- tene milchige Destillat besass einen starken an Merrettig erinnernden Geruch. Der Retortenrückstand , mit frischem Wasser übergössen und nochmals destillirt, lieferte ein klares, aber immerhin noch stark riechendes Destillat. Beide Destillate bräunten sich mit einer Lösung von sal- petersaurem Silberoxyd und Hessen nach einiger Zeit Schwe- felsilber fallen. Zur Entscheidung der Erage, ob das Oel der Reseda eine dem Senföl, oder dem Knoblauchöl entsprechende Zusammensetzung habe, wurden folgende Versuche angestellt : *) Die vorstehende Untersuchung, für welche dem Herrn Dr. Voll- rath ich hiedurch meinen Dank abstatte, wurde durch die von dem Un- terzeichneten gemachte "Wahrnehmung, dass die frischen "Wurzeln von Eeseda odorata und R. luteola'beim Zerschneiden einen deutlichen Merrettig - Geruch zeigen, veranlasst. Endlicher (Enchirid. bot.) sagt, dass die "Wurzel der ß. odorata einen scharfen Geschmack habe und dass die Eesedinae den Cruciferis und Capparideis zvreifellos nahe stehen. Kirschberg. Schwefelcyanallyl, ein Bestandth. d. Wurzel v. Reseda odorata. 157 1) Einige C. C. des Destillats aus der Resedawurzel wurden a) mit Kalilauge gekocht ; die Abkochung . bräunte eine Lö- sung von Bleioxydhydrat in Natronlauge; b) mit Barytwasser gekocht; es fiel kohlensaurer Baryt nieder und das Filtrat bräunte sich mit der eben genannten Bleiox)"dlösung. Es war also in beiden Fällen in der Flüs- sigkeit ein Schwefelmetall entstanden und demnach wohl eine Zersetzung des Oeles mit den betreffenden Basen in Schwe- felmetall, kohlensaures Salz und Sinapolin eingetreten. Um jedoch aus beiden Abkochungen Sinapolin dar- stellen zu können, waren die angewandten Mengen des Destillats zu gering. Beactionen auf Sinapolin wurden erhalten, indem etwas von dem Destillat mit Bleioxyd dige- rirt, die Masse eingedampft, mit Wasser ausgekocht und das Filtrat eingedampft wurde. Die geringe Menge des geruch- losen, festen Rückstandes war in "Weingeist und Wasser lös- lich und wurde durch die wässrige Lösung von Aetzsublimat weiss gefällt; auch durch Platinchlorid wurde ein Nieder- schlag erhalten, beides Reactionen, welche dem Sinapolin zu- kommen. 2) Das von 1 übriggebliebene Destillat wurde mit über- schüssigem, wässrigen Ammoniak einige Tage hingestellt und dann zur Trockne verdampft. Es resultirte eine gelbe Kry- stallmasse, welche durch Kochen mit Thierkohle und Wasser entfärbt wurde. Das Filtrat von der Thierkohle lieferte dann nach dem Eindampfen eine geringe, weisse, glänzende Krystall- masse, welche durch folgende Reactionen sich als Thiosin- a m m i n characterisirte. a) Dieselbe schmolz bei niedriger Temperatur und erstarrte beim Erkalten zu einer weissen, schmelzartigen Masse. b) Mit Kalilauge gekocht, entwickelte sie nur langsam Ammoniakgas. c) Die in Salzsäure gelösten Krystalle gaben mit Aetz- Bublimat einen weissen, käsigen, in Essigsäure löslichen Nie- derschlag. 158 Vorschrift zu einer haltbaren Tinct. Ehei aquosa. d) Die concentrirte , wässrig'e Lösung derselben gab mit salpetersaurem Silberoxyd ein weisses Grerinnsel, welches sich beim Kochen in Schwefelsilber umsetzt. e) Unter dem Mikroskop waren die rhombischen Prismen des Thiosinammins deutlich zu erkennen. Zu einer quantitativen Elementar -Analyse war der Vor- rath zu gering. Dieselbe soll jedoch später noch mit neuem, aus dem Oele der Resedawurzel dargestellten Thiosinammin ausgeführt werden. Nach den vorstehenden Versuchen dürfte als feststehend anzunehmen sein, dass das Oei der Wurzel der Reseda odorata, gleich dem Senföl, Seh wefelcyanallyl als wesentlichen Bestandtheil enthält. Vorschrift zu einer haltbaren Tinct. Rhei aquosa. Von Eduard Fischer, Hofapotheker in Dresden. E,. Eadic. Rhei concis. 100 Grm., Borac. piilver., Kali carbonic. an. 10 Grm. ; superinf. Aq. fervid. 900 Grm., post horae quadrant. partem adde Spir. Vini rectificatissim. 100 Grm. Post horam unam cola, exprime et admisce Aq. Cinnamomi simpl. 150 Grm. Filtratum sit ponder. 1000 Grm. Das Wasser zum Infundiren muss kochend sein, das In- fusum darf nicht in den Dampfapparat eingesetzt werden, das Auspressen geschieht mit der Hand und alsbald nach der angegebenen Zeit.*) Dresden, den 20. Septbr, 1871. *) Von der ausgezeichneten Beschaffenheit der auf diese Weise be- reiteten Tinctur habe ich mich bei meiner jüngsten Anwesenheit in Dres- den zur Apothekeryersammlung, wo ich mit Dr. Mirus aus Jena, und Dr. Hofmann aus Potsdam die Hofapotheke besuchte, vollkommen überzeugen können. H. L. 159 B. Monatsbericht. I. Clieiiiie und Mineralogie. Südafrikaiiisclie Diamanten. lieber deren Auffindung berichten Prof. Tennant und Andere,*) dass der erste Finder ein holländischer Bauer Schalk vanNiekerk gewesen sei, welcher im März 1867 von einer Nachbarin, der er einen von den glänzenden Steinen, mit wel- chen ihre Kinder spielten, abkaufen wollte, derselben zum Geschenk erhielt und dafür später 500 Pfund Sterling löste. Während andere Diamantfelder in einem Jahre kaum mehr als einen Diamant von ca. 40 Karat lieferten, ergaben die südafrikanischen in derselben Zeit deren fünf und darunter einen von 56 Karat, so wie einen anderen von besonderer Schönheit von 8.3 Karat. Der diamantführende Distrikt Südafrikas ist, soweit bis jetzt bekannt, auf das Vaalthal nebst einigen Verz-weigungen beschränkt. In den brasilianischen Diamantminen ist der mittlere Ertrag einer zwölfmonatlichen Arbeit von 500 Wä- schern nicht mehr, als auf der Fläche einer Mannshand Platz findet; unter etwa 10000 ist nur ein Diamant von 18 Karat und mehr. Dagegen soll ein einziger Mann in der Capcolonie ein Trinkglas voll Diamanten besitzen; eine einzige Firma führte innerhalb 14 Tagen Diamanten im Werth von 23000 Pfd. St. nach England und der folgende Postdampfer brachte deren im Werthe von 18000 Pfd. St. Ein Grobschmied, welcher seine Werkstatt verlassen hatte und nach den Diaraantfeldern ging, fand sehr bald einen Stein von 54 Karat, der demsel- ben für 8000 Pfd. St. nicht feil war. Der „Stern von Süd- afrika" von 83 Karat ist in der letzten Zeit von einem Dia- manten von 87 Karat überflügelt worden. *) Jouni. H(,<:. ArtH. Vol. XIX, p. 15. j^gQ Ein neues Chinaalkaloid. Australien liefert neuerlich auch Diamanten und wurden 1869 von Victoria 984 und von Sidney 2000 derselben exportirt. Die grössten wogen aber nur 6, bezüglich 2^/2 Karat. In Brasilien werden Diamanten von allen Farben gefunden, doch ist diese Farbe meist nur oberflächlich; grün herrscht vor, aber jede Gegend hat ihre characteristische Farbe, Qualität und Krystallisation. Die häufigere Auffindung von Diamanten gewinnt aber, auch abgesehen von seiner Verwendung als Schmuckstein, für die Industrie eine immer grössere Bedeutung. Schon jetzt ist seine Verwendung zu schneidenden "Werkzeugen anstatt Stahl nicht unbeträchtlich. Besonders wird der Diamant zum Bohren von Stahl und Steinen, zum Schärfen von Mühlstei- nen etc. gebraucht. In einem Schieferbruche von Wales wer- den z. B. mit Hülfe hohler und am Band mit Diamanten besetzter Bohrer Löcher gebohrt, die in 36 Stunden 84 Fuss tief getrieben werden und werden hiezu die rohen Diamanten verwendet. {Nach der „Gaea" VI. 10. 8.541.). Bhg. Ein neues Chinaalkaloid Ton D. Howard. Beim Umkrystallisiren unreiner Chininsalze, die aus der Mutterlauge von der Fabrikation des schwefelsauren Chinin's erhalten waren, fand ein aufiall ender Verlust statt, der sich nicht aus der geringen Menge anhängender Mutterlauge erklä- ren liess. Es fand sich, dass dies durch ein Alkalo'id ver- anlasst wurde, welches sich durch ausserordentliche Löslichkeit seiner Salze auszeichnet und eben desshalb schwer rein darzustellen ist. Am besten gelingt es, indem man die Mutterlauge solcher unreinen Producte mit Aether behandelt, den beim Verdunsten des Aethers bleibenden Rück- stand in der möglichst geringen Menge Oxalsäure löst und darauf krystallisiren lässt. Durch Umkrystalhsiren aus Was- ser unter Zusatz von Thierkohle kann man das Salz reinigen, ohne es jedoch ganz weiss zu erhalten. Mit Platinchlorid giebt die Lösung desselben einen kry- stallinischen Niederschlag, der mit dem Chininplatinchlorid isomer, aber wasserfrei ist und nicht, wie dieses, ein Atom Krystallwasser enthält. Von allen Salzen des neuen Alkaloids krystallisirt das Oxalsäure am leichtesten. Es ist übrigens sehr leicht löslich Ein neues Chinaalkaloid. 161 in Wasser von 100° und in Alkohol , schwerer in kaltem Wasser und Amylalkohol, unlöslich in Aether, und schiesst aus den heiss gesättigten Lösungen beim Erkalten leicht wie- der an. Die wässrige .Solution, im Wasserbade concentrirt, färbt sich, auch wenn sie vorher vollkommen farblos war, nach und nach braun und scheidet auf Zusatz von Wasser eine braune, harzartige Substanz ab. Es enthält 9 At. Kry- stallwasser, während das entsprechende Chininsalz nur 6 At. enthält. Im Vacuum geht das Krystallwasser fort. Die Verbindungen des Alkaloids mit Schwefelsäure, Phos- phorsäure, Weinsäure, Citronensäure, Essigsäm-e und Chlorwas- serstoffsäure sind alle ausnehmend löslich in Wasser und bilden beim Abdampfen im Vacuum halbkrystallinische Massen. Das Hydrobrom- und Hydroferrocyansalz , durch Doppelzersetzung dargestellt, bilden eine ölige Schicht am Boden des Gefässes; das Hydriodat gleichfalls, doch wird dieses allmählig halbfest. Das schwefelcj^anwasserstoffsaure Salz bildet in concentrirten Flüssigkeiten auch eine ölige Schicht, aus verdünnten schei- det es sich in langen, seidenartigen, fast weissen Nadeln ab. Das jodschwefelsaure Salz darzustellen, gelang nicht. Das Alkaloid , aus einem seiner Salze mit kohlensaurem Kali oder Natron abgeschieden (Ammoniak fallt es nur theil- weise), bildet ein gelbliches Oel. Es ist schwer rein zu ge- winnen, da es sich durch Wärme leicht zersetzt und, um im Vacuum concentrirt zu werden, das Wasser zu fest hält. In Alkohol und Aether ist es leicht löslich. Aus der ätherischen Lösung scheidet es sich beim Verdunsten als ein Oel ab. Es schmeckt bitter, aber viel schwächer, als die übrigen China- alkaloide. Chlorwasser und Ammoniak geben mit den Salzen des Alkaloids dieselbe Reaction, wie Chinin und Chinidin. Mit starken Säuren, selbst im verdünnten Zustande, besonders mit Salpetersäure färben sie sich schon bei gewöhnlicher Tem- peratur, schneller beim Erhitzen. Salpetersäure giebt eine gelbgrüne Färbung, die sich lange hält. Darin findet Aehn- lichkeit mit dem Aricin statt. Ob das Alkaloid sich in allen Chinarinden findet, ist noch nicht ausgemacht. In der Rinde von Cinchona sncci- rubra wurde es von J. E. Howard gefunden. {The Pharm. Juurn. and Transact. Third. Ser. Part. X. Nr. XL bis XLIV. April 1871. R 845.). Wp. Arc\>. <\. I'barni. (JXOVIII. IM-«. 2. Hft. 1 \ 162 Cotfein. — Methylammin aus geröstetem Kaffee. Coffein. ein sehr werthvolles , nur zu theures Arzneimittel, kann man nach Thompson leicht in Menge beim Rösten des Kaffees erhalten, wenn man anstatt einer festen Achse im Brenner an dem einen Ende desselben eine etwa 3 Fuss lange ßöhre anbringt, in welcher sich die Coffeindämpfe condensiren. Ein Pfund Kaffee giebt durchschnittlich 75 Grran Coffein, das giebt bei einem Verbrauche von 13000 Tonnen Kaffee in England etwa 140 Tonnen Coffein. Das Coffein ist in einer concentrirten Lösung von koh- lensaurem Kali völlig unlöslich; man kann es dadurch aus einer Flüssigkeit, die noch andre Körper (Zucker, Gummi oder Extractivstoff) enthält, vollständig ausfällen. Wenn man aus einem Infusum durch Bleiessig das Tannin , die Aepfel- säure etc. entfernt und es dann concentrirt hat, so bekommt man durch kohlensaures Kali das Coffein als Niederschlag, welchen man durch Auflösen in Weingeist und Verdunsten oder Abdestilliren in reinen Krystallen erhält. Wenn man das sich aus chlorsaurem Kali und Chlor- wasserstoffsäure entwickelnde Gas in eine wässrige Lösung von Coffein leitet und diese dann im Wasserbade eintrocknet, so bekommt man einen blutrothen Bückstand, Es lässt sich so noch Vi 000 Grran Coffein nachweisen, {The Pharmac. Journ. and Tränsact. Third. Ser. Part. IX. Nr. XXXVI — XXXIX. March 1^11. P. 704.). Wp. Methylammin aus geröstetem Kaffee. Durch Destillation eines kalt bereiteten Extracts von geröstetem Kaffee erhält man ein alkalisches Product, das, mit Salzsäure neutralisirt und mit Alkohol behandelt, reines Me- thylammoniumchlorid liefert. (The Pharmac. Journ. and Tränsact Nr. XIV—XVUL Third. Ser. Part. IV. Octhr. 1870. I. 307. Aus New- York Pruggists Gircular). Wirk. V. Kaffee a. Jod. — Päcinin. — Ueb. d. krystallis. Färbst, d. Curcuraa. 163 Wirkung von Kaffee auf Jod. Nach Hütet verliert 1 Gran Jod, zu einem Theelöffel voll starken Kaffees g'esetzt, nicht nur Geruch und Geschmack, sondern auch die Reaction auf Stärke. [The Fharmac. Jourti. and Transact. Nr. XXIII— XXVII. Third. Ser. Part. VI Beehr. 1870. P. 529. Aus The Lancet). Wp. R i c i n i n. T u s n hat die Wirkung dos Ricinusöls einem Alka- loide zugeschrieben, welches aus dem Presskuchen der Sa- men mit in das Oel übergehe. Er giebt jetzt die Eigen- schaften seines aus Presskuchen dargestellten Ricinins an, wie folgt: 1) es schmilzt beim vorsichtigen Erhitzen auf Glas zu einer farblosen Flüssigkeit, die beim Erkalten zu farblosen Krystallnadeln erstarrt; 2) zwischen Uhrgläsern erhitzt, sublimirt es ohne Zer- setzung ; ;3) auf Platinblech stärker erhitzt, schmilzt es und ver- brennt ohne allen Rückstand; 4) mit Kalihydrat erhitzt, entwickelt es Ammoniak, ent- hält also Stickstoff, zu 20,39 — 20,79 Procent; 5) eine Lösung in Salzsäure giebt mit Platinchlorid einen orangegelben , aus octaedrischen Krystallen bestehenden Nie- derschlag; 6) desgleichen bilden sich aus einer gesättigten wässri- gen Lösung mit Salzsäure Büschel von nadeiförmigen Kry- stallen. (Americ. Journ. of Pharm. Vol. XLIII. Nr. II. Fourth Ser. Febr. 1871. Vol. I Nr. U. P. 72.). Wp. Ueber den krystallisirten Farbstoff der Curcuma. Schon bei ihren früheren Untersuchungen über die Cur- cumawurzel waren die Herren Dr. F. W. Daube und Suida zu dem Pv-esultate gelangt, dass der von Vogel jun. als reinuf, (' uro umage 1 b oder Cu reu min beschriebene 164 Heber den krystallisirten Farbstoff der Curcuma. Körper jedenfalls nicht als der isolirte Farbstoff der Curcumawurzel betrachtet werden darf. Daube ist es gelungen, bei wieder aufgenommenen Untersuchungen der Curcumawurzel ausser der Entdeckung eines eigenen, in der Curcuma enthaltenen Oeles, des Cur- cumols, das Curcumin nicht nur zu isoliren, sondern auch im krystallisirten Zustande darzustellen. Vom Curcumol wurden bei der Verarbeitung von 40 Pfd. Bengal - Curcuma 400 Grrm., also etwa 2 p.O. durch Destillation mit Wasserdämpfen erhalten. Als einziges brauchbares Isolirungsmittel für den Farb- stoff wurde das Benzol erkannt und zwar der zwischen 80 und 90*^ destillirende Theil eines käuflichen Steinkohlenben- zins, während die unter dem Namen von Petroleumbenzin im Handel vorkommenden, flüchtigen Kohlenwasserstoffe nicht verwendbar sind. Vom Benzol wird wesentlich nur der Farbstoff, und gar kein Harz gelöst. Zur Darstellung des Curcumins wurden etwa 20 Pfd. entölter Wurzel in einem Mohr'schen Extrac- tionsapparate mit Benzol ausgezogen. Da 1 Theil Curcumin sich erst in 2000 Theilen Benzol löst, so wurde der Appa- rat im Wasserbad wochenlang auf einer Temperatur von 70 — 80*^ ununterbrochen erhalten, während man das ver- dampfende Benzol auf geeignete Weise wieder condensirte. Die ersten Auszüge wurden entfernt. Aus den später erhaltenen Benzollösungen fielen beim Erkalten orangerothe Krusten von Bohcurcumin . heraus. Diese Krusten werden auf Fliesspapier abgepresst, in kaltem Weingeist aufgenommen und die filtrirte Lösung mit einer weingeistigen Lösung von Bleiacetat gefällt. Da sich ein grosser Theil der Bleiverbin- dung in der freiwerdenden Essigsäure löst, setzt man zweck- mässig vorsichtig Bleiessig zu, so aber, dass die Lösung noch schwach sauer reagirt. Der ziegelrothe Niederschlag von Bleioxydcurcumin, der sich durch seine feurige Farbe wesent- lich von dem schmutzig rothen (aus Curcumatinctur unter- scheidet, wird mit Weingeist gewaschen, in Wasser vertheilt und durch Schwefelwasserstoff zerlegt. Dem Schwefelblei wird der Farbstoff durch siedenden Weingeist entzogen und die weingeistige Lösung langsamem Verdunsten überlassen. In dieser Weise dargestellt, bildet das Curcumin Kry- stalle von schwach vanilleartigem Geruch, scheinbar dem orthorhombischen System angehörend, bis zu 6 Mm. Haupt- achsenlänge, meist zu Büscheln gruppirt, bei durchfallendem Licht von wein- bis bernsteingelber Farbe, bei auffallendem Ueber den krystallisirten Farbstoff der Ciircuma. 165 Lichte orangegelb, unter dem Mikroskop mit schön blauem Lichtschein. Die bekannten Eluorescenzerscheinungen der Curcuma- tinctur wurden an einer Lösung von reinen Curcuminkrystal- len sehr schön beobachtet, Lässt man mittels einer Convex- linse ein Bündel Sonnenstrahlen gegen die Oberfläche einer Curcuminlösung fallen, so erblickt man einen prachtvoll grü- nen Lichtkegel. Das Curcumin ist in kaltem Wasser unlöslich^ in heissem nur spurenweise löslich; Alkohol nimmt es leicht auf, durch "Wasserzusatz entsteht eine schwefelgelbe Fällung. Aether löst weniger, als Weingeist. Durch Salpetersäure wii^d es beim Kochen in Oxalsäure verwandelt. Es ist nicht subli- mirbar. Beim Erhitzen wird es zersetzt. Die mit reinem Curcumin erzeugten Farbenreactionen sind reiner und lebhafter, als die der Curcumatinctur. Lö- sungen von Ammoniak, Ammoniumcarbonat , Kalkwasser, phosphorsauren Alkalien , Aetzkali , Kaliumcarbonat erzeugen braunrothe Färbungen des Curcuminpapiers , die beim Trock- nen einen Stich in's Violette annehmen. Die ersten vier Farbenveränderungen verschwinden nach einiger Zeit, wäh- rend die beiden letzten bleibend sind. Wäscht man die durch Alkali veränderten Papiere mit verdünnten Säuren, so tritt immer das urspiningliche Gelb wieder hervor. Es bleibt nicht, wie bei dem mit Curcumatinctur bereiteten, eine schmutzig olivengrüne Färbung zurück. Diese kann nur von den frem- den harzigen Körpern herrühren, welche in der Curcumatinc- tur noch enthalten sind. Die Farbenveränderung des Curcuminpapiers durch Bor- säure ist durchaus verschieden von der durch Alka- lien bewirkten, mehr noch die sie begleitenden Eigenschaften. Befeuchtet man Curcuminpapier mit Borsäure, so tritt, und zwar erst nach dem Trocknen, eine lebhafte rein orangerothe Färbung auf. War das Curcuminpapier vorher schwach an- gesäuert, so ist die Borsäurefärbung dunkler. Dies rührt daher, dass verdünnte Säuren (Schwefelsäure, Salzsäure) beim Eintrocknen auf Curcuminpapier eine schwärzliche Färbung geben. Wäscht man durch Borsäure verändertes Curcumin- papier mit verdünnter Säure, so bleibt die orangerothe Fär- bung, lässt man eine schwach alkalische Flüssigkeit auf das Papier einwirken, so wird eine blaue Färbung, die aber rasch schmutzig grau wird, hervorgerufen. Die Veränderung der Farbe, welche durch Einwirkung kalter alkalischer Lösungen auf ('urcumin hervorgerufen wird, 166 TJeber den krystallisirten Farbstoff der Curcuma. kann durch Säuren wieder aufgehoben werden, dagegen wirkt die Borsäure tiefergehend auf den Farbstoff ein. Bei den wenig zahlreichen characteristischen E,eactionen auf Borsäure erscheinen diese Unterscheidungen von der alka- lischen Reaction nicht unwichtig, so dass eine vergleichende Zusammenstellung nicht überflüssig erscheint. Veränderung des Curcuminpapiers durch Alkalien : I braunrothe, beim Trock- nen violette Färbung; II durch verdünnte Säuren verschwindet die Farb- änderung, das ursprüng- liche Gelb erscheint wie- der; III verdünnte Alkalien wie I. Borsäure: I orangerothe, nur b. Trock- nen hervortretende Fär- bung ; II durch verdünnte Säuren bleibende orangerothe Fär- bung, nur dunkler wer- dend; III verdünnte Alkalien ändern die orangerothe Färbung in Blau. Mit dem genaueren Studium des Pseudocurcumins wird sich Dr. Daube zunächst beschäftigen und ist zu hoffen, dass sich dann die Beziehungen des Curcumins, des Pseudocurcu- mins und des Eosocyanins zu einander klar legen lassen. {Inauguraldissertation, Freiburg i. B. 1870. MitgetheiU von Ad. aaus im Journ. f pr. Ch. 1870. 2. Bd. S. 86 — 98.). B. E. 167 U. Botanik -arLd I^liarinacognosie. Ueber die Entwickelung Ton Organismen in Brunnen- wässern hat Dr. Heisch in London beobachtet, dass die in Kloaken- wässern enthaltenen Organismen, in Zuckerlösung gebracht, eine Art Gährung hervorrufen unter gleichzeitiger Bildung von reicher Pilzvegetation. Dieses Mittel schlug Herr Heisch als passend zur Entdeckung von organisirter Materie in Trinkwasser vor. Professor Frankland hat diese Er- scheinung in seinen zahlreichen Experimenten vollkommen bestätigt, ausserdem aber noch gefunden, dass die Bildung dieser Organismen von der Anwesenheit von Phosphaten oder Phosphorsäure abhängig sei. Derselbe fand ferner, dass eine oft auch nur momentane Berührung eines von Or- ganismen absolut freien Wassers mit atmosphärischer Luft hinreichend sei, diese solchem Wasser zuzuführen und dass die durch die Keime der Atmosphäre in Zuckerlösungen her- vorgebrachten Organismen nahezu identisch sind mit jenen, welche durch von Kloaken entstanmiende Keime hervorge- bracht werden. Der geschickteste Analytiker dürfte schwer- lich im Stande sein , in 60 Grm. Wasser jene Menge von Phosphorsäure, welche durch den Zusatz eines Tropfen ver- dünnter Eiweisslösung in dasselbe eingeführt worden, zu entdecken ; allein jene atmosphärischen Keime finden dieselbe aus, bemächtigen sich derselben und offenbaren durch ihre Entwickelung deren Vorhandensein. Frankland zieht aus seinen Beobachtungen folgende Schlüsse: Trinkwasser, gemengt mit Kloakenstoflen, Eiweiss, Harn, oder in Berührung gebracht mit Thierkohlc (welche wenig- stens in frischem Zustande Phosphorsalze an das durcii die- selbe gehende Wasser abgiebt), entwickelt nach Zusatz geringer Menge Zuckers bei geeigneter Temperatur eine Pilz Vegetation. jgg Zum Bau und der Natur der Diatomaceen. Die Keime der Organismen oxistiren in der Atmosphäi'e, und jedes Wasser enthält dieselben nach momentaner Berüh- rung mit der Luft. Die Entwickelung dieser Keime kann ohne die Gegen- wart von Phosphorsäure oder eines phosphorsauren Salzes, oder Phosphor in irgend welcher Verbindung nicht stattfin- den. In Wasser, wie immer verunreinigt, wenn sonst frei von Phosphors, gedeihen dieselben nicht. Diese unerlässliche Be- dingung für das Entstehen der niedrigsten Organismen ver- anlasst Frankland, den bekannten Ausspruch, „ohne Phos- phor kein Gedanke" in „ohne Phosphor kein Le- ben" umzuwandeln. (Berichte der deutschen chemischen Ge- sellschaft IV.). Hbg. Zum Bau und der ^"^atur der Diatomaceen. Auf eine, diesen Titel führende, vor kurzem erschienene Abhandlung des Prof. Adolf Weiss in Lemberg macht Dr. Rabenhorst aufmerksam. Die Resultate dieser „ äusserst exacten'' Untersuchungen fasst der Letztere in folgenden Punkten zusammen: 1) Die Grundlage des Diatomeenkörpers ist Pflan- zenzellstoff (Cell u lose), welche, von Kieselerde durchdrungen, den sogenannten Kieselpanzer darstellt. 2) Die Kieselerde der Diatomeenfrustel polarisirt (entgegen der bisherigen Annahme) das Licht ausnahmslos und meist in ausgezeichneter Weise. 3) Das Eisen kommt als unlösliche Oxydverbindung in der Membran und im Inhalt der Diatomeen vor. 4) Die Diatomeen sind keineswegs, wie bisher allge- mein angenommen wird, einzellige Organismen. 5) Die Frustel ist im Gegentheil zusammengesetzt aus zahllosen minutiösen, aber völlig in dividualisirten Zellcken. 6) Die Configuration der Wandungen dieser Zellchen, keineswegs aber Areolenbildung, Rippen, Leisten etc. eines einzelligen Pflänzchens ist es, .welche die Streifung oder die Striche des sogenannten Kieselpanzers hervorbringt. 7) Die Grösse dieser Zellchen ist sehr verschieden; von 0,008 Mm. bis zu 0,00025 Mm. Senecio vernalis Waldst. et Kit. 169 8) Jedes einzelne dieser Zellchen ist gewölbt und in der Kegel in seiner Mittelpartie papillenartig verlängert. 9) Diese Papillen sind es, welche bei schwachen Ver- grösserungen als Striche, bei stärkeren (500 — 1200 linear) als P e r 1 e n s c h n li r e erscheinen. 10) Der verhältnissmässig gigantische Hohlraum zwischen den 2 Frustelschalen (Xebenseiten) ist dem Embryosacke höherer Pflanzen vergleichbar, und es gelang dem Professor Weiss, in demselben diel^eubildung neuer Individuen zu beobachten. 11) Die Producte dieser Neubildung weisen auf einen Generationswechsel bei den Diatomeen hin. (Sitzungs- berichte d. 7iat.-ioiss. Ges. Isis in Dresden, Mai, Juni, Juli, 1^71, S. 98.). H. L. Senecio vernalis TTaldst. et Kit. lieber dieses „neue Unkraut" berichtet E. B eiche - Eismannf^dorf in der Zeitschr. d. landw. Centralvereins d. Prov. Sachsen, (Septbr. 1871, S. 263). Das Frühlingskreuz- kraut ward zuerst 1781 vom Prof. Gilibert in Grodno erwähnt; Linne kannte es noch nicht. Es gehört zu den Compositen und erreicht eine Höhe von 0,3 bis 0,8 M. ; der aufrechte, gestreifte, einfache, oben ästige Stengel ist, wie das ganze Gewächs, mit zerstreuten langen Haai'en besetzt und trägt denen des gemeinen Kreuzkrautes ähnliche Blätter. Die unteren Blätter sind kurzgestielt, länglich - buchtig, fiederspaltig- doppeltgezähnt, die übrigen umfassend, verschie- dentlich fiederspaltig, buchtig- krausgezähnt. Der Stengel trägt aufrechte, gestielte, in 1 — 3köpfige lockere Gabelzymen (eine Doldentraube nachahmend) gestellte Köpfchen, mit etwa 12 flachabstchenden, strahlenden Zungen- blümchen am Ptande. Die Hülle ist fast halbkugelig; die Hüllblättchen sind an der Spitze nicht immer Ibrandig, wohl aber die sehr kleinen ungleichen Deckblättchen. Der haar- fbrmige, sitzende, mehrreihige, hinfällige Pappus der grau- weichhaarigen , ungeschnabclten und ungeflügelten Früchtchen ist fast von Scheibenblumenlänge. Die 2-, selten 1 -jährige, von Ende April bis Mitte Juni und später vom Sept. bis zum November blühende Pflanze hat eine jährige Wurzel und gelbe Blütlien, unter denen die Zwitterblüthen einen 2 schcnkligen Griffel besitzen. Von dem 170 Senecio vernalis Waldst. et Kit. gemeinen Kreuzkraute unterscheidet sich das Frühlings - Kr. durch den bis zur Doldentraube einfachen Stengel, die halb- kugeligen, fast 3 mal so dicken Köpfchen und d. ziemlich brei- ten, abstehenden Strahlen, üebrigens ist der Blüthenstand auf den einzelnen Aesten als Gabelzyme characteristisch. — Diese Pflanze „ein unablässig nach Westen fort- schreitender Eroberer" wird von dem Landmann auch „russische Kamille" oder „sibirische Wucher- blume" genannt, da sie aus Sibirien stammen soll, wie denn ihre Heimath einzig und allein im Osten zu suchen ist. Im Jahre 1822 fand Fuchs die Pflanze zuerst bei ßo- senberg in Schlesien, 1824 0. v. Klinggräf bei Marien- werder, Pr. Preussen. l^ach den 1834 im Herbst lange Zeit wehenden Ostwinden erschien das Unkraut 1835 an mehren Orten Schlesiens; seit 1850 übezieht es in Westpreussen bedeutende Flächen, seit 1860 ist es in Posen verbreitet. In Pommern ward es zuerst 1854, auf Wollin 1859, in Hin- terpommern 1861 gefunden. 1859 fand man es bei Berlin, 1864 bei Weissensee und zwischen Friedrichsfelde und Lich- tenberg, 1865 zwischen Friedrichsfelde und Marzahn; ausser- dem 1854 bei Iy]"euruppin , 1858 bei Mögelin, 1859 bei Kun- zendorf. Jetzt ist die Pflanze auch schon bei Arnstadt, Barby und in Mecklenburg beobachtet worden. Sie liebt Lehm- und Sandboden, vermehrt sich unbeschreiblich schnell und vernichtet oft ganze Ernten, wie z. B. 1865 die Winter- weizensaat eines bedeutenden Gutes im Kreise Schubin der Pro- vinz Posen, x\ls erster Schutz gegen das lästige Unkraut^ das nach der Richtung des Windes Millionen fliegender Samenkörner entsendet, dürfte es zu empfehlen sein, alle an den Ost- grenzen der Feldmark befindlichen, namentlich dichten Oe- büsche und Waldstrecken sorgfältig zu schonen und möglichst noch neue anzulegen. Das Abmähen und Umpflügen der Pflanze muss kurz vor beginnender Blüthe geschehen; auch muss möglichst tief nach der Wurzel zu geschnitten werden, da zu hoch abgeschnittene Pflanzen sehr bald neue Schösslinge treiben. K o ch (Synopsis ß. Germ, et Helv. 1843. S. 426) und Garke (Flora von Nord- u. MitteldeutscM. 1858, S. 181) führen dieselbe schon auf. In der Flora v. Thüringen, von L. V. Schleohtenthal, Lang ethal u. Schenk, 125. und 126. Heft findet sich eine Abbildung derselben. H. L. Ueber nutzbare australische Käuiiic. 171 Ueber nutzbare australische Bäume berichtet Herr Carl Wilhelmi (in den Sitzungsberichten der Naturwiss. Gesellsch. Isis in Dresden, Jahrg. 1871, Mai, Juni, Juli, S. 100 — 104). Am meisten sind es die Myrta- ceen, welche die Aufmerksamkeit auf sich lenken und da- runter wieder die Eucalypten, welche den Hauptcharacter der australischen Landschaft ausmachen und wegen ihrer Masse, so wie colossalen Grösse und Dauerhaftigkeit ihres Holzes bemerkenswerth sind. Unter diesen Eucalypten sind hauptsächlich folgende hervorzuheben: Eucalyptus globulus Labil., Blue Gum, welcher in grossen Massen in den Küstenstrichen von Victoria und der Insel Tasmania anzutreffen ist, verdient wegen seines ausgezeichneten Holzes, schnellen Wachsthums und enormer Grösse den Vorrang vor allen Andei'en. Das Holz wird in den Colonien zum Schiffbau und wegen seiner Dauerhaftig- keit zu Eisenbahnschwellen, Brückenbauten und Wasserwer- ken aller Art und zu allem nur Denklichen benutzt, wo lange Dauer nothwendig ist, da es dem Holze unserer Eiche gleich- kommt und an Dicke des Stammes nur dem indischen Affen- brodbaume (Adansonia digitata) nachsteht. Die schönen, geraden Stämme erreichen eine Höhe von 70 — 86 Meter (250 -300 Fuss), bei einer Dicke von 7 Meter (25 Fuss), während die Aeste gewöhnlich erst in einer Höhe von 34 Me- ter (120 Fuss anfangen). Unser bei der Bourke- und Wills' sehen Expedition umgekommener Landsmann Dr. L. Becker giebt das Maass eines von ihm in Tasmania gefundenen E. globulus, wie folgt: Umfang des Stammes nahe dem Grunde 26 Met. (90 Fuss), „ l,5M.(5F.)v.„ 18 „ (65V2 „ ), „ „ „ 2 „ (7F.)„„ 16 „ (60 V2 „ ), „ 6 „ (21 F.) „ 7 „ (25 „ ), Höhe des Stammes „ „ 86 „ (300 „ ). Eucalyptus rostrata Cav., Red Gum, ein Baum, welcher eine gleiche Höhe erreicht, liefert nach E. globulus eines der nützlichsten Hölzer Australiens und ist fast über alle Colonien in Menge verbreitet. Dies Holz ist spröde, aber ausgezeichnet für Wasserbauten, so wie Eisenbahn- schwellen und wird, da es eine herrliche Politur annimmt, auch zu Hausgeräthen verarbeitet. Eucalyptus fabrorum, Sringy Bark; sein Holz ist das in den Colonien am meisten gebrauchte, weil es 172 lieber nutzbare australiscbe Bäume. ungemein leicht spaltet und werden die feinsten Dachschindeln, so wie dicke Bretter und Pfosten für Einzäunungen davon gespalten, während die Rinde gewöhnlich zum Decken der Häuser benutzt wird, ja sogar zur Fertigung eines groben Papieres dienen kann. Eucalyptus acervula Sieb., White Grum, wird von dem in Australien Reisenden mit Freuden begrüsst, da es stets das Vorhandensein von Flüssen, Bächen oder Was- serlöchern anzeigt und in ansehnlicher Grösse an denselben wächst. Das Holz ist dem von E. rostrata Cav. ähnlich, nur von blasser Farbe, Von der sich leicht schälenden, zoll- dicken Binde dieses Baumes verfertigen die Eingebornen ihre Schilder, Canoos, sowie Schutzdächer während der Begenzeit. Die Häuser der im Busch lebenden Europäer werden eben- falls mit dieser Binde gedeckt, ja selbst ganze Häuser davon gebaut, welche 10 — 12 Jahre stehen, ehe sie baufällig wer- den. Die Aussenseite der abgeschälten Binde wird mit heisser Asche oder Kohlen bestreut, damit sich dieselbe gerade zieht und sich nicht wirft (nicht rollt). Eucalyptus resinifera Sm., Ironbark; das Holz ist sehr dauerhaft, aber wegen seiner Härte schlecht zu bear- beiten; gewöhnlich werden Wagenräder daraus gemacht. Die- ser Baum wächst in steinigem Gebirgsboden und ist haupt- sächlich auf den Goldfeldern stark vertreten. Die Binde ist fast schwarz und tief gefurcht. Er erreicht eine Höhe von 43 Meter (150 Fuss) bei 0,7 M. (2% F.) Durchmesser. Eucalyptus amygdalina Labil., Pepperminth oder Oil Gum genannt, ist seiner colossalen Höhe, seines Holzes und seiner Blätter wegen interessant. In einem Ge- birgsthale nahe Lillydale in Victoria stehen mehre Bäume beisammen, welche die colossale Höhe von 120 Meter (420 Fuss) haben. Trotz dieser Höhe ist der Stamm 0,86 — 1,14 Meter (3 — 4 Fuss) von der Erde nur 1,4 — 2 Meter (5 — 6 Fuss) im Durchmesser und so schlank wie ein Mast. Die Blätter aller Eucalypten sind reichhaltig an ätherischem Oel, welches dem Cajeputöle von Indien gleich kommt und wegen seiner campherartigen Natur in der Medicin, sowie in der Parfümerie benutzt wird. Hauptsäch- lich ist es aber dieser Eucalyptus , welcher das meiste Oel liefert und zwar 4 Pfund von 100 Pfund Blättern, während Melaleuca linarifolia Sm. die nächstgrösste Quantität und zwar 1^/^ Pfund Oel von 100 Pfund Blättern liefert. In einem kleinen Städtchen unweit Melbourne sind diese Eucalyptenblätter, da der ganze australische Wald üeber nutzbare australische Bäume. 173 fast nur aus Eucalypten besteht, zur Gasbereitung und zwar mit Erfolg benutzt worden. — Unter den Acacien sind hauptsächlich hervorzuheben: Acacia Melanoxylon R. Br. , B 1 a c k w o o d , ein herrli- ches, dauerhaftes, leicht zu spaltendes und gute Politur anneh- mendes Holz, welches nicht springt und sich weniger wirft, als irgend ein Holz in Australien und mit unserem Wallnuss- holze verglichen werden kann. In den Colonien wird es zu Eisenbahnwagen, Schiffbrücken u. a. mögl. Möbeln verarbeitet und wächst hauptsächlich in feuchten Wäldern zu einer Höhe von 35 Meter (120 Fuss) mit einem geraden Stamme von 0,56 — 0,86 M. (2 — 3 F.) Durchmesser. Acacia ctenophylla, wächst am Murray - Flusse, und steht ihres herrlichen Holzes wegen der Vor. wenig nach. — Cedrela australis, australische Ceder, die in Ost- Australien vorkommt, liefert ein, die schönste Politur annehmendes Holz, ist leicht zu bearbeiten und wird zu allen mögl. Möbeln benutzt. Fast alle die bis jetzt angeführten Nutzhölzer werden nicht allein in den Colonien verarbeitet, sondern sind schon Ausfuhrartikel. Fagus Cuuninghami, Native Beech, kommt nur in feuchten Gebirgsthälern von Victoria und Tasmania vor; erreicht ein Höhe von 22 bis 28 Meter (80 — 100 Fuss) mit einem Durchmesser des Stammes von 0,56 M. (2 Fuss). Das Holz nimmt eine gute Politur an, ist aber nicht ao dauer- haft, wie das unserer europäischen Buche. Toryphora Sassafras, Sassafrastree, erreicht eine Höhe von 14 — 17 Meter (50 — 60 F.), während der Durchmesser des Stammes 0,4 bis 0,6 M. (1 ^2 — ^ F.) be- trägt. Dieser Baum wächst nur in den feuchten Thälern von Victoria und Tasmania und ist wegen seiner bitteren Rinde, welche jetzt schon in grossen Massen ausser Lan- des geht, werthvoll in der Medicin geworden. Das Holz, wenn polirt, sieht unserm Nussbaumholz ähnlich. Panax dendroides, Mountain Ash, nur in Gebir- gen vorkommend, erreicht eine Höhe von 8,5— 11,5 M. (30 bis 40 F.) bei einem Durchmesser von 20 Centim. (9 Zoll). Das leichte, zähe Holz besitzt die Güte unseres Eschenholzes. Melaleuca squarrosa Smith ist in feuchten Thälern als ein Baum von 22 — 28 M. (80—100') Höhe und mit einem Stamme von 0,4 — 0,6 M. (l^j,^ - 2') Durchmesser anzutreffen. Das blassrothe Holz ist fein und dauerhaft und 174 lieber nutzbare australische Eäume. kann zu Möbeln und Drechslerarbeiten sehr gut verwendet werden. Acmena floribunda De, Myrtle Tree of Sea- lers Cove, wird in brauchbaren Exemplaren in feuchten G-ebirgsthälern von Gipsland bis zu einer Höhe von 14 M. (50'), bei einem Durchmesser von 0,5 M. (l^aO gefunden. Sein zähes, hartes Holz wird hauptsächlich zu Maschinerie- arbeiten benutzt. Das Holz von Noteiaea ligustrina Vent. , Poma- derris apetala Labil, und Lomatia Praseri ß. Br. hat dieselben Eigenschaften, wie das von Acmene, und denselben Standort, nur werden die drei genannten Baume stärker und ihr Holz nimmt eine schöne Politur an. Dasselbe gilt von der 6 M. (20') hohen und 0,28 M. dicken Banksia integrifolia und der 8,6 M. (30') hohen 0,6 M. (2') dicken Banksia australis, welche ein sehr schön gezeichnetes Holz besitzen. Callitris (Frenela) Preissii und C. cupressi- formis Sweet., Murray Pine werden hauptsächlich in grösseren Wäldern an den sandigen Ufern des Murray- E 1 u s s e s angetroffen und erreichen daselbst eine Höhe von 13 — 14 M. (40 — 50'). Das is das einzige Holz, welches in Eolge seiner Leichtigkeit zu Elössen benutzt werden kann. Auch werden von den geraden 0,28 M. (1') dicken Stämmen gewöhnl. die Häuser der Ansiedler gebaut, welche durch die horizontal auf einander gefügten Stämme ein recht sauberes Ansehen haben. Um diese Häuser dicht zu machen, werden die Spalten zwischen den unbehauenen Stämmen mit Moos verstopft und dann mit Lehm verklebt. Casuarina quadrivalvis Lab., Sheioak und C. leptoclada, Heoak, sind in grossen Wäldern anzutreffen, welche wegen ihrer dunkeln schachtelhalmartigen Blattbildung merkwürdig sind und der Landschaft einen fast trauernden Charakter verleihen. Die Bäume erreichen eine Höhe von 5 — 8 M. (20 — 30') und eine Dicke von 0,28 M. C. quadrivalvis wächst meistens in sandigen, un- fruchtbaren Gregenden, und in trocknen Jahreszeiten oder gras- armen Gegenden dienen die säuerlich schmeckenden Blätter oft aushülfsweise als Viehfutter; C. leptoclada ist meistens nur auf feuchtem Boden anzutreffen und wird auch von den Ansiedlern Swamp-Oak genannt. Letztere hat starke auf- rechtstehende Blätter, während die der ersteren hängen. CaUistemon salignum D. C, Stonewood, komimt unserem Buxbaumhalze ziemlich gleich und kann, wie dieses. üeber nutzbare australische Bäume. 175 zur Xylographie verwendet werden; es wird nur 3,5 — 4 AI. (12 — 15') hoch. Bursaria spinosaCav., Boxwood, welche 5 — 8 M, (20 — 30') erreicht, dient zu gleichen Zwecken. Aster argophyllus Labil., von den Ansiedlem wegen des starken Äloschusgeruches der Blätter „Muse Aster'' genannt, hat einen Stamm von 3,5 — 4 Meter (12 — 15') Höhe mit einem Durchmesser von 0,5 — 0,6 Meter (2'). Ihr Holz ist prachtvoll geflammt, gut zu poliren und wird in Australien zur Fournirung von Pianos benutzt. Auch würde sich dasselbe sehr gut zu Bilderrahmen und zur Anfertigung von Holzpfeifen eignen. Acacia homalophjUa, Myall; von ihrem sehr schweren, schön gezeichneten und wohlriechenden Holze werden Tabakspfeifen verfertigt, sowie die 2' langen Stiele der 12 — 15' langen Peitschen, welche von den Stationsbesitzern zum Eintreiben des wilden Viehes gebraucht werden. Gerade Stämme sind sehr selten und erreichen nur eine Höhe von 10 — 12' und kaum 1' Dicke. Diese Acacia wird hauptsäch- lich an den Flussgebieten des Murray gefunden und ist jetzt schon ein Ausfuhrartikel. Santalum cognatum, das wohlriechende Santelholz, kommt ebenfalls hier vor, aber wie Acacia homalophylla nur in verkrüppelten Exemplaren. In Westaustralien hingegen wächst dieser Baum in grosser Anzahl und ziem- licher Grösse und ist schon seit langer Zeit ein Ausfuhr- artikel. Acacia pycnantha, 4 — 6M. (15 — 20') und Aca- cia moUissirna W., 6 — 8 M. (20 — 30') hoch, liefern durch ihre Rinde ein ausgezeichnetes Gerbmittel, welches in grossen Massen in den Colonien verwendet wird. Oft findet man daher ganze Wälder von Acacien, welche ihrer Binde beraubt worden und in Folge dessen abgestorben sind. Da jedoch die Leguminosen leicht aus Samen wachsen, so spriesst auch hier in kurzer Zeit wieder eine neue Wal- dung empor. Acacia verticillata W., den Bast der jungen, 6 — 8 M. (20- 30') hohen und Vg' dicken Bäume' fand Wil- helmi in Gippsland ausserordentl. fest und konnte ders. wie Lindenbast zu Matten etc. verarbeitet werden. Acacia dealbata Link, Sil verwattle, wächst in Victoria amYarra-Yarra-Flusse in einer Höhe von 8 M. (30'), einem Durchmesser des Stammes von 1 — 2' und besitzt ein »ehr festes Holz. 176 Anthoxanthum odoratum L. (Ruchgras). Pittosporum bicolor Hook., Tolosatree und Exocarpus cupressiformis Labil., Sherrytree, errei- chen eine Höhe von 5 — 8 M. (20 — 30') und eine Dicke des Stammes von 0,28 M. Beide liefern ein zähes, helles Holz, welches sich sehr gut zu technischen Zwecken verwen- den lässt. Pittosporum undulatum Vent., Orangetree, sah Wilhelm! in den üppigen, feuchten Thälern von Gipps- land 26 Meter (80') hoch mit einer Dicke des Stammes von über 0,28 Meter, mit einer 17 Meter (60') im Durchmesser haltenden Krone dicht mit weissen orangenartig rie- chenden Blüthen übersäet. Prostanthera Lasianthus Labil., eine gewöhnlich nur als Strauch vorkommende Pflanze sah W. an dems. Orte als Baum von 20 — 26 Meter (70 — 80') und 0,28 Meter dick. Die aromatischen Blätter aller aus tralischen Prostantheren würden ein schönes Parfüm liefern. Pseudomorus australasica, der australische Maulbeerbaum, erreicht im Gebirge eine Höhe von 12 — 15 Meter (40 — 50') und 0,28 Meter Durchmesser. Das Holz ist unserem Lindenholze sehr ähnlich. Unter den Coniferen ist noch zu bemerken: Araucaria excelsa Ait., ^Norfolk Pine, welche auf Norfolk Island eine Höhe von 70—85 Meter (250 — 300 Fuss) erreicht, mit einem Stamme von 1,3 Meter (4') Durchmesser. Die herrliche Fächerp aln(ie, Livistonia austra- lis, erreicht eine Höhe von 14 Meter (50') und liefert nicht allein Palmenkohl, sondern aus den Blättern derselben wer- den auch sehr dauerhafte Hüte gefertigt. H. L. Aiithoxanthum odoratum L. (Ruchgras), bekannt wegen seines Gehaltes an Cumarin, wird nach Dr. Mehwald's Bericht von den Hausfrauen JS^orwegens zwischen die Wäsche gelegt, um derselben guten Geruch zu ertheilen. (Isis, Dresden, Januar, tebr., März 187 IX H. L. 177 C. Literatur und Kritik. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der Preuss. Rheinlande und Westphalens 1870, Herausgegeben von C. J. Andrä, Sekretair des Vereins. 27. Jahrgang; S.Folge, 7. Jahrgang, mit den Sitzungsbe- richten der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn. In Commission bei M. Cohn und Sohn, Bonn. Erste Hälfte. Uebersichtlich mitge- theilt. Correspondenzblattl. Pag. 1 — 40. Verzeichniss der Mitglieder und der Direction des Vereins; die Zahl der Mitglieder war im Jahre 1870: 1578. Pag. 1 — 132. Verhandlungen. Die Erdbeben im Rheingebiet in den Jahren 1868, 1869 und 1870. Beschrieben von Dr. Jakob Nöggerath. Diese anziehende , lehrreiche und wichtige Abhandlung führt uns in ausführlichen, wissenschaftlichen Beschreibungen in die Folgenreihe der Erdbeben des Rheingebiets in allen ihren Momenten ein. In der Einleitung sagt der Herr Verf. unter anderen : Die Erdbeben, welche von dem Jahre 1828 ab in der preuss. Rheinprovinz aufgetreten sind und auch diejenigen, welche sich aus anderen benachbarten Ländern über Theile dieser Provinz verbreitet hatten, wurden meist von mir be- schrieben, theils in Zeitschriften und das grosse Erdbeben am 29. Juli 1846 in einer besondern Schrift. Nach langer Ruhezeit trat wieder ein Erdbeben am 17. November 1868, aber von geringer Verbreitung auf, von welchem nur die Notizen und Berichte in den öffentlichen Blättern gesammelt wurden, da es wenig Interesse darzubieten schien. Als aber am 17. März 1869 ein weiteres Erdbeben erfolgte, welches auch den Wohnsitz des Herrn Verf. (Bonn) berührte, glaubte derselbe den verlassenen Faden der näheren Bescliäftigung mit den rheinischen Erdbe- ben wieder aufnehmen zu müssen und er sah solches auch gewisser- maassen als eine übernommene wissenschaftliche Verpflichtung an. Herr von Dcchen hatte inzwischen mancherlei Nachrichten über jene beiden Erdbeben gesammelt, welche dem Verf. zur Benutzung mit- getheilt wurden. Da nun von da ab und später noch eine ganze Reihe von Erschütterungen in den Rheingegenden und ihren weiteren Umge- bungen vorkamen, demnach eine wirkliche Erdbeben - Periode eintrat, welche selbst am 6. März 1870 noch nicht zum Abschluss gekommen zu sein schien, so sammelte der Herr Verf fortgesetzt, fleissig und systema- tisch alle Notizen über diese Phaenomcne. So kam Herr Nöggerath nach und nach in den Besitz eines sehr reichen Materials, welches etwa au.s 1200 einzelnen Nachrichten von verschiedenen Mittheilern besteht. Dieses Material wurde zusammengebracht: Zunächst sammelte der Verf. Arcb. d. Pharm. CXCVUf. B<1h. ü. Ilft, 12 j^78 Literatur und Kritik. alle bezüglichen Nachrichten aus den Zeitungen, besonders den Lokal- blättern und erhielt zahlreiche schriftliche und mündliche Mittheiliingen von wissenschaftlichen Freunden. Den grössten und wichtigsten Theil dieses Materials erhielt der Verfasser durch die Gefälligkeit der Königlichen Regierungspräsiden- ten, Herrn von Bernuth zu Köln, von Kühlwetter zu Düsseldorf, Graf von Villers zu Coblenz, von Bardeleben zu Aachen, von Gärtner zu Trier und von der Königl. Kegierung zu "Wiesbaden. Der Verfasser hatte nemlich an jene die Bitte ausgesprochen , zum Zwecke der beabsichtigten Bearbeitung dieses Gegenstandes , von den respectiven Herrn Landräthen, Bürgermeistern, auf die von ihm gestell- ten Fragen, ÜSTachrichten über die verschiedenen Erdbeben aus ihren Ver- waltungsbezirken aufzusammeln und ihm mitzutheilen. Aehnliche Ersuchen richtete der Verf. an den K. Berghauptmann Dr. Brassert zu Bonn, um Notizen von sämmlichen Eevierbeamten des K. Oberbergamts zu Bonn zu erhalten. Endlich ersuchte der Verf. auch die Direction der rheinischen E isen bahn- Gese Uschaft zu Köln, von den verschiedenen Stationen Erdbebenkunde für ihn einziehen zu wollen und es wurde nicht allein diesem entsprochen, sondern der Director dieser Gesellschaft, .Herr Landrath a. D. E e n n e n , verschaffte ihm auch noch ausführliche Notizen von den Eisenbahn -Directionen der Deutz-Giess euer, Homburg er, Pfalz i sehen u. Hessischen Ludwigsbahn. Noch sehr werthvoUes Material erhielt der Verf. für die Hessischen Erdbeben von Herrn Professor Dr. Thiel; dann waren ihm einige schriftstellerische Arbeiten, namentlich die des Herrn Bank- director Ludwig zu Darmstadt über denselben Gegenstand, für seine Zusammenstellung sehr von Nutzen. Da die Berichte der Herrn Landräthe und Bürgermeister aus dem preussischen Gebiete nicht allein positive waren, namentlich nur solche, welche sich über die wirkliche Beobachtung der Erdbeben aussprachen, sondern auch negative , nemlich solche, wo die Erdbeben nicht bemerkt wurden, so war der Verf. in den Stand gesetzt, die Grenzen der Erschüt- terungsbezirke möglichst genau zu ermitteln und anzugeben. Obige Mittheilung aus der Einleitung der Abhandlung erschien mir nothwendig, um die allgemeine Tragweite der Beobachtungen zu ermes- sen, so wie den wissenschaftlichen Werth dieser höchst interessanten, aber auch sehr mühevollen Arbeit anschaulich zu machen. Es kann hier nicht der Ort sein, um specieller in die Arbeit einzu- gehen, sondern nur auf dieselbe die Aufmerksamkeit zu lenken und bin ich überzeugt, dass diese musterhafte Zusammenstellung mit grossem Interesse studirt werden wird ! Einleitung. Pag. 13. Erdbeben vom 29. August 1868 im Regierungsb. Wiesbaden. Pag. 14. Erdbeben vom 17. November 1868 in der Rheinprovinz. Pag. 18., Erdbeben vom 17. März 1869 in der Rheinprovinz. Pag. 29. Erdbeben vom 22. Juni 1869 in der Rheinprovinz. Pag. 31. Erdbeben vom 2. October 1869 in der Rheinprovinz. Pag. 49. Erdbeben vom 9. October 1869 in Bonn. Pag. 50. Die Erdbeben des Grossherzogthums Hessen in den Jah- ren 1869 und 1870. Eine ausführliche Zusammenstellung der Beobachtungen der Erdbe- ben von Gross -Gerau von Herrn Gerichts- Accessisten Wiener zu Gross - Gerau, von Herrn Dr. Frank, von Herrn Bankdirector Ludwig in Darmstadt und Herrn Dr. Wittmann in Mainz. Literatur und Kritik. 179 Pag. 89. Meteorologische Beobachtungen auf der Königl. Sternwarte zu Bonn , nenilich an den Tagen , wo in Bonn die Bebung bemerkt wurde. Nach des Herrn Verfassers gewonnener üeberzeugung stehen die Erd- beben mit keinem besondem Zustand der Atmosphäre, ihrem Druck, ihrer Temperatur, der Windrichtung u. s. w. in Beziehung ; dem entspricht auch die Aeusserung Alex, von Humboldts (Kosmos I, 21.S) „ dass im All- gemeinen, was tief in dem Erdkörper vorgeht , durch keinen meteorologi- schen Process , durch keinen besondern Anblick des Himmels vorher ver- kündet wird" und viele vergleichende Untersuchungen haben dazu den Beweis geliefert. Pag. 91. Diejenigen Gebiete des Rheines und seiner Umgebungen, welche in der Periode der Jahre 1868, 1869 und 1870 von Erdbeben betrofifen wurden, sind auch früher verhältnissmässig sehr oft solchen Phaenomenen ausgesetzt gewesen; glücklicherweise aber waren sie meist von müssiger Intensität. Um aber den Beweis zu führen , wie sehr und wirklich auffallend frequent die Erderschütterungen in unseren rheinischen Gebieten sind, giebt der Verfasser einen gedrängten Auszug aus den allgemeinen Erdbe- ben-Chroniken, welche wir von den Aufzeichnern Keferstein, von Hoff und Alex. Perrey besitzen. Pag. 94. Folgt nun eine kurzgcfasste, doch ausführliche, lokale Erd- beben-Chronik des Rheingebiets, vom Jahre 801 bis 1858 gesammelt, und übersichtlich nach Jahren, Monaten, Tagen, Stunden, Minuten mit allen sonst sich darauf beziehenden Momenten zusammengestellt. Pag. 112. Resultate, Ver g leichun gen und Folgerungen. Die Beobachtungen über die jüngsten Erdbeben im Rheingebiete sind in dem abgehandelten Gegenstande zu einem getreuen Bilde so weit zusam- mengestellt, als das Material ausreichte. Angemessen dürfte es aber doch sein, sagt der Verf. , die sich daraus ergebenden Resultate und die etwa für die Theorie bedeutsamen Vergleichungen und Folgerungen hervorzu- heben. Nothwendig muss dann aber auch der Leser zunächst erfahren, welche wahrscheinlichste Anschauung von der Genesis dieser Phacnomene im Allgemeinen der Verf. gewonnen hat, sein Standpunkt muss klar ge- stellt werden; wenn dieser auch ohne Einfluss auf die Resultate der Beobachtungen bleibt , so ist er doch bei den Folgerungen unvermeidlich, dass mehr oder weniger Subjectivität sich darin abspiegelte. Uebrigens ist es dem Verf bei seiner Darstellung wesentlich nur um die genaue Ermittlung der Thatsachen zu thun gewesen. Seine Ansicht, sagt der Verf, sei keine neue, es sei diejenige, welche auch AI. von Humboldt und die meisten Geologen ,der heutigen Zeit theilcn. Im „Kosmos " bringt der genannte Koryphäe an vielen Stellen be- langvolle Beweise dafür bei, wenn er sich auch zugleich mit vieler Vor- sicht über die Theorie der Erdbeben ausspricht. Jüngst hat sich J. Nöggerath (Ausland Nr. 6. 1870) in folgender Weise über diesen Gegenstand geäussert: „Die Erdbeben stehen in der engsten Be- ziehung zu den Vulkanen. Es giebt keine Eruption eines Feuer- bergs, welche nicht von Erderschütterungen begleitet wäre. In den man- nigfaltigsten Abstufungen treten sie dabei auf, bei jeder Hebung der geschmolzenen Lava, bei jedem Durchbruch einer starken Gas - oder Dampf- hlase aus jener, bei dem Auswurfe von Schlacke erzittert der Kessel des Vesuv», aber das Heben des festen Bodens wächst bei der heftigen Erup- tion im Umfange von vielen Meilen." 12* ISO Literatur und Kritik. von Humboldt sagt: „Die Gefahr der Erdbeben wächst, wenn die Oefifnungen des Vulkans verstopft, ohne freien Verkehr mit der Atmo- sphäre sind, doch lehrt der Umsturz von Lissabon, Caracas, Lima, Caschmir (1554) und so vieler Städte in Calabrien, Syrien, Kleinasien, dass im Ganzen doch in der Nähe noch brennender Vul- kane die Kraft der Erdstösse am grössten ist." „Früher glaubte man die Erdbeben in vulkanische und nicht vulka- nische (plutonische) eintheilen zu müssen, aber unter ihnen besteht kein Unterschied in den begleitenden Phaenomenen. Erbeben, welche nach- weisbar mit Vulkanen in Beziehung stehen, verbreiten sich nicht selten auf so grosse Gebiete , wie die sogenannten nicht vulkanischen. Man darf sich nur an die grossen Beispiele von Quito und Mexico erinnern." Der als Geologe sehr bekannte Herr Verf. bespricht in dem letzten Abschnitt seiner interessanten Abhandlung die Erdbeben im Gebiete des Rheins , nach seiner Auffassung des Gegenstandes in einer wissenschaftli- chen Weise, welche den Voraussetzungen entspricht. Man wird aber erst den wissenschaftlichen Werth dieser lehrreichen und anziehenden Arbeit ermessen, wenn man sich nicht abhalten lässt, dieselbe ganz durchzulesen. Besonders ist man dem Verf. für die Zusam- menstellung der Erdbeben - Chronik sehr zu Dank verpflichtet, die uns einen vollständigen Einblick in das "Wesentliche der Erdbeben im Ehein- gebiet gewährt und anschaulich macht. Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn, Pag. 1. Bericht über den Zustand und die Zusammensetzung der Gesellschaft während des Jahres 1869. 1) Physikalische Section. 2) Chemische Section und 3) Medicinische Section und ihre Mitglieder. Pag. 4. Allgemeine Sitzung am 3. Januar 1870. Vorsitzen- der Professor Troschel. Herr von Dechen legte eine Streitaxt vor , in einer Ziegelei bei Wessiingen unweit Bonn 5 bis 6 Fuss tief aufgefunden; sie besteht aus dunkelgrüner Jade, welche Steinart in unseren Gegenden nirgendwo vorkommt und war sorgfältig polirt und sehr gut erhalten. Sie wurde für das Museum erworben. Dr. Bettendorf zeigte krystallisirte Ver- bindungen von Schwefel und Selen vor , welche derselbe gemeinschaftlich mit Herrn Prof. vom Rath dargestellt und untersucht hatte. Dieselben waren aus geschmolzenen Gemengen von Selen und Schwefel durch Kry- stallisation aus Kohlensulfid erhalten worden. Vorgezeigt wurden Se9 S», Se' Sio, Se^ Sis, Se S^, Se^ S12, Se S^, Se S^. Die Formeln sind nur annähernd, passen aber am besten mit der procentischen Zusammensetzung. Dr, C. Marquart besprach die verschiedenen Systeme, welche em- pfohlen und benutzt werden, um die menschlichen Auswurfsstoffe aus der Nähe der Wohnungen zu entfernen. Der Redner entschied sich für die Abfuhr zur Benutzung als Dünger und um diese geruchlos auszuführen, empfahl er vorzugsweise Seegraskohle. Chemische Sect. Sitzung vom 15. Januar. Vorsitz. Prof. Kekulö. Pag. 6. Herr Paul Marquart machte einige Mittheilungen über ^ie Polybromide der Ammoniumbasen, Literatur und Kritik. 181 Pag. 8. Professor Bischof zeigte eine von ihm construirte Waschtiasche vor, die er namentlich für Schwefelwasserstotf empfiehlt, und bei der kein Zuriicksteigen der Flüssigkeiten eintreten kann. Prof. ür. Mohr sprach über den Vorgang bei der chemischen Verbindung, und insbesondere bei der Vereinigung von Säure und Alkali zu einem Salze. Er entwickelte, dass die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Körper das Resultat ihrer molecularen Bewegung seien. Aus der Physik gehe hervor, dass nach dem rothen Theile des Spectrum die grösste Summe der Bewegung liegt, obgleich in demselben die Schwingungszahl kleiner ist, als im violetten Theil. Es folgt nun nach dem Redner daraus, dass, was dem rothen Strahl an Schwingungszahl fehlt, an Amplitude oder Breite der Schwingung ersetzt ist. Wenn nun ein rother Körper dieselbe Schwingungszahl und Amplitude der Bewegung hat, wie der rothe Strahl im Spectrum, so folgt nach dem Vortragenden daraus , dass die Säuren , welche das Lackmuspigment in roth umsetzen, wenige, aber sehr breite Schwingungen, die Alkalien hingegen, welche die blaue Farbe wieder herstellen, mehr, aber schmälere Schwingungen haben. Pag. 9. Sitzung vom 29. Januar 1870. Vorsitzender Profcss. Kekule. Dr. Baumhauer bespricht, im Anschluss an eine frühere Mitthei- lung, die Einwirkung des Chlorwasserstoffs auf Nitrobenzol. Chlorwasserstolf in gesättigter, wässeriger Lösung führt nach den Ver- suchen des Redners bei einer Temperatur von circa 245" C. die Nitro- gruppe des Nitrobenzols in die Amidogruppe über. Dabei entsteht zu- nächst Anilin, welches indess durch das, bei der Reduction in Freiheit gesetzte Chlor hauptsächlich in Dichloranilin verwandelt wird. Die reducircnde Kraft der .3 Säuren J o d -, Brom- und Chlorwasserstoff in Bezug auf Nitrobenzol lässt sich mit der Temperatur ihrer Einwir- kung vergleichen. Dieselbe beträgt hei Jodwasserstoff 104" C, bei Bromwasserstoff 185" C. und bei Chlorwasserstoff 245" C. Der Vortragende theilt dann noch die Resultate seiner Untersuchun- gen über Aetzfiguren und Asterismus an Krystallen des hexagonalen, quadratischen und rhombischen Systems mit. Pag. 10. Dr. A. Pott berichtet über javanisches Fleisch-, Fisch- und Krebs-Extra ct. Der Redner sagt, schon lange vor der Liebig'schen Erfindung, das Fleisch auszupressen und als Extract in Haus- haltungen und Lazarethen zu verwenden, kannten die Eingebornen des niederländischen Ostindiens „Java, Sumatra" schon seit raehrern Jahrhun- derten die Vortheilc , die ihnen au.s der Verwerthung des auf den Bazars unverkauften Fleisches der nicht am Tage des Fanges abgesetzten See- fische und der erbsengrossen Krebse (Garnelen genannt), durch ein dem v. Liebig'schen ähnliches , wenn auch sehr primitives Verfahren erwachsen muBBten. Sie wissen die Masse des sonst werthlosen Fleisches der Büffel, die Menge der unhaltbaren Fische und Garnelen in eine haltbare Form als ein Extract zu bringen und so als sehr beliebten Handelsartikel zu verwerthen. Es ist nach dem Redner in Indien fast keine Küche , worin dieses Extract (Pctis der Eingebornen) fehlen dürfte, und eine Messerspitze des Petis genügt, um ijidisclie Speisen zu würzen. Nach Bereitung aus den verschiedenen Fleischsorten aus Fischen und Krebsen werden folgende Petis unterschieden. 1) Aus Karbau (Bubalus Karbau) Petis Karbau. 2) Aus Banteng (IJos banteng) Petis l'anteng. 3) Aus Sapie 'ostindisches Kind) Petis Sapie. 182 Literatur und Kritik. i) Aus Garnelen (kleinen Krebsen) Petis Udang. 5) Aus Fischen Petis ikan laut. Das Estract kommt in 4 -kantigen Blechbüchsen von 2 Pfund Inhalt in den Handel und das Pfund kostet in Indien etwa 1/2 Grulden. Die verschiedenen Extracte unterscheiden sich durch Geruch, Farbe und Geschmack; gemein ist ihnen der intensiv salzige Geschmack. Es folgen nun die chemischen Untersuchungen ihrer Bestandtheile. Pag. 14. P. Marquart theilt seine Erfahrungen über die Darstel- lung des Methyls etc. mit. P. 15. L. de Konink berichtet über Versuche, die derselbe in Ge- meinschaft mit P. Marquart über das Bryonicin angestellt hat. Die Knollenwurzel der Bryonia dioica L. wurde früher schon von ßud. Brandes, Firnhaber, Schwertfeger und zuletzt von Walz auf ihre Bestandtheile untersiicht. Obige beide Herren haben in den Knol- len einen neuen Körper entdeckt, für welchen sie den Namen Bryoni- cin vorschlagen. Das Bryonicin wurde in der chemischen Fabrik des Herrn Dr, C. Marquart in Bonn und zwar als Nebenproduct bei der Darstellung des Bryonin gewonnen; die Herren Verf. besprechen nun die erhaltenen chemischen Reactiouen. Allgemeine Sitzung vom T.Januar 1870. Vorsitzender Professor Tr ose hei. Pag. 18. Prof. Schaafhausen sprach über die thierischen Mi ssbildungen, deren Erklärung durch die genauere Erkenntniss der Entwicklungsgeschichte sehr erleichtert worden sei. Viele derselben seien als Hemmungsbildungen erkannt; während man früher eine unmittelbare Einwirkung der Vorstellungen der Mutter auf die leibliche Bildung des Kindes angenommen habe, welche Ansicht noch Burdach vertheidige, beruhe das sogenannte Versehen der Schwangern viel- mehr nur darauf, dass durch einen das Ernährungsleben störenden psy- chischen Einfluss za einer bestimmten Zeit eine Abweichung der normalen Bildiing der Organe entstehen könne. Der Schreck könne einen Bildungsfehler me die Hasenscharte oder den Wolfsrachen zu einer gewissen Zeit hervorbringen. Der Vortragende legte hierauf zwei anthropomorphe Missbildungen vor, nemlich einen Fisch Leuciscus ru- tilus L. (Eothauge) aus der Erft bei Münstereifel von Herrn Professor Freudenberg, dessen verbildeter Kopf eine komische Aehnlichkeit mit einem menschlichen darbietet und die Zeichnung einer neu geborenen Ziege, deren Kopf mit hoher Stirne und vorgestreckter Zunge in ähnlicher Weise dem eines Menschen gleicht und an die als Osycephalus bezeich- nete menschliche Kopfform erinnert. In beiden Fällen ist eine Verküm- merung des Zwischenkiefers vorhanden, der auch bei den angeborenen Bildungsfehlern des menschlichen Gesichtes so häufig betheiliget ist. Der Eedner suchte noch zu zeigen, dass solche bei Thieren gewiss zu allen Zeiten vorgekommene und dem Volke unbegreifliche Bildungen zu der in Mährchen und Sagen weit verbreiteten Vorstellung von Verwandlung der Menschen in Thiere wahrscheinlich oft die Veranlassung gegeben haben. Pag. 20. Professor Kekule theilte Versuche mit, die derselbe in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Zincke über das sogenannte Chlora- ceten ausgeführt hat. Vor etwa eilf Jahren wurde von HarnitzHar- nitzky unter diesem Namen ein Körper beschrieben, welchen dieser Chemiker durch Zusammenbringen von Chlorkohlenoxyd mit Aldehyd - Dämpfen erhalten hatte. H. - H. legte einigen Analysen zufolge demselben Literatur luid Kritik. 183 tUe Formel C-H^Cl bei. Sechs Jahre später stellte Fried el unter Mitwirkung des Entdeckers denselben Körper dar. 1868 wurde er dann nochmals von Kraut bereitet und in der jüngsten Zeit von Stache- wit z. Prof, Kekule sagt von diesem Chloraeetcn : Uns scheint nun — von dem theoretischen Standpunkte , welchen wir dermalen einnehmen — die Existenz einer so constituirten Verbindung so wenig wahrscheinlich , dass mr glaubten die persönliche Bekanntschaft derselben machen zu müssen. Vier Möglichkeiten schwebten uns vor Augen: 1) Chloracet en ist wirklich bei gleicher Moleculargrösse mit Vi- nylchlorid isomer. 2) Beide Verbindungen sind vielleicht nur polymer und das Chlor -Aceten bildet durch Spaltung des Moleculs einen leichtern Dampf. 3) Vielleicht ist das Vinylchlorid noch nicht ganz rein darge- stellt und tallt in reinem Zustand mit dem Chloraceten zusammen. 4) Vielleicht auch beruhen alle Angaben aufirrthum und manche davon sogar auf Seh winde 1. Beim Beginn unserer Versuche, sagt der Eedner, konnte uns die ad 1 ausgesprochene Vermuthung natürlich wenig wahrscheinlich erscheinen; ad 3 war kaum zulässig, da die Angaben über das Vinylchlorid von Regnault herrühren und wir können hinzufügen, dass wir diese Angaben völlig bestätigt gefunden haben. Wir glaubten demnach, die 2. Vermu- thung für die richtige halten zu müssen. Jetzt , nach Beendigung unserer Untersuchung , ZAveifcln wir kaum daran , dass die sub i ausgesprochene Ansicht die richtige ist. Es wer- den nun die Versuche und Untersuchungen über den Gegenstand mitge- theilt und sie konnten schliesslich dem Gedanken nicht Eaum geben, dass es ausser dem beschriebenen Aldehydgeniisch noch eine zweite ganz auf dieselbe Art dargestellte Substanz von denselben Eigenschaften giebt, welcher die Formel C- 11^ Cl zukommt. Pag. 2.J. Herr von Dechen sprach über die Verdienste des 1869 zu Clausthal verstorbenen Bergrath A. Römer um die Geologie, vor- zugsweise Palaeontologie !Norddeutschlands , nach dem Nekrologe sei- nes Bruders Geh. -liath Profess. F. Eömer in Breslau, welcher auch den- selben verötfentlicht hat. Derselbe Eedner legte dann das vor Kurzem erschienene Werk: Geologie des Kurischen Haffes und seiner Umgebung, zu- gleich als Erläuterung zu Section 2, 3 und 4 der geologischen Karte von Preussen von Dr. G. Berendt. Mit 6 Tafeln und 15 Holzschnitten im Text, Königsberg 1869, vor und theilte in einem eingehenden, wissen- schaftlich - wichtigen Vortrage den Inhalt mit : Versuch der Entstehungs - und Fortbildungsgeschichte des Kurischen Haflfs und seiner Umgebung; Existenz des Menschen in der Umgebung des IlaUs während der Periode der 2. Senkung. Gegenwärtiger Zustand. Das Wandern der Düne u. s. w. Pag. 34. Dr. C. Marquart sprach über Opium, die verschiedenen Handelssorten und bemerkte , dass der Werth des (Jpium durch seinen Gehalt an Alkaloiden, namentlich an Morphin bedingt werde. Un- ter den Opiumsorten sei das aus Kleinasiun das beste; doch wird dasselbe von einem 18G9, versuchsweise in Würtcinberg gewonnenen Opium an Morphin- Gehalt bedeutend übertroffen. AVcnn dieser grössere Gehalt an Morphin thcils auch dem Eedner dadurch bedingt wird , dass das Würtembcrger Opiun» reiner Mohnsaft, nicht veriuischt mit fremdartigen Stoffen ist, so ist anderer Seits auch durch diesen Versuch bewiesen, dass 184 Literatur und Kritik. die Sonnenwärme Deutschlands im Stande ist, ein an Morphin eben so reiches Opium zu liefern, als man es in Kleinasien gewinnt. Pag. 35. Prof. Mohr sprach über die Löslichkeit des koh- lensauren Kalks; er sei nur wenig löslich in reinem Wasser, nach den Versuchen zu etwa Viojooo '^om Gewicht des Wassers. Diese Löslichkeit lässt sich durch Cochenilletinctur sichtbar machen und zu einer quantita- tiven Bestimmung benutzen. Die gelbe Farbe der Cochenilletinctur wird durch gelösten kohlensauren Kalk in lebhaftes Violett umgeändert, und hierbei ist die Gegenwart von freier Kohlensäure ohne Nachtheil, da die reagirende Carminsäure stärker ist, als die Kohlensäure. Chemische Section. Sitzung vom 12, Februar 1870. Vorsitzender Prof. Kekule. Pag. 36. Prof. Mohr bespricht die Wirkung organischer Stoffe auf übermangansaure s Kali, Dr. Czumpelik zeigt mit Eezugnahme auf die Interpretation, welche Herr Prof. Mohr in seinem Vortrage „über Affinität" für die Einwirkung der Säuren und Alkalien auf den Lackmusfarbestoff gegeben hat, eine von ihm dargestellte neue Verbindung des Nitrobenzyl- cyanids vor , deren farblose alkoholische Lösung durch Alkalien intensiv roth und durch Säuren grün gefärbt wird. Prof, Mohr spricht sodann über die Zusammensetzung der Citro- nen säure. Aus einigen, namentlich älteren Analysen der citronensauren Salze glaubt der Redner schliessen zu müssen, die Formel der, in den Salzen enthaltenen wasserfreien Gitronensäure sei, wie dieses Berzelius früher geglaubt hatte, C* m 0* (alte Schreibweise) und nicht C^^ H^ 0". Damit werde dann auch die dreibasische Natur der Gitronensäure hin- fallig. Prof. Kekule bespricht in einem wissenschaftlichen kritisch gehal- tenen Vortrage die Gondensation der Aldehyde. Physikalische Section, am 21. Febr. Vorsitz, Prof. Troschel. Pag. 38. Prof. Argelander sprach über die klimatischen Verhältnisse von Santiago de Chile und Valparaiso. Es lie- gen dafür vor, die ausführlichen Berichte der Commission, welche 1849, von der Nordamerikanischen Eegierung nach Chile zu astronomischen Zwecken gesandt war und die während dreier Jahre sehr umfangreiche meteorologische Beobachtungen in Santiago angestellt hatte; dann die Beobachtung auf dem Observatorium daselbst, unter dem Director Herrn Jose Vergera während der Jahre 1866 und 1868. Pag. 40. Hr. von Dechen berichtet über den von Dr, W. von d e r M a r c k untersuchten Ortstein aus der Senne, am südwestlichen Fuss des Teutoburger Waldes bei Brackwede und Dalbke und aus der Gegend von Hamm. Bei einer Excursion des Eedners im Sommer 1869 mit Dr. von der Marck in der genannten Gegend hatte eine dunkele, schwarzbraune Sandschicht, welche unter der Oberfläche in der Stärke von einigen Zollen bis H/2 Fuss auftritt, ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie wird in dieser Gegend Ortstein genannt und verhindert jede Vegeta- tion. Bei allen Kulturen, welche versucht worden sind, muss der Ort- stein zuerst herausgeworfen werden. Eine Untersuchung zeigte, dass die Färbung dieses Ortsteins nicht von Eisenoxyd, sondern von einer humus- artigen, leichtverbrennlichen Substanz herrührt. Dieselbe stimmt also Literatur uiul Kritik. 185 ganz mit der Fuchserde in dem Heidesand überein, welchen Dr. Bcrendt aus der Umgegend des Memel - Delta's und des Kurisclien Haffs beschrieben hat. Dr. von der Marck hat 5 verschiedene Proben von Ortsteiu unter- sucht und die Eesultate der Untersuchung mitgetheilt. Pag. 47. Dr. Weiss legte Originale und lithographirte Tafeln eines neuen fossilen Coniferen- Typus aus dem unteren Eothliegendcn und der obem Steinkohlenforniation des Saar - Piheingebirges ■ or , welchem er den 2>>anien Tylodendron speciosum beilegt und den er in einem ausführlichen Vortrage diaguosirt. Pag. 48. Dr. von Lasaulx legte eine Suite basaltischer Tuffe und Breccien aus der Auvergne vor. Der Eedner verbreitet sich in einem wissenschaftlichen Vortrage über die Vorkommnisse in der Basalt- formation der Auvergne, welche von wichtigen Lagern basaltischer Tuffe begleitet sind. I heniische Section. Sitzung v. 26. Febr. Vorsitz. Prof. KekuU'. Pag. 51. Prof. Ritthausen theilte die Resultate von, in Ge- meinschaft mit Herrn Kreusler au.sgeführten Versuchen, die Bildung von Glutamin- und Aspar aginsiiur e aus pflanzlichen und thierischcn Prote inst offen bei der Einwirkung kochender verdünnter Schwefelsäure betreffend, mit und bemerkt, dass , da alle die untersuchten zahlreichen, pflanzlichen (auch die in "Weingeist löslicben) und thierischen Eiweiss- körper Asparaginsäure gaben, diese gleich dem Tyrosin und Leucin als ein allen denselben gemeinsames Zcrsetzungsproduct angesehen wer- den muss. Die thieriscben Stoffe liefern sie jedoch in geringerer Menge, als die meisten pflanzlichen, als z. B. das Legumin. Pag. 53. Dr. Muck beschreibt ein Verfahren zur Verwerthung moly bdän säur thal tiger Flüssigkeiten von Phosphor -Bestim- mungen. Allgemeine Sitzung vom T.März 1870. Vorsitzender Prof. Troschel. Pag. 56. Prof. vom Rath machte einige Mittheilungen über die auf der Insel Elba vorkommenden Mineralien. Einer der merkwürdigsten Punkte der Insel ist der Collo di Palombaja (nahe bei Piero) wo Granit und Kalkstein an einander grenzen , und das letztere Gestein in der iVähe des Eruptivgesteins als Marmor erscheint. Pag. 58. Prof. P'rcytag sprach, anknüpfend an frühere Mitthei- lungen, über die Einw irkung saurer Dämpfe und Metall Verbin- dungen auf die Vegetation, über die Bedeutung der Kupfer-, Nickel- und Kobal t- V er bin d ungen. Er theilte mit, dass alle Versuchspflanzeu aus sehr verdünnten Älttallsalzauflosungcn ohne Gefähr- dung ihrer E-vistenz die Metalloxydc aufnehmen, dass jedoch schon V4